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Die Leipziger Buchmesse 2025 – Tag 1

Über die Einlass-Schwierigkeiten wurde hier schon berichtet, sie führten jedoch dazu, dass die Messe den Zugang für die darauf folgenden Tage geändert hatte. Man kam dann insgesamt wohl schneller rein, aber dieser eine Tag hat auch zu einigen Frust bei manchen Aussteller geführt. Wer ein Ausstellerticket hatte, konnte durch einen speziellen Eingang. Autoren und Autorinnen, die nur eine Einladung vom Verlag hatten, nicht. Zudem ist es auch ein Ding der Unmöglichkeit, dass der Organisator des Gastlandes Probleme hat, seine Mitarbeiter auf das Gelände zu bekommen. Zur Erklärung, die gelten als Medienagentur, damit als Presse und dürfen damit zumindest theoretisch weniger als Aussteller.

War man dann einmal drin, waren es jedoch durchaus interessante und abwechslungsreiche Messetage. Wenn man an die Stände herankam, was bei der offiziellen Eröffnung des Gastland-Standes sich für mich als unmöglich erweisen sollte. Den hatte ich am Tag zuvor gesehen, als es eine Pressekonferenz gab, zu der ich eingeladen war.

Nach den üblichen Reden, in denen u. a. thematisiert wurde, dass es einen geringfügigen Ausstellerrückgang geben würde, der sich schlicht durch Marktkonzentration erklären lässt, aber man insgesamt mehr Fläche verkauft hatte, wurden wir zum Norwegen-Stand geführt, wo man sich die Messe über unter den Motto „Worte bewegen Welten“ präsentierten wollte.

Das hat auch geklappt, hatte man einmal an diesen durchaus sehr ansprechend schön gestalteten Stand einen Platz ergattern können. Am ersten offiziellen Messe-Tag hatte ich da keine Chance und bin stattdessen bis zur ersten Blogger-Veranstaltung die Stände der unabhängigen Verlage abgegangen, auch mit Unterstützung des Sammelheftes des Schönen Büchernetzwerkes. Sogar einen Schokopinguin gab es. Beim Verlag Pinguletta.

Die erste Blogger-Veranstaltung, zu der ich angemeldet war, richtete Rowohlt aus, die ihr kommendes Programm aber vor allem zwei Bücher und ihre Autorinnen vorstellten. Sarah Lorenz mit ihrem Roman „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ und Susanne Kaiser mit „Riot Girl„. Anschließend ging es, praktisch im gleichen Raum direkt weiter mit Diogenes und Christian Schünemanns Werk „Bis die Sonne scheint„. Auch er beantwortete Fragen und hat anschließend sein Buch für alle Anwesenden signiert.

Bevor es zum ersten Pinguin-Treffen (stadtbekannte Eisdiele und Gaststätte) mit guten Freunden gehen sollte, die man eben nur auf den Buchmessen sieht bin ich noch einige Verlagsstände abgewandert. Edition Nautilus ebenso, wie Mirabilis oder WortArtPress, die mich entweder für Bücher vormerken konnten oder mir welche demnächst zuschicken. We would see.

(v. l. n. r.: Barbara Miklaw, Nick Hillmann, Katia Tangian, Wolfgang Allinger)

So endete dann auch der erste Messetag in Leipzig. Die Berichte zu den weiteren Tagen folgen.

Euer findo.

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Die Leipziger Buchmesse 2025 – Eine Vorschau

Nur noch wenige Tage und es ist wieder so weit: Der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche öffnet seine Pforten auf der Leipziger Messe. Vom 27. bis zum 30. März findet die Leipziger Buchmesse statt, die zusammen mit der Manga-Comic Con und den Veranstaltungen im Rahmen des Programms „Leipzig liest“ im letzten Jahr über 280.000 Besucher begeistern konnte. Damals präsentierte sich eine ganze Gastland-Region, die Niederlande und Flandern, unter dem Motto „Alles außer flach“. In diesem Jahr dürfen wir literarisch in den hohen Norden reisen. „Worte bewegen Welten“ ist der Leitspruch des Gastlandes 2025, Norwegen.

Auch ich werde wieder Messe-Luft atmen dürfen und freue mich schon darauf, euch hinterher darüber berichten zu können. In den letzten Jahren waren dabei nicht nur die Lesungen, Interviews und Podiums-Diskussionen, denen man lauschen durfte, Highlights, sondern immer wieder auch Zufallsbegegnungen, Gespräche zwischen den Ständen. Ob nun mit Lesenden des Blogs, anderen Bloggenden oder an den Verlagsständen und auf Veranstaltungen. Prinzipiell jagd ohnehin auf der Messe ein Highlight das nächste.

Zahlreiche Veranstaltungen habe ich mir notiert, wie etwa bereits am Donnerstag die Eröffnung des Gastlandstandes Norwegen mit Kronprinzessin Mette-Marit oder „Reisefieber“ mit Julia Finkernagel am Stand von MDR Kultur. Wenn ihr auch die Messe besuchen wollt, hier findet ihr das Programm und die App, in der sich Lesungen, Signierstunden und anderes finden lässt, sortiert nach Ort und Datum. Wie ihr zur Messe gelangt, erfahrt ihr hier und den Messeplan könnt ihr hier finden.

Neben den üblichen Verdächtigen, wie Sebastian Fitzek, dessen Signierstunden wie in jedem Jahr auch diesmal sicherlich den Rahmen sprengen werden, empfehle ich euch einen Gang zu den Ständen des Netzwerks „Schöne Bücher„, der unabhängigen Verlage. Dort bekommt ihr nicht nur Lektüre abseits des Mainstreams sondern auch ein Goodie, wenn ihr euch an einer Sticker-Sammelaktion beteiligt. Wie das aussieht, könnt ihr hier nachlesen. Aber auch wer nicht sammelt, dem seien ein Blick auf diese und andere Verlagsstände natürlich empfohlen, von denen wir alle wohl unsere ganz eigenen Favoriten haben. Ob diese nun unter den klassischen Romanen, Mangas, Comics oder Graphic Novels oder Hörbüchern zu finden sind, die dieses Jahr nochmals besonders auf der Messe präsentiert werden oder gar zwischen den Regalen der Antiquariatsmesse und im Bereich Druck-Kunst.

Quelle: Privataufnahme (so viele Menschen)

Manch einer muss jedoch vielleicht den finanziellen Ruin mit einkalkulieren. Im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse, die ohnehin nur an zwei Tagen für die normalen Besucher geöffnet ist, dürft ihr schon ab Donnerstag auf die Leipziger Buchmesse und überall dort auch Bücher kaufen, nicht nur in der Messe-Buchhandlung selbst.

Treffen wir uns also zwischen den Gängen, an den Verlagsständen und stöbern uns gemeinsam durch die Verlagsprogramme. Ich wünsche uns allen viel Spaß in den kommenden Tagen. Und allen, die zu Hause bleiben, viel Spaß dann beim Stöbern in den Blogs, Literaturforum, auf Youtube und den zahlreichen Social Media Kanälen, auf denen hoffentlich ein wenig Messe-Feeling zu euch auf’s heimische Sofa transportiert werden wird. Und sicher das eine oder andere Buch euch auf die Wunschliste wandern lässt.

Euer findo.

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Das Lesejahr 2024 – Mein Rückblick

Die ersten Tage des neuen Jahres fühlen sich oft so an, als stecke die Welt noch im Pausenmodus. Beginnend mit den Weihnachtstagen des vergangenen Jahres, ein kurzes Aufbäumen zu Silvester, hier wurde bis vier Uhr morgens geböllert, und dann wieder Ruhe, bis der Alltag die Menschen zwingt, Alltagsdinge zu tun. In dieser Zeit schauen wir zurück. Was war los in diesem Jahr? Was möchten wir mit ins neue nehmen, was lieber zurücklassen? Für mich heißt das, auch einen Blick auf das vergangene Lesejahr zu werfen.

Mit diesem zumindest, darf ich zufrieden sein, wenn auch private, nicht ganz so schöne Begleitumstände dazu geführt haben, dass ich mehr Lesezeit hatte, als z. B. im Jahr 2023. Damals habe ich „nur“ 86 Bücher beenden können. In diesem Jahr darf ich glatt 112 Werke auf dem Zähler verbuchen, wobei ein Großteil dieser Steigerung auf das Konto von Graphic Novels, Mangas und Comics geht, die sich mal eben so weglesen lassen. 27 Werke zähle ich in diese Rubrik mit hinein. Noch vor einigen Jahren habe ich die Werke aus meiner Statistik herausgerechnet, doch bei dieser Zahl kann ich sie einfach nicht mehr ignorieren.

39 Sachbücher habe ich lesen können, sowie 24 Romane und Erzählungen. 9 Bücher zähle ich zu Kriminal-, Thriller- und Horrorliteratur und ein Zeichenkurs-Buch, welches ich sozusagen als Verweis auf ein anderes Hobby von mir nehme. In meinen Regalen sind noch eine ganze Menge mehr Zeichen-Bücher eingezogen, aber da ich die nicht von vorne bis hinten durchlese, sondern immer mal wieder vornehme, um bestimmte Sachen nachzulesen oder Motivvorlagen herauszusuchen, eben wenn ich zeichne, zähle ich die nicht in meine Lesestatistik mit hinein. Kinder- und Jugendbücher schlagen bei mir mit 9 Stück zu Buche.

40 Bücher stammten von Autorinnen. 53 Bücher vom Gelesen-Stapel wurden von Männern geschrieben. Der Rest waren Gemeinschaftsprojekte mehrerer Personen.

73 Bücher wurden mir von Verlagen für eine Rezension zur Verfügung gestellt. Dafür einen ganz großen Dank an alle Verlage, literarische Agenturen und nicht zuletzt zahlreichen Autorinnen und Autoren, die mich bei meiner Arbeit unterstützen.

64 Bücher waren Hardcover, der Rest Taschenbücher. In diesem Jahr war kein einziges E-Book darunter. Ja, ich bin immer noch ein Printleser, auch wenn ich mich beim Blick auf meine Regale frage, wie lange das noch gut gehen soll. Auch habe ich 2024 kein einziges Buch in einer anderen Sprache gelesen als Deutsch. Vielleicht schaffe ich es ja im nächsten Jahr einmal, wenigstens für mein Gewissen ein paar Mal Englisch zu lesen?

Ein einziges Werk musste ich abbrechen, was wohl aber eher an mir selbst liegt. Manchmal kann man es halt trotz des Versuchs, halbwegs journalistisch neutral an ein Buch heranzugehen, nicht ignorieren, dass man absolut nicht zur Zielgruppe gehört.

2024 habe ich die Buchmessen Leipzig und Frankfurt, sowie sehr spontan die kleinere Berlin Buch besuchen können. Vielleicht schaffe ich es im nächsten Jahr auch noch Lesungen und andere kleinere örtliche Literaturfeste mitzunehmen. Darüber würde ich mich sehr freuen, ebenso wenn der Dienstplan aus dem Haupt-Arbeitsleben Zeit und Energie für die Besuche von Lesungen hergeben würde.

Auf den Buchmessen selbst habe ich wieder zahlreiche Menschen treffen können, die mir inzwischen ans Herz gewachsen sind, egal ob sie für Verlage, Agenturen arbeiten oder selbst schreiben und nicht zuletzt auch einige Leserinnen und Leser, sowie Bücherforen-Menschen, die mich vor Jahren überhaupt erst ermutigt haben, über die Bücher, die ich lese, zu schreiben. Ihr seid toll.

Alle einzelnen Ereignisse und Erlebnisse entsprechend zu würdigen, würde den Rahmen sprengen. Gerne denke ich an die Bloggertreffen des Schönen-Bücher-Netzwerks in Frankfurt zurück, sowie auf den beiden großen Messen an verschiedenen Ständen großer und kleiner Verlage, an spontan sich ergebende Gespräche oder an Begegnungen mit Autorinnen und Autoren wie, stellvertretend für alle anderen, Isabel Bogdan („Wohnverwandtschaften„, bei Kiepenheuer & Witsch) oder Uwe Wittstock. Mein Interview mit ihm zu seinem Werk „Marseille 1940“ gehört definitiv zu einem der Highlights in meinem Bücherjahr. Es ist einfach toll, wenn alle Beteiligten, sowohl Verlag als auch Autor (und ich) einfach am Gelingen interessiert sind und daraus dann etwas entsteht.

Beeindruckt hat mich auch der Diogenes Verlag, der trotz Messestress meine sehr kurzfristige Bitte nicht vergessen hatte, ein Buch von Sasha Filipenko für mich signieren zu lassen, da ich es nicht zur Signierstunde schaffen konnte. Ich freue mich schon auf die Lektüre, sowie auf zahlreiche andere Bücher aus dem Karl Rauch Verlag, von mirabilis, dem Mitteldeutschen Verlag, Dorling Kindersley, dtv, Rowohlt, S. Fischer, C. H. Beck, um nur einige zu nennen. Und ja, auch alle anderen, die ich im Verlauf der Zeit so entdecke oder die mir über den Weg laufen werden.

Im Januar und Februar 2024 waren das nur sechs Bücher, während Dezember mit 13 Werken mein stärkster Lesemonat gewesen ist.

Und wie geht es weiter? Ein oder zwei Rezensionen werden folgen, dann wird es hier interaktiv, da ich ein Kochbuch besprechen werde. Dazu müssen erst die Reste von Silvester vertilgt werden, aber dann wird nachgekocht, was bei meinen kulinarischen Fähigkeiten einer Herausforderung gleichkommt. Ihr dürft also gespannt sein. Ebenso möchte ich mich an mehr Social Media-Blogger-Kooperationen beteiligen, als es 2024 der Fall war. Die letzte scheiterte ein wenig an meinem technischen Verständnis und an der Technik überhaupt. Hier braucht es Übung. Zudem nehme ich euch auch 2025, wenn alles klappt, wieder mit auf die Messen und wie gesagt, vielleicht auf die eine oder andere sonstige Literatur-Veranstaltung, die dann hoffentlich das eine oder andere Highlight auf den Bücherstapeln hervorbringen.

Highlights gab es dieses Jahr auch, ganz viele sogar. Eloy Moreno mit „Unsichtbar“ oder Lize Spit „Der ehrliche Finder“ mag ich hier besonders hervorheben, aber auch Martina Berscheid, die mit „Fremder Champagner“ mich überzeugen konnte. Geschafft hat mich dagegen Simone Trojahn mit „Kellerspiele„. Manchmal funktioniert so etwas, andere Male eben nicht.

Aber das ist eben auch das Spannende am Lesen. Diese Abwechslung, das Hin- und Hergeworfen werden, Neu- und Wiederentdeckungen, von denen ich hoffe, auch 2025 wieder eine ganze Menge haben zu werden. In diesem Sinne, auf ein weiteres, spannendes und abwechslungsreiches Lesejahr, viele Eindrücke und Begegnungen.

Euer findo.

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Verlagsgeschichte: 60 Jahre Wagenbach

Wie überlebt man gute Bücher? Besser als schlechte jedenfalls! Der unabhängige Verlag für wildes Lesen feierte im letzten Jahr sein sechzigjähriges Bestehen und das, obwohl er sich anfangs gegenüber politischen Widerständen durchsetzen musste und heute ebenso wie andere mit steigenden Produktionskosten und den Schwund von Leserinnen und Lesern zu kämpfen hat. Nicht einfach, wenn man weder dem Mainstream folgen möchte, Nischen entgegen wirtschaftlicher Erwägungen besetzt hält und sich ganz und gar dem Genuss schön gemachter Bücher hingeben möchte. Wie in den Anfangsjahren eben auch.

Dabei hat der Verlag viel zu bieten, anfangs kontrovers diskutierte Themen, anspruchsvolle Essays und Lesestücke, sehr schnell viel Literatur aus Italien, Lateinamerika, Spanien und innerhalb seiner „roten Reihe“ Alan Bennetts „Die souveräne Leserin“, die lesende britische Monarchin und nicht nur sie als bemerkenswerten und überraschenden Bestseller innerhalb der Verlagsgeschichte. Auf die kann man zurückblicken und dabei überraschend vielseitige Texte, nach Erscheinungsjahr im Verlag geordnet, lesen. In diesem wunderbaren Almanach zum Jubiläum und dabei auch Einblick in Verlagsgeschehen nehmen. Wie ging das damals eigentlich, das schöne Buch? Und wie geht das heute?

Zettel und Stift daneben legen, zum Notieren, ist jedenfalls zu empfehlen. Sei es, um Namen für das spätere Recherchieren herauszuschreiben oder die Wunschliste zu verlängern. Letzteres wird in jedem Fall passieren.

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Leipziger Buchmesse 2024: Tag 1 & 2 – Messe mit Hindernissen

Nach einigem Sortieren und Durchatmen bin auch ich aus Leipzig zurück. Nach Leipzig ging es schon einen Tag vor Messe-Beginn, was das Ankommen und den Stress, der damit verbunden ist, etwas entzerrt, auch wenn diesmal die Bahn weder bei An-, noch Abreise Probleme gemacht hat. Ist doch auch mal was. Dennoch nehme ich nächstes Mal vielleicht noch eine frühere Verbindung. Ich hätte so die offizielle Eröffnungsveranstaltung im Gewandhaus mitnehmen können, die zumindest nach Hörensagen berichtenswert gewesen wäre.

Und an den Ständen durchaus intern Gesprächsthema gewesen ist. Nicht nur, dass dort der Bundeskanzler durch Zwischenrufe unterbrochen wurde, auch organisatorisch einige Dinge zumindest die eine oder andere Diskussion wert gewesen wäre. Weder wurde der alte Messe-Direktor Oliver Zille gebührend verabschiedet, noch die neue Buchmesse-Chefin entsprechend vorgestellt, auch auf das Gastland wurde nicht so tiefgehend eingegangen, wie man es hätte möglich machen können.

So was muss man doch inszenieren. Das fanden so einige mehr als irritierend und da sprechen wir noch nicht einmal von der Eröffnung des Gastland-Standes „Niederlande & Flandern – Alles außer flach“ mit dem Bundespräsidenten, der wohl ebenfalls ausgepfiffen wurde.

Am Ende des Tages fand unser traditionelles Bücherforen-Eröffnungsessen (buechertreff.de) beim Inder statt. Auf meine zweite bestellte Mango-Limonade warte ich immer noch, aber schon die Gespräche dort und das Wiedersehen haben viel wettgemacht.

Messe-Tag 1

Der begann, für mich ungewöhnlich, nicht auf der Messe, sondern in einer der ehemaligen Wartehallen des Hauptbahnhofs. Dort sind jetzt eine Buchhandlung drin, nebenbei eine der schönsten in Leipzig, und nebenan ein Starbucks drin. Im letzteren traf ich mich mit Uwe Wittstock, um über seine Bücher Marseille 1940″ und Februar 33 zu diskutieren.

Uwe Wittstock im Gespräch. (Quelle: Privatarchiv)

Ich hoffe, das Interview bald zum Nachlesen auf den Blog bringen zu können. Es war wieder ein Gespräch mit einem Autoren, der wollte, dass das Interview für beide ein Erfolg wird. So etwas ist immer dankbar, zudem Verlag, Autor und ich bis kurz vor knapp nach einem passenden Termin und Ort gesucht hatten. Bei hektisch chaotischer Messe-Planung von allen Seiten gestaltete sich das nicht ganz so einfach. Letztendlich hat es geklappt.

Danach bin ich zur Messe gefahren, natürlich total euphorisiert und konnte der Diskussion „Israel ohne Lobby“ lauschen und danach „Die Geschichte der Israelis & Palästinenser“, eines der großen Themen der diesjährigen Buchmesse.

Die Edition Nautilus bescherte mir mein letztjähriges Lesehighlight. Der Verlag eröffnete die Messe mit einem kleinen Empfang am Stand. Dort, wie auch bei den anderen, vor allem unabhängigen Verlagen, hatte ich im Laufe der Tage viele tolle Gespräche. Zuletzt konnte ich dann einer Diskussion um Andrea Löws „Deportiert“ lauschen, in der die Historikerin die Deportationsgeschichten des Holocaust aus Sicht derer darstellte, die sie erlebten.

Der Abschluss des Tages bildete dann unser traditionelles Essen im Pinguin mit der Hammer-Meldung, Streik der Leipziger Verkehrsbetriebe an den folgenden Tagen. Grund genug, dass ich mir für den ersten Streik-Tag ein Taxi bestellt habe. Man resigniert da inzwischen, zuckt mit den Schultern. Irgendetwas ist ja immer und dass etwas so läuft, wie geplant, rückt ja inzwischen öfter in weite Ferne.

Messe-Tag 2

Der Freitag bestand für mich vor allem aus Gesprächen, zuerst mit einer freien Literaturagentin, die sehr viel für kleinere und unabhängige Verlage, aber auch für große Verlagsgruppen macht, die nur so es schaffen, etwas auch außerhalb ihrer A-Titel zu präsentieren. Alles andere würde sonst hinten runter fallen.

Auch habe ich so den einen oder anderen Blick auf kleinere Verlagsgeschichten bekommen, der mir sonst so nicht möglich gewesen wäre. So was ist der Lohn für das, was ich mache, aber auch Planung für kommende Beiträge auf den Blog. Für den ging es dann weiter zu Diogenes, anschließend zu Kiepenheuer & Witsch, die jeweils beide Autorinnen und ihre Bücher vorstellten, anschließend zu Karl Rauch, dem Verlag des „Kleinen Prinzen“, der aber noch sehr viel anderes macht.

Dort gab es ebenfalls einen kleinen Empfang und nette Gespräche mit Verlagsmitarbeitern und einer Presseagentin. Ist das eigentlich schon eine Art von Adeln, wenn man als Kollege angesprochen und behandelt wird? Auf jeden Fall besser als der arme Praktikant eines großen deutschen Radiosenders, der in der Früh von seinen Kollegen im Hotel vergessen wurde. Manchmal ist das schon witzig, was man hinter den Kulissen so alles mitbekommt.

Anschließend ging es zum Verlag Wagenbach, der Jubiläum feierte, sich selbst und sein Programm vorstellte. Dort wurden alle auf Wolken (kleine Schaumstoffunterlagen zum Sitzen) gebettet und mit italienischen Getränken (Nein, kein Wein.) ausgestattet. Eine niederländische Autorin stellte ihr neues Buch vor und ich habe eventuell ein Interview angestoßen, was ihr vielleicht auch bald auf den Blog lesen könnt, mit derer Übersetzerin, falls euch Übersetzungsarbeit im Literaturbetrieb interessiert. Wenn nicht, mache ich es trotzdem. Noch ist aber nichts fest.

Die Autorin Wytske Versteeg liest aus ihrem Roman „Die goldene Stunde“, und ich schaue hinauf, da unten sitzend. (Quelle: Privatarchiv)

Gegen des Ende des Tages war die Familie dran. Mit meinen Geschwistern ging es zum Vietnamesen. Schwesterherz hat eingeladen. Da sagt man ja auch nicht nein.

So weit erst einmal bis dahin. Der Bericht zu Tag 3 und 4 könnt ihr hier nachlesen, das Fazit folgt noch.

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Kurzblick: Große Kunstgeschichten für kleine Künstler*Innen

Kurzblick: In dieser Kategorie kommt all das zum Tragen, was sonst nirgendwo hineinpasst. Etwas nicht zu schreiben, wäre ja schade.

Der Begriff -Kunstmuseum- sorgt alleine schon für entsprechende Bilder im Kopf. Behangene Wände, steril und staubtrocken die Atmosphäre, hallende Schritte auf den Parkettböden und Aufsichtspersonen, die bei jedem Geräusch, lauter als ein leichtes Hüsteln, zusammenzucken und einschreiten. Vielleicht sind es, nicht nur, diese Dinge, die dafür sorgen, dass das Interesse für solche Stätten und die Werke, die dort präsentiert werden, schon in der Gruppe der Erwachsenen sehr limitiert ist? Kinder scheinen da erst recht unerreichbar zu sein, obwohl diese durchaus gerne malen, zeichnen, basteln, eben kreativ sind.

Amy Guglielmo/Petra Braun: Große Kunstgeschichten – Vincent van Gogh: Er sah die Welt in lebhaften Farben, ISBN: 978-3-8310-4452-8 (Abbildung: Dorling Kindersley)

Inzwischen jedoch gibt es Museen, die den Versuch wagen, dagegen zu steuern. Kreative Workshops in allen Richtungen werden angeboten, es gibt Führungen, die speziell auf die Kleinsten zugeschnitten werden, inzwischen auch Bücher, die einladen, selbst kreativ zu werden und etwa zu zeichnen, wie die Großen. Eine neue und dahingehend sehr anregende Reihe ist die der -Großen Kunstgeschichten- aus dem Sachbuchverlag Dorling Kindersley, die jetzt mit zwei Werken startet und zukünftig hoffentlich die eine oder andere Fortsetzung erfährt.

Beide Werke, erschienen bei Dorling Kindersley, ISBN: 978-3-8310-4452-8, sowie ISBN: 978-3-8310-4453-5, hier und hier. (Abbildungen: Dorling Kindersley)

In Zusammenarbeit mit dem New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) folgen die Autorinnen Gabrielle Balkan und die Illustratorin Josy Bloggs der amerikanischen Künstlerin Georgie O’Keeffe, während sich Amy Guglielmo und Petra Braun auf die Spuren Vincent van Goghs begeben. In verständlicher Sprache und wunderbar illustriert wird das Leben der beiden Kunstschaffenden dargestellt, Merkmale der Zeichenstile und einzelne Werke herausgestellt.

Damit nicht genug, auch werden immer wieder Anregungen gegeben, an denen sich nicht nur die Kleinsten versuchen können. So heißt es etwa: „Schau dir eine Pflanze genau an. Was siehst du? Versuche, die Einzelheiten zu malen.“, oder aber: „Betrachte deine Hand ganz genau und versuche, sie in verschiedenen Positionen zu zeichnen.“ Im Anschluss daran findet sich ein kleiner Zeitstrahl in Form einer Aneinanderreihung von Bildern, eine kleine Begriffssammlung, die nochmals Augenmerk auf wichtige beschriebene Informationen lenkt. Natürlich kindgerecht erklärt.

Gabrielle Balkan/Josy Bloggs: Große Kunstgeschichten – Georgia O’Keeffe: Sie sah die Welt in einer Blume, ISBN: 978-3-8310-4453-5 (Abbildung: Dorling Kindersley)

Zwei Werke, die für kreative Kinder sicher interessant sind, zudem einige Anregungen geben, um selbst kreativ zu werden und vielleicht einige davon auch für Museumsbesuche begeistern können. Das wäre doch schön. Eventuell gibt es die eine oder andere Idee, was man sonst noch malen könnte, gleich dazu.

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Über ein physisches Leseerlebnis und Appetit auf Wöbkenbrot

Als der aktuellen Lage geschuldet, Messen ausfielen, wurden so einige Verlage, Autoren und Autorinnen aktiv und haben die Möglichkeiten der sozialen Medien sehr ausführlich genutzt und auch diverse Tools, die wir ausgiebig in unserem Arbeitsalltag integriert haben dürften. So konnten Lesungen, Interviews und Gesprächsrunden weiter stattfinden.

Der Kontakt zwischen Literaturszene und Leserschaft kam so nicht zum Erliegen, doch ein kleiner Stich im Herzen ließ Präsenzveranstaltungen schmerzlich vermissen. AutorInnen direkt gegenüber zu stehen, mit denen zu sprechen, vielleicht ein Foto zu machen und sich eine Signatur zu holen, ein persönliches Feedback zu geben, ist doch etwas anderes, als Bildschirm-Atmosphäre zu spüren, die wir ja sowie so zu oft spüren.

Die erste größere Gelegenheit war jetzt für mich die jüngst vergangene PopUp-Buchmesse in Leipzig, aus der von den dort anwesenden Verlagen noch einige Werke hier nach und nach vorgestellt werden und nun, in etwas kleineren Rahmen die Veranstaltung des Mirabilis Verlags und der Letretage Berlin, in der der Autor Jürgen Meier aus seinem Roman „Wöbkenbrot und Pinselstrich“ las.

Jürgen Meier: Wöbkenbrot und Pinselstrich
Seiten: 343, ISBN: 978-3-947857-08-1
Mirabilis Verlag

Weder den Veranstaltungsort, noch das Ankerzentrum für Literatur Lettretage kannte ich vorher, auch nicht Jürgen Meier und so bin ich dort ganz unbefangen gewesen, ohne zu wissen, was mich eigentlich erwartet. Der Ort selbst sehr unscheinbar, der Raum übersichtlich, ist wohl das, was man in Berlin als atmosphärisch bezeichnen würde. Gewirkt hat er in jedem Fall und vor allem der Autor selbst.

Mehrere Abschnitte las er im kleineren Rahmen aus seinem Werk vor, welches hier noch näher vorgestellt werden wird und entfachte quasi einen vor dem Publikum ablaufenden Film, über zwei Familien über ein Jahrhundert. Und das funktionierte gut, sehr gut sogar, so dass ich gespannt darauf bin, Protagonisten, Orte, die Handlung und die Kunst selbst zu entdecken. Ich werde davon berichten.

Danach ging es ins Gespräch. Der Autor und das Publikum, die Verlagsmitarbeiterin, die Literaturagentin, Freunde, Bekannte des Schreibenden und irgendwo auch ich. Jeder unterhielt sich im Laufe des Abends mit jedem, diskutierte und entdeckte das Gesicht hinter E-Mai-Adressen und auch sonst. Der Film, den der Autor entfacht hatte, lief also praktisch weiter.

Ich freue mich jetzt auf die Lektüre, vertiefte Kontakte und die eine oder andere Idee für Projekte, die ich im Kopf habe und vielleicht mit anderen weiterspinnen werde. Das hätte eine Online-Veranstaltung so nicht gekonnt, bin ich mir sicher. Schon das Lesen von Jürgen Meier hätte nicht annähernd so wirken können, wie es live gewesen ist. So blieb am Ende nicht nur der Appetit auf Wöbkenbrot.

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Michele K. Troy: Die Albatross Connection

Inhalt:

Die aufregende Geschichte des Albatross-Verlags – gegründet Ende 1931 in Hamburg – beschreibt in bester John-le-Carre-Manier, wie drei Glücksritter die Nazis austricksten, und ganz nebenbei die dramatischen Anfänge des modernen Taschenbuchs. (Klappentext)

Rezension:

Praktisch über Nacht überflügelte der Albatross seine Konkurrenten und blieb lange sichtbar das Wappentier eines der erfolgreichsten Verlage, die mitten im Europa des Zweiten Weltkriegs, tätig waren. Als Grenzen nahezu unüberwindbar waren, schufen die Gründer des Albatross-Verlags ein dichtes wirtschaftliches Netz und waren zuweilen so erfolgreich, dass sie selbst die strenge Zensur argwöhnischer NS-Behörden umgehen konnten, die dem Unternehmen misstrauten, es andererseits jedoch auch für ihre Ziele einzuspannen versuchten.

Ein Unternehmen, welches so nur in besonderen Zeiten existieren konnte und heutzutage fast dem Vergessen anheim gefallen ist, nachzuspüren, dieser Aufgabe hat sich sich die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Michele K. Troy gewidmet und so das entwirrt, was schon vor Augen der damaligen deutschen Obrigkeit schier undurchdringlich schien. In „Die Albatross Connection“ beschreibt sie detailliert die Entstehungsgeschichte eines Verlagsunternehmens und damit auch der Menschen, die einst englische Literatur auf den Kontinent heimisch machen und verbreiten wollten.

Und vorzüglich verpackt waren sie allerdings. Wenn Kleider Leute machtem, wie übrigens auch der schnittige persönliche Auftritt der Albatross-Chefs zu sagen schien, so machten die farbenfrohen Einbände und Schutzumschläge ihre Taschenbücher zu einer Klasse für sich.

Michele K. Troy: Die Albatross Connection

Aus Puzzleteilen zahlreicher privater und staatlicher Archive entstand in jahrelanger Recherche ein so spannendes Stück Literaturgeschichte, dass man diese zugleich als Krimi, Spionageroman oder Biografie der drei Albatross-Gründer lesen kann. Aber eben auch, dass (sich) am Schicksal dieses Unternehmens viele Köpfe zerbrachen.

Jahrelang verbarg sich Albatross, sichtbar für alle Welt. Nebelwerfen bewährte sich nicht nur als die beste Verteidigung gegen die Bürokratie des Nazistaates, sondern gewährte deutschen Lesern auch Zugang zu englischer und amerikanischer Literatur, als in Hitlerdeutschland die Reinigung des Volkstums von fremden Einflüssen längst im Gange war.

Michele K. Troy: Die Albatross Connection

Im Bann gezogen ist man dann, wenn die autorin etwa beschreibt, wie der Gründer John Holroy-Reece mithilfe von britisch-jüdischen Intellektuellen Finanzmittel auftreiben konnte, selbst jedoch für seine Mitstreiter kaum zu fassen war, gleichwohl diese in den gegnerisch zueinander stehenden Ländern Deutschland und Frankreich ihrerseits den Verlag am Leben erhielten.

Albatross hatte die duetschen Behörden glauben lassen, was sie glauben wollten […].

Michele K. Troy: Die Albatross Connection

Ohne den Faden bei ihren Recherchen verloren zu haben, taucht die Autorin in wundersame und erschreckende Zeiten ein, führt Lesenden die Fallstricke und Herausforderungen vor Augen, denen sich die Albatross-Connection, bestehend aus Holroyd-Reece, Kurt Enoch und Max Christian Wegner ausgesetzt sah, stellt jedoch auch dar, wie Wagemut und fast zu oft eine ungehörige Portion Glück ein Unternehmen unter den Augen eines Regimes überleben lassen haben, welches dessen Ideologie diametral entgegen stand.

Mit diesen Werk lässt Troy ein beeindruckendes Stück europäischer und nicht zuletzt deutscher Literaturgeschichte wieder lebendig werden, welches sicher seinen Eingang in die Bibliotheken entsprechender Hochschulen und Universitäten finden wird, so dass man dort eine detaillierte Überblicksschrift in den Händen halten kann. Doch nicht nur dort wird man beeindruckt zurückbleiben, ob dessen der Autorin es gelungen ist, die Puzzleteile aufzustöbern und zusammen zu fügen.

Der Albatross bildete die Grundlage des modernen Taschenbuchs, wie wir es heute kennen. Nicht nur für Literaturbegeisterte ist das Werk jedoch auch eine besondere Schrift gegen das Vergessen.

Autorin:

Michele K. Troy ist Professorin für Englische Literatur an der University of Hartford. Sie forscht zur angloamerikanischen Kultur in Europa zwischen und während der Weltkriege, sowie zur Entwicklung des modernen Taschenbuch und des Buchhandels während der NS-Zeit.

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Kurzblick: Poetisiert Euch.

Wieder einmal ist es Zeit für einen Beitrag der Kategorie „Kurzblick“. Hier erscheint alles, was sonst nicht recht in irgendeine andere Kategorie passen möchte, was einer anderen Form bedarf oder wozu der Schreibende noch nicht allzu viel Vergleichsmaterial in der Hinterhand hält. Heute soll es dabei um einen kleinen Independent-Verlag gehen, der seit 2005 ganz im Zeichen von Lyrik und Illustration steht.

Wie ist es mit euch? Lyrik, das war der Part im Unterricht, mit den man sich eine gute Note zu Schulzeiten holen konnte, wer keine Probleme hatte, Texte auswendig zu lernen, aber auch dieser, der manchen von uns zu Fall brachte, wenn es um die ausführliche Interpretation ging. Wehe dem, man folgte der Meinung einschlägiger Lehrbücher oder -personen nicht und hatte irgendetwas in der Argumentation übersehen.

Lyrik ist jedoch schon immer mehr gewesen, als das starre Entlanghangeln und Festhalten an Formen. Das kann man natürlich tun, doch darf sie natürlich dazu dienen, den Gedanken freien Lauf zu lassen, zum Nachdenken anzuregen, Perspektiven zu gewinnen und einfach einmal zu zeigen, was mit Sprache möglich wird, wenn man sie nutzt. Der Text ist das eine, die haptische Form ist das andere. Die Gründer und Schreibenden des Verlagshaus Berlin bringen beides überein.
Dabei entstehen Werke, in denen man sich verlieren kann, wenn man es zulässt.

Lea Schneider, z. B., lebte einige Zeit in China und wirkt als freie Übersetzerin, Autorin und Lyrikerin, bringt ihre Gedanken zum Reich der Mitte in ihrem Lyrik-Band „made in china“ zum Ausdruck. Durchstreift werden sechs Orte, die alle pulsieren, voller Leben sind, von der Vergangenheit zehren, sie nicht loslassen können und doch unaufhaltsam voranschreiten, der Zukunft entgegen. Der Spagat, den die Bewohner von Beijing, Shanghai oder Hong Kong machen, täglich, zwischen alter Tradition und Geschichte und chinesischer Interpretation eines modernen Staats kommt dabei zum Tragen. Wie viel wissen oder was glauben wir zu wissen, über China, deren Städte sich zu gleichen scheinen, und doch ganz verschieden sind?

„made in china“, Gedichte von Lea Schneider, Illustrationen von Yimeng Wu
Edition Belletristik im Verlagshaus Berlin
Seiten: 108, ISBN: 978-3-945832-38-7

Odile Kennel begibt sich dagegen auf die Suche nach einem Gefühl. Was ist Lust? Worin besteht die überhaupt? Worauf kann man Lust haben, was bewirkt sie, wo durch wird sie ausgelöst? Können Texte, kann Sprache Lust bereiten? Sind Wörter körperlich? Mit der Sprache nach ihrem Lusthorizont suchend, im Rahmen der im Verlag herausgegegebenen Edition Poeticon sucht die Autorin, findet nicht, findet doch. Auch hier, man muss sich darauf einlassen, man muss sich den Text erschließen, auf sich wirken lassen.

„Lust“ von Odile Kennel
Edition Poeticon im Verlagshaus Berlin
Seiten: 48, ISBN: 978-3-945832-47-9

Inzwischen gibt es mehrere dieser Reihen, die auf Entdeckung durch uns Lesende warten. Wem dies nicht genügt, kann vom Verlagshaus Berlin auch die Lyrik abonnieren. Kurzum: Poetisiert Euch.

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Das Bloggen mit Büchern: Wie hältst du’s mit Rezensionsexemplaren?

Der Blog startete als kleines Privatvergnügen, zur Gedächtnisstütze nach der Lektüre. Mehr war es zu Beginn nicht, wollte ich doch aufschreiben, wie ich ein gelesenes Buch fand und warum das so ist, schließlich verdrängt man als Vielleser eine ganze Menge. Irgendwo muss ja der Platz für Gedanken zu neuen Büchern her. Da ist solch eine Schreibarbeit schon eine feine Sache.

Heute, lange nachdem ich mich auf’s Glatteis begeben habe, ohne auf mich zu vertrauen, dass es vielleicht noch jemanden gibt, der sichd afür interessiert, was ich zu sagen habe, mit größerem Selbstbewusstsein, ist aus dem persönlichen Archiv viel mehr geworden.

Inzwischen sehe ich es als meine Aufgabe an, Literatur vorzustellen und kritisch einzuordnen, auch einmal Bücher jenseits der obersten Schichten von Büchertischen und Bestsellerlisten zu zeigen. Gelesen wird das gerne, dafür bin ich unglaublich dankbar. Doch, auch ich muss mir als Blogger eine Frage gefallen lassen und die lohnt einer näheren Ausformulierung.

Wie hältst du’s mit den Rezensionsexemplaren?

Was der Mode-Bloggerin ihr Seidenschal oder ihre Handtasche ist, sind den Literaturbloggern die Rezensionsexemplare. Per se sind das Bücher, die in einer begrenzten Stückzahl von Verlagen und Autoren der Presse zur Verfügung gestellt werden, um diese unter die Menschen zu bringen, auf breiter Basis zu präsentieren und vorzustellen. Für die eine Seite nicht mehr und nicht weniger als kostengünstige Werbung, für uns Blogger Arbeitsmaterial, Content und Lohn zugleich.

Der Stapel ungelesener Bücher ist bei mir naturgemäß nicht klein.
Manchmal kommen aber auch Rezensionsexemplare hinzu.

Natürlich ist kein Schreiberling auf diese Art von Zuwendung angewiesen. Einige nutzen sie mehr, andere konzentrieren sich auf das, was sie ohnehin auf ihren Stapeln ungelesener Bücher finden. Persönlich stöbere ich gerne in den Vorschauen der Verlage, lasse mich auf Benachrichtigungen von Autoren und literarischen Agenturen ein.

Einige intensive Kontakte sind dadurch schon entstanden, mit einigen Schriftstellern hatte ich so die Grundlage für Interviews auf den Buchmessen geschaffen. Da ist die Frage nicht weit, wie kritisch man gerade dann sein darf. Schließlich hoffen die, die Rezensionsexemplare zur Verfügung stellen, auf eine positive Besprechung.

Gerade das ist nicht immer gegeben. Sei es, weil die Thematik nicht so von den AutorInnen verarbeitet oder umgesetzt wurde, wie man sich das als Leser erhofft hatte, weil man ganz andere Erwartungen an die Lektüre hatte oder das Buch zwar zeitnah gelesen hatte, aber in der falschen Stimmung dafür gewesen ist. Das und noch einige andere Punkte beeinflussen die Bewertung von Büchern und dies kann dann natürlich auch nach hinten losgehen.

Anfangs war ich noch vorsichtig. Zu Beginn ist man noch neu in dieser „Bubble“, fühlt sich geehrt, wenn man Rezensionsexemplare zugeschickt bekommt. An meinen ältteren Rezensionen merkt man das teilweise, doch mittlerweile neige ich dazu, zu sezieren, wie ein Rechtsmediziner eine Leiche. Gott sei Dank fühle ich mich nach dem Lesen der meisten Bücher weniger tot als viel mehr erfüllt.

Der Glücksgriff nach guter Lektüre gelingt mir häufiger, auch bei Anfragen an die Verlage, als dass er mir misslingt. Das erklärt viele positive Bewertungen. Ich kenne meine Lesevorlieben, meine Stimmung genau, begründe jedoch auch, wenn dies einmal nicht so funktioniert.

So schreibe ich dann auch negative Rezensionen. Um ehrlich zu sein, auch Verrisse zu formulieren, macht Spaß. Einige Verlage können davon bei mir leidgeprüft ein Lied singen. Doch, mein Anspruch ist es, jede Kritik, die ich äußer, sachlich zu formulieren und ausführlich zu begründen.

Es braucht auch einmal eine negative Meinung, doch letztendlich gilt das, was Marcel Reich-Ranicki einst in einem Interview formulierte. Hauptsache ein Buch wird erwähnt. Auch von ihm verrissene Lektüre verkaufte sich sehr gut. Schließlich wollten viele wissen, was an der Kritik des großen Kritikers dran ist. Inzwischen halte ich das ebenso.

Jeder kann hier sehen, welche Rezensionen auf einem Rezensionsexemplar beruhen. Das schreibe ich entweder in die Datenbox oben hinein, oder bei älteren Rezensionen, die noch nicht überarbeitet wurden, steht diese Information als Kennzeichnung im Verzeichnis. Es ist ersichtlich, transparent. Um so wichtiger dann auch, welches Fazit ich aus der Lektüre für mich gezogen habe.

Wenn das ausführlich und begründet ist, haben alle was davon. Leser, Autoren und Verlage. Es soll ja auch die jenigen geben, die genau wissen, was nicht für den Rezensenten funktioniert hat, könnte es für einem selbst sein. Das ist dann auch eine Hilfe. Vielleicht ist mir eine Handlung zu ruhig und langwierig, andere suchen genau dies. So kann auch eine negative Bewertung zu etwas Positiven führen. Damit ist dann viel gewonnen.

Drei Rezensionsexemplare von drei Verlagen.
Zwei davon funktionierten für mich gut, eines weniger.

Ja, es braucht auch negative Rezensionen und davon sind die von Verlagen zur Verfügung gestellten Werke nicht ausgenommen. Nur einmal hatte ich bisher eine etwas unprofeessionelle Reaktion darauf, ein anderes Mal habe ich auf Nachfrage hin, eine Kritik noch einmal etwas mehr ausformuliert. Relativ selten kommt es auch vor, dass ich mich gar nicht in der Lage sehe, eine Rezension zu schreiben. Dann bekommen Verlag und Autoren darüber eine Nachricht mit Begründung. Ansonsten gilt, was nun geschrieben steht.

Egal, ob die Rezension in die positive oder negative Richtung ausschlägt, begründet muss sie sein und mittlerweile gelingt mir zumindest das ganz gut. Für mich und meine LeserInnen die Lektüre einzuordnen, vielleicht eine Vorauswahl zu treffen, ist eine Hauptaufgabe inzwischen, die ich ernst nehme. Ausformulierte Kritik können Verlage und Autoren aushalten, letztendlich entscheidet ohnehin der Gang in die Buchläden und Bibliotheken. Wer danach anderer Meinung ist als ich, hat vielleicht etwas gefunden, was mir verschlossen geblieben ist. Das ist doch auch ganz schön.

Egal, ob positiv oder negativ. Das ist auch bei Rezensionsexemplaren nicht unbedingt wichtig. Hauptsache, begründet und sachlich muss die Kritik sein. Nur dann funktioniert es.

Mit einigen Verlagen und Autoren verbindet mich eine längere Zusammenarbeit, trotz mancher negativer Kritik oder vielleicht auch deswegen. Fast alle Werke, die ich anfrage, bekomme ich zumeist, zusammen mit den Büchern, die an mich sonst noch herangetragen werden.

Mittlerweile kennt man die Genre, die Themen, in denen ich mich bewege, was auch dazu führt, dass totale Fehlgriffe relativ selten sind. In letzter Zeit frage ich weniger an. Ich habe mich da in der Vergangenheit etwas übernommen, doch bin ich jedes Mal gespannt darauf, was mich erwartet. Heute frage ich gewählter nach.

Oft funktioniert das, manchmal leider nicht. Vielleicht kommt es am Ende auch nicht darauf an, welche Sternebewertung dabei herauskommt. Das Wie und Warum ist wichtiger. Für meine LeserInnen, für die Verlage und schreibende Zunft. Für die Statik meines Bücherregals. Auch, für mich. Dazu gehören dann auch negative Rezensionen.

Letztlich muss sich ein jeder seine eigene Meinung bilden.

Euer findo.

Die Fotos entstammen meinem Instagram-Account.

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