Lew Marschall: Heirs of the Phoenix 1 – Der Fluch des schwarzen Phönix

Einordnung:
„Der Fluch des schwarzen Phönix“ ist der erste Band der „Heirs of the Phoenix“-Reihe.
Inhalt:
Lena, eine talentierte junge Biochemikerin, wird nach ihrem Oktoberfestbesuch Opfer eines Überfalls. Statt im Krankenhaus aufzuwachen, findet sie sich als NSC in einem Computerspiel wieder, ohne Zugang zu den Menüs oder die Möglichkeit, sich auszuloggen. Als Stallmagd in einer faszinierenden Fantasy-Welt muss sie nun neue Begleiter für Helden züchten: Ratten, Einhörner und Raptoren. Dabei hasst Lena es schon, bei Freunden das Katzenklo zu säubern.
Auf der Suche nach einem Ausweg entdeckt sie Schwachstellen im Spiel, levelt ihren Charakter und erlernt einzigartige Skills. Als sie jedoch einen Spieler tötet, gelangt sie in den Besitz eines mysteriösen Artefakts, das die wahre Natur des Spiels offenbart und ihr einen gefährlichen Feind einbringt. Wird Lena als NSC das Spiel überlisten und ihrem virtuellen Gefängnis entkommen können?
(Inhalt lt. Autor)
Rezension:
Ein Computer- oder Konsolenspiel zwischen den Buchdeckeln beginnen wir zu erkunden, als wir mit Lena in eine atemraubende, komplexe Welt voller Gefahren eingesogen werden. Diese ist die Spielumgebung von „Heirs of the Phoenix“, in der die Spielenden dank modernster Technologien und Virtual Reality Herausforderungen gegenübertreten und ihre Charaktere stetig verbessern müssen. Dabei drängt die Zeit.
Lena muss schnell einen Weg finden, dieser phantastischen Welt zu entfliehen, um ihr reales Leben wieder aufzunehmen. Ist es zu spät, bleibt ihr Bewusstsein in der cloudbasierenden Umgebung gefangen. Oder, noch schlimmer, wird für immer zerstört.
Der Roman von Autor Lew Marschall ist ein temporeicher Reihenauftakt, der die reale Welt mit einer fantastischen Umgebung verschmelzen lässt, in der unsere Protagonistin sich wiederfinden muss. Schnell muss sie die Mechaniken des Spiels verstehen, und ihre Rolle darin. Auch wir werden lesend in eine uns vollkommen unbekannte Welt hineingeworfen und müssen uns zwischen Anforderungen und Charakter-Bögen zurecht finden.
Anfangs ist das gewöhnungsbedürftig, zumal, wenn dies der erste Versuch ist, sich im Genre des sogenannten literarischen Roll-Play-Game zu bewegen, doch auch das gelingt sehr rasch. Der Reihenauftakt ist da als anfängerfreundlich zu bezeichnen und hat durch die Verschmelzung zwischen realen Geschehnissen und der Auseinandersetzung der Protagonistin mit sich selbst genug Anknüpfungspunkte zu bieten.
Wenn man überhaupt einen Kritikpunkt nennen möchte, ist es der, dass Lena sich beinahe zu schnell in der neuen ungewohnten Umgebung zurechtfindet. Sie selbst ist feinfühlig ausgearbeitet. Nach und nach erfahren wir, nebst ihrer Ecken und Kanten, einzelne Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit, was die Protagonistin greif- und nachvollziehbar macht. Sowohl in ihren Handlungen als auch dem Agieren gegenüber anderen Figuren.
Diese sind teilweise etwas blass gezeichnet, was aber daran liegen mag, dass ihnen eventuell eine stärkere Gewichtung in den Folgebänden zukommen wird. Andere Figuren, die teilweise nach Charakterzügen oder Eigenschaften benannt sind, schließt man dagegen schnell ins Herz und hofft geradezu darauf, auch in weiterer Folge mit ihnen Abenteuer zu erleben. Auch die Antagonisten sind nachvollziehbar gestaltet.
Auch die mehr als komplexe Spielumgebung ist verständlich beschrieben. Hier merkt man sofort die Spielfreude des Autoren an dieser Art von Computerwelten und auch das Interesse an Virtual Reality und künstlicher Intelligenz. Hier scheut sich Lew Marschall nicht, eine Zwischenposition einzunehmen, einerseits deren Möglichkeiten zu erkennen und ja, auch ein wenig zu träumen, andererseits die Gefahren zu benennen, sollte man sich auf diese bedenkenlos einlassen.
Nicht nur für Gamer oder Nerds ist dieser Roman, der auch im beiliegenden Artwork kreativ ist. Eine Karte der Spielumgebung zum Herausnehmen lag zumindest meiner Version (Hardcover) bei.
Mit der völlig frei erfundenen Welt nutzt der Autor sehr viele Möglichkeiten aus, verliert dabei nicht die von ihm erdachte Spielmechanik aus den Augen. Einzelne Wendungen wirken dabei etwas sprunghaft, aber es tauchen zumindest keine unerklärlichen und damit störenden Lücken auf.
Spannende Momente entstehen nicht nur durch die teilweise sehr detaillierte Beschreibung von Lenas‘ Abenteuern, sondern auch durch Rückblenden und Einschübe aus der wirklichen Welt. Nach und nach ergeben so Puzzlestücke ein Gesamtbild. So schwankt die Erzählung an manchen Stellen fast ins Thrillerhafte oder Science-Fiction-mäßige hinein. Das so gekonnt zu mischen, ist großartig. Gerne mag man sich ausmalen, was in dieser Welt so noch alles passieren mag. Immer mit einem leichten Gruselschauer im Nacken, natürlich.
Die Erzählung vermag gut zu unterhalten, zudem sie sich ebenso schnell lesen lesen lässt. An manchen Stellen wirken dabei die Nebencharaktere sogar noch ein Stück interessanter als es die Hauptprotagonistin tut. Auch klassische Motive, wie die der bösen Königin oder David gegen Goliath werden bedient. Man kann sich das alles so vorstellen.
„Der Fluch des schwarzen Phönix“ war abseits meines sonstigen Lesegeschmacks, nicht immer tue ich mich gerade mit Fantasy leicht, ein überraschend gelungener Versuch, dem ich gerne bereit war zu folgen. Potenzial nach oben ist dennoch natürlich vorhanden. Gerade deshalb lohnt es sich, die weiteren Bände nicht aus den Augen zu verlieren. Oder den Drachen in der Höhle?
Autor:
Lew Marschall zockt seit über zwanzig Jahren mit Würfel und Keybord Rollenspiele. In seinen Geschichten bündelt er die Erfahrung als Spieler, Spielleiter und Autor.
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