Leipzig

Andreas Stammkötter: Goldkehlchen

Goldkehlchen Book Cover
Goldkehlchen Andreas Stammkötter Gmeiner Verlag Erschienen am: 04.02.2013 Seiten: 278 ISBN: 978-3-8392-1380-3

Inhalt:

Im Umfeld des Thomanerchors ereignen sich seltsame Dinge: Das Grab Johann Sebastian Bachs in der Leipziger Thomaskirche wird geöffnet, die rechte Hand des Komponisten verschwindet.

Am nächsten Morgen erkranken einige Chormitglieder und die österlichen Feierlichkeiten müssen erstmals in der 800-jährigen Geschichte der Thomaner abgesagt werden. Die Kommissare Kroll und Wiggins tappen zunächst im Dunkeln, bis sich zwei junge Sänger in die Ermittlungen einmischen… (Klappentext)

Rezension:

Eine Geschichte, die alle Zutaten hat. Eine gute Vorlage in Form von nachvollziehbaren Lokalkolorit, logisch handelnde und sich entwickelnde Protagonisten, eine spannende Thematik und ein Schreibstil, der einem nicht schon nach ein paar Seiten eben diese überfliegen lässt.

So könnte Andreas Stammkötters Krimi, der sich die Messestadt als Dreh- und Angelpunkt ausgesucht hat, einer der ganz Großen sein, die Leipzigs Literaturbetrieb zu bieten hat. Doch “Goldkehlchen” ist allenfalls ein Krimi wie ein im Stimmbruch befindlicher Thomaner.

Dabei beginnt die Geschichte an sich vielversprechend. Das Grab von Johann Sebastian Bach, Leipzigs “Hauskomponisten” sozusagen, wird aufgebrochen, Teile des Gebeins werden entwendet und anschließend werden zudem auch noch so viele Thomaner krank, dass man in der Stadt an der Pleiße darüber nachdenken muss, erstmals die kirchlichen Osterfeierlichkeiten abzusagen.

Eine verwirrte und ahnungslose Polizei, zwei halbstarke Sänger, die Detektiv spielen und mehr herausfinden, als ihnen lieb sein kann, all das hätte schon gereicht, rutscht dann jedoch trotz des anhaltend flüssigen Schreib- und Erzählstils soweit ab, dass der Funke nicht überspringen mag.

Tatsächlich wechseln etwa zur Hälfte die Hauptprotagonisten so, dass es fast so scheint, als würde aus einem Jugendbuch plötzlich der Erwachsenen-Krimi, den der Autor eigentlich schreiben wollte, wobei letzterer das Ziel des Autoren gewesen ist. Nur sollte man sich vielleicht von Anfang an für eines der beiden Genrezweige entscheiden.

Retten tut jedoch der Fokus auf die städtische High-Society, zu der die Mitglieder der Thomaner, und die Eltern der Kinder, die zumindest in der Stadt leben, auf jeden Fall gehören und der Blick auf deren Abgründe, sowie die überaus vowitzigen und schlauen Youngsters, die für die Goldkehlchen ermitteln und den Polizisten Wiggins und Kroll den Rang ablaufen.

Das hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn natürlich der Chor allenfalls nur noch für die Geschichte der Stadt eine Bedeutung hat, wo längst nur noch zu den Festtagen die Thomanerkirche einigermaßen gefüllt sein dürfte. Darum geht’s hier aber nicht.

Doch aus Grabschändung, Familienproblemen, “Attentaten” auf die kleinen Sänger, hätte man so viel mehr machen könnnen, so dass dieser Krimi leider nur im Mittelfeld anzusiedeln ist. Zumal das Leipziger Kolorit Hintergrundkulisse bleibt und auch kaum Funken überspringen lässt. Da gibt es andere Geschichten, in denen dieses besser zur Geltung kommt.

An sich sehr schade.

Autor:

Andreas Stammkötter wurde 1962 in Bottrop geboren und ist seit 1993 in Leipzig als Rechtsanwalt tätig. Er ist auf Bau-, Architekten- und Vergaberecht spezialisiert.

Er war viele Jahre als Dozent an der Fachschule für Bauwesen in Leipzig tätig und ist zudem Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Baurecht, für die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er schreibt Artikel für verschiedene Fachzeitschriften und Autor mehrerer Krimis mit dem Handlungsort Leipzig.

Andreas Stammkötter: Goldkehlchen Read More »

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 3 – Wochenende auf der Messe

Am Samstag hatte ich mir nicht so viel vorgenommen, auch wenn ich hier wieder das Stativ mitgenommen hatte. Auch an diesem Tag sollte ein Interview stattfinden, doch zuvor habe ich mir einen Vortrag zu einem Reisebericht über Südkorea angehört.

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 3 – Wochenende auf der Messe Read More »

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 1 – Donnerstag auf der Messe

Nun bin auch ich schmerzenden Fußes von der diesjährigen Leipziger Buchmesse zurück und liege nun in meiner Unterkunft auf den Sofa. Ob ich je wieder werde aufstehen können, weiß ich nicht. (Der Text wurde direkt nach der Messe geschrieben.) Dazu tut mir jetzt noch alles zu weh.

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 1 – Donnerstag auf der Messe Read More »

Susan Hastings: Schusterjunge Karl

Schusterjunge Karl Book Cover
Schusterjunge Karl Susan Hastings Roman Erschienen am: 08.10.2012 Seiten: 375 ISBN: 978-3-95537-000-8

Handlung:

Im Oktober 2013 jährt sich zum zweihundertsten Mal die große Völkerschlacht bei Leipzig. Napoleon mit seiner großen Armee wurde von den verbündeten Streitkräften der Russen, Österreicher, Preußen und Westfalen vernichtend geschlagen. Mittendrin wurde die sächsische Armee zwischen den Fronten aufgerieben.

Der sächsische König hielt bis zur Katastrophe zu Napoleon. Erst während der dreitägigen Schlacht wechselten die Sachsen die Fronten, was dem König nachträglich die Gefangenschaft einbrachte. Viel wurde und wird über die Feldherren dieser Schlacht geschrieben, ihre Heldentaten gepriesen, ihnen Denkmäler erbaut.

Kaum jemand aber weiß um die Schicksale der unzähligen Namenlosen, die unter dem Großmachtstreben wahnwitziger Tyrannen leiden mussten, die sowohl von Siegern wie Besiegten geplündert, geschändet, verletzt oder getötet wurden.

Es gibt viele Augenzeugenberichte aus der damaligen Zeit, die von dem unsäglichen Leid der Zivilbevölkerung erzählen, Briefe der Soldaten, die als Kanonenfutter ins Feld geschickt wurden. Dieses Buch ist all denen gewidmet, die in den Wirren der Besatzung und der Kriege ihr Hab und Gut, ihre Gesundheit und Unversehrtheit, ihre Würde und das Leben verloren haben. (Klappentext)

Rezension:

Die Völkerschlacht bei Leipzig ist ein großes geschichtliches Thema, besonders in der Messestadt an der Pleiße selbst und so wurde vor zwei Jahren die Zweihundert-Jahr-Feier mit entsprechenden Aufwand begangen. Ausstellungen in der ganzen Stadt, Vorträge, sogar die Schlacht selbst wurde in Teilen von Laien-Schauspielern dargestellt. In nie dagewesener Größenordnung.

Ein Jahr zuvor als die Vorbereitungen dafür schon in Gange waren und die Stadtoberen die Werbetrommel rührten´veröffentlichte Susan Hastings diesen Roman, der dass Schlachtengetümmel aus einer ganz besonderen und beeindruckenden Perspektive zeigt.

Aus Sicht der einfachen Bevölkerung, der Leipziger und der umliegenden Dörfer, die erst viel später zur Stadt selbst gehören sollten. Hauptprotagonist ist hier Karl, der sich in der Stadt als Lehrling eines Flickschusters verdienen muss und zunächst vom aufkommenden Kriege begeistert ist.

Obwohl die Stadt unter den auferlegten Befehlen Napoleons ächzt, sind doch die Ideen des Kaisers der Grande Nation zu verlockend. Doch Karl und seine Freunde, seine Verwandten und Bekannten erkennen schnell, was es heißt, mitten in einem Krieg zu sein, in dem es nur Verlierer gibt.

Ein beeindruckender Historienroman, der anfangs nur langsam ins Rollen kommt, dann aber mit geballter Wucht einschlägt. Wie eine Kanonenkugel oder das Bajonett der französischen Soldaten. Die Autorin zeichnet gewollt ein blutiges aber realistisches Bild vom Leiden der Leipziger und Geschehen in der Stadt, die unter den Kämpfen und der wechselnden Besatzung (erst Franzosen, dann Russen) zu leiden hatte und verschönigt nichts.

Dabei erkennt man als Einheimischer die beschriebenen Örtlichkeiten sehr gut wieder und fühlt sich sehr gut in die Lage der einfachen Bürger zurückversetzt, die dies ertragen mussten. Zwar hat Susan Hastings das alles in mehreren Liebesgeschichten eingebettet, man möge es ihr aber verzeihen.

Zu groß war die Begeisterung bei der Jubiläumsfeier für eine Schlacht, in der zu viele Menschen für nichts starben. Da tut es gut, gerade das Kriegsgeschehen, die Schlachten nicht verschönigt zu sehen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Protagonisten und ihre charakterlichen Wandlungen nachvollziehbar, eingebettet in einem gut recherchierten und detailliert geschilderten Historienszenario. Dennoch bin ich froh, dass meine Heimat das Leipzig ein paar Jahrhunderte später ist.

Autorin:

Susan Hastings ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin. Sie wurde 1954 in Leipzig geboren und nach Ausbildung und Studium zur Diplom-Geologin war sie im Bergbau tätig. Als Sachverständige arbeitete sie dort in den Bereichen Geologie und Ökologie.

Um ihren Traum wahr werden zu lassen, eines Tages Bücher schreiben zu können, nahm sie ein Fernstudium auf und veröffentlichte zunächst Kurzgeschichten. Unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte sie Liebes-, Historien- und Heftromane.Sie ist Mitgründerin des Vereins deutscher Liebesroman-Autorinnen.

Susan Hastings: Schusterjunge Karl Read More »