Marie Parakenings: Berliner Tiere

Inhalt:
Neben aktuell 104.757 Hunden und 3,63 Millionen Menschen leben in Berlin auch rund 20.000 Wildtierarten – Arten, wohlgemerkt, nicht Exemplare! Ganz genau zählen konnte nämlich noch niemand so richtig. Fakt ist aber, dass sich nicht nur die menschlichen Bewohner*innen an die Lebensbedingungen der Hauptstadt angepasst haben. Vom Spatz, der sein Nest mit Zugarettenstummeln polstert, zur Bahnhofsmaus, deren Verdauungssystem sich an Dönerfleisch angepasst hat… Es gibt einfach tierisch viel zu entdecken in einer Stadt wie Berlin. (Klappentext)
Rezension:
In einer der grünsten Hauptstädte Europas tobt das Leben und zieht jedes Jahr mehr und mehr Menschen an. Doch nicht nur die werden in Berlin heimisch, auch viele Säugetiere, Vögel und Insekten haben sich inzwischen an das Großstadgewusel angepasst. Andere, ebenfalls eine Komponente zu uns Zweibeinern, kämpfen dagegen mit Lärm, Verkehr, Abfall oder den Auswüchsen der menschlichen Bauwut. Doch wer lebt alles zwischen Tempelhofer Feld und dem Betriebsgelände Südbahnhof, Wannsee und Tiergarten, Alexanderplatz und Regierungsviertel?
Welche Szenen spielen sich da tagtäglich beinahe unbemerkt von uns ab? Und welche Strategien haben unsere tierischen Mitbewohner entwickelt, um zwischen U-Bahngleisen, Verkehr und historischen, wie modernen Gebäuden zu überleben? Die Gestalterin und Illustratorin Marie Parakenings hat sich ihrer Heimatstadt angenommen und führt uns durch den Großstadtdschungel.
Dabei ist von Beginn an klar. Eine solche Zusammenstellung kann nur unvollständig sein und eine subjektive Auswahl. Zu viel gibt es einfach zu entdecken, wenn man mit offenen Augen und einer gewissen Neugier durch die Straßen geht. Dennoch wird nach Art eines Lexikons auf die Fauna Berlins eingegangen, die überraschend vielfältig ist. Von bekannten Bewohnern wie Waschbär und Wildschwein ist da die Rede, von Singvögel, deren Rufe lauter sind als die ihrer in der Wildnis lebenden Verwandten, um im Menschenlärm bestehen zu können, aber auch von Gelbwangenschildkröte und Goldfisch, deren erste Exemplare ehemalige Haustiere gewesen sein dürften.
Eine Doppelseite bleibt da für jeden Vertreter seiner Art, welcher mit einer wunderschönen Illustration vorgestellt wird und einem zahlenmäßigen Faktum, bei dem einem teilweise so ganz anders wird. 275 Kilogramm Taubenkacke z. B. regnet es täglich in Berlin und Nebelkrähen richteten 2014 am Berliner Hauptbahnhof Schäden im Wert von 11.000 Euro an. Aus Langeweile. Abgerundet wird die Erläuterung dieser Anekdoten im Anschluss mit stichpunktartigen Fakten und einem kleinen Tierknigge, Hinweise für Naturbanausen und Stadtkinder.
Der etwas flapsige Ton, der im Buch angeschlagen wird, passt dabei ganz gut zum Gehabe der menschlichen Bewohner, wirkt beim Lesen jedoch stellenweise etwas fehl am Platz. Ansonsten hat man hier jedoch ein amüsantes Nachschlagewerk, dessen Inhalte sich hintereinander weg lesen lassen oder einfach häppchenweise zwischendurch. Danach sieht man Fuchs und Co. mit anderen Augen und geht vielleicht etwas aufmerksamer durch die Stadt. Wenn das erreicht ist, ist schon viel gewonnen.
Autorin:
Marie Parakenings wurde 1993 in Berlin geboren und ist eine Gestalterin und Illustratorin. Sie arbeitet in diesem Bereich mit einem Fokus auf soziale Themen und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und hat inzwischen für mehrere Städte entsprechende Naturguides veröffentlicht.
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