Empfehlung

Empfehlung: Rafik Schami – Sieben Doppelgänger

Er kann einfach nicht nein sagen. Immer wenn ein Buchhändler, eine Volkshochschule oder eine andere Kulturinstitution anruft und um eine Lesung oder einen Vortrag bittet, sagt er zu. Also hetzt der begnadete Erzähler kreuz und quer durch Deutschland, kennt jedes Hotel – und wird sich selbst dabei ganz fremd. Da bringt ihn eines Tages ein Freund auf die Idee, sich zu vervielfältigen. Mit einer Zeitungsannonce werden Doppelgänger gesucht, die fortan für ihn auf Reisen gehen sollen, während der echte Rafik Schami zu Hause in Ruhe neue Bücher schreiben kann. Doch die Katastrophe bleibt nicht aus … (Inhalt lt. Verlag)

Autor:
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. Er studierte Chemie und zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern in deutscher Sprache und wurde in zahlreichen Sprachen übersetzt.

Diesen kleinen Roman möchte ich einmal ohne Rezension grundsätzlich empfehlen oder zumindest präsentieren, da ich mich mit „Sieben Doppelgänger“ mit Rafik Schamis Schreiben versöhnt habe. Vor Jahren hatte ich eine Kurzgeschichten- oder Kolumnensammlung von ihm zur Hand genommen und das hat für mich ganz eindeutig nicht funktioniert. Zugegeben, damals wusste ich vielleicht auch nicht, dass für mich Kolumnen und Kurzgeschichten nur bedingt bis gar nicht funktionieren.

Vom Umfang her klappt das mit kürzeren Romanen oder Novellen besser. Während also eine seiner Kurzgeschichtensammlungen bei mir durchfiel, hat dieser Roman, bei dem Figuren genug Platz bekommen haben, um ausgestaltet zu werden, doch zumindest so funktioniert, dass ich mich mit dem Werk des Autors versöhnt habe. Ob ich nochmal ein Buch von Rafik Schami lesen werde, steht indes in den Sternen. Dafür ist mein Stapel ungelesener Bücher einfach sehr groß, aber zumindest möchte ich es nicht mehr ausschließen. Das sah vorher anders aus. Daher zumindest diese kleine kurze Empfehlung hier.

Empfehlung: e. o. plauen (Erich Ohser) – Vater und Sohn

Manche Werke benötigen aus verschiedenen Gründen keine Bewertung, sind es aber wert, vorgestellt und erwähnt zu werden. Für genau solche ist diese Kategorie.

Die bekannten Bildergeschichten des Berliner Zeichners und Karikaturisten Erich Ohser, die er unter dem Künstlernamen e. o. plauen veröffentlichte, begeistern seit Generationen die Menschen. Die Geschichten handeln von einem Vater und seinem kleinen frechen Sohn, die mit den alltäglichen Problemen kämpfen und dabei auch allerlei Abenteuer erleben.

In diesem Buch sind sämtliche Abenteuer und Streiche vereint. (Klappentext)

Manche Sammlungen sind einfach nur lieb und unscheinbar, doch um so eindrücklicher kann die Geschichte sein, die sich dahinter verbirgt. So ist das auch mit den großen und kleinen Abenteuern von Vater und Sohn, die in kurzen Comic-Strips die Herzen ihrer Leser und Leserinnen erobert haben. Und das weltweltweit. Zum Leben erweckt hat sie Erich Ohser unter Pseudonym.

Vormals als politischer Zeichner tätig, durfte er unter den Nazis nur mehr ohne Politikbezug und unter falschen Namen tätig bleiben, konnte aber seine Abscheu vor den Zielen des NS-Regimes nicht verbergen, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Dem Prozess vor dem Volksgerichtshof, der wahrscheinlich mit einem Todesurteil geendet hätte, entzog sich Ohser durch Suizid. Geblieben sind u. a. diese Geschichten.

In dieser Ausgabe sind sämtliche Comic-Strips versammelt, die so liebevoll gezeichnet sind, dass man beim Blättern darin versinkt, immer wieder schmunzeln und manchmal herzhaft auflachen muss. Die meisten dieser Geschichten sind zeitlos, einige im Kontext ihrer Entstehungszeit einzuordnen.

Für alle Liebhaber der Zeitungscomics und auch sonst, sehr zu empfehlen.

Empfehlung: Bill Nye (u. a.) – Das Universum

Lonely Planet macht am Horizont nicht Halt und legt den ersten und einzigen Reiseführer für das Universum vor, basierend auf aktuellen Daten der NASA. Er führt hinaus zu den Planeten des Sonnensystems und dann vorbei an Exoplaneten, neugeborenen Sternen, Überbleibseln von Supernovas, Superclustern und anderen Phänomenen bis an den Rand des beobachtbaren Universums. (Klappentext)

Diesen sehr speziellen Reiseführer möchte ich euch nicht vorenthalten und einmal außerhalb der Wertung vorstellen. Wo gibt es das schon? Einen Reiseführer quer durchs Universum, der uns über unser Sonnensystem hinaus in unendliche Weiten führt. Ich jedenfalls, kenne nichts vergleichbares. Natürlich gibt es Lexika, Nachschlage- und Übersichtswerke, sicher auch sehr gute Fachliteratur für jene, die sich damit etwas näher und professioneller beschäftigen möchten, aber ein Werk, was für fachlich Versierte ebenso wie für Laien interessant ist, welches sich hintereinander weg oder wie ein Lexikon lesen lässt, mit dieser Thematik, habe ich so noch nicht gesehen. Reich bebildert, kenntnisreich ist dieses Werk wie alle Reiseführer des Verlags aufgebaut, wenn auch sehr umfangreich, so doch leicht zu lesen. Es wundert mich eigentlich, dass der Reiseführer nicht auf der Website des Verlags zu finden ist (oder sich von mir nicht finden lässt, was es wahrscheinlich eher trifft). Auch Fachbegriffe (Was ist eine Astronomische Einheit?) werden verständlich erklärt.

Leider habe ich keine Verlagsbilder auf den entsprechenden Seiten gefunden, um euch hinein schauen zu lassen, also kann ich euch nur bitten, einmal selbst in diesen Reiseführer zu schauen, wenn der euch über den Weg läuft und ihr ihn in eurer Buchhandlung findet. Es lohnt sich auf alle Fälle.

Empfehlung: Max Dax – Was ich sah, war die freie Welt

Abseits von Rezensionen möchte ich hier immer wieder kleinere und große Empfehlungen ohne Wertung einstreuen. Dafür gibt es diese Kategorie.

Inhalt:
Was ist Kreativität? Wie entsteht sie? Wie wollen wir leben? Max Dax verführt 24 weltberühmte und prägende Künstler:innen unserer Zeit zu den überraschendsten Antworten. 

»Weint die Erde, wenn ein Vulkan ausbricht?«, fragt Max Dax die Sängerin Björk. Diese antwortet: »Das ist eine lustige Frage. Wir sind einfach unglaublich stolz darauf, dass sich die Erde ausgerechnet bei uns auf Island meldet.« In seinen Interviews sucht Max Dax die Routine aufzubrechen und das Gespräch als Spiel zu eröffnen. So entstehen witzige, kluge und zum Teil aufsehenerregende Wortwechsel. Ob mit Quincy Jones, Isabella Rosselini oder Nina Hagen, ob mit Yoko Ono, Hans Ulrich Obrist oder Tony Bennett – jedes Gegenüber belohnt seine Aufschläge. Was ich sah, war die freie Welt ist ein Spiegelbild der jüngeren Gegenwart, indem es ihre Spannungspole offenlegt: zwischen Tradition und Avantgarde, Identität und Projektion, Introspektion und Glamour. (Klappentext)

Wie das aussehen kann und klingt, wird am Beispiel vom Interview Max Dax‘ mit der Künstlerin Grimes deutlich, deren Gespräch von der zuständigen Presseagentur Literaturtest als Leseprobe zur Verfügung gestellt wurde.

(Quelle: Kanon Verlag / Literaturtest)

Autor:
Max Dax wurde 1969 in Kiel geboren und ist ein deutscher Publizist, Journalist, Fotograf und Grafiker. Zunächst gründete er 1992 die erste Zeitschrift, ausschließlich für Interviews und offene Gespräche, danach arbeitete er für eine Veranstaltungszeitschrift und war als Redakteur u A. für die Musik- und Kulturzeitschrift Spex tätig. Er schrieb Beiträge für die Welt am Sonntag und die taz, seit 2011 betreut er zudem als Chefredakteur die Zeitschrift Electronic Beats und veröffentlichte mehrere Bücher. Zudem kuratierte er 2019 die Ausstellung „Hyper! A Journey into Art and Music in den Deichtorhallen Hamburg und ist Mit-Betreiber einer Berliner Grafikagentur.

Empfehlung: Christian Duda – Gar nichts von allem

Vorab: Außerhalb der ausführlich rezensierten Werke gibt es natürlich noch andere empfehlenswerte Literatur, die sicher in dem einen oder anderen Bücherschrank gehört und seine Fans sucht. Für diese gibt es die Kategorie -Empfehlungen- auf diesem Blog.

Der 11-jährigen Madi ist ein glühender Fan des Boxers Mohammed ali. Denn Ali ist stark, fair und unbesiegbar. Ganz anders als Magdis Vater. Was den arabischen Vater und die deutsche Mutter eint, ist der Wille, nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb müssen Magdi und seine drei Geschwister besser sein als die anderen. Und wenn nicht, dann hilft Vater nach. Christian Duda erzählt von einem Jungen in der Zange zwischen Vorurteilen und Erwartungen und vom Mut, den eigenen Weg zu gehen. (Klappentext)

Hier haben wir mal eine kleine Geschichte für vielleicht Fast-nicht-mehr-Kinder und angehende Jugendliche, die sich schnell einmal weglesen lässt und darüber hinaus viel Diskussionsstoff bietet, alleine schon deshalb eine Empfehlung wert. Ein kleiner Junge mit viel Phantasie und guter Beobachtungsgabe, einen schlagkräftigen Vater und nicht zuletzt der Herausforderung des Größerwerdens und wie man alles unter einem Hut bringt. Das liest sich amüsant, zuweilen nachdenklich, ernst und doch nicht ohne Hoffnungsschimmer. Erwähnenswert, das kleine witzige Glossar am Ende der Geschichte.

Titel: Gar nichts von allem
Autor: Christian Duda
Seiten: 159
Taschenbuch
Erschienen am: 15.08.2019
Verlag: Gullover (Beltz & Gelberg)
ISBN: 978-3-407-78995-2

Empfehlung: Jose Eduardo Aqualusa – Barroco Tropical

Vorab: Außerhalb der ausführlich rezensierten Werke gibt es natürlich noch andere empfehlenswerte Literatur, die sicher in dem einen oder anderen Bücherschrank gehört und seine Fans sucht. Für diese gibt es die Kategorie -Empfehlungen- auf diesem Blog.

Dem Schriftsteller und Filmemacher Bartolomeu Falcato fällt eine Frau buchstäblich vor die Füße. Nicht aus heiterem Himmel, schon gar nicht freiwillig, sie ist tot. Eine rasante Odysee beginnt, die durch die Abgründe der angolanischen Hauptstadt Luanda führt. Bartolomeu geräöt in einen Strudel aus skrupelloser Gewalt, Liebe, Leidenschaft und Eifersucht. (abgewandelte Inhaltsangabe)

Der zwischen den Ländern Angola, Portugal und Brasilienpendelnde Schriftsteller Agualusa setzt damit die Wegmarken eines spannenden Settings, welches die Abgründe eines hierzulande nur stiefmütterlich behandelten Bündels aus Themen behandelt, die in der westlichen Welt kaum jemand auf den Schirm hat. Politische Korruption und Machtspiele mag der Eine oder andere noch mit gewissen Ländern in Verbindung bringen. Wie sieht es jedoch aus mit der Verfolgung von insb. Kindern und Jugendlichen als Hexen? Eine Praxis, geschürt durch einen alten Volksglauben, dem in den letzten Jahren zu viele Menschen zum Opfer gefallen sind.

In seinem Roman „Barroco Tropical“ beschreibt der Autor einen chaotischen Trip, diesen Dschungel zu durchdringen, für den nicht nur der Hauptprotagonist all seine Sinne beisammen halten muss. Durchhaltevermögen und Konzentration sind auch bei den Lesenden notwendig.

Autor: Jose Eduardo Agualusa
Titel: Barroco Tropical
Seiten: 316
ISBN: 978-3-293-20913-8
Verlag: Unionsverlag
Übersetzer: Michael Kegler

Empfehlung: Fernando Pessoa – In Evaristos Apotheke

Vorab: Außerhalb der ausführlich rezensierten Werke gibt es natürlich noch andere empfehlenswerte Literatur, die sicher in dem einen oder anderen Bücherschrank gehört und seine Fans sucht. Für diese gibt es nun die Kategorie -Empfehlungen- auf diesem Blog.

Zählt man bedeutende Schriftsteller oder Dichter der Geschichte Portugals auf, kommt man sicher an Fernando Pessoa nicht vorbei, der von 1888 bis 1935 lebte und unzählige Werke schuf, die teilweise über einen fragmentarischen Stil nicht hinauskamen. Zwei Erzählungen von ihm, die geblieben sind und sich heute noch gut lesen lassen, vorausgesetzt, man findet sich in den poetisch-philosophischen Schreibstil des Autoren ein, sind „In Evaristos Apotheke“ und „Der Bankier und Anarchist“, die nun der kupido-Verlag neu aufgelegt hat. Zwei Stücke, die beinahe drehbuchgleich daherkommen, mit Sprache und Gedankengängen spielen, auf die man sich jedoch einlassen, einen ruhigen Moment dafür finden muss, um sie wirken zu lassen. Wer dies schafft, wird an Fernando Pessoae Gefallen finden.

Autor: Fernando Pessoae
Titel: In Evaristos Apotheke/Der Bankier und Anarchist (1935)
Verlagsexemplar/Erzählungen
Seiten: 128
ISBN: 978-3-96675-053-0
Hardcover
Verlag: kupido