Problem

Alice Piciocchi/Andrea Angeli: Kiribati

Inhalt:

Die kleine Inselwelt Kiribati – 1777 von James Cook zwischen Australien und Hawaii entdeckt – versinkt infolge des Klimawandels allmählich im weiten Blau des Pazifischen Ozeans. Mit einem reich illustrierten Reisetagebuch wollen Alice Piciocchi und Andrea Angeli diese Welt ein Stück weit bewahren.

Hier sind Familien seit Generationen zu Hause, werden alte Traditionen gelebt und sind magische Rituale genauso Teil des alltags wie Satellitenfernsehen und das Internet. Das Buch erzählt von einer Reise ans andere Ende der Welt, ist ein buntes Mosaik aus Anekdoten und Erlebnissen, aufwendig gestalteten Karten, Zeichnungen und Infografiken. Ein Buch, das unsere Sehnsucht weckt und die Hoffnung, dass dieser besondere Ort auch zukünftig bestehen bleibt. (Klappentext)

Rezension:

Mehrere Atolle entlang der Datumsgrenze, die bis zu ihrer Verschiebung den Tag in zwei Teile teilte, bilden eines der letzten Paradiese dieser Erde. Noch leben dort, auf den Inseln des Südseestaates Kiribati, Menschen. Die Frage ist nur, wie lange noch? Die Welt, die einst James Cook entdeckte, zuvor jedoch bereits tausende Jahre besiedelt war, wird untergehen. Für die Umsiedlung der Bevölkerung gibt es bereits einen Plan der dortigen Regierung.

Kiribati – Eine Inselwelt versinkt im Meer (Andrea Angeli)

Doch, wie leben die Menschen dort auf den Inseln, von denen keine eine höhere erhebung hat als fünf Meter über den Meeresspiegel? Mit welchen Problemen haben sie bereits heute zu kämpfen? Was bedeutet es, isoliert und doch verbunden zu sein? Die Autorinnen Alice Piciocchi und Andrea Angeli haben eine Reise um den halben Erdball unternommen, um dies zu ergründen. Herausgekommen dabei ist ein besonderer Bericht über eine entschwindende Welt.

Der besteht aus Elemeneten verschiedener Genre. Beinahe Graphic Novel, nicht ganz Lexikon mit Elementen einer statistischen Sammlung, natürlich Reisebericht findet alle Lesenden etwas, was sie faszinieren wird. Kapitelweise werden die unterschiedlichen Fascetten des Insellebens beleuchtet, aufgelockert durch großflächige Grafiken und liebevollen Zeichnungen. Jeder beobachtung, jedem Atoll setzen die Autorinnen damit ein Denkmal und schaffen es, ohne mahnenden Zeigefinger zu beschreiben, was wir zu verlieren drohen, wenn wir nicht aufpassen.

Dabei befinden sich Piciocchi und Angeli nicht permament im Krisenmodus. Viel Zeit haben sich die beiden genommen, wenn es um die Traditionen, Flora und Faune etwa geht. Neben den Problemen wird vor allem die Schönheit und Verletzlichkeit Kiribatis in den Vordergrund gestellt. Ein Glossar der wichtigsten begriffe ergänzt dieses Werk, zudem ein Zeitstrahl um die historische Komponente. Vielleicht ist dieses Buch so, wie der Inselstaat selbst. Vielfältig, geheimnisvoll und einzigartig.

Vom Gestalterischen hat das Werk ebenso viel Wert, wie von den Informationen her, die man diesem entnehmen kann. Fortwährend kann man das lesen, ebenso umblättern, zurück schauen, innehalten, überfliegen. Zeit wird auf den Inseln Kiribatis in gewissen sinne mit anderen Maßstäben gemessen. Gleiches gilt für dieses Buch.

Autorinnen:

Andrea Angeli wurde 1984 in Brescia geboren und ist ein italienischer architekt. Seit Studium absolvierte er in Mailand, bevor er über verschiedene Stationen schließlich im Verlagswesen landete. Im Zeichnen entdeckte er das Konstruieren von Geschichten.

Alice Piciocchi wurde 1985 in Mailand geboren und studierte zunächst Industriedesign, bevor sie zu Architektur und Design verschiedene Forschungsarbeiten verfasste. Schon früh entwickelte sie eine Begeisterung für Landkarten und studierte schließlich Geografie. Ihre Beiträge erscheinen regeömäßig in diversen italienischen Zeitungen und Magazinen

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Ernö Rubik: Cubed

Cubed Book Cover
Cubed Ernö Rubik C.H. Beck Erschienen am: 17.09.2020 Seiten: 215 ISBN: 978-3-406-75572-9 Übersetzer: Andreas Wirthensohn

Inhalt:

Er war das Kultobjekt der 80er Jahre: der Zauberwürfel, auch “Rubiks Cube” genannt. Bis heute ist sein Bann ungebrochen. Jeder siebte Mensch hat mit ihm gespielt, das sind über eine Milliarde.

Unzählige Bücher sind bereits über ihn geschrieben worden. Doch einer hat bislang geschwiegen: der Erfinder, Ernö Rubik. Nun erzählt er vom Zauberwürfel und seiner Welt. Er beschreibt sein Leben mit dem Würfel, erzählt dessen Geschichte und fragt, was wir aus ihr lernen können.

In seinem zutiefst sympathischen Buch verbindet er virtuos eine Vielzahl von Themen: Bildung, Architektur, Fragen, Rätsel, Verspieltheit, Widersprüche, Schönheit: In ihm stecken die Kreativität und Weisheit eines Erfinderlebens – im Spiegel eines Objekts, das jeder kennt. (Inhaltsangabe Verlag)

Rezension:

Kaum eine Erfindung ist so untrennbar mit seinem Schöpfer verbunden, wie diese und doch kennt heute kaum jemand den Menschen hinter dem Objekt. Selbiges vermag zu faszinieren. Doch was macht den Würfel, Cube wie er liebevoll oder ernüchternd genannt wird, so besonders?

Ist es seine Starre und gleichzeitige Beweglichkeit, das Rätsel, welches dahinter steckt, der Spieltrieb, den es weckt oder steckt mehr dahinter? Ein kleines plastisches Gebilde mit großer Wirkung. Dies ist beider Geschichte.

“Cubed” ist kein Lösungsbuch für den Würfel, den wohl fast jeder schon einmal in den Händen gehalten hat. Dies wird mit den ersten Seiten klar, um so faszinierender ist das Sachbuch, welches der Ungar Ernö Rubik zu Papier gebracht hat, obwohl der laut eigener Auskunft das Schreiben eigentlich nicht besonders mag.

Viel lieber beschäftigte er sich Zeit seines Lebens kreativ oder mit Rätselspielen, und so entwickelte der Dozent für Architektur einst rein zum Selbstzweck ein Objekt, um eine fachliche Fragestellung zu verdeutlichen.

Eines Tages – ich weiß nicht mehr genau, wann und warum – ergriff eine Idee Besitz von mir: Ich fand es interessant, acht kleine Würfel so zusammen zu setzen, dass sie miteinander verbunden blieben, gleichzeitig aber einzeln bewegt werden konnten. Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, für wen außer mir das von Interesse hätte sein können.

Ernö Rubik: Cubed

Diese Ausgangssituation war der Beginn eines beispiellosen Erfolges, der bis heute anhält und von dem aus betrachtet, sich viele Perspektiven, auch auf andere Themengebiete erschließen lassen.

Immer wieder geht es dabei um die einzelnen Fascetten der Biografie Rubiks, doch sachlich und immer noch eng verbunden mit seiner Erfindung, erfahren wir auch seine Gedanken, etwa zur Bildung und Kreativität selbst. So ist “Cubed” nicht nur das eine, sondern zugleich auch eine philosophische Betrachtung von vielem. Die Erde ist halt ein Würfel. Als Motiv Cube tauchte sie bereits auf einigen Covern verschiedener Zeitschriften auf.

Es gab Zeiten, da glaubten die Leute, ich sei der reichste Mensch in Ungarn. Und es gab Zeiten, da dachten die Menschen, ich hätte überhaupt kein Geld mehr. Ich sei einst wohlhabend gewesen, doch damit sei es aufgrund skrupelloser Menschen in meinem Umfeld vorbei. Die Gerüchte nahmen Fahrt auf. Buchstücke meiner Biografie wurden genommen und ausgestellt, als handle es sich um Tatsachen.

Ernö Rubik: Cubed

In klarer Sprache schildert der Architekt, Dozent und Erfinder seinen Weg, betrachtet die Entwicklung des Cube, die längst zum Selbstläufer geworden ist.

Rubik, für den schon die Schaffung des Objekts an sich ein Erfolg gewesen ist, gibt Informationen und Hinweise zu bisher unbekannten Stationen dieses Objektes, welches aus einem der sprachlich isoliertesten Länder Europas seinen Siegeszug um die Welt antrat. Zugleich zeigt er die Fragestellungen auf, die untrennbar mit den Würfel verbunden sind.

Unterhaltsam ist diese Objekt- und zugleich Personenbiografie geschrieben, die zudem ein philosophisches Werk und ein Stück Kunst-, wie im weitesten Sinne Architekturgeschichte darstellt. Das ist interessant genug. Lösungen gibt es anderswo. Nur, diese Ergänzung hat bisher gefehlt.

Autor:

Ernö Rubik wurde 1944 in Budapest geboren und ist ein ungarischer Bildhauer, Architekt und Designer. Als solches arbeitet er an der Hochschule für Industrielle Kunst in Budapest. Von 1971-1975 arbeitete er als Architekt, bevor er an die Mohol-Nagy-Universität als Dozent lehrte. Rubik leitete in den frühen 1980er Jahren eine Rätselzeitschrift, bevor er den Cube und andere Rätselobjekte erfand.

Er gründete die Internationale Rubiks-Stiftung, um junge Ingenieure und Designer zu fördern. 1990 wurde er Präsident der Ungarischen Ingenieursakademie. Rubik arbeitet immer noch als Architekt, auch als Designer von Videospielen, sowie innerhalb der von ihm gegründeten Stiftung.

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Kurzblick: Das Rafik-Schami-Nudelsalat-Problem oder meines mit Kurzgeschichten

Eine Rezension zu schreiben, geht mir normalerweise leicht von der Hand. Zu gerne lese und erzähle ich. Wenn man es genau nimmt, mache ich das Gleiche, wie ein Schriftsteller, nur eben in der Draufsicht. Das funktioniert gut, egal ob das beschriebene Werk die Bestnote erhält oder ein Verriss zu formulieren ist.

Beides macht im Übrigen Spaß. Schwierig ist es, den Mittelwert auszuloten. Auch das jedoch, gelingt mir meistens. Eine literarische Gattung hat es jedoch geschafft, mich zur Verzweiflung zu bringen.

Kurzgeschichten sind konzentriert auf den Augenblick gerichtet, enden zumeist abrupt und erzählen gleichsam einer Fotografie Momentaufnahmen. Das kann entspannend sein, für mich jedoch ist es eine Herausforderung. Zu wenig Zeit, um die Protagonisten auf sich wirken zu lassen, die Sprache, der sich der oder die Schreibende bedient hat, sowie so. Und so liegt ausgelesen hier das Werk von Rüdiger Saß „Sein letztes Lächeln“ vor mir.

Aus Gründen außerhalb der Wertung.
Rüdiger Saß “Sein letztes Lächeln”
Seiten: 140
ISBN: 978-3-948172-03-9
Verlag: container press

Rezensieren werde ich es nicht, jedenfalls nicht in der üblichen Form. Wieder einmal bin ich über das „Rafik-Schami-Nudelsalat“-Problem gestolpert. Weder ein Problem des Autoren, noch des unabhängigen Verlages „container press“, nur mein eigenes. Auf den Punkt gebracht, als Leser funktionieren Kurzgeschichten für mich nicht, zumal solche, wie diese, die ständige Konzentration abverlangen.

Nicht das Problem des Autoren oder des Verlages, mein eigenes.

Das beginnt bei den abgedrehten Namen der Protagonisten, endet dann bei absurden Handlungen, denen ich kaum folgen kann. Immer wieder suche ich das Schwarze Loch, in dem vermeintlich wichtige Inhalte verschwunden sind, die jedoch nicht beschrieben wurden, da Rüdiger Saß sich hier nur auf das absolut Notwendige beschränkt hat. Keine Ausschweifungen, keine durchgehenden Geschichten, einfach nur das Spiel mit den Mitteln der Sprache.

Wer dies als Aufgabe von Literatur sieht, ist hiermit gut bedient. Andere Lesende werden vielleicht auf ähnliche Probleme stoßen, wie ich. Eine Gattungsform zu haben, mit der man nicht zurechtkommt, und das hat mir nun Rüdiger Saß mit dieser Sammlung als zweiter Autor vor Augen geführt. An alle Anderen gebe ich gerne diese Herausforderung weiter.

Konzentration, abrupte Enden und Absurdität, und das ist jetzt positiv gemeint, wird man hier finden, sowie Möglichkeiten, was Sprache auch bewirken kann. Zumindest das hat Rüdiger Saß bei mir geschafft, aufzuzeigen. Ein Abbruch war es nicht. Eine Grenze jedoch, die es mir auch diesmal nicht gelungen ist, sie zu überschreiten.

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Das Bloggen mit Büchern: Das Problem, Buchreihen zu rezensieren.

Je mehr Reihen ich lese, um so schwerer tue ich mich damit, die Einzelbände nach und nach vorzustellen und zu rezensieren. Irgendwann kommt man an den Punkt, bereits in den ersten Bänden Geschehenes zu erwähnen, um den Bericht über die Lektüre zu unterfüttern, nimmt damit das Lesen der vorangegangenen Bände vorweg, spoilert, um eine vernünftige Rezension ohne Geschwafel des Folgebandes zustande zu bringen.

Natürlich würde ich gerne als Schreibender davon ausgehen, dass jemand die Rezension zu einem Folgeband nur liest, wenn er oder sie die vorangegangenen Bücher schon gelesen hat und somit um das bereits Geschehene weiß, doch weiß ich, wie neugierig ich bin. Anderen wird es da wohl kaum anders gehen. Gekennzeichnete Spoiler werden angeklickt, und wenn einem die Reihe mit den bereits gelesenen Bänden gefällt, kann man ja gleich weiter lesen.

Schon ist man bei der Rezension, nicht nur des nächsten Bandes, um sich zu orientieren, ob man eine Reihe weiterverfolgen möchte, sondern irgendwann auch weiter und kennt dann schon den Inhalt des übernächsten und aller weiteren Bände, ohne den Weg dahin durch die wirklichen Buchseiten verfolgt zu haben.

Ein Grund von vielen, warum ich zuletzt Einzelrezensionen zu Büchern aus Reihen vom Blog genommen habe. Ein anderer ist, dass teilweise Zwischenbände nicht rezensiert wurden. Wenn Band 1 und Band 4 rezensiert wurden, wo sind dann die Berichte zu den Büchern, die dazwischen erschienen sind? Das passiert mir immer dann, wenn ich im Urlaub lese und der Abstand zum Gelesenen beim Schreiben nach der Rückkehr zu groß ist. Funktionieren tut dies, wenn es Krimireihen sind.

Da spielt der Kriminalfall eine Rolle. Verbindende Elemente, wie die Beziehungen der Ermittler, wenn es welche gibt, sind eher zu vernachlässigen. Bei Reihen, wie „Harry Potter“ von Joanne K. Rowling, wird es dagegen schon schwierig, Bände auszulassen. Dort bauen ja wirklich alle Elemente aufeinander auf. Ich behaupte einmal, dass es in diesem Fall nichts bringt, Bände auszulassen. Auch nicht beim Rezensieren selbst.

Wie also Reihen gerecht werden, sie doch noch eine Rolle auf den Blog spielen lassen? Ich lese sie ja auch. Durchgehend rezensieren, wirklich jeden Band? Als Sammelrezension nach Beenden des letzten Bandes? Wie sieht das aus, wenn nach einer Sammelrezension weitere Bände erscheinen? Ergänzt man dann, hängt hinten an? Spielt es keine Rolle, wie bei den angesprochenen Krimis, wenn Bände ausgelassen werden? Oder, man rezensiert nur den ersten Band und alle weiteren lässt man aus?

Hier würde mich wirklich eure Meinung interessieren. Eine Ideallösung ist mir bis dato noch nicht über den Weg gelaufen, auch handhaben das Blogger recht unterschiedlich. Meine Zwischenlösung sieht übrigens so aus.

Reihen, die ich z.B. nicht rezensiert oder vom Blog genommen habe:

Margaret Peterson Haddix: Schattenkinder

John Grisham: Theo Boone

Holly Black/Cassandra Clare: magisterium

Colin Dann: Als die Tiere den Wald verließen

Euer findo.

P.s. Jetzt seid ihr dran.

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