Chris McGeorge: Der Tunnel

Der Tunnel - Nur Einer kommt zurück Book Cover
Der Tunnel – Nur Einer kommt zurück Chris McGeorge Droemer Knaur Erschienen am: 04.05.2020 Seiten: 346 ISBN: 978-3-426-22709-1 Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet

Inhalt:

Sechs junge Leute, seit Jahren beste Freunde, fahren mit dem Boot in Englands längsten Kanaltunnel – ein Abenteuer in beklemmender Dunkelheit. Als das Boot am anderen Ende des Tunnels wieder auftaucht, sind fünf der Freunde spurlos verschwunden. Der sechste, Matthew, ist bewusstlos. er beteuert seine Unschuld, ist aber der einzige Verdächtige in diesem mysteriösen Fall, bei dem sich die Presse erstaunlich bedeckt hält. Was ist während der Fahrt geschehen? (Klappentext)

Rezension:

Beklommenheit breitet sich in denen aus, die eine Fahrt unterhalb des Penninengebirges wagen, von Masden nach Diggle im nördlichen England. Dort befinden sich die Standedge-Tunnels, eine wagemutige Leistung britischer Ingenieurskunst, die den Transport von Waren und Menschen in der Region vereinfachen sollte. Doch, was ist, wenn in den zum teil stillgelegten Röhrren plötzlich Menschen verschwinden? Nun hat der englische Autor Chris McGeorge diesen Gedanken heraus einen düsteren Thriller gestrickt.

Aus der Perspektive des mittelmäßig erfolgreichen Autoren Robin Ferringham wird die Geschichte erzählt, derer eine reale geografische Situation zugrunde liegt. Robin Ferringham, gerade dabei, wenig erfolgreich das spurlose Verschwinden seiner Frau zu verarbeiten, erhält einen mysteriösen Anruf aus einem Gefängnis im nördlichen England.

Am anderen Ende der leitung, ein des Mordes an fünf Menschen Verdächtiger, der behauptet Informationen zu den Vorfall zu besitzen, der Robins Leben auf ewig veränderte und nebenbei unschuldig zu sein, an dessen, was man ihm vorwirft.Ttrotz aller Zweifel begibt sich der Protagonist nach Masden und entdeckt nicht nur die verstörenden Tunnel und eine trauernde Dorfgemeinschaft, wird jedoch bald selbst Teil eines mörderischen Spiels.

Die große Zeit englische Kriminalliteratur ist vorbei, möchte man meinen, jedenfalls wenn man diese Art von Literatur sich zu Gemüte führt. Tatsächlich hat der zunächst spannend und auf realen Gegebenheiten aufgebaute Thriller so einige Schwächen, die die positiven Seiten schnell in den Hintergrund rücken.

Die realen Gegebenheiten bieten zunächst eine Steilvorlage für hochspannende Storys, die man praktisch nur noch einfügen muss, sind dabei noch die Protagonisten und ihre Motive detailreich ausgearbeitet, würde ein solches Werk funktionieren. Die Hauptprotagonisten hier sind anfangs farblos, hier hat der Autor jedoch im Laufe des schreibens nachgebessert, für die imens wichtigen Nebencharaktere gilt dies jedoch nicht. So richtig klar wird bis zum Ende weder Motiv noch sonstiger Beweggrund, auch der Rätselfaktor bleibt nicht durchgehend bis zum Ende erhalten. Ein netter Versuch.

Pluspunkte Chris McGeorges sind Schreib- und Erzählstil, denn dies kann der Autor, wenn auch der Spannungsbogen hin und wieder gibt, doch hin und wieder gibt. „Der Tunnel“, lässt sich fließend lesen, kommt mit kurzen, dicht aufeinander folgenden Kapiteln daher. Nicht auf der Habenseite ist jedoch die Tatsache, dass die reale Geschichte der Tunnel interessanter wirkt, als die herumgewobene Geschichte.

Zudem wirkt zu oft das Konstrukt wie ein bleiender Mehltau, der bereits mehrfach erzählt wurde. Auch kann man hier kein einheitliches Tempo erkennen. Entweder man baut die Handlung in immer schneller aufeinander folgenden Schritten auf, bleibt in einer gemächlichen Schrittfolge oder erzählt rasant. Hier jedoch gibt es mehrere Brüche, die man selbst als ungeübter Krimileser merkt und Übergänge, die nicht gerade als nahtlos zu bezeichnen sind.

Die Bezeichnung Thriller ist eine Entscheidung, die man treffen kann. Für mich ist es jedoch ein klassisch ortsgebundener Krimi, der es nicht für geübte Leser schafft, sich aus der schieren Masse an Büchern gleicher Art herauszuheben. Wer relativ selten in diesem Genre liest, mag Chris McGeorges Geschichte mit Gewinn sich zu Gemüte führen. Alle anderen sollten es sich überlegen. Hier ist eher auf folgende Werke von Chris McGeorge zu hoffen.

Autor:

Chris McGeorge öebt in Durham und studierte Kreatives Schreiben an der City University of London. Er ist Teil einer Amateurtheatergruppe. Vorbilder sind Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle.

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Aimee Carter: Der Fluch des Phönix

Der Fluch des Phönix Book Cover
Der Fluch des Phönix Aimee Carter Oetinger Erschienen am: 09.05.2020 Seiten: 351 ISBN: 978-3-7891-1516-5 Übersetzerin: Maren Illinger

Inhalt:

Nach dem plötzliche Tod ihrer Mutter werden die zwölfjährigen Zwillinge Zac und Lu zu ihren Verwandten nach England geschickt. Dort entdecken sie hinter einem Torbogen eine Welt voller Fabelwesen – die Wildlands.

Was sie nicht wissen: Wer die Wildlands betritt, wird mit dem Fluch des Phönix belegt und muss für immer hinter den Toren der fabelwelt bleiben. Nur wenn der Verfluchte bereit ist, alles für den Phönix zu riskieren, kann er in sein normales Leben zurückkehren… (Klappentext)

Rezension:

Die amerikanische Autorin Aimee Carter ist ein Phänomen. In ihrer Heimat nicht ganz so erfolgreich, wurde die von ihr geschriebene erste Buchserie für Kinder und Jugendliche nach ein paar Bänden nicht weiter aufgelegt, während im deutschsprachigen Raum alle Werke der Reihe „Animox“ erschienen sind, und so gehört sie wohl zu den wenigen Schreibenden, die im Ausland erfolgreicher sind als in ihrer Heimat.

Folgerichtig, ist auch „Der Fluch des Phönix“, ein Einzelband (?) des gleichen Genres zuerst in deutscher Sprache erschienen und nimmt seine jungen LeserInnen mit, auf eine Reise durch die abenteuerliche Welt der Wildlands.

Hauptprotagonisten dieser spannenden Geschichte für ältere Kinder und noch nicht ganz Jugendliche sind die zwölfjährigen Zwillinge Zac und Lu, aus deren wechselnder Perspektive wir die Handlung erleben, die einem stetigen Spannungsbogen folgt. Nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter leben die beiden mit ihrem Vater alleine, ein jeder für sich trauernd, ohne Perspektive auf Besserung.

Besonders für Zac ist der Tod seiner Mutter ein tragischer Verlust, ist er doch selbst an das Haus gefesselt, durch Asthma und zahlreiche Allergien, auf die Hilfe nun nur noch seines Vaters und seiner Schwester angewiesen.

Dadurch ängstlich, zurückhaltend und labil, ist das Einzige, was ihm bleibt, sein Zeichenblock, auf dem er die phantasievollen Geschichten seiner Mutter zu Papier bringt. Doch, ein weiterer Unfall mit Klinikbesuch, lässt den Vater das Angebot der Verwandten seiner verstorbenen Frau überdenken und schickt die Zwillinge zu diesen für einen mehrmonatigen Aufenthalt. Eine abenteuerliche, aber auch gefährliche Reise beginnt.

So viel zur Geschichte, mehr darf man auch nicht verraten, gewinnt man doch mit den ersten Seiten doch die Protagonisten als Sympathiefiguren, deren Stärke aus all den Schwächen und Begrenzungen besteht, die besonders Zac zusetzen.

Folgerichtig haben beide Zwillinge einen ernsten und eigenwilligen,, dennoch gegensätzlichen Charakter. Interessant ist hier vor allem, dass die Schriftstellerin das gängige Rollenklischee vom starken Bruder, schützenswerter Schwester umkehrt und gewinnbringend für die Handlung verwendet.

Hier darf ein angehender jugendlicher Junge sich ängstigen, gar eine Panikattacke bekommen, weinen, zittern und zweifeln, während die Schwester die Rolle des großen Geschwisterkindes, obwohl gleich alt, einnimmt. Ein großer und nicht zu verachtenswerter Pluspunkt. Identifikationsfiguren einmal anders.

Doch, obwohl sein Gesicht rot war, sein Atem mühsam ging und er Tränen in den Augen hatte, machte er keinen Gebrauch von seinem Asthmaspray. Er hatte keinen Anfall. Es kostete ihn nur alle Kraft, nicht schluchzend zusammenzubrechen.

Aimee Carter: Der Fluch des Phönix

Die Fantasy-Welt ist hier glaubwürdiger aufgebaut, als es z.B. einem Henry Neff mit „Die Schule der Magier“ gelungen ist und auch im Erzähl- und Schreibstil merkt man Verbesserungen gegenüber den Bänden der Animox-Reihe, die selbst gut geschrieben und konstruiert sind, an. Beinahe im gleichen Erzähluniversum mit gleichbleibender oder sich zum Positiven veränderter Qualität zu bleiben, ist hier Aimee Carter gelungen.

Die Geschichte wird in kurzweiligen Kapiteln rasant erzählt. Längen sind keine zu finden, gleichzeitig hat die Handlung unheimlich viel Tiefgang bei genauerer Betrachtung. Menschliche Werte, Naturschutz (wenn auch auf eine Phantasiewelt übertragen), Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, hat die Autorin ein großes Abenteuer verpackt, ohne erhobenen Zeigefinger.

Die Geschichte ist zunächst als Einzelband erschienen, bietet aber unglaublich viel Potenzial, besonders in der weiteren Entwicklung der Protagonisten, für eine Fortsetzung. In jedem Fall darf man gespannt sein, was Aimee Carter noch alles zu Papier bringen wird.

Autorin:

Aimee Carter wurde 1986 geboren und ist eine amerikanische Schriftstellerin. Zunächst schrieb sie Fanfictions und studierte an der Universität von Michigan, bevor sie mehrere Jugendbuchreihen veröffentlichte. Im deutschsprachigen Raum wurde sie vor allem durch die Reihe „Animox“ bekannt.

Andere Leseeindrücke:

100Morgenwald

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James Gould-Bourn: Pandatage

Pandatage Book Cover
Pandatage James Gould-Bourn Kiepenheuer & Witsch Erschienen am: 02.05.2020 Seiten: 382 ISBN: 978-3-462-05364-7 Übersetzer: Stephan Kleiner

Inhalt:

Danny Maloony hat es schwer. Ein Glückspilz war er noch nie, aber seitdem seine Frau vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, läuft gar nichts mehr glatt.

Sein Sohn Will hat aufgehört zu sprechen, Danny verliert den Job, und als ihm auch noch sein Vermieter mit Rausschmiss droht, kauft er von seinem letzten Geld ein Pandakostüm, um als Tanzbär Geld zu verdienen. Doch tanzen kann er leider auch nicht… (Klappentext)

Rezension:

Dass auch eine grobe Schreibarbeit zu einer wundervollen und berührenden Geschichte führen kann, beweist James Gould-Bourn, der mit seinem Debütroman „Pandatage“ eine einfühlsame Erzählung zu Papier gebracht hat. Hauptprotagonist ist der alleinerziehende Danny Maloony, der mit Haushalt, traumatisierten Sohn und seiner eigenen Trauer zu kämpfen hat, nachdem seine Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.

Seit dem scheint ihm nichts mehr zu gelingen. Von einem auf den anderen Tag steht der Bauarbeiter beinahe vor dem Nichts. Auf der anderen Seite sein Sohn Will, der ebenso trauert, nicht mehr spricht, in der Schule zum Punchingball der Klassenschläger geworden ist, sich emotional immer mehr von Danny entfernt. Danny sieht in einem Pandakostüm schließlich die Chance auf bessere Tage. Doch, auch das erweist sich als einfacher als gedacht.

Nicht gerade fein ausgearbeitet ist diese Erzählung einer Vater-Sohn-Geschichte, tatsächlich ist der Schreibstil eher platt, die Protagonisten bis auf die beiden Hauptcharaktere sehr einseitig konstruiert und auch der Humor dürfte nicht jedermanns Sache sein. Dennoch hat James Gould-Bourn eine Geschichte geschrieben, die zu berühren mag. In ihrer Gesamtheit ist sie stimmig.

Das war Pandamonium!

James Gould-Bourn: Pandatage, Roman von Kiepenheuer & Witsch.

Das Klischee, dass sonst immer, wenn von Alleinerziehenden die Rede ist, von einer Mutter-Kind-Beziehung gesprochen wird, wird aufgebrochen, stehen doch Männer in dieser Situation vor den gleichen Problemen, auch der Umgang mit Trauer ist hier sehr schön dargestellt, zudem welche Bedeutung Menschen haben, die einfühlsam für einem auch in schlechten Zeiten da sind.

Der Humor des Autors ist speziell, wer sich jedoch darauf einlässt, entdeckt einen nachdenklich schwermütigen Roman, der immer genau dann aufgebrochen wird, wenn den Lesern die Last der Protagonisten förmlich zu erdrücken droht.

Ich wünschte, ich wäre gestorben, mit Mum zusammen, weil ich lieber tot wäre, als allein mit dir zu sein.

James Gould-Bourn: Pandatage. Roman von Kiepenheuer & Witsch.

Das wäre wiederum feinfühlig.

Die Stärke dieser Schreibarbeit liegt hier eindeutig im Beginn und Mittelteil. Der Schluss ist fast zu schnell erzählt. Hier hätte etwas mehr Ausgestaltung der Geschichte gut getan und nur mit den Blick, dass es praktisch egal sein kann, wie man sein Geld verdient, kann man die Auflösung gelten lassen. In der Realität halte ich das für schwierig.

Der Wortwitz und die Protagonisten, die man von der ersten Seite an liebgewinnt, machen „Pandatage“ zu einem lesenswerten Roman über Trauer, familie, Freundschaft, Glauben und Zuversicht, der in seiner Gesamtheit ein stimmiges Bild abgibt und funktioniert, da James Gould-Bourn diesen Stil von Beginn bis zum Ende durchhält.

Kurzweilige, flüssig zu lesende Kapitel aus wechselnder Perspektive, zeigen was möglich und dass es durchaus richtig ist, an „Pandatage“ zu glauben. Eine lesenswerte Erzählung in Pandakostüm.

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Das Bloggen mit Büchern: Wie hältst du’s mit Rezensionsexemplaren?

Der Blog startete als kleines Privatvergnügen, zur Gedächtnisstütze nach der Lektüre. Mehr war es zu Beginn nicht, wollte ich doch aufschreiben, wie ich ein gelesenes Buch fand und warum das so ist, schließlich verdrängt man als Vielleser eine ganze Menge. Irgendwo muss ja der Platz für Gedanken zu neuen Büchern her. Da ist solch eine Schreibarbeit schon eine feine Sache.

Heute, lange nachdem ich mich auf’s Glatteis begeben habe, ohne auf mich zu vertrauen, dass es vielleicht noch jemanden gibt, der sichd afür interessiert, was ich zu sagen habe, mit größerem Selbstbewusstsein, ist aus dem persönlichen Archiv viel mehr geworden.

Inzwischen sehe ich es als meine Aufgabe an, Literatur vorzustellen und kritisch einzuordnen, auch einmal Bücher jenseits der obersten Schichten von Büchertischen und Bestsellerlisten zu zeigen. Gelesen wird das gerne, dafür bin ich unglaublich dankbar. Doch, auch ich muss mir als Blogger eine Frage gefallen lassen und die lohnt einer näheren Ausformulierung.

Wie hältst du’s mit den Rezensionsexemplaren?

Was der Mode-Bloggerin ihr Seidenschal oder ihre Handtasche ist, sind den Literaturbloggern die Rezensionsexemplare. Per se sind das Bücher, die in einer begrenzten Stückzahl von Verlagen und Autoren der Presse zur Verfügung gestellt werden, um diese unter die Menschen zu bringen, auf breiter Basis zu präsentieren und vorzustellen. Für die eine Seite nicht mehr und nicht weniger als kostengünstige Werbung, für uns Blogger Arbeitsmaterial, Content und Lohn zugleich.

Der Stapel ungelesener Bücher ist bei mir naturgemäß nicht klein.
Manchmal kommen aber auch Rezensionsexemplare hinzu.

Natürlich ist kein Schreiberling auf diese Art von Zuwendung angewiesen. Einige nutzen sie mehr, andere konzentrieren sich auf das, was sie ohnehin auf ihren Stapeln ungelesener Bücher finden. Persönlich stöbere ich gerne in den Vorschauen der Verlage, lasse mich auf Benachrichtigungen von Autoren und literarischen Agenturen ein.

Einige intensive Kontakte sind dadurch schon entstanden, mit einigen Schriftstellern hatte ich so die Grundlage für Interviews auf den Buchmessen geschaffen. Da ist die Frage nicht weit, wie kritisch man gerade dann sein darf. Schließlich hoffen die, die Rezensionsexemplare zur Verfügung stellen, auf eine positive Besprechung.

Gerade das ist nicht immer gegeben. Sei es, weil die Thematik nicht so von den AutorInnen verarbeitet oder umgesetzt wurde, wie man sich das als Leser erhofft hatte, weil man ganz andere Erwartungen an die Lektüre hatte oder das Buch zwar zeitnah gelesen hatte, aber in der falschen Stimmung dafür gewesen ist. Das und noch einige andere Punkte beeinflussen die Bewertung von Büchern und dies kann dann natürlich auch nach hinten losgehen.

Anfangs war ich noch vorsichtig. Zu Beginn ist man noch neu in dieser „Bubble“, fühlt sich geehrt, wenn man Rezensionsexemplare zugeschickt bekommt. An meinen ältteren Rezensionen merkt man das teilweise, doch mittlerweile neige ich dazu, zu sezieren, wie ein Rechtsmediziner eine Leiche. Gott sei Dank fühle ich mich nach dem Lesen der meisten Bücher weniger tot als viel mehr erfüllt.

Der Glücksgriff nach guter Lektüre gelingt mir häufiger, auch bei Anfragen an die Verlage, als dass er mir misslingt. Das erklärt viele positive Bewertungen. Ich kenne meine Lesevorlieben, meine Stimmung genau, begründe jedoch auch, wenn dies einmal nicht so funktioniert.

So schreibe ich dann auch negative Rezensionen. Um ehrlich zu sein, auch Verrisse zu formulieren, macht Spaß. Einige Verlage können davon bei mir leidgeprüft ein Lied singen. Doch, mein Anspruch ist es, jede Kritik, die ich äußer, sachlich zu formulieren und ausführlich zu begründen.

Es braucht auch einmal eine negative Meinung, doch letztendlich gilt das, was Marcel Reich-Ranicki einst in einem Interview formulierte. Hauptsache ein Buch wird erwähnt. Auch von ihm verrissene Lektüre verkaufte sich sehr gut. Schließlich wollten viele wissen, was an der Kritik des großen Kritikers dran ist. Inzwischen halte ich das ebenso.

Jeder kann hier sehen, welche Rezensionen auf einem Rezensionsexemplar beruhen. Das schreibe ich entweder in die Datenbox oben hinein, oder bei älteren Rezensionen, die noch nicht überarbeitet wurden, steht diese Information als Kennzeichnung im Verzeichnis. Es ist ersichtlich, transparent. Um so wichtiger dann auch, welches Fazit ich aus der Lektüre für mich gezogen habe.

Wenn das ausführlich und begründet ist, haben alle was davon. Leser, Autoren und Verlage. Es soll ja auch die jenigen geben, die genau wissen, was nicht für den Rezensenten funktioniert hat, könnte es für einem selbst sein. Das ist dann auch eine Hilfe. Vielleicht ist mir eine Handlung zu ruhig und langwierig, andere suchen genau dies. So kann auch eine negative Bewertung zu etwas Positiven führen. Damit ist dann viel gewonnen.

Drei Rezensionsexemplare von drei Verlagen.
Zwei davon funktionierten für mich gut, eines weniger.

Ja, es braucht auch negative Rezensionen und davon sind die von Verlagen zur Verfügung gestellten Werke nicht ausgenommen. Nur einmal hatte ich bisher eine etwas unprofeessionelle Reaktion darauf, ein anderes Mal habe ich auf Nachfrage hin, eine Kritik noch einmal etwas mehr ausformuliert. Relativ selten kommt es auch vor, dass ich mich gar nicht in der Lage sehe, eine Rezension zu schreiben. Dann bekommen Verlag und Autoren darüber eine Nachricht mit Begründung. Ansonsten gilt, was nun geschrieben steht.

Egal, ob die Rezension in die positive oder negative Richtung ausschlägt, begründet muss sie sein und mittlerweile gelingt mir zumindest das ganz gut. Für mich und meine LeserInnen die Lektüre einzuordnen, vielleicht eine Vorauswahl zu treffen, ist eine Hauptaufgabe inzwischen, die ich ernst nehme. Ausformulierte Kritik können Verlage und Autoren aushalten, letztendlich entscheidet ohnehin der Gang in die Buchläden und Bibliotheken. Wer danach anderer Meinung ist als ich, hat vielleicht etwas gefunden, was mir verschlossen geblieben ist. Das ist doch auch ganz schön.

Egal, ob positiv oder negativ. Das ist auch bei Rezensionsexemplaren nicht unbedingt wichtig. Hauptsache, begründet und sachlich muss die Kritik sein. Nur dann funktioniert es.

Mit einigen Verlagen und Autoren verbindet mich eine längere Zusammenarbeit, trotz mancher negativer Kritik oder vielleicht auch deswegen. Fast alle Werke, die ich anfrage, bekomme ich zumeist, zusammen mit den Büchern, die an mich sonst noch herangetragen werden.

Mittlerweile kennt man die Genre, die Themen, in denen ich mich bewege, was auch dazu führt, dass totale Fehlgriffe relativ selten sind. In letzter Zeit frage ich weniger an. Ich habe mich da in der Vergangenheit etwas übernommen, doch bin ich jedes Mal gespannt darauf, was mich erwartet. Heute frage ich gewählter nach.

Oft funktioniert das, manchmal leider nicht. Vielleicht kommt es am Ende auch nicht darauf an, welche Sternebewertung dabei herauskommt. Das Wie und Warum ist wichtiger. Für meine LeserInnen, für die Verlage und schreibende Zunft. Für die Statik meines Bücherregals. Auch, für mich. Dazu gehören dann auch negative Rezensionen.

Letztlich muss sich ein jeder seine eigene Meinung bilden.

Euer findo.

Die Fotos entstammen meinem Instagram-Account.

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Peter Englund: Mord in der Sonntagsstrasse

Mord in der Sonntagsstrasse Book Cover
Mord in der Sonntagsstrasse Peter Englund Rowohlt Erschienen am: 21.04.2020 Seiten: 336 ISBN: 978-3-7371-0016-8 Übersetzerin: Maike Barth

Inhalt:

Stockholm, 1965. Der Mord an einer jungen Frau, der für die Ermittler zuerst wie ein Selbstmord aussah, löst die größte Polizeiaktion in der Geschichte des Landes aus.

Peter Englund, Histoiriker und Erzähler, schildert hochspannend einen wahren Kriminalfall und lässt gleichzeitig eine ganze Epoche, ihre Brüche und Spannungen mitsamt den Gespenstern aus der Vergangenheit lebendig werden. (Klappentext)

Rezension:

Auf eine florierende Wirtschaft gestützt richteten sich die Schweden in ihrem Sozialstaat ein, der schon bald nach dem Krieg zum Vorbild für die europäischen Nachbarn werden sollte. Die Politik schien den Spagat geschafft zu haben, zwischen der kommunistischen Utopie und den Verheißungen des Kapitalismus.

Im größten Land Skandinaviens lebte man gut in den 1960er Jahren, nach Jahren der Entbehrungen. Kaum vorstellbar war es da, dass ein grausames Verbrechen Stockholm und Umgebung in Atem halten sollte. 1965 aber, geschah genau das.

Nach einem Urlaub wurde die junge Schwedin Eva Marianne „Kickan“ Granell in ihrem Haus tot aufgenommen, doch zunächst deutete nichts auf ein grausames Gewaltverbrechen hin. Die ersten untersuchenden Polizisten zogen dann auch schnell ab, doch sollte dieser Vorfall die schwedischen Ermittler jahrelang in Atem halten.

Wie konnte so etwas geschehen? Warum kam eine junge, durchaus nicht unerfolgreiche Frau ums Leben? Vor allem, wer war der Mörder? Der Historiker und Journalist Peter Englund schlüsselt einen der mysteriösesten Kriminalfälle Skandinaviens auf.

In seinem Sachbuch „Mord in der Sonntagsstrasse – Geschichte eines Verbrechens“, schildert der Autor minutiös, wie geschah, was nicht sein durfte. In einer Zeit, in der Computertechnologie noch nicht den Ermittlern zur Hilfe gereichte und die Spurenlage zunächst mehr als dürftig war, beschreibt Englund das Vorgehen der eingesetzten Kommission um den erfahrenen Polizisten G.W. Larsson, ihre Suche in alle Richtungen, und wie es ihnen gelang, einen aussichtslosen Fall aufzudröseln.

Anhand von Interviews mit Zeitzeugen, Ortsbegehungen, alten Zeitungsberichten und einsehbarer Akten zeichnet der Autor das Bild einer Gesellschaft kurz vor ihrem Umbruch und eine Tat, die die Schweden in ihren Grundfesten erschütterte.

Die Kapiteleinteilung folgt dabei dem Täter von der Begehung des Verbrechens, bis zu dessen Festnahme und Aufklärung. Immer wieder lassen Notizen des Täters am Anfang der einzelnen Abschnitte Einblicke in dessen abstruses Gedankengebilde zu, welche sich abwechseln mit den Schilderungen des Lebens von Kickan Granell, der Ermittlungsarbeiten und den gesellschaftlichen Zuständen im größten Land Skandinaviens.

Englund zeigt, mit welchen Einfallsreichtum selbst kleinsten Spuren nachgegangen wurde und in wie fern auch die Charakterzüge der am Fall arbeitenden Beamten dazu beitrugen, diesen Kriminalfall zu lösen, aber auch, vor welchen Schwierigkeiten sich die Stockholmer Polizei gestellt sah.

Entstanden ist die Dokumentation eines packenden Stückes schwedischer Kriminalgeschichte in all ihren Einzelheiten.

Mit einigen Längen, der Autor lässt die Verzweiflung der Polizisten auch seine Leser spüren, zeichnet dieses Sachbuch im Bereich True Crime einen Mordfall nach, der damalige schwedische Utopisten, die von einer neuen Gesellschaft träumten, nicht hätte sein dürfen und zumindest die Atmospäre des betroffenen Stockholmer Vorortes für immer veränderte.

Der Autor folgt den Täter auf seinen Weg zum Mord und den Ermittlern auf den ihren zu dessen Ergreifung. Der Leser wird indes sein Bild von Skandinavien korrigieren müssen, wie auch die Zeitgenossen des Opfers Kickan Granell das Land im hohen Norden Europas plötzlich anders sehen mussten.

Autor:

Peter Englund wurde 1957 im schwedischen Ort Boden geboren und ist ein skandinavischer Historiker und Schriftsteller. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Archäologie, theoretische Philosophie und Geschichte, arbeitete danach im Nachrichtendienst der schwedischen Armee.

1988 veröffentlichte er ein Buch über die Schlacht bei Poltawa, ein Jahr danach promovierte er mit einer Untersuchung des Weltbilds des schwedischen Adels im 17. Jahrhundert. Danach war er als Journalist und Korrespondent für verschiedene Zeitungen in Kriegs- und Krisengebieten tätg, veröffentlichte zahlreiche historische Werke und war u.a. Kommentator für Dokumentationen im schwedischen Fernsehen.

Seit 2009 war er Mitglied der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreis vergibt. Ein Amt, welches er is 2015 innehatte. Mehrere seiner Werke wurden in rund zwanzig Sprachen übersetzt.

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Veit Etzold: Clara Vidalis 7 – Blutgott

Inhalt:

Als in ganz Deutschland plötzlich außergewöhnlich brutale Morde geschehen -verübt überwiegend von Minderjährigen, die in Gruppen zuschlagen-, schrillen beim LKA Berlin sämtliche Alarmglocken.

Klar ist: Es muss einen Zusammenhang zwischen den taten geben. Völlig unklar ist jedoch, wo die Ermittler mit der Suche beginnen sollen. Bis Hauptkommissarin Clara Vidalis und ihr Team im Dark Web auf einen Mann stoßen, der sich nur „Blutgott“ nennt – und seine Anhänger in blutigen Videos zu „slash mobs“ auffordert, Gruppenmorden nach seinem Vorbild… (Umschlagtext)

Reihenfolge der Bücher:

Veit Etzold: Clara Vidalis 1 – Final Cut

Veit Etzold: Clara Vidalis 2 – Seelenangst

Veit Etzold: Clara Vidalis 3 – Todeswächter

Veit Etzold: Clara Vidalis 4 – Der Totenzeichner

Veit Etzold: Clara Vidalis 5 – Tränenbringer

Veit Etzold: Clara Vidalis 6 – Schmerzmacher

Veit Etzold: Clara Vidalis 7 – Blutgott

Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

[Einklappen]

Rezension:

Immer brutaler, immer gewalttätiger und immer plastischer scheinen die Beschreibungen der Taten zu werden, die Dreh- und Angelpunkte der Thriller in den Bücherregalen werden, so ist auch der neue Band um Kriminalhauptkommissarin Clara Vidalis nichts für zarte Gemüter.

Veit Etzolds neuestes Werk, welches man unabhängig von den vorangegangenen Bänden lesen kann, schickt die Berliner Ermittlerin diesmal quer durch Deutschland, welches von einer brutalen Reihe an Morden aufgeschreckt wird.

Grausam und Vidalis ein Rätsel aufgebend, die Mörder sind allesamt minderjährig, somit kaum beizukommen und laufen damit unter dem Radar des Strafrechts. Was zunächst wie unabhängig von einander verlaufende Taten aussieht, bekommt schnell eine Verbindung. Die Symbolik an Tatorten und Sprache der einsilbigen Jugendlichen sprechen für sich.

Bald ist klar, ein sich als „Blutgott“ bezeichnender Täter fordert von seinen Jüngern immer neue, immer grausamere Opfer. Dem Berliner Ermittlerteam rennt die Zeit davon. Klar ist, es wird nicht nur bei den bisherigen Taten bleiben. Doch, wie einem Strippenzieher beikommen, den nicht einmal den nicht einmal die Täter selbst direkt kennen?

Wer dem bluroten Pfad folgen muss, der muss ihm folgen.

Aufruf des Täters in Veit Etzolds „Clara Vidalis 7 – Blutgott“.

Während Etzolds letzter Einzelband im vergleichsweise ruhigen Tempo daherkommt, ist hier die Schnelligkeit der dicht aufeinander folgenden Ereignisse kaum zu überbieten. Tatsächlich scheint der Autor seine gesamten Befürchtungen und Ängste in diese Reihe hineinzupacken, was er in den als Einzelgeschichten angelegten Büchern eher dosiert tut.

Und so seien all diejenigen gewarnt, die zu viel Gewalt, besonders, wenn Kinder und Jugendliche die Hauptprotagonisten spielen, wobei sie hier die Täter sind, nicht ertragen, zudem Blut nicht sehen können. Die Gewalthandlungen werden in „Blutgott“ sehr plastisch wiedergegeben.

Die Protagonisten sind sowohl auf Täter- als auch Opferseite sehr detailreich ausgearbeitet. Das Privatleben der ermittelnden Personen spielt fast gar keine Rolle. In sofern kann man diesen von anderen Bänden getrennt lesen. Wo es Hinweise auf vergangene Fälle gibt, wird per Fußnote auf den entsprechenden Teil verwiesen. Das spielt jedoch für das Verständnis der Handlung keine Rolle.

Der Autor spricht gesellschaftlich immer wieder heiß diskutierte Themen an. So ist hier die Schuldfähigkeit von Kindern und Jugendlichen Dreh- und Angelpunkt- Ebenso wird die Beeinflussung und Manipulation von Minderjährigen in ihrer extremsten Form auf das Papier gebracht.

Entstanden ist ein ereignisreiches Werk mit, sagen wir einmal, sehr kreativ ermittelnden Beamten, deren Methoden nicht weniger außergewöhnlich sind als die der Täter. Dennoch fallen hier keine groben Logikfehler auf, wobei Etzold es durchaus geschafft hat, zahlreiche Cliffhanger zu verweben.

Der in Berlin und Umgebung, mit Ausflügen in ganz Deutschland spielende Thriller hat einen Spannungsbogen, der keinen tiefen Fall kennt. Tatsächlich verliert der Autor kein Wort zu viel.

Der Schluss hätte bezogen auf die Kontinuität sogar noch ausführender und brutaler ausfallen können, wobei sich der Autor dann wahrscheinlich hätte um sein Lektorat Sorgen machen müssen. Immer wieder auch erstaunlich, dass Lesern mehr zugetraut wird, als Fernsehzuschauern zugemutet.

Wer nicht so zart besaitet ist, kann „Blutgott“ lesen. Allen anderen sei das Abschließen der Räume empfohlen und ans Herz gelegt, es sich drei Mal zu überlegen. Man weiß ja nie. Eine Sache jedoch stößt mir noch auf, die Art und Weise, wie inzwischen auf neue oder weitere Werke zunehmend aufmerksam gemacht wird.

Es ist natürlich legitim, neue Wege in Kontakt mit den Lesern zu suchen und auch Leseproben anzuhängen. Doch, gleich fast fünfzig Seiten? Dass ist länger als eine übliche Leseprobe vielleicht sein sollte und damit praktisch schon Magnet genug, den dort angebissenen Band sich auch zuzulegen. Muss das sein?

Autor:

Veit Etzold wurde 1973 in Bremen geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, zudem Hochschullehrer für marketing. Nach seiner Ausbildung studierte er Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschafen und General Management in Oldenburg, London und Barcelona.

Im Jahr 2005 promovierte er in Medienwissenschaften. Neben Belletristik verfasst er Sachbücher in diesem Bereich. An der Hochschule Aalen unterrichtet er Storytelling, marketing und Positionierung. 2010 wurde sein erster Thriller veröffentlicht.

Bei Bastei Lübbe und Droemer Knaur erfolgten weitere. Bekannt ist er für seine Reihe um die Berliner Kriminalkommissaren Clara Vidalis. Etzold lebt in Berlin.

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Das Bloggen mit Büchern: Das Problem, Buchreihen zu rezensieren.

Je mehr Reihen ich lese, um so schwerer tue ich mich damit, die Einzelbände nach und nach vorzustellen und zu rezensieren. Irgendwann kommt man an den Punkt, bereits in den ersten Bänden Geschehenes zu erwähnen, um den Bericht über die Lektüre zu unterfüttern, nimmt damit das Lesen der vorangegangenen Bände vorweg, spoilert, um eine vernünftige Rezension ohne Geschwafel des Folgebandes zustande zu bringen.

Natürlich würde ich gerne als Schreibender davon ausgehen, dass jemand die Rezension zu einem Folgeband nur liest, wenn er oder sie die vorangegangenen Bücher schon gelesen hat und somit um das bereits Geschehene weiß, doch weiß ich, wie neugierig ich bin. Anderen wird es da wohl kaum anders gehen. Gekennzeichnete Spoiler werden angeklickt, und wenn einem die Reihe mit den bereits gelesenen Bänden gefällt, kann man ja gleich weiter lesen.

Schon ist man bei der Rezension, nicht nur des nächsten Bandes, um sich zu orientieren, ob man eine Reihe weiterverfolgen möchte, sondern irgendwann auch weiter und kennt dann schon den Inhalt des übernächsten und aller weiteren Bände, ohne den Weg dahin durch die wirklichen Buchseiten verfolgt zu haben.

Ein Grund von vielen, warum ich zuletzt Einzelrezensionen zu Büchern aus Reihen vom Blog genommen habe. Ein anderer ist, dass teilweise Zwischenbände nicht rezensiert wurden. Wenn Band 1 und Band 4 rezensiert wurden, wo sind dann die Berichte zu den Büchern, die dazwischen erschienen sind? Das passiert mir immer dann, wenn ich im Urlaub lese und der Abstand zum Gelesenen beim Schreiben nach der Rückkehr zu groß ist. Funktionieren tut dies, wenn es Krimireihen sind.

Da spielt der Kriminalfall eine Rolle. Verbindende Elemente, wie die Beziehungen der Ermittler, wenn es welche gibt, sind eher zu vernachlässigen. Bei Reihen, wie „Harry Potter“ von Joanne K. Rowling, wird es dagegen schon schwierig, Bände auszulassen. Dort bauen ja wirklich alle Elemente aufeinander auf. Ich behaupte einmal, dass es in diesem Fall nichts bringt, Bände auszulassen. Auch nicht beim Rezensieren selbst.

Wie also Reihen gerecht werden, sie doch noch eine Rolle auf den Blog spielen lassen? Ich lese sie ja auch. Durchgehend rezensieren, wirklich jeden Band? Als Sammelrezension nach Beenden des letzten Bandes? Wie sieht das aus, wenn nach einer Sammelrezension weitere Bände erscheinen? Ergänzt man dann, hängt hinten an? Spielt es keine Rolle, wie bei den angesprochenen Krimis, wenn Bände ausgelassen werden? Oder, man rezensiert nur den ersten Band und alle weiteren lässt man aus?

Hier würde mich wirklich eure Meinung interessieren. Eine Ideallösung ist mir bis dato noch nicht über den Weg gelaufen, auch handhaben das Blogger recht unterschiedlich. Meine Zwischenlösung sieht übrigens so aus.

Reihen, die ich z.B. nicht rezensiert oder vom Blog genommen habe:

Margaret Peterson Haddix: Schattenkinder

John Grisham: Theo Boone

Holly Black/Cassandra Clare: magisterium

Colin Dann: Als die Tiere den Wald verließen

Euer findo.

P.s. Jetzt seid ihr dran.

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Das Bloggen mit Büchern: Wie machst Du das?

Über das Schreiben. Über das Bloggen.

Es ist egal, über welche Themen man in einem Blog schreibt. Ein interessierter Mensch wird immer nur die veröffentlichten Beiträge sehen, lesen und kommentieren. Vielleicht teilt jemand den Artikel auch in den sozialen Netzwerken oder jemand fühlt sich inspiriert, ebenfalls seine Gedanken dazu niederzuschreiben? Alleine, die Hintergrundarbeit bleibt zumeist im Dunkeln.

Und so möchte auch ich, inspiriert von lesestunden.de in dieser Kategorie über das Buch-bloggen schreiben und meine Gedanken mit euch teilen. Für den ersten Beitrag hierfür, habe ich mich an den Fragen von Tobias orientiert.

Angefangen habe ich mit einer Homepage aus dem Baukastenprinzip, da ich mich zunächst weder mit den technischen, noch mit den rechtlichen Hintergründen auseinandersetzen wollte. Ich wollte einfach nur über mein liebstes Hobby schreiben. Das Lesen. Freunde und Arbeitskollegen hatten mir das ans Herz gelegt, zumal man mich praktisch immer mit einem Buch sieht. Irgendetwas lese ich immer, warum also nicht meine Gedanken mit Interessierten teilen?

Nur, was bringt das mir? Was bringt es den Lesern? Gibt es nicht schon genug Schreiber im Netz und auch sonst? Sicher, gerade im Internet herrscht eine Vielfalt, wie es sie vor Jahrzehnten vielleicht in der Presse gab, aber gerade das macht es spannend.

Gelesen habe ich dort schon länger, in Foren wie buechertreff.de, dem größten deutschsprachigen Literaturforum im Netz und erste Versuche beim Verfassen von Rezensionen gewagt. So war es dann nur noch ein kleiner Schritt bist zum wirklich eigenen Blog, der natürlich zu Beginn noch nicht einmal halb so professionell war, wie heute. Mittlerweile macht mir sogar auch die Hintergrundarbeit Spaß.

Veit Etzold und Ich auf der Leipziger Buchmesse 2019.

Ich schreibe grundsätzlich zu jedem Buch, welches ich lese, eine Rezension. Ausnahmen gibt es natürlich, z.B. Mangas oder Bücher, die ich, was sehr selten vorkommt, abbreche. Über erstere schreibe ich nicht, da mir dazu noch Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Zu wenig habe ich in diesem Bereich bisher gelesen. Über letztere will ich es mir nicht anmaßen. Wie soll man bitte ein ausgewogenes Urteil über ein Buch fällen, von dem man vielleicht nur die Hälfte des Inhalts kennt?

Ansonsten wird alles verschriftlicht. Nachdem Lesen ist das Schreiben ein schöner Abschluss. Die Inspiration zum Lesestoff geben mir Verlage, literarische Agenturen, Freunde, Blogger, Instagram und Booktuber, sowie Mitglieder des besagten Literaturforums. Der eine oder andere Gang in die heimischen Buchläden schadet natürlich auch nicht.

Mein Blog dient mir für mich als Gedankenstütze. Ich freue mich aber über jeden Leser, den es interessiert, was andere schmökern und auf die Meinung von uns Bloggern wert legt. Literaturblogs können Filter sein für all jene, die sich nicht durch Vorschauen der Verlage wühlen und herausfinden möchten, was außerhalb der Bestsellerlisten und Buchpreise zu finden ist.

Manchmal werden auch Buchläden im Urlaub zu Fundgruppen. Dieses Kleinod entdeckte ich am Rand von Rhetymnon auf Kreta.

Wobei mich persönlich auch manche Werke davon begeistern.

Ansonsten ist der Blog für mich Archiv, Filter, Ausgleich, in jedem Fall mehr als ein bloßes Hobby. Vielleicht kompensiere ich auch damit, dass ich nicht Journalist geworden bin? Das bleibt jedoch mein kleines Geheimnis. Vorerst.

Nachdem Lesen schreibe ich direkt drauf los. Vielleicht lasse ich mir einen Tag oder zwei Zeit, aber dann muss ich meine Gedanken in Worte fassen, sonst gehen sie mir verloren. Wie schwer das Schreiben im Nachhinein ist, merke ich immer dann, wenn ich im Urlaub gelesen habe und mit einer Woche Abstand darüber schreiben möchte.

Das funktioniert dann mehr schlecht als recht.

Das eigentliche Verfassen einer Rezension dauert dann zumeist nicht mehr als eine Stunde. Zusammen mit der Aktualisierung des Blogs und den Social Media Posts, gehen noch mal weitere zwei Stunden auf das Zeitkonto. Für das Lesen selbst nehme ich mir am Tag mindestens eine Stunde, meist mehr, Zeit. So erscheinen mehrere Beiträge pro Monat, in unregelmäßigen Abständen. Ich schreibe so, wie ich lese. Unbeständig. Nur im Urlaub setze ich länger aus.

Manchmal viel, manchmal wenig. Feste Zeiten gibt es da nicht, wobei ich oft abends schreibe. An freien Tagen kann es jedoch durchaus mal eine morgendliche Aktion werden. Die meisten Beiträge werden sofort danach veröffentlicht, jedoch immer erst, wenn ich wirklich zufrieden bin. Ein Artikel erfährt also durchaus mehrere Updates. Fehler korrigiere ich, wenn ich sie entdecke. Genau so unregelmäßig kümmere ich mich um die technische Hintergrundarbeit, z.B. die Aktualisierung von Plugins oder WordPress. Technik, sehr wichtig und Social Media, für mich weniger, sind leider große Zeitfresser. Das hätte ich gerne etwas weniger.

https://www.instagram.com/p/B-lwv3aK1tq/
Technische Updates am Blog. Immer wieder eine zweifelhafte Freude.

Bloggen ist für mich zunächst wie das Lesen eine einsame Tätigkeit. Ich mach das ja zunächst für mich, doch die Kommunikation im Hintergrund durch E-Mails, Rückmeldungen und Feedback belebt dies, auch wenn man das hier, wie auch in vielen anderen Blogs nicht unbedingt an der Anzahl von veröffentlichten Kommentaren sieht. Die könnten mehr sein.

Zudem tausche ich mich aber über mehrere Plattformen mit anderen Lesern aus. Eine kurze Zeit lang habe ich auch Youtube ausprobiert. Dort geht man jedoch als Einzelgänger schnell unter. Daher diese Variante. Hier bin ich Leser, Schreiber, Mensch. Hier darf ich sein. Und das funktioniert gut. Mich mit jemanden über Blogbeiträge abstimmen, kann ich mir nicht vorstellen.

Nur als Teil einer Aktion (z.B. #ComicMärz), aber doch bitte nicht mehrere Autoren auf einem Blog. Nein, ich weiß, wie ich ticke. Das ist manchmal schlimm genug. Blogbeiträge entstehen dabei am Schreibtisch oder, wenn ich unterwegs bin, am kleinen Laptop. Fotos nutze ich entweder eigene oder, bei Buchcover, die der Verlage.

Wo Verlage erwähnt werden, ist die Frage nach Rezensionsexemplaren und mein Umgang damit nicht weit. Über meine Zusammenarbeit in diesem Sinne mit Verlagen, Autor/innen und literarischen Agenturen werde ich vielleicht in einem anderen Beitrag eingehen. Dieser Artikel sprengt schon jetzt den Rahmen. Dazu dann vielleicht auch etwas über den Einfluss dieser und anderer Faktoren (auch Blogger) auf mein Schreiben.

Der Austausch mit Verlagen und Autoren ist wichtig. Hier z.B., beim Sommerfest von Kiepenheuer & Witsch (LCB Berlin 2018) und Galiani Berlin oder auch auf den Buchmessen.

Zuletzt möchte ich noch Tobias‚ Frage nach der Aktualität der Bücher beantworten, die ich lese. Fangen wir vielleicht jedoch mit dem Genre an oder den Themen. Mich interessieren vor allem Sachbücher, Romane und Coming-of-age-Geschichten, wobei ich durchaus für Neues zu haben bin. Jagen kann man mich mit New Adult, High Fantasy, Chick-Lit und Esoterik. Damit kann ich nichts anfangen.

Ein Sachbuch muss zudem ausgewogen und gut recherchiert, darf sehr ausführlich sein. Bei Romanen sind mir Spannungsbögen und die Vielschichtigkeit von Protagonisten wichtig. Themen in Sachbüchern können biografische sein, geschichtliche oder geografische. Wichtig für mich ist auch, dass, wenn ich hier etwas vorstelle, jeder, der Interesse hat, es auch bekommen kann.

Was nützt die Vorstellung eines vergriffenen Romans, der nicht wieder aufgelegt oder nur noch zu Mondpreisen zu bekommen ist? Was nützt auch die Vorstellung eines längst veralteten Sachbuches, welches sich durch die Entwicklungen da draußen überholt hat? So habe ich auch schon Beiträge zu Büchern über die Entwicklung von arabischen Ländern gelöscht, da diese nicht mehr haltbar waren.

Im Großen und Ganzen halte ich mich jedoch für beständig, genau so wie meine Spleens immer mehr ausufern. Und das ist doch sehr schön, oder?

Euer findo.

P.s. Und wie bloggt ihr?

Der virtuelle Spendenhut

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Marcus Schwarz: Wenn Insekten über Leichen gehen

Wenn Insekten über Leichen gehen Book Cover
Wenn Insekten über Leichen gehen Marcus Schwarz Droemer Erschienen am: 01.04.2020 Seiten: 288 ISBN: 978-3-426-30214-9

Inhalt:

Als Kinder beim Spielen im Wald eine Leiche finden, weist alles auf ein Mord hin. Da der genaue Todeszeitpunkt entscheidend ist, wird der forensische Entomologe Marcus Schwarz gerufen, um die Frage zu klären: Wie lange lag die Leiche schon dort?

Immer öfter gelingt es dem Insektenforscher, spektakuläre Fälle aufzuklären: War es Selbstmord? Und was verraten ihm die Fliegen, die immer als Erste am Tatort sind? (Klappentext)

Rezension:

Immer öfter findet bei der Ermittlung das große Krabbeln zu Füßen von Polizei und Staatsanwlatschaft Beachtung, können Insekten doch dazu dienen, den Tat- und Todeszeitpunkt bei Mordfällen einzugrenzen. Und so berichtet der forensische Entomologe Marcus Schwarz von diesem, hierzulande noch seltenen Zweig der Ermittlungsarbeit in seinem neuen Buch.

Was bei der Draufschau wie ein Part britischer oder amerikanischer Crime-Serien anmutet und dort zum Standard-Repertoire der Arbeit von Polizisten bei Mordfällen gehört, ist hierzulande ein relativ junger Zweig für die ermittelnden Beamten am Tatort.

Um so interessanter, dass auch in Deutschland immer mehr auf die Hilfe von Insekten in allen Stadien gesetzt wird, wenn es darum geht, den Todeszeitpunkt zu bestimmen oder die Liegezeit einzugrenzen. In seinem hoch brisanten Sachbuch berichtet der Autor anhand von wahren Fällen von seiner Arbeit, zeigt, welch entscheidende Rolle seinen Untersuchungen zukommen kann.

In kurzweiligen Kapiteln, klärt Marcus Schwarz zunächst, wie seine Arbeit abläuft, auf welche Eier, Larven, von welchen Insekten er achtet und was Funde derer über die entscheidenden Fragen aussagen, die sich bei der Tatortbegehung stellen. Er richtet sich dabei nicht nur an die kriminalistisch interessierten Laien, mit „Wenn Insekten über Leichen gehen“ an die Beamten vor Ort. Lobbyarbeit für einen relativ unbekannten und zuweilen geschmähten Zweig der Rechtsmedizin.

Was können uns bestimmte Fliegenarten oder Käfer erzählen, Wespen oder Ameisen am Fundort der Leiche? Wie wird Entomologie im Bereich Kriminalistik in Amerika im Gegensatz zu Deutschland betrieben und können Maden dazu beitragen, die Unschuld eines Verdächtigen zu beweisen?

Kenner des Genres True Crime werden trotz Anonymisierung auf bekannte Fälle stoßen, doch nimmt der in ganz Deutschland agierende Entomologie vor allem auf das kriminalistische Geschehen im Raum Leipzig Bezug, seinem Haupteinsatzgebiet.

Mitunter sehr detailreich schildert er seine Vorgehensweise, in einem spannenden und zugleich informativen Schreibstil, in relativ kurzweiligen Kapiteln. Zusammen mit Zeichnungen seiner vielbeinigen Helfer ergibt sich so ein ungewöhnlicher Blick, der Ermittler helfen soll, ihre Sinne zu schärfen und die Leser bewusst werden lässt, dass der Tod nichts Abschließendes mit sich bringt.

Für die Natur ist er nur ein Festbankett, aus dem die Ermittler entscheidende Erkenntnisse ziehen können. Guten Appetit.

Autor:

Marcus Schwarz wurde 1987 geboren und studiete zunächst Forstwissenschaften in Dresden, bevor er sich der Entomologie zuwandte. In Leipzig arbeitet er am Institut für Rechtsmedizin als forensischer Entomologe und hilft mit seinen Kenntnissen deutschlandweit der Polizei und Staatsanwaltschaft. Zusätzlich bildet er Polizisten und Studenten innerhalb seines Fachgebiets aus.

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Kristina Palten: Allein durch den Iran

Allein durch den Iran Book Cover
Allein durch den Iran Kristina Palten Erschienen am: 08.04.2020 Kiepenheuer & Witsch seiten: 344 ISBN: 978-3-462-05412-5 Übersetzer: Paul Berf

Inhalt:

Kristina Palten ist 31, als sie zum ersten mal das Laufen für sich entdeckt. Nach einer Lebenskrise steigert sie ihr Pensum und bricht als Ultraläuferin alle Rekorde.

Doch auch das reicht ihr irgendwann nicht mehr: Sie will ihre eigenen Vorurteile und Ängste besiegen und allein durch den Iran laufen. Mit ihrer Geschichte zeigt uns Kristina Palten, was möglich ist, wenn wir unsere Angst überwinden. (Klappentext)

Rezension:

Undurchsichtig ist für die meisten Menschen in Europa dieses Land zwischen Kaspischen Meer und Persischen Golf, ein Hort der Unterdrückung und eine Quelle des Bösen für die anderen. Doch, wie ist es den Iranern von heute in ihrem Land zu begegnen, sich einzulassen auf eine uns fremde Kultur und Lebensweise?

Kristina Palten hat den Blick über den Tellerrand gewagt und sich selbst ein Bild gemacht. So weit die Füße tragen, läuft die gelernte Ingenieurin, die zuvor ihre Stelle bei einem schwedischen Mobilfunk- und Technikkonzern aufgegeben hatte, um sich vollkommen ihrem Hobby zu widmen. Über 1800 km sind es, quer durch das Reich der Mullahs, von der türkischen bis zur turkmenischen Grenze.

Die Läuferin berichtet von einer Strecke, die ihr alles abverlangte, zugleich jedoch zeigte, dass die Wirklichkeit vielschichtiger ist, als es uns die Medienwelt mitunter vorgaukelt.

Unter den Eindruck von Veränderungen in Arbeits- und Privatleben, beginnt Palten die planungen für ihre Reise, die sie umsichtig betreibt und ausführlich beschreibt. Welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen, wie Streckenabschnitte, Übernachtungen zu koordinieren?

Wird man sie als alleinstehende Frau überhaupt unbehelligt laufen lassen, in einem Land, welches unter den Deckmantel der Religion das Leben seiner Bürger kontrolliert? Wird sie frei mit den Menschen, auf die sie trifft agieren können? Wen kann sie überhaupt vertrauen?

Mit diesen und anderen Fragen und einen vollbepackten als Gepäckhilfe missbrauchten Kinderwagen beginnt sie im Spätsommer ihre Reise, die erst zwei Monate danach am anderen Ende des Landes beendet sein wird. Und trifft dabei auf Menschen, die ein völlig anderes Bild vermitteln, als sie es selbst vor ihrer Reise hatte.

Gastfreundschaft und Neugier begegnen der Schwedin, der überall Unterkunft gewährt und Begeisterung für ihr Vorhaben, welches sie ohne offizielle Genehmigung von staatlichen Stellen umsetzt, entgegen gebracht wird. Auch die andere Seite des Gottesstaates bekommt sie natürlich zu spüren, doch mit Unterstützung von Freunden gelingt ihr etwas, was den meisten iranischen Frauen nicht vergönnt sein wird.

Es ist das beeindruckende Portrait einer Frau, welches hier in Tagebuchform veröffentlicht wurde. Kristina Palten zeigt, wie leicht es sein kann, den Blick über den Tellerrand hinaus zu öffnen, aber auch, welche Grenzen dem immernoch in unserer Welt gesetzt sind.

Die Läuferin beschreibt ihre Reise, setzt dabei den Fokus auf die Tätigkeit und vor allem, auf die Menschen, denen sie begegnet. Palten zeigt, wie es ihr gelang, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen und in welchem Zwiespalt sich die Menschen bewegen. Einfühlsam beschreibt sie in klaren Sätzen Erlebtes, Trauriges, Ernüchterndes und Hoffnungsvolles. Schwedische Gelassenheit und Grundoptimismus traf hier auf Neugier, Offenheit, mancherlei Grenzen.

In kurzweiligen Kapiteln zeigt die Autorin jedoch, was möglich ist, wenn man Mut beweist und einander vertraut. Wenn dies gelingt, ist schon viel gewonnen.

Der Film:

Auf Teilstrecken wurde Kristina Palten von einem Kameramann begleitet. Viel filmte sie zudem selbst. Daraus entstand ein Film über einen sehr besonderen Lauf. Diesen kann man downloaden und ansehen. Hier klicken.

Trailer zum Film über Paltens Lauf durch den Iran.

Mehr Informationen, hier. Über Kristina Palten, hier klicken.

Autorin:

Kristina Palten wurde 1971 in Nordschweden geboren, ist eine Ingenieurin und hält mehrere Rekorde in Marathon- und Ultraläufen. Mit dem Plan, Ängste und Vorurteile abzubauen ist sie knapp zwei Monate, nachdem sie ihren Job aufgegeben hatte, um sich vollkommen dem Laufen zu widmen, 1840 km durch den Iran gelaufen. Von der türkischen bis zur turkmensichen Grenze.

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