Mord

Asne Seierstad: Einer von Uns

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Einer von Uns Asne Seierstad Kein & Aber Verlag Erschienen am: 28.04.2016 Seiten: 544 ISBN: 978-3-0369-5740-1

Inhalt:

Wie konnte sich anders Breivik, der im wohlhabenden Westen aufwuchs, zu einem perfiden Terroristen entwickeln? Asne Seierstads ausgezeichnetes Buch ist gleichzeitig psychologische Studie und literarisches True Crime, gleichzeitig Würdigung der opfer und eine messerscharfe Analyse einer Tat, die sich jederzeit und überall wiederholen könnte. (Klappentext)

Rezension:

Wenn es einen europäischen 11. September gibt, so ist es wohl der 22. Juli für Norwegen, der die Gesellschaft des skandinavischen Landes in ihren Grundfesten erschütterte. Die Bevölkerung, sonst für Offenheit und Toleranz bekannt, befand sich in einer Art Schockstarre, als die Bilder eines zerstörten Osloer Regierungsgebäudes über die Fernsehschirme flimmerten, noch mehr, als die Nachrichten Schüsse auf der nicht weit entfernten Insel Utoya vermeldeten.

Die Opfer waren großteils Jugendliche. Insgesamt 77 Menschen starben. Unzählige wurden schwer verletzt und tragen an den Spätfolgen noch heute.

Die Journalistin und Autorin war in ihrer Funktion als Reporterin für eine Zeitung bei den Gerichtsprozess um den Attentäter Breivik anwesend und recherchierte weiter, als dieser längst verurteilt war. Seierstad wälzte Gerichtsakten und psycholigsiche Gutachten, sprach mit Weggefährten und ehemaligen Bekannt- und Freundschaften Breiviks, mit dessen Mutter und studierte die Schriften des Mannes, der die größte Tragödie der jüngeren norwegischen Geschichte ausgelöst hatte.

Sie wollte das Unverständliche zumindest nachvollziehen können und herausfinden, wie in einem wohlsituierten Land jemand zur Bestie werden konnte.

Eingängig geschrieben und in klare Abschnitte geteilt, liest sich das Werk, dessen Untertitel im Deutschen fälschlicherweise an eine Biografie denken lässt, als wäre man bei den Ereignissen dabei. Das ist dann vielleicht auch der drängenste Kritikpunkt. Ob man sich beim Lesen eines solchen Berichtes wie im Film fühlen soll, wage ich zu bezweifeln.

Das ist grenzwertig und diskussionswürdig. Genau so, wie der Untertitel, der im Original sich eben nicht nur auf den Täter selbst bezieht, sondern ausdrücklich die eigentliche Tat zum Thema nimmt. Damit funktioniert das Werk auch.

Die Autorin stellt dem Bösen gegenüber, die Biografien seiner Opfer und zeigt damit zugleich das Grundverständnis skandinavischer Gesellschaften auf, welches die Norweger auch nach den Attentat versucht haben, hochzuhalten. Ein Pluspunkt, vergisst Seierstad doch hier gerade nicht, dass die Leidtragenden zu oft außerhalb des Fokus’ geraten.

Mit einem Vor- und Nachwort rahmt sie ihre Recherchen ein, erklärt ihre Arbeits- und Herangehensweise, was die Verarbeitung widerum erklärt. Asne Seierstad wollte mit ihrem Werk “Rechtsextremismus entblößen, um ihn zu bekämpfen.” Für ihren Ansatz bekam sie dafür den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 zur Europäischen Verständigung.

Autorin:

Asne Seierstad wurde 1970 in Oslo geboren und ist eine norwegische Schriftstellerin und Jornalistin. Sie studierte zunächst Russisch, Spanisch und Ideengeschichte, bevor sie für die Zeitung Arbeiderbladet tätig wurde. Von 1993-96 berichtete sie als Auslandskorrespondentin aus Russland, 1997 aus China.

Von 1998 an arbeitere sie als Kriegsreporterin in verschiedenen Konfliktregionen, darunter Serbien, Afghanistan und Tschetschenien. Ihre Berichte wurden im norwegischen und schwedischen Fernsehen gesendet. Ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Für “Einer von uns – Die Geschichte einesMassenmörders” erhielt sie 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse zur Europäischen Verständigung.

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Nikolaij A. Sokoloff: Der Todesweg des Zaren

Der Todesweg des Zaren Book Cover
Der Todesweg des Zaren Nikolaij A. Sokoloff Meistersprung Literatur Erschienen: 12.01.2017 Taschenbuch Seiten: 177 ISBN: 978-1-4230-0223

Inhalt:

Im Jahr 1917 kam es in Russland zu Demonstrationen, Streiks und Revolten. Nikolaus II. wurde zum Rücktritt gezwungen und stand fortan unter Hausarrest. Der ehemalige Zar und seine Familie wurden in die Verbannung geschickt, während im Land ein grausamer Bürgerkrieg herrschte.

Im Sommer 1918 verbreiteten sich über die Ermordung des Zaren Gerüchte. Nikolaj A. Sokoloff war einer der ersten, die die Ermordung des Zaren und seine Familie systematisch untersuchten und die Ergebnisse veröffentlichte. Mit der Zeit gerieten seine Erkenntnisse in Vergessenheit. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:
Wer kennt sie nicht, die Legenden, die sich um die Familie des letzten Zaren von Russland Nikolaus II. ranken? Angeblich überlebende Zarenkinder, die nach Jahren als Erwachsene aufgetaucht sind und einigermaßen plausible Geschichten erzählten, Gerüchte, wonach bolschewistische Soldaten einer der Zarentöchter halfen, aus der Hölle des Massakers zu entkommen.

Es fehlten ja, als man die Gebeine der Ermordeten fand zunächst zwei Gebeine (die man erst später ein paar Meter weiter fand) und überhaupt, was war eigentlich in der Mordnacht geschehen?

Nikolai A. Sokolofff, russischer Untersuchungsrichter, begab sich bereit 1919, beauftragt damals noch von der gegen die Bolschewiken kämpfende “Weiße Armee”, auf Spurensuche. Herausgekommen ist ein Untersuchungsbericht, der Grauenvolles enthüllt.

Der Bericht selbst wurde 1925, nach dem Tode Sokoloffs veröffentlicht, und geriet dann für längere Zeit in Vergessenheit. Dies ist nun der Nachdruck des Originals, natürlich übersetzt. Immer noch ist es die Hauptquelle für Autoren und Historiker, zu ergründen, was damals geschah, denn Spurensuche ist schwierig.

Das Ipatjew-Haus, die letzte Unterkunft und schließlich Todesfalle der Familie, existiert nicht mehr und auch sonst ist der Tathergang mangels lebender Zeugen nur schwer nachzuvollziehen. Tagebücher, einige wenige Fotos, ein paar Tonbandaufnahmen von Aussagen der Bewacher der Familie sind alles, was übrig geblieben ist, und eben dieses Dokument.

Auffallend ist, wie gewissenhaft Sokoloff selbst in dieser schweren Zeit, wir erinnern uns, 1919 war Bürgerkrieg in Russland, recherchiert hat, Zeugen vernommen und orte besucht hat, die mit den letzten Tagen der Zarenfamilie zusammenhingen.

Während damals jedoch der Bericht von üüberlebenden Verwandten des Zaren angezweifelt wurde, können wir heute noch einen Punkt Sokoloff zurechnen. Seine Präzension, die in jeder Zeile zu spüren ist. Nur die Überreste der Familie fand er nämlich nicht, bei so ziemlich allen anderen Punkten hatte Sokoloff das richtige Gespür.

Da dieser Bericht einer der Hauptgrundlagen um die letzte Zarenfamilie ist, sei es jeden Interessierten empfohlen, dies zu lesen. Man sollte es jedoch nicht ohne Vorkenntnisse tun, wird ansonsten schwierig.

Der Schreibstil ist nüchtern gehalten, es ist halt ein Untersuchungsbericht, jedoch dadurch um so verständlich. Ein Namensverzeichnis wäre gut gewesen, ist aber schon im Original nicht vorhanden, also, folgerichtig, auch nicht im Nachdruck. Trotzdem ein sehr lesenswertes Dokument.

Autor:
Nikolai A. Sokoloff wurde 1882 geboren und lebte bis 1924. Er war ein russischer Richter und Untersuchungsrichter, und sollte im Auftrag der Weißen Armee den Verbleib Nikolaus II. und seiner Familie nach der Oktoberrevolution klären. Während des Bürgerkriegs flüchtete er sich vor den Bolschewiken nach Frankreich, wo er kurz darauf starb.

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Graham Masterton: Bleiche Knochen

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Bleiche Knochen Graham Masterton Festa Verlag Erschienen am: 19.09.2017 Seiten: 443 ISBN: 978-3-86552-558-1 Übersetzerin: Doris Hummel

Inhalt:

Die Skelette von elf Frauen werden bei Bauarbeiten auf einer Farm im ländlichen Irland gefunden, grausam verstümmelt und bei lebendigen Leib gehäutet. Die Ermittlerin Katie Maguire erfährt nach den ersten Untersuchungen, dass die Toten schon seit vielen Jahrzehnten unter der Erde liegen.

Ihr Vorgesetzter will den Fall bereits zu den Akten legen, da taucht ein frisches opfer auf. Welche Verbindung besteht zwischen dem Killer der Gegenwart und dem Toten aus der Vergangenheit? Und warum sind merkwürdige Stoffpuppen an die Oberschenkelknochen sämtlicher Leichen gebunden?

Katie Maguire stößt auf ein uraltes Ritual und muss den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt. (Klappentext)

Rezension:

Dem Schauerroman liegt eine lange, vor allem englische Tradition zu Grunde, die heutzutage durch gute Horrorliteratur ergänzt wird. Graham Masterton ist ein Meister dieses Genres und so liegt mit “Bleiche Knochen” eine spannende Geschichte vor, die mit Vorsicht zu genießen ist.

Wenn davon überhaupt die Rede sein kann. Zunächst ist es eine der klassischen Ermittler-Geschichten, wie sie zu Hauf von den britischen Inseln kommen.

Eine Ermittlerin stolpert mit ihrem Team praktisch über Leichen und immer mehr details schälen sich an die Oberfläche. Heraus kommt das grausame Machwerk eines Täters, der die Umgebung im Atem hält.

Als wäre das nicht genug, stößt Katie Maguire auch noch auf eine uralte Legende und einen politischen Hintergrund, der nichts weiter als den freiden in Irland gefährden könnte. Größer geht’s kaum.

Dieses Szenario hätte schief gehen können. Andere Autoren wären mit dieser Geschichte gegen die Wand gefahren. Graham Masterton schafft es dagegen, sie großartig, sehr detailliert in Szene zu setzen. Sehr feinsinnig stellt er die Ermittlungen der irischen Polizistin dar, was ihn aber nicht daran hindert, auch die Mordszenen ebenso zu erzählen.

Tatsächlich sollte sich überlegen, wer gerade gegessen hat, dass Buch zu lesen. Für zart Besaitete nichts, wobei es auch in diesem Genre Steigerungen gibt, besonders wenn sie im Verlag Festa erscheinen.

Beim Leser schleicht sich eine Faszination für’s Morbide, für’s Böse ein. zeile für Zeile wird er in die Geschichte hineingesogen, will manchmal loslassen, kann jedoch sich kaum den beschriebenen Grausamkeiten entziehen und rätselt dann auch mit, wer der Täter ist.

Oder sind es gar mehrere? Und am Ende kommt doch alles ganz anders. Als Einstieg in die Horrorliteratur unbedingt geeignet, in manchen Teilen eines Stephen King würdig, doch Graham Mastertons Schreib- und Erzählstil ist sehr eigen, und macht mit seinen Perspektivwechseln und Wendungen einen Großteil der Faszination aus, die diese Geschichte trägt.

Die Protagonisten sind glaubwürdig, mit Ecken und Kanten versehen, und bekommen im Laufe der Geschichte eine Tiefe, die sicherlich in Folgebänden weiter ausgebaut werden wird. Auch “böse” Figuren haben ihre sympathischen Seiten, doch wer sich in Gafhar begibt, kommt darin um.

Zum Glück blättert man als Leser nur Seiten um, doch hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu stehen. Die Einbindung einer uralten Legende passt zur Handlungsumgebung, sowie auch die Verarbeitung der Landesgeschichte hier einen wichtigen Stellenwert für den Verlauf einnimmt.

Für nicht so ganz zarte Gemüter eine unbedingte Empfehlung, wer qualitativ gute Krimi-Horrorliteratur lesen möchte, und nicht weiß, wo er ansetzen muss. Graham Mastertons “Bleiche Knochen” ist da ein guter Einstieg, den man sich hingeben kann. Beschreibung expliziter Szenen inklusive. Diese Warnung muss jedoch sein.

Autor:

Graham Masterton wurde 1946 in Edinburgh geboren und ist ein britischer Autor von Horrorliteratur. Nach seiner Ausbildung zum Zeitungsreporter arbeitete er als Redakteur beim Magazin Penthouse.

In dieser Zeit schrieb er eine Reihe von Erotikratgebern, betätigte sich jedoch auch als Schreiber verschiedener anderer Magazine. 1976 veröffentlichte Masterton seine erste Horrorgeschichte, und schrieb seitdem über hundert Romane, Horrorliteratur, Thriller und Katastrophen-Romane. Er wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Horst Eckert: Der Preis des Todes

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Der Preis des Todes Rezensionsexemplar/Krimi Rowohlt/Wunderlich Hardcover Seiten: 415 ISBN: 978-3-8052-0012-7

Inhalt:

Sarah Wolf ist jung, ehrgeizig und am Ziel ihrer Träume: Die Düsseldorfer Journalistin hat ihre eigene politische Talkshow im Abendprogramm der ARD. Seit ein paar Wochen ist sie mit dem Bundestagsabgeordneten Christian Wagner liiert. Als dieser von den Medien als Lobbyist für einen international agierenden Krankenhausbetreiber dargestellt wird, hält sie zu ihm.

Doch kurz darauf wird Christian tot in seiner Wohnung aufgefunden – angeblich Selbstmord. Sarah kann das nicht glauben und beginnt, auf eigene Faust nachzuforschen. Auf Christians Computer findet sie eine geheimnisvolle Liste mit Namen. Die Spur führt nach Kenia und zu Menschen, die bereit sind, viel Geld zu bezahlen – für etwas, das so wertvoll ist, dass es sich dafür zu töten lohnt… (Klappentext)

Rezension:

In Zeiten, in denen die öffentlich-rechtlichen Medien immer mehr hinterfragt werden, ist es nur folgerichtig, dass auch die Kriminalromane in dieser Sphäre spielen, die ohnehin durchsetzt ist mit den drölfzigsten Tatort oder der gefühlt zwanzigsten politischen Talkshow. So eine moderiert Sarah Wolf, deren Sendung jedoch ums Überleben kämpft und von den oberen Zehntausend zunehmend infrage gestellt wird. Ob dies nun politische Entscheidungsträger oder Fernsehintendanten sind.

Doch, die Vollblutjournalistin ist ohnehin im Zwiespalt, da mit einem Bundestagsabgeordneten liiert, der vielleicht in einem riesigen Strudel aus Lobbyismus und anderen dunklen Machenschaften steckt. Doch, Sarah glaubt an die Unschukl von Christian, der jedoch bald tot aufgefunden wird. Sarah beginnt zu recherchieren und weiß bald mehr, als gut für sie ist.

Es sind die unspektakulär erscheinenden Werke, die oft die größten Überraschungen verbergen. Ein solches Werk liegt mit Horst Eckerts “Der Preis des Todes” vor, der zunächst ziemlich harmlos beginnt. Zumindest, wenn man die heutigen Standards in diesem Genre ansetzt und sich voll und ganz fallen lässt.

Dann jedoch landet der Leser ziemlich unsanft in einer Mischung aus politischen Machtspielen a la Berlin, den Medienwahnsinn unserer Gesellschaft und auf das systematische Ausbeuten der ärmsten Menschen weltweit durch europäische, hier ein Krankenhausbetreiber, Konzerne. Ein Buch, welches harmlos beginnt, jedoch sich vor spannenden Stellen nur so überschlägt.

Die Figuren sind sympathisch gezeichnet, haben alle ihre Ecken und Kanten und machen, ist die Geschichte einmal in Schwung gekommen, eine sich überschlagende, jedoch glaubhafte Entwicklung durch. Erst gegen Ende schält sich heraus, welche Protagonisten “gut” und welche es überhaupt nicht sind, ansonsten gibt es sehr viele Grautöne.

Die Auswahl an Schattierungen in der Charaktergestaltung macht diesen Kriminalroman ebenso lesbar, wie die wichtige hintergrundthematik, der Sarah Wolf nach und nach auf die Spur kommt. Gegen Ende zeichnet sich für den geübten Leser zwar die Auflösung schnell ab, jedoch schadet es der Geschichte nicht, die mit ihrem halb-offenen Ende (viel ist aufgelöst, den kleinen rest kann man sich denken) in sich stimmig ist.

Der Schreibstil ist sehr kurzweilig. Cliffhanger gibt es, nicht zu viele. Es ist ein gelungenes Schriftstück in die Abgründe unserer Gesellschaft. Wie viel würdest du zahlen, ist die Frage, für dein eigenes Leben und wärst du dazu bereit, jemand anderes über die klinge des OP-Tisches springen zu lassen?

Beantwortest du die Frage mit ja, bezahlst du ihn, den Preis des Todes.

Autor:

Horst Eckert wurde 1959 in Weiden in der Oberpfalz geboren und ist ein deutscher Autor von Kriminalromanen. Er studierte nach der Schule Politische Wissenschaften in Erlangen und Berlin und war für verschiedene Fernsehsender journalistisch tätig, bevor 1995 sein erster Kriminalroman erschien.

1998 erhielt er den Marlowe-Oreis, 2001 den Friedrich-Glauser-Preis. Einige seiner Romane wurden mehrfach übersetzt. Eckert ist Mitglied im Köln-Düsseldorfer Kriminalkomitee und im PEN-Zentrum Deutschland.

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Sarah Hilary: Seelenkinder

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Seelenkinder Sarah Hilary btb Verlag Erschienen am: 11.09.2017 Seiten: 479 ISBN: 978-3-442-74808-2

Inhalt:

Ein grauenvoller Fund: In einem alten Londoner Bunker, tief unter der Erde, werden die Leichen von zwei Jungen entdeckt. Und schon bald verschwinden weitere Kinder. Ein Fall, der Detective Marnie Rome mit den Schatten der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Ermittlerin ahnt: Jetzt zählt jede Sekunde. (Klappentext)

Rezension:

In der Heimat des Meisterdetektivs Sherlock Holmes ermitteln heute Polizisten mit der modernen Technik, neuesten forensischen und psychologischen Methoden, die den Ermittlern unserer Zeit zur Verfügung stehen.

Doch, genau so wie damals ist der eigene Spürsinn, Intuition und manchmal auch eine gewaltige Portion Glück von Nöten, um komplizierte Verwicklungen und Fälle zu lösen. Spannend verpackt, ergibt sich eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte. Solch eine, wie sie Sarah Hilary zu Papier gebracht hat.

Der neue Stern am englischen Krimiautoren-Himmel ist Sarah Hilary nicht zu Unrecht und so begibt sich der Leser im zweiten Band der Marnie Rome Reihe auf Spurensuche durch die dunkelsten Abgründe Londons. Im wahrsten Sinne.

In einem der alten Bunker der britischen Millionenmetropole, genauer in einer der vorstadtsiedlungen, werden zwei Kinderleichen entdeckt. Einmal ins Rollen gebracht, überschlagen sich die Ermittlungen von Rome und ihrem Team, welches Stück für Stück mit den ihnen eigenen psychologischen Schwierigkeiten und, bei Rome zusätzlich, mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, als noch weitere Kinder verschwinden.

Der problematische zweite Band ist hier alles, nur kein Problem. Auch wenn man den Auftakt nicht kennt, so wirkt die Geschichte doch in sich geschlossen. Der Spannungsbogen setzt hoch an, und wird abwechslunsgreich über die kurzweiligen Kapitel hinweg weitergeführt.

Perspektivwechsel zwischen den Ermittlern und ihren Gegenparts, auch unterschiedliche Zeitebenen veranlassen, mitzurätseln. Klassische Ermittlungsarbeit und düstere Szenarien inklusive. CSI auf Britisch. Charakterentwicklung wird es wahrscheinlich über die Reihe als gesamtes Paket geben, findet im Band als solchen jedoch nur marginal statt.

Ist auch nicht notwendig. Der Fokus liegt ganz klar auf den zu lösenden Fall, in dem mehrere Handlungsstränge behutsam, aber doch temporeich zusammengeführt werden.

Die Figuren sind abwechselnd sympathisch, jedoch weicht die Autorin vom klassichen Gut-Böse-Schema ab. Es gibt hier keine absolute Größe, nur viele Grautöne, wie Hilary mit ihren Protagonisten zeigt. Es ist keine große literatur, doch besser als das Tatort-Gedöns im Fernsehen allemal.

Die Ermittlerarbeit, erfolgreiche und scheinbar aussichtslose Situationen sind zum Greifen nah. Der Krimi kommt überdies ohne viel Blut und Gewalt aus, auch schon eine Besonderheit in den Bücherregalen heute, wenn man von der Ausgangssituation ausgeht.

Gewalt, auch psychologische Gewalt, spielt sich vor allem im Kopf des Lesers ab, alleine die Rückblenden, wenn man es bei Büchern so formulieren möchte, haben es an manchen Stellen in sich. Wer mit Kindern als Opfern ein Problem hat, sollte hier sowie so vorsichtrig sein.

Wer das aber lesen kann, den erwartet ein tolles Ermittlerteam und ein spannender Fall in und unter London.

Autorin:

Sarah Hilary ist eine britische Schriftstellerin. Geboren in Cheshire, war sie nach der Schule als Buchhändlerin, bei einem Reiseführerverlag und bei der Royal Navy tätig, bevor sie zu schreiben began.

Für mehrere Kurzgeschichten wurde sie für verschiedene Preise nominiert und ausgezeichnet, bevor 2014 ihr erster Romn erschien. Ihr Krimidebüt wurde in England als bester Krimi des Jahres ausgezeichnet. Im Jahr 2015 erschien dieses erstmals in deutscher Sprache.

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Christoph Marx: Mugabe – Ein afrikanischer Tyrann

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Mugabe – Ein afrikanischer Tyrann Christoph Marx C.H. Beck Erschienen am: 29.08.2017 Seiten: 333 ISBN: 978-3-406-71346-0

Inhalt:

Robert Mugabe ist der ewige Diktator. Seit 1980 regiert er Simbabwe, das sich unter seiner Herrschaft von der Schweiz Afrikas in ein Armenhaus verwandelte. Die Korruption blüht, die Opposition wird unterdrückt. Sehr viel Blut klebt an seinen Händen.

Ungeschönt und anschaulich erzählt Christoph Marx das Leben dieses ebenso intelligenten wie skrupellosen Diktators, dem vom Anfang an jedes Mittel recht war, um seine alles überschattende Machtgier zu stillen. (Klappentext)

Rezension:

Ein unbekannter Fleck auf der Landkarte, zumindest für Nichtafrikaner, bildet sicherlich der direkte Nachbar Südafrikas. Während das Land am Kap nach dem Ende des Apartheidregimes sich zum wirtschaftlichen Tiger des Kontinents entwickelte, mit allen Stärken und Schwächen natürlich, macht Simbabwe anhaltend mit Negativschlagzeilen von sich reden.

Die Korruption blüht bis in die höchsten Ebenen, die Bevölkerung wird massiv unterdrückt, Folter und Gewalt sind an der Tagesordnung, Hunger und Krankheiten und eine am Boden liegende Infrastruktur (so überhaupt vorhanden) tun ihr Übriges. Wie konnte es dazu kommen?

Wie konnte ein Land mit allen Chancen und Möglichkeiten, nach der Übergabe der Macht durch die britischen Kolonialherren, sich zum Brennpunkt des südlichen Afrikas verwandeln und zum Symbolbild menschlichen Versagens werden?

Diesen Fragen geht Christoph Marx nach. Der anerkannte Historiker entwirft die Biografie dieses eigentlich faszinierenden Landes und analysiert den Werdegang eines Mannes, der vom Hoffnungsträger zum Totengräber wurde.

Robert Mugabe, einst Lehrer, nutzt Zufälle und Chancen und erlangt schließlich die volle Macht im Staate, setzt seine Vorstellungen von Politik um, die nur darauf abzielten, die absolute Kontrolle zu erlangen und erhalten, und steigt damit in eine Riege von Tyrannen auf, die ihres Gleichen suchen.

Wie konnte ein unerfahrener, anfangs unpolitischer und sehr intellignter Mensch, sich zum Despoten und Fanal eines ganzen Volkes entwickeln? Welche Mechanismen und Eigenheiten Simabwes nutzte Mugabe, um politische Gegner unter Kontrolle zu halten oder auszuschalten?

Warum waren oder sind die Regierungen der Weltgemeinschaft lange blind vor den Brutalitäten eines über die Jahre aufgebauten Terrorregimes und was kommt eigentlich nach Mugabe? Gibt es eine Zukunft für Simbabwe?

Christoph Marx’ Analyse und Biografie spart nicht an Kritik und ist dabei sehr detailliert. Auf zahlreichen Quellen aufbauend und mit einer genauen Kenntnis der Situation in der Vergangenheit und Gegenwart zeichnet er den Weg Mugabes nach, der bezeichnend ist und stellt die Folgen in allen Facetten dar.

Da davon ausgegangen werden muss, dass dem gemeinen Leser die Ausgangssituation für Simbabwe und Mugabe selbst, nahezu unbekannt ist, wird diese kleinteilig, nie langweilig beschrieben.

Personengeschichte in ihrer spannensten Form, die zeigt, wie persönliche Ereignisse das Schlechteste im Menschen hervorbringen und sogar eine ganze Nation ins Unglück stürzen können.

Mugabes Bilanz, zeigt der Historiker, ist niederschmetternd. Die Biografie zeigt ihn, der Jahre lang als Hoffnungsträger gehandelt wurde, in einem kritischen und realistischeren Licht, welches man sich unbedingt vor Augen führen muss.

Der Diktator wird bald, mindestens biologisch bedingt, abtreten müssen. Kämpfe um seine Nachfolge sind längst entbrannt. Christoph Marx räumt schon jetzt mit so einigen geschönten Bildern auf und zeigt Mugabe, wie er zu dem wurde, was er ist. Ein afrikanischer Tyrann, nichts anderes.

Autor:

Christoph Marx wurde 1957 in Landau in der Pfalz geboren und ist ein deutscher Historiker. Er studierte Geschichte und Musikwissenschaft in Freiburg, sowie in Südafrika und promovierte im Jahr 1987. 1996 folgte die Habilitation, seit 2002 ist er Professort für Außereuropäische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen.

Schwerpunkte seiner Arbeit bildet die Geschichte der Apartheid in Südafrika, sowie die Kolonialgeschhichte Afrikas und die Geschichte Simbabwes. Er ist Mitglied der Vereinigung der Afrikawissenschaften in Deutschland, sowie Autor und Mitherausgeber für mehrere Fachpublikationen im Bereich seiner Forschungsgebiete.

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Georg Piltz: Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle

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Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle Georg Piltz Das neue Berlin Erschienen am: 24.09.2014 Seiten: 288 ISBN: 978-3-360-02188-5

Inhalt:

Warum entführte Kunz von Kauffungen bei Nacht und Nebel die beiden Prinzen seines Landes? Ist Friedrich II. schuld am grausamen Tod seines Jugendfreundes? Und wie kam es, dass die Mark Brandenbrug in die Hände eines greisen Betrügers fiel?

Der Kunsthistoriker Georg Piltz kannte die Schlösser und Burgen von Sachsen, Thüringen und Preußen wie kein Zweiter. Sie sind Zeugen eenheit voller Intrigen, Mord, Diebstahl und Hexenwahn. Piltz hat ihnen ihre Geheimnisse entlockt und zeigt, wie klug, raffiniert und fintenreichdie gekrönten häupter agierten oder agieren ließen.

Fast immer waren sie schnell und ohne allzu große Hemmungen bereit, sich krimineller Praktiken zu bedienen, wenn es um Machtzwachs und Erhaltung der Staatsräson ging. (Klappentext)

Rezension:

Wer mit offenen Augen durch Ostdeutschland geht, tief in die Geschichte Thüringens, Sachsens oder Preußens eintaucht, entdeckt so manche Überraschungen.

Düstere Zeiten werden erlebbar in den kleinen Heimatmuseen vieler Kleinstädte, wenn es um die Erhaltung der Macht des Adels und seiner Bediensteten geht. Man wird nicht umhinkommen, Schwindler, Betrüger, Mörder zu entdecken, oft gedeckt durch die höchsten Ebenen der Staaten, die sich auf diesen Gebieten einst befanden.

Georg Piltz nimmt uns hier auf eine Zeitreise in unsere Vergangenheit mit und deckt so manche Kuriosität auf, die es in sich und die man unseren Vorfahren gar nicht zugetraut hätte.

Herausgekommen dabei ist ein wundersames, leicht zu lesendes und informatives Portrait von neun historischen Kriminalfällen, die es in sich haben. Einer erstaunlicher als der andere. Der Autor, selbst fasziniert, beleuchtet fachlich versiert, örtliche Gegebenheiten der jeweiligen Zeit, Gründe von Herrschern, Generälen, Adligen und solchen, die sich dafür hielten.

Mit einer leichten Prise Humor, noch viel mehr Wissen zeigt er uns, warum die Entführung zweier sächsicher Prinzen grandios scheiterte oder die kleine thüringische Stadt Hildburghausen jahrelang ein großes Geheimnis hütete. Kurzweilig und kenntnisreich gestaltet sich diese Lektüre, die eine Zusammenstellung aus anderen kunsthistorischen Werken georg Piltz’ vbedeutet, da dieser drei Jahre zuvor gestorben war.

Eine Hinterlassenschaft, die nicht nur dazu dient, Wissen aufzubauen und die geschichtlichen Besonderheiten einiger Orte Ostdeutschlands nachzuvollziehen, sondern ebenso als kulturgeschichtlicher Reiseführer dienen kann.

Am Ende eines jeden kapitels finden sich Hinweise auf Dauerausstellungen, Heimatmuseen und örtlichen Gegebenheiten, interessant für den, wer an die Orte des Geschehens gehen und die Zeiten nachempfinden möchte. Schnell zu lesen, ohne Abstriche, sind die einzelnen Kapitel, immer wieder aufgelockert durch Bilder und historische Zeichnungen, die das Ganze komplettieren.

Von Dessau über Altenburg, Hildburghausen oder Eisenach, Ostdeutschland hat eine große und für Gesamtdeutschland wichtige Vergangenheit, deren Geheimnisse es zu entdecken gilt. Georg Piltz hilft bei der Suche und ist dabei auf so manche Ungeheuerlichkeit und Kuriosität gestoßen. Nachspüren und entdecken lohnen sich unbedingt.

Autor:

Georg Piltz wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren und war ein deutscher Schriftsteller, Kunsthistoriker und Herausgeber. Nach dem Krieg arbeitete er als Volontär bei der Niedersächsischen Volksstimme, einer Regionalzeitung der KPD. Nach der Währungsreform 1948 siedelte er in die spätere DDR über.

Dort arbeitete er ab 1953 für den Aufbau-Verlag, arbeitete später als Schriftsteller und schrieb vor allem kunst- und kulturhistorische Bücher. Einige Werke erschienen auch als Lizenzausgaben im Westen. Bis 1990 war er Mitglied im Schriftstellerverband der DDR.

Einige seiner arbeiten wurden nach seinem Tod zusammengefasst und erschienen 2014 posthum unter den Titel: “Der Prinzenraub und andere historische Kriminalfälle”. Er selbst starb im Jahr 2011.

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Sebastian Fitzek: AchtNacht

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AchtNacht Sebastian Fitzek Knaur Erschienen am: 14.03.2017 Seiten: 408 ISBN: 978-3-426-52108-3

Inhalt:

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Todeslotterie. Sie könnten den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen. In der “AchtNacht”, am 8.8. jeden Jahres, würde aus allen Vorschlägen ein Name gezogen.

Der Auserwählte wäre eine AchtNacht lang vogelfrei, geächtet. Jeder in Deutschland dürfte ihn straffrei töten – und würde mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.

Das ist kein Gedankienspiel. Sondern bitterer Ernst. Es ist ein massenpsychologisches Experiement, das aus dem Ruder lief. Und Ihr Name wurde gezogen!

(Verlagstext)

Rezension:
Wie weit würden Sie gehen, wenn auf eine Person ein Kopfgeld von zehn Millionen Euro ausgesetzt wäre? Was würden Sie tun, wenn dies Ihr Kopf wäre? Diese Fragen stellt Sebastian Fitzek und begibt sich mit dem Leser auf die Spuren Benjamin Rühmanns, dessen Name in der AchtNacht gezogen wurde.

Fortan ist der auf der Flucht und versucht zu überleben. Doch, wen kann er noch trauen? Wer hat seinen Namen überhaupt ins Spiel gebracht? Wer hast ihn so sehr, dass er ihn tot sehen möchte? Und wer hat überhaupt dieses perfide Spiel gestartet, welches immer ungeheurere Dimensionen annimmt?

Kaum ein paar Monate nach dem Paket bringt der Berliner Autor schon wieder die Bestsellerlisten durcheinander und spielt in “AchtNacht” mit der Psyche seiner Leser. Angesiedelt irgendwo zwischen einem klassischen Psychothriller und einem Verschwörungsthriller packt Sebastian Fitzek die Leser in ihre Grundfesten und lässt Fragen aufkommen, denen wir uns hoffentlich nie in der Realität stellen müssen, die aber von der Wirklichkeit nicht allzuweit entfernt sind.

Wie schnell passiert es heute, dass eine von den Medien vorgegebene Meinung als wahrhaftig hingenommen wird, ohne einer ernsthaften Überprüfung standhalten zu müssen? Wie schnell verbreiten sich behauptungen im Netz und wer mag noch unterscheiden zwischen Recht und Unrecht in einer Welt, die sich immer schneller dreht.

Und wer mag den entfesselten Mob aufhalten, zumal als Opfer?

In gewohnt nervenzerfetzender Manier hat Fitzek ein grausames Szenario entworfen, deren Wendungen so zahlreich wie vielfältig sind. Kurze Kapitel, temporeich geschrieben und zahlreiche Cliffhanger, zumal aus der Sicht der verschiedenen Akteuere.

Stilmittel, die der Autor beherrscht und auch hier wieder gekonnt einsetzt. Der Fan, der zudem andere Werke von ihm kennt, wird wieder einige Figuren vergangener Bücher entdecken, und, wer ganz genau liest, dann auch einen Logikfehler, der aber für sich genommen, nicht weiter ins Gewicht fällt und auch nicht verraten wird.

Schließlich würde sonst gespoilert werden, was keiner wollen kann. Jeder Leser soll ja seine persönliche AchtNacht erleben dürfen, wenn er auch das Glück hat, als nahstehender Beobachter zu agieren und das Buch am Ende des Tages zuklappen zu dürfen. Denn, Gott sei Dank, sind wir (noch) nicht so weit, das Szenario Realität nennen zu müssen.

Fitzek hat hier wieder bewiesen, dass er zu den Großen der deutschen Krimi- und Psychothrillerliteratur gehört, wenn auch das Lesevergnügen, mit kalten Schauer über den Rücken, nur ein paar Stunden anhält. Zu schnell liest sich auch dieser Thriller wieder.

Man sollte sich ihn gut einteilen. Etwas, was den wenigsten aber gelingen wird. Ohne viel Blut, aber mit den Gefühlen seiner Protagonisten, ist “AchtNacht” ein erstaunliches Experiment, dem wir hoffentlich nie ausgeliefert werden.

Oder, hätten Sie vielleicht einen Namen noch für den Lostopf?

Autor:
Sebastian David Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren und ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Er arbeitet in der Programmdirektion eines Berliner Radiosenders und studierte Jura bis zum ersten Staatsexamen. Er promovierte in Urheberrecht und arbeitete als Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands.

2006 erschien sein erster Psychothriller “Die Therapie”, welches promt ein Bestseller wurde und als bestes Krimi-Debüt für den Friedrich-Klauser-Preis nominiert wurde. 2012 wurde sein Roman “Das Kind” verfilmt.

Merkmale seiner Bücher sind bestimmte Gimmicks zu seinen Büchern, wie wieder auftauchende Personen oder Extras in Form von Links oder Videos, auch sucht er Wege abseits der üblichen Wasserglas-Lesungen. 2016 feierte Fitzek zehnjähriges Autorenjubiläum.

Seine Bücher werden für’s Theater adaptiert, eine weitere Verfilmung ist in Arbeit. Fitzek wird in 24 Sprachen übersetzt.

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Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 1 – Aschenputtel

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Aschenputtel Kristina Ohlsson Krimi blanvalet Taschenbuch Seiten: 477 ISBN: 978-3-8090-2591-7

Inhalt:

Hochsommer in Schweden. Es regnet Bindfäden. Der voll besetzte Schnellzug nach Stockholm muaa außerplanmäßig halten. Eine junge Frau tritt hinaus aufs Bahngleis, um ungestört zu telefonieren – und wird von ihrer Tochter getrennt, als der Zug ohne Vorwarnung weiterfährt.

Der Schaffner wird alarmiert, doch als er das kleine Mädchen abholen will, ist es spurlos verschwunden. Und Dutzende potentieller Zeugen haben nichts gesehen.

Das Ermittlerteam um Kommissar Alex Recht und Fahndungsspezialistin Fredrika Bergman wird auf den Fall angesetzt. Zunächst sieht es so aus, als stecke der Vater des Mädchens dahinter. Doch dann wird das Kind tot in Nordschweden gefunden.

Wenig später wird ein zweites Kind verschleppt, und der Fall entwickelt sich zu einem Albtraum – denn der Mörder ist nicht nur skrupellos, sondern geradezu brilliant in seinem Tun. Und er ist nicht allein… (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 1 – Aschenputtel

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 2 – Tausendschön

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 3 – Sterntaler

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 4 – Himmelschlüssel

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 5 – Papierjunge

Kristina Ohlsson: Fredrika Bergmann 6 – Sündengräber

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Rezension:

Es sollte eine ganz normale Zugfahrt werden, doch am Ende verschwindet das Kind spurlos. Die Mutter völlig aufgelöst, dass Ermittlerteam um den erfahrenen Kommissar Alex Recht neu zusammengestellt, noch in der Findungsphase. Klar, dass dort erst einmal Kompetenzen ausgelotet werden.

Insbesondere die neu hinzugekommene Analytikerin Fredrika Bergmann wird von den ausgebildeten Polizisten im Team kritisch beäugt. Das tut der Arbeit nicht gut und so kommt das Team nicht voran. Die Ermittlungen fahren sich fest.

Fredrika, noch nicht “betriebsblind” lotet alle Möglichkeiten aus, wogegen die Kollegen sich auf eine allzu offensichtliche Spur konzentrieren.

Doch, auch der Täter selbst bleibt nicht untätig. Allen wird schließlich klar, dass die Zeit davonrennt als ein zweites Kind tot aufgefunden wird. Doch zwischen den zwei Leichen gibt es kaum Verbindungen.

Wo ansetzen? Als man sich schließlich zusammenrauft, schließen sich die Lücken. Bald hat man eine Vorstellung, doch die Wirklichkeit ist grausamer denn je.

Beim Blick in manchen Bücherregalen könnte man meinen, dass die Schweden ein gewalttätiges mordendes Volk wären, doch in Wahrheit schreiben sie nur gute Krimis. So auch Kristina Ohlsson, die mit ihrem Debüt “Aschenputtel” einen fulminanten Auftakt liefert, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Zwar verzichtet die Autorin auf detaillierte Beschreibungen von Gewalt, der Schrecken spielt sich im Kopf des Lesers ab, doch psychisch vermag die Autorin um so mehr zu überraschen.

Dahinplätschernd beginnt die Geschichte um das charismatische Ermittlerteam, dessen Mitglieder alle ihre Eigenheiten haben und an Vielschichtigkeit in den einzelnen Kapiteln gewinnen.

Der Leser lernt jeden aus Alex Rechts Team kennen, sein Privatleben und Arbeitsauffassung und nach und nach die Sympathie für die Protagonisten. Auch die Täterpersonen bleiben nicht blaß.

Das zumindest hat der Leser Recht und Bergman voraus. Das tempo derweil zieht spätestens zur Mitte der Handlung an. Stockholm ist selten so spannend wie hier.

Ein Schweden-Krimi ohne die sonst übliche Melancholie. Der Auftakt ist gelungen, die Geschichte spannend und glaubwürdig und vor allem in sich abgeschlossen. zwar iost es schön, die Bücher in ihrer Reiehenfolge zu lesen, alleine wegen den Entwicklungen des Privatlebens der Ermittler.

Man kommt aber auch so klar. Die Charaktere wachsen einem an’s Herz. Während sonst einsame eigenbrötelerische Ermittler, allenfalls Duos die Druckseiten füllen, hat Ohlsson gut daran getan, ein ganzes Team antreten zu lassen.

Ihren Fokus auf den Rand der schwedischen Gesellschaft, den Finger in die Wunde des nordischen Mustersozialstaates gelegt, ist es auch spannend verpackte Gesellschaftskritik, diese nicht aus den Augen zu verlieren.

Und wenn doch, darf man sich wenigstens auf weitere Krimis von Kristina Ohlsson freuen, die mit ihrem flüssigen Schreib- und Erzählstil, ständig wechselnden Perspektiven und einer interessanten Handlung zu fesseln vermag.

Autorin:

Kristina Ohlsson wurde 1979 in Kristianstad geboren und arbeitete nach ihrem Studium der Politikwissenschaften im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen. Bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde ebenso und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien.

2009 veröffentlichte sie ihren Debütroman “Aschenputtel”, mit dem ihr der Durchbruch als Autorin gelang. Die Reihe um die Polizisten Alex Recht und Fredrika Bergman wurde ein internationaler Erfolg. 2013 schrieb sie ihr erstes Jugendbuch, welches ein Jahr später in Deutschland erschien.

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Veit Etzold: Skin

Skin Book Cover
Skin Thriller Bastei Lübbe Taschenbuch Seiten: 415 ISBN: 978-3-404-17375-4

Inhalt:

Ein Schlüssel, der dich zu einem grausigen Fund führt. Ein Video, dessen Bilder du niemals vergessen wirst. Ein Mörder, der deine dunkelsten Ängste kennt… (Klappentext)

Rezension:

Christian König steigt schnell auf in der Tretmühle Unternehmensberatung ECC, bei der er seinen neuen Job beginnt. Von Termin zu Termin, unter Zeitdruck arbeiten er und seine Kollegen am nächsten Großprojekt, einer stauchelnden Bank aus der Krise zu helfen.

Doch, dass ist nicht so einfach. Als einer von seinen Kollegen an der Programmierung einer Excel-Tabelle scheitert, übernimmt Christian diese Aufgabe, meistert sie mit mehr Glück als Verstand und rückt damit auf dessen Platz. Doch, mit dem Erfolg kommt das Grauen. In Form einer E-Mail, einem Link, einem Video. Dieses zeigt eine verwesende Leiche. Erschrocken wendet sich Christian an die Polizei und setzt damit Ereignisse in Gang, die ihn immer näher in den Kreis der Verdächtigen rücken.

Am Ende ist sich der junge Unternehmensberater selbst nicht mehr sicher. Hat er diesen Menschen ermordet?

Abgesehen davon, dass wohl alle Berliner Psychothriller-Autoren Kontakt zu dem Rechtsmediziner Michael Tsokos haben, ist Veit Etzold mit “Skin” ein interessanter Thriller gelungen, der es in sich hat. Zunächst ziemlich leise dahinplätschernd, wird der Leser in die Karriereschleuder Unternehmensberatung eingeführt, die bei Versagen ein sofortiges Karriere-Aus für die Betroffenen bedeutet.

Anschaulisch beschreibt der Autor diese sehr eigene Welt zwischen Flügen, Bonus-Meilen, ständigen Terminen, schwindender Konzentration und Überstunden, Beruf vor Privatleben und bettet darin eine Geschichte ein, die es in sich hat.

Mit der ersten Kontaktaufnahme Christians mit dem Grauen in Form von zunächst Bildern und Videos, dann immer mehr real Fassbaren (im wahrsten Sinne), gewinnt der Thriller an Tempo. Der Leser wird gleichsam den Protagonisten in einem Strudel gerissen, der kaum durchatmen lässt.

Der Autor weiß vor allem auf den ersten Seiten, von was er schreibt. Der Leser merkt, wie tief Etzold mit dem Thema Unternehmensberatung verbunden ist ubnd für alles andere hat sich der Autor die richtigen Leute zur Beratung geholt.

Man sollte Rechtsmediziner in der Familie und im Bekanntenkreis nutzen und der Leser gewinnt so einige grausige medizinische Kenntnisse in diesem Bereich, die den Nervenkitzel noch einmal erhöhen.

Kurz und prägnant ist der Schreibstil, mit zunehmender Seitenzahl steigt das Lesetempo und die Spannung obwohl die Cliff-Hanger rarer gesät sind als z.B. bei Fitzek. Das Ende ist dafür nicht ganz so verdreht, erst auf den letzten Seiten bekommt man eine Ahnung, wer der Täter ist. Einzig die Figur des ermittelnden Polizisten ist klischeehaft nervig, gerade so an der Grenze, bevor es ins Unerträgliche kippt.

Abgehalftert, durch seine Arbeit desillusioniert und nah dran, die Grenzen dessen, was an Ermittlungstätigkeit überhaupt erlaubt ist, sich zu schnell auf einen Täter fokussierend, wobei in Deutschland immer zuerst die Unschuldsvermutung gilt, findet Etzold immer noch einen Weg, den Polizisten Deckhard gerade so positiv erscheinen zu lassen, dass man schon froh darüber ist, keine ermittelnde skandinavisch-alkohlisierte Fahne vor sich zu haben.

Die Auflösung kommt dann jedoch ein wenig zu schnell. Es hätten der Geschichte noch fünfzig zusätzliche Seiten sicher gut getan. Trotzdem ist “Skin” ein Thriller, der unter die Haut geht und uns den nächsten E-Mail-Link und das nächste Schließfach mit größter Vorsicht öffnen lässt.

Autor:

Veit Etzold wurde 1973 in Bremen geboren und ist ein deutswcher Schriftsteller. Er studierte Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und General Management in Oldenburg, London und Barcelona. Seine Dissertation beendete er im Jahr 2005. Während des Studiums arbeitete er für Medienkonzerne, Banken und Unternehmensberatungen, war zugleich in der Management-Ausbildung tätig.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er weiterhin als Vortragsredner und Unternehmensberater tätig. 2009 veröffentlichte er zusammen mit dem Rechtsmediziner Michael Tsokos sein erstes Sachbuch, ein Jahr darauf seinen ersten Roman. Er lebt mit seiner Frau, Rechtsmedizinerin, in Berlin.

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