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Johannes Thome: Sokrates – Philosoph der Selbsterkenntnis

Inhalt:
Die Bedeutung des griechischen Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.) kann nicht überschätzt werden. Ohne ihn gäbe es keine europäische Philosophie, wie wir sie heute kennen. Dabei hat Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen; seine Ansichten wurden stattdessen durch seine Zeitgenossen Platon und Xenophon vermittelt. Sokrates‘ „Philosophie des Nichtwissens“ ist ein nie abgeschlossener Prozess des Bemühens um Wahrheit im Dialog. Man kann in Sokrates einen „disruptiven Influencer“ sehen, der keine unhinterfragten Meinungen gelten lässt und jede Überzeugung kritischer Prüfung unterzieht.

Im Zentrum seines Denkens steht der Mensch. Sein Anliegen ist die Erziehung zum Selberdenken, sein Ziel die Selbsterkenntnis. Für das Establishment wurde er zur Bedrohung und zum Tode verurteilt. Gerade in Zeiten, in denen das Selbstdenken zunehmend aus der Mode kommt, ist Sokrates von ungeahnter Aktualität. (Klappentext)

Rezension:
Wer war eigentlich Sokrates? Bürger der antiken griechischen Polis Athen, der mit seinem ständigen Hinterfragen den Regierenden zu gefährlich wurde, so dass sie ihn schließlich zum Tode verurteilten. Philosoph, der im Gespräch mit anderen diese zur Selbsterkenntnis bringen wollte, dessen Gedankenkonstrukt sich im steten Fluss befand, der nichts festhielt, dessen Lehre von seinen Schüler von der Straße in die Schulen und Institutionen geholt wurde, obwohl Sokrates selbst nichts davon hielt? Zumindest den Überlieferungen nach.

Der Philosoph und Sozialpsychologe Johannes Thome hat sich für die Reihe „Philosophie für unterwegs“ mit den Mann beschäftigt, der heute als einer der Grundsteinleger für die europäische Philosophie gilt, und zeigt, welche Art von Denker Sokrates heute wäre und was uns die Beschäftigung mit seinen Lehren heute gibt. Entstanden ist dabei ein weiteres kleines informatives heft, welches wie auch andere innerhalb der Reihe eine Einführung in Leben und Werk hier dieser Persönlichkeit gibt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zunächst beschäftigt sich der Autor ausführlich mit der Biografie, jedoch nicht ausufernd, so dass wir nicht in die Gefahr der Überinterprätation geraten. Thome zeigt, wie das Leben Sokrates‘ aussah, welche Persönlichkeiten ihn umgaben und wie zu Lebzeiten mit den Menschen und damit auch seiner Methoden umgegangen wurden ist. Wer waren seine Freunde und Unterstützer? Was brachte ihn zu Fall und weshalb führte die Befolgung seiner Lehre für ihn zum Tode, gleichwohl man ihn wohl mehrere Chancen bot, dem Urteil zu entrinnen. Dies ist ausreichend, um sich ein Bild der damaligen Lebenssituation des Philosophen bewusst zu werden, um dann mit dieser Grundlage in die eigentliche Gedankenwelt Sokrates‘ einzusteigen.

Ab hier verschwimmen die Grenzen. Sein Schüler Platon baute einst in seinen Sokrateschen Dialogen, einer Gesprächstechnik, die dazu dient, das Verständnis des Gesprächpartners zu vertiefen und zu hinterfragen, Sokrates selbst als Person ein, so dass sich heute nur mehr schwer sagen lässt, wie viel davon wohl wirklich auf ihn zuzuschreiben ist. Doch kristallisieren sich mehrere Säulen seiner Methodik heraus, die der Autor hier kurz und prägnant erläutert.

Zunächst wäre da die auf Fragen basierende Gesprächstechnik, der sogenannten Elenktik, die einen Denkprozess in Gang setzen soll, als auch die Mäeutig, das Hervorbringen von Ideen und Erkenntnissen aus dem Inneren. Gewürzt mit einer gewaltigen Portion von Ironie. Der Überzeugung, zwar von vornherein keine genauen Antworten zu kennen, aber mit dem unbedingten Nachfragen und Forschen das Richtige zu tun. Am Beispiel des Prozess‘ gegen Sokrates und seiner Verurteilung, dessen Umgang damit, zeigt Thome die Auswirkungen der Philosophie am Beispiel ihres Lehrenden, als der er sich selbst nicht unbedingt gesehen haben muss.

Dies führt im Anschluss in die Übertragung auf das Heute. Schnell wird da der Bogen gespannt, zur Institutionalisierung der Philosophie, welche er wohl ebenso verabscheuen würde, wie auch die „marktschreierische Omnipräsenz eines alles- und besserwisserischen Richard David Precht“ (Zitat!) und welche Stellung er dazu einnehmen würde. Dies ist zwar ein Gedankenspiel des Autoren, welches sich aber sehr gut einfügt und den Abschluss der hier gestalteten kurzweiligen Einführung bildet.

Mehr braucht es auch dafür nicht.

Autor:
Johannes Thome wurde 1967 in Saarbrücken geboren und ist ein deutscher Psychiater und Sozialpsychologe. Er studierte Medizin, Philosophie und Sozialpsychologie und absolvierte eine Ausbildung in der Psychiatrie in Würzburg, arbeitete anschließend als Postdoktorand in Yale. Vor seiner Tätigkeit als Facharzt forschte er auf dem Gebiet der molekularen Psychiatrie und Psychopharmakologie und war unter anderen in Mannheim und Heidelberg tätig.

Von 2004 bis 2011 hatte er einen Lehrstuhl für Psychiatrie in Wales inne, seit 2011 ist er an der Universität Rostock, sowie in der dortigen Klinik und Poliklinik tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in verschiedenen Fachzeitschriften, und beschäftigt sich mit psychiatrischen Störungen, sowie interdisziplären Aspekten, z. B. Philosophie. Er ist Mitglied verschiedener Fachverbände und engagiert sich in der Organisation unterschiedlicher psychiatrischer und pharmakologischer Forschungskongresse.

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Sidonie-Gabrielle C. Colette: Cheri

Inhalt:
Colettes bekanntester Roman „Cheri“, der 1920 veröffentlicht wurde, handelt von der alternden Halbweltdame Lea, die sich in den Sohn einer Freundin verliebt. Sie beginnt eine Liebesbeziehung mit dem nicht einmal halb so alten Cheri. Und das Verhältnis geht gut, bis Cheris Mutter beschließt, ihn zu verheiraten. In einem poetisch-erotischen Stil beschreibt Colette die gegenseitige Zuneigung des Paars in seiner luxuriösen Umgebung – die Abhängigkeit des jungen Mannes von der älteren Frau, die sich stolz gegen das Altwerden wehrt und am Ende doch ihren Frieden damit schließt. (Klappentext)

Rezension:
Ein Gesellschaftsroman wie ein Kammerspiel, das ist die Erzählung „Cheri“, der französischen Autorin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, die für ihr Leben und Werk als zweite Frau Frankreichs mit einem Staatsbegräbnis geehrt wurde. Erschienen ist der Text erstmals zu Beginn der 1920er Jahre und sorgte zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung durchaus für Stoff zur Diskussion. Wie aber wirkt die Geschichte heute? Ist sie immer noch genau so gut lesbar und einprägsam?

Schon zu Beginn der Erzählung wähnt man sich als Zuschauer eines Theaterstücks. Das Figurentableau wie auch die Anzahl der Schauplätze sind überschaubar. Ersteres ist auf zwei Hauptprotagonisten beschränkt, die alleine schon durch ihren Dialog an Konturen gewinnen. Wenige Nebenfiguren runden das Ensemble ab. Alleine Lea und Cheri, die sich miteinander und ihrer beider Leben auseinandersetzen müssen, reichen vollkommen aus, um die Handlung voranzutreiben. Diese plätschert so dahin, was zur Umgebung beider Personen passt, die sich um nichts auf der Welt Sorgen machen müssen.

Die Finanzen sind gesichert, woher das Geld kommt ist über weite Strecken nicht ganz klar. Man lebt in den Tag hinein, füreinander gegeneinander. Der Altersunterschied beider zueinander ist Antriebsfeder, Konfrontationspunkt und Ablenkung zugleich. Die Autorin nutzt dies als Spannungsmoment. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war dies durchaus ein Aufreger.

Wie gehen die Figuren damit, wie die Umgebung damit um? Was haben beide einander zu geben? Steckt Liebe dahinter? Zeitvertreib gegen die Langeweile eines gesellschaftlich sonst nicht aufregenden Lebens? Fragen, die man sich mit den ersten Zeilen stellt, wenn die Figuren an Konturen gewinnen. Der Konflikt indes lässt nicht lange auf sich warten. Als der jüngere Cheri verheiratet werden soll, gehen beide mit der Situation unterschiedlich um, was Folgen haben wird.

Mehr passiert im Grunde nicht. Tatsächlich kommt die Geschichte, die im Grunde nur aus inneren Gedankengängen und Dialogen besteht, ziemlich ruhig daher. Die Autorin behält ein ruhiges Erzähltempo beinahe durchgängig bei, auch unser gesellschaftliches Frauenbild oder das von Beziehungen trägt dazu bei, dass am Ende gesagt werden kann, dass eigentlich nichts passiert. Versetzen wir uns aber in die damalige Leserschaft, können wir erahnen, welche Sprengkraft dieses damals sehr aufrührende Bild hatte.

Alleine dafür lohnt es sich, diesen kleinen lieben Roman wieder zu entdecken.

Autorin:
Colette, eigentlich Sidonie-Gabrielle Claudine Colette wurde 1873 geboren und war eine französische Schriftstellerin, Varietekünstlerin und Journalistin. In ihren Romanen beschrieb sie vor allem Frauenschicksale, setzte sich mit Tabuthemen ihrer Zeit auseinander, später arbeitete sie auch als Journalistin, zuvor als Varietekünstlerin. Sie starb 1954 in Paris.

Zur Autorin: Hier klicken.

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Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem

Inhalt:
Der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der in der internationalen Öffentlichkeit als einer der Hauptverantwortlichen für die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ in Europa galt, fand 1961 in Jerusalem statt. Unter den zahlreichen Beobachtern war auch Hannah Arendt.

Ihr 1964 auf Deutsch veröffentlichtes Buch Eichmann in Jerusalem brachte, wie die im Jahr zuvor publizierten fünf Artikel im New Yorker, Lawinen ins Rollen: Arendts „Bericht von der Banalität des Bösen“ löst seit seinem Erscheinen bis heute weltweit Kontroversen aus – und wurde zu einem Klassiker wie kaum ein Werk zur Zeitgeschichte und ihrer Deutung. (Inhalt lt. Verlag)

Rezension:
Noch als das Blatt des Krieges sich längst gewendet hatte, rollten die Deportationszüge. Organisiert von SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Seine Aufgabe will er zu Ende führen. Vom Schreibtisch aus organisiert er die Fahrten in den Tod. Fünfzehn Jahre später entdeckt und entführt der Geheimdienst Mossad den Organisator des Holocausts nach Israel. Dort wird ihn 1961 der Prozess gemacht. Für die Zeitschrift New Yorker beobachtet die politische Theoretikerin Hannah Arendt den Prozess, liest den Polizeibericht. Die darauf aufbauende Artikelserie und das darauf folgende Buch werden vom Erscheinen an, kontrovers diskutiert.

Der Bericht selbst ist zunächst vor allem eines, eine Reportage über einen Prozess, der versuchte, die Taten eines Mannes im Gesamtgeschehen des Holocausts einzuordnen. Kein reines Sachbuch, frei von Meinung, verfolgt die Autorin hier die Verhandlung, die sich über mehrere Wochen hinzieht und zeigt auf, was das Gericht zu Tage gefördert hat und wo es an Grenzen stößt, wo auch die Rolle Eichmanns, im Gefüge des NS-Regimes eingeordnet werden muss. Verwaltungstechnisch und geografisch.

Daß in dieser Mordmaschine jeder auf diese oder jene Weise an einen Platz gezwungen ist, auch wenn er nicht direkt in den Vernichtungslagern tätig ist, macht das Grauen aus.

Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem

Hannah Arendt zeigt, wie der Verwaltungsmassenmörder, wie eine riesige und komplexe Bürokratie den Holocaust am Laufen hielt. Und stößt mit ihren Formulierungen und ihrer Tonalität bereits bei der Veröffentlichung so manchen vor den Kopf.

Es ist wichtig zu wissen, was an welchen Orten seinen Platz hat und was wohin gehört. In einem Strafverfahren gegen einen Nazi-Verbrecher steht nicht die Geschichte vor Gericht, weder […] des Antisemitismus noch die Geschichte der deutschen Vernichtungspolitik. Auf der Anklagebank sitzt immer noch ein einzelner, ein Mensch aus Fleisch und Blut, und nur das, was eine nachvollziehbare und benennbare Verbindung mit der Frage seiner Schuld oder Unschuld hat, ist im Gerichtssaal von Relevanz.

Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem

Nach kurzer Einleitung beschreibt sie das Werden und die Zusammensetzung des Gerichtshofs, und verfolgt sogleich die Biografie von Adolf Eichmann, über die sich auch die Verhandlungen ihren Weg bannen und versuchen, ein Bild des NS-Bürokraten zu bekommen. Hannah Arendt schildert Eichmanns erste Aufgaben als Judenreferent, zunächst für Wien und schließlich als Protokollführer der Wannseekonferenz, schildert, wie die Psyche eines sich selbst überschätzenden Theoretikers seine Karriere beeinflusste, sowie später das Prozessgeschehen.

Die einzelnen Phasen des Holocausts werden anschließend geschildert, bevor die unterschiedliche Machtfülle Eichmanns in den von den Nazis besetzten Ländern beleuchtet wird. Arendt folgt auch hier den Verhandlungen, zeigt im Anschluss wie auch die Rolle und Aufgaben eines Gerichts eingeordnet werden können, bevor nach Abschluss der Politwissenschaftler Helmut König die Debatte um Arendt selbst analysiert.

Damit geht der generelle Befund einher, dass das gesamte NS-System nicht als klassische Befehlshierarchie beschrieben werden kann, in der die nachgeordneten Instanzen immer nur das ausführen, was die übergeordneten befehlen, sondern eher als ein Durcheinander, in dem sich viele Ressorts und Institutionen darin übertrumpfen wollen, den Führerwillen […] in die Wirklichkeit umzusetzen.

Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem

Hierbei setzt dieser vor allem Augenmerk auf die Wortwahl Hannah Arendts. Gerade Zeitgenossen waren von der „Banalität des Bösen“ als Formulierung so wenig überzeugt wie aufgebracht über die zur Sprache gebrachte Rolle der Judenräte, die dem NS-Regime als billige Helfer ausgeliefert ihre ihnen durch die Diktatur zugedachte Rolle versahen.

Mit grausamer Effektivität. Das Nachwort istfür sich alleine schon interessant und diskutabel genug zu lesen, der Bericht Arendts noch viel mehr. Minutiös zeichnet die Beobachterin feinsinnig die Brutalität einer emotionslosen Haltung nach, die um so erschreckender wirkt, je mehr man sich das Wirken Eichmanns vor Augen führt. Sie zeigt, wie eine ganze Gesellschaft von solchen Bürokraten zum Tode von Millionen von Menschen führte, ohne dabei selbst unbedingt zum Mörder geworden zu sein.

Treffsicher zeigt sich Arendt auch in der Analyse des Gerichts, dessen Bild von seiner Aufgabe, aber auch der polittheoretischen Grenzen, in denen es agierte. So trocken wie spannend, oft mit einem beinahe ironischen, manchmal regelrecht flapsigen Ton, zeigt die Beobachterin, die sich selbst nicht zuordnen lässt, auch ein von ihren Kritikern benannter Punkt, wie Adolf Eichmann seine Rolle ausfüllte.

Man liest das einigermaßen fassungslos, spürt die Kühle dieses Mannes, welche schaudern lässt, dieses Opportunisten par excellence, neigt der Formulierung Hannah Arendts von einem „Hans Wurst“ zuzustimmen, um im nächsten Moment die kalte Berechnung des Verwaltungsmassenmörders dahinter zu erkennen. Dies beides überein zu bringen, zu verdeutlichen, ist der Autorin gelungen. Schon damals, heute wieder ist „Eichmann in Jerusalem“ ein wichtiger Zeitzeugenbericht. Vor allem aber eine Warnung.

Autorin:
Hannah Arendt ist eine politische Theoretikerin und Publizistin. 1906 in Hannover geboren, studierte sie Philosophie und promovierte, bevor sie 1933 nach Paris emigirierte, anschließend nach New York. Von 1946 biw 1948 arbeitete sie als Lektorin und als freie Autorin, sie war Gastprofessorin in Princeton und Chicago, bevor sie ab 1967 in New York lehrte. Für die Zeitschrift New Yorker beobachtete sie den Eichmann-Prozess in Jerusalem, 1961.

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Nicolai Schwarzer: Nie wieder ist Jetzt!

Inhalt:
Nicolai Schwarzer, Initiator der Demonstration NIE WIEDER IST JETZT!, will politisch Interessierte, vor allem junge Menschen, motivieren, sich auch und gerade in der Schule mit den Themen Demokratie, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenhass auseinanderzusetzen. hetze und Parolen werden in diesem Buch leicht verständlich Argumente entgegengesetzt. 327 #Hashtags vermittelnin klarer, nüchterner Sprache Botschaften für ein respektvolles Miteinander. (Klappentext)

Rezension:
Nach den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kam es bereits wenige Stunden danach zu Versammlungen und Kundgebungen. Unter anderen in Berlin die Menschen, doch nicht etwa um der Opfer zu gedenken, sondern um den Tätern Applaus zu spenden, in den Gesichtern Hass und Entschlossenheit, die man zuvor nur aus Fernsehbilder heraus gekannt hatte. Die Gegenbewegung, die Solidarität mit Israel bekunden sollte, gab es auch, doch mit weniger Teilnehmenden, vor allem weniger jungen Menschen?

Nicolai Schwarzer, Autor und Unternehmer, ließ dies keine Ruhe und so organisierte er mit anderen zusammen und vielfacher prominenter Unterstützung eine wenige Wochen später stattfindende Demonstration, die 10.000 Menschen bei widrigsten Wetter vor dem Brandenburger Tor versammelte. Für Demokratie, Zusammenhalt, gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Startpunkt für ein hoch interessantes und wichtiges Projekt.

Dieses setzt in den Klassenzimmern an, jedoch abseits verstaubter Konzepte und arbeitet direkt mit einem eigens gestalteten Unterrichtskonzept und Hologrammtechnologie, die Prominente ins Klassenzimmer bringen und so dafür begeistern soll, miteinander ins Gespräch zu kommen. Flankiert wird das ganze von einem Sachbuch, welches fernab theoretischer Ausführungen kurz und prägnent die wichtigsten Standpunkte und Begrifflichkeiten klärt, ohne von oben herab zu agieren, aber immer heraus- und zur Diskussion aufzufordern.

Dabei werden auch hier Themen wie Engagement, Demokratie, Fremdenfeindlichkeiten und Antisemitismus aufgegriffen, aber ebenso, was europäischer Zusammenhalt bedeutet, ebenso, wenn man diesen verlässt, wie Medien und „soziale“ Medien agieren und wie populistische und vor allem rechtsradikale Parteien agieren. Nicolai Schwarzer verliert sich dabei nicht in Details, formuliert prägnant und auf den Punkt, zeigt vor allem, wie wichtig ein langfristiges Engagement und Interesse für die Demokratie ist und was uns Zusammenhalt und das Suchen von Gemeinsamkeiten bringt, anstatt dem Trennenden zu folgen.

Ein wichtiges Sachbuch, ergänzt ebenso wie das eigentliche Projekt, um die Stimmen Prominenter, von denen man nur hoffen kann, dass sie diesem auch langfristig verbunden bleiben. Zumindest bei einem sollte man da vielleicht berechtigt Zweifel anmelden, da sein Agieren nicht gerade dazu neigt, hier die Unterstützung zukommen zu lassen, die es benötigt. Anderen ist da schon eher zu glauben.

Wichtiger ist ohnehin, dass der Verein und dessen Projekt die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die es verdient und Diskussionen angestoßen werden sowie über mancherlei Geschehnisse zum Nachdenken angeregt wird. Dazu kann auch dieses das Projekt flankierende Buch dienen, welches vor allem als Bildungsressource dienen und genug Anregungen für einem selbst geben sollte.

Projekt: Nie wieder ist Jetzt!

Autor:
Nicolai Schwarzer ist Unternehmer und Gründer der Schwarzer Unternehmensgruppe. Er war Organisator der Solidaritätsveranstaltung gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Berlin am 10. Dezember 2023. Er engagiert sich federführend im Bildungsprojekt „Nie wieder ist jetzt“, für neue didaktische Konzepte an Schulen.

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Stephan Orth: Couchsurfing 6 – Couchsurfing in der Ukraine

Inhalt:
Stephan Orth hat den Krieg Russlands gegen die Ukraine von Beginn an intensiv miterlebt. Durch seine ukrainische Freundin Julija verbindet ihn ein besonderes Band mit dem Land. Wie sieht der Alltag der Menschen aus, die geblieben sind, was lässt sie durchhalten? Und was hat das alles mit uns zu tun? Mit diesen Fragen reist er Tausende Kilometer zwischen Kyjiw und Kramatorsk, zwischen Charkiw und den Karpaten. Er wohnt bei den Einheimischen, ist beeindruckt von ihrem Mut. Und liefert uns einen packenden Bericht über das Leben im Ausnahmezustand, die Macht starker Geschichten und eine große Liebe. (Klappentext)

Rezension:
Die Form des Reisens bestimmt den Zugang zu den Menschen vor Ort. Beim Couchsurfing ist die Ebene eine ganz persönliche. Den geschützten Raum eines Hotels, eines Rückzugsortes gibt es nicht, ist man doch immer bei Einheimischen zu Gast. Der Journalist Stephan Orth nutzt dies, um Länder zu erkunden, die ganz andere Bedingungen, etwa aufgrund ihrer politischen Systeme, aufweisen, als wir diese aus West- und Mitteleuropa kennen. Ohne die Machthabenden, deren Meinung man nicht unbedingt teilt, zu unterstützen. Wie sieht dies jedoch aus, wenn diese Unternehmung noch eine weitere persönliche Ebene bekommt? Nicht nur dies möchte Stephan Orth erfahren, als er von der ukrainischen Hauptstadt aus das Land im Krieg erkundet.

Die ungewöhnliche Reisereportage beginnt zunächst mit einer philosophischen Frage. Darf man ein Land im Krieg überhaupt bereisen? Was macht es mit den Menschen dort, die womöglich traumatisiert sind und sich drängenderen Herausforderungen stellen müssen, als einem Journalisten Unterkunft zu gewähren, von dessen Wirken sie vielleicht nicht unmittelbar, vielleicht überhaupt nicht profitieren werden? Ist es zu vertreten, gegenüber Freunden und Familie, gegenüber sich selbst, sich selbst in Gefahr zu bringen, sich dorthin zu begeben, wo man die Kontrolle komplett aus der Hand geben muss? Und wurde nicht eh alles schon beobachtet, erzählt und aufgeschrieben? Und wie beginnt man überhaupt einen Text mit solcherlei Brisanz?

Der Autor nimmt zunächst die KI zu Hilfe. ChatGPT ist ja schließlich in aller Munde. Im literarischen Bereich wird über die Nutzung geradezu heftig diskutiert. Und scheitert dann am Eingangstext, humorvoll und mit zwinkernden Auge. Also doch der Feldversuch? Kontakte werden über die Couchsurfing-Plattform geknüpft, angeschrieben. Wenn die KI keinen ordentlichen Text zustande bringt, stellt sich ja wieder die Frage, darf, kann, soll man das? Rückmeldungen aus der Ukraine sind da positiv und die Koffer schnell gepackt. Zudem lebt doch die Freundin in der ukrainischen Hauptstadt. Einen Rückzugsort gäbe es also. Doch, was ist ein Rückzugsort der ebenso wie alle anderen Orte im Land zur Zielscheibe werden könnte?

Und so bereist Stephan Orth von dort aus sternenförmig das Land und trifft ständig auf Gegensätze. Innerhalb einer Stadt ist es da möglich, irgendwo Rotwein zu trinken, während einige Viertel weiter, Lücken zwischen Plattenbauten klaffen. Resultate und Mahnmale des letzten Raketenangriffs. Wie gehen die Menschen mit diesem Wechselbad um? Mit Verlust, der unterschwelligen Anspannung? Welche Unterschiede ergeben sich da im Osten zum Westen des Landes, von Nord nach Süd? Der Autor fragt nach und entdeckt Durchhaltewillen, Lebensfreude, Verlust und Hoffnung, Menschen, die sich engagieren, die Pläne und Träume haben oder einfach nur kämpfen, da sie schlicht keine andere Wahl haben.

Wie prägt dies das Bild der Ukrainer im Land? Was dringt davon nach außen? Was müssen vor allem wir uns vergegenwärtigen, wenn wir über den Krieg, Waffenlieferungen oder die Aufnahme von Flüchtlingen sprechen? In seiner Reisereportagae fängt Stephan Orth diese Fragen ein und stellt einzelne Punkte heraus, woraus sich neue Fragen ergeben? Schnell wird klar, der Konflikt ist so komplex wie vielschichtig. Wenn er zum Beispiel nach den Reaktionen der Menschen hierzulande gefragt wird oder er sich die Kommunikation mit seinen Kontakten aus Russland in Erinnerung ruft, wenn also Linien des Konflikts plötzlich in der eigenen WhatsApp-Liste zu Tage treten.

Im vorliegenden Sachbuch kommt dies alles zur Sprache. Nichts wird ausgespart, zudem diesmal auch die persönliche Komponente von Freundschaft und Beziehung hinzu kommt. Das ergibt ein vielschichtig komplexes Puzzle. Immer wieder werden Gegensätze herausgestellt, um zu zeigen, dass eben nichts so einfach ist, wie uns dies aus- und inländische Populisten weißmachen möchten, dass der größte Fehler jedoch ist, nichts zu tun. Dieser andere Blickwinkel ist erhellend.

Kurzweilig in klaren Sätzen weiß Stephan Orth Geschichten zu erzählen, ohne dass dies eine voyeuristische Komponente hätte. Vielmehr einfühlsam versucht der Journalist zu ergründen, worin die Ukrainer ihren Mut und Durchhaltewillen nehmen. Durchsetzt immer wieder mit Fotos, einen großen Farbbildteil und, wie in seinen anderen Reportage-Büchern auch, mit einer stilisierten Landeskarte, ist so eine lesenswerte Reportage von einem Land im Ausnahmezustand entstanden. Alle sollten sie lesen.

Autor:
Stephan Orth wurde 1979 in Münster geboren und ist ein deutscher Journalist und Autor. Zunächst studierte er Anglistik, Wirtschaftswissenschaften in Wuppertal, anschließend Journalismus in Brisbane, Australien. Von 2007-2008 absolvierte er ein Volontariat bei Spiegel Online und arbeitete anschließend als Redakteur. 2012 begab er sich auf eine Inlandeis-Expedition nach Grönland und veröffentlichte 2015 seinen Reisebericht „Couchsurfing im Iran“. Seit 2016 ist er freiberuflicher Autor. Stephan Orth lebt in Hamburg.

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Vera Politkowskaja: Meine Mutter hätte es Krieg genannt

Inhalt:
Am 7. Oktober 2006 wird die Journalistin Anna Politkowskaja vor ihrer Wohnung in Moskau ermordet. Es ist das tragische Ende einer jahrzehntelangen Verfolgung durch den russischen Staatsapparat. Auf einen Schlag wird Anna Politkowskaja zur weltweiten Symbolfigur für den Kampf um Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Kritikerinnen von Putins Russland. In diesem Buch erzählt ihre Tochter erstmals die ganze Geschichte ihrer Mutter: persönlich, bewegend und erschreckend aktuell. (Klappentext)

Rezension:

Meine Mutter war nie bequem. Weder für die russischen Behörden noch für den Durchschnittsbürger, der in einer Zeitung blättert und die Artikel liest.

Vera Politkowskaja: Meine Mutter hätte es Krieg genannt

Immer war sie Überbringerin schlechter Nachrichten, die Journalistin, die über die Wahrheit schrieb, über Soldaten, Banditen und gewöhnliche Menschen, die im Fleischwolf des Krieges gelandet waren. Sie sprach von Schmerz, Tod, zerfetzten Körpern und ahnte früh, dass sie dafür womöglich einen hohen Preis bezahlen müssen würde. Zwei Jahre nach einem Mordanschlag während eines Fluges nach Beslan wurde Anna Politkowskaja vor ihrer Wohnung schließlich ermordet. Genau an dem Geburtstag des Mannes, dessen schärfste Kritikerin sie war. Wladimir Putin.

Jahre nach den Mord, der aus westlicher Sicht bis heute nicht als vollständig aufgeklärt gilt, ist die Journalistin, die wie keine andere für den Kampf umd Wahrheit und Meinungsfreiheit in ihrem Heimatland vergessen, doch ihr Schaffen wirkt nach im Leben ihrer Kinder, deren Abstammung erneut zum Lebensrisiko wird, als Russland einen neuen Krieg vom Zaun bricht. Kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, der in Russland nur „Spezialoperation“ genannt werden darf, sieht sich die Tochter der Journalistin gezwungen, mit ihrer Tochter außer Landes zu fliehen und beginnt zu erzählen. Vom Leben ihrer Mutter, journalistischer Größe und dem Verschwinden der Freiheit schreibt die Autorin und setzt damit Anna Politkowskaja ein Denkmal.

Die Menschen, über die in ihren Artikeln sprach, waren nicht bloß „Quellen“, flüchtige Kontakte, die ihr lediglich dazu dienten, die für ihre Arbeit notwendigen Aussagen zu sammeln. Sie nahm Anteil an ihrem Schmerz, ihrem Unglück.

Vera Politkowskaja: Meine Mutter hätte es Krieg genannt

Beginnen tut sie in der Gegenwart und spannt dabei den Bogen zur Geschichte ihrer Familie, die immer wieder aufgegriffen wird und verrät, wie Anna Politkowskaja zu den Menschen wurde, den wir kennen und lässt zudem hinter die Fassade blicken. An Kritik sparen tut sie dabei nicht, an ihrer Mutter, die die Gefahren, die eine Arbeit wie diese, in einem zunehmend autoritärer werdenden Staat mit sich bringt, durchaus richtig einschätzen konnte und dennoch bis zur physischen Erschöpfung sich Themen und Protagonisten ihrer Texte zu eigen machte, als auch an sie als Privatmensch, der nie ein einfacher gewesen ist.

Aber auch und natürlich das System, innerhalb dessen sie Journalismus in Reinform betrieb wird nicht ausgespart. Wie gestaltete sich journalistische Arbeit gegen den Strom, gegen politischen Druck, in einem Land, welches einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft erlag? Auch dieser Frage geht Vera Politkowskaja nach, immer nach der Suche nach dem Antrieb ihrer Mutter und einer Erklärung für etwas, was nicht zu erklären ist.

Die Mehrzahl der Kollegen hatte […] eine ziemlich distanzierte, wenn nicht sogar offen kritische Haltung meiner Mutter und ihrer Arbeit gegenüber. Auch wenn sie sich nach ihrem Tod zu Lobeshymnen aufschwangen und ihre Verbundenheit beteuerten.

Vera Politkowskaja: Meine Mutter hätte es Krieg genannt

Auch wenn dies unpassend klingen mag, diese Lebensgeschichte, im Kontext des gesellschaftlichen und politischen Geschehens im Russland Politkowskajas liest sich ungemein spannend. Die Journalistin, der es immer darum ging, die Wahrheit zu beschreiben, den Menschen eine Stimme zu geben, und den Hintergründen nachzuspüren, bekommt hier klare Konturen. Eindrucksvoll werden hier die Differenzen zwischen der Privatperson und der Politkowskaja dargestellt, die die Welt kannte, aber auch, wie Journalismus unter den Druck von Extrembedingungen funktionierte. In klaren Sätzen zeigt sich der Versuch, der als gelungen zu bezeichnen ist, einem Leben nachzufühlen und zugleich, Parallelen zu sich selbst zu ziehen. Gleichwohl die Autorin einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat.

Wie viel Druck verträgt ein Mensch? Welchen Preis verlangt die Wahrheit? Fragen, die zwischen den Zeilen gestellt werden. Andere dagegen bleiben komplett unbeantwortet. In Russland ist der Journalismus, wie ihn Anna Politkowskaja betrieben hat, die diese beantwortet hätte können, mit ihr gestorben. Mit ihren Texten und diesem Buch aber bleibt zumindest hier ihr Denkmal gewart.

Autorin:
Vera Politkowskaja wurde 1980 in Moskau geboren und ist die Tochter der weltbekannten Journalistin Anna Politkowskaja. Nach Aubruch des Ukraine-Krieges floh sie zusammen mit ihrer Tochter an einem sicheren Ort.

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Tim Berger: Camilla & Peppino 2 – Mord am Spieß

Inhalt:
Camilla und Peppino wollen endlich ohne Streitigkeiten oder plötzliche Todesfälle ihre Restaurants führen. Doch ein neuer Mord bringt die kulinarische Idylle durcheinander: Im Imbiss des stadtbekannten Gangsters Sadik wird ein Mitarbeiter ermordet. Vor Kurzem noch erbitterte Rivalen, ermitteln die Sterneköchin und der italienische Küchenchef erneut zusammen und stoßen auf eine rätselhafte Organisation. Als sogar Peppinos eigener Vater verdächtig wirkt und selbst sein Großvater Don Armando unerwarteterweise mitmischt, ist das Chaos komplett. Die ermittelnden Köche wollen um jeden Preis die Unschuld von Peppinos Verwandten beweisen. Aber was, wenn seine Familie doch keine reine Weste hat? (Klappentext)

Bücher der Reihe:
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Tim Berger: Camilla & Peppino 1 – Ein Häppchen Mord
Tim Berger: Camilla & Peppino 2 – Mord am Spieß

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Rezension:
Langsam ist Ruhe eingekehrt, nachdem zwei Todesfälle in der Stadt für Aufsehen gesorgt hatten und so kocht man im Salento bereits wieder, während Camilla mit den Nachwirkungen zu kämpfen hat und ihr Restaurant noch geschlossen hat. Doch, die langsam zurückkehrende Normalität ist nur die Ruhe vor den Sturm. Wieder geschieht ein Mord. Auch diesmal ist schnell klar, nur wenn sich das ungleiche kulinarische Gespann zusammen tut, haben sie Chancen, diesen weiteren mysteriösen Todesfall aufzuklären. Der Personenkreis der Ermittelnden, wie der Verdächtigen wird immer größer. Und greift hinein in die Vergangenheit von Peppinos Familie.

Dies ist der Auftakt des Folgebands der kulinarischen Krimireihe von Tim Berger, der damit seine ermittelnden Protagonisten auf einen rasanten Fall ansetzt, der die ganze Stadt aufzuschrecken scheint oder eher, bestimmte Seiten. Kurzweilig wie in „Ein Häppchen Mord“ erzählt der Autor diese Geschichte, die gleich einmal den handelnden Personenkreis erweitert. Nebenfiguren aus dem ersten Band bekommen in der kompakten Erzählung mehr Tiefe, während wir beide Hauptfiguren noch näher kennenlernen, die zwischen Dim Sum und Bruschette ermitteln.

Mit Vorkenntnissen aus der voran gegangenen Geschichte findet man einen leichtgängigen Einstieg ins Geschehen, auch wenn beide Fälle sich bedingt getrennt vorneinander lesen lassen. Auch hier geschieht der Einstieg sehr schnell, sinnlose Gewalt bleibt aus. Es sei denn, sie ist handlungstreibend und gibt den Figuren Profilschärfe. Ansonsten hat sich der Autor auch hier wieder auf den Ermittlungsprozess und das Zusammenspiel beider Protagonisten konzentriert, was sich sehr wohltuend gegenüber dem abhebt, was sich sonst so auf den Büchertischen befindet.

Die Figuren bekommen auch so ihre Ecken und Kanten, handeln nachvollziehbar und folgerichtig. Das Erzähltempo zieht an. Besonders herausstechend ist diesmal das Gefüge zwischen Peppinos ermittelnden ehemaligen Kollegen und den Hierarchieebenen verschiedener Polizeibeamter, eine andere Nebenfigur, die sich zum Tableau dazugesellt, hat es dagegen jetzt nicht unbedingt gebraucht. Trotzdem ist die Art und Weise des Aufbaus der Erzählung wieder sehr interessant. Parallel haben wir auch hier wieder einen Handlungsstrang, der noch einmal mehr zum Miträtseln einlädt, wenn auch gegen Ende klar ist, worauf die Auflösung hinauslaufen wird.

Da der Weg jedoch das Ziel ist, macht dies nicht viel aus. Zudem haben wir hier wieder wunderbare, fast filmische beschreibungen von Orten und Szenen. Es beweist sich zudem erneut, dass man diese Reihe sich nicht unbedingt mit leerem Magen zu Gemüte führen sollte. Wer Krimis mag, die nicht nur eine bloße Aufzählung voller Gewaltakte darstellen, ist auch mit diesem Band gut bedient. In Schreib- und Erzählstil findet man schnell hinein und mit diesem abgerundeten Bild ergibt sich ein lesenswerter Nachfolger.

Augen auf, woraus das Fleisch eures nächsten Döners besteht. Nur mal so.

Autor:
Jürgen Seibold wurde 1960 in Stuttgart geboren und ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Zunächst begann er seine berufliche Laufbahn als freier Mitarbeiter bei der Winnender Zeitung und später ein Volontariat bei der Eßlinger Zeitung, wo er danach als Redakteur arbeitete. Seit 1983 ist er als freier Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig und veröffentlichte ab 1989 verschiedene Musikerbiografien und Sachbücher. Wenig später folgten zahlreiche Krimis, die er unter verschiedenen Pseudonymen verfasste. Die kulinarischen Krimis um Peppino & Camilla erscheinen unter seinem Pseudonym Tim Berger.

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Marie Parakenings: Berliner Tiere

Inhalt:
Neben aktuell 104.757 Hunden und 3,63 Millionen Menschen leben in Berlin auch rund 20.000 Wildtierarten – Arten, wohlgemerkt, nicht Exemplare! Ganz genau zählen konnte nämlich noch niemand so richtig. Fakt ist aber, dass sich nicht nur die menschlichen Bewohner*innen an die Lebensbedingungen der Hauptstadt angepasst haben. Vom Spatz, der sein Nest mit Zugarettenstummeln polstert, zur Bahnhofsmaus, deren Verdauungssystem sich an Dönerfleisch angepasst hat… Es gibt einfach tierisch viel zu entdecken in einer Stadt wie Berlin. (Klappentext)

Rezension:
In einer der grünsten Hauptstädte Europas tobt das Leben und zieht jedes Jahr mehr und mehr Menschen an. Doch nicht nur die werden in Berlin heimisch, auch viele Säugetiere, Vögel und Insekten haben sich inzwischen an das Großstadgewusel angepasst. Andere, ebenfalls eine Komponente zu uns Zweibeinern, kämpfen dagegen mit Lärm, Verkehr, Abfall oder den Auswüchsen der menschlichen Bauwut. Doch wer lebt alles zwischen Tempelhofer Feld und dem Betriebsgelände Südbahnhof, Wannsee und Tiergarten, Alexanderplatz und Regierungsviertel?

Welche Szenen spielen sich da tagtäglich beinahe unbemerkt von uns ab? Und welche Strategien haben unsere tierischen Mitbewohner entwickelt, um zwischen U-Bahngleisen, Verkehr und historischen, wie modernen Gebäuden zu überleben? Die Gestalterin und Illustratorin Marie Parakenings hat sich ihrer Heimatstadt angenommen und führt uns durch den Großstadtdschungel.

Dabei ist von Beginn an klar. Eine solche Zusammenstellung kann nur unvollständig sein und eine subjektive Auswahl. Zu viel gibt es einfach zu entdecken, wenn man mit offenen Augen und einer gewissen Neugier durch die Straßen geht. Dennoch wird nach Art eines Lexikons auf die Fauna Berlins eingegangen, die überraschend vielfältig ist. Von bekannten Bewohnern wie Waschbär und Wildschwein ist da die Rede, von Singvögel, deren Rufe lauter sind als die ihrer in der Wildnis lebenden Verwandten, um im Menschenlärm bestehen zu können, aber auch von Gelbwangenschildkröte und Goldfisch, deren erste Exemplare ehemalige Haustiere gewesen sein dürften.

Eine Doppelseite bleibt da für jeden Vertreter seiner Art, welcher mit einer wunderschönen Illustration vorgestellt wird und einem zahlenmäßigen Faktum, bei dem einem teilweise so ganz anders wird. 275 Kilogramm Taubenkacke z. B. regnet es täglich in Berlin und Nebelkrähen richteten 2014 am Berliner Hauptbahnhof Schäden im Wert von 11.000 Euro an. Aus Langeweile. Abgerundet wird die Erläuterung dieser Anekdoten im Anschluss mit stichpunktartigen Fakten und einem kleinen Tierknigge, Hinweise für Naturbanausen und Stadtkinder.

Der etwas flapsige Ton, der im Buch angeschlagen wird, passt dabei ganz gut zum Gehabe der menschlichen Bewohner, wirkt beim Lesen jedoch stellenweise etwas fehl am Platz. Ansonsten hat man hier jedoch ein amüsantes Nachschlagewerk, dessen Inhalte sich hintereinander weg lesen lassen oder einfach häppchenweise zwischendurch. Danach sieht man Fuchs und Co. mit anderen Augen und geht vielleicht etwas aufmerksamer durch die Stadt. Wenn das erreicht ist, ist schon viel gewonnen.

Autorin:
Marie Parakenings wurde 1993 in Berlin geboren und ist eine Gestalterin und Illustratorin. Sie arbeitet in diesem Bereich mit einem Fokus auf soziale Themen und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und hat inzwischen für mehrere Städte entsprechende Naturguides veröffentlicht.

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Birge Tetzner: Fred bei den Wikingern

Inhalt:
Irgendwo an einem Fjord in Dänemark lebte vor vielen, vielen Jahren der Wikingerjunge Ivar. Der Tag, an dem Fred zu ihm kommt, ist für Ivar ein trauriger Tag: Odin hat seinen Vater nach Walhall geholt – und das Dorf hat keinen Anführer mehr. Ivar muss ein schweres Erbe eintreten.

Wie soll er jemals ein so großer Krieger werden, wie sein Vater es war? Fred wird Ivar ein treuer Freund. Doch als der streitsüchtige Jarl Eirik sich rüstet, Ivars Dorf anzugreifen, brauchen die beiden schnell einen guten Plan. Fast ein Jahr bleibt Fred bei den Wikingern. Er hört die nordischen Sagas von Odin, Thor und Loki. Er lernt den Bootsbauer Harald kennen und erfährt von ihm, wie die Wikinger ihre schnellen Langschiffe bauten. Er trifft den grimmigen Knut (den er lieber nicht getroffen hätte) und die Seherin Thorbjörk. Bevor ein Jahr vergangen ist, warnt sie ihn, muss er die Wikinger wieder verlassen haben. Sonst wird es ihm nicht mehr gelingen. (Klappentext)

Rezension:
Nach Dänemark soll es gehen, doch als Freds Opa seinem Enkel mit auf die Reise nimmt, reist dieser gleich viel weiter. Ins Wasser, durch die Zeit gefallen, taucht der Junge in der Welt der Wikinger wieder auf, wo er doch eigentlich nur einen Ausflug auf einem nachgebauten Wikingerschiff unternehmen wollte. Ivar, dem Sohn des im Kampf gefallenen Stammesführers zum Geschenk gemacht, freundet dieser sich mit ihm an, als die Dorfgemeinschaft vor einer entscheidenden Auseinandersetzung steht. Nicht nur für Fred, der so das Leben und die Sagen der Wikinger kennenlernt, wird diese zu einer großen Herausforderung werden.

Buchtrailer zu „Fred bei den Wikingern“, von Birge Tetzner. (Quelle: Youtube ultramar media)

Das neu überarbeite Kinderbuch von Birge Tetzner entführt seine jungen Lesenden wieder einmal in ein spannendes Reiseabenteuer durch die Geschichte. Dabei ist diese vieles. Abenteuergeschichte, eine Erzählung über Freundschaft, Mut, Vertrauen und Gemeinschaft, zugleich jedoch auch Wissensvermittlung, wie sie spannender nicht sein könnte, ohne erhobenen Zeigefinger.

„Fred bei den Wikingern“ wirkt dabei auf mehreren Ebenen. Da wäre zunächst einmal die Geschichte selbst, die nicht nur mit den wunderbaren kräftigen Illustrationen von Karl Uhlenbrock aufwarten kann, sondern Protagonisten folgen lässt, die man sich sehr gut vor dem inneren Auge vorstellen kann. Mit den beiden Hauptfiguren, die man einfach nur gerne haben mag, kann sich die Zielgruppe wunderbar identifizieren. Junge Lesende dürften sich ernst genommen fühlen.

Ernste Fragestellungen, manchmal fast philosophische, werden hier auf Augenhöhe verhandelt und doch leicht verständlich vermittelt. Diesen müssen sich Fred und sein neuer Freund Ivar stellen, wie auch den erwachsenen Protagonisten, die ihrerseits mit Ecken und Kanten versehen sind und den fremden Jungen nach und nach in die Gemeinschaft aufnehmen und ihre Welt erklären. Passend zu den einzelnen Kapiteln wechselt das Erzähltempo. Man kann sich das gut als Hörspiel (was auch existiert) vorstellen. Eine sehr lebendige Sprache lässt sowohl Protagonisten und Landschaftsbilder vor dem inneren Auge entstehen.

Man fiebert mit Fred und den Wikingern mit. Werden diese den gefürchteten Jarl Eirik besiegen? Und wird Fred einen Weg finden, wieder in seine Welt zu gelangen? Letztere Frage schwingt immer mit, gleichzeitig möchte man jedoch mehr über die Welt der Wikinger erfahren. Auch das funktioniert sehr gut mit der Lektüre. Immer wieder gibt es an den Seitenrändern gut aufbereitete Wissenstexte, die verständlich formuliert sind. Autorin und Illustrator merkt man dabei viel Liebe zur Recherche und zum Detail an. Das beginnt mit der beinahe exakten Darstellung des Wikingerschiffmuseums Roskilde, bis hin zu den unterstützenden Informationstexten, die, als wäre das nicht schon genug, auch noch durch ein umfangreiches Glossar anhängt, welches ebenfalls kindgerecht aufbereitet ist.

Als spannende Abenteuergeschichte, Wissensvermittlung oder einfach nur zum Vorlesen, in die Illustrationen versinkend funktioniert „Fred bei den Wikingern“, dessen Hauptprotagonist in anderen Werken schon in die Eiszeit oder ins alte Rom hinein gereist ist, auch über die Zielgruppe hinaus. Und das ist einfach wunderbar.

Hier gehts zum Wikingerschiffsmuseum Roskilde: Hier klicken.

Autorin:
Birge Tetzner ist Kunsthistorikerin, Autorin und Sprecherin. Sie spricht Reportagen, erstellt Interviews und verfasst Nachrichten, ist Autorin für Museen, Ausstellungen und Kinder(hörbüchern. Im Verlag ultramar media erscheinen von ihr Bücher und Hörbücher für Kinder.

Illustrationen:
Karl Uhlenbrock ist Illustrator und Designer für Kinderbücher, Museen und Unternehmen.

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Tim Berger: Camilla & Peppino 1 – Ein Häppchen Mord

Inhalt:
Camilla, die angehende Sterneköchin aus England, legt in ihrem Restaurant großen Wert auf moderne Trends und vergane Küche. Peppino, ein ehemaliger Kriminalermittler, übernimmt zeitweise das italienische Restaurant seiner Familie, das sich genau gegenüber des Lokals von Camilla befindet. Beide sind grundverschieden, stur und hitzköpfig. Eines Abends verliert in Camillas Restaurant ein Gast sein leben, gleichzeitig verlässt ein Kunde Peppinos Trattoria mit den Füßen voran. Ist das der Höhepunkt des Gastronomenduells – oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Der Hobbykoch und die perfektionistische Küchenchefin müssen gemeinsam ermitteln, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Tim Berger: Camilla & Peppino 1 – Ein Häppchen Mord
Tim Berger: Camilla & Peppino 2 – Mord am Spieß

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Rezension:
Sprichwörtlich um die Wurst geht es, als Camilla mit einer Aktion ihres Restaurants ihrem Gegenüber beweisen möchte, dass die tradionelle italienische Küche auch mit veganen Zutaten von den Gästen angenommen wird. So wird die Rohwurst durch eine vegane Variante versetzt, was bei Peppino und seiner Familie, derer er im Restaurant seiner Eltern aushilft, nur Kopfschütteln auslöst und kurzerhand zu einer zeitgleichen Aktion anspornt, die das Gegenteil beweisen soll. Nur Essen kann jedoch auch wie Blei im Magen liegen und so beginnt der kulinarische Krimi um die Sterneköchin und den beurlaubten Kriminalermittler gleich einmal mit zwei Todesfällen.

In der neuen Kriminalserie von Autor Jürgen Seibold, der hier unter dem Alias Tim Berger schreibt, ist das Essen mit Vorsicht zu genießen. Nicht nur, dass man leichtgängig den Mord serviert bekommt, auch schafft er mit den zwei gegensätzlichen und doch dem Genuss verschriebenen Hauptfiguren spannungsreiche Momente, die einem die Gastro-Szene mit ganz anderen Augen sehen lassen. Kurzweilig weiß der Schriftsteller zu erzählen und konzentriert sich dabei auf einige wenige Schauplätze und ein überschaubares Figuren-Tableau, welches gerade auf das Finale zusteuernd, zum Mitraten einlädt.

Die Begrenzung der Schauplätze, die Seibold so zu beschreiben weiß, dass man sie vor dem inneren Auge sehen kann, trägt zur Atmosphäre des Kriminalromans bei, dessen beide Hauptfiguren beiderseits als Identifikationsobjekte taugen. Sie stellen zudem das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne dar, die sich im Laufe ihrer Nachforschungen zusammenraufen und wunderbar miteinander zu ergänzen wissen. Auch sind beide zudem mit Ecken und Kanten ausgestaltet, so dass sich schon aus den Figuren heraus Potenzial für weitere Geschichten ergibt. Der Auftaktband der Reihe legt dabei eine durchaus beachtliche Messlatte vor.

Wer liest, weiß zuweilen mehr, zumindest so viel, dass es spannend ist zu verfolgen, ob das ungleiche Paar auf gewisse Spuren kommt, die den Lesenden vor die Nase gelegt werden, ohne zu viel zu verraten. Dabei bleibt die Erzählung immer schlüssig, ohne sich in absurde Wendungen zu verlieren, die einem in den Wahnsinn treiben können. In den Hunger jedoch schon, wenn mal wieder ein Gericht aufgezählt wird. Der interne Streit, der sich mehr und mehr in ein Hintergrundrauschen verwandelt, ohne den die beiden Protagonisten nicht existieren können, wird zunehmend zur Nebensache. Wer lesend dabei Appetit bekommt, blättere bitte ans Ende. Eine Rezeptsammlung, die zum Nachkochen und zur Inspiration eigener Gerichte einladen soll, ist ebenso Teil der Geschichte.

Bildlich kann man sich das alles gut vorstellen, zudem der Autor nicht zu brutal wird, aber eine lebendige städtische Szenerie schafft. Peppinos ehemalige Kollegen gehören, mitsamt ihrer Marotten ebenso dazu, wie der städtische „Unterwelt“-Boss oder die den kleinen tradionellen Betrieben zu schaffen machende Groß-Fleischerei. Seibold schafft hier die Waage zwischen spannungsreichen und ruhigen Momenten gut zu halten und trotzdem nicht in den Mehltau eines zweitklassigen Lokalkrimis abzutriften, wenn es auch an manchen Stellen gerne etwas temporeicher hätte sein dürfen.

Der Auftaktband dient dabei, die beiden Hauptfiguren den Lesenden näherzubringen, wobei die Fälle jeweils in sich abgeschlossen sind. Wer nicht allzu brutale oder blutige, gar gewaltätige Krimis lesen, sondern eher in die des klassischen Ermittlerduos gehen möchte, die zudem nicht übermäßig mit absurden Marotten ausgestaltet sind, die einem im wahren Leben eher in die Psychiatrie bringen würden (schaut zu manchen Ermittler in skandinavischen Krimis) und trotzdem so etwas lesen möchte, ist mit dieser Erzählung gut bedient.

Gegen Ende fällt die Auflösung zwar nicht schwer, aber man verfolgt Peppino und Camilla gerne, die man dann längst ins Herz geschlossen hat. Zum Krimi empfehlen sich dann Salsicce, egal ob traditionell oder vegan.

Autor:
Jürgen Seibold wurde 1960 in Stuttgart geboren und ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Zunächst begann er seine berufliche Laufbahn als freier Mitarbeiter bei der Winnender Zeitung und später ein Volontariat bei der Eßlinger Zeitung, wo er danach als Redakteur arbeitete. Seit 1983 ist er als freier Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig und veröffentlichte ab 1989 verschiedene Musikerbiografien und Sachbücher. Wenig später folgten zahlreiche Krimis, die er unter verschiedenen Pseudonymen verfasste. Die kulinarischen Krimis um Peppino & Camilla erscheinen unter seinem Pseudonym Tim Berger.

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