Raquel J. Palacio: Wunder – Julian, Christopher & Charlotte erzählen

Wunder - Julian, Christopher & Charlotte erzählen Book Cover
Wunder – Julian, Christopher & Charlotte erzählen Raquel J. Palacio Hanser Erschienen am: 13.03.2017 Seiten: 350 ISBN: 978-3-446-25528-9 Übersetzer: Andre Mumot

Inhalt:

Der Welterfolg „Wunder“ erzählt von Auggie, dem Außenseiter mit dem entstellten Gesicht. Nun kommen Julian, Christopher und Charlotte zu Wort. Julian, der Mobber: Eigentlich hat er keinen Grund, so gemein zu sein. Doch durch Auggies Ankunft kehren seine überwunden geglaubten Albträume zurück.

Christopher, der beste Freund: Nach seinem Umzug vermisst er Auggie, ist zugleich aber auch froh, Abstand zu haben. Und Charlotte, die empathische Willkommensfreundin: Weil sie sich für Gerechtigkeit einsetzt, soll sie sich um Auggie kümmern – und beginnt zum ersten Mal an sich zu zweifeln.

Dieses berührende Kinderbuch erzählt von echter Freundschaft und davon, wie die Begegnung mit Auggie jeden verändert. (Verlagstext)

Rezension:

Der Wunsch nach einer Fortsetzung ist die Bestätigung für Autoren, zeigt er doch, wie sehr eine Geschichte und ihre Protagonisten geliebt werden, doch ist der Wunsch zugleich auch Fluch.

Die Fortsetzung muss zwangsläufig besser werden oder wenigstens genau so gut wie der Vorgänger, anderenfalls ist die Enttäuschung groß. Raquel J. Palacio weiß, vor allem um die Einzigkeit ihres Erstlings “Wunder”, das und legt mit ihrem neuen Buch bewusst keine zweite Geschichte um August auf. Den Jungen mit dem entstellten Gesicht.

Natürlich dürsten die Fans nach weiteren Informationen über den kämpferischen Jungen, der sich Anerkennung und Akzeptanz erst erstreiten musste, doch “Julian, Christopher & Charlotte erzählen” ist eine ebenso wertvolle Parallelerzählung. Die Autorin schafft das Kunststück, obwohl die vormalige Hauptfigur hier nur Statist ist, eine facettenreiche Ergänzung vorzulegen, die Augusts Geschichte aus drei Blickwinkeln beleuchtet.

Und da wird sogar der Mobber sympathisch, der in “Wunder” den hass sämtlicher Fans auf sich gezogen hat. Nicht umsonst geistert seit dem im Internet ein Plakat mit dem Spruch herum: “Keep calm and don’t be a Julian” (“Bleib ruhig und sei kein Julian”).

Julian hat eine eigene Geschichte zu erzählen, genau so wie zwei seiner besten Freunde, die ebenfalls zu Wort kommen und so hält Palacio ihren jungen Lesern den Spiegel vor. Ohne den sonst üblich erhobenen Zeigefinger.

Auch die anderen zwei Geschichten, deren Figuren sich zwischen dem was richtig ist und dem was der leichte Weg wäre entscheiden müssen, sind einfühlsam zu lesen. Ein Buch, was einem nachdenklich, aber mit einem Lächeln zurücklässt.

Die Menschen unterteilen sich nicht in Gut und Böse. Dazwischen liegen viele Grauzonen und oft ist es hilfreich, hinter die Fassaden zu schauen. Viele sind auf dem zweiten Blick oft ganz anders, auf den ersten Eindruck sollte man sich nicht verlassen.

In kurzen einprägsamen Kapiteln, die ursprünglich als zusätzliches E-Book entstanden und nun hiermit in gebundener Form vorliegen, lässt es sich leicht in die Geschichte eintauchen und erneut stellt sich die Frage, dieses Mal aus der Sicht der damit Konfrontierten, wie weit Inklusion schon ist oder ob sie überhaupt gelingt?

Was ist eine Behinderung, was ein bloßer Makel und was eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Kinder und Jugendliche einfühlsam an ein schwieriges Thema heranzuführen, gelingt Palacio hier ein zweites Mal überragend.

Es bleibt zu hoffen, dass diese drei Erzählungen genau so erfolgreich werden und die Autorin weitere solche Werke schreiben wird.

Autorin:

Raquel J. Palacio ist eine US-amerikanische Verlegerin, Schriftstellerin und Gestalterin für Buchcover. Der Name dabei ist ein Pseudonym ihres eigentlichen Namens Raquel Jaramillo, mit dem sie bis 2012 veröffentlichte.

Die Autorin lebt mit ihrer Familie und arbeitet in New York. 2012 erschien ihr Buch “Wonder”, welches ein Jahr später ins Deutsche übersetzt wurde.

Seit 2006 arbeitet sie in verschiedenen Positionen für den Verlag Workman und war 2013 Jurymitglied beim Internationalen Literaturfestival in Berlin für die Auszeichnung des außergwöhnlichsten Buches des Kinder- und Jugendprogramms. Ihr Jugendbuch “Wunder” wurde verfilmt.

Raquel J. Palacio: Wunder – Julian, Christopher & Charlotte erzählen Read More »

Ellen Lugert: Russisch rückwärts

Russisch rückwärts Book Cover
Russisch rückwärts Ellen Lugert Größenwahn Verlag Erschienen am: 04.08.2016 Seiten: 208 ISBN: 978-3-95771-096-1

Inhalt:

Wodka, Blinis, Zar und Zobel – das ist typisch russisch! Oder etwa nicht? Eine junge Frau macht sich mit 25 Jahren auf, um diese Frage für sich selbst zu beantworten. Ein Jahr St. Petersburg, ein Jahr in einer multikulturellen Wohngemeinschaft leben.

Zwischen knallenden Korken, liebestrunkenen Russen und den verlockenden Leckereien der russischen Küche erhält sie vor Ort durch ihre Mitarbeit bei der deutschsprachigen Sankt Petersburgischen Zeitung einen Einblick in die russische Gesellschaft.

Hier sind die Tagebuchaufzeichnungen, die Zeitungsartikel der Autorin, Bilder sowie russische Rezepte einer Frau, die mit ihrem Rucksack und dem Zug – immer rückwärts zur Fahrtrichtung sitzend – abentuerliche Reisen von Nord nach Süd und Ost nach West quer durch das größte Land der Welt erlebt. (Klappentext)

Rezension:

Manchmal sollte man sich einfach eine Auszeit nehmen, den Koffer packen und dorthin reisen, wohin es eigentlich niemanden verschlägt. Ellen Lugert hat dies gemacht, nahm sich ein Sabbatjahr von ihrer Abeit als Polizistin und bereiste von 2006 – 2007 das größte und erstaunlichste Land der Erde.

Ausgangspunkt, eine bunt zusammengewürfelte Wohngemeinschaft in St. Petersburg, erkundete sie das Land in allen Himmelsrichtungen. Immer in Begegnung mit ebenso abenteuerlich veranlagten Menschen und die Eigenheiten des russischen Lebens erkundend.

Reisetagebücher, gerade in solcher Form vermögen zu fasznieren, ob der Abenteuer, die man selbst gerne erleben würde, wofür man sich aber zumeist nicht traut, die ersten Schritte dorthin zu wagen. Dabei ist es so einfach, wenn man nur die Eigenheiten und Mentalitäten des entsprechenden Landes kennenlernen und akzeptieren mag.

Ellen Lugert hat dies getan und nimmt ihre Leser mit auf diese lange und vielschichtige Reise. Warum ist es in Russland verboten, die U-Bahnen zu filmen? Wie viel Wodka verträgt maneigentlich und wo findet sich eigentlich die beste russische Banja?

Fragen, nicht von Bedeutung, aber um so humorvoller liest sich der Reisebericht, wofür man zum Glück selbst keine Russisch-Vokabeln pauken muss, eine Tätigkeit zu der sich die Autorin während ihrer Reise jedoch stetig selbst ermahnt.

Ellen Lugert gibt ihren Lesern eine unverfälschte Draufsicht auf liebenswerte Menschen, jenseits des politischen Geschehehns der Nachrichtenmagazine.

Warum tut sich Russland mit dem Umweltschutz so schwer? Wie wird HIV-infizierten Kindern in St. Petersburg geholfen und weshalb ist die beste Polizei-Akademie Russlands in privaten Händen, wo doch sost viel Wert auf staatliche Kontrolle gelegt wird?

Ergänzt durch eine bunte Mischung ihrer geschriebenen Zeitungsartikel und gesammelter Kochrezepte, möchte man beinahe mit im Zug sitzen und Russland bereisen. In Fahrtrichtung natürlich, die Autorin erwischt lt. eigener Aussage immer die entgegene.

Einen Kritikpunkt vielleicht noch, nicht an die Autorin, eher an den Verlag. Ein paar Schlechtschreibfehler sind dem Lektorat entgangen und auch die Fotoqualität lässt zu wünschen übrig, ansonsten ist der Reisebericht eine runde Sache. Mit und auch ohne Wodka.

Autorin:

Ellen Lugert wurde 1980 in Wittenberg geboren und arbeitete nach dem Abitur als Polizistin in Brandenburg. 1993 bereiste sie das erste Mal Weißrussland über die Deutsch-Russländische Gesellschaft e.V. und unterhält seitdem eine enge freundschaftliche Beziehung zu ihrer dortigen Gastfamilie.

2006/2007 nahm sie ein Sabbatjahr und bereiste Russland querdurch. Sie lebt mit ihrer Familie in Potsdam und in der Nähe von Rostock.

Ellen Lugert: Russisch rückwärts Read More »

Tim Krohn: Menschliche Regungen 1 – Herr Brechbühl sucht eine Katze

Herr Brechbühl sucht eine Katze Book Cover
Herr Brechbühl sucht eine Katze Reihe: Menschliche Regungen – 1 Rezensionsexemplar/Roman
Galiani Berlin
Erschienen am: 16.02.2017 Seiten: 473 ISBN: 978-3-68971-147-8

Inhalt:

Das Jahrtausend beginnt für den pensionierten Tramfahrer Hubert Brechbühl mit großen Plänen und ohne Katze. Für das junge Paar Pit und Petzi mit viel Sex. Für Julia Sommer ohne Sex. Für Selina May ohne Arbeit. Für Efgenia Costa mit Drogen.

Für Erich und Gerda Wyss mit Überlegungen, wer von beiden zuerst sterben sollte. Vieles davon wird sich ändern, anderes nicht. Elf Bewohnerinnen und Bewohner eines Züricher Mietshauses geraten im Jahr 2001 in einen Strudel der Gefühle. (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Tim Krohn: Menschliche Regungen 1 – Herr Brechbühl sucht eine Katze

Tim Krohn: Menschliche Regungen 2 – Erich Wyss übt den freien Fall

Tim Krohn: Menschliche Regungen 3 – Julia Sommer sät aus

[Einklappen]

Rezension:
Einen Roman zu schreiben, ist nicht zuletzt heutzutage eine Frage der Finanzierung. Warum dann nicht gleich seine Leser daran beteiligen und mit Rahmenvorgabe eine Geschichte erzählen, die die Leser sich wünschen.

Etwa in der Art hat Tim Krohn sein neuestes Werk auf den Weg gebracht. “Herr Brechbühl sucht eine Katze”, ist zunächst einmal eine episodenhafte Aneinanderreihung verschiedenster Gefühlszustände, die die künftigen Leser vorher “kaufen” konnten.

Nach “Erwerb” des Gefühls, gegen einen gewissen Geldbetrag, hat Tim Kron dann eine Geschichte im Rahmen eben dieses Gefühls geschrieben und mehrere dieser Kurzgeschichten zusammen einen Roman werden lassen. Crowdfunding im literarischen Betrieb.

Doch, wie wirkt nun das fertige Ergebnis? Der Herstellungsprozess, wie oben beschrieben, klingt zunächst wie die Zubereitung eines Gerichts durch Zusammenrühren von Instantpulvern, doch kann man sich hier relativ wenig beschweren.

Zwar ist hier Tim Krohn nicht gerade ein großer literarischer Wurf gewonnen, soll es vielleicht auch nicht, aber immerhin unterhalten tut er dann doch. Schließlich kennt ein jeder die diversen Alltagsprobleme in einem Mehrfamilien- und Mietshaus.

Kennt Jobangst, Vorfreude, Alltagsfrustration, Liebe oder Beziehungsstress und irgendwie vegrisst man, dass man die Geschichten praktisch einzeln für sich lesen könnte (nicht zu raten).

Am Anfang ist es gar so, dass man vielleicht soagr von Geschichte zu Geschichte seines Lieblingsprotagonisten springen möchte, auch das erledigt sich schnell. Die Behaglichkeit des beschriebenen Mietshauses mit seinen schrulligen Bewohnen, die man irgendwie alle in irgendeiner Form kennt oder kennenlernen möchte (oder auch nicht), tut ihr Übriges.

Der Roman selbst wird ncht ewig im Gedächtnis bleiben. Es schadet aber auch nicht, zu lesen, sich fallen zu lassen und sich ein paar Stunden lang zu unterhalten. Ein Wohlfühlroman ohne Schrecken aber mit akzeptablen Ende.

Kurze, flüssig erzählte, Kapitel betitelt mit den einzelnen Gemüszuständen, jedes Gefühl wird nur einmal vergeben, tun das Ihrige dazu. Alleine, das Projekt ist noch nicht zu Ende.

Wer möchte, kann weiter spenden und an der Entstehung weiterer Bände mitwirken (zwei Weitere sind schon in der Produktion). Noch viele Gefühle sind frei. So dürfen wir nicht nur Herrn Brechbühl und die Katze noch eine ganze Weile weiter verfolgen.

Autor:
Tim Krohn wurde 1965 in Wiedenbrück geboren und lebt in der Schweiz. In Glarus aufgewachsen, studierte er Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft, arbeitet er heute als freier Schriftsteller und Verfasser von Prosatexten, Dramen und Hörspielen.

Er ist Mitglied des Verbands der Autorinnen und Autoren der Schweiz und war von 1998 bis 2001 Präsident der Vorgängerorganisation des Schweizerischen Schriftstellerverbandes.

1993 erhielt er den UNDA-Radiopreis, den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis 1994. 2007 erhielt er den Preis für das beste Schweizer Buch. Weitere Preise folgten. Krohn schrieb die Bühnenvorlage für das Einsiedler Welttheater, 2013.

Tim Krohn: Menschliche Regungen 1 – Herr Brechbühl sucht eine Katze Read More »

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 3 – Wochenende auf der Messe

Am Samstag hatte ich mir nicht so viel vorgenommen, auch wenn ich hier wieder das Stativ mitgenommen hatte. Auch an diesem Tag sollte ein Interview stattfinden, doch zuvor habe ich mir einen Vortrag zu einem Reisebericht über Südkorea angehört.

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 3 – Wochenende auf der Messe Read More »

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 2 – Freitag auf der Messe

An einem der Abende, an denen die Forenmitglieder des Büchertreffs ihren Messetag ausklingen lassen, habe ich mich von Divina Michaelis dazu überreden lassen, einen ihrer Romane zu lesen. Zwar nicht mein Genre aber was nicht ist oder warum auch nicht, ich werde einen jedenfalls in naher Zukunft lesen und rezensieren.

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 2 – Freitag auf der Messe Read More »

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 1 – Donnerstag auf der Messe

Nun bin auch ich schmerzenden Fußes von der diesjährigen Leipziger Buchmesse zurück und liege nun in meiner Unterkunft auf den Sofa. Ob ich je wieder werde aufstehen können, weiß ich nicht. (Der Text wurde direkt nach der Messe geschrieben.) Dazu tut mir jetzt noch alles zu weh.

Leipziger Buchmesse 2017: Bericht Teil 1 – Donnerstag auf der Messe Read More »

Leipziger Buchmesse 2017

Es ist wieder so weit, die Leipziger Buchmesse beginnt in wenigen Tagen. Genauer gesagt, vom 23.-26. März auf dem Geländer der Neuen Messe in Leipzig. Ich werde alle vier Tage auf der Messe sein und für euch (und für mich) Lesungen, Podiumsdiskussionen und Buchvorstellungen besuchen. Ein paar kleine Überraschungen habe ich natürlich auch für euch im Gepäck. Jetzt wird jedoch noch nichts verraten. Wer nicht auf die Berichte zur Messe warten möchte, kann mir auf Twitter und Instagram folgen. Dort werde ich regelmäßig meine Eindrücke festhalten.

Instagram: @findosbuecher

Über dieses Bild gelangt ihr auf meinen Instagram-Kanal.

https://www.instagram.com/p/BR1ExrnlemP/?taken-by=findosbuecher

Und Twitter. Dort heiße ich findosbuecherw1.

https://twitter.com/findosbuecherw1

Euer findo.

 

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Leipziger Buchmesse 2017 Read More »

Lesung: Wladimir Kaminer – Goodbye, Moskau

Bevor ich es vergesse, wollte ich doch noch etwas über die gestrige lesung von Wladimir Kaminer schreiben.

Ich muss dazu sagen, dass ich diesen Autoren noch nie auf den Schirm gehabt, jerdoch allenfalls entfernt mit Klamauk in Verbindung gebracht habe. Doch, wirklich kannte ich weder seine Bücher noch seinen Film, trotzdem schaut man ja einen geschenkten Gaul nicht ins Maul. Die Eintrittskarte hatte ich nämlich zum Geburtstag bekommen und gestern war nun der Tag, diese endlich einzulösen. Immerhin, ich habe mich vorher informiert und langsam wurde Kaminer doch noch interessant.

Lesung: Wladimir Kaminer – Goodbye, Moskau Read More »

Sebastian Fitzek: AchtNacht

AchtNacht Book Cover
AchtNacht Sebastian Fitzek Knaur Erschienen am: 14.03.2017 Seiten: 408 ISBN: 978-3-426-52108-3

Inhalt:

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Todeslotterie. Sie könnten den Namen eines verhassten Menschen in einen Lostopf werfen. In der “AchtNacht”, am 8.8. jeden Jahres, würde aus allen Vorschlägen ein Name gezogen.

Der Auserwählte wäre eine AchtNacht lang vogelfrei, geächtet. Jeder in Deutschland dürfte ihn straffrei töten – und würde mit einem Kopfgeld von zehn Millionen Euro belohnt.

Das ist kein Gedankienspiel. Sondern bitterer Ernst. Es ist ein massenpsychologisches Experiement, das aus dem Ruder lief. Und Ihr Name wurde gezogen!

(Verlagstext)

Rezension:
Wie weit würden Sie gehen, wenn auf eine Person ein Kopfgeld von zehn Millionen Euro ausgesetzt wäre? Was würden Sie tun, wenn dies Ihr Kopf wäre? Diese Fragen stellt Sebastian Fitzek und begibt sich mit dem Leser auf die Spuren Benjamin Rühmanns, dessen Name in der AchtNacht gezogen wurde.

Fortan ist der auf der Flucht und versucht zu überleben. Doch, wen kann er noch trauen? Wer hat seinen Namen überhaupt ins Spiel gebracht? Wer hast ihn so sehr, dass er ihn tot sehen möchte? Und wer hat überhaupt dieses perfide Spiel gestartet, welches immer ungeheurere Dimensionen annimmt?

Kaum ein paar Monate nach dem Paket bringt der Berliner Autor schon wieder die Bestsellerlisten durcheinander und spielt in “AchtNacht” mit der Psyche seiner Leser. Angesiedelt irgendwo zwischen einem klassischen Psychothriller und einem Verschwörungsthriller packt Sebastian Fitzek die Leser in ihre Grundfesten und lässt Fragen aufkommen, denen wir uns hoffentlich nie in der Realität stellen müssen, die aber von der Wirklichkeit nicht allzuweit entfernt sind.

Wie schnell passiert es heute, dass eine von den Medien vorgegebene Meinung als wahrhaftig hingenommen wird, ohne einer ernsthaften Überprüfung standhalten zu müssen? Wie schnell verbreiten sich behauptungen im Netz und wer mag noch unterscheiden zwischen Recht und Unrecht in einer Welt, die sich immer schneller dreht.

Und wer mag den entfesselten Mob aufhalten, zumal als Opfer?

In gewohnt nervenzerfetzender Manier hat Fitzek ein grausames Szenario entworfen, deren Wendungen so zahlreich wie vielfältig sind. Kurze Kapitel, temporeich geschrieben und zahlreiche Cliffhanger, zumal aus der Sicht der verschiedenen Akteuere.

Stilmittel, die der Autor beherrscht und auch hier wieder gekonnt einsetzt. Der Fan, der zudem andere Werke von ihm kennt, wird wieder einige Figuren vergangener Bücher entdecken, und, wer ganz genau liest, dann auch einen Logikfehler, der aber für sich genommen, nicht weiter ins Gewicht fällt und auch nicht verraten wird.

Schließlich würde sonst gespoilert werden, was keiner wollen kann. Jeder Leser soll ja seine persönliche AchtNacht erleben dürfen, wenn er auch das Glück hat, als nahstehender Beobachter zu agieren und das Buch am Ende des Tages zuklappen zu dürfen. Denn, Gott sei Dank, sind wir (noch) nicht so weit, das Szenario Realität nennen zu müssen.

Fitzek hat hier wieder bewiesen, dass er zu den Großen der deutschen Krimi- und Psychothrillerliteratur gehört, wenn auch das Lesevergnügen, mit kalten Schauer über den Rücken, nur ein paar Stunden anhält. Zu schnell liest sich auch dieser Thriller wieder.

Man sollte sich ihn gut einteilen. Etwas, was den wenigsten aber gelingen wird. Ohne viel Blut, aber mit den Gefühlen seiner Protagonisten, ist “AchtNacht” ein erstaunliches Experiment, dem wir hoffentlich nie ausgeliefert werden.

Oder, hätten Sie vielleicht einen Namen noch für den Lostopf?

Autor:
Sebastian David Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren und ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Er arbeitet in der Programmdirektion eines Berliner Radiosenders und studierte Jura bis zum ersten Staatsexamen. Er promovierte in Urheberrecht und arbeitete als Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands.

2006 erschien sein erster Psychothriller “Die Therapie”, welches promt ein Bestseller wurde und als bestes Krimi-Debüt für den Friedrich-Klauser-Preis nominiert wurde. 2012 wurde sein Roman “Das Kind” verfilmt.

Merkmale seiner Bücher sind bestimmte Gimmicks zu seinen Büchern, wie wieder auftauchende Personen oder Extras in Form von Links oder Videos, auch sucht er Wege abseits der üblichen Wasserglas-Lesungen. 2016 feierte Fitzek zehnjähriges Autorenjubiläum.

Seine Bücher werden für’s Theater adaptiert, eine weitere Verfilmung ist in Arbeit. Fitzek wird in 24 Sprachen übersetzt.

Sebastian Fitzek: AchtNacht Read More »