D.B. John: Stern des Nordens

Inhalt:
Nordkorea, 2010. Niemand kennt das verbotene Land so gut wie sie.
Die CIA erwĂ€hlt sie fĂŒr eine tödliche Mission. Doch Jenna Williams hat noch ein anderes Ziel: Sie muss ihre Zwillingsschwester finden.
Und sich selbst retten. (Klappentext)
Rezension:
Die meisten Thriller funktionieren nach Schemen, die sich bewĂ€hrt haben, fĂŒr gute und vor allem spannende Unterhaltung sorgen und daher immer wieder bemĂŒht werden. Das beginnt schon bei den Handlungsorten, die sich fast gĂ€nzlich in Skandinavien, Amerika, in einer europĂ€ischen GroĂstadt oder, noch schlimmer, in der lĂ€ndlichen Provinz befinden und so ist es wohltuend, wenn das eine oder andere Werk dann doch mal davon abweichen.
Der âStern des Nordensâ von D.B. John ist ein solches, welches gleich drei Handlungsorte und -strĂ€nge aufweist und damit von Anfang an eine Dynamik mit sich bringt, die die gesamte Lesezeit ĂŒber anhalten wird. Zum einen haben wir zwar den in Amerika beginnenden Handlungsstrang um die Professorin Jenna Williams, die mit den Familienschicksal der verschwundenen Schwester hadert und spĂ€ter von der CIA fĂŒr eine heikle Mission ausgewĂ€hlt wird, aber wir haben eben auch zwei andere ErzĂ€hlstrĂ€nge, die in Nordkoreas Gefilden spielen.
Da gibt es den der nordkoreanischen Landbewohnerin, die sich und ihren Mann mehr schlecht als recht durchs Leben bringt, stĂ€ndig bedroht durch Hunger oder den GĂ€ngeleien der örtlichen staatlichen KrĂ€fte und den anderen, in dem ein nordkoreanischer Diplomat genau so schnell aufsteigt, wie er spĂ€ter fallen wird. Heraus kommt dabei eine ErzĂ€hlung, die an Spannung und Grusel kaum zu ĂŒberbieten ist. Ein Politthriller, der sich von der auf den BĂŒchertischen verfĂŒgbaren Masse abhebt.
Das Unbekannte ist es, was reizt und so sind die zwei letztgenannten HandlungsstrĂ€nge der Trumpf D.B. Johns, mit dessen Ausarbeitung der Autor in diesem Werk glĂ€nzt. Recherchearbeit und Hintergrundwissen merkt man ihm an. TatsĂ€chlich hat der Schriftsteller selbst schon Nordkorea bereist. Anders kann man auch wohl kaum so authentisch Landschaft und das GefĂŒhl beschreiben, welches einem schon als AuĂenstehenden umgeben muss.
Wie mag es dann erst fĂŒr die Bewohner Nordkoreas selbst sein, die sich tĂ€glich mit den AbsurditĂ€ten und Differenzen auseinandersetzen mĂŒssen, die ihr Leben bestimmen? FĂŒr den Leser jedenfalls ergibt sich alleine daraus ein spannender Nervenkitzel, der es in sich hat. Abweichungen, die sich zur RealitĂ€t ergeben, klĂ€rt der Autor in den hintenan gestellten Anmerkungen auf und sorgt fĂŒr den nötigen Hintergrund bei seiner Leserschaft, auch das ein groĂes Plus. Wenn das nur alle Schreiberlinge machen wĂŒrden.
Nicht ganz so ĂŒberzeugend ist der erste Handlungsstrang, was aber zumindest am Anfang an den fehlenden Spannungsmomenten liegt, die ZusammenfĂŒhrung ist auch nicht perfekt, was widerum jedoch Jammern auf hohem Niveau ist. Ansonsten liegt hier ein Werk vor, von jemanden, der schreiben kann, gut lektoriert und vorher recherchiert wurde, um die nötigen HintergrĂŒnde auch glaubwĂŒrdig einzuflechten. Das gelang D.B. John in âStern des Nordensâ sehr gut und so ergibt sich ein Thriller, der sich wirklich von anderen Werken abhebt.
Die Protagonisten sind scharfkantig und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Nebencharaktere tragen zu Spannungsmomenten und der Dynamik des Werkes bei. Ărtliche Beschreibungen gehen teilweise so unter die Haut, dass man glauben möchte, der Autor hĂ€tte all das tatsĂ€chlich gesehen, was man sich bei einigen Kapiteln jedoch fĂŒr Niemanden wĂŒnschen mag.
Hier wird vieles zusammengefĂŒhrt. Die Sicht von AuĂen, aus dem Inneren dieses kuriosem Staates, politische Einflechtungen und eine darauf basierende Thrillebene, die nicht loslĂ€sst. Die Faszination des Bösen, komprimiert zwischen zwei Buchdeckeln. Den âStern des Nordensâ wird man sich kaum entziehen können.
Autor:
D.B. John studierte zunĂ€chst Jura, verlegte sich jedoch in das Publizieren von BĂŒchern und Editieren von Kinderliteratur. 2009 zog der in Wales geborene Schriftsteller nach Berlin und schrieb seinen ersten Roman. Zuvor hat John lange in SĂŒdkorea gelebt, eine Reise in den Norden inspirierte ihn schlieĂlich zu diesen Roman.
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