krankheit

Tatsuo Hori: Der Wind erhebt sich

Inhalt:

Die zwischen 1936 und 1938 entstandene Novelle “Der Wind erhebt sich”, betitelt nach einem Gedicht von Paul Valery, beschreibt die platonische Liebe des Ich-ErzĂ€hlers zu seiner an Tuberkulose erkrankten Verlobten Setsuko. Ihre vom Tod ĂŒberschattete, kurze Liason verleben sie grĂ¶ĂŸtenteils fernab der Gesellschaft in einem Lungensenatorium in den Bergen. Beruhend auf den persönlichen Erfahrungen schildert Tsatsuo Hori mit feinem GespĂŒr die Psyche der beiden Protagonisten und ihre ambivalente Beziehung, was in der lyrischen Darstellung der Umgebung im Wandel der vier Jahreszeiten eine Ă€ußere Entsprechung findet.

Mit der Novelle “Der Wind erhebt sich” kann das Lesepublikum hierzulande eine der wichtigsten japanischen Kostbarkeiten des 20. Jahrhunderts nun erstmals auf Deutsch fĂŒr sich erlesen und eine TĂŒr in eine fremde und doch seltsam nahe Gedankenwelt öffnen. (Klappentext)

Rezension:

Im Vergleich zu anderen Region begegnet uns Japan zumindest literarisch noch sehr dosiert. Um so interessanter sind Erst- und NeuĂŒbersetzungen, die jetzt nach und nach auch hier eine Leserschaft gewinnen. Darunter nun eine kleine zarte Novelle, die mit wenig Worten auskommt, jedoch eine sehr besondere Wirkung entfaltet. Die Rede ist von “Der Wind erhebt sich”, aus der Feder des japanischen Schriftstellers Tatsuo Hori, der sich auf sehr einfĂŒhlsame Art und Weise mit dem Loslassen und dem Tod beschĂ€ftigt.

Die kleine Novelle beginnt inmitten der Natur die Lesenden auf eine Reise durch das Jahr mitzunehmen. Zwei Menschen treffen aufeinander, vom ErzĂ€hler selbst erfĂ€hrt man wenig, ĂŒberhaupt werden Informationen sehr dosiert und gezielt eingestreut, dennoch hat man sofort ein klares Bild vor Augen. Das GlĂŒck der beiden Protagonisten scheint oberflĂ€chlich nur von kurzer Dauer, doch im Angesicht des Fortschreitens der Krankheit gewinnt der Zusammenhalt und das Beisammensein Konturen, die die kompakte ErzĂ€hlung tragen.

Betont zurĂŒckhaltend baut Hori die Welt einer Beziehung auf, die, wĂ€ren die Protagonisten gesund, nur ein Aufeinanderzustreben kennen wĂŒrde, doch fĂŒhlt der ErzĂ€hlende seine Liebe im Verlauf immer mehr entfliehen. Im Wissen um das baldige Ende versucht der Protagonist die gemeinsame Zeit festzuhalten und kann doch dem Schicksal nicht entkommen.

Sehr poetisch wirkt das zu weilen. Zeile fĂŒr Zeile verrinnt zwischen den Fingern. Schnell ist man inmitten der Geschichte, fĂŒhlt sich als danebenstehender Beobachtende. Der erzĂ€hlte Zeitraum umfasst dabei nur wenige Monate. Der Autor hat hier einen Spagat zwischen gemĂ€chlich wirkender Sprache und doch schnellem ErzĂ€hltempo geschaffen. Der Titel alleine lĂ€sst bereits zu Beginn den Ausgang erahnen.

Neben der Ausarbeitung der Protgaonisten, von denen man nur das Notwendige erfĂ€hrt, liegt die StĂ€rke der Novelle vor allem in Orts- und Landschaftsbeschreibungen, die sofort Bilder im Kopf entstehen lassen. Auch ein Fenster in die GefĂŒhlswelt der sonst so zurĂŒckhalenden Japaner wird geöffnet, das bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, was an sich schon hervorzuheben ist. Zudem bringt der Autor ein Teil seiner eigenen Biografie mit ein, nimmt seinen Weg vorweg.

Der Fokus liegt auf die zwei Hauptfiguren, die klar gezeichnet werden. Andere werden kaum erwĂ€hnt. Sie spielen schlicht und einfach fast keine Rolle im Zusammenspiel der Protagonisten, bleiben daher bewusst blass. Beschrieben werden eine Liebe ohne Zukunft, formvollendete Hingabe, Loslassen und Verarbeitung. Ziemlich viel fĂŒr wenig Seiten, was leicht hĂ€tte misslingen können. Alleine, hier funktioniert es. Kein Wort ist zu viel, Auslassungen wurden bewusst gesetzt. Die behutsame Übertragung von Sabine Mangold ins Deutsche hat das Übrige dazu beigetragen, damit die Novelle auch bei uns ihre Wirkung entfalten kann.

Die erzĂ€hlende Figur weiß von Beginn an um den Ausgang, wĂ€hrend das GegenĂŒber gleichsam zum Symbol, Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird, die einfach nur berĂŒhrt. Die ErzĂ€hlung in Form einer Art Tagebuch gehalten, wird dadurch aufgelockert und gewinnt zugleich an Bedeutung. AbsĂ€tze zwingen einem, dies vergleichsweise langsam zu lesen, ab und an innezuhalten.

Der Aufbau einer persönlichen Katastrophe, die Beschreibung der Unausweichlichkeit ist das, was diese Novelle ausmacht, zudem die Zustandsbeschreibung der Abgeschiedenheit in Angesicht des Todes. Das kann nur berĂŒhren, zudem wenn man um die Geschichte des Autoren weiß, der selbst an Tuberkulose litt, jedoch aus der Position der Angehörigen heraus schrieb. Beinahe so, als wollte Hori etwas Tröstendes hinterlassen.

Sehr poetisch werden Bilder aufgebaut, die einem so schnell nicht mehr loslassen. Diesen Stil muss man mögen, eröffnet jedoch einen Blick in diese damals doch sehr geschlossen wirkende Gesellschaft Japans. Die beschriebene ZurĂŒckhaltung funktioniert in diesem Setting sehr gut, wĂ€re verbunden mit anderen Ortsbeschreibungen nicht ganz so glaubwĂŒrdig. Die charakterliche StĂ€rke beider Protagonisten tut ihr ĂŒbriges dazu bei.

Nur ein paar kleine Szenen brechen den Lesefluss und wirken so, als hĂ€tte der Autor zwischendrin noch das GefĂŒhl gehabt, noch ein paar Zeilen mehr fĂŒllen zu mĂŒssen. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Nichts destotrotz kann ich jedem empfehlen, ein paar Stunden mit dieser schönen Novelle, die wohl auch als Anime verfilmt wurde, zu verbringen.

Autor:

Tatsuo Hori wurde 1904 in Tokio geboren und war ein japanischer Übersetzer und Schriftsteller. ZunĂ€chst studierte er Japanische Literatur, verfasste wĂ€hrend seines Studiums Übersetzungen französischer Dichten und schrieb fĂŒr die Literaturzeitschrift Roba. 1930 erhielt Hori Anerkennung fĂŒr seine Kurzgeschichte Sei kazoku (wörtlich “Die heilige Familie”) und ließ eine Riehe von Novellen und Gedichten folgen, die sich oft mit dem Tod beschĂ€ftigten. SpĂ€ter erkrankte er an Tuberkulose. Diese Erfahrung verarbeitete er in einer weiteren Geschichte. Er starb 1953 in Tokio.

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Donald Antrim: An einem Freitag im April

Inhalt:

Ein schonungsloser ehrlicher Bericht ĂŒber TodesnĂ€he als Lebensbegleiter: Donald Antrim beleuchtet Tragödie und Stigma des Suizids und bietet Trost, der Leben retten kann. (Klappentext)

Rezension:

Hinterher weiß Donald Antrim nicht einmal mehr, was ihn diesmal angetrieben hat, die Feuertreppe seines Hauses hochzusteigen. PrĂŒfend tritt er ans GelĂ€nder, um in den Abgrund zu schauen. Er hĂ€lt sich fest, um loszulassen. zumindest mit einer Hand, die dann doch wieder den sicheren Halt sucht. Wie wird es sein, das Sterben? Wird es schmerzhaft werden? SpĂŒrt man nichts? Wird Antrim es bereuen, in den Sekunden zwischen Leben und Tod, diese Entscheidung getroffen zu haben? An diesem Tage wird er es nicht erfahren. Aus irgendeinem Grund entscheidet er sich um, geht zurĂŒck in seine Wohnung. Ein langer, steiniger Weg ĂŒber Klinikaufenthalte und Therapien folgt diesem Ereignis, ebenfalls nur ein trauriger Punkt in seinem Leben, zudem der Suizid schon lange gehört.

Wir sagen auch, dass wir das wollen, aber stimmt das auch?

Donald Antrim: An einem Freitag im April

In einer Mischung aus Essay und bericht beschĂ€ftigt sich der amerikanische Autor mit Suizid als Prozess. Als solchem sieht er das, was auch Freitod, Selbstmord oder Selbsttötung genannt wird und oft nur den eigentlichen Schlusspunkt meint. Doch ist es das oder vielmehr eine Krankheit, die die Betroffenen zu einer an sich selbst grausamen oder erlösenden, auch das je nach Blinkwinkel, Handlung bringt. Er stellt dar, wie es ist, mit diesem GefĂŒhl zu leben, sich ein Ende zu wĂŒnschen oder darauf meinen hinwirken zu mĂŒssen. Doch durchzieht den Bericht auch Hoffnung.

Wenn man beispielsweise sagt, Suizidanten seien von Natur aus impulsive Menschen, unterschlĂ€gt man die Stunden, Monate und Jahre der Angst und des körperlichen Niedergangs, der Furcht und scheinbaren Resignation, mit denen wir in den Tod gehen. Oder vielleicht halten wir den Katatoniker fĂŒr antriebslos und verstehen nicht die Qual, das GefĂŒhl, dass der Körper irgendwie vibriert, die Paralyse. Der Mann auf der BrĂŒcke hockt vielleicht stundenlang am GelĂ€nder, starrt nach unten und hat zugleich Angst davor, hinzusehenn. Die Frau in den Wellen plantscht nicht ins Meer hinaus, sondern geht eher langsam, bis sie untertaucht.

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Klar wĂ€gt Antrim ab. Es ist ein ruhiger Text, immer wieder sich selbst prĂŒfend. Wenn ein steiniger Weg ins Unausweichliche fĂŒhrt, kann man auch abbiegen und den Teufelskreis durchbrechen? Der Autor hat das versucht, wollte sich helfen lassen. Dieser Weg ist noch mehr von klippen und spalten durchzogen, Umwegen und RĂŒckschlĂ€gen. Er berichtet von seinem Weg, ohne außer Acht zu lassen, dass dieser ihm geholfen hat und fĂŒr andere etwas anderes gelten mag.

Die Paralyse des Suizids ist keine Apathie oder Stille. Wir fĂŒhlen uns eingekapselt, irgendwie eingeengt. Unsere Körper könnten zerbrechen, oder etwas außerhalb von uns wird zerbrechen. Was wird zerbrechen?

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Donald Antrim bricht das Schweigen ĂŒber ein Tabuthema, welches viel öfter zur Sprache kommen sollte, um Zugang zu den Betroffenen zu finden, vielleicht einen Weg, sie aus diesem Teufelskreis herauszunehmen und in Sicherheit zu halten. In einer Mischung aus biografischen RĂŒckblicken, Verarbeitung und nĂŒchternen Bericht ist der Text keine leichte Kost.

Förmlich spĂŒrt man die bleierne Last, die dem Autoren die Luft zum Atmen genommen hat. Man muss dann beim Lesen innehalten, blĂ€ttert zurĂŒck, liest einzelne Abschnitte nochmals und fragt sich unweigerlich, wie man selbst in dieser Situation gehandelt hĂ€tte. WĂ€re man stark genug fĂŒr eine Therapie? Was passiert bei einem RĂŒckschlag? WĂŒrde man sich helfen lassen (wollen)? Wann wĂ€re der Punkt ĂŒberschritten, an dem es kein ZurĂŒck mehr gĂ€be? GlĂŒcklich, wer sich damit noch nie beschĂ€ftigen musste. FĂŒr die an Suizid leidenden (bleiben wir bei der Betrachtung als Krankheit statt Schlusspunkt) ein tĂ€gliches AbwĂ€gen. Wann gewinnt was die Oberhand?

Ich bin der Überzeugung, dass Suizid eine Entwicklungsgeschichte ist, ein Krankheitsprozess, keine Handlung oder Entscheidung, kein Entschluss oder Wunsch. Ich verstehe Suizif nicht als Reaktion auf Schmerz oder als Botschaft an die Lebenden – zumindest nicht nur.

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Als Teil der Verarbeitung und Enttabuisierung ein notwendiges und wichtiges SchriftstĂŒck, wirbt Antrim fĂŒr diesen Blickwinkel. Vielleicht sollte man aber wirklich gefestigt sein, um diesen Text lesen zu können. Schließlich ist der so stark wie die Thematik selbst.

Autor:

Donald antrim wurde 1958 geboren und ist ein US-amerikanischer Autor. Nach einem Studium an der Brown University veröffentlichte er 1993 seinen ersten Roman, dem weitere folgten. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Heyden Fellow for Fiction an der American Academy in Berlin. 2013 erhielt er den MacArthur Fellowship. Er lehrt Literatur an der Columbia University.

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Arne Kohlweyer: Ostkind

Inhalt:

1992 am östlichen Rand Berlins: Der neunjĂ€hrige Marko hat es endgĂŒltig satt, wie ein kleiner Junge behandelt zu werden und will allen beweisen, wie erwachsen er sein kann. Er schreibt eine Liste mit Dingen, die man so macht als Erwachsener: Kaffee trinken, dicke BĂŒcher lesen, den Walfang stoppen, rauchen und Anna heiraten. Anfangs lĂ€uft bei der Umsetzung noch alles nach Plan, doch das Erwachsensein stellt Marko zusehends vor große Probleme. (Umschlagstext)

Rezension:

ZunĂ€chst erscheint alles als heile Welt, in dem vorliegenden RomandebĂŒt des Filmemachers Arne Kohlweyer, dessen ErzĂ€hlung “Ostkind” zwischen Coming of Age und Novelle pendelt. Wie jedes Jahr unternimmt die Familie des frisch neunjĂ€hrigen Marko zu dessen Geburtstag einen Ausflug an den heimischen Badesee.

Mit seinem Geschenk, einem Schnorchel-Set, lĂ€sst sich der Protagonist fotografieren. Doch, die heile Welt bekommt bald Risse. 1992 steckt das ehemals geteilte Berlin noch inmitten der unmittelbaren Nachwirkungen der Wendezeit, in derer sich unzĂ€hlige Biografien von einem Tag auf den anderen Ă€ndern. Markos Vater, zuvor Professor fĂŒr Marxismus-Leninismus fĂ€hrt nun Taxi. Der Junge registriert die VerĂ€nderungen um sich herum, ohne sie zu begreifen. Nur ernst genommen werden, möchte er und dafĂŒr so schnell wie möglich erwachsen werden.

WĂ€hrend er dafĂŒr eine Liste erstellt, mit Dingen, die man als Erwachsener eben so tut, brauen sich, ohne dass Marko es zunĂ€chst bemerkt, noch mehr dunkle Wolken am Himmel ĂŒber die Familie zusammen. Dinge, die nicht einmal die wirklich Erwachsenen zu hĂ€ndeln wissen.

So viel zum Inhalt dieses zunĂ€chst sehr unscheinbaren, aber in allen Aspekten großartigen RomandebĂŒts, welches die Lesenden auf eine wahre Achterbahnfahrt der GefĂŒhle mitnimmt. Nichts ist, wie es scheint und so werden die zunĂ€chst kaum sichtbaren Risse bald unfassbar groß, zu groß fĂŒr den liebevoll ausgestalteten Protagonisten, der sich nichts sehnlicher wĂŒnscht als wahr- und ernstgenommen zu werden, aber noch zu klein fĂŒr die damit verbundenen Konsequenzen ist.

“Da war es wieder! Dieses ,Das verstehst du noch nicht’, das sich manchmal als ein ,DafĂŒr bist du noch zu jung’ verkleidete. Je Ă€lter Marko wurde und je mehr er in der Schule lernte, desto hĂ€ufiger schmetterten die Erwachsenen es ihm entgegen. Genau wie letztens auf seine Frage, wie denn eine Hand bitteschön treu sein könne …”

Arne Kohlweyer: Ostkind

Der behutsam ausgearbeitete Handlungsstrang deckt einen Zeitraum von gerade mal zwei Wochen ab. Trotz der sehr kompakten Art des ErzĂ€hlens hat es der Autor geschafft, so viel an Themen hinein zu packen, dass es schwerfĂ€llt, die ĂŒberschaubare Seitenzahl zunĂ€chst ernst zu nehmen. Das funktioniert jedoch wunderbar, können sich doch fast alle in die Hauptfigur hineinversetzen, die man einfach nur in den Arm nehmen und schĂŒtzen möchte. Arne Kohlweyer hat Marko als wachen, intelligenten Jungen geschaffen, dessen Kindlichkeit feinfĂŒhlig ausgearbeitet, genauso wie die Hilflosigkeit der Erwachsenen ausgestaltet, die der Hauptfigur eine heile Welt erhalten wollen, ohne zu bemerken, dass nicht nur fĂŒr sie die Situation immer mehr ins Unkontrollierbare kippt.

Die bereits angesprochene Themenvielfalt ist glaubhaft, ebenso wie das gesetzte Zeitkolorit, welches nur ein Hintergrundrauschen darstellt, und schafft einen eigentĂŒmlichen Roman, der sowohl als Jugendbuch, wenn bereits ein wenig Wssen vorhanden ist, gelesen werden kann als auch als Novelle, die es in sich hat. Kinder sehen, begreifen viel mehr, als das die Erwachsenen denken. Auch schmerzhafte Wahrheiten können sie erfassen. Die Katastrophe aber stellt sich dann an, wenn dieser Aspekt unberĂŒcksichtigt gelassen wird, zumal wenn es ein enges Familienmitglied betrifft.

Arne Kohlweyers liebevolles PlĂ€doyer kann nicht gelesen werden, ohne zwischendurch tief durchzuatmen, die Seiten einmal kurz wegzulegen und lohnt sich dennoch. Auch szenemĂ€ĂŸig umgesetzt ist dies hervorragend. Hier merkt man das Fachgebiet des Autoren an. Fast ist es so als hĂ€tte man eine Mini-Serie in Buchform vor sich. So komponiert ist das großartig.

Autor:

Arne Kohlweyer ist ein deutscher Regisseur und Drehbuchautor, der zunĂ€chst Filmregie in Prag studierte, ebenso Fotografie, Literaturwissenschaft und Filmtheorie. Er fĂŒhrte Regie bei mehreren TV-Auftragsproduktionen und wurde 2017 als Autor und Regisseur fĂŒr den Grimme-Preis nominiert. Seit 2010 ist Kohlweyer Mitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren und arbeitet heute als freiberuflicher Autor, dramaturgischer Berater und Associate Producer. “Ostkind”, ist sein RomandebĂŒt.

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Donato Carrisi: Ich bin der Abgrund

Inhalt:
Es ist zehn vor fĂŒnf morgens. Der MĂŒllmann beginnt mit seiner Arbeit. Er mag sie – er weiß, dass in dem, was die Menschen wegwerfen, die grĂ¶ĂŸten Geheimnisse verborgen sind. Und auch er hat eines: den gelegentlichen denkwĂŒrdigen Abend, der seine Routine bricht. Was er nicht weiß, dass bald alles auf den Kopf gestellt werden wird.

Er wird in die unsĂ€gliche Geschichte eines MĂ€dchens mit einer lila HaarstrĂ€hne verwickelt werden. Und noch etwas weiß der MĂŒllmann nicht – da draußen sucht jemand nach ihm. Die FliegenjĂ€gerin hat nur eine Mission: den Schatten im Herzen des Abgrunds zur Strecke bringen. (Klappentext)

Rezension:
Die alltĂ€gliche Routine gibt ihm Sicherheit, ihm, der sonst nicht viele Gewissheiten hat. Am Rande der Gesellschaft lĂ€sst er den Unrat der Anderen so unauffĂ€llig verschwinden, wie auch er unsichtbar scheint. Der MĂŒllmann weiß, im ZurĂŒckgelassenen liegen die Geheimnisse der Menschen vor ihm ausgebreitet.

Auch er selbst ist ein Geheimnis, hat eines und sucht nach dessen Lösung. Gedankenversunken macht er sich an die Arbeit, bis dieses Ritual unterbrochen wird. Ein MĂ€dchen droht zu ertrinken. Er rettet es und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Gang, die alle in seiner Umgebung, auch ihn selbst, in den Angrund reißen werden.

So viel zum Auftakt des nun vorliegenden Kriminalromans, des italienischen Schriftstellers Donato Carrisi, der inspiriert vom Fall des “Monster von Foligio” Luigi Chiatti, erneut die finsteren AbgrĂŒnde des Menschen seziert. Diesmal verlegt am geheimnisvollen Comer See, setzt die Geschichte den Protagonisten von Zeile zu Zeile so dermaßen zu, dass man sowohl mit Opfer, Ermittler und dem TĂ€ter selbst leidet, der sich von Beginn an erahnen lĂ€sst. Hier ist der Weg, die Ermittlungsarbeit das Ziel. Scham, Zweifel und nicht erfolgte VergangenheitsbewĂ€ltigung sind handlungstreibende Elemente.

Aus wechselnden Perspektive wird “Ich bin der Abgrund” erzĂ€hlt, was die Spannung hĂ€lt, jedoch das eine oder andere Detail hinunterfallen lĂ€sst, welches spĂ€ter auch kaum mehr aufgegriffen wird. So wirkt mancher Wechsel zu abrupt, zu gewollt. Ausgeglichen wird dies jedoch dadurch, dass es Carrisi gelingt, hier mit der psychischen Verfassung der Beteiligten gekonnt zu spielen. Was macht uns zu dem, was wir sind? Welche Folgen hat dies, fĂŒr uns und unsere Umgebung? Anfangs fĂŒhrt dies zu etwas chaotischen SprĂŒngen, die sich jedoch nach und nach zu einem klaren Gesamtbild fĂŒgen und einem beim Lesen komplett in diesen Kriminalfall eintauchen lassen. Zuletzt gelingt dem Autoren dann doch, keinen der HandlungsstrĂ€nge aus den Augen zu verlieren. Hier hat, zumindest aus der Erinnerung heraus, Donato Carissi sich gegenĂŒber “Enigmas Schweigen” verbessern können.

Positiv ist hier hervorzuheben, im Gegensatz zu den Kriminalromanen aus dem englischsprachigen Raum herrschen hier nicht nur abgehakte oder sehr kurze SĂ€tze vor. Sprachlich schafft der Autor hier eine unheilvolle AtmosphĂ€re, der man sich nicht entziehen mag, auch wenn es durchaus LĂ€ngen gibt, die ein wenig Durchhaltevermögen beim Lesenden erfordern.’

Was der See nimmt, gibt er nicht so leicht wieder her. In ihm sind viele Geschichten verborgen. Diese immerhin, kann man durchaus lesen.

Autor:

Donato Carrisi wurde 1973 geboren und ist ein italienischer Schriftsteller und Drehbuchautor. ZunĂ€chst studierte er Rechtswissenschaften in Rom, spezialisierte sich dabei auf Kriminologie und Verhaltensforschung und beschĂ€ftigte sich dabei mit Serienmördern, was ihn spĂ€ter zu seinem ersten Thriller inspirierte. Nach dem Studium arbeitete er zunĂ€chst als Anwalt, wandte sich jedoch der Schriftstellerei zu und schrieb diverse DrehbĂŒcher fĂŒr Film und Fernsehen.

Sein erster Thriller wurde 2010 ins Deutsche ĂŒbersetzt, ein Jahr zuvor wurde Carrisis DebĂŒtroman mit dem Premio Bancarella ausgezeichnet. Der Autor lebt frei arbeitend in Rom, schreibt zudem Kolumnen fĂŒr den Corriere della Sera.

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Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Inhalt:

Wie fĂŒhlt sich ein junger, lebenshungriger Mann in Belarus? Eine hochaktuelle Geschichte ĂŒber die Sehnsucht nach Freiheit. Eigentlich sollte Fransisk Cello ĂŒben fĂŒrs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fĂ€llt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist ĂŒberzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint. (Klappentext)

Rezension:

Immer mehr Menschen drĂ€ngen Richtung U-Bahn-Schacht, als ein Unwetter ĂŒber sie hereinbricht und schieben die anderen vor sich her. Schutz suchen sie. Immer enger wird es im Tunnel, immer weniger Luft bekommen jene, die sich schon im Inneren befinden. Noch, als der Schacht voll ist, bewegen sich die Massen, die ersten werden niedergetrampelt, förmlich zerquetscht. Am Ende des Tages wird es unzĂ€hlige Verletzte geben und zu viele Tote. Auch der jugendliche Cello-SchĂŒler Franzisk ist unter den Opfern und wird darauf hin zehn Jahre lang im Koma liegen. Als er wieder erwacht, ist die Welt eine andere und doch stehengeblieben.

Leise kommen die Romane von Filipenko daher, um die Lesenden dann in einem Strudel von GefĂŒhlen zu werfen, dem man sich kaum entziehen kann. Dies ist so, auch im zweiten Roman aus der Feder des belarussischen Schriftstellers Sasha Filipenko, der es auch hier versteht, seine Leserschaft mitzureißen. Er erzĂ€hlt von Belarus damals und heute, von Trostlosigkeit und Tristesse, von der Hoffnungslosig- und MĂŒdigkeit der Menschen und dem Glauben daran, was wĂ€re, wenn doch noch das Unmögliche geschieht.

“… Verzeihen Sie, wenn ich unhöflich bin, aber Sie sind schon ein wenig mĂŒhsam, das ist, verdammt nochmal das Leben. Ihr Enkel ist tot! Tot, verstehen Sie? Finden Sie sich damit ab. Er ist tot. Wenn Ihnen dieses Wort nicht in den Kopf hineingeht, dann vielleicht >krepiert<. Es ist aus mit ihm. Er ist gestorben. Das Gehirn ihres Enkels wird nie wieder funktionieren, nie, hören Sie mich?” “Wissen Sie was, Herr Doktor? Lecken Sie mich am Arsch!”

Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Dabei ist der Hauptteil des Romans sehr dĂŒster gehalten. Nur ganz wenige positiv besetzte Protagonisten begegnen hier vielen Unsympathen, denen man im realen Leben lieber ausweichen sollte. Wer in die Geschichte um Franzisk eingesogen wird, muss das ĂŒber sehr weite Strecken aushalten können, wird immer nur kurz mit wenigen Funken Hoffnung fĂŒr die Figuren entlohnt. Filipenko, der auf Russisch im Nachbarland ĂŒber die Stadt seiner Kindheit schreibt, greift hier die brodelnde Stimmung seiner Heimat auf, beschreibt diese aus der Sicht des Ausgewanderten, des Entfernten und doch ganz nahen Beobachters.

Bevor er seine Leserschaft ins kalte Wasser einer Stadt wirft, deren Obere der dort lebenden Bevölkerung lĂ€ngst das Herz herausgerissen haben, stimmt er seine Leser im Vorwort darauf ein. Die Übersetzerin Ruth Altenhofer ordnet, sortiert und erklĂ€rt im Nachwort, wie viel Sasha Filipenko eigentlich an Themen gelungen ist, auch zwischen den Zeilen zu verarbeiten, egal ob dies geschichtliche und politische Ereignisse in Belarus betrifft oder die jenigen, die grausame Paten standen, fĂŒr die Geschehnisse des Romans.

Die Angst floss aus seinem Körper ins Haus. Die Angst war in seiner Wohnung und in der Wohnung gegenĂŒber, hier, ĂŒberall, in der ganzen Stadt.

Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Der Autor zeigt einem lebenshungrigen Protagonisten, der aus dem Alltag herausgerissen und umgeworfen wurde, aber auch, dass es sich lohnt, fĂŒr sich selbst zu kĂ€mpfen, ĂŒbertragen, dass vielleicht auch der Kampf der jungen Menschen in Belarus fĂŒr eine Zukunft ihres Landes, fĂŒr Freiheit und Demokratie, eines Tages FrĂŒchte tragen wird. GĂ€be es das Nachwort nicht, mĂŒsste man vieles davon zwischen den Zeilen lesen, dort wird es denen, die das nicht können, erklĂ€rt.

Die Grundstimmung der ErzĂ€hlung macht das fortlaufend geschriebene Werk nicht gerade zu einer einfachen LektĂŒre, zumal diese einem nachdenklich und bedrĂŒckt zurĂŒcklassen wird. Filipenko beeindruckt und legt im Gegensatz zu seinem DebĂŒt, welches vergleichsweise leise daherkam, noch einmal eine Schippe drauf. Großartig ist das, gleichsam ein Cellospiel in Worten.

Autor:

Sasha Filipenko wurde 1984 in Minsk geboren und ist ein weißrussischer Schriftsteller der auf Russisch schreibt. In seiner Wahlheimat St. Petersburg studierte er nach einer abgebrochenen Musikausbildung Literatur und widmete sich der journalistischen Arbeit, war Drehbuch-Autor, Gag-Schreiber fĂŒr eine Satire-Show und Fernsehmoderator.

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Hannes Stein: Der Weltreporter

Inhalt:

Ein nachgebautes MĂŒnchen im Dschungel, ein GesprĂ€ch mit einem Yeti auf dem Mount Everest und ein Eingang zur Ewigkeit, an dem buddha, Christus und Mohammed Karten spielen. (Klapppentext)

Rezension:

Kurzgeschichten haben bei mir einen schweren Stand. Das liegt an den Gegebenheiten des Genres, welches kaum genug Raum lĂ€sst, damit Szenarien sich entfalten, Protagonisten sich vielschichtig entwickeln können. Zudem fehlt bei Sammlungen oft genug der rote Faden, der alle ErzĂ€hlungen zusammenhĂ€lt. So geraten einzelne, auch gelungene Geschichten in Vergessenheiten. “Short Stories” sind daher zumeist Schall, Rauch und weiter nichts.

Und dann gibt es Hannes Stein. Der in New York lebende Korrespondent einer großen deutschen Zeitung legt nach “Nach uns die Pinguine”, eine zweite Sammlung kurioser und zu Teilen sich ins Absurde steigernde Sammlung von Kurzgeschichten vor, die die Leserschaft laut auflachen, dann wieder nachdenklich werden lĂ€sst.

Anders als beim “VorgĂ€ngerband” gelingt hier dem Autoren es besser, einen roten Faden zu halten, die VerknĂŒpfung zwischen den einzelnen Geschichten konstanter wirken zu lassen, andererseits stechen einzelne Ideen wirklich hervor. Ein Indianerstamm, der in weiter Zukunft den bis dahin immer noch schlechtesten US-PrĂ€sidenten als ihrem Messias verehrt, wir alle wissen, wer da gemeint ist, ein Schweizer Pendant in Afghanistan oder ein sozialistisches Utopia mitten in Sibirien. Das ist doch genial.

NatĂŒrlich bleiben auch hier einzelne Geschichten farblos, was zuweilen an der Schreibweise liegen mag. Punktuell wird hier augenzwinkender Humor mit krachender Gesellschaftskritik vermischt, ein moderner MĂŒnchhausen als Protagonist, aktuelle Ereignisse ohnehin auf’s Korn genommen. Im ĂŒbertragenenen Sinne trifft sogar einen der Arbeitgeber des Autoren. Wozu gehört wohl die Zeitung “Welt”?! Kurzweilig liest sich das. fast muss man sich zwingen, das eine oder andere Mal inne zu halten, alleine schon, um die Geschichten genĂŒsslich mit den realen Vorlagen abgleichen zu können.

Die Hauptprotagonisten, deren Geschichte die erzĂ€hlten “Short Stories” verbinden, bleiben jedoch, abgesehen von zumindest einem Teil, verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig blass. Alleine die beiden sind einen eigenen Roman wert. Schon der Name “Bodo von Unruh” ist großartig, der aktuelle Hintergrund, der beim Schreiben in seiner ganzen Wirken noch gar nicht so klar ersichtlich war, wie heute, tut sein Übriges. Einige der erzĂ€hlten Kurzgeschichten wĂŒnscht man sich tatsĂ€chlich mehr Raum, sich zu entfalten, wĂ€hrend andere schnell aus dem GedĂ€chtnis fallen werden. Der Schreibstil wirkt zuweilen fahrig. Dennoch oder gerade, weil es Hannes Stein hier noch besser gelungen ist als bei seiner vorherigen Kurzgeschichtensammlung ein kurioses Gesamtpaket zu schnĂŒren und eine Steigerung zu sehen ist, ist das Lesen nicht falsch. Nachdem Gesetz der Serie und SteigerungsfĂ€higkeiten, mĂŒsste das nĂ€chste Buch dann im Vier-Sterne-Bereich anzusiedeln sein.

Autor:

Hannes Stein wurde 1965 in MĂŒnchen geboren und ist ein Journalist und Schriftsteller. Aufgewachsen in Salzburg, begann er 1984 in Hamburg Amerikanistik, Anglistik und Philosophie zu studieren und lebte 1989 ein Jahr als Deutschlehrer in Schottland. SpĂ€ter arbeitete er fĂŒr die FAZ, den Spiegel und der ZĂŒrcher Weltwoche, sowie den Merkur. Von 1997 an, lebte er in Jerusalem und schrieb dort seine erstes Buch, war dann als Literaturkorrespontdent und Redakteur fĂŒr verschiedene zeitungen tĂ€tig.Seit 2012 lebt er in den USA. kurzzeitig ließ er sich als Republikaner registrieren, wechselte dann ins Lager der Demokraten. “Nach uns die Pinguine”, ist sein neuntes Buch.

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Volker Reinhardt: Die Macht der Seuche

Inhalt:

Die Große Pest der Jahre um 1348 war eines der einschneidendsten Ereignisse der europĂ€ischen Geschichte. Der Historiker Volker Reinhardt rekonstruiert den Verlauf der Epidemie von den AnfĂ€ngen in Asien bis zu ihrem vorlĂ€ufigen Erlöschen in Europa, beleuchtet die unterschiedlichen VerhĂ€ltnisse in ausgewĂ€hlten StĂ€dten und fragt, wie die Überlebenden politisch und wirtschaftlich, religiös und kĂŒnstlerisch das große Sterben bewĂ€ltigten.

Sein spannend geschriebenes Panorama fĂŒhrt eindringlich vor Augen, was wir dem medizinischen Fortschriftt verdanken – und wie verblĂŒffend Ă€hnlich wir heute trotzdem auf eine Pandemie reagieren. (Klappentext)

Rezension:

Den Umgang mit heute verlaufenden Pandemien betrachtend, lohnt sich mitunter ein Blick zurĂŒck in die Geschichte und eine vergleichende Betrachtung von Ereignissen mit Ă€hnlich einschneidender Bedeutung. FĂŒr eine Fokussierung etwa, nur auf Corona ist es noch zu frĂŒh.

Allenfalls in den nĂ€chsten Jahren wird man das gesamte Ausmaß ĂŒberblicken können, doch wie gingen unsere Vorfahren mit global sich verbreitenden Viren und ihren Folgen um, welche SchlĂŒsse und Maßnahmen zogen sie, den damaligen Wissestand und medizinischen Kenntnisse natĂŒrlich berĂŒcksichtigt, daraus?

Welche Auswirkungen hatte etwa die um sich greifende Pest im sozialen und gesellschaftlichen, poltischen GefĂŒge, wĂ€hrend diese um sich griff und vor allem, welche Nachwirkungen waren zu verzeichnen. Der Historiker Volker Reinhardt begab sich auf Spurensuche.

Anhand zahlreichen Kartenmaterials, welches der historischen Betrachtung voransteht, erlĂ€utert er die einzelnen Phasen der Pest, ihre Verbreitung im damaligen Europa und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Regionen. bemĂŒht, um vergleichende und vielschichtige Betrachtung, fokussiert der Autor sich dabei nicht auf einzelne Regionen, wenngleich etwa Italien und Frankreich einen großflĂ€chigen Anteil an seiner Betrachtung ausmachen.

Warum dies so ist, erlĂ€utert Reinhardt ebenso, wie er auch immer wieder anhand der Quellenlage verdeutlicht, wo betrĂ€chtliche LĂŒcken eine ausfĂŒhrliche Auswertung beinahe unmöglich bzw. schwierig machen.

Detailliert geht er zunĂ€chst auf die Seuche als solches ein, und erlĂ€utert dann, was diese mit den damaligen Menschen machte und welche Auswirkungen in den Jahren danach Folge waren. Einzelne Abschnitte der Betrachtung lohnen einem Vergleich zur heutigen Situation. Schon damals erkannte etwa die obere FĂŒhrung von Mailand die Bedeutung der Isolation. Auch die QuarantĂ€ne, wie wir sie heute kennen, nahm in der damaligen Zeit ihren Anfang. Reinhardt geht jedoch auch auf die Unterschiede ein, erlĂ€utert, weshalb die Pest wo welche Auswirkungen hatte, wie viele Menschen nach Quellenlage tatsĂ€chlich betroffen waren und dass sich auch damals schon die Hoffnungen nach einer besseren, anderen Gesellschaft nach der Seuche schnell zerschlugen.

Das alles ist in kompakter Form keine ausschweifende, jedoch leider um so mehr trockene Literatur, die zwar versucht anhand von Personengeschichte Interesse zu wecken, dies jedoch nicht vermag. TatsĂ€chlich ist diese Sammlung an Wissen eine schnöde Aneinanderreihung von Fakten, die trocken daherkommt. Es wirkt in etwa so, als wĂŒrde man heutige Nachrichten mit einem tiefen Seufzer kommentieren. mit zunehmender Seitenzahl muss man sich förmlich zwingen, die Fakten aufzunehmen und zu behalten. Da nĂŒtzt dann auch eine sehr intensiv bewĂ€ltigte Quellenlage und gute Recherchearbeit wenig.

Schade, aus diesem Stoff Geschichte hÀtte man viel mehr herausholen können. Genug Interessenten gÀbe es bestimmt.

Autor:

Volker Reinhardt wurde 1954 in Rendsburg geboren und ist ein deutscher Historiker. Seit 1992 lehrt er als Professor fĂŒr Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der UniversitĂ€t Freiburg. ZunĂ€chst jedoch studierte er Geschichte und Romanische Philologie in Kiel, Freiburg im Breisgau und in Roman, danach absolvierte er seine Staatsexamen in Geschichte 1975, und Romanistik 1976.

Nach einem Forschungsaufenthalt in Rom promovierte er ĂŒber die Finanzen des Kardinals Borghese, war 1985-1991 Hochschulassistent in Freiburg im Breisgau, habilitierte dort 1989.

Als Hochschuldozent lehrt er an der UniversitĂ€t Freiburg in der Schweiz, ist zudem Vertrauensdozent der Friedrich-Naumann-Stiftung fĂŒr die Freiheit. Er beschĂ€ftigte sich mehrfach mit der Geschichte der italienischen Renaissance, u.a. mit der Familie Medici, Borgia und verfasste eine Biografie Leonardo da Vincis. Reinhardt ist Mitherausgeber der WBG-Reihe “Geschichte kompakt”.

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Joe Biden: Versprich es mir

Inhalt:

Im November 2014 versammelten sich die Bidens in Nantucket, um gemeinsam Thanksgiving zu feiern – eine Familientradition seit vierzig Jahren. Aber diesmal fĂŒhlte sich alles ganz anders an. Bei Beau, dem Ă€ltesten Sohn von Joe Biden, war zuvor ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert worden, und sein Überleben war ungewiss. «Versprich es mir», bat der kranke Sohn seinen Vater. «Versprich mir, dass du klarkommst, ganz egal, was passiert.» Joe Biden gab ihm sein Wort. Das darauffolgende Jahr stellte ihn auf eine schwere Probe. (Inhaltsangabe des Verlags)

Rezension:

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind die GrĂ€ben tief und die Aufgaben, denen sich ein PrĂ€sident Biden gegenĂŒber sieht, könnten schwieriger kaum sein. Klimaschutz, Rassismus, die Spaltung zwischen Bevölkerungsgruppen, marode Infrakstruktur, geerbte Konflikte auf unserem Planeten.

Es gibt viele Baustellen fĂŒr einen PrĂ€sidenten Biden, doch der langjĂ€hrige Politiker sah sich 2014 vor der bis dato wohl grĂ¶ĂŸten Herausforderung in seinem Leben, und die stellte sowohl seines als auch das der Familie auf dem Kopf.

Bei uns anlĂ€sslich der Wahl des Demokraten Joe Bidens zum US-PrĂ€sidenten ĂŒbersetzt, erschien dieser sehr persönliche Blick in den Vereinigten Staaten bereits 2017. Die Ära Obama, an der der Politiker einen nicht ganz unerheblichen Anteil hatte, gerade vorbei, die Auswirkungen der Regierungszeit dessen Nachfolgers nicht absehbar, gibt diese RĂŒckschau einen Einblick in das politische Denken, aber vor allem auch in den Menschen Joe Biden.

Vorliegend ist dies keine Biografie, aber eine RĂŒckschau, fokussiert auf bestimmte Ereignisse, die das Wirken Bidens als Senator und Vize-PrĂ€sidenten prĂ€gten, als auch dessen VerstĂ€ndnis von Familie, zumal der Autor schon 2016 die Chance hĂ€tte ergreifen können, sich als Kandidat fĂŒr die US-PrĂ€sidentschaft aufstellen zu lassen.

Detailliert erlĂ€utert Biden in dieser, nennen wir es Denkschrift, wie der Schicksalsschlag seines Sohnes ihn einerseits vorantrieb, andererseits determinierte, zumal den Trauerprozess nach dem Verlust eines geliebten Menschens. Inszenierung von Politik, wie sie im amerikanischen Raum ĂŒblich ist, hin oder her, hier erlĂ€utert der Mensch Biden seine BeweggrĂŒnde und dies in einer sehr nachvollziehbaren Art und Weise.

Große Politik spielt natĂŒrlich eine Rolle, so gibt Biden Einblick in die Ausgestaltung der Rolle eines Vize-PrĂ€sidenten. Dies jetzt zu lesen, lĂ€sst ahnen, was ein PrĂ€sident Biden anders machen wĂŒrde als sein VorgĂ€nger. Das ist jedoch nicht das, was hĂ€ngen bleibt. Nachhaltig ist die Beschreibung seiner Selbst als Familienmensch, der trotz vollen Terminkalenders, immer auch den Biden-Clan im Blick behĂ€lt, zumal in schweren Zeiten.

NatĂŒrlich weiß der Autor um die Wirkung seiner Worte, weiß bestimmte Formulierungen einzusetzen und das ist gewollt. Wie denn auch nicht, bei einem Politiker.

Die Schrift richtete sich hier an ein amerikanisches Lesepublikum, nach Obama und hat sicher fĂŒr dieses einige offene Fragen geklĂ€rt, denn weder die Krebserkrankung seines Sohnes waren vor dessen Tod groß in der Öffentlichkeit bekannt, zurecht, noch die darauf fußende Entscheidung, nicht zu diesem Zeitpunkt nach dem PrĂ€sidentenamt zu streben, wo doch viele ihn neben Hillary Clinton fĂŒr einen aussichtsreichen Kandidaten, schon 2016, gehalten haben.

So ist “Versprich es mir”, ein behutsames Puzzleteil, Denkschrift, ErklrĂ€ungsversuch und Ausblick zugleich, und fĂŒr einige Amerikaner, ja, vielleicht auch ein StĂŒck Hoffnung.

Autor:

Joeseph “Joe” Robinette Biden Jr. wurde 1942 in Scranton, Pennsylvania geboren und ist ein US-amerikanischer Politiker, Mitglied der Demokratischen Partei. Von 1973 an gehörte er bis 2009 dem Senat an und war 2009-2017 Vize-PrĂ€sident der Vereinigten Staaten von Amerika. 2021 wurde er zum 46. PrĂ€sidenten der USA gewĂ€hlt.

Das Buch wurde im Rahmen des Sachbuchmonats Januar 2021 gelesen. #SachJan21 #sachjan2021

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Aimee Carter: Der Fluch des Phönix

Der Fluch des Phönix Book Cover
Der Fluch des Phönix Aimee Carter Oetinger Erschienen am: 09.05.2020 Seiten: 351 ISBN: 978-3-7891-1516-5 Übersetzerin: Maren Illinger

Inhalt:

Nach dem plötzliche Tod ihrer Mutter werden die zwölfjĂ€hrigen Zwillinge Zac und Lu zu ihren Verwandten nach England geschickt. Dort entdecken sie hinter einem Torbogen eine Welt voller Fabelwesen – die Wildlands.

Was sie nicht wissen: Wer die Wildlands betritt, wird mit dem Fluch des Phönix belegt und muss fĂŒr immer hinter den Toren der fabelwelt bleiben. Nur wenn der Verfluchte bereit ist, alles fĂŒr den Phönix zu riskieren, kann er in sein normales Leben zurĂŒckkehren… (Klappentext)

Rezension:

Die amerikanische Autorin Aimee Carter ist ein PhĂ€nomen. In ihrer Heimat nicht ganz so erfolgreich, wurde die von ihr geschriebene erste Buchserie fĂŒr Kinder und Jugendliche nach ein paar BĂ€nden nicht weiter aufgelegt, wĂ€hrend im deutschsprachigen Raum alle Werke der Reihe “Animox” erschienen sind, und so gehört sie wohl zu den wenigen Schreibenden, die im Ausland erfolgreicher sind als in ihrer Heimat.

Folgerichtig, ist auch “Der Fluch des Phönix”, ein Einzelband (?) des gleichen Genres zuerst in deutscher Sprache erschienen und nimmt seine jungen LeserInnen mit, auf eine Reise durch die abenteuerliche Welt der Wildlands.

Hauptprotagonisten dieser spannenden Geschichte fĂŒr Ă€ltere Kinder und noch nicht ganz Jugendliche sind die zwölfjĂ€hrigen Zwillinge Zac und Lu, aus deren wechselnder Perspektive wir die Handlung erleben, die einem stetigen Spannungsbogen folgt. Nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter leben die beiden mit ihrem Vater alleine, ein jeder fĂŒr sich trauernd, ohne Perspektive auf Besserung.

Besonders fĂŒr Zac ist der Tod seiner Mutter ein tragischer Verlust, ist er doch selbst an das Haus gefesselt, durch Asthma und zahlreiche Allergien, auf die Hilfe nun nur noch seines Vaters und seiner Schwester angewiesen.

Dadurch Ă€ngstlich, zurĂŒckhaltend und labil, ist das Einzige, was ihm bleibt, sein Zeichenblock, auf dem er die phantasievollen Geschichten seiner Mutter zu Papier bringt. Doch, ein weiterer Unfall mit Klinikbesuch, lĂ€sst den Vater das Angebot der Verwandten seiner verstorbenen Frau ĂŒberdenken und schickt die Zwillinge zu diesen fĂŒr einen mehrmonatigen Aufenthalt. Eine abenteuerliche, aber auch gefĂ€hrliche Reise beginnt.

So viel zur Geschichte, mehr darf man auch nicht verraten, gewinnt man doch mit den ersten Seiten doch die Protagonisten als Sympathiefiguren, deren StÀrke aus all den SchwÀchen und Begrenzungen besteht, die besonders Zac zusetzen.

Folgerichtig haben beide Zwillinge einen ernsten und eigenwilligen,, dennoch gegensĂ€tzlichen Charakter. Interessant ist hier vor allem, dass die Schriftstellerin das gĂ€ngige Rollenklischee vom starken Bruder, schĂŒtzenswerter Schwester umkehrt und gewinnbringend fĂŒr die Handlung verwendet.

Hier darf ein angehender jugendlicher Junge sich Ă€ngstigen, gar eine Panikattacke bekommen, weinen, zittern und zweifeln, wĂ€hrend die Schwester die Rolle des großen Geschwisterkindes, obwohl gleich alt, einnimmt. Ein großer und nicht zu verachtenswerter Pluspunkt. Identifikationsfiguren einmal anders.

Doch, obwohl sein Gesicht rot war, sein Atem mĂŒhsam ging und er TrĂ€nen in den Augen hatte, machte er keinen Gebrauch von seinem Asthmaspray. Er hatte keinen Anfall. Es kostete ihn nur alle Kraft, nicht schluchzend zusammenzubrechen.

Aimee Carter: Der Fluch des Phönix

Die Fantasy-Welt ist hier glaubwĂŒrdiger aufgebaut, als es z.B. einem Henry Neff mit “Die Schule der Magier” gelungen ist und auch im ErzĂ€hl- und Schreibstil merkt man Verbesserungen gegenĂŒber den BĂ€nden der Animox-Reihe, die selbst gut geschrieben und konstruiert sind, an. Beinahe im gleichen ErzĂ€hluniversum mit gleichbleibender oder sich zum Positiven verĂ€nderter QualitĂ€t zu bleiben, ist hier Aimee Carter gelungen.

Die Geschichte wird in kurzweiligen Kapiteln rasant erzĂ€hlt. LĂ€ngen sind keine zu finden, gleichzeitig hat die Handlung unheimlich viel Tiefgang bei genauerer Betrachtung. Menschliche Werte, Naturschutz (wenn auch auf eine Phantasiewelt ĂŒbertragen), Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, hat die Autorin ein großes Abenteuer verpackt, ohne erhobenen Zeigefinger.

Die Geschichte ist zunĂ€chst als Einzelband erschienen, bietet aber unglaublich viel Potenzial, besonders in der weiteren Entwicklung der Protagonisten, fĂŒr eine Fortsetzung. In jedem Fall darf man gespannt sein, was Aimee Carter noch alles zu Papier bringen wird.

Autorin:

Aimee Carter wurde 1986 geboren und ist eine amerikanische Schriftstellerin. ZunĂ€chst schrieb sie Fanfictions und studierte an der UniversitĂ€t von Michigan, bevor sie mehrere Jugendbuchreihen veröffentlichte. Im deutschsprachigen Raum wurde sie vor allem durch die Reihe “Animox” bekannt.

Andere LeseeindrĂŒcke:

100Morgenwald

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Christian Baron: Ein Mann seiner Klasse

Autor: Christian Baron

Titel: Ein Mann seiner Klasse

Seiten: 284

Biografie/Rezensionsexemplar

Hardcover

Erschienen am: 31.01.2020

ISBN: 978-3-546-10000-7

Verlag: claassen

Inhalt:

Christian Baron erzĂ€hlt die Geschichte seiner Kindheit, seines prĂŒgelnden Vaters und seiner depressiven Mutter. Er beschreibt, was es bedeutet, in diesem reichen Land in Armut aufzuwachsen. Wie es sich anfĂŒhlt, als kleiner Junge mĂ€nnliche Gewalt zu erfahren.

Was es heißt, als Jugendlicher zum KlassenflĂŒchtling zu werden. Was von all den Erinnerungen bleibt. Und wie es ihm gelang, seinen eigenen Weg zu finden. Ein Buch ĂŒber das Leben und Sterben, das nacheifern und Abnabeln, das Verdammen und Verzeihen. (Klappentext)

Rezension:

Deprimierender geht es kaum, möchte man meinen, so man den Buchdeckel aufgeschlagen und die ersten Zeilen gelesen hat. Schon ist man versunken, in die Kindheitsbiografie des Einen, der sich StĂŒck fĂŒr StĂŒck aus Elend und Verzweiflung, vor allem aber aus prekĂ€ren FamilienverhĂ€ltnissen und Armut herausgekĂ€mpft hat.

Christian Baron erzĂ€hlt kompromiert vom Aufwachsen im Armutsviertel von Kaiserslautern, vom gewalttĂ€tigen Vater und einer ĂŒberforderten Mutter.

Wenig hoffnungsvolles, dafĂŒr viel Trostlosigkeit ĂŒber weite Strecken, aus der Sicht des Kindes und eines Erwachsenen, der es geschafft hat, den allem zu entkommen, irgendwie jedoch auch fĂŒr immer damit verbunden bleibt.

Der Autor erzÀhlt aus der Beobachtungswarte des Kindes heraus, welches die Perspektivlosigkeit seiner Eltern gepachtet zu haben scheint, dessen AnkÀmpfen dagegen sÀmtliche Erwachsene kritisch sehen. Viel ist es nicht, was den Jungen aufrecht hÀlt, und doch gibt es sie, die Strohhalme, nach denen er greift.

EinfĂŒhlsam und detailliert beschreibt er die zahllosen KĂ€mpfe gegen die Vorurteile von JugendĂ€mtern, Familienmitgliedern, Klassenkameraden und Lehrern, aber auch die kurzen Momente des GlĂŒcks. Davon gibt es wenige. Sie sind rar gesĂ€t.

Zeile fĂŒr Zeile arbeitet der Autor das Elend und die Verzweiflung heraus. Wer etwas Optimistisches lesen möchte, ist hiermit auf weite Strecken falsch bedient. Doch, nach und nach, zeigt sich das GlĂŒck, tritt die Pro-Seite gegenĂŒber den Contras mehr hervor.

Der Weg des Protagonisten, des Autoren selbst scheint auf einem frĂŒhen Foto von ihm mit seinen Geschwistern vorgezeichnet. Eine kritische Sozialstudie ĂŒber eine Kindheit in einer abgehĂ€ngten Stadt, in der Trostlosigkeit der Verlorenen in den 1990er Jahren, zwischen Krankheit und Tod, verfehlter oder nicht vorhandener Liebe und Alkoholismus.

Der Leser wird dazu verdonnert, mit zu leiden, sich jedoch mit den Protagonisten, der der Autor ist, und umgekehrt, freuen, bleibt schließlich nachdenklich zurĂŒck.

Wie ist es, in einem reichen Land wie Deutschland in Armut aufzuwachsen? Chancenlos zu sein, wo sich viele Chancen bieten? Aus vorbestimmten VerhÀltnissen auszubrechen, dabei sich immer mehr von seiner Familie zu entfernen?

Christian Baron ist diesen Weg gegangen und erzĂ€hlt davon, wie es ist, aufzusteigen und doch immer ein Mann seiner Klasse zu bleiben. Diese kritische Sozialstudie in Romanform lĂ€sst seine Leser so schnell nicht los. Alleine dafĂŒr lohnt sie sich.

Autor:

Christian Baron wurde 1985 in Kaiserslautern geboren und ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Nach der Schule studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik. Anschließend arbeitete er als Redaktuer bei der Zeitung Neues Deutschland, wo er im Feuilleton fĂŒr’s Theater verantwortlich war.

Aktuell schreibt er fĂŒr die Wochenzeitung Der Freitag. 2019 veröffentlichte er ein autobiographisches Essay ĂŒber die Gewalt seines Vaters gegen die Mutter, woraus ein Buch erwuchs, welches im Jahr 2020 veröffentlicht wurde. Ein Mann seiner Klasse.

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