Atlantik

Empfehlung: Ozeane – Die große Bild-Enzyklopädie

Seit jeher sind wir Menschen fasziniert von den Meeren, deren Kräfte wir fürchten und im Laufe der Geschichte gelernt haben, für uns zu nutzen. Ob als Rohstoff- oder Nahrungslieferant, zur Energieerzeugung, die Ozeane als Bestandteil des Wasserkreislaufs sind die Grundlage allen Lebens. Hier entstand es, bevor es den Sprung an Land wagen konnte. Ein Blick unter die Oberfläche offenbart dabei noch immer erstaunliches. Der Großteil der Ozeane ist weitgehend unerforscht, doch lasst uns faszinierende Lebewesen am Rande brodelnder Unterwasservulkane entdecken, Räuber, die in den dunklen Weiten der Tiefsee mit Leuchten Partner sowie Beute anlocken, Haie, die des Nachts durch Riffe streifen. Unsere Ozeane sind voll mit Superlativen, hier lebt das älteste Tier der Welt, hier das größte Säugetier unseres Planeten.

Von der faszinierenden Welt der Korallenriffe bis zum Leben an den Polarmeeren. Steckbriefe erklären sowohl biologische als auch geografische Gegebenheiten.
(Quelle: Dorling Kindersley)

Für diese vorliegenden Enzyklopädie wurden nun die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse bildgewaltig aufbereitet. Niemand geringeres als Fabien Cousteau, der Enkel des berühmten Tiefseeforschers führt uns in die Welt des Wassers ein, deren Grundlagen und Zusammenhänge verständlich und anschaulich erklärt werden. Aktuelles Wissen gepaart mit historischen Fakten, zahlreichen Grafiken und über 2000 Fotografien und ein umfangreicher Kartenteil eröffnen uns Einblicke in diesen faszinierenden Naturraum, machen uns dessen Kräfte und Gegebenheiten verständig. Seite für Seite lernen wir zudem ihre faszinierenden Bewohner kennen, deren Vielfalt und Schönheit, jedoch auch wie fragil deren Welt inzwischen geworden ist, durch unseren Rohstoff- und Energiehunger, unseren Müll und der durch unserer Lebensweise beeinflussten Änderung des Klimas.

Großformatig und qualitativ hochwertig ist dies ein umfangreiches Nachschlagewerk, welches Groß und Klein zum Stöbern und darin versinken einlädt. Umfassende Informationsbreite und tiefe Sachkenntnis werden anschaulich vermittelt. Hier werden alle, je nach Interesse, neues Wissen daraus ziehen und anderes vertiefen können. Nicht nur das rechtfertigt den Preis, haben die Autor:innen und beteiligten Wissenschaftler:innen verschiedenster Fachgebiete dazu beigetragen, dass von der Qualität und Wirkung mehr ist als eine bloße BBC-Dokumentation in Papierform vorliegt, sondern ein Grundlagenwerk, welches seines Gleichen sucht. In sofern möchte ich hier nicht werten, fünf Sterne sind hier zu wenig, was ja ohnehin für die meisten Werke dieser Art gilt, sondern nur empfehlen. Ein Blick hinein genügt, um zu wissen, warum.

Pflanzen und Tiere in und am Rande der Ozeane, ausführliche Erklärungen und umfangreiches Kartenmaterial zum Überblick. (Quelle: Dorling Kindersley)

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John Blake: Das Titanic-Bordbuch

Inhalt:

Zur Zeit ihres Stapellaufs war die TITANIC der Stolz der White Star Line. Das größte und schönste Passagierschiff der Welt verkörperte den Zeitgeist in Eleganz und Stil. Dieses Buch ist ein einzigartiger Leitfaden für Passagiere, um sich auf den berühmtesten Schiff der Welt zurechtzufinden. Es erzählt die Geschichte seiner Entstehung und bietet einen umfassenden Einblick in die luxuriösen Ausstattungen und Räumlichkeiten.

Darüber hinaus enthält es eine Fülle unentbehrlicher Informationen für die Passagiere der ersten, zweiten und dritten Klasse. Nehmen Sie teil an der begeisterten Vorfreude auf die Jungfernfahrt und die Auszüge aus Originaldokumenten, die an den Glanz des Schiffes und den unübertroffenen Komfort der Passagiere erinnern. (Klappentext)

Rezension:

Alles an Bord ist gut, in vielen Fällen sogar brilliant durchdacht und großartig ausgeführt. Die Passagiere werden in den prunkvollen Räumlichkeiten, auf den herrlichen Promenaden, in der Turnhalle, im Squashraum, in den türkischen Bädern, im Schwimmbad, auf der Palm Court Veranda usw. Komfort, Luxus, Erholung und Wohlbefinden genießen können. Darüber hinaus sind die Kabinen in ihrer Anordnung, Geräumigkeit und Ausstattung perfekte Zufluchtsorte, in denen man angenehme Stunden verbringen und frei von störenden Geräuchen schlummern und sich erholen kann. Komfort, Eleganz und Sicherheit sind Vorzüge, die einen besonderen Reiz auf Passagiere ausüben – an Bord der Olympic und Titanic gibt es sie im Überfluss.

Auszug aus einer Broschüre der White Star Line, 1911.

Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Für die Jungfernfahrt des damals luxuriösesten Passagierschiffs der Welt wählt Kapitän Edward Smith die nördliche Route über den Atlantik. Anfang des 20. Jahrhunderts einer der verhängnisvollen Fehler, die sich rächen. Das Schiff kann einem Eisberg nicht mehr ausweichen und sinkt. Über 1400 Menschen sterben, u. a. da damalige Vorschriften nicht für alle Passagiere Rettungsboote vorsahen. Mit der Titanic starb auch der unabdingbare Glaube an die Absolutheit der Technik.

Was heute das Wetteifern der Fluggesellschaften um Passagiere ist oder sich in den immer größeren Kreuzfahrtschiffen widerspiegelt, die die Weltmeere durchqueren, nahm seinen Beginn im Wettbewerb großer Reedereien, nicht zuletzt britischer, vor allem auf der symbolträchtigen Atlantikroute. Auswanderer träumten auf den Überfahrten vom Leben in der neuen Welt, die Reichen und Wohlhabenden genossen den Luxus eines Komforthotels während der Reise.

Die Titanic, die im Jahr 1911 von Stapel lief, war das Aushängeschild der White Star Line, wurde vor der Überfahrt als “nahezu unsinkbar” beschrieben. Nur letzteres Wort sollte sich in die Köpfe der an Bord gehenden Menschen einbrennen.

Die Nacht auf den 14. April 1912 steht bis heute im Fokus vieler Filme und Bücher, doch wie muss es sich für die Menschen zunächst angefühlt haben, dieses Schiff zu betreten, ohne natürlich von der nahenden Katastrophe auch nur zu ahnen? Wie wurde die Titanic beworben? Welche Besonderheiten, Raffinessen und Neuerungen wurden hervorgehoben? Welche Vorstellungen hatten künftige Passagiere von der bevorstehenden Überfahrt? Einblick gewährt das vorliegende Werk.

Natürlich, es ist ein rein fiktiver Band, der in der deutschen Übersetzung von Klaus Neumann im Delius Klasing Verlag vorliegt, doch versammelt er eine Vielzahl von echtem Material, welches an eine Überfahrt Interessierte damals zu sehen und lesen bekamen. Zusammengefasst ist daraus ein Bordbuch entstanden, wie es rein theoretisch jedem Passagier in die Hand hätte gedrückt werden können, eine Ansammlung von Fakten, die uns in die Visionen ihrer Erbauer und in die Köpfe derer tauchen lässt, die ein Ticket für die Überfahrt gelöst haben.

So befinden sich nicht nur Auszüge aus Werbebroschüren, wie oben zitiert, in diesem Werk, auch Speisekarten oder nützliche Informationen, um sich an Bord zurechtzufinden. Wann kann wer den Fitnessraum benutzen? Was kostet und wie sendet man ein Telegramm an die Lieben daheim?

Aus welchen Passagierunterkünften kann man wählen, welcher Komfort erwartet Passagiere der ersten, zweiten oder der dritten Klasse? Wie hoch ist die Leihgebühr für Liegestühle an Bord, wie teuer das Ticket für mitreisende Haustiere? Schließlich, wie funktioniert dieses Wunderwerk der Technik überhaupt, wo befinden sich die Rettungsboote, die man ja nicht brauchen wird?

Für historisch und ozeanisch Interessierte ist dieses Werk, welches man sowohl als fiktive Werbebroschüre lesen kann als auch als ein als Faktensammlung orientiertes Sachbuch, eine wohltuende Abwechslung, da hier der Fokus auf eine Überfahrt selbst liegt, nicht auf die tatsächlich geschehene Katastrophe.

Es hätte ja schließlich alles anders kommen können, der Untergang als Folge mehrerer unglückseeliger Faktoren. In der Tonalität gehalten, wie zur damaligen Zeit, gibt es nur einen einzigen Kritikpunkt, die Schriftgröße betreffend. Im Zusammenspiel mit dem auf alt getrimmten Hintergrund ist das nicht immer angenehm zu lesen. Es sorgen jedoch unzählige Abbildungen und Grafiken für Auflockerungen, auch diese sind im Stil des Beginns des 20. Jahrhunderts gehalten.

Eine Zeitreise, die sich unbedingt lohnt. Kommt an Bord. Erkundet das Schiff, genießt die Fahrt und den Luxus an Bord. Ihr werdet es nicht bereuen.

Autor:

John Blake ist ein ehemaliger Marineoffizier und Nautiker. Als Mitglied des Royal Institute of Navigation ist er Autor von mehreren seefahrtshistorischen Büchern.

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Timo Peters: Couchsailing

Inhalt:

Timo Peters hat kein Boot, so gut wie keine Segelerfahrung und kaum Geld – aber den Traum, auf einem Segelboot den Atlantik zu überqueren: Mit leichtem Gepäck macht er sich auf die Suche nach einem Kapitän, bei dem er anheuern kann. In mehreren Etappen und auf verschiedenen Schiffen geht es über den Ozean – unterwegs erwarten ihn überraschende Herausforderungen, Grenzerfahrungen und wunderliche Begegnungen. Eine unvergessliche Reise, ein unglaubliches Abenteuer! (Klappentext)

Rezension:

Spätestens seit Stephan Orth dürfte vielen der Begriff Couchsourfing geläufig sein, doch funktioniert diese Form des Reisens auch auf hoher See? Ein Platz in einer Koje gegen eine helfende Hand an Bord? Mit nur wenig Segelerfahrung, wenn man diese überhaupt so bezeichnen mag, macht sich Timo Peters auf die Suche, dies herauszufinden. Am Ende steht ein neues Leben, ein großes Abenteuer und ein Bericht über die eigentümliche Welt der Segler.

Kennzeichnend für Reiseberichte sind vor allem ausführliche Schilderungen von Begegnungen und die Beschreibung von Landschaften. Letztere beschränken sich hier zwangsläufig fast nur auf die Hafenanlagen für Segelschiffe und die Boote selbst, stellen diese doch für Wochen die ganze Welt dar. Ansonsten ist man der Natur ausgeliefert, der Willkür von Wind, Wasser und Wetter. Anfangs noch fasziniert davon, schenkt dem der Autor nach einer gewissen Zeit kaum mehr Aufmerksamkeit als er muss.

Gerade nur so viel wird zur Kenntnis genommen, wie es für den Trip über den Atlantik von Nöten ist, um so mehr fokussiert sich Peters auf die Schilderungen der Menschen um ihn herum. Schließlich stelklen diese für Wochen seine einzigen Kontakte dar. Im Notfall ist man aufeinander angewiesen. Aus dem Weg gehen kann man sich nach dem Ablegen ohnehin nicht.

Kurzweilig schreibt Timo Peters von seiner Reise, die ihm unbekannte Sichtweisen auf eine teilweise sehr eigentümliche Welt zeigt. Was macht das mit Einem, wenn man der Natur ausgeliefert ist und Menschen, denen man nie zu vor begegnet ist? Welche Schicksale kreuzen sich in den Anlagen der Marinas? Was treibt die Glücksritter, Abenteuerlustigen, Sportsegler und Sinnsuchende an, für Wochen den schwankenden Boden unter den Füßen zu suchen?

Der Autor erzählt von den kleinen Momenten des Glücks, mehr Augenblicken des Zweifels und auch jenen, in denen man nur noch funktionieren und in Bruchteilen von Sekunden die richtigen Entscheidungen treffen muss. Zu Beginn vielleicht noch etwas blauäugig, an manchen Stellen färbt zudem die rosarote Brille im Nachhinein, findet Peters dann doch immer wieder den Ausgleich, so dass auch Konflikte und Gefahren zur Sprache kommen, auf die er reagieren musste.

Für all jene, die jetzt überlegen, eine solche Reise anzutreten, es ist kein Ratgeber, aber der Autor zeigt, was ein solcher Trip mit einem macht. Wenn man daraus etwas für sich ziehen kann, ist es gut. Für alle anderen bleibt die Erkenntnis, das große Abenteuer auch heute noch möglich sind.

Autor:

Timo Peters lebt und arbeitet als freiberuflicher Journalist für diverse Zeitungen und Magazine in Norwegen. Nebenbei betreibt er den Abenteuerblog »bruderleichtfuss.com« und das Onlinemagazin “Fjordwelten“.

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Bücher gegen das Vergessen #02

Bücher gegen das Vergessen sollen uns geschichtliche Ereignisse vor Augen führen, für die wir nicht unbedingt die Verantwortung tragen, aber dennoch verantwortlich sind, sie nicht zu vergessen. Abseits von Rezensionen soll hier eine Auswahl vorgestellt werden.

Bisher in dieser Rubrik erschienen:

#01: Die Tagebücher des Petr Ginz

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Kressmann Taylor “Adressat unbekannt”

Es sind nur ein paar Briefe, auf denen diese kleine Novelle beruht und doch traf die Autorin einen Nerv bei ihrem Lesepublikum, als ihre Geschichte als Fortsetzungsreihe 1938 veröffentlichte. Unter Pseudonym in der Zeitschrift “Story” publiziert, erzählt Kathrine Taylor in Form eines Briefwechsels vom Zerbrechen einer Freundschaft aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933.

Wenige Seiten sind es, nicht einmal 60, auf denen ein Strudel von Ereignissen sich abspielt. Zunächst ist da die Freundschaft zweier, die zusammen eine kleine Kunstgalerie in San Francisco gründeten und nun getrennt voneinander leben. Der Eine, seiner Familie zu Liebe in Deutschland, macht nun in der Stadtverwaltung von München Karriere. Martins Freund dagegen, Max, leitet nun alleine die Galerie.

Meine Ausgabe ist eine bei Rowohlt erschienene Taschenbuchausgabe.

Verlinkt ist die aktuell verfügbare.

Sprengstoff tut sich auf. Max ist jüdischer Abstammung und nimmt die aus Deutschland kommenden Berichte mit Sorge auf. Er hakt bei seinem Freund nach, der zunächst beschwichtigt, jedoch immer mehr der grausamen Ideologie der Nazis verfällt. Natürlich muss die Freundschaft zuerbrechen, natürlich macht die Politik auch nicht vor Max’ Familie in Deutschland halt. Natürlich macht sich Martin schuldig.

Die kleine Novelle besteht nur aus diesen Briefen, die man in sich aufnimmt und immer hilfloser Zeile für Zeile liest. Kressmann Taylor reißt ihre Leser, gleichsam wie ihre beiden Protagonisten, in den Abgrund. Der wahre Hintergrund ist es, der diese Geschichte so grausam werden lässt. Die Nazis hatten das Büchlein in Deutschland wohlweißlich verboten.

Im Jahr 1995, anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung der Vernichtungslager wurde die Novelle, von der nicht viel mehr verraten werden kann, nicht verraten werden darf, wieder aufgelegt. Diesmal in mehr als fünfzehn Sprachen. Es ist eines dieser Bücher, die so ganz unscheinbar sind, von denen man sich angesichts ihrer Dichte nicht viel erhofft, die einem dann jedoch umhauen und nicht mehr loslassen.

Wie viele Freundschaften mögen auf ähnliche Art und Weise zerstört worden sein? Wie erging es den Menschen, die hinter den Briefen steckten, die die Vorlage für diesen erschütternden Roman bildeten? Zumindest von einem der Protagonisten kann man das Schicksal erahnen. Dessen Brief kam mit dem Stempel “Adressat unbekannt” zurück.

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