Politik

Jürgen Todenhöfer: Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat

Inside IS - 10 Tage im "Islamischen Staat" Book Cover
Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“ Jürgen Todenhöfer Erschienen am: 27.04.2015 Hardcover Bertelsmann ISBN: 978-3-570-10276-3

Thematik:

Zehn Tage reiste Jürgen Todenhöfer als erster westlicher Publizist in Begleitung schwer bewaffneter Jihadisten durch den „Islamischen Staat“. Eine abenteuerliche Unternehmung mit ungewissen Ausgang.

Doch nur so ist es möglich, das Leben der gefährlichsten Terroristen der Welt hautnah nachzuvollziehen, ihren Alltag, ihre Motive. Bislang ist es niemanden gelungen, den IS so genau zu recherchieren. Todenhöfer: „Man muss dort gewesen sein, um das IS-Phänomen zu verstehen. Man muss seine Feinde kennen, wenn man sie besiegen will.“

Eindringlich wird vor den radikalen und unmenschlichenn Zielen des IS gewarnt, für die es keine Rechtfertigung gibt. Vor allem keine islamische. Der IS sei ein Kind des völkerrechtswidrigen Krieges gegen den Irak.

Todenhöfers dramatischer Report aus dem „Reich des Bösen“ ist eine eindringliche Mahnung, um einen politischen Ausweg aus der Gewaltspirale im Mittleren Osten zu finden. Und ein Plädoyer für eine klügere Antiterrorpolitik. (Klappentext)

Rezension:

Jürgfen Todenhofer ist ein durchaus umstrittener Journalist und Publizist. Nicht nur, weil er thematisch immer wieder kontroverse Themen aufgreift sondern stets mit beiden Seiten spricht. Mit Terroristen von etwa al-Qaida oder umstrittenen Machthabern wie den syrischen Präsidenten Assad auf der einen Seite, wie auch mit den ganz normalen Bürgern, mit Flüchtlingen und Menschenrechtlern auf der anderen.

Unter Journalisten umstritten, versucht er trotz Anfeindungen so ein ausgewogenes Bild von oftmals verqueren Situationen zu zeichnen, die sonst unverständlich bleiben. Für sein neuestes Projekt, dessen Erlöse wie immer für soziale Projekte gespendet werden, bereiste er mit Sohn Frederic den „Islamischen Staat“.

Wie funktioniert der Terrorstaat im Inneren? Was denken die Menschen, was die Machthaber? Was sind ihre Ziele und wie ist das mit dem Islam vereinbar, von dem diese predigen, den einzig wahren zu leben? Diese Fragen stellt sich Todenhöfer und nimmt dazu Kontakt auf, mit den gefährlichsten Männern der Welt.

Mit einer Sicherheitsgarantie des Kalifen macht er sich über die türkische Grenze auf, die Leute zu besuchen, die inzwischen zum Synonym für Terror und Grausamkeit schlechthin geworden sind. Rückkehr ungewiss. Das Medikament zur Selbsttötung immer griffbereit, um nicht zum Spielball des IS zu werden, sich dem im Notfall zu entziehen.

Und die Machthaber wissen um seine Einstellung, seine Arbeit, seine Meinung und versuchen ihre Ziele zu erklären. Offen und nicht weniger schrecklich als in den propaganda-Videos, die weltweit über das Internet flimmern.

Es kommt zu lautstarken Auseinandersetzungen aber auch zu intensiven Gesprächen und Beobachtungen auf den Marktplatz von Mosul oder im Kampfgebiet. Es geht um die Auslegung von islamischen Glaubenssätzen, Todenhöfer stellt sich dem mit fundierten Kenntnissen entgegen und entlarvt die Terroristen als unislamisch, diese widerum gewähren Einblick in ihre Weltsicht.

Eine gefährliche Reise, um wenigstens einen kleinen Einblick in das Funktionieren, den Alltag eines Gewalt-Regimes zu erhalten, dass sich im schlechtesten Falle noch mehr ausbreiten könnte und unmenschliche Folgen hätte. Im besten Falle ist dieser Bericht ein kleiner Stein auf den Weg zum Sieg über Grausamkeit und Terror.

Denn, „man muss seine Feinde versuchen zu verstehen, um sie zu besiegen“, so Todenhöfer selbst. Seine Reise gewährt einen Einblick und klärt vielleicht nicht alle Fragen, gibt aber Antworten. Antworten, über die es sich lohnt nachzudenken. Ein Plädoyer für den Islam und gegen die Gewalt der „Unislamisten“.

Eine Schrift für eine klügere Außenpolitik. Keinesfalls Propaganda für den „Islamischen Staat“, falls sich das die Machthaber erhofft haben als sie Todenhöfer in ihr „Land“ ließen. Dieser Versuch ist fehlgeschlagen.

Autor:

Jürgen Todenhöfer wurde 1940 geboren und saß 18 Jahre für die CDU im Bundestag. Er war Fraktionssprecher für Entwicklungshilfe und Rüstungskontrolle. Anschließend arbeitete er 22 Jahre an der Spitze eines großen Medienunternehmens. Immer wieder bereiste er Kriegs- und Krisenschauplätze im Mittleren Osten, vor allem Afghanistan, Irak, Syrien und Palästina.

Mit seinen Buchhonoraren unterstützt er verschiedene Projekte, wie ein Waisenhaus in Afghanistan, ein HIV-Kinderkrankenhaus im Kongo oder ein israelisch-palästinensisches Versöhnungsprojekt. Das Honorar dieses Buches geht an syrische und irakische Flüchtlinge sowie an Kinder in Gaza.

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Pu Yi: Ich war Kaiser von China

Ich war Kaiser von China Book Cover
Ich war Kaiser von China Autobiografie dtv Verlag Taschenbuch Seiten: 453 ISBN: 978-3-423-21168-0

Inhalt:
Seine Majestät das Kind: Das Leben des letzten Kaisers von China ist eine der unglaublichsten und aufregendsten Geschichten des 20. Jahrhunderts. Mit zweieinhalb Jahren inthronisiert, muß Pu Yi bereits 1912 unter dem Druck der ersten chinesischen Revolution abdanken. Seine Gedanken konzentrieren sich fortan nur auf ein Ziel: die Rückkehr auf den Drachenthron.

Um dies zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. Pu Yis spannende Autobiographie, Vorlage für Bertoluccis mit neun Oscars ausgezeichnenten Film ›Der letzte Kaiser‹ gewährt absurde und zugleich faszinierende Einblicke in die mit ihm versunkene Welt der Verbotenen Stadt und führt über die Wirren des chinesischen Bürgerkriegs in die Gefängnisse der Volksrepublik, wo Pu Yi neun Jahre lang eine Umerziehung zuteil wurde, die aus dem ehemaligen Herscher über Millionen einen überzeugten Anhänger Maos, den »Neuen Menschen« machte. (Klappentext)

Rezension:
Ein Viereck, geteilt mit einem durchgehenden Strich. Das chinesische Zeichen für Mitte. Und genau als dass sah sich China, als Mitte der Welt, selbst, als es längst gedemütigt war durch die imperialistischen Großmächte Europas.

Das Kaiserreich in seinen letzten Atemzügen setzte den kleinen Pu Yi als Kaiser ein, damit im Hintergrund die grausame Tse Hsi ihre Macht als Regentin halten konnte und trieb dabei China nch mehr in den Abgrund. Dem Kind blieben schließlich nur noch die Scherben einer einst glanzvollen Macht. Und Pu Yi erzählt davon.

Vom Aufwachsen in der Verbotenen Stadt, vom Leben als Prinz und vom zeitlichen Wandel, den er zunächst nicht begreifen konnte und auch nicht wollte. Er erzählt, wie er versuchte durch Japan im Zweiten Weltkrieg seine ursprüngliche Macht zurück zu erlangen und schließlich an den japanischen Machthabern scheiterte und wie Gefankenschaft und Umerziehung aus ihm einen neuen Menschen machten.

Natürlich ist gerade dieser letzte Abschnitt sehr ideologisch, sehr wohlwollend geschrieben aber Pu Yi stand da unter dem Eindruck eines Lebens, was fast nur den Abstieg kannte und sicherlich den Eindruck des chinesischen Zensors, der wie ein Damokles-Schwert immer über ihn geschwebt haben muss.

Trotzdem ist dies ein bewegendes Zeitdokument, an einigen Stellen aufgrund der chinesisch Namen und des Schreibstils schwer zu lesen, welches hier vorliegt. Der scharfe Blick, mit dem der Ex-Kaiser sein Leben darstellt, genügte hier um dieses Werk lesenswert und eindücklich zu gestalten. Ein großartiges Buch, Vorlage für einen ebenso großen Film.

Autor:
Pu Yi wurde 1906 geboren und zwei Jahre später als Kaiser Hsüan Tung inthronisiert. 1912 musste er abdanken und wurde 12 Jahre später aus Peking vertrieben. Dann Exil in Tientsing, bevor er Kaiser des Japüanischen Satellitenstaates Mandschugo wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er in sowjetische Gefangenschaft, danach wurde er an China ausgeliefert. 1959 wurde er durch ein Gnadenerlass Maos freigelassen und arbeitete als Gärtner und Geschichtsforscher. Pu Yi lebte zuletzt als einfacher Bürger in Peking und starb 1967 an Nierenkrebs.

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