Sachbuch

Uwe Neumahr: Das Schloss der Schriftsteller

Inhalt:

Wohl nie waren so viele berühmte Schriftsteller und Reporterinnen aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie in Nürnberg 1946. John Dos Passos und Erika Mann, Erich Kästner und Martha Gellhorn, Willy Brandt und Markus Wolf: Sie kamen, um zu berichten – von den Gräueln des Krieges und des Holocaust, die dort vor Gericht verhandelt wurden. Sie wohnten und schrieben auf Schloss Faber-Castell, diskutierten, tanzten, verzweifelten, tranken. Uwe Neumahr erzählt ihre Geschichte in seinem aufregenden und bewegenden Buch. (Klappentext)

Rezension:

In den Abgrund blickend, saß die Welt 1946 in Nürnberg zu Gericht, wo die noch Lebenden der ehemaligen NS-Führungsriege sich verantworten mussten, für die Auswirkungen ihrer Politik und Entscheidungen, die zum Krieg führten und in die Verbrechen des Holocausts mündeten. Das Unfassbare in Worte fassen, eine Sprache dafür zu finden und der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, oblag den zahlreichen Journalisten und Schriftstellern, die den Prozessen beiwohnten, gänzlich oder zeitweise.

Im Gerichtssaal den einstigen Tätern gegenüber sitzend, danach im von den Alliierten eingerichteten Presse-Quartier auf Schloss Faber-Castell zu versuchen, dies zu verarbeiten und in Worte zu fassen. Der Germanist Uwe Neumahr erzählt ihre Geschichte.

Als im Februar 1933 das NS-Regime auch gegenüber den Kulturschaffenden seines Landes die Macht zementierte, ahnten wenige, dass die Welt nur Jahre später in Trümmern liegen und zu Gericht sitzen würde über die Führungsriege eines Staats, der Millionen Menschenleben forderte. Über diesen Beginn berichtet Uwe Wittstock in seinem viel beachteten literarisch wirkenden Sachbuch. Das Ende, an dem zu einem kleinen Teil die gleichen Protagonisten Anteil nahmen, wird nun in diesem Werk in den Blick genommen.

Anders als Uwe Wittstock hangelt sich jedoch Uwe Neumahr nicht entlang eines Zeitstrahl, sondern beschreibt das Unwirkliche anhand von Personenkonstellationen, die schon für sich selbst genommen so besonders sind, wie der Prozess selbst, ob zu der geschilderten Zeit, davor oder erst viel später.

Das Geschehen der Verhandlungen, im Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung war es anzahlmäßig nie nur ein einziger Prozess, gibt den Rahmen vor, ein sehr sonderbares Stück Geschichte einmal aus einem anderen Blickwinkel aufzuzeigen, der heut abseits der bekannten Bilder fast vergessen ist. In sich kompakt und geschlossen wirken die Kapitel, die zusammen einer Linie folgen und in der sich der Autor vor allem auf einzelne Biografien und der dadurch beeinflussten Wahrnehmung fokussiert.

So wurde der Prozess nicht nur von den Journalisten der verschiedenen Herkunftsländer unterschiedlich aufgenommen, auch abseits aller Ideologie oder Geografie gab es in der damaligen journalistischen Betrachtung durchaus ausgemachte Unterschiede. Wie wurde der Prozess etwa von den wenigen anwesenden weiblichen Journalistinnen gesehen? Wie schauten sei auf Angeklagte, Kläger und Richter? Wie schauten die Schreiberlinge auf das Leben und Wirken ihrer Konkurrenz? Gab es Unterschiede in der Betrachtung zwischen ausländischen und den wenigen anwesenden deutschen Journalisten?

Wie gestalteten sich und wirkten Verwerfungslinien im journalistischen Arbeiten während oder in Folge der Prozesse? Der Autor folgt diesen und geht der unterschiedlichen Betrachtungen von John Dos Passos oder Martha Gellhorn auf dem Grund, beschreibt die Wahrnehmungen von Erika und Golo Mann oder etwa Willy Brandts und Markus Wolf, deren Biografien sich dort zum ersten Mal kreuzen sollten.

Diese Vielfalt macht dieses Sachbuch zu einer aufwühlenden und zugleich spannenden Lektüre, die innerhalb einer besonderen und sehr sensibel anzufassenden Thematik gut recherchiert weitere Besonderheiten herausschält. Es liegt dabei in der Natur des Textes, dass einzelne Längen durchzuhalten sind, aber durch die relativ kurz gehaltenen Kapitel fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Die Perspektive wechselt nicht nur zwischen den einzeln beleuchteten Personen, die Dynamik kommt immer wieder durch das jeweilige Gegenüber zustande.

Diese Art und Weise Geschichte nicht kalenderartig zu erzählen, sondern indirekt über die sie zur damaligen Zeit erlebenden Personen schafft einen sehr besonderen Zugang. Zugleich ist es ein Sachbuch, welches dadurch innerhalb der Bücher gegen das Vergessen einfach heraussticht. Diese Perspektivensammlung gibt es bisher so zu selten. Gestützt auf zahlreiche Quellen und einer Fülle an Archivmaterial hat Uwe Neumahr eine Lektüre geschaffen, die zugleich einer Vielfalt an journalistischen und schriftstellerischen Arbeiten ein Denkmal setzt, die damit ebenso gewürdigt und manchmal kritisch betrachtet werden muss, wie die Vorgänge, denen Kästner und andere beiwohnten.

Über die eine oder andere dort beleuchtete Person lohnt es sich dabei durchaus ein wenig Grundwissen in der Hinterhand zu haben. Die Lektüre lädt jedoch ein, selbstständig ergänzend zu recherchieren, so dass man selbstständig noch viel mehr Informationen zusammentragen kann. Wenn man denn möchte. Auch ohne bekommt man jedoch ein umfassendes Bild über jene, die sich einer fast unlösbaren Aufgabe gegenüber sahen.

Uwe Neumahr würdigt an der einen und beleuchtet kritisch an anderer Stelle. So ausgewogen möchte man mehr davon lesen. Das was da ist, lohnt sich.

Autor:

Uwe Neumahr wurde 1972 geboren und ist ein deutscher Schriftsteller und Literaturagent. In Tübingen und Pisa studierte er zunächst Literaturwissenschaft, promovierte in Köln und war Mitarbeiter der Forschungsstelle zur spanischen Renaissance der Universität Kiel. Danach arbeitete er als Lektor, sowie als Literaturagent, seit 2013 in München, wo er zahlreiche nationale und internationale Autor:innen vertritt. Er ist Autor mehrerer Sachbücher, u. a. einer Biografie über Cervantes, die 2015 erschien.

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Wolfgang Benz: Allein gegen Hitler

Inhalt:

Am 8. November 1939 explodierte im Münchner Bürgerbräukeller eine Bombe. Eigentlich hätte sie Adolf Hitler töten sollen, während er gerade eine Rede hielt. Wenn dieser Plan aufgegangen wäre, hätten der Zweite Weltkrieg und mit ihm die Weltgeschichte einen völlig anderen Verlauf genommen. Doch der „Führer“ verließ vorzeitig den Saal und kam mit dem Leben davon. Dieses Buch erzählt die Geschichte des Mannes, der die Tat ganz allein plante und ausführte: Johann Georg Elser. (Klappentext)

Rezension:

Die Rekonstruktion dieser Biografie ist schwierig. Schriftliche Zeugnisse liegen kaum vor. Nur von ihrem Endpunkt gibt es ein Protokoll, ausgerechnet von einem Verhör durch Hitlers berüchtigter Gestapo. Diese konzentrierte sich auf die Tat natürlich an sich, versuchte Hintermänner, Auftraggeber zu finden. Nur, die gab es nicht. Aus moralischem Empfinden und Selbstverständnis heraus, handelte Johann Georg Elser, konstruierte eine Bombe samt Zündmechanismus und platzierte sie im Bürgerbräukeller.

Um Georg Elsers Anschlag am 8. November 1939 beurteilen zu können, muss man die Anstrengungen betrachten, die andere mit dem gleichen Ziel […] unternommen haben. Insbesondere müssen die Möglichkeiten in den Blick gefasst werden, die den Angehörigen traditioneller, gesellschaftlicher Eliten Kraft ihrer Verbindungen, ihrer Position, ihrer Profession und Professionalität zur Verfügung standen bzw. gestanden hätten. Zur moralischen Dimension des Entschlusses, den Tyrannenmord zu wagen, kamen die technischen und logistischen Probleme der Ausführung …

Wolfgang Benz: Allein gegen Hitler – Leben und Tat des Johann Georg Elser

Ein Zufall verhinderte den Erfolg. Doch wer war der Mann, dessen Aktion im Gedenken an den Widerstand gegen Hitler heute so oft schmählich vernachlässigt wird? In wie weit lassen sich seine Lebensstationen nachvollziehen und was veranlasste ihm zu handeln, wo andere nichts taten? Zuletzt auch, wie gestaltete sich das Gedenken im Nachkriegsdeutschland, von 1945 bis heute.

Wolfgang Benz, Antisemitismusforscher, begab sich auf Spurensuche. Entstanden ist eine, der mageren Quellenlage geschuldete, kompakte aber beeindruckende Dokumentation der Biografie eines Menschen, der nicht wegschauen konnte. In der Reihe Bücher gegen das Vergessen wird so eine wichtige Lücke gefüllt, die mit dem Anschlag im Münchner Bürgerbäukeller selbst beginnt, um dann die einzelnen biografischen Stationen kapitelweise nachzuvollziehen.

Der Autor belässt es jedoch nicht dabei und ordnet den Lebensweg immer auch in den Kontext des gesellschaftlichen und politischen Gefüges ein, der jeweiligen Region, die den jeweiligen biografischen Abschnitt beeinflusst, zugleich die familiäre Situation Elsers. So entsteht aus mehren Facetten ein nachvollziehbares und sehr eindrückliches Gesamtbild, welches vor allem die Nachbetrachtung und Bewertung kritisch beleuchtet, ansonsten jedoch sehr sachlich bleibt.

Die schwierige Recherche und darauf aufbauende Rekonstruktion ist beeindruckend zu lesen. Benz versteht es, dem Menschen Johann Georg Elser gerecht zu werden und hoffentlich die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die dieser posthum verdient, auch über die Region Süddeutschland hinaus. Nicht nur für geschichtlich Interessierte eine wichtige Lektüre.

Autor:

Wolfgang Benz wurde 1941 geboren und ist ein deutscher Historiker. Von 1990 bis 2011 lehrte er an der Technischen Universität Berlin und leitete das zugehörige Zentrum für Antisemitismusforschung. Vorher war er wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Zeitgeschichte in München, nah eine Gastprofessor in Sydney war, lehrte jedoch auch u. a. in Wien.

1992 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis und en Preis Das politische Buch der Friedrich-Ebert-Stiftung. Benz gehört zu den Unterzeichnern der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus, die eine Neudefinition und Präzisierung des Antisemitismusbegriffs vornimmt.

Er ist zudem Autor mehrerer wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Publikationen.

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Birand Bingül: Alles Propaganda!

Inhalt:

Hass, Wut, Fake News und vermeintliche Verschwörungen: Unsere Debattenkultur ist im Ausnahmezustand, und Polarisierung ist zu einem zentralen Phänomen unserer Gesellschaft geworden. Birand Bingül legt in seinem beunruhigenden Weckruf dar, dass dies Teil einer Propaganda-Strategie ist, die den Kollaps des gesellschaftlichen Dialogs anstrebt – und damit den Kern der liberalen Demokratie angreift. Deutlich wird: Um uns davor zu schützen, müssen wir der Propaganda ins Auge schauen. (Klappentext)

Rezension:

Konstruktiver Dialog und Kompromissfindung, zwei Kernelemente demokratischer Gesellschaften, bekommen weltweit immer stärkeren Gegenwind. Praktisch in jedem Themenbereich findet sich inzwischen aufgeheizte Rhetorik, die versucht den Diskurs zu bestimmen, was nicht zuletzt an Parteien und Personen liegt, die Macht um der Macht willen erlangen wollen und dazu mehr oder weniger offen ausgefeilte Strategien benutzen, die manipulativ die Diskussionen in eine bestimmte Richtung lenken und halten sollen.

Wenn man das Monster der Propaganda verstehen und seinen Schockwellen etwas entgegenstellen will, muss man zunächst das Wesen einer Propagandapartei erkennen. Landläufig kursieren verschiedene Bezeichnungen, die jedoch den Kern des Phänomens verfehlen.

Birand Bingül: Alles Propaganda! Wie Manipulation unsere Demokratie gefährdet

Doch wie funktioniert das, was man Propaganda nennt, eigentlich? Was ist das überhaupt? Wie unterscheiden sich Propagandisten und ihre Parteien von jenen, die dem gegenüber stehen? Welche Ziele haben diese und wie versuchen sie, die Oberhand in unseren Gesellschaften zu erlangen und zu halten? Dieser Thematik hat sich nun der deutsche Journalist und Autor Birand Bingül angenommen.

In der hervorragenden kleinen, aber um so wichtigeren Reihe „Zündstoff“ aus dem Atrium-Verlag, innerhalb derer sich verschiedene Autor:innen bereits mit dem strukturellen Problem des Rassismus beschäftigt haben oder etwa dem Zustand der Pflege, wird nun ein neuer Aspekt aufgerollt. In sehr kompakter Form und klarer Sprache geht es zunächst um die Unterschiede und Entwicklung von Propagandaparteien anhand verschiedener Beispiele weltweit.

Der Autor stellt verschiedene Stufen dar und erläutert sie etwa an der polnischen PiS oder der ungarischen Fidez, verliert zugleich jedoch nicht den Blick vor der eigenen Haustür. Auch in Deutschland sitzt mit der AfD eine Partei in den Parlamenten, die die Klaviatur der Propaganda perfekt beherrscht. Natürlich fehlt nicht die Rückschau auf unsere Geschichte, in der die Nationalsozialisten ihrerseits die Welt in den Abgrund stürzten und man sich zu manchen Aspekten heute noch fragen mag, wie konnte dies passieren?

Hier zeigt Bingül sehr sachlich und kompakt verschiedene Kommunikationsstrategien anhand verschiedener Quellen auf, mit derer Hilfe Propagandisten bestehende Normen zu ihrem Vorteil nutzen, umkehren, um ihren eigenen Spielregeln Wirkung zu verschaffen und warum es so schwierig ist, für liberale Demokratien, dagegen anzukämpfen, dem auch zu widerstehen.

Und wie sehen Lösungsstrategien gegen Propaganda aus? Die Antworten darauf rechtfertigen eigene Texte und so fehlen diese im Gegensatz zum Aufbau anderer Werke innerhalb dieser Reihe. Wichtig ist zunächst einmal, seinen Blick zu schärfen für Ursache und Wirkung von Propaganda, um die Anfälligkeit im Einzelnen dafür zu verringern. Das möchte Birand Bingül mit seinem Text erreichen, denn ohne Verständnis für die Funktionalität ist der versuchten Verhärtung der Fronten weltweit kaum zu begegnen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass Propaganda einfach weggehen oder wegbleiben wird. […] Die Gefahr ist da. Immer.

Birand Bingül: Alles Propaganda! Wie Manipulation unsere Demokratie gefährdet

Das ist Grundlagenliteratur par excellence, die man gerade heute, wo Propagandisten mit ihren medialen Werkzeugen und auch sonst, Stück für Stück Vielfalt, Diversität und Kompromissfindung, eine sachliche Debattenkultur bekämpfen, benötigt. Man kann sich die Lektüre sowohl im universitären Bereich vorstellen als auch als Unterrichtsgrundlage für höhere Schulklassen, aber auch, wenn man selbst einen Überblick erhalten möchte, der einlädt, sich mit der Thematik näher auseinander zu setzen.

Autor:

Birand Bingül wurde 1974 geboren und ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Nach einem Studium der Journalistik in Dortmund arbeitete er beim WDR und als Reporter für verschiedene Nachrichtensendungen, u. a. der Tagesschau und den Tagesthemen. Von 2005 an trat er dort regelmäßig als Kommentator auf, zudem veröffentlichte er mehrere Werke, seinen ersten Roman im Jahr 2002, zudem mehrere Sachbücher.

Von 2010-2014 war Bingül stellvertretender Unternehmenssprecher des WDR, zudem ab 2020 Leiter der ARD-Kommunikation. Nach verschiedenen Stationen ist er seit 2022 Geschäftsführer einer Beratungsagentur. 2017 entschloss er sich unter Eindruck der gefährdeten Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei seine türkische Staatsbürgerschaft aufzugeben.

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Alexander Bätz: Nero – Wahnsinn und Wirklichkeit

Inhalt:

Seit eh und je fasziniert der römische Kaiser Nero (37-68 n. Chr.) die Nachwelt: als Muttermörder und Brandstifter, als Christenverfolger und tyrannisch-exzentrischer Anti-Kaiser, der sich zum Künstler stilisiert. Doch was gibt die antike Überlieferung eigentlich an verbürgtem Wissen über Nero her?

Alexander Bätz entdeckt Nero neu, indem er sein Leben und seine politische Karriere in die täglichen Rituale der römischen Kaiserzeit einfügt. Durch eine Neulektüre der antiken Quellen treten Nebenfiguren aus dem römischen Alltag in ihren Berührungspunkten mit Nero hervor: Senatoren, die abhängig waren von ihrer Nähe zum Kaiser, einfache Bürger, die ihr tägliches Auskommen im Moloch Rom suchten, jungfräuliche Priesterinnen, prominente Intellektuelle, Soldaten, Sklaven und ehemalige Sklaven, die – etwa als Ammen oder Vorkoster – dem Kaiser so nah kamen wie kaum jemand sonst. (Klappentext)

Rezension:

Der Herrscher schaut von einer Anhöhe auf einen orangeroten Gluthaufen. Feuer frisst sich durch die Straßen und fordert unzählige Opfer. Nero selbst tut nichts, erfreut sich an den Anblick der brennenden Stadt. Das Zentrum des antiken Weltreichs liegt in Trümmern. Es ist vor allem dieses Bild, welches uns aus den Überlieferungen von der Herrschaft Neros geblieben ist, doch muss sie differenzierter betrachtet werden.

Nero, der als Person zum Inbegriff für Inkompetenz, Unberechenbarkeit und Willkür werden sollte, bis heute, war genau das, gleichzeitig eben nicht nur. Größere Krisen erschütterten seine Zeit erst gen Ende seines Lebens, vor allem in seiner Person begründet. Ansonsten erlebte das Weltreich eine Stabilisierungsphase und wirtschaftliche Blüte. Der Historiker und Wissenschaftsjournalist Alexander Bätz hat sich nun die antiken Quellen vorgenommen. Müssen wir unser Bild von Nero neu justieren?

Wer sich mit den Geschehnissen der Antike beschäftigt, kann sich mitunter nur auf wenige ausführliche Quellen berufen, die gegen zu prüfen schwerfällt. Vergleichendes Material ist über die Jahrtausende, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft vorhanden und so beginnt diese Biografie mit der Aufstellung und Bewertung dessen, worauf sich die darauf folgenden Ausführungen und Analysen stützen werden. Bei Nero sind es vor allem drei Quellen antiker Geschichtsschreiber, die Nero selbst altersmäßig kaum gekannt haben dürften und sich ihrerseits vor allem auf Nachbetrachtungen beschränken mussten. Was ist von dem Bild Neros, welches wir heute haben, was unweigerlich auf diese Texte zurückgehen muss, also zu halten?

Der Autor greift weit zurück. Stützt sich zunächst auf Rom und seine Gesellschaft, um dann in die Analyse von Familienstrukturen zu gehen, die der antike Herrscher später nachhaltig durcheinander wirbeln sollte, aber auch für sich zu nutzen wusste. Wie ist die Kaiserwerdung zu betrachten, welche Feinheiten müssen bei Neros Handeln betrachtet werden, wenn der Ausgangspunkt die vorherige Regentschaften Claudius‘ und Caligulas gewesen sind?

Sehr nüchtern folgt die Analyse diesem Zeitstrahl, der schon bald erste Ausschläge zeigen sollte, aber auch, dass unser heutiges Bild höchst einseitig ist. Nero war durchaus erfolgreich, zeigt Alexander Bätz, verschreckte jedoch die römischen Eliten zu oft mit seinem Verhalten und seinen Reaktionen, als dass man dies unberücksichtigt lassen kann.

Die sehr detaillierte und ausführliche Biografie erfordert Konzentration ob der Vielzahl antiker Namen, doch werden Hintergründe sehr genau erläutert, so sie zum Verständnis auch Lesender beitragen, denen man nicht unbedingt geschichtliches Grundwissen attestieren kann. Dazu tragen die einzelnen Abschnitte bei, die in sich relativ kompakt formuliert sind und sich praktisch häppchenweise lesen lassen. Damit wird der Fließtext etwas aufgelockert, genau so wie durch zwei sich gut ergänzend einfügende Bildteile. Die Abschnitte fügen sich zusammen zu den Kapiteln, die ihrerseits sehr ausführlich einen kleineren Zeitabschnitt in Neros Leben und Herrschaft darstellen.

Dabei gelingt es Bätz das Bild Neros in seine Einzelteile zu zerlegen und, wo notwendig, zu korrigieren. Nero als Person und seine Zeit müssen differenziert betrachtet werden. Mord, Totschlag, Willkür und Unfähigkeit gehören dazu, aber eben nicht nur. In diesem Sinne ist das vorliegende Werk ein sehr wichtiger Bestandteil der modernen Betrachtung der antiken Welt und einer Person, die trotz dessen, dass sie von jedem nachfolgenden Herrscher verdammt wurde, in den Köpfen überdauerte. Wie auch Rom eben nicht vollständig niederbrannte.

Autor:

Alexander Bätz hat Alte Geschichte, Germanistik, Bibliotheks- und Informationswissenschaften in Würzburg, Padua und Berlin studiert. Nach seiner Promotion arbeitete er bei der Zeitung Die Zeit und ist seit 2016 als wissenschaftlicher Bibliothekar für Altertumswissenschaften an der Universität Konstanz tätig. Als freier Autor und Wissenschaftsjournalist schreibt er für verschiedene Zeitungen und Magazine.

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Donald Antrim: An einem Freitag im April

Inhalt:

Ein schonungsloser ehrlicher Bericht über Todesnähe als Lebensbegleiter: Donald Antrim beleuchtet Tragödie und Stigma des Suizids und bietet Trost, der Leben retten kann. (Klappentext)

Rezension:

Hinterher weiß Donald Antrim nicht einmal mehr, was ihn diesmal angetrieben hat, die Feuertreppe seines Hauses hochzusteigen. Prüfend tritt er ans Geländer, um in den Abgrund zu schauen. Er hält sich fest, um loszulassen. zumindest mit einer Hand, die dann doch wieder den sicheren Halt sucht. Wie wird es sein, das Sterben? Wird es schmerzhaft werden? Spürt man nichts? Wird Antrim es bereuen, in den Sekunden zwischen Leben und Tod, diese Entscheidung getroffen zu haben? An diesem Tage wird er es nicht erfahren. Aus irgendeinem Grund entscheidet er sich um, geht zurück in seine Wohnung. Ein langer, steiniger Weg über Klinikaufenthalte und Therapien folgt diesem Ereignis, ebenfalls nur ein trauriger Punkt in seinem Leben, zudem der Suizid schon lange gehört.

Wir sagen auch, dass wir das wollen, aber stimmt das auch?

Donald Antrim: An einem Freitag im April

In einer Mischung aus Essay und bericht beschäftigt sich der amerikanische Autor mit Suizid als Prozess. Als solchem sieht er das, was auch Freitod, Selbstmord oder Selbsttötung genannt wird und oft nur den eigentlichen Schlusspunkt meint. Doch ist es das oder vielmehr eine Krankheit, die die Betroffenen zu einer an sich selbst grausamen oder erlösenden, auch das je nach Blinkwinkel, Handlung bringt. Er stellt dar, wie es ist, mit diesem Gefühl zu leben, sich ein Ende zu wünschen oder darauf meinen hinwirken zu müssen. Doch durchzieht den Bericht auch Hoffnung.

Wenn man beispielsweise sagt, Suizidanten seien von Natur aus impulsive Menschen, unterschlägt man die Stunden, Monate und Jahre der Angst und des körperlichen Niedergangs, der Furcht und scheinbaren Resignation, mit denen wir in den Tod gehen. Oder vielleicht halten wir den Katatoniker für antriebslos und verstehen nicht die Qual, das Gefühl, dass der Körper irgendwie vibriert, die Paralyse. Der Mann auf der Brücke hockt vielleicht stundenlang am Geländer, starrt nach unten und hat zugleich Angst davor, hinzusehenn. Die Frau in den Wellen plantscht nicht ins Meer hinaus, sondern geht eher langsam, bis sie untertaucht.

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Klar wägt Antrim ab. Es ist ein ruhiger Text, immer wieder sich selbst prüfend. Wenn ein steiniger Weg ins Unausweichliche führt, kann man auch abbiegen und den Teufelskreis durchbrechen? Der Autor hat das versucht, wollte sich helfen lassen. Dieser Weg ist noch mehr von klippen und spalten durchzogen, Umwegen und Rückschlägen. Er berichtet von seinem Weg, ohne außer Acht zu lassen, dass dieser ihm geholfen hat und für andere etwas anderes gelten mag.

Die Paralyse des Suizids ist keine Apathie oder Stille. Wir fühlen uns eingekapselt, irgendwie eingeengt. Unsere Körper könnten zerbrechen, oder etwas außerhalb von uns wird zerbrechen. Was wird zerbrechen?

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Donald Antrim bricht das Schweigen über ein Tabuthema, welches viel öfter zur Sprache kommen sollte, um Zugang zu den Betroffenen zu finden, vielleicht einen Weg, sie aus diesem Teufelskreis herauszunehmen und in Sicherheit zu halten. In einer Mischung aus biografischen Rückblicken, Verarbeitung und nüchternen Bericht ist der Text keine leichte Kost.

Förmlich spürt man die bleierne Last, die dem Autoren die Luft zum Atmen genommen hat. Man muss dann beim Lesen innehalten, blättert zurück, liest einzelne Abschnitte nochmals und fragt sich unweigerlich, wie man selbst in dieser Situation gehandelt hätte. Wäre man stark genug für eine Therapie? Was passiert bei einem Rückschlag? Würde man sich helfen lassen (wollen)? Wann wäre der Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gäbe? Glücklich, wer sich damit noch nie beschäftigen musste. Für die an Suizid leidenden (bleiben wir bei der Betrachtung als Krankheit statt Schlusspunkt) ein tägliches Abwägen. Wann gewinnt was die Oberhand?

Ich bin der Überzeugung, dass Suizid eine Entwicklungsgeschichte ist, ein Krankheitsprozess, keine Handlung oder Entscheidung, kein Entschluss oder Wunsch. Ich verstehe Suizif nicht als Reaktion auf Schmerz oder als Botschaft an die Lebenden – zumindest nicht nur.

Donald Antrim: An einem Freitag im April

Als Teil der Verarbeitung und Enttabuisierung ein notwendiges und wichtiges Schriftstück, wirbt Antrim für diesen Blickwinkel. Vielleicht sollte man aber wirklich gefestigt sein, um diesen Text lesen zu können. Schließlich ist der so stark wie die Thematik selbst.

Autor:

Donald antrim wurde 1958 geboren und ist ein US-amerikanischer Autor. Nach einem Studium an der Brown University veröffentlichte er 1993 seinen ersten Roman, dem weitere folgten. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Heyden Fellow for Fiction an der American Academy in Berlin. 2013 erhielt er den MacArthur Fellowship. Er lehrt Literatur an der Columbia University.

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Andreas Neuenkirchen: Codename – Sempo

Inhalt:

1940 ist Chiune „Sempo“ Sugihara offiziell der japanische Vizekonsul in Litauen. Tatsächlich aber spioniert er als Agent seines Außenministeriums deutsche und russische Truppenbewegungen aus. Seit seinen Lehrjahren in japanischen Kolonien ein entschiedener Gegner von Tyrannei und Unterdrückung, nimmt er sich der jüdischen Flüchtlinge an, die eines Tages beginnen, sein Konsulat zu belagern. Gemeinsam mit einem kreativen holländischen Konsul und einem profitorientierten russsischen Kommunisten heckt er einen wahnwitzigen Plan aus, ihnen mit Visa zweifelhafter Gültigkeit die freie Passage nach Japan zu ermöglichen.

Für die Juden beginnt eine aufreibende Odyssee durchs eiskalte Sibirien und über die raue japanische See in die Freiheit. Für Sugihara folgen Kriegsgefangenschaft, die unehrenhafte Entlassung aus dem Staatsdienst, Gelegenheitsjobs in Japan und Russland. Erst Jahrzehnte später erfährt er, dass sein Plan aufgegangen ist, und erst kurz vor seinem Tod wird er von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad vashem als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet. (Klappentext)

Rezension:

War Chiune Sigihara der japanische Schindler? Dass er seit Bekanntwerden seiner Taten immer wieder mit diesem wenig originellen Titel bedacht wird, ist so unglücklich wie verständlich. Auch ohne Vorkenntnisse hat man bei einer derart griffigen Verschlagwortung sofort eine ungefähre Vorstellung von der historischen Rolle, die ihm zukommt. Gleichwohl ist eine solche Bezugnahme auf eine andere historische Persönlichkeit auch immer eine Reduzierung.

Der japanische Schindler ist eben nicht das Original. Mit einer derartigen Größe verglichen zu werden ist einerseits sicherlich eine Ehre, klingt andererseits jedoch nach einem Trostpreis. Eine Hitparade der Holocaust-Helden wäre unschicklich, und darüber hinaus hat Chiune Sugihara es verdient, nicht nur im Schatten eines anderen geehrt zu werden.

Andreas Neuenkirchen: Codename – Sempo

Der in Japan lebende Journalist und Autor Andreas Neuenkirchen tut dies in einem recht eindrucksvollen Porträt, welches er über den japanischen Diplomaten, der durch seine Postion getarnt, eigentlich für seine Regierung die Truppenbewegung der Deutschen und der Sowjetunion ausspionieren sollte, dem jedoch per Aufenthaltsort eine bedeutende Rolle zukommen sollte, in Bezug auf die Menschen, deren Leben er rettete. Entstanden ist eine eindrucksvolle Biografie einer hier in Europa fast vergessenen, in Japan erst spät gewürdigten Persönlichkeit, ein wichtiges Werk in der Reihe der Bücher gegen das Vergessen.

Die Geschichte von Chiune Sugihara beginnt der Journalist mit einem Blick auf dessen Elternhaus, Kindheit und Jugend, die schließlich in einem Weg mündete, abseits dessen, welchen der Vater für seinen Sohn erdacht hatte. Wichtige Schlüsselmomente und Stationen werden dargestellt, um darauf später zurückzukommen und die Motivation für das spätere Handeln Sugiharas wenigstens im Ansatz zu klären.

Neuenkirchen begab sich nicht auf die Spuren eines Unternehmers, der zunächst nur günstige Arbeitskräfte für seine Fabriken brauchte, für den dann im Laufe der Zeit die menschlichen Leben einen höheren Stellenwert erhielten oder der Männer, die im Auftrag ansonsten neutraler Regierungen, wie dies etwa in Schweden der Fall gewesen ist, Verfolgte vor dem Schlimmsten bewahren sollten. Chiune Sugihara war im Auftrag der japanischen Regierung in Europa unterwegs.

Wenngleich die Rettung Tausender jüdischer Flüchtlinge die Sugiharas in Deutschland nicht in Bedrängnis bringen sollte, so dauerte es dennoch nicht lange, bis sich der Himmel über ihrem Schicksal verfinsterte.

Andreas Neuenkirchen: Codename – Sempo

Nach Lehrjahren in der Mandschurei zunächst in Moskau, später dann in Kaunas, vor allem um die Truppenbewegungen der eigentlich verbündeten Deutschen und derer Gegner auszuspionieren. Neuenkirchen hat den auslösenden Moment für eine menschliche Großtat und den Weg Sugiharas, sowie den Umgang mit dem historischen Erbe gesucht.

Für die zahlreichen Geschichte, ja für diese eine, wirkt der Text auf den ersten Blick beinahe zu kompaktm, doch Neuenkirchen wagt keine Ausschweifungen, hat sich beim Schreiben aufs Wesentliche konzentriert. Die Wirklichkeit ist spannend genug. Sie bedarf keinerlei Ausschmückung. Gestützt auf Archivarbeit, Interviews und Zeitzeugenberichten, Zeitungsartikeln verfolgt er den Weg eines außergewöhnlichen Menschen und der jenigen, deren Leben Sugihara rettete.

Als sich der Zug in Bewegung setzte, zückte Sugihara ein letztes Mal auf litauischem Boden Feder und Papier. Die letzten behelfsmäßigen Visa warf er aus dem fenster des fahrenden Zuges, in die Hände derer, die ihn laufend begleiteten, so lange es ging. Erschöpft und verzweifelt rief er: „Ich kann nicht mehr schreiben, bitte vergebt mir!“ Dann sank er in seinen Sitz und schlief sofort ein.

Andreas Neuenkirchen: Codename – Sempo

Eindrucksvoll werden einzelne Momente herausgestellt. Fast wirkt es so, als wäre man inmitten eines Dokuspiels und doch ist dies ein sehr flüssig zu lesendes Sachbuch, welches einmal einen anderen erinnerungswerten Aspekt zur Sprache bringt, als dies normalerweise der Fall ist. Ansonsten hätte man schon öfter von Chiune Siguhara gehört.

Andreas Neuenkirchen versteht es Familien- und Personengeschichte, sowie ein gesellschaftlichs Porträt miteinander zu verknüpfen, ebenso Nachwirkungen und den Umgang mit der Vergangenheit darzustellen. Ein Sachbuch, welches sich von der durch das wirkliche Geschehen verursachten Dramaturgie wie ein spannender Roman liest, ist das. Und fast genau so aufgebaut. Im forderen Teil gibt es ein Personenregister. Aber auch die Nachbetrachtungen sind sehr überlegt und kenntnisreich. Sie runden die Thematik gut ab.

Der Ausgang der Geschichte von Chiune Sugiharas Taten ist bekannt, doch noch viel zu wenig beschrieben. Dieser Text ändert das nun.

Autor:

Andreas Neuenkirchen wurde 1969 in Bremen geboren und arbeitet seit 1993 als Journalist. Zunächst zuständig für Bremer Stadtmagazine und Tageszeitungen, arbeitete er von 1998 bis 2016 als Redakteur in München. Nebenher arbeitete er als Autor für Hörspiele, Heftromane, Rundfunkreklame, Bücher und Filme. Die meisten haben Japan-Bezug. Seit 2016 lebt er mit seiner japanischen Frau und der gemeinsamen Tochter in Tokio.

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Harald Meller/Kai Michel: Das Rätsel der Schamanin

Inhalt:

Eine Frau, ein Kind, Todesumstände ungeklärt. Von den Nazis entdeckt und für ihre zwecke missbraucht, versank das 9000 Jahre alte Grab in Vergessenheit. Nun wird der Cold Case mithilfe modernster Wissenschaft aufgeklärt. Die Ergebnisse machen die Schamanin von Bad Dürrenberg zu einem der aufregendsten archäologischen Funde Europas.

Die Bestsellerautoren Harald Meller und Kai Michel brechen auf zu einer Reise in eine fantastische Welt, in der sich das Schicksal der Menschheit entschied.

Sie präsentieren einen archäologischen Krimi erster Güte, der tiefe Einsichten in unsere Ursprünge bietet. Selten war Menschheitsgeschichte so aktuell und bedeutsam wie im Fall dieser geheimnisvollen Frau. Schon zu Lebzeiten war sie eine Legende – und ihre Macht wirkte weit über den Tod hinaus. (Klappentext)

Rezension:

Funde aus längst vergangenen Zeiten vermögen uns heute noch in Erstaunen zu versetzen, nicht zuletzt, wenn sie in unmittelbarer Umgebung passieren. So geschehen in Sachsen-Anhalt, in der Umgebung von Bad Dürrenberg, wo man in den 1930er Jahren das Grab einer Doppelbestattung aus dem Mesolithikum, der Mittelsteinzeit, fand. Das besondere hier, die Grabbeigaben, woraus die Entdecker ihre eigenen Schlüsse zogen, damals ihrer eigenen Ideologie untergeordnet.

Doch was erzählt uns das Grab der Schamanin wirklich? Wer waren Frau und Kind, die dort gefunden wurden? Wie lebten sie? Warum die zahlreichen Beigaben? Was kann uns dieser Fund über das Gestern und Heute erzählen? Der Retter der Himmelsscheibe von Nebra, Harald Meller und der Autor Kai Michel haben sich auf Spurensuche begeben. Eine spannende Reise, nicht nur zu unseren Anfängen.

Dies ist der Ansatz dieses durchaus thematisch interessanten Sachbuchs, in welchem man der Begeisterung seiner Autoren in jeder einzelnen Zeile nachvollziehen kann. Beschrieben wird zunächst einmal, wie Wissenschaft funktioniert, welche Techniken heute im Gegensatz zu noch vor ein paar Jahren uns heute zur Verfügung stehen, um Fragen zu klären und Erkenntnisse gewinnen, aber auch wie systematische Arbeit eine von Ideologien durchzogene ersetzt hat, um die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.

Mit der notwendigen Expertise gehen die beiden Autoren nicht nur einem Stück Geschichte der Archäologie auf den Grund, sondern dröseln anhand ihrer Erkenntnisse auch das Leben auf, wie es die Begrabenen geführt haben könnten. Erstaunt registriert man da, was heute mit modernster Wissenschaft und Analyse möglich ist, sich zu erschließen.

Natürlich ist aber Archäologie vor allem zunächst einmal das Aufstellen von Theorien und Modellen. Auch dies wird sehr ausführlich dargestellt. Das wirkt sich negativ auf die Lesbarkeit des Textes aus, der vollkommene Konzentration erfordert. Ausschweifend geht es dabei vor allem zu Beginn um die Begrifflichkeit, was ist überhaupt eine Schamanin? Gibt es eine Definition? Darf man diese überhaupt noch so verwenden, wie sie ursprünglich verwendet wurde? Welche Vorstellungen lassen sich damit verbinden? Woher stammen diese? An manchen Stellen führt dies zu einer Überladung, die kurzzeitig zwingt, innezuhalten und sich zu sortieren.

Da hilft es auch nicht, dass eine Auflockerung anhand mehrerer Zeittafeln und ausgewählten Bildmaterials versucht wird. Diese Veröffentlichung bewegt sich an der Grenze zwischen populärwissenschaftlicher und vollkommen fachlich geneigter Literatur, rein von der Lesbarkeit des Textes, was man wissen sollte, bevor man sich darauf einlässt. Der Informationswert ist jedoch unbestritten vorhanden.

Die Autoren schaffen es, Schauplätze, die Mittelsteinzeit an sich und Archäologiegeschichte wieder aufleben zu lassen, zeigen nebenbei wie Wissenschaft und Diskurs in diesem Kontext funktionieren. Das ist vielleicht das größte Verdienst des Werks. Wer beim Lesen sich nicht an manchen Längen stört, wird eine Lektüre mit Gewinn vorfinden. Und neuen Perspektiven, wie sie einst die Schamanin von Bad Dürrenberg ihren Mitmenschen gegeben hat.

Autoren:

Harald Meller wurde 1960 geboren und ist ein deutscher Archäologe und Historiker. 1981 begann er ein Studium der Vor- und Frühgeschichte, provinzialrömischer Archäologie und Ethnologie in München und Berlin, welches er 1987 abschloss. 1993 promovierte er und war seit 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Vor- und Frühgeschichte in Köln.

1995-2001 war er Gebietsreferent im Landesamt für Archäologie Sachsen, anschließend Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, sowie Direktor im Museum für Vorgeschichte in Halle. Seit 2004 ist er Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, anschließend Honorarprofessor für die Archäologie Europas in Halle. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er im Zusammenhang mit dem Fund der HImmelsscheibe von Nebra bekannt.

Kai Michel wurde 1967 geboren und ist ein deutscher Historiker und Literaturwissenschaftler, der bereits mehrere Werke zu geschichtlichen und archäologischen Themen veröffentlicht hat. Sein Werk „Die Himmelsscheibe von Nebra“ ist eines der erfolgreichsten Archäologie-Bücher der letzten Jahre.

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Neil Price: Die wahre Geschichte der Wikinger

Inhalt:

Waren die Wikinger wirklich die brandschatzenden Seefahrer und gewaltsamen Eroberer aus den Legenden? Der weltweit renommierte Experte Neil Price schreibt gegen die gängigen Vorurteile an und macht sich auf die Suche nach den echten Menschen hinter dem Mythos. Basierend auf neuesten archäologischen Funden, zahllosen Textquellen und nicht zuletzt der nordischen Mythologie selbst zeigt er uns die Wikinger erstmals so, wie sie selbst sich sahen.

Fundiert und überraschend lebendig schildert er ihr Alltagsleben und ihre reiche Kultur: Wie übten sie ihrer Religion aus, wie gestalteten sie Politik? Welche Rolle hatte die Frau, und wie zentral war Gewalt? Von Eirik I., genannt Blutaxt, der sich den norwegischen Thron erkämpfte, bis zur isländischen Entdeckerin Gudrid, die bis nach Amerika reiste, ist dies die definitive Geschichte der Wikinger und ihrer Zeit, opulent ausgestattet und prächtig bebildert. (Klappentext)

Rezension:

„Zuletzt geben die Götter ihnen Namen, ihre Substanz verwandelt sich in Klang. Der Mann ist Akr, die Esche. Die Frau ist Embla, die Ulme. […] Von diesem Paar stammt die gesamte Menschheit ab, durch die Jahrtausende bis in unsere Zeit.“

Neil Price: Die wahre Geschichte der Wikinger

So endet eine von vielen der Nachwelt überlieferten Sagas und doch bildet sie nur eine Perspektive von außen, auf ein Volk, welches in nur drei Jahrhunderten die skandinavische Welt für immer veränderterte und nicht zuletzt sich dadurch selbst. Doch von einem Volk oder einer Volksgruppe zu sprechen, ist zu vereinfachend.

Die Welt der Wikinger war vielschichtig komplex. Ihre Umgebung und die Menschen, mit denen sie in Berührung kamen, beeinflussten sie nachhaltig, so sehr, dass das Bild von ihnen vornehmlich durch diejenigen entstand, die ihren Einfluss ausgesetzt waren. Positiv und negativ. Wie aber sahen sich die Wikinger selbst? Der englische Historiker und Archäologe Neil Price zeichnet das Bild neu und erzählt ihre Geschichte nun aus der Innenperspektive.

Umrahmt von Kartenmaterial beginnt die Suche nach dem wahren Kern der Wikinger, die es so, wie uns Filme und Serien, Vorstellungen in den Köpfen der Menschen, weißmachen wollen, gar nicht gegeben hat. Tatsächlich war die damalige Welt viel komplexer und die Wikinger auch nicht ein einzelner Stamm, dessen Weg es zu verfolgen gilt.

„Wenn sie sich im Rahmen ihrer Raubzüge nach neuen Siedlungsmöglichkeiten umschauten, waren die Wikingergruppen nie ein zusammenhängendes Ganzes, und ihr Auszug aus Skandinavien war nicht koordiniert.“

Neil Price: Die wahre Geschichte der Wikinger

In seinem nun auf Deutsch vorliegenden Sachbuch führt folgerichtig die Spurensuche von den Gebieten des heutigen Skandinaviens bishin in die äußeren Winkel der damaligen Diaspora von Händlern und Kriegern, ihren Familien, Opfern, aber auch jenen, die von ihnen profitierten und sich letztendlich unabhängig von ihnen machen sollten. Gestützt auf archäologischen Funden, der Rekonstruktion von Gehöften, Seewegen oder etwa dem klischeehaften Langschiff, welches tatsächlich mal so existierte, der Entzifferung von Runentexten von Island bis hinein in das Gebiet der heutigen Ukraine entfaltet sich ein Bild, welches phantastischer ist, als all die Legenden, die es gibt.

„Zumindest die Helme aus Metall galten als so wertvoll, dass sie fast niemals ihre Besitzer mit ins Grab begleiteten. Und selbstverständlich hatte keiner ihrer Helme Hörner.“

Neil Price: Die wahre Geschichte der Wikinger

Der Autor beschreibt sehr detailliert den Weg, den die Wikinger nahmen, durch die Zeit, die sie prägten und durch die sie geprägt wurden, vom Leben in kleinen Gehöften in loser Gemeinschaft, über die Zeit der Seekönige bishin zur Herausbildung des Kerns der skandinavischen Nationen, wie wir sie heute kennen. Nicht immer einfach ist dies zu lesen. Neil Price wechselt ständig zwischen Sagas, der Schilderung archäologischer Stätten hin und her, zeigt auf, wo die damals konkurrierende christliche Religion ihre eigene Sichtweise den Geschehnissen überstülpt und damit den Blick verzehrt, und wo schlicht und einfach noch historische Lücken durch die Wissenschaft zu vervollständigen sind.

Der Text, der durch einen relativ schmalen Farbfototeil kaum aufgelockert wird, ist nur konzentriert zu lesen. Nebenbeilektüre ist es nicht. Für historisch Interessierte gibt es jedoch kaum vergleichbare Lektüre, in die sich ein Blick hineinzuwerfen lohnt. Die Beschreibung der Vielschichtigkeit der damaligen Welt spürt anhand zahlloser Textquellen dabei Politik, Wirtzschaft, Leben, Familie, Religion und Bräuchen nach, nicht zuletzt damaliger Geschlechterrollen, die ebenfalls Auswirkungen auf die Expansion der Wikinger hatten.

„Jenseits aller Stereotypen war die Wikingerzeit (und nicht nur in Skandinavien“ eine Zeit entsetzlicher Gewalt und ebenso schrecklicher Strukturen institutionalisierter, patriarchalischer Unterdrückung. Männer und Frauen, dazu Menschen, die über ein bemerkenswert breites Spektrum unterschiedlichster Geschlechtsidentitäten verfügten, lebten in und durch diese Netzwerke […].“

Neil Price: Die wahre Geschichte der Wikinger

Sehr kleinteilig erklärt Neil Price Zusammenhänge und versucht dabei den großen Umriss zu wahren, der zudem einlädt, an seinen Rändern nach weiterer Lektüre zu greifen, wobei es kaum mehr detailreicher geht. Was Simon Sebag-Montefoire im Zusammenhang mit der Geschichte der Romanows gelungen ist oder Alberto Angelo mit den Ereignissen um den Vulkanausbruch bei Pompeji, hat der Historiker hier, vielleicht auch im Gedenken für die Wikinger geschaffen. Die Lektüre, mit all ihren Fascetten, Schwächen und Stärken jedenfalls, muss man sich genau so wie bei den Zuvorgenannten vorstellen. Wer mit dieser Fülle an Informationen sich überfordert fühlt, wird hier nicht glücklich werden.

Allen anderen Lesenden bietet sich hier anschaulich zusammengestelltes Hintergrundwissen, welches ein vergangenes Zeitalter lebendig werden lässt. Danach jedenfalls wird man die Wikinger mit anderen Augen betrachten.

Autor:
Neil Price wurde 1965 geboren und ist ein englischer Archäologe und Historiker. Er studierte zunächst in London Archäologie und promovierte an der Universität Uppsala/Schweden im Jahr 2002. Zwischendurch unternahm er feldforschungen in Groß-Britannien, Deutschland und Malta (u. a.) und veröffentlichte eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten. Seit 2014 ist er Professor für Archäologie und Frühgeschichte in Uppsala und gilt als einer der führenden Experten für Wikinger weltweit.

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Empfehlung: Bill Nye (u. a.) – Das Universum

Lonely Planet macht am Horizont nicht Halt und legt den ersten und einzigen Reiseführer für das Universum vor, basierend auf aktuellen Daten der NASA. Er führt hinaus zu den Planeten des Sonnensystems und dann vorbei an Exoplaneten, neugeborenen Sternen, Überbleibseln von Supernovas, Superclustern und anderen Phänomenen bis an den Rand des beobachtbaren Universums. (Klappentext)

Diesen sehr speziellen Reiseführer möchte ich euch nicht vorenthalten und einmal außerhalb der Wertung vorstellen. Wo gibt es das schon? Einen Reiseführer quer durchs Universum, der uns über unser Sonnensystem hinaus in unendliche Weiten führt. Ich jedenfalls, kenne nichts vergleichbares. Natürlich gibt es Lexika, Nachschlage- und Übersichtswerke, sicher auch sehr gute Fachliteratur für jene, die sich damit etwas näher und professioneller beschäftigen möchten, aber ein Werk, was für fachlich Versierte ebenso wie für Laien interessant ist, welches sich hintereinander weg oder wie ein Lexikon lesen lässt, mit dieser Thematik, habe ich so noch nicht gesehen. Reich bebildert, kenntnisreich ist dieses Werk wie alle Reiseführer des Verlags aufgebaut, wenn auch sehr umfangreich, so doch leicht zu lesen. Es wundert mich eigentlich, dass der Reiseführer nicht auf der Website des Verlags zu finden ist (oder sich von mir nicht finden lässt, was es wahrscheinlich eher trifft). Auch Fachbegriffe (Was ist eine Astronomische Einheit?) werden verständlich erklärt.

Leider habe ich keine Verlagsbilder auf den entsprechenden Seiten gefunden, um euch hinein schauen zu lassen, also kann ich euch nur bitten, einmal selbst in diesen Reiseführer zu schauen, wenn der euch über den Weg läuft und ihr ihn in eurer Buchhandlung findet. Es lohnt sich auf alle Fälle.

Der virtuelle Spendenhut

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Oliver Rathkolb: Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler

Inhalt:

Baldur von Schirach sprach von Blut und Ehre, vom Wunder der Kameradschaft und von der Kraft der Fahne. Und er machte Adolf Hitler zum geliebten „Führer“, der das deutsche Volk groß, frei und glücklich machen würde. Eine ganze Generation sang seine Lieder, trommelte und turnte und marschierte mit ihm. Als Reichstatthalter hielt er Hof in Wien, die Deportation der jüdischen Bevölkerung sah er als seinen „aktiven Beitrag zur europäischen Kultur“. Oliver Rathkolb gibt die Geschichte einer schillernden NS-Karriere wieder, die unmittelbar in das Herz des „Dritten Reiches“ führt und viele Fragen aufwirft. (Klappentext)

Rezension:

Während andere Biografien viel mehr Aufarbeitung erfahren, sich mit Lebenswegen auf verschiedene Art und Weise auseinandergesetzt wurde, erfuhren andere bisher wenig Beachtung, wobei auch deren Aspekte wichtig sind, um zu verstehen, wie ein Regime wie das der Nationalsozialisten in Deutschland entstehen und seine Macht festigen, die Welt in eine Katastrophe stürzen konnte. In diesem Falle ist ein ganz entscheidender Baustein die Indoktrinierung der Jugend gewesen. Der österreichische Historiker Oliver Rathkolb hat sich nun aufgemacht, Aufstieg und Fall von Baldur von Schirach zu beleuchten, der dies zu verantworten hatte.

Einfach aufgrund der Auswahl der Thematik schon ist dieses Sachbuch sehr besonders, da im Gegensatz zu etwa Hitler selbst, Hitler oder Sperr, die Rolle des Mannes vergleichsweise im Dunkeln liegt, der kurzzeitig als eine der Nachwuchshoffnungen des Dritten Reiches galt und auch dazu beitrug, dass sich dieses grausame Regime so lange halten konnte.

Der Historiker hat sich dabei entlang eines Zeitstrahles gehangelt und geht in die Familiengeschichte von Schirachs weit vor dessen Geburt zurück, um die Hintergründe darzustellen, die Übernahme und Weiterentwicklung damaliger antisemitischer Vorstellungen, wie sie in verschiedenen Gesellschaftsschichten populär waren, aber auch einen der Grundsteine aufzuzeigen, die später Hitlers Paladin als einem der Punkte der Verteidigungsstrategie im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess dienen sollte, was dazu führte, dass von Schirach nicht zum Tode verurteilt wurde.

Minutiös wird die Annäherung an Hitler dargestellt, ebenso die Ideologisierung, aber auch der stetige Konkurrenzkampf und die Intrigen innerhalb der Führungsriege des Regimes. Zugleich erläutert der Autor hier Brüche ausführlich und zeigt, warum die Aufarbeitung des Nationalsozialismus gerade im Wien nach dem Krieg mit Problemen behaftet war. Auch dafür liegen die Grundlagen in von Schirachs Wirken.

Dies ist so detailreich wie einprägsam dargestellt, dass es eine lohnend ergänzende Lektüre zur bereits vorhandenen Aufarbeitungsliteratur ist. Auch versteht man dadurch, warum gerade von einer ganzen Generation indoktrinierter Jugendlicher in den letzten Kriegstagen an einigen Orten grausame Taten ausgeübt wurden, die sich im kollektiven Gedächtnis eingebrannt haben.

Sachlich und nüchtern hat hier Oliver Rathkolb das zwiespältige Porträt eines Menschen zusammengestellt, der ausschlaggebend für die Ideologisierung eines verbrecherischen Regimes war, sowie für den Tod von Hunderttausenden. Interessant ist zudem der noch zu wenig beleuchtete Kunstraub der Nazis und die Vereinnahmung kulturellen Lebens, welches ebenso ausführlich beleuchtet wird. Alleine dies schon ein Kapitel, weshalb sich die gesamte Lektüre lohnt.

Autor:

Oliver Rathkolb wurde 1955 in Wien geboren und ist ein österreichischer Historiker. Nach Studien der Rechtswissenschaften und Geschichte in Wien war er wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Bruno Kreisky Archiv und übernahm 1992 die Funktion des dortigen Wissenschaftskoordinators.

1984 bis 2005 war er wissenschaftlicher Angestellter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft, 1993 habilitierte er und übernahm die Lehrbefugnis als Dozent für Neuere Geschichte unter Berücksichtigung für Zeitgeschichte im Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Nach verschiedenen Funktionen übernahm er eine Forschungsprofessur der Universität Havard. Er verfasste mehrere Beiträge und Expertisen für Fach- und populärwissenschaftliche Medien und Zeitschriften.

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