Krimi

Voosen/Danielsson: Aus eisiger Tiefe

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Aus eisiger Tiefe Krimi Kiepenheuer & Witsch Taschenbuch Seiten: 451 ISBN: 978-3-462-04694-6

Inhalt:

An einem verregneten Herbsttag stößt ein Golfballtaucher in einem Wasserhindernis auf die Überreste einer männlichen Leiche. Der Tote entpuppt sich bald als baltischer Schmuggler, der bereits seit 20 Jahren tot ist. Wenig später wird die erfolgreiche Anwältin Anna-Lena Hammarskjöld ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen führen Komissarin Ingrid Nyström und ihre junge Kollegin Stina Forss zum schwersten Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte. dem Untergang der Ostseefähre Estonia, um den sich bis heute zahlreiche Mythen und Verschwörungstheorien ranken. (Klappentext)

Rezension:

In den kalten Fluten der Ostsee versank die Autofähre Estonia auf ihren Weg von Tallinn nach Stockholm, 1994, und wurde so zum schwersten Schiffsunglück des Ostseeraumes nach dem Zweiten Weltkrieg. Hunderte Menschen starben, nur wenige konnten gerettet werden und bis heute sind nicht alle Umstände, die zum Unglück geführt hatten, geklärt.

So ranken sich noch heute zahlreiche Mythen und Legenden um dieses nationale schwedische Trauma, was widerum Grundlage für weitere Geschichten bildet. So z.B. den schwedischen Krimi „Aus eisiger Tiefe“.

Doch zunächst geht es den Ermittlern um die schwedischen Polizistinnen Ingrid Nyström und Stina Foss nicht darum, dieses heiße Eisen anzufassen, sondern nur zwei Todesfälle aufzuklären. Bald schon jedoch finden sich die beiden in einem Netz aus Mythen und Legenden wieder, welches es in sich hat.Und zwei „überschaubare“ Morde werden immer undurchsichtiger, selstamer und mysteriöser.

Bei Schwedenkrimis bin ich inzwischen sehr vorsichtig, gehört doch ein Überschuss an Melancholie zu Geschichten in Nordeuropa, wie die Weißwurst zu Bayern (was für ein Vergleich) und ich persönlich mag mich gar nicht damit anfreunden, zumal ich davon immer das Gefühl habe, gleich müde zu werden.

Dieser Krimi hier ist anders. Spannend, immer komplexer werdend, immer schneller und hoch detailliert, wenn’s um das Seelenleben der Protagonisten geht, egal ob jetzt auf der guten oder „bösen“ Seite. Wobei man hier bis fast zum Ende unschlüssig bleiben und raten darf, wer zur letzteren gehört.

So „fliegen“ die Seiten nur so dahin und der Schreibstil trägt sein Übriges zum Lesefluss bei, so dass dieser Krimi sich schnell lesen lässt und man mit den Protagonisten mitfiebert, sie gerne auf ihrer Suche nach der Wahrheit begleitet.

Die Sprache ist ruhig und nüchtern, was zwar bei den als brutal zu bezeichnenden Szenen etwas gewöhnungsbedürftig ist, mir aber gefallen hat. Auch, wenn diese bestimmten Szenen etwas unglaubwürdig sind (ich sag nur „am Ohr festnageln“).

Der reale Hintergrund des Fährunglücks ist für mich ein großes Plus, eine sehr gute Idee, die Geschichte so einzubeziehen, deren Ausführungen für mich zu den Stärken dieses Krimis zählen. Ein Krimi mit einer Portion Realismus, einem Team aus unterschiedlichsten Ermittler-Charakteren und Protagonisten, die man nicht eindeutig in Gut und Böse einteilen kann. Wer nicht gerade eine Fährenfahrt macht, sollte ihn lesen.

Autoren:

Kerstin Signe Danielsson wurde 1963 geboren und wuchs in Växjö/Smaland auf. Sie studierte in Deutschland und Schweden. Roman Voosen wurde 1973 geboren und verbrachte seine Kindheit in Papenburg, studierte und arbeitete später in Bremen, Växjö und Göteborg.

Beide leben und schreiben gemeinsam in Hamburg.

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Wolfgang Hohlbein: Mörderhotel

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Mörderhotel Wolfgang Holbein Bastei Lübbe Erschienen am: 26.05.2017 Seiten: 847 ISBN: 978-3-7857-2548-1

Inhalt:

Chicago, 1893. Die neunzehnte Weltausstellung öffnet ihre Tore. Millionen Besucher strömen in die Stadt und suchen ein Hotel. Herman Webster Mudgett besitzt ein solches. es ist eines der erstaunlichsten Häuser am Platz: Es hat Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer.

Viele Menschen gingen in dieses Hotel. Nur wenige verließen es wieder. Zumindest lebend … Wolfgang Hohlbeins neuer Roman erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte um einen der ersten Serienkiller Amerikas! (Klappentext)

Rezension:

Die Menschen erstaunen ob der Wunder der Technik, die das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahrhunderts kennzeichnen. Sie strömen zur Weltausstellung in Chicago um elektrisches Licht, damals noch eine Besonderheit und andere Vorboten der Moderne zu bestaunen. Und natürlich benötigen all die Besucher eine Unterkunft.

Eine solche gibt es in einem Vorort, der wachsenden Stadt, doch ist sie mehr als außergewöhnlich. Nicht nur, dass sie beinahe leer steht, sondern mit ihrer neuartigen wuchtigen Bauweise einen zweifelhaften Ruf in der Umgebung hat, zumal dort ständig Menschen zu verschwinden schein.

Auch Arlis weiß darum und quartiert sich, auf der Suche nach ihrer Schwester zusammen mit dem Versicherungsdetektiv Geyer ein. Beide wissen nur, dass die Schwester zuletzt mit dem Besitzer des Hotels liiert war und dann spurlos verschwand.

Von den Dingen, die sich grausam hinter den Wänden des Hotels verbergen, haben sie jedoch keine Ahnung, was sich jedoch bald ändern wird.

Der Horror-Roman, neuester Streich von Wolfgang Hohlbein, hat es in sich und enthält gleich zwei Geschichten, die sich nach und nach zusammenfügen zu einer gemeinsamen handlung. Zunächst das Werden des Massenmörders Herman Webster Mudgett, den es tatsächlich gegeben hat und dessen grausame Taten hier als Vorlage dienten, zum anderen die Geschichte der Aufdeckung seiner Taten.

Wobei sich kaumk sagen lässt, welcher Handlungsstrang grausamer oder abstoßender ist. Die Figuren tragen jedenfalls nicht dazu bei, dass man diese Geschichte zu mögen beginnt, soll man vielleicht auch nicht aber ein Roman selbst dieses Genres ohne Identifikationsfigur ist schon außergewöhnlich.

Und gewöhnungsbedürftig. tatsächlich geht dies sogar so weit, dass man, wenn auch nur für wenig mehr als einen Augenblick Sympathien für den Massenmörder hegt, dem Privatdetektiv Geyer aber alles Schlechte wünscht. Auch eine Variante aber eine, die es schwer macht, dieses Geschehen durchzuhalten.

Wolfgang Hohlbeins „Mörderhotel“ hat dabei keine Längen aber liest sich auch nicht gerade flüssig. Vielleicht hätte der ansonsten im fiktionalen Bereich sehr erfolgreiche Autor gut daran getan, die reale Geschichte zu recherchieren und als Sachbuch aufzuarbeiten.

Als Horror-Roman funktioniert es nur mittelmäßig, handwerklich im Stil klassischer Vorbilder, ansonsten springt der Funke (oder spritzt das Blut) hier nicht über. Dass die wenigen Morde (im Vergleich zum Versprechen des Klappentextes, an den man sich hier nicht halten sollte) sehr detailliert beschrieben werden, ist auch nicht dazu angetan, dieses Buch in einem Rutsch durchzulesen.

Nein, hier wird der Leser, der das sonst frei entscheiden kann, praktisch gezwungen ab und zu inne zu halten und an etwas anderes zu denken. Mag sein, dass dies der Stil eben ist in diesem Genre aber „Mörderhotel“ ist ein Roman, der wahrscheinlich als Film sogar besser funktioniert als in schriftlicher Form. Und ob dies für ein Buch eine Auszeichnung ist, wage ich zu bezweifeln.

Es wird mein vorerst letzter Roman, vielleicht tue ich Wolfgang Hohlbein ja auch Unrecht, in diesem Genre bleiben. Vielleicht ist es einfach nichts für mich. Wobei mich die reale Geschichte, die als Vorbild diente, mehr interessiert.

Im Vergleich z.B. mit Tom Rob Smiths „Kind 44“, der dort ebenfalls eine reale Mordserie verarbeitete, fällt „Mörderhotel“ leider deutlich ab. Und das bricht diesem Roman bei den Lesern, die zuerst den Krimi des englischen Schriftstellers gelesen haben, das Genick bzw. den Buchrücken. Für Wolfgang Hohlbeins Fans natürlich, wird auch „Mörderhotel“ wieder eine Sternstunde des Autoren werden.

Autor:

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren und ist ein deutscher Schriftsteller im Genre Horror, Fantasy und Science-Fiction. er gehört zu den auflagenstärksten Autoren Deutschlands. Über 43 Millionen seiner Bücher wurden bisher verkauft.

Dem in Neuss lebenden Schriftsteller gelang mit seinem Roman „Märchenmord“ 1982 der Durchbruch. Schon als Jugendlicher begann er zu schreiben, lernte zunächst aber Industriekaufmann und arbeitete als Nachtwächter.

Die ersten Geschichten schrieb er unter Pseudonym. 2013/2014 wurde eine Fenrsehserie über seine Familie ausgestrahlt, die aber nach wenigen Folgen eingestellt wurde. Nach ihm wurde der Wolfgang-Hohlbein-Preis benannt.

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Max Rhode: Die Blutschule

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Die Blutschule Max Rhode Bastei Lübbe Erschienen am: 14.10.2016 Seiten: 255 ISBN: 978-3-404-17267-2 Alias: Sebastian Fitzek

Handlung:

Die Teenager Mark und Simon können sich keinen größeren Horror vorstellen, als aus der Metropole Berlin in die Einöde Brandenburgs zu ziehen. Das Einzige, worauf sie sich freuen, sind sechs Wochen Sommerferien., doch auch hier macht ihnen ihr Vater einen Strich dirch die Rechnung.

Er nimmt sie mit auf einen Ausflug zu einer ganz besonderen Schule. Gelegen mitten im Wald auf einer einsamen Insel. Mit einem grausamen Lehrplan, nach dem sonst nur in der Hölle unterrichtet wird… (Klappentext)

Gimmick:

Dieses Buch ist ein Gimmick zu Sebastian Fitzeks neuesten Thriller „Das Joshua-Profil“ und sollte vorher gelesen werden. Der Pseudonym Max Rhode ist zugleich Hauptcharakter des letztgenannten.

Rezension:

Ungesehen kann man von Fitzek fast jedes Buch kaufen, auch wenn er es unter einem Pseudonym schreibt. Insebesondere dann, wenn das Pseudonym selbst zur handelnden Figur in seinem nächsten Thriller wird und so lässt sich in der „Blutschule“ ein interessanter und spannender Tag verbringen. Mehr wird man, am Stück, nicht brauchen um das Buch zu beenden.

Die Story selbst hat es in sich. In gewohnter Gruselmanier, hier fast schon Horror, wandelt sich ein an sich friedliches Szenario nach wenigen Seiten in Grauen und Düsternis. Die beiden Hauptfiguren, der 14-jährige Mark und der ein Jahr jüngere Bruder Simon, wachsen einem sofort ans Herz. Um so schlimmer ist das, was sie durchleben müssen.

Der Vater, von einer Art bösen Geist befallen, nimmt sie mit auf eine Insel, um sie auf’s Leben vorzubereiten, was dann heißt, sie seelisch zu zerstören. Aufgaben, wie das Töten eines Tieres oder das Suchen eines Fingers werden nicht nur für die Opfer zur Frage des Überlebens.

Spannung von Anfang an, die auf den letzten Seiten zusätzlich noch einmal verstärkt wird. So stark, dass man es kaum mehr aushält. Weniger Psycho- als Horror-Thriller. Der Schreibstil lässt, wie von Fitzek gewohnt, flüssiges Lesen zu, wozu auch die kurzen Kapitel und unzählige Cliffhanger beitragen.

Ein typischer Fitzek und dann auch wieder nicht. Handlungsmäßig kehrt der Autor aber damit wieder in das Berliner Umland zurück, nachdem sein letztes Werk auf hoher See gespielt hat. Für Fitzek- und Horror-Thriller-Fans ein Muss, für alle anderen nicht allzu leicht genießbare Kost.

Autor:

Das Pseudonym Max Rhode gehört dem Autoren Sebastian Fitzek. Dieser wurde 1971 in Berlin geboren und studierte Jura bis zum ersten Staatsexamen. Danach arbeitete er als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiosender in Deutschland. Seit 2006 schreibt er Psychothriller, die inzwischen in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden.

Als Autor wurde er vor allem über Internet-Foren bekannt. Seine Bücher beinhalten des Öfteren sog. Gimmicks. Ein weiteres Merkmal von Fitzek als Autor sind experimentelle Lesungen und die intensive Nutzung von Social Media, um mit den Lesern in Kontakt zu treten.

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Tom Callaghan: Insp. Akyl Borubaew 2 – Tödlicher Frühling

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Tödlicher Frühling Autor: Tom Callaghan Hoffmann & Campe – Atlantik Erschienen am: 10.03.2016 Seiten: 351 ISBN: 978-3-455-65048-8 Übersetzung: Kristian Lutze u.a.

Handlung:

Ein Feld unterhalb des schneebedeckten Tienschen Gebirges. Akyl Borubaew blickt auf sieben Kinderleichen hinab, deren Körper Spuren schlimmster Misshandlungen aufweisen. Wer ist zu so etwas fähig? Bei seinen Ermittlungen legt sich Borubaew mit den mächtigsten Kreisen des Landes an. Er weiß, dass er damit sein eigenes Leben auf’s Spiel setzt. (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Tom Callaghan: Insp. Akyl Borubaew 1 – Blutiger Winter

Tom Callaghan: Insp. Akyl Borubaew 2 – Tödlicher Frühling

Tom Callaghan: Insp. Akyl Borubaew 3 – Mörderischer Sommer

Tom Callaghan: Insp. Akyl Borubaew 4 – Erbarmungsloser Herbst

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Rezension:
Kirgistan ist den Nachrichten, wenn denn dort einmal etwas aufregendes passiert, allenfalls eine Randnotiz wert. Es eignet sich aber hervorragend als Kulisse eines Thrillers. Zumindest, wenn der aus der Feder von Tom Callaghan stammt.

So nimmt uns der Brite mit in die Abgründe des Splitterlandes, in dem alte Seilschaften aus längst vergangenen Sowjetzeiten immer noch wirken und Korruption und Misswirtschaft an der Tagesordnung sind.

So stößt der Protagonist an eine Mauer von Unwägbarkeiten und Hindernissen als es darum geht, mehrere Kindermorde aufzuklären, da auch hier die Mächtigen des Landes ihre Finger im Spiel haben.

Schließlich muss bis zum nächsten Umsturz, bis zum nächsten Putsch in die eigene Tasche gewirtschaftet werden, wehrend das Volk teilweise Neugeborene weggeben muss, um zumindest dem Rest der Familie das Überleben zu sichern.

Borubaew, ebenso zielstrebige, wie hartnäckige und sympathische Hauptfigur gratzt am Lack der Seilschaften des Landes und bekommt deren Unwägbarkeiten zu spüren, gerät selbst in den Malstrom der Ereignisse und in Vorwürfe, die ihm nicht nur seinen Job kosten können.

Doch der Inspektor deckt auf und sucht Beweise für eine schreckliche Vermutung. Doch der Atem der Mächtigen und Oligarchen ist lang und kalt.

Ein überaus spannender Thriller, den uns der Brite Tom Callaghan hier vorliegt, der unscheinbar und doch mit einem Knall ins rollen kommt, dessen Handlung aber erst langsam voranschreitet um dann mit voller Wucht zuzuschlagen.

Und so ganz nebenher lernt man etwas über das gesellschaftliche Funktionieren dieser Länder, wenn es ein solches gibt, auch wenn sich die Thriller-Gegebenheiten glücklicherweise nicht passgenau auf Kirgistan übertragen lassen. Doch, manchmal sorgt eben auch ein wahrer Kern für einen großartig grausamen und erschütternden Handlungsrahmen, der es in sich hat. Langeweile ausgeschlossen, Spannung bis zur letzten Seite.

Nur, wer öfter Politthriller/-krimis liest, wird das Ende leicht vorhersehbar finden, aber etwas völlig Neues zu erschaffen, kann man praktisch nicht verlangen. Alles ist schließlich irgendwie schon einmal da gewesen.

Die Verpackung von Themen wie Vettern- und Misswirtschaft, Oligarchentum und organisierte Kriminalität, Menschenhandel, hat mir aber hier sehr gut gefallen. Der Autor schafft mit seinem packenden Schreibstil genug Gänsehaut. Weglegen kann man den Trhiller aber auch nicht.

Die Kapitel kurz, Cliffhanger zahlreich und schnell hat man mehr Seiten insgesamt gelesen als man eigentlich wollte. Zu sehr wird man in den Strudel der Geschichte eingesogen. Einzig, die Ich-Perspektive war für mich gewöhnungsbedürftig, aber das liegt eher an meinem Leseverhalten, passt hier jedoch ganz gut.

Ein packender Polit- und Gesellschaftsthriller vor der Kulisse eines wunderbaren Landes, wie der Autor nach der Wucht des Endes im Dankeswort verrät. Kirgistan soll eine Reise wert sein, dennoch ist wohl niemanden zu empfehlen, sich in die Fußstapfen von Inspektor Borubaew zu begegeben. Wobei, als nur Leser kann man das ruhig machen.

Autor:
Tom Callaghan wurde in Groß-britannien geboren und studierte nach der Schule im englischen York, sowie in New York am Vassar College. Er arbeitete als Creative Group Head und lebte in London, New York und Philadelphia. Später zog er nach Dubai, wo er bis heute lebt. „Tödlicher Frühling“ ist sein zweiter Thriller um Inspektor Akyl Borubaew. Sein Erstling erschien im Jahr 2015.

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Chris Chibnall/Erin Kelly: Broadchurch – Der Mörder unter uns

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Broadchurch – Der Mörder unter uns Christ Chibnall/Erin Kelly Fischer Taschenbuch Erschienen am: 21.08.2014 Seiten: 448 ISBN: 978-3-596-03076-7

Handlung:

Danny Latimer war elf Jahre, als er starb. Sterben musste. Seine Leiche fand man unten am Kliff. Bei ihren Ermittlungen stoßen Ellie Miller und Alec Hardy in dem kleinen Ort Broadchurch an der englischen Südküste auf mehr Verdächtige, als ihnen lieb ist.

Dannys Vater hat kein Alibi für die Tatzeit. Wo war er in dieser Nacht? Dannys Freund hat sämtliche Nachrichten von seinem PC und Handy gelöscht. Worum ging es da? Der Zeitungsverkäufer, die unfreundliche Frau im Trailerpark, der Postbote – sie alle haben etwas zu verbergen. aber was? Als die Wahrheit ans Licht kommt, ist in Broadchurch nichts mehr, wie es einmal war. (Klappentext)

Rezension:

Der Verlust eines Kindes ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Noch schlimmer, wenn dieser Verlust durch Gewalt herbeigeführt wurde. So geschehen, in dem kleinen verschlafenen Ort Broadchurch, den sonst nur Touristen heimsuchen. Und bald ist nichts mehr wie es war.

Ellie Miller, Polizistin, ermittelt in der Dorfgemeinschaft, in der sie aufgewachsen ist und sieht bald den Wald vor lauter Verdächtigen nicht mehr. Verdächtige, die sie geglaubt hat, schon ihr gesamtes Leben lang zu kennen. Alec Hardy, ihr neuer Vorgesetzter, rau unnahbar, Ortsfremder, macht es ihr da nicht leichter.

Auch er trägt ein, wie der Rest der Bewohner des Ortes, dunkles Geheimnis mit sich. Doch, sie kommen mit den Ermittlungen nicht voran. Sie beginnen jeden Stein in Broadchurch umzudrehen, gehetzt von der Presse, gehetzt von der zerbrechenden Dorfgemeinschaft, in der jeder Jeden verdächtigt.

Doch irgendwann kommen sie der Lösung des Falles näher. Näher als ihnen lieb ist.

Buchvorlagen sind oft genug besser als die Filme, die darauf basieren. Doch, wie ist es umgekehrt? Wenn der Film, die Serie in diesem Falle, zuerst da war? Das Ergebnis ist gelungen. Erin Kelly gelingt es, dem Erfolg der Serie gerecht zu werden.

Die Protagonisten mit einem vertiefenden Profil versehen, nichts ist einseitig, nichts schwarz, nichts weiß und viele Grauschattierungen. Es gelingt hier, richtig in die Eigendynamik einer Dorfgemeinschaft einzutauchen, in der jeder jeden zu kennen glaubt und doch nur die Fassade sieht.

Viele kleine und große Aha- und Wow-Momente tragen zum Verwirrspiel bei und auch der Leser tappt so lange im Dunkeln, wie Miller und Hardy in ihrer Polizeiarbeit. Die Auflösung kommt dann mit einem Knall, der sich hätte ruhig noch über mehr Seiten ziehen können, aber bis dahin zittert man, entwirft eigene Theorien, wer es gewesen sein könnte, verwirft diese wieder und stellt neue auf. Ein gelungener Krimi aus England.

Entstehung des Buches:

Zuerst gab es eine erfolgreiche Serie im britischen Fernsehen, in der in über acht Folgen gezeigt wurde, wie ein Ermittler-Gespann sich zusammenrauft und einen einzigen Mordfall zu lösen versucht.

Dies gab den Machern der Serie die Chance, ihre Protagonisten zu entwickeln, ihnen Tiefe zu geben und zu zeigen, wie sich eine Gemeinschaft verändert, wenn der Alltag eines ganzen Dorfes in sich zusamenbricht.

In der schnelllebigen Fernsehlandschaft Groß-Britanniens war man damit erfolgreich, so dass immer mehr Fans der Serie nach dem Buch fragten. Mit „Die Mörder unter uns – Broadchurch“ liegt die Geschichte somit Taschenbuch vor.

Die Autoren:

Chris Chibnall ist ein Drehbuchautor so erfolgreicher Serie wie „Law & Order“ und „Doctor Who“. Er studierte Theater und Film an verschiedenen englischen Universitäten und produziert regelmäßig Theaterstücke für diverse Festivals in Groß-Britannien.

Seit 2006 arbeitet er als Schreiber und Ideengeber für verschiedene englische Fernsehserien. Seine Serie „Broadchurch“ lief erfolgreich im britischen Fernsehen und wurde bereits für Amerika adaptiert. In anderen Ländern hat man sich inzwischen die Ausstrahlungsrechte gesichert. „Broadchurch – Der Mörder unter uns“ ist die erste Serie von ihm, die in Buchform erschienen ist.

Erin Kelly ist eine englische Krimi-Autorin. Sie wurde 1976 in London geboren und wuchs in der Gegend von Essex auf. Sie studierte an der Warwick University englische Literaturwissenschaft und arbeitet seit 1998 als Journalistin.

Sie schrieb für die Zeitungen Sunday Times, den Sunday Telegraph und die Daily Mail. Ihr Debütroman „Das Gift des Sommers“ war ihr Durchbruch als Autorin. Mit ihrer Familie lebt sie in London.

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Michael Tsokos: Fred Abel 2 – Zersetzt

Zersetzt<br>Reihe Fred Abel - 2 Book Cover
Zersetzt
Reihe Fred Abel – 2
Michael Tsokos Droemer Knaur Erschienen am: 01.04.2016 Seiten: 427 ISBN: 978-3-426-51877-9

Handlung:

Eigentlich hätte Dr. Fred Abel beim BKA alle Hände voll zu tun. Ein Mordopfer scheinbar ohne Verletzungen weckt düstere Erinnerungen in ihm – an einen sadystischen Psychopathen, der nie gefasst wurde.

Unversehens wird Abel jedoch abberufen zum bisher gefährlichsten Fall seiner Laufbahn: In Transnistrien, einem Pseudostaat von Moskaus Gnasen, warten zwei nahezu komplett zersetzte Leichen auf ihre Identifizierung. Und ein skrupelloser Geheimdienst fordert das „richtige“ Ergebnis – sonst steht nicht nur Abels Leben auf dem Spiel. (Klappentext)

Einordnung:

Bücher der Reihe:

Michael Tsokos: Fred Abel 1 – Zerschunden

Michael Tsokos: Fred Abel 2 – Zersetzt

Michael Tsokos: Fred Abel 3 – Zerbrochen

Michael Tsokos: Fred Abel 4 – Zerrissen

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Rezension:

In den Tiefen der menschlichen Seelen tun sich oft bei genaueren Hinschauen die erstaunlichsten Abgründe auf. Nicht anders, die Welt im Obduktionssaal der Gerichtsmedizin. Dr. Abel versucht anhand der Körper der Toden die Todesursachen zu ergründen und bearbeitet mit seinen Kollegen hochbrisante Fälle, die Stadt und Land in Atem halten.

Nicht nur, dass Fälle von Waterboarding in den Gebäuden des deutschen Bundestages die Regierung in Alarmbereitschaft versetzen, zusätzlich landet auch noch eine Leiche auf seinem Obduktionstisch, deren Todesmerkmale ihn unsanft an Begebenheiten seiner Vergangenheit erinnern.

Als Abel dann auch noch zu einer heiklen Mission nach Transnistrien aufbrechen muss, einem Pseudostaat, in dem nicht nur rote Sichelfahnen sondern auch altertümlich grausame Geheimdienstmethoden überlebt haben, sieht sich der Rechtsmediziner plötzlich selbst in einem Kampf gezwungen. Dieses Mal, um sein Leben.

Auch ohne den Erstling gelesen zu haben, schafft man den Einstieg in die Krimi-Reihe sehr gut. Tatsächlich lassen sich die Bücher wohl unabhängig voneinander lesen. Davon unberührt bleibt der flüssige Schreibstil, der im Zusammenhang mit den kurzen Kapiteln das Buch zu einem echten Pageturner macht.

Obwohl die Handlung sich teilweise zu sehr in die Beschreibung politischer Gegebenheiten und rechtsmedizinischer Details verliert. Wobei das auch unter der Rubrik „Berufskrankheit“ des Autoren fallen dürfte und nicht zuletzt der Anlehnung an wahre Fälle aus Tsokos beruflichen Leben geschuldet ist. Ansonsten ist der Thriller, der ausdrücklich das Merkmal True-Crime vom Verlag bekommen hat, packend zu lesen.

Auch, wenn Tsokos‘ Geschichte nicht so ganz unvorhersehbar ist, wie die seines Erstlings im Krimi-Bereich, welchen er zusammen mit Fitzek geschrieben hat. Dennoch, Fitzek-Fans werden auch hier auf ihre Kosten kommen und Fans des Rechtsmediziners, wenn er denn welche hat, sowie so.

Die Protagonisten sind recht schnell sympathisch oder eben nicht, insgesamt herrschen viele Schwarz-Weiss-, erst gegen Mitte der Handlung viele Grautöne vor. Die Vielzahl der Handlungsstränge, die teilweise nur sehr lose miteinander in Verbindung stehen, verwirrt zumindest geübte Leser dieses Genres nicht.

Alle anderen sollten aufpassen und sich konzentrieren, auch wenn das mitunter schlaflose Nächte bereiten kann. Interessant hier, unbedingt das Nachwort zu lesen. Dieses entbröselt dann die Fiktion von der Wahrheit und macht neugierig auf mehr. Denn, Tsokos hat aufgrund seines Berufes schon tausende Leichen gesehen und sicher jede Menge Geschichten zu erzählen.

Autoren:

Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner, sowie Professor an der Charite in Berlin. Er leitet seit 2007 deren Institut für Rechtsmedizin, gleichzeitig auch das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin-Moabit. Tsokos ist zudem ärztlicher Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charite.

1998/99 war er im Auftrag des Bundeskriminalamtes an der Exumierung von Massengräbern im Kosovo tätig und half 2004 bei der Identifizierung von Opfern des Tsunamis in Thailand. Er ist Herausgeber mehrerer Fachaufsätze und populärer Sachbücher. Seinen ersten Krimi veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit Sebastian Fitzek 2012.

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