An dieser Stelle sollte eigentlich eine Videoaufnahme des Interviews zu sehen sein, die ich auf der Leipziger Buchmesse 2017 gemacht habe. Jedoch ist auch hier, Àhnlich wie beim Interview mit Sebastian Fitzek, die Aufnahme so gut geraten, dass die Kamera auch hier sÀmtliche HintergrundgerÀusche mit aufgenommen hat.
Die herauszufiltern wĂŒrde zwar funktionieren, doch wĂŒrde man das eigentliche Interview dann ebenfalls kaum verstehen. Daher auch hier in Textform.
Viel SpaĂ dabei.
NH: Von wegen Kinder und Jugendliche lesen nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Hier am Arena-Stand tummeln sich ganz viele. Bei mir ist Katja Brandis. Sie hat eine phantastische Tierwesen-Fantasy-Reihe fĂŒr Kinder geschrieben.
KB: Letztes Jahr begonnen. Der erste Band ist im Juni erschienen.
NH: Stimmt. Das folgte sehr schnell aufeinander. Schreiben sich KinderbĂŒcher einfach schneller als JugendbĂŒcher?
KB: Das hĂ€ngt davon ab, wie komplex der Plot ist und wie viel SpaĂ es einem macht. Wenn es extrem kompliziert ist, zum Beispiel meine Jugendromane haben um die 450 Seiten, rechne ich immer ein halbes Jahr und bei den âWoodwalkersâ rechne ich drei Monate, denn die haben oft nur etwa 250 Seiten. Es ist nicht so viel Aufwand, und es schreibt sich sehr locker weg, weil die Arbeit daran sehr viel SpaĂ macht.
NH: âWoodwalkersâ ist die Reihe, um die es heute geht. Zwei BĂ€nde sind bisher erschienen. Es geht hier um Carag, einen Gestaltwandler zwischen Berglöwe und Menschenjunge, der beschlieĂt, bei den Menschen leben zu wollen.
Er verlĂ€sst dafĂŒr seine Familie, nimmt dafĂŒr die Gestalt eines Menschen an und kommt spĂ€ter auf eine Schule, in der noch andere Menschen/Tiere seiner Art unterrichtet werden, damit umzugehen und sich unter den Menschen zurechtzufinden.
âGestaltwandlerâ kommen viel in den indianischen Mythen aus Amerika vor. Stammt die Idee davon?
KB: Die Idee stammt aus dem Yellowstone-Nationalpark. Das ist nicht nur eine phantastische Landschaft, sondern die vielen Tiere und da dachte ich mir: Wie wÀre es wohl, wenn sich manche dieser in einen Menschen verwandeln könnten?
NatĂŒrlich spielen die alten schamanischen Mythen mit rein. Es gab ja schon immer Legenden von Göttern, zum Beispiel die Sphinx. Es gibt einfach viele Göttergestalten, die so etwas können. In Wirklichkeit waren es bestimmt âWoodwalkerâ, die sich da als Götter ausgegeben haben.
NH: Und die haben Sie jetzt aufgestöbert. Solche Internatsgeschichten gibt es hĂ€ufiger. âHarry Potterâ, und vorher gab es sie ja auch schon. Das ist jetzt aber schon nochmal ein neues Element. Wie entstand die Idee? Waren Sie im Yellowstone-Nationalpark recherchieren?
KB: Da ist die Idee entstanden. Ich habe gleich angefangen zu recherchieren, da ich wusste, dass ich darĂŒber schreiben möchte. Diese Vielfalt an Tieren spiegelt sich dann natĂŒrlich auch in der Schule wieder. Rothörnchen sieht man dort stĂ€ndig. Bisons haben wir ganz viele beobachtet.
Da dachte ich: Wie die wohl als Mensch wĂ€ren? Wie sehen die aus? Solche ZwischengĂ€nger zwischen den Welten sind ja auch besondere Persönlichkeiten, da die ein schweres Leben haben. Sie werden weder von den Tieren noch den Menschen wirklich akzeptiert und mĂŒssen in beiden Welten irgendwie klarkommen.
NH: In den BĂŒchern gibt es dann auch die Rudelbeziehungen zwischen den Tieren, wie zum Beispiel den Wölfen. Dann gibt es EinzelgĂ€nger. Das gibt es auch in der wirklichen Welt. Wie wichtig war es, dies so nah wie möglich darzustellen? Raben verfolgen wahrscheinlich die Wölfe, weil sie wissen, da fĂ€llt irgendwann mal etwas von der Beute fĂŒr sie ab?
KB: Nicht immer. Raben spielen mitunter mit jungen Wölfen zusammen. Deswegen nennt man sie auch Wolfsvögel. Ich habe das so nah wie möglich abgebildet, wie das in der Natur ist.
Pumas und Wölfe sind in der Natur wirklich verfeindet, da Wölfe im Rudel den Pumas die Beute abjagen und vertreiben die auch ganz oft aus ihren Revieren. Ich habe mir vorgestellt, dass das auch Carags Familie passiert ist und sie deswegen das Revier verlassen mussten.
NH: Bevor es zu den âWoodwalkersâ gekommen ist, haben Sie noch viele andere Geschichten geschrieben. Da war fĂŒr alle Altersgruppen, fĂŒr Kinder und Jugendliche, etwas dabei.
KB: Ich schreibe hauptsĂ€chlich fĂŒr Jugendliche ab 12 Jahren. Das kann aber auch von Erwachsenen gelesen werden.
NH: Arena, wo die BĂŒcher erscheinen, ist ein Jugendbuch-orientierter Verlag. Damit sind Sie trotzdem zufrieden?
KB: Arena ist super. Die haben sich so fĂŒr die âWoodwalkersâ eingesetzt. Aber der Verlag ist auch generell sehr offen.
NH: Heutzutage spielt ja nicht nur die Geschichte eine Rolle. Auch das Cover wird immer wichtiger, und Arena gibt sich bei den BĂŒchern da immer sehr viel MĂŒhe. Woher stammt die Idee fĂŒr das Cover?
KB: Das kam vom Verlag, von der Illustratorin Claudia Carls, welche sicher zum Erfolg beigetragen hat, und die Illustrationen sind auch wunderschön geworden. Die Pumas zum Beispiel gefallen mir sehr gut. Sie kann auch sehr gut Tiere zeichnen und hat Carags Aussehen sehr gut getroffen.
Die Zeichnungen stammen von der Illustratorin Claudia Carls.
NH: Also, ist er jetzt so wie Sie sich ihn vorgestellt haben?
KB: Ja. Oder auch die Wölfin Tiffany, ist auch sehr gut gelungen.
NH: Die Augen auf den Covern leuchten. Heben sich ein wenig davon ab. Ist das jetzt eigentlich eine Geschichte mehr fĂŒr Jungen oder mehr fĂŒr MĂ€dchen?
KB: Es wird zum GlĂŒck von beiden gelesen. Ich bekomme allerdings zwei Drittel der Leserbriefe von Jungen und ein Drittel von MĂ€dchen.
Es spricht beide an, aber Jungs wohl noch einen Tick stĂ€rker, obwohl Jungs gar nicht so viel lesen. Es ist ein groĂes GlĂŒck, wenn man es schafft, die einzubinden.
NH: Wir sitzen hier vor einem Regal mit BĂŒchern, die wohl mehrheitlich von MĂ€dchen gelesen werden. Jungs-BĂŒcher gibt es nicht so hĂ€ufig.
KB: Das stimmt. Ich habe selbst einen elfjĂ€hrigen Jungen, und es gibt nicht so viel fĂŒr die, habe das daher schon ein wenig auch auf ihn zugeschnitten.
NH: Da fehlten die Geschichten?
KB: Na ja, es gibt halt nicht so super viel fĂŒr Jungs. Diese rosa Glitzer-Cover, damit kann man denen nicht kommen. Ich habe ihm jedes Kapitel auch vorgelesen, wenn es fertig war und geschaut, bei welchem Gag lacht er, bei welchem nicht.
Wenn ich gemerkt habe, die Spannung zieht nicht so, habe ich die Szene sofort umgeschrieben, also sehr auf ihn geachtet wÀhrend des Vorlesens, um die Geschichte zu optimieren.
NH: Es ist also im Prinzip eine Geschichte fĂŒr ihren Sohn.
KB: Von echten Kindern auch getestet.
NH: Funktioniert dann natĂŒrlich auch bei anderen Kindern. Warum auch nicht? Wie wird es weiter mit den âWoodwalkersâ gehen?
KB: Das kann ich schon sagen. Der dritte Band kommt im Juli 2017 raus, den vierten schreibe ich gerade. Da habe ich jetzt ein Drittel fertig. Der wird im Januar herauskommen. Wir planen im halbjĂ€hrigen Abstand. Es sind dann fĂŒnf oder sechs BĂ€nde geplant.
NH: Carag ist am Anfang der Geschichte elf Jahre alt, in der Hauptgeschichte dreizehn. Die Kinder können mit den Charakteren mitwachsen.
KB: Bis zu 15 Jahren. Es wird aber auch von DreizehnjÀhrigen problemlos gelesen. Vierzehn geht auch noch.
NH: Es soll aber schon so sein, dass sich die Charaktere weiterentwickeln?
KB: NatĂŒrlich.
NH: Es gibt ja Reihen, teilweise zum Beispiel Enid Blyton, wo die Charaktere nicht altern oder sich weiterentwickeln.
KB: Das wĂ€re mir zu einfach. Es ist aber nicht so wie bei âHarry Potterâ, dass die BĂŒcher immer erwachsener werden. Der erste Band war ja wirklich ein Kinderbuch, spĂ€ter war das fast ein Erwachsenen-Roman.
Das wird es nicht geben. Die BĂŒcher werden schon so Ă€hnlich bleiebn aber natĂŒrlich entwickelt sich Carag weiter.
NH: Also freuen wir uns auf noch drei weitere Abenteuer von Carag, sehr viel Humor und sehr viele Erlebnisse von ihm und seinen Freunden. Mussten Sie sich manchmal beim Schreiben bremsen, dass es jetzt nicht doch zu hart wird?
KB: Die Natur ist halt hart. Die eine MitschĂŒlerin von Carag ist eine Maus, die schon zehnmal fast getötet worden ist. Das ist einfach so in der Natur.
Es ist nicht so weichgespĂŒlt, wie vielleicht andere BĂŒcher. Es wird auch gekĂ€mpft. âWoodwalkerâ mĂŒssen das Ăberleben bei KĂ€mpfen trainieren. Sie haben ein schwieriges Leben, und das spiegelt sich dort auch wider.
NH: Dann noch eine letzte Frage. âWoodwalkerâ. Welche Gestalt haben Sie?
KB: Ich bin noch nicht ganz sicher. Entweder Falke oder Delfin? Aber ich liebe auch Raubkatzen. Deswegen habe ich einen Puma als Hauptfigur. Ich tendiere aber zu Delfin.
NH: Und wir dĂŒrfen jetzt alle herausfinden, welche Gestalt wir annehmen wĂŒrden.
KB: Was wĂŒrden Sie denn sein?
NH: Ich wÀre wahrscheinlich auch etwas Katzenartiges, aber sicher kleiner als der Puma.
KB: Ozelot?
NH: Ozelot klingt gut. Dann wĂŒnsche ich uns noch viel SpaĂ auf der Messe. Hatten Sie schon Gelegenheit sich ein wenig umzuschauen?
KB: Na ja, nicht wirklich. Hatte mehrere Lesungen und Umschauen war jetzt nicht so hoch auf der PrioritÀtenliste. Aber es war trotzdem eine gute Messe.
NH: Das hört man doch gerne. Dann wĂŒnsche ich uns allen noch viel SpaĂ und nicht vergessen, âWoodwalkersâ lesen!
KB: Guter Tipp. (lacht)
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Wunder – Julian, Christopher & Charlotte erzĂ€hlen
Raquel J. Palacio
Rezensionsexemplar/Jugendbuch
Hanser
Erschienen am: 13.03.2017
Hardcover
Seiten: 350
ISBN: 978-3-446-25528-9
Ăbersetzer: Andre Mumot
Inhalt:
Der Welterfolg âWunderâ erzĂ€hlt von Auggie, dem AuĂenseiter mit dem entstellten Gesicht. Nun kommen Julian, Christopher und Charlotte zu Wort. Julian, der Mobber: Eigentlich hat er keinen Grund, so gemein zu sein. Doch durch Auggies Ankunft kehren seine ĂŒberwunden geglaubten AlbtrĂ€ume zurĂŒck.
Christopher, der beste Freund: Nach seinem Umzug vermisst er Auggie, ist zugleich aber auch froh, Abstand zu haben. Und Charlotte, die empathische Willkommensfreundin: Weil sie sich fĂŒr Gerechtigkeit einsetzt, soll sie sich um Auggie kĂŒmmern â und beginnt zum ersten Mal an sich zu zweifeln.
Dieses berĂŒhrende Kinderbuch erzĂ€hlt von echter Freundschaft und davon, wie die Begegnung mit Auggie jeden verĂ€ndert. (Verlagstext)
Rezension:
Der Wunsch nach einer Fortsetzung ist die BestĂ€tigung fĂŒr Autoren, zeigt er doch, wie sehr eine Geschichte und ihre Protagonisten geliebt werden, doch ist der Wunsch zugleich auch Fluch.
Die Fortsetzung muss zwangslĂ€ufig besser werden oder wenigstens genau so gut wie der VorgĂ€nger, anderenfalls ist die EnttĂ€uschung groĂ. Raquel J. Palacio weiĂ, vor allem um die Einzigkeit ihres Erstlings „Wunder“, das und legt mit ihrem neuen Buch bewusst keine zweite Geschichte um August auf. Den Jungen mit dem entstellten Gesicht.
NatĂŒrlich dĂŒrsten die Fans nach weiteren Informationen ĂŒber den kĂ€mpferischen Jungen, der sich Anerkennung und Akzeptanz erst erstreiten musste, doch „Julian, Christopher & Charlotte erzĂ€hlen“ ist eine ebenso wertvolle ParallelerzĂ€hlung. Die Autorin schafft das KunststĂŒck, obwohl die vormalige Hauptfigur hier nur Statist ist, eine facettenreiche ErgĂ€nzung vorzulegen, die Augusts Geschichte aus drei Blickwinkeln beleuchtet.
Und da wird sogar der Mobber sympathisch, der in „Wunder“ den hass sĂ€mtlicher Fans auf sich gezogen hat. Nicht umsonst geistert seit dem im Internet ein Plakat mit dem Spruch herum: „Keep calm and don’t be a Julian“ („Bleib ruhig und sei kein Julian“).
Julian hat eine eigene Geschichte zu erzĂ€hlen, genau so wie zwei seiner besten Freunde, die ebenfalls zu Wort kommen und so hĂ€lt Palacio ihren jungen Lesern den Spiegel vor. Ohne den sonst ĂŒblich erhobenen Zeigefinger.
Auch die anderen zwei Geschichten, deren Figuren sich zwischen dem was richtig ist und dem was der leichte Weg wĂ€re entscheiden mĂŒssen, sind einfĂŒhlsam zu lesen. Ein Buch, was einem nachdenklich, aber mit einem LĂ€cheln zurĂŒcklĂ€sst.
Die Menschen unterteilen sich nicht in Gut und Böse. Dazwischen liegen viele Grauzonen und oft ist es hilfreich, hinter die Fassaden zu schauen. Viele sind auf dem zweiten Blick oft ganz anders, auf den ersten Eindruck sollte man sich nicht verlassen.
In kurzen einprĂ€gsamen Kapiteln, die ursprĂŒnglich als zusĂ€tzliches E-Book entstanden und nun hiermit in gebundener Form vorliegen, lĂ€sst es sich leicht in die Geschichte eintauchen und erneut stellt sich die Frage, dieses Mal aus der Sicht der damit Konfrontierten, wie weit Inklusion schon ist oder ob sie ĂŒberhaupt gelingt?
Was ist eine Behinderung, was ein bloĂer Makel und was eine Bereicherung fĂŒr unsere Gesellschaft. Kinder und Jugendliche einfĂŒhlsam an ein schwieriges Thema heranzufĂŒhren, gelingt Palacio hier ein zweites Mal ĂŒberragend.
Es bleibt zu hoffen, dass diese drei ErzÀhlungen genau so erfolgreich werden und die Autorin weitere solche Werke schreiben wird.
Autorin:
Raquel J. Palacio ist eine US-amerikanische Verlegerin, Schriftstellerin und Gestalterin fĂŒr Buchcover. Der Name dabei ist ein Pseudonym ihres eigentlichen Namens Raquel Jaramillo, mit dem sie bis 2012 veröffentlichte.
Die Autorin lebt mit ihrer Familie und arbeitet in New York. 2012 erschien ihr Buch „Wonder“, welches ein Jahr spĂ€ter ins Deutsche ĂŒbersetzt wurde.
Seit 2006 arbeitet sie in verschiedenen Positionen fĂŒr den Verlag Workman und war 2013 Jurymitglied beim Internationalen Literaturfestival in Berlin fĂŒr die Auszeichnung des auĂergwöhnlichsten Buches des Kinder- und Jugendprogramms. Ihr Jugendbuch „Wunder“ wurde verfilmt.
Victor und Jens skypen â zwei Freunde fĂŒrs Leben! Victor ist der Sohn eines reichen Industriellen. Er lebt in einer weiĂen Villa an der Hamburger Alster. Sein Traum: Eines Tages als Fotograf um die Welt zu fliegen!
Aber sein strenger Vater verachtet diesen Traum und schickt ihn fort â auf ein Internat in Bayern! Victor flieht nach Berlin. Jens ist der Sohn eines arbeitslosen Tischlers. Er lebt in einem Hochhaus der Hansestadt.
Er kĂ€mpft gegen Armut. Und hat Angst vor der ersten Liebe. Ein Mix aus Sehnsucht und TrĂ€umen, schnellen SprĂŒchen, Chats und schrĂ€gen Gedanken. (Klappentext)
Rezension:
Zwei Jungs, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine stinkreich, ebenso faul wie cool ansonsten aber brav, der andere arm, immer einen coolen Spruch auf der Lippe und ansonsten sich durchs Leben kÀmpfend.
Eine ungewöhnliche Freundschaft und zwei ganz normale Leben. Aus mehr besteht Körzdörfers Geschichte nicht und auch hier erfĂ€hrt der Leser nur ĂŒber das Skype-GesprĂ€ch der Jungen mit, was diese denken und fĂŒhlen, ihre Ăngste und Sorgen, ihre Hoffnungen und TrĂ€ume.
Und mehr braucht es auch nicht. Ein amĂŒsant zu lesender Kinderroman, fĂŒr groĂ und klein. Mehr nicht, mehr braucht diese Geschichte aber auch nicht zu sein. Eben nur ein Skype-Chat, bei dem auf einer langen Frage tagelang nichts und dann auch mal nur eine einsilbige Antwort folgt.
Ein Chat unter Jungen halt. Mal witzig, mal schrĂ€g, zum schmunzeln (besonders die wörtliche Ăbersetzung deutscher Sprichwörter ins Englische, eben all right at the green area.) oder ernsthaft.
Dabei nicht langweilig, der kleine Roman nimmt sogar im letzten Drittel richtig fahrt auf. Mehr gibt es dabei nicht zu sagen. Muss auch nicht. Alles andere lÀsst sich per Skype klÀren.
Autorin:
BÀrbel Körzdörfer ist verheiratet mit dem Journalisten Norbert Körzdörfer, der u.a. Bild-Chefredakteur Kai Diekmann beraten hat.
J. M. Coetzee eindringliches, vollkommen unsentimentales, dbei oft genug hochpetischens Buch der Erinnerung an eine schwierige Kindheit in einem öden Provinznest unweit von Kapstadt liest sich wie ein Roman.
Als Meisterwerk narrativer Autobiographik von der Kritik gefeiert, zeichnet dieses Buch das PortrĂ€t eines Jungen, in dem sich schon frĂŒh der Schriftsteller ankĂŒndigt. (Klappentext)
Rezension:
Er ist ein intelligenter Beobachter seiner Umgebung, Klassenprimus aus Angst davor, wegen schlechter Leistungen den Rohrstock seiner Lehrer spĂŒren zu bekommen und obwohl noch Kind schon tonangebend in seiner Familie.
Dem Vater, der seine Familie ins UnglĂŒck stĂŒrzen wird misstraut, die Mutter vergöttert er und quĂ€lt sie zugleich mit seinen Forderungen. Der kleine Bruder ist nur ein Abklatsch seiner selbst. Dies ist die Geschichte der Kindheit Coetzees, der spĂ€ter Schriftsteller werden und 2003 den Nobelpreis fĂŒr Literatur erhalten sollte.
Ein autobiographischer Roman, der es in sich hat, im Hintergrund des Apartheid-Regimes SĂŒdafrikas als Nachkömmling europĂ€isch-burischer Eltern seinen Platz in der Gesellschaft suchend.
So beschreibt der Autor detaillreich, ohne LĂ€ngen, das Aufwachsen in diesem sonderbaren Land der GegensĂ€tze und man beginnt Coetzee zu begreifen und damit auch eine ganze Generation von weiĂen Jungen, die noch im System der Rassen-Ideologie erzogen wurden und spĂ€ter erlebten, wie ein Land sich verĂ€ndern musste.
Es ist ein beeindruckender kleiner Roman ohne LĂ€ngen. Der Schreibstil zieht einem in den Bann. Fast ist es als wĂ€re man selbst dieser Junge, der zwar mittendrin ist aber doch irgendwie immer AuĂenseiter.
Ob in der Schule, wo er sich zwanghaft irgendwo einordnen versucht oder in der Familie, wo er ebenso seinen Platz nicht wirklich finden will oder kann. Ein Roman ĂŒber einen Jungen, der gerne wie jeder andere wĂ€re, „normal“ und zugleich weiĂ, dass er es nicht ist, sondern schon frĂŒh begreift, dass er einmal ein vollkommen anderes Leben einschlagen wird als in seiner Schicht, in seiner Familie akzeptiert wird.
Mir hat es unheimlich SpaĂ gemacht ĂŒber die Kindheit des Autors in dieser Form zu lesen, die stĂ€ndig zwischen der Tyrannei und dem JĂ€hzorn, dann wieder Intelligenz und LiebenswĂŒrdigkeit eines kleinen Jungen hin und her pendelte. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Autor:
John M. Coetzee wurde 1940 in Kapstadt geborenn und studierte nach der Schule Literatur. Seur 1972 lehrte er an verschiedenen UniversitÀtenLiteratur, seit 1996 ust er zudem Mitglied des Committee of Social Thought der University of Chicago.
Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. zwei Mal mit dem Booker Prize. 2003 bekam er den Nobelpreis fĂŒr Literatur. Der Autor lebt heute in Australien.