Politik

Natasha A. Kelly: Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen!

Inhalt:

Es ist an der Zeit, die Antirassismusdebatte endlich voranzubringen! Rassismus ist eine Ideologie, die seit Langem unsere gesamte Gesellschaft durchzieht und ihre Strukturen prägt – in der öffentlichen Debatte wird jedoch meist allein auf der individuellen Ebene nach Lösungen gesucht. Wir müssen aber die strukturelle Dimension des Rassismus verstehen, um erfolgsversprechende Maßnahmen dagegen entwickeln zu können. Natasha A. Kelly setzt mit ihrem grundlegenden Buch nun elementare Impulse für eine längst überfällige Diskussion. (Klappentext)

Rezension:

Nur die spektakulärsten und grausamsten Fälle rassistisch motivierter Gewalttaten schaffen es in unserer Nachrichtenlage. Von allem anderen bleiben nur mehr Zahlen für die Statistiken. Doch, Rassismus ist in unserer Gesellschaft seit Jahrhunderten fest verankert und beginnt im Kleinen, oft unterbewusst, im Alltag.

Erst dann, wenn wir also verstanden haben, dass Rassismus strukturell ist, das Rassedenken ungebrochen fortwirkt, Kolonialismus noch andauert […], können wir diese Debatten zusammenführen und nicht nur soziale Gerechtigkeit, sondern intersektionale Gerichtigkeit einfordern. Wenn wir aber die politischen Themen und gesellschaftlichen Teilbereiche voeneinander isolieren, kommen wir nicht an die verwobenen Strukturen des Rassismus heran und können auch keine nachhaltigen Lösungen finden.

Natasha A. Kelly: Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen!

Zu oft konzentrieren wir uns auf die einzelnen Geschehnisse, die Behörden sowie so, zu wenig werden die Strukturen betrachtet, die in unserem Denken, unseren Institutionen fest verankert sind und Grundlage der Problematik sind. Die Kommunikationssoziologin Natasha A. Kelly stellt dies zur Diskussion.

In ihrem Essay definiert die Autorin zunächst, was genau Rassismus bedeutet, wie sich dieser äußert und wie sich dieses Denken in unserer Gesellschaft verankern konnte. Ausführlich wird dabei auf die Geschichte eingegangen, den Beitrag etwa, den das Streben nach Kolonien geleistet haben oder auch ansonsten gefragte Philosophen, darauf aufbauend der Bogen vom biologischen zum soziologischen Rassebegriff.

Natasha A. Kelly verdeutlicht schon hier komplexe Zusammenhänge, immer wieder mit Beispielen aus ihrer Forschung und Arbeit, die das Grundproblem verdeutlichen, um dann die Rolle von Wissenschaft und Bildung hervorzuheben, die bei der Bekämpfung von Rassismus eine wesentliche Rolle spielen müssen.

Das kommt alles unaufgeregt daher, dennoch eindrücklich, wobei sich die Autorin natürlich nicht scheut, auch unsere Sprache zu beleuchten, nicht zuletzt die unsere Gesellschaft tragenden und sichernden Institutionen. Das kann man alles sehr hochtrabend und ausführlich gestalten, oder kompakt und klar, wie es Kelly tut, die mit ihrem Essay einen wertvollen Debattenbeitrag liefert.

Ihre Argumentation ist in sich geschlossen, baut logisch aufeinander auf und ist nachvollziehbar, zeigt die Schwächen in der aktuell laufenden Diskussion, aber auch, zu wenige, gut funktionierende Ansätze, die von den staatlichen Institutionen zu wenig mitgetragen werden oder in die falsche Richtung zeigen, was z. B. Die Debatte um die Streichung des Begriffs „Rasse“ im Grundgesetz verdeutlicht.

Zu diesem Zeitpunkt muss es darum gehen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die tradierten rassistischen Vorstellungen, die mit “Rasse” einhergehen, aufzulösen. Dazu muss der begonnene Protzess gesamtgesellschaftlich sichtbar gemacht und weitergetragen werden, was meines Erachtens nur durch Wissenschaft, Forschung und Bildung erzielt werden kann. Eine “rassistische Wende” kann nur dann gelingen, wenn Black Studies institutionalisiert werden.

Natasha A. Kelly: Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen!

Es ist ein wichtiger Text, der hier vorgelegt wird und spätestens jetzt Anstoß für ein größeres Umdenken und Aufbrechen der Strukturen sein sollte, die Rassismus in unserer Gesellschaft befördern. Der darauf basierende Prozess wird schwieriger sein und länger dauern.

Weiterführende Links:

“Andere Hautfarbe, anderer Name – Sind in Deutschland alle gleich?” – phoenix runde vom 09.06.20

Natasha A. Kelly über Kolonialismus, Rassismus & Afrodeutsche – Jung & Naiv: Folge 494

Natasha A. Kelly Twitter / Instagram / Homepage

Autorin:

Natasha A. Kelly wurde 1973 in London geboren und ist eine promovierte Kommunikations-soziologin mit den Forschungsschwerpunkten Kolonialismus und Feminismus, zudem wirkt sie auch als Kuratorin und Dozentin. Von 2010 an arbeitete sie mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin.

2018 feierte sie ihr Filmdebüt mit der Dokumentation “Millis Erwachen”. Kelly ist u. a. Gründungsmitglied des Black European Academic Network (BEAN), einer Plattform zur Förderung der Vernetzung und Verbreitung Schwarzer Europäischer Geschichte für Wissenschaftler. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.

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Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprachigkeit

Inhalt:

Immer mehr menschen sprechen ganz selbstverständlich mehr als eine Sprache. Diese Tatsache spiegelt nicht zuletzt die wachsende Vielfalt der Biografien in unserer Gesellschaft wider. Für Olga Grjasnowa ist Mehrsprachigkeit eine persönliche, vor allem aber eine gesellschaftliche Bereicherung, die auch vonseiten der Politik viel mehr wertgeschätzt und gefördert werden sollte. (Klappentext)

Rezension:

Immer engmaschiger sind die Menschen untereinander vernetzt. Wir kommunizieren über Zeitzonen und Ländergrenzen in Echtzeit miteinander, schauen Serien und Filme im Originalton, nutzen Apps, um uns auf Reisen zu verrständigen, lesen Bücher im Original und nutzen Englisch als die neue Lingua franca. Doch, warum ist das so? Was macht Sprache mit uns? Was bedeutet es für unser Leben und unsere Identität, zwischen mehreren Sprachen beliebig wechseln zu können?

Warum wird wertgeschätzt, wer etwa Englisch oder Französisch beherrscht, weniger geachtet, wer auf Arabisch oder Türkisch kommunizieren kann? Weshalb ist Monolinguisierung ein modernes Phänomen und warum wird nur diese staatlich gewünscht und gefördert, während im Privaten oft nach der Beherrschung von mehreren Sprachen gestrebt wird. Was macht das Verwenden immer besserer und komplexerer Übersetzungsprogramme mit uns? Die Schriftstellerin Olga Grjasnova beschäftigt sich in diesem komplexen Essay mit den vorliegenden Fragen.

Auf überschaubarer Seitenzahl stellt sie sich Fragen, die im Leben von immer mehr Menschen eine stetig wachsende Rolle spielt, arbeiten die meisten von uns doch für multinationale Unternehmen oder kommunizieren quer durch die Welt miteinander, zudem stellen uns auch wachsende globale Herausforderungen, Krisen durch Hungersnöte oder politischer Wandel vor der Herausforderung, aufeinander zuzugehen und miteinander zu kommunizieren.

Offenkundig gelten bestimmte Sprachen als erstrebenswert und andere als Gefahr. Das hat natürlich nichts mit den Sprachen selbst zu tun, dafür aber sehr viel mit unserer Gesellschaft.

Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprachigkeit – Über Herkunft und Vielfalt

Die Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach zu geben, doch die Autorin verfolgt anhand der Biografien, innerhalb ihrer Familie, interessante Denkansätze, die es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen, zumal gerade die Politik einen gegenteiligen Weg geht, den sie für fehlerhaft hält. Dagegen argumentiert sie sehr differneziert und zeigt, welche Vorteile es hat, mehrsprachig zu sein und wie kritisch der Begriff Muttersprache heute gesehen werden kann. Auch auf Irrwege der deutschen Politik, wie eine fehlgeleitete Aktion in Bezug auf Sprachen des deutschen Ministeriums des Inneren geht sie ein.

Wenn man in der Lage war, sie zu lesen, gehörte man nicht zu Deutschland. Man stand dann unter einem Generalverdacht. Sind sie legal hier? Haben Sie das Recht, hier zu sein? Sind Sie sich sicher? Woher kommen Sie? Wann gehen Sie zurück? Sie verstehen das Plakat, das wir extra für Sie aufgehängt haben – Sie gehören nicht dazu. Gewiss nicht.

Olga Grjasnowa in “Die Macht der Mehrsprachigkeit – Über Herkunft und Vielfalt”, Dudenverlag, über die Plakataktion des deutschen Ministeriums des Inneren.

Was anderswo in der Welt für normal gehalten wird, beginnt sich langsam auch hier durchzusetzen, zumindest im privaten Bereich. Olga Grjasnowa zeigt Vor- und Nachteile auf, argumentiert für das Multilinguale und beschreibt, warum das gegeneinander Aufwiegen von Sprachen, das Werten ein eher in Europa vorkommendes Phänomen ist, welches andernorts schlicht nicht existiert.

Mag man zu Beginn des Lesens vielleicht noch denken, dass diese komplexe Fragestellungen nicht auf so wenigen Seiten zur Diskussion gestellt werden können, beweist die Autorin, dass dies funktioniert und das Mehrsprachigkeit schon als sinnvoll betrachtet werden darf, gleichwohl man vielleicht selbst nur in der Lage ist, auf einer Reise einen Kaffee zu bestellen. Immerhin können bereits wenige Sätze in einer anderen Sprache der Zugang zu Menschen bedeuten. Dann ist der erste Schritt schon getan.

Autorin:
Olga Grjasnowa wurde 1984 in Baku geboren und ist eine deutsche Schriftstellerin. 1996 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie 2005 zunächst Kunstgeschichte und Slawistik in Göttingen studierte, dann jedoch ans Deutsche Literaturinstitut Leipzig wechselte, um Literarisches Schreiben zu studieren. Nach mehreren Studienaufenthalten im Ausland beendete sie ihr Studium in Berlin. Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums und des Goethe-Instituts. Im Jahr 2012 erschien ihr erster Roman.

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Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Inhalt:

Wie fühlt sich ein junger, lebenshungriger Mann in Belarus? Eine hochaktuelle Geschichte über die Sehnsucht nach Freiheit. Eigentlich sollte Fransisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint. (Klappentext)

Rezension:

Immer mehr Menschen drängen Richtung U-Bahn-Schacht, als ein Unwetter über sie hereinbricht und schieben die anderen vor sich her. Schutz suchen sie. Immer enger wird es im Tunnel, immer weniger Luft bekommen jene, die sich schon im Inneren befinden. Noch, als der Schacht voll ist, bewegen sich die Massen, die ersten werden niedergetrampelt, förmlich zerquetscht. Am Ende des Tages wird es unzählige Verletzte geben und zu viele Tote. Auch der jugendliche Cello-Schüler Franzisk ist unter den Opfern und wird darauf hin zehn Jahre lang im Koma liegen. Als er wieder erwacht, ist die Welt eine andere und doch stehengeblieben.

Leise kommen die Romane von Filipenko daher, um die Lesenden dann in einem Strudel von Gefühlen zu werfen, dem man sich kaum entziehen kann. Dies ist so, auch im zweiten Roman aus der Feder des belarussischen Schriftstellers Sasha Filipenko, der es auch hier versteht, seine Leserschaft mitzureißen. Er erzählt von Belarus damals und heute, von Trostlosigkeit und Tristesse, von der Hoffnungslosig- und Müdigkeit der Menschen und dem Glauben daran, was wäre, wenn doch noch das Unmögliche geschieht.

“… Verzeihen Sie, wenn ich unhöflich bin, aber Sie sind schon ein wenig mühsam, das ist, verdammt nochmal das Leben. Ihr Enkel ist tot! Tot, verstehen Sie? Finden Sie sich damit ab. Er ist tot. Wenn Ihnen dieses Wort nicht in den Kopf hineingeht, dann vielleicht >krepiert<. Es ist aus mit ihm. Er ist gestorben. Das Gehirn ihres Enkels wird nie wieder funktionieren, nie, hören Sie mich?” “Wissen Sie was, Herr Doktor? Lecken Sie mich am Arsch!”

Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Dabei ist der Hauptteil des Romans sehr düster gehalten. Nur ganz wenige positiv besetzte Protagonisten begegnen hier vielen Unsympathen, denen man im realen Leben lieber ausweichen sollte. Wer in die Geschichte um Franzisk eingesogen wird, muss das über sehr weite Strecken aushalten können, wird immer nur kurz mit wenigen Funken Hoffnung für die Figuren entlohnt. Filipenko, der auf Russisch im Nachbarland über die Stadt seiner Kindheit schreibt, greift hier die brodelnde Stimmung seiner Heimat auf, beschreibt diese aus der Sicht des Ausgewanderten, des Entfernten und doch ganz nahen Beobachters.

Bevor er seine Leserschaft ins kalte Wasser einer Stadt wirft, deren Obere der dort lebenden Bevölkerung längst das Herz herausgerissen haben, stimmt er seine Leser im Vorwort darauf ein. Die Übersetzerin Ruth Altenhofer ordnet, sortiert und erklärt im Nachwort, wie viel Sasha Filipenko eigentlich an Themen gelungen ist, auch zwischen den Zeilen zu verarbeiten, egal ob dies geschichtliche und politische Ereignisse in Belarus betrifft oder die jenigen, die grausame Paten standen, für die Geschehnisse des Romans.

Die Angst floss aus seinem Körper ins Haus. Die Angst war in seiner Wohnung und in der Wohnung gegenüber, hier, überall, in der ganzen Stadt.

Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn

Der Autor zeigt einem lebenshungrigen Protagonisten, der aus dem Alltag herausgerissen und umgeworfen wurde, aber auch, dass es sich lohnt, für sich selbst zu kämpfen, übertragen, dass vielleicht auch der Kampf der jungen Menschen in Belarus für eine Zukunft ihres Landes, für Freiheit und Demokratie, eines Tages Früchte tragen wird. Gäbe es das Nachwort nicht, müsste man vieles davon zwischen den Zeilen lesen, dort wird es denen, die das nicht können, erklärt.

Die Grundstimmung der Erzählung macht das fortlaufend geschriebene Werk nicht gerade zu einer einfachen Lektüre, zumal diese einem nachdenklich und bedrückt zurücklassen wird. Filipenko beeindruckt und legt im Gegensatz zu seinem Debüt, welches vergleichsweise leise daherkam, noch einmal eine Schippe drauf. Großartig ist das, gleichsam ein Cellospiel in Worten.

Autor:

Sasha Filipenko wurde 1984 in Minsk geboren und ist ein weißrussischer Schriftsteller der auf Russisch schreibt. In seiner Wahlheimat St. Petersburg studierte er nach einer abgebrochenen Musikausbildung Literatur und widmete sich der journalistischen Arbeit, war Drehbuch-Autor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und Fernsehmoderator.

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Petra Reski: Als ich einmal in den Canal Grande fiel

Inhalt:

Der Fischer, der Opernarien schmettert. Der Conte, der gegen die Gondelserenaden kämpft. Der Gemüsehändler, der inmitten von Touristenströmen um seine Existenz bangt. Petra Reski kennt sie noch, die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt, sie zeichnet ein wehmütiges Bild von Venedig, dessen Ausverkauf an den reinen Kommerz beschlossene Sache zu sein scheint. Ihr Buch ist ein leidenschaftlicher Erfahrungsbericht aus dem Sehnsuchtsort Venedig – der fasznierendsten Stadt der Welt. (Klappentext)

Rezension:

“Siamo solo quattro gatti.”, wir sind nur noch vier Katzen, raunen sich die Alteingesessenen mitunter zu, wenn sie sich begegnen. Immer weniger gibt es von ihnen, in der Lagunenstadt Venedig, in der das Leben immer teurer wird, traditionsreiche Geschäfte zugunsten der Touristenmassen verschwinden. In einem Schaufenster einer Apotheke wird die stets sinkende Einwohnerzahl angezeigt. Nie werden es mehr.

Da, um die Ecke, wurde wieder eine Wohnung aufgegeben, um es in ein Airbnb zu verwandeln, die Stadtoberen verscherbeln derweil Palazzo um Palazzo oder versenken Milionen von Euro in zweifelhaften Bauprojekten. Es ist ein bitterer Blick auf eine Stadt, die dem Untergang geweiht scheint, den die Journalistin und Autorin Petra Reski hier aufzeigt, eine, die sich 1989 für eine Reportage nach Venedig kam, sich verliebte und blieb.

Sie kennt sie noch, die Gemüsehändler, die Handwerker, die Gondolieri, die Fischer, die von der Politik auf das Festland verdrängt werden. Tourismus als Allheilmittel, die bröckelnden Bauten als Fassade, die alten Einwohner, sie stören dabei nur. Die Autorin nimmt ihre Leserschaft mit, durchstreift enge Gassen und Kanäle, fällt dabei auch schon mal ins Wasser. Sie erzählt von ihren Lieben, die Lagune selbst und dem Venezianer, der die Geschichte der Stadt in jedem Holzbalken, in jeder Fliese sieht, und von den Problemen, die kein Tourist sehen kann. Für den ist Venedig längst das Disneyland Italiens.

Bei aller Liebe herrscht der journalistisch kritische Blick vor. Reski beschreibt alle Fascetten des Lebens in der Lagunenstadt und ihre Annäherung an ihre Bewohner. Viele Aspekte werden aufgeführt, Bauprojekte gezeigt und vor allem geschildert, wie Venedig über Jahrzehnte, erst schleichend, dann immer schneller, dem Kommerz zum Opfer gefallen ist. Nach der Lektüre wird man kaum mehr dorthin reisen können, zumindest nicht ohne Bedenken oder anderen Blick als der Otto-Normal-Tourist. Es ist ein melancholischer, verletzlicher Zustandsbericht, der hier vorliegt. Von Kapitel zu Kapitel streifen wir durch Kanäle, Straßenzüge, Plätze und Stadtviertel und begegnen venezianischen Originalen und allen, die sich dafür halten.

Das alte Venedig ist arg bedroht. Plätze, fernab der Touristenmassen gibt es nicht mehr. Restaurants und Bars, die die traditionellen Gerichte der Venezianer anbieten, passen sich dem Massengeschmack an oder müssen schließen. Die Politik macht ihren Bürgern das Leben schwer und zwingt sie in Trabantenstädte. Die letzten Venezianer kämpfen einen fast aussichtslosen Kampf voller Hürden. Petra Reski gibt ihnen eine Stimme und erzählt davon.

Autorin:

Petra Reski wurde 1958 geboren und ist eine deutsche Journalistin und Autorin. Nach ihrem Studium der Romanistik und Sozialwissenschaften in Trier, Münster und Paris besuchte sie die Henri-Nanneen-Schule und begann 1988 als Redakteurin im Auslandsresort des Magazin Stern zu arbeiten. Seit 1991 lebt sie in Venedig und schreibt für deutschsprachige Magazine. Über die Mafia schrieb sie mehrere Reportagen, vor allem aber Romane, um juristischen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Emma-Journalistinnen-Preis 2010.

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Katajun Amirpur: Khomeini – Der Revolutionär des Islams

Inhalt:

Kein anderer Revolutionär hat die islamische Welt so sehr verändert wie Ruhollah Musavi Khomeini (1902-1989). Die bekannte Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur entdeckt in dieser ersten umfassenden Khomeini-Biografie in deutscher Sprache einen im Westen weitgehend unbekannten Gelehrten, Dichter und Mystiker und erklärt, wie es dem charismatischen Asketen gelang, den Islam zu politisieren und den übermächtigen Westen in Angst und Schrecken zu versetzen. (Klappentext)

Rezension:

Wie einst ihre Großeltern stimmen die jungen Menschen heute mit den Füßen ab, nur in eine andere Richtung. Die meisten von ihnen verlassen den Iran, suchen ihr Glück im von der Regierung verteufelten Westen oder in der privaten Isolation. Selten ist die Differenz zwischen öffentlichem und Privatleben größer als im ehemaligen Persien.

Im Jahr 1979 begann die „Herrschaft der Rechtsgelehrten“, wie die Theokratie in einigen dortigen Schriften genannt wird, nach einer Revolution, die die Befreiung von Korruption und Willkür des Schah-Regimes versprach, doch nur ein Übel durch ein anders ersetzte. Kopf dieser Bewegung war ein charismatischer islamischer Gelehrter namens Khomeini.

Eine Figur, die heute noch dem Westen Rätsel aufgibt, Angst und Schrecken macht, um dessen Erbe in der iranischen Führungsebene bis heute gerungen wird.

Die Kölner Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur beleuchtet das Leben des Theologen, Mystikers, Denkers und ewigen Revolutionsführers und Machtmenschen, der selbst nach seinem Tod das einstige Persien fest im Griff hat. Für eine Biografie ist das Werk, welches Khomeini, im deutschsprachigen Raum erstmals so ausführlich, beleuchtet, dennoch kompakt.

Beginnend von der Kindheit und Jugend Khomeinis an, zeigt die Autorin die erstaunliche Vielfältigkeit dieser Person auf, aber auch welche Schlüsselmomente und Weichenstellungen das Denken Khomeinis prägten und verhärteten. Amirpur zeigt, wo religiöse Richtlinien das Handeln dieses Theologen und Politikers prägten, wo Pragmatismus die Oberhand behalten musste.

Ausführlich erläutert sie den Wandel der persischen Gesellschaft und auch die Änderungen im politischen Weg Khomeinis, aber auch die verschiedenen religiösen Strömungen, die den Iran prägten, was nicht einfach zu lesen ist und einige Längen zwangsläufig mit sich bringt, zumal wer sich mit Religion bisher nur oberflächlich beschäftigt hat.

Hier versucht Amirpur ein komplexes Gesamtbild verständlich zu erläutern. Ein Begriffsglossar und eine Zeittafel unterstützen dies. Ohne geschichtliche Vorkenntnisse oder zumindest Ahnung der Kenntnisse über verschiedene Strömungen des Islams, ist die Lektüre schwierig.

Doch die Wissenschaftlerin bringt auch unbekanntere Anekdoten aus dem Leben Khomeinis zur Sprache, die die Person begreifbarer machen, auch der Blick der Enkelgeneration, auf das Erbe ihres Großvaters ist beeindruckend. Alleine dafür lohnt sich der Versuch einer Lektüre. Die Zukunft des Irans indes ist kompliziert. Folgerichtig, wenn man sich die Biografie dieses Mannes anschaut.

Autorin:

Katajun Amirpur wurde 1971 in Köln geboren und ist eine deutsch-iranische Journalistin udn Islamwissenschaftlerin. Zunächst studierte sie Politologie in Bon und schiitische Theologie in Teheran.

Nach verschiedenen Positionen, u.a. an der Freien Universität Berlin, der Hochschule für Philosophie in München war Sie Assistenzprofessorin für Moderne Islamische Welt an der Universität Zürich und Herausgeberin der Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik.

2011 nahm sie den Lehrstuhl für Islamische Studien an der Universität Hamburg an, 2018 den für iran und schia-bezogene Studien an der Universität Köln. In Hamburg ist Amirpur Stellvertretende Direktorin der Akademie der Weltreligionen. Die Autorin, die zudem für diverse Zeitungen und Magazine schreibt, ist verheiratet mit dem Schriftsteller Navid Kermani.

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Klaus Brinkbäumer/Stephan Lamby: Im Wahn – Die amerikanische Katastrophe

Im Wahn - Die amerikanische Katastrophe Book Cover
Im Wahn – Die amerikanische Katastrophe Klaus Brinkbäumer/Stephan Lamby C.H. Beck Verlag Erschienen am: 28.09.2020 Seiten: 389 ISBN: 978-3-406-75639-9

Inhalt:

Nach vier Jahren einer fatalen Präsidentschaft sind die USA eine wütende, nur noch im Hass vereinte Nation – und erleben in der gegenwärtigen Weltkrise eine mutible Katastrophe. Der ehemalige Chefredakteur des SPIEGEL Klas Brinkbäumer und der preisgekrönte Dokumentarfilmer Stephan Lamby berichten von den zahlreichen Fronten.

Ihr Buch ist eine investigative Reportage über ein zerfallendes Land, das seinen Kompass und seine Wahrheiten verloren hat. (Klappentext)

Rezension:

Einen Trümmerhaufen gleich, liegt die amerikanische Demokratie am Boden. Ein Scherbenhaufen, der in immer noch kleinere Teile zerstoßen wird und kaum mehr verbunden werden kann, zu dem, was dieses Land einst zur Weltmacht ersten Ranges gemacht hat.

Seit Jahrzehnten haben viel zu viele daran gearbeitet, dieses System zu zerstören, erst langsam, dann immer schneller und so ziehen sich heute kaum zu überwindende Gräben durch die amerikanische Gesellschaft, Medien und Familien.

Symptom dessen ist seit 2016 ein amerikanischer Präsident, der von Demokratie und Meinungsfreiheit nichts hält, Wissenschaftlern nicht traut und überdies nur seine eigene Sicht der Dinge gelten lässt, seine Bürger nach Strich und Faden belügt. Der Feind bestimmt den politischen Alltag. Ein Diskurs fast unmöglich. Die Journalisten Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby haben sich auf Spurensuche begeben und fahnden nach einer Nation im Wahn..

So viele Bücher sind bereits von allen Fronten her erschienen, über die präsidentschaft Trumps, die nun wohl ein Ende findet. Der Scherbenhaufen, den der Immobilienmogul hinterlässt, gibt jedoch Anlass zur Sorge. Denen, die bis dato davon profitiert haben und Angst vor einer Zukunft nach einem Politikwechsel haben, denen, die sich dafür fürchten, was passiert, wenn das zerstörte System der amerikanischen Demokratie nicht mehr repariert werden kann.

Feinfühlig und dicht öffnen die beiden deutschen Journalisten ihren LeserInnen, was für Außenstehende kaum zu begreifen ist. Sie fragen nach, zu beiden Seiten der politischen Lager, die sich verfeindet gegenüber stehen, versuchen zu verstehen und dennoch fühlt man sich Zeile für Zeile einem kommenden Bürgerkrieg näher, den man kaum ausweichen kann. Als ausländischer Betrachter zum ratlosen Zuschauen verdammt.

Rechercheleistung durch die jüngere amerikanische Geschichte, die zeigt, welche Auswirkungen die Sklaverei noch heute führt, weshalb sich die Kolonialisatoren von einst heute bedroht fühlen und immer radikaler denken.

Das und dazu die Betrachtung einer politischen Welt, die sich ihre Feindbilder selbst schafft, dabei sich immer mehr vom Normalbürger entfernt, der dann unter Umständen sogar dazu bereit ist, Lügen eines Staatsoberhauptes zu akzeptieren. Denn, “die anderen lügen mehr als wir, also ist ein wenig Lügen in Ordnung”. Der neue Maßstab, der alles vorher Dagewesene ins Wanken bringt.

Die Journalisten zeichnen die Entwicklung der Präsidentschaft eines Menschen nach, der sich Autokraten näher fühlt als den Werten einer Nation, die er vertreten soll, von seinen Anfängen bis kurz vor der Wahl 2020, zeigen Weichenstellungen auf und Medien, die praktisch Amtshilfe zur Zerstörung der Demokratie geleistet haben, und heute auf wenige Leuchttürme zusammengeschrumpft, um die Deutungshoheit kämpfen.

Beidseitig ist der Blick, nach links und rechts. Voreingenommen nicht. So wird dann auch das Buch eines John Bolton durchaus kritisch gesehen, ebenso die Bücher der ganzen “in Ungunst Gefallenen”, Leichen auf den Weg des Präsidenten.

Erschütternd ist dieser Zustandbericht zu lesen. Nur klein sind die Hoffnungsschimmer, die die beiden Autoren entdecken. Zu wenig vielleicht, um noch zu retten, was die USA einst waren. Brinkbäumers und Lambys Buch sollte zugleich eine Warnung davor sein, was moderne Demagogen anrichten können, wovor auch in Europa kein Land gefeit ist.

Zeile für Zeile so zu analysieren, woran eine Gesellschaft krankt, dabei versuchen nicht zu einseitig zu werden, ist eine Leistung die hier durchaus erbracht wurde, die uns genug Denkanstöße zum Erhalt dessen geben sollte, was den transatlantischen Nachbarn so gar nicht gelungen ist.

Was bleibt? Wie wird es weitergehen? Wird der Nachfolger Trumps nur noch Verwalter eines Scherbenhaufens sein oder kann man der Zerstörung irgendwie Herr werden? Die Amerikaner sollten es versuchen, so die Autoren. Zu ihrem eigenen Schutz. Die Frage, die sich den diesen Bericht lesenden Publikum stellen wird, ist jedoch, ob sie das überhaupt wollen?

Autoren:

Klaus Brinkbäumer wurde 1967 in Münster geboren und ist ein deutscher Journalist. Zunächst arbeitete er bei den Westfälischen Nachrichten, studierte danach in Santa Barbara (Kalifornien) und in München, bevor er ein Volontariat bei Weltbild absolvierte.

Ab 1993 arbeitete er beim Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” und wurde Chefredakteur (2018), sowie Herausgeber von Spiegel Online. Im jahr darauf wechselte er zur Zeitung “Die Zeit”, moderierte einen eigenen Podcast. Brinkbäumer ist Dozent an der Henri-Nannen-Schule und lebt in Hamburg.

Stephan Lamby wurde 1959 geboren und ist ein deutscher Journalist, Autor und Produzent. Zunächst studerte er in Marburg, später dann Hamburg, Germanistik und Anglistik, bevor er als freier Journalist in New York City arbeitete.

Nach einer Zwischenstation im Rundfunk wechselte er zum Fernsehmagatin der Zeitung “Die Zeit” und veröffentlichte Dokumentationen zu u.a. Politik, Wirtschaft, Geschichte und Wissenschaft. 2018 erhielt er den Deutschen Fernsehpreis, ein Jahr später die Goldene Kamera. Von zahlreichen Politikern fertigte er Fernsehporträts, u.a. Henry Kissinger und Fidel Castro.

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Peter Dausend/Horand Knaup: Alleiner kannst du gar nicht sein

Alleiner kannst du gar nicht sein - Unsere Volksvertreter zwischen Macht, Sucht und Angst Book Cover
Alleiner kannst du gar nicht sein – Unsere Volksvertreter zwischen Macht, Sucht und Angst Peter Dausend/Horand Knaup dtv Erschienen am: 18.09.2020 Seiten: 463 ISBN: 978-3-423-28249-9

Inhalt:

Im Wahlkreis sind sie Könige, in Berlin oft nur Hinterbänkler. Und dennoch bilden die Abgeordneten des Deutschen Bundestages das Rückgrat unserer Demokratie. Sie beschließen Gesetze, verteilen die Milliarden des Bundeshaushalts und schicken deutsche Soldaten in gefährliche Auslandseinsätze. Wer sind die Frauen und Männer, die alle vier Jahre neu gewählt werden?

Wie arbeiten sie? Welche Mittel setzen sie ein um aufzusteigen? Wie bewältigen sie den Spagat zwischen den zwei Leben in Wahlkreis und Berlin? Wie gehen sie um mit Konkurrenz, Druck, Einsamkeit – und wie mit den Versuchungen? Wie ertragen sie Hass und Morddrohungen?

Wie ist das mit dem Lobbyismus, und wie frei sind sie wirklich in ihren Entscheidungen? Mehrere Dutzend Abgeordnete aus allen Fraktionen, Ehemalige und Mitarbeiter, Angehörige und Aussteiger haben sich geöffnet und umfassend erzählt. Das erste intime Porträt der Menschen, die unsere Politik bestimmen. (Inhaltsangabe des Verlags)

Rezension:

Kaum eine Berufsgruppe hat in den letzten Jahren einen so herben Vertrauensverlust zu verzeichnen gehabt, wie unsere Politiker, die wir mit unserer Stimme alle vier Jahre in den Deutschen Bundestag entsenden.

In einer Welt, in der es immer weniger einfache Antworten gibt, die Fragestellungen immer komplexer und undurchsichtiger werden, müssen die Abgeordneten des Bundesparlaments Entscheidungen im Sinne des Gemeinwohls treffen, Weichen für die Zukunft stellen und die große Politik aus Berlin hinein in ihren Wahlkreis tragen und dort, so verständlich wie möglich, ihren Wählerinnen und Wählern erklären.

Das wird immer schwieriger.

Nicht nur die erosion der sog. “Volksparteien” zeigt dies deutlich. Doch, wie wird zwischen der Hauptstadt und dem wahlkreis Politik betrieben? Wie verläuft der Alltag der Abgeordneten? Welche Entscheidungen müssen die jenigen treffen, die nicht Minister oder Staatssekretäre sind, sondern sich in der zweiten, dritten und vierten Reihe der Rangordnung im Bundestag befinden? Welchen Zwängen und Grenzen unterliegen sie?

Welche Freiheiten nutzen die Gewählten? Wie entstehen Gesetze? Welche Erfolge und Misserfolge sind es, die unsere Abgeordneten antreiben oder verzweifeln lassen? Wo sind die Grenzen der kleinen großen Politik? Wo Druck und Bedrohungen, seitens anderer Abgeordnete, Konkurrenten, Gegenern und Wählern?

Aufgedrößelt haben dies zwei Journalisten, die in monatelangen Recherchen den Berliner Politikbetrieb quer durch alle Fraktionen beobachtet haben und verschiedene Abgeordnete zur Sprache kommen lassen.

Herausgekommen dabei ist ein nun vorliegendes, kurzweiliges und spannendes Sachbuch, welches vor allem für die jenigen lesenswert ist, welchen bisher unverständlich geblieben ist, wie Entscheidungen zustande kommen, die für uns täglich getroffen werden. Ohne Wertung, jedoch unter Hilfenahme vieler Interna wird dargestellt, wie Politik funktioniert und dass nicht nur die Politik selbst daran schuld hat, den Typ Volksvertreter heranzuzüchten, den die Bevölkerung immer mehr verachtet.

Vom ersten Tag an im Bundestag, nein, bereits vom Wahlkampf an, wird das Leben eines abgeordneten dargestellt, bis hin zur Abwahl und der Zeit danach. Intime Einblicke geben Größen wie Wolfgang Schäuble, aber auch Abgeordnete, von denen außerhalb des eigenen Wahlkreises bisher kaum jemand gehört haben dürfte.

Geschönt wird nichts, vielmehr bekommt man als Lesende/r Respekt vor dem Aufgabengebiet, in das sich die Gewählten einfinden müssen, den Zwängen und der Unberechenbarkeit.

Es geht hierbei nicht nur um die politischen Erfolge, Niederlage und Intrigen, die durchaus auch zur Sprache kommen, vielmehr erläutern die Autoren auch Zusammenhänge im politischen Gefüge und damit auch die Arbeit derer, die ebenso wichtig ist, für das Gelingen unserer Demokratie, wie etwa der Bundestagsverwaltung oder der Stenographen, die jede Rede wortwörtlich, inklusive Zwischenrufe, mitschreiben müssen.

Ein vielschichtiges Porträt mit bezeichneten Titel liegt hiermit vor, welches rein als Unterhaltung, aber mit hohem Informationsgewinn gelesen werden kann. Kurzweilig wird der politische Prozess des deutschen Bundestags dargestellt. Viele Entscheidungen, die für uns getroffen werden, erscheinen danach in einem anderen Licht.

Es ist kein Enthüllungsbuch, gibt jedoch einen Einblick hinter die Kulissen, der nachdenklich macht. Politik ist kein Selbstläufer und unsere Entscheidungsträger keine Menschen mit Heiligenschein, mit Schwächen und Stärken und einem unberechenbaren Arbeitsalltag, keineswegs in jedem Fall so bezahlt, wie es angemessen wäre.

Kritisch der Blick auf dem Lobbyismus in Berlin, den Umgang der Führungsebene der Fraktionen mit Abweichlern und der sich für die Abgeordneten immer mehrerende Druck aufgrund der Radikalisierung innerhalb des hohem Hauses und auf Wahlkreisebene.

Ohne diesen kritischen Blick zu verlieren und natürlich dem Führen von Diskussionen, das vielleicht als Quintessenz, sollten wir vielleicht in manchen Punkten etwas wohlwollender auf die Entscheidungen der Abgeordneten schauen. Beim Lesen mag oft genug der Gedanke kommen, an deren Stelle nicht stehen zu wollen. Andererseits, zum Glück gibt es Menschen, die genau das tun.

Autoren:

Peter Dausend arbeitet seit 2008 als Hauptstadtkorrespondent und Kolumnist für die Wochenzeitung Die Zeit. Davor er für die Zeitung Die Welt tätig.

Horand Knaup kam 1995 für die Badische Zeitung nach Bonn, wo er 1998 zum Spiegel wechselte. Viele Jahre begleitete er für das Nachrichtenmagazin das politische Geschehen in Berlin. Zuvor war er Korrespondent in Nairobi. Seit 2017 ist er freier Journalist und Autor.

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John Bolton: Der Raum, in dem alles geschah

Der Raum, in dem alles geschah Book Cover
Der Raum, in dem alles geschah John Bolton Verlag Das Neue Berlin Erschienen am: 14.08.2020 Seiten: 638 ISBN: 978-3-360-01371-2 Übersetzer: Shaya Zarrin, Patrick Baumgärtel (u.a.)

Inhalt:

John Bolton verbrachte viele seiner 519 Tage unter Donald Trump in dem “Raum, in dem alles geschah”. Als einer der engsten Vertrauten des US-Präsidenten musste er dort erfahren, dass es diesem gar nicht um das Wohl der Nation geht, sondern um Selbstinszenierung und Wiederwahl.

Bolton berichtet über Anmaßungen, politische Inkompetenz und rechtswidrige Handlungen Trumps. Das Weiße Haus versuchte die Veröffentlichung mit allem Mitteln zu verhindern, denn diese Dokumentation alleine rechtfertigt ein Amtsenthebungsverfahren gegen dem mächtigsten Mann der Welt. (abgewandelter Klappentext)

Rezension:

Das Amt des US-Präsidenten und die Personen, die es inne hatten, polarisierten schon immer, doch seit Donald Trump im Jahr 2016 die Wahlen um diese Position gewann, regieren nur noch mehr Chaos und Willkür das Weiße Haus.

Entscheidungen werden sprunghaft getroffen, ohne politische Kenntnis oder diplomatischen Fingerspitzengefühl, persönliche Beweggründe in den Vordergrund gerückt. Die politische Landschaft radikalisiert sich zunehmend. Dies hat System, ist jedoch so willkürlich von außen zu beobachten, dass die Weltgemeinschaft, nicht einmal mehr die US-Bevölkerung selbst den Atem anhalten kann, schon gibt es den nächsten Punkt Ungeheuerlichkeit zu berichten.

Einer, der dies praktisch von Beginn an für über 500 Tage aus nächster Nähe erleben musste, ist der umstrittene konservative Diplomat und Politiker John Bolton.

Die Veröffentlichung selbst, versuchte das Weiße Haus unter Donald Trump zu verhindern, enthalt “Der Raum, in dem alles geschah”, doch allerhand Sprengmaterial, welches der Autor sachlich nüchtern aneinanderreiht. Bezeichnend, dass Bolton schon in den ersten Tagen Anzeichen dafür entdeckte, die in Summe für ihn später Rücktrittsgrund genug waren.

Er selbst, wegen seiner Positionen zu verschiedenen politischen Themen, schon umstritten genug, arbeitete anderthalb Jahre für die Sprungahftigkeit und Willkür schlecht hin, zeigt, wie das System Trump funktioniert.

Dabei gibt er sachliche Einblicke, wie eigentlich Regierungsarbeit in Washington funktioniert, in seinen Augen oft fehlgeleitet, stellt jedoch die Unterschiede der Politik des 45. Präsidenten der USA dar, die keine Spuren von Verlässlichkeit und Orientierung bietet.

Die Positionen des Autoren selbst, sind wohl für nur sehr wenige politisch Interessierte außerhalb der USA nachvollziehbar. Tatsächlich richtet sich das Werk vor allem an das amerikanische Publikum, was man beim Lesen beachten sollte. John Bolton bestätigt viele konservative Positionen und Ziele, die Trump verfolgt, zeichnet sich jedoch gegenüber diesem als zuverlässig aus, nicht sprunghaft, zumindest wenn man seinen eigenen Darstellungen hier folgen möchte.

Poltik in dieser Position zu betreiben, ist ein Knochenjob, vor allem, wenn man mit und oft genug gegen einen sehr sprunghaften US-Präsidenten arbeiten muss, dabei in manchen Teilen sehr trocken. So entstanden auch hier Längen, die es mitunter erschweren, zu folgen.

Interessant hierbei wiederum die Darstellung, wie ein Amtsenthebungsverfahren seiner Meinung nach hätte Erfolg haben können, was zum Ende der Schilderungen wieder in den Lesefluss führt, den man für diese Art der Lektüre benötigt, um voran zu kommen.

Zwischendurchlektüre ist das alles nicht, da man sich hier mitunter auf sehr absolute Positionen einlassen muss, um den Ablauf zumindest etwas nachzuvollziehen.

Wer das nicht kann, wird das Lesen dieses Buches schwerfallen. Für alle anderen bietet sich ein sachlich nüchterner Einblick da hinein, was Politik aus Menschen macht oder anders, was die falschen Personen in bestimmten Postionen mit Politik machen, welche Ziele sie verfolgen und wie dieses System der Machtausübung funktioniert. Feststehen tut eines. Egal, wie die nächsten Wahlen ausgehen und was danach kommen mag, von den Folgen schon der ersten Amtszeit werden die USA und die Welt noch lange etwas haben. In diesem Sinne, eine wichtige und bezeichnende Lektüre.

Autor:

John Robert Bolton wurde 1948 in Baltimore, Maryland, geboren und ist ein US-amerikanischer Politiker und Diplomat. Vom 9. April 2018 bis 10. September 2019 war er Nationaler Sicherheitsberater für US-Präsient Donald Trump, zuvor diente er als Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen und in verschiedenen Positionen für republikanische Regierungen seit Ronald Reagan.

Der Autor gilt als Neokonservativer, wobei er selbst diese Charakterisierung ablehnt. 2020 hätte Bolton ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump unterstützt, wenn der Senat ihn unter Strafandrohung zu einer Aussage aufgefordert hätte. Er gilt als Kritiker des UN-Menschenrechtsrates, der Vereinten Nationen und setzt sich für das Recht ein, dass Privatpersonen weltweit Schusswaffen tragen dürfen.

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Tom Chesshyre: Slow Train

Slow Train - Eine Liebeserklärung an Europa heute in 25 Stationen Book Cover
Slow Train – Eine Liebeserklärung an Europa heute in 25 Stationen Tom Chesshyre Dumont Reise/mairdumont Erschienen am: 14.04.2020 Seiten: 334 ISBN: 978-3-7701-6696-1 Übersetzerin: Astrid Gravert

Inhalt:

Die Freiheit auf Schienen genießen – dafür begibt sich Tom Chesshyre auf eine abenteuerliche Zugreise quer durch Europa, von London über die Ukraine bis nach Venedig. Das eigenetliche Reiseziel, Europa und seine Bewohner kennenlernen.

Tom Chesshyre reist ohne genauen Plan, eben dorthin, wohin die Schienen führen, und freundet sich unterwegs mit seinen Mitreisenden an – und natürlich mit dem ein oder anderen Schaffner. Ein persönlicher Reisebericht, der zeigt, was Europa zusammenhält. Und eine leidenschaftliche Einladung, sich mit dem nächsten Zug selbst auf den Weg zu machen. (Klappentext)

Rezension:

Als Groß-Britannien sich dafür entscheidet, die Europäische Union zu verlassen, besteigt der Reiseschriftsteller Tom Chesshyre einen Zug und begibt sich auf die Suche nach eben dem, wovon sich so viele seiner Landsleute entfernt zu haben scheinen. Was ist das, dieses Europa? Welche Bedeutung hat der Begriff, der für die Einen Hoffungsschimmer und Sehnsuchtsort, für die anderen Projektionsfläche allen Übels darstellt?

Was können wir heute noch von diesem Zusammenhalt für uns mitnehmen, der zunehmend zu bröckeln beginnt. Mit einem Interrailticket durchquert der Autor den Kontinent, von West nach Ost, Endstation Venedig.

Reiseberichte sind Momentaufnahmen bestimmter Zustände und zumeist sehr subjektiv. Da nimmt sich dieser von Tom Chesdshyre nicht aus, dessen Liebe zu Zügen bereits auf den ersten Seiten auffällt. Der Leser begleitet den Autor von Station zu Station, die Kapiteleinteilung folgt der Reiseroute. Eindrücklich sind die Schilderungen von Begegnungen im Zug, kurzen Momenten der Beobachtung an den Bahnsteigen. Passieren tut nicht viel.

Tom Chesshyre lässt sich treiben und überraschen, ob von belgischen Schaffnern oder im Museum der zerbrochenen Beziehungen, irgendwo im ehemaligen Jugoslawien. Das macht nichts. Interessant sind ohnehin die Gedanken des Briten, die mit zunehmender Entfernung von zu Hause immer mehr zum dortigen politischen Geschehen schweifen. Werden in einem Europa, in dem sich die Staaten immer mehr von einander entfernen, Reisen wie diese noch möglich sein?

Am Rande der Bahnsteige, Bahnhöfe, zeigen sich für Autor und LeserInnen, wie Europa heute noch wirkt und was das für die Menschen bedeuten kann, etwa im gebeutelten Kosovo oder in der von den jüngsten Auseinandersetzungen mit Russland geplagten Ukraine.

Sachlich, doch immer auch mit viel Emotionen verbunden, beschreibt Chesshyre was er sieht ohne ins Kitschige abzugleiten. Nur manchmal ist das Technische, die Eisenbahnliebhaberei dann doch etwas zu viel des Guten. Fans des Rollwerks auf Schienen kommen jedoch auf ihre Kosten. Liebhaber von Reiseberichten, ohnehin.

Ein Plädoyer für Europa, ob nun innerhalb eines politischen Gebildes, so doch als Gemeinschaft, in der ein jeder sein eigenes Leben lebt und doch auf den jeweils Anderen einwirkt. Die Eisenbahn verbindet heute noch ganze Länder und Regionen, funktioniert auch dort zuweilen, wo Politik gerade auseinander triftet.

Auf persönlicher Ebene scheint noch zu klappen, was offiziell immer schwieriger wird. Tom Chesshyre beobachtet, saugt auf und spricht mit den Menschen, hört zu. Das Reisen auf Schienen macht neugierig, verbindet, verändert Blickwinkel. Einen hauch davon kann man aus diesem Bericht mitnehmen. Damit ist dann schon ein Anfang gemacht.

Autor:

Tom Chesshyre wurde 1971 geboren und ist ein britischer Reiseschriftsteller. Für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er mehrere Reportagen, u.a. bei The Times. Auch für National Geographic war er bereits tätig. Über das Zugreisen schrieb er bereits mehrere Reiseberichte. Chesshyre lebt in London.

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Morten Traavik: Liebesgrüße aus Nordkorea

Liebesgrüße aus Nordkorea Book Cover
Liebesgrüße aus Nordkorea Morten Traavik Suhrkamp Erschienen am: 18.05.2020 Seiten: 292 ISBN: 978-3-518-47053-4 Übersetzer: Stefan Pluschkat

Inhalt:

In den letzten zehn Jahren ist Morten Traavik mehr als zwanzig Mal nach Nordkorea gereist, dem abgeschottesten Land der Welt, als offizieller Kulturattache Norwegens. In Zusammenarbeit mit den notorisch verschlossenen Behörden gelangen ihm bahnbrechende Projekte – wie das erste Rockkonzert auf nordkoreanischen Boden – bis zum Herbst 2017, als er alle Beziehungen zum Land kappen musste.

Jetzt erzählt er, was er erlebt hat: Durch die unerwartete Freundschaft mit einem nordkoreanischen Staatsdiener dringt Traavik immer tiefer in die Irrungen und wirrungen dieses Landes ein, bis der regierung seine kontroversen und subversiven Ideen zu weit gehen… (Klappentext)

Rezension:

Man kann sich wahrlich leichtere Herausforderungen suchen, als in einem der undurchsichtigsten Ländern der Welt kulturelle Projekte anstoßen zu wollen, und doch hat der Norweger morten Traavik genau das getan. Damit gewann er einen Einblick in das Funktionieren dieses Staates, wie es wohl kaum jemanden bisher gelungen ist. Nun ist sein erstes Buch, ausgerechnet dazu, in deutscher Übersetzung erschienen. Doch, wer ist Morten Traavik eigentlich genau?

Künstler, Musiker, Regisseur, Kommentator, irgendwie treffen all diese und noch mehr Bezeichnungen auf den Skandinavier zu, der sich in jedem Fall den Verdienst gemacht hat, das abgeschottete Land, sein Regime und die Menschen, die dort leben, verstehen zu wollen. Das ist ihm in gewisser Weise gelungen.

Er erzählt von seiner Arbeit und der Tuchfühlung mit einem unberechenbaren Gegenüber, verliert dabei nicht den Blick für das Wesentliche. Wie setzt man, behutsam, Ideen um, wenn der Partner willkürlich und wechselhaft handelt, wenn dein Kontakt genau so oder noch mehr Angst hat vor den Konsequenzen, und seien diese auch nur rein hypothetisch?

So kann es schon einmal in teils slapstickhaften Situationen ausarten, sich mit einer Disco-Kugel bei einem Propagandaevent fotografieren zu lassen oder einem Ausflug in den Versuch eines Spagat Nordkoreas auf Tauchfühlung mit den sonst verhassten Kapitalismus. Mit detaillierten Kenntnissen stellt Traavik die Geschichte Koreas dar, die letztendlich in der teilung der halbinsel mündete, zeigt die Bedeutung der Kim-Dynastie auf, und das, was das Regime bis heute daraus macht. Sachlich erklärt er das Funktionieren des Unverständlichen.

Auflockert wird die Aneinanderreihung von teils unverdaulichen Eindrücken durch genau so ungewöhnliche Rezepte. Würde man mit einem Hund nach Nordkorea einreisen, wäre dies an sich eine Einführung von Lebensmitteln?

Davon abgesehen bezieht er Stellung zum Fall Otto Warmbier, versucht Lügen, Propaganda und tatsächliches Geschehen so gut, wie möglich auseinander zu halten, erklärt, warum diese Episode der Geschichte so abgelaufen ist, warum dies aus Sicht Nordkoreas kaum anders hätte funktionieren können, zumal mit Blick auf den eigenen Machterhalt.

Nicht dabei, aber an einigen anderen Stellen geht er etwas zu freundlich mit dem totalitären Staat um, worüber zu diskutieren wäre. Dazu müsste man sich jedoch selbst ein ebenso detailliertes Bild machen, wie dies der Autor getan hat.

Komödie ist Tragödie plus Zeit.

Morten Traavik: “Liebesgrüße aus Nordkorea”, Suhrkamp.

Nach diesem Motto berichtet, durchsetzt mit einem Fototeil, von einem Land, welches zwar nicht zu unterschätzen ist, aber in teilen gnadenlos überschätzt wird. Interessant, sein Einblick in die Zusammenarbeit mit den nordkoreanischen Behörden, aber auch den örtlichen Gegebenheiten , zugleich die Linkliste als ergänzende Quellen.

So gehört “Liebesgrüße aus Nordkorea” zu der wenig vorhandenen kritisch hoffnungsvollen Literatur, die es in diesem Bereich zu finden gibt, kann man lesen, sollte sich jedoch auch ergänzend mit weiterführenden Berichten, etwa Geflohener und anderer Kenner des Landes beschäftigen, um ein abgerundetes Bild zu bekommen. Alleine dieses Sachbuch mit den kurzweiligen episodenhaften und flüssig zu lesenden Abschnitten, tut dies nicht.

Autor:

Morten Traavik wurde 1971 geboren und ist ein norwegischer Reggisseur und Künstler. Er arbeitete in Russland und Schweden an kulturellen projekten und stellte in Zusammenarbeit mit dem nordkoreanischen Regime mehrere Projekte auf die Beine, die kurz vor der vollendung gestoppt wurden. Er engagiert sich gegen Landminen in Angola und Kambodscha und arbeitet über kunst- und Genregrenzen hinweg.

Ergänzungen nach der Rezension:

In seiner Jugend war der Autor Mitglied einer Gruppe von Leuten, die den Austausch mit Nordkorea wollten und wohl auch die Ideologie nicht ganz schlecht fanden, um das einmal so zu formulieren. So ist der Gedanke für die weitere Arbeit des späteren Künstlers entstanden. Nordkorea galt vor den Hungersnöten zum Teil in Skandinavien als durchaus solventer Staat.

Die Projekte später waren aber 2017 schon dem Regime zu heikel, im Blick auf die vewobenenen und sich überschneidenden Kompetenzen der einzelnen Behörden und die politische Tonlage wurde schärfer, so dass man da schon die Arbeit beendete. Wohlgemerkt, Nordkorea mit ihm. Das Buch entstand später.

Zudem, dass er sich zu Warmbier in diesem Werk ausführlich äußert und durchaus die Inszenierungen des Schauprozesses zu deuten weiß, das erzwungene falsche Geständnis, aber auch, welche Fehler der Amerikaner wohl gemacht haben könnte, dürfte den nordkoreanischen Behörden ebenso sauer aufstoßen. Traavik trennt hier ganz gut das Geschehen auf.

Wo ich Zweifel habe, ist, dass er einen doch in manchen Teilen etwas zu sehr optimistischen Blick auf die Sicht der Dinge hat.

Das müsstet ihr aber wirklich selbst lesen.

Sachliteratur, die man vielleicht zuerst gelesen haben sollte:

Rüdiger Frank: Nordkorea – Innenansichten eines totalen Staates

Rüdiger Frank: Unterwegs in Nordkorea – eine Gratwanderung

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