Florian Schwiecker/Michael Tsokos: Eberhardt & Jarmer 3 – Die letzte Lügnerin

Bücher der Reihe:

Inhalt:

Ein Polit-Skandal erschüttert Berlin: In einem geleakten Video ist zu sehen, wie Bausenator Dieter Möller schmutzige Immobiliendeals mit einem russischen Oligarschen aushandelt – auch der Vater von Strafverteidiger Rocco Eberhadt soll darin verwickelt sein.

Als der für das Video verantwortliche Tontechniker auf dem Seziertisch von Rechtsmediziner Dr. Justus jarmer landet, lautet die Anklage gegen Möller plötzlich auf Mord. In die Enge getrieben, bittet er Rocco um Hilfe und beteuert seine Unschuld.

Doch die ermittelnde Kommissarin findet immer mehr Beweise gegen den Bausenator, und Rocco muss sich fragen, ob sein Vater einen Mörder deckt … (Inhalt lt. Verlag)

Rezension:

Ein Treffen in den Hinterzimmern der Macht, eine heimliche Aufnahme und ein anonym weitergereichtes Video. Es gab Zeiten, da hat schon viel weniger auch große Politiker zu Fall gebracht und in sofern haben die Autoren, der Rechtsmediziner Michael Tsokos und der ehemalige Strafverteidiger Florian Schwiecker auch das Rad nicht neu erfunden, dennoch liegt mit „Die letzte Lügnerin“ nun ein weiterer spannender Justiz- und Politkrimi vor.

Im dritten Band um Rechtsmediziner Justus Jarmer und Strafverteidiger Rocco Eberhardt entführen uns die Schreibenden in die Abgründe kommunalpolitischen Geschehens, welche sich zu einem handfesten Skandal auswachsen. Das Ausgangsszenario, siehe oben, ist klar gezeichnet. Ein Gespräch hinter verschlossenen Türen, welches den Beteiligten um die Ohren fliegt und mehr als nur einen Stein ins Rollen bringt.

Auch ohne Vorkenntnisse der voranstehenden Bände findet man schnell den Einstieg in die Geschichte, derer beider Hauptprotagonisten klar umrissen sind. Dabei wirkt die Figur des Dr. Justus Jarmer nahezu blütenweiß, während die Eberhardts schon zu Beginn Ecken und Kanten aufweist. Das muss auch so sein, schließlich muss sich der Strafverteidiger erneut auch mit seinem Vater auseinander setzen, ohne zu wissen, welche Kreise dies ziehen wird.

Mit Hilfe einer dichten Taktung in der Erzählfolge wird, immerhin nicht ganz so blutig, die Handlung sehr rasant vorangebracht. Ein steter Perspektivwechsel und kurz hintereinander weg folgende Kapitel tun ihr übrigens, um die Dynamik zu verschärfen.

Im Gegensatz zu anderen Werken aus der Feder Michael Tsokos‘ liegt hier der Fokus ganz klar auf die Erarbeitung des Falls im Gerichtssaal, in dem die Szenarien erarbeitet werden und die Figuren an Profil bekommen. Zu Beginn spielen die Autoren hier mit dem Gegensatz der um die beiden Hauptprotagonisten platzierten Figuren, welcher im Verlauf immer mehr und deutlichere Risse bekommt.

Der geübt Lesende ahnt eventuell sehr schnell des Rätsels Lösung, doch tut dies der spannungsgeladenen Atmosphäre keinen Abbruch. Die eine oder andere Länge im Erzählstrang, dessen einzelne Fäden nie aus den Augen verloren werden, fällt da nicht weiter ins Gewicht.

In sich schlüssig und ohne große Logikfehler ist die sehr kompakt wirkende Erzählung aufgebaut, die vielleicht sprachlich nichts Besonderes hergibt, aber sehr gut unterhält und ohne Splatter-Effekt auskommt. Tatsächlich aber wird man sich bei dem Gedanken erwischen, dass es genau so läuft in der hauptstädtischen Politik, ohne jedoch Zeile für Zeile eine Provinz-Schreibe ertragen zu müssen. Trotzdem kann man sich auch diesen, wie die anderen Bände zuvor sehr gut als Verfilmung vorstellen. So einprägsam sind Örtlichkeiten beschrieben.

Es ist spannend, Eberhardt und Jarmer auf ihrer Spurensuche zu begleiten, zudem auch diese beiden positiv besetzten Protagonisten in ihren Charaktereigenschaften doch gegensätzlich ausgestaltet wurden. Dem Text merkt man an, wo die Sachkenntnis welchem der beiden Autoren eingeflossen ist, was der Erzählung gut tut.

Wer einfach nur gut unterhalten werden möchte, ohne große Ansprüche einer Handlung folgen will, die spannend ist, jedoch ohne wirkliche Effekthascherei auskommt, ist auch mit diesem Band, den man unabhängig von den Vorgängern lesen kann, bedient.

Der gerichtsmedizinische Anteil ist dabei gering gehalten. Blut fließt also nicht allzu viel. Vor allem die Gerichtsszenen, wahrscheinlich das, was im Deutschen am wahrscheinlichsten an einem Grisham herankommt, sind es, die „Die letzte Lügnerin“ zu einer über Strecken durchaus in den Bann ziehenden Lektüre machen.

Damit ist dann auch das Trio perfekt. Gegen einen weiteren Band wäre dennoch nichts einzuwenden. Im Zusammenspiel mit den beiden Protagonisten könnte man noch so einige Geschichten erzählen.

Autoren:

Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite Berlin. Seit 2007 leitet er dort das Institut für Rechtsmedizin und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin-Moabit. Zudem ist er als Autor von Sachbüchern und Thrillern, oft in Kombination mit anderen Autoren tätig.Seit 2014 engagiert er sich als Botschafter des Deutschen Kindervereins.

Florian Schwiecker wurde 1972 in Kiel geboren und ist vom Beruf Strafverteidiger. 2017 erschien sein erster Thriller. Für eine Zeitung schreibt er regelmäßig eine Thriller-Kolumne.

Der Autor lebt in Berlin.

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