Kinder

Jonathan Safran Foer: Hier bin ich

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Hier bin ich Jonathan Safran Foer Kiepenheuer & Witsch Erschienen am: 10.11.2016 Seiten: 683 ISBN: 978-3-462-04877-3 Übersetzer: Henning Ahrens

Inhalt:

Julia und Jacob Bloch, die mit ihren drei heranwachsenden Söhnen in Washington, D.C. wohnen, haben ein Problem. Genauer gesagt, sie haben viele Probleme: Jacobs hochbetagter Großvater soll ins Altersheim, will aber nicht, ihr ältester Sohn droht von der Schule zu fliegen, dabei wollen sie in ein paar Wochen seine Bar Mizwa feiern.

Geplant ist ein großes Familienfest, zu dem auch die Verwandtschaft aus Israel anreist, was die angespannte Stimmung im Hause Bloch weiter anheizt. Und dann macht Julia eine Entdeckung, die alles infrage stellt, ihre Ehe, ihre gemeinsamen Werte, die Zukunft der Familie…

Während sich die häusliche Krise zuspitzt, dräut am Horizont ein globales Desaster: Ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten führt zu einem gewaltigeninternationalen politischen Konflikt, der auch die Familie Bloch im Kern trifft. (Verlagstext)

Rezension:

Wie groß ist die Kluft zwischen zwei Leben? Dem, das wir führen wollen und dem, welches wir tatsächlich leben? Dieser existentielle Frage stellt sich der Schriftsteller Jonathan Safran Foer und verarbeitet sie zu einer großartigen Familiengeschichte, wie man es von ihm, spätestens seit „Extrem laut und unglaublich nah“ kennt.

Auch hier geht es wieder um eine Familie, deren Leben durch ein erschütterndes Ereignis aus den Fugen gerät, deren Figuren sich voneinander fortbewegen aber doch nicht ohne einander können und wieder einmal um grundphilosophische Fragen, die nur Foer so poetisch vermag zu verarbeiten.

Und dergleichen hat der Autor viel zu erzählen.

Foer liebt das verschachtelte, in einander verwobene Gedankengänge, die seine Leser beschäftigen werden und doch sind seine Zeilen nicht schwer verdaulich. Im Gegenteil, Foer gibt genug Momente zum ausruhen, zum „sich fallenlassen“, erzählt dabei jedoch ungeheuer viel.

Eben so, wie auch in einer unscheinbaren Familie sich ungeheuer viele Ereignisse miteinader verweben, gerade, wenn sie auseinander triftet.

Als Leser verliebt man sich in die Protagonisten, nimmt die an sich zweifelnden und zerbrechenden Eltern Julia und Jakob gedanklich an die Hand, verfolgt mit Spannung das Werden der drei Söhne mit all ihren Marotten, Fehltritten und Glücksmomenten.

Verfolgt, wie innerhalb des Clans der Blochs/Blumenbergs ein graben auftut als der Staat Israel an den Rand einer katastrophe schlittert und wie der Tod des Großvaters Nähe und Distanz zugleich bringt.

Der Autor hat sich Zeit gelassen für diesen Roman und hat gut daran getan. Ein Meisterwerk auf Augenhöhe mit seinem vorherigen Romanen.

Ein Werk als Plädoyer an die Familie, selbst, wenn sie zerbricht, sich die guten Momente und Erinnerungen zu erhalten und ständig Grenzen und Ängste zu überwinden.

Ein Roman, der die Frage aufwirft, ob, wenn man nicht das Ideale erreichen kann, das größtmögliche Gute ebenfalls ausreicht? Ein Roman, der zeigt, dass jede Familie Empfindungen hervorbringt, die es auch in schweren Zeiten zu erhalten gilt und selbst, wenn alles zusammenbricht, immer auch positive Dinge übrig bleiben.

Ein Roman, der zeigt, dass wir Kindern glauben und auch nicht glauben, Erwachsene jedoch genau so hinterfragen sollten. Ein Roman, vielleicht gerade in diesen Zeiten als Erinnerung an ein gutes Amerika, bevor es die neue Regierung auf eine Reise ins Ungewisse schickt.

Ein vielschichtiges großes Familienepos, welches es zu entdecken gilt.

Autor:

Jonathan Safran Foer wurde am 21. Februar 1977 in Washington D.C. geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er studierte Literatur und Philosphie und arbeitete als Rezeptionist und Ghostwriter, bevor er sich als Herausgeber einer Sammelzeitschrift zu Ehren des 1972 verstorbenen New Yorker Künstlers Joseph Cornell betätigte.

2002 erschien sein erster Roman, 2005 „Extrem laut und unglaublich nah“, welches bis zu seiner Verfilmung von Stephen Daldry als unverfilmbar galt. bekanntheit erlangte Foer auch als Sachbuchautor mit seinem Buch „Tiere essen“, in dem er sich mit der industriellen Tierproduktion und Massentierhaltung auseinandersetzte.

Er lebt in New York, mit seiner Familie. „Hier bin ich“ ist sein viertes Werk und dritter Roman.

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Michael Schulte-Markwort: Burnout-Kids

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Burnout-Kids Michael Schulte-Markwort Knaur Erschienen am: 01.03.2016 Seiten: 269 ISBN: 978-3-426-78815-8

Inhalt:

Sie sind einfach fertig. Sie müssen perfekt gestylt sein für den Auftritt in der Klasse. Die Noten müssen sowieso stimmen. Nach Schulschluss wartet schon der Trainer, dann die Klavierlehrerin.

In der Summe ist dieser Druck auf unsere Kinder unerträglich, denn sie unterwerfen sich fast völlig freiwillig dem Diktat unserer Leistungsgesellschaft – und leiden unter den Folgen.

Der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater Professor Michael Schulte-Markwort diagnostiziert täglich Burnout bei Kindern. Er fordert deshalb von unserer Gesellschaft eine Antwort auf die Frage: „Was für Kinder wollen wir?“ (Klappentext)

Rezension:

Kinder sind keine Tyrannen, wie es uns einige Ratgeber klarmachen wollen, auch sind nicht alleine die Eltern oder die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens daran schuld, dass immer mehr Kinder den Anforderungen unserer Gesellschaft, ihrer Familien oder an sich selbst nicht mehr genügen und einfach „ausbrennen“.

Tatsächlich ist Burnout, eine Krankheit, die inzwischen in der Erwachsenenwelt anerkannt wird, bei Kindern und Jugendlichen angekommen. Immer mehr auch im Grundschulalter, wo der Leistungsdruck beginnt und von da an immer größer wird.

Bis einige von unseren Kindern nicht mehr können und sich in einer Spirale aus Enttäuschung, Misserfolgen und Depressionen befinden. Der Psychosomatiker Michael Schulte-Markwort berichtet in „Burnout-Kids“ über eine erst in den letzten Jahren entstehende Patientengruppe und darüber, wie er dieser begegnet und sie behandelt.

Herrlich unaufgeregt sieht er das Positive und das Potential jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen und schlägt individuelle Wege ein, um die Jungen und Mädchen aus ihrer Depression herauszuholen und neue Wege aufzuzeigen, die Herausforderung Alltag zu meistern.

Und das mit einer ebensolchen Vielzahl an Behandlungsmethoden auf Augenhöhe seiner Patienten.

Michael Schulte-Markwort, der inzwischen seine Patientenbriefe direkt an die Kinder und Jugendlichen richtet und nicht mehr an die Eltern, hat hier einen verständlichen Ratgeber vorgelegt, der es Laien leicht begreiflich macht, was die Ursachen, so unterschiedlich die Patienten sind, für eine Erschöpfungsdepression, einem Burnout sind und warum schon die Kleinsten davon betroffen sind.

Anhand von Fallbeispielen berichtet er von seinem Alltag mit den Patienten, stellt klar, wie der Weg vom Erstbefund über die Diagnose, die Ursachensuche und die Behandlung funktioniert.

Er betont dabei immer wieder, dass nicht ein Faktor als Auslöser dieser Krankheit eine Rolle spielt sondern viele zusammenwirken müssen, damit ein Burnout entsteht und ebenso vielfältig dagegengesteuert werden muss.

Michael Schulte-Markwort macht den Eltern Mut, Hilfe, die es so vor Jahren noch nicht gegeben hat anzunehmen und ihre Kinder therapieren zu lassen, argumentiert für das Agieren direkt mit den Kindern selbst und ist überzeugt davon, dass jedes Anzeichen für Burnout bei Kindern einer schnellstmöglichen Behandlung bedarf.

„Burnout-Kids“ richtet sich direkt an den Leser, an die Mütter und Väter derer, von denen sie denken, dass sie den Alltag, die Verquickung von Schule und Privatleben, von digitalen Alltag und Familienwahnsinn nicht mehr standhalten können und zeigt Wege, wie es uns gelingen kann, Burnout-Kids zu verhindern oder, wenn schon passiert, ihnen zu helfen.

In klarer, deutlicher und verständlöicher Sprache ist Michael Schulte-markworts für den Laien geeignet, ein Wegweiser zu sein, der nicht von oben herab geschrieben ist und auch sich nicht auf bestimmte Phänomene des Alltags einschießt, die die Erwachsenen wohlgemerkt selbst geschaffen haben.

Denn keineswegs sind Kinder z.B. Schuld an der zunehmenden Techni- und Digitalisierung unserer Gesellschaft, am Druck unseres Schulsystems oder an Ursachen innerhalb der Familiengeschichte und den Lebensmodellen heute (z.B. Scheidungsfamilien).

Kein Wunder, dass der Druck für manchen Kleinen einfach zu groß wird. Michael Schulte-Markwort nimmt dabei nicht in Anspruch einen „goldenen“ richtigen Weg gefunden zu haben, er möchte aber eine Diskussion anstoßen, die das Leben vieler Kinder hoffentlich zum Positiven hin verändert.

Es ist daher zu hoffen, dass dieses Buch (und inzwischen sein Nachfolge-Buch „Super-Kids“) viele Leser findet, die mit Kindern zu tun haben, denn sie sind es wert sich damit auseinander zu setzen. Hoffen wir, dass es gelingt.

Autor:

Michael Schulte-Markwort wurde 1956 in Osnabrück geboren und ist ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiator, sowie Universitätsprofessort. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpychosomatik in Hamburg-Eppendorf, sowie leitender Arzt der entsprechenden Abteilung im Altonaer Kinderkrankenhaus.

Er gilt als Experte für erschöpfungsdepressionen imk Kinder- und Jugendalter: Er studierte nach der Schule Humanmedizin und Philosopgie in Marburg und Kiel und erhielt 1987 seine Approbation zum Arzt, 1991 promovierte er und war 1992-1996 Oberarzt in der Klining für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universiät Lübeck.

Nach diversen Stationen erhielt er den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er hat zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.

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Anna Maria Sanders: Ich dreh gleich durch!

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Ich dreh gleich durch! Anna Maria Sanders Gütersloher Verlagshaus Erschienen am: 25.04.2016 Seiten: 304 ISBN: 978-3-579-08633-0

Inhalt:

Max, 11 Jahre alt, lebhaft, quirlig, impulsiv, planlos, vergesslich, eine richtige Nervensäge, aber auch ein äußerst liebenswerter Zappelphilipp – ein Kind mit ADHS.

Wie mag sich ein solches Kind in seinem Alltag mit all dem Chaos fühlen? In diesem Buch kommt zum ersten Mal ein ADHS-Kind selbst zu Wort. Max erzählt witzige Episoden aus seinem Leben.

Er lässt uns lachen, weinen und nachdenklich sein und verhilft uns durch seine entwaffnende Offenheit zu einer Riesenportion Verständnis und Gelassenheit. Auch diejenigen, die mit ihm zu tun haben, schreiben sich in einem erfrischenden Perspektivwechsel ihre liebe Not mit dem Energiebündel von der Seele. (Klappentext)

Rezension:

Ich halte nichts davon, Probleme mit Ratgeberbüchern zu lösen, die aufgrund ihrer Fülle und Lösungsansätze Probleme nicht lösen, sondern eher dazu beitragen, noch mehr zu verwirren. Dieses Buch hier aber, ist anders.

Erstmals wird in Tagebuchform aus der Sicht eines von ADHS betroffenen Kindes dessen Alltag beschrieben, der nicht nur für seine Umgebung, Eltern, Klassenkameraden und Lehrer äußerst anstrengend ist, sondern eben auch für Max.

Der Elfjährige, der völlig uncool zu seinem Geburtstag ein Tagebuch geschenkt bekommt, beginnt sich den Alltagsfrust von der Seele zu schreiben und bringt dabei allerhand witzige, traurige und nachdenklich machende Begebenheiten zur Sprache, ebenso wie seine Eltern, sein Großvater, seine schreckliche Tante und die Lehrerschaft, die die Mutter mit E-Mails ob der Schandtaten ihres Sohnes bombardieren und oft nicht wissen, wie umgehen mit dem kleinen Energiebündel.

Und nach und nach beginnen alle Seiten die jeweils andere zu verstehen. Max lernt sich selbst besser kennen, seine Eltern verlassen sich nicht allein auf Bücher oder aber wohlmeinende, kontraproduktive Verwandte, sondern vor allem auf Liebe, Einfühlungsvermögen, ihre erprobten Nerven und Intuition.

Nach und nach lernt man den Jungen einfach nur lieben und versteht, dass gerade Kinder mit solch einem Handicap ganz besonders sind.

Literarisch natürlich ist dieses Buch kein großer Wurf. Muss es auch nicht sein. Der Ansatz ist es, welcher diesen Ratgeber, der keiner sein will, so interessant macht. Warum nicht einfach einmal einen Betroffenen, zumal noch Kind, selbst zu Wort kommen lassen?

Gerade im Bereich ADHS, welcher von kontroversen debatten bestimmt und überdies noch nicht zur Gänze erforscht ist, eion radikaler Neuversuch, dieses Syndrom zu betrachten.

Die Autorin lässt dabei die Erfahrungen aus der Erziehung ihres jüngsten Sohnes, der ebenfalls an ADHS leidet, mit einfließen, sowie aus diversen medizinischen Studios und, ja, auch Ratgeberbüchern vor allem wissenschaftliche Betrachtungen mit einfließen.

Die Lösung aber findet sie selbst, ohne Medikamente, die sie laut ihrer Homepage aber auch nicht verteufeln will, denn sie können eine mögliche Lösung sein. Je nach dem. Schließlich muss jeder Fall individuell betrachtet werden. Allein, bei Max helfen andere Dinge.

Dieses Buch soll all jenenen Mut machen, die unter ADHS leiden oder mit Betroffenen einen oft sehr viel schwereren Alltag meistern müssen als die meisten von uns. Es ist auch jenen zu empfehlen, die vielleicht nicht direkt aber in der Verwandtschaft oder als Lehrer und Erzieher mit ADHS-Kindern zu tun haben.

Einen solchen Einblick können viele Fachbücher so nicht bieten und viele Lösungsansätze sind zu stark fokussiert, ohne dass äußere vom Tellerrand zu betrachten. Gespickt mit fachlichen Informationen, Erläuterungen zum realen Vorbild von Max Bergmann und den Tagebucheinträgen, die sich zum teil aus dem real Erlebten der Autorin, ihres Sohnes und der Familie speisen, ist dieses Buch unglaublich wertvoll und jedem zu empfehlen.

„Ich dreh gleich durch!“, sollte zur Pflichtliteratur aller Eltern und Betroffenen werden, die mit ADHS in Berührung kommen. Am Ende ist Verständnis der Weg zum Ziel.

Autorin:

Anna Maria Sanders wurde 1961 geboren und lebt verheratet mit ihrer Familie in Salzburg. Nachdem sie 1980 die Schule mit dem Abitur abgeschlossen hat verbrachte sie mehrere längere Aufenthalte in den USA und studierte in Salzburg Germanistik.

Sie arbeitete als Sprachlehrerin und beschäftigt sich seit der Geburt ihres zweiten Sohnes mit ADHS, worüber sie 2014 begann ihre Erfahrungen mit den Familienalltag eines ADHS-Kindes aufzuschreiben.

Die Autorin: http://www.anna-maria-sanders.com/autorin/

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Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

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Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft Reihe: Felix – 1 Kinderbuch Verlag: Dressler Hardcover Seiten: 240 ISBN: 978-3-7915-1246-4

Inhalt:

Felix hat keine Ahnung, wie das passieren konnte: Er hat seine verhasste Mathelehrerin auf die Größe von 15,3 cm geschrumpft. Jetzt sitzt sie in seiner Tasche – und schimpft noch immer! Wie kann Felix sie bloß wieder groß bekommen? Auf der Suche nach der Lösung stößt er auf eine unglaubliche Geschichte, die bereits hundert Jahre zurückliegt… (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Sabine Ludwig: Felix 2 – Hilfe, meine Lehrerin geht in die Luft

Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

[Einklappen]

Rezension:
Felix Vorndran ist an sich schon mit seinem Nachnamen genug gestraft, man kann sich die Kommentare vorstellen. Als wäre das nicht schlimm genug, leben seine Eltern auch noch getrennt und die Mathelehrerin Schmitt-Gössenwein hat ihm auf den Kieker.

Kurz vor den Ferien teilt sie eine für ihn sehr schlecht ausgefallene Arbeit aus und Felix ärgert sich so über die ungerechte Bewertung dass die übergroße Lehrerin plötzlich winzig klein ist. Und Felix hat sie von nun an in der Tasche.

Schimpfend, zeternd sie, muss er sich nun eine Lösung überlegen, die „Schmitti“ wieder groß zu kriegen. Doch, wie anstellen, was er sich selbst nicht erklären kann? Lehrerin und Schüler raufen sich zusammen und stoßen auf ein Geheimnis der Schulgeschichte. Doch, die Lösung hat einen Haken, genauer dunkles Fell, blaue Augen und scharfe Zähne.

Eine witzige Geschichte für Kinder und alle, die es geblieben sind, neu aufgelegt kurz vor Kinostart. Mit Bildern aus dem Film ist die Ausgabe ganz hübsch und die Geschichte für Erwachsene zwar leicht vorsehbar aber amüsant zu lesen und für die Zielgruppe ein großer Spaß.

Wer hat nicht schon einmal den einen oder anderen Lehrer verwünscht, wegen einer ungerechten Bewertung oder so empfundenen Behandlung? Und dem sympathischen Protagonisten „gelingt“ genau das.

Wenn auch, ohne Absicht. Herausgekommen ist ein kleiner Großstadtroman voller Witz und Spannung für die Kleinsten. Brüllend komisch, manchmal nachdenklich und aufzeigend, dass hinter jedem Charakter, die eine oder andere Geschichte steckt.

Das Kinderbuch ist nicht der große Wurf, macht aber Spaß und ich kann mir das sehr gut auf der Kinoleinwand vorstellen, was der einzige Grund war, weshalb ich es gelesen habe.

Bin gespannt, wie das umgesetzt wurde, was ausgelassen und wie verändert wurde. Das Buch macht jedenfalls Lust dazu, ins Kino zu gehen. Jetzt brauche ich nur noch ein Alibi-Kind. Und mal sehen, welchen Lehrer es denn getroffen hätte, hätte man selbst diese „Möglichkeit“ gehabt.

Autorin:
Sabine Ludwig wurde 1954 in Berlin geboren und studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach ihrem Staatsexamen arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, danach als Regieassistentin, Pressereferentin und zuletzt als Rundfunk-Redakteurin des SFB/RBB, für eine Kinder-Radio-Sendung.

1983 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, welches promt ausgezeichnet wurde. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin, veröffentlicht vor allem aber Kinder- und Jugendbücher. Für mehrere ihrer Übersetzungen aus dem Englischen wurde sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ludwig lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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John Lahutsky: Wolkengänger

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Wolkengänger John Lahutsky Seiten: 348 Erschienen am: 01.03.2010 ISBN: 978-3-378-01108-3 Aufbau/kiepenheuer

Inhalt:

Wanja kommt als Sohn einer Alkoholikerin verfrüht und mit nur einem Kilo Gewicht zur Welt. Als die Ärzte prognostizieren, dass er nie würde laufen können, gibt die ohnehin überforderte Mutter ihn in ein Waisenhaus.

Da das russische Fürsorgesystem keinen Unterschied zwischen körperlichen und geistigen Behinderungen macht, überläßt man Wanja in einer Gruppe „hoffnungsloser Fälle“ sich selbst. Es herrscht Mangel an allem: menschlicher Wärme, Kleidung, Nahrung, Spielzeug.

In Gitterbetten angebunden, werden die Kinder mit Medikamenten ruhiggestellt. Doch Wanja gelingt es, sich selbst das Sprechen beizubringen und eine Gruppe ausländischer Hilfskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Sie erkennen bald, dass viele der Kinder mit der richtigen Betreuung ein normales Leben führen könnten, und beschließen zu helfen.

Doch die Rechtslage ist komplex und die russischen Behörden gleichgültig. Erst nach langwierigen Bemühungen gelingt es, Wanjas Adoption zu ermöglichen. Heute führt er als John Lahutsky ein völlig normales Leben – und er hat laufen gelernt.

Nur einen Wunsch hat der einstige Waisenjunge noch: das Ende der russischen Heime, in denen noch heute tausende Kinder unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen leben müssen. (Kurzbeschreibung Amazon)

Rezension:

Fast möchte man diese Geschichte als Erfindung eines erzähltechnisch begabten Autoren abtun, anders ist sie fast nicht zu ertragen. Alan Philips ist es gelungen, die Kindheitsgeschichte von John Lahutsky zu recherchieren und beinahe lückenlos in Romanform zu verpacken.

Und er legt dabei schonungslos die Schwächen des russischen Sozial- und Gesundheitssystems offen, welches im Umgang mit körperlich und geistig behinderten Kindern immer noch jeder Beschreibung von gerechter Behandlung spottet. Und das ist noch freundlich ausgedrückt.

So erlebt Wanja die Hölle, körperlich behindert zwar aber geistig vollkommen gesund. Doch, die Verantwortlichen im Babyhaus, welches sich eigentlich um verwahrloste und benachteiligte Kinder kümmern soll, schließen die Augen vor den eigenen Missständen.

Kleinste Neigungen, sich zu widersetzen, werden als Abnormalität gesehen, körperliche Missbildungen als Hinderung, die Schützlinge in die gesellschaft irgendwie zu integireren. Nein, jedwede Abweichung ist Grund genug, die Kinder wegzusperren und verkümmern zu lassen, da „man denen ja eh nicht helfen kann und helfen sich nicht lohnen würde“.

Denkweisen vergangener Zeiten tragen immer noch, in der alles, was von der Norm abweicht keinen Platz in der Gesellschaft hat. Kurz, nachdem das Sowjetsystem in sich zusammen gefallen ist.

Es ist ein erschütterndes Portrait von Menschen, denen jeder Stein, der möglich ist, in den Weg gelegt wird, um Hilfe zu unterbinden. Ein Schriftstück voller Verzweiflung, Verbitterung und Wut, dass so etwas möglich war und möglich ist.

In vielen sozialen Einrichtungen Russlands, Heimen und diesen sog. Baby-Häusern (den Begriff gibt es so nicht, hier mussten die Autoren eine westliche Übersetzung schaffen, die etwa dem entspricht, was diese Einrichtungen sind) haben sich seit den 90er Jahren die Situationen kaum verändert. Das Buch selbst ist 2010 erschienen.

An Aktualität hat John Lahutskys Geschichte nichts eingebüßt.

Streckenlang schwer zu lesen, weil den Überblick zu behalten, ist nicht so leicht. So viele Menschen kamen mit Wanjas (Johns) Schicksal in Berührungen. So viele grausame und wenige positive Wendungen gab es.

Doch, immer wieder gibt es kleine Momente des Glücks und man weiß als Leser schon, dass es irgendwie gut ausgehen muss. Wenigstens das, da sonst John hätte kaum an diesem Roman hätte mitarbeiten können. So lässt sich das Werk dann auch lesen und durchhalten.

Ein erschreckendes Portrait mit viel Schrecken und einem Funken Hoffnung, dass viele solcher Geschichten das Schicksal von Betroffenen vielleicht nicht vollkommen, so doch ein klein wenig zum Positiven verändern kann.

Autor:

Dies ist die Kindheitsgeschichte eines der Autoren, Wanja, der erst in Amerika John genannt wurde. Eine weitere biografische Beschreibung erübrigt sich.

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