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Kurzblick 2: VDSIS – Still und Stumm – Kurzfilm

Inzwischen ist er gelaufen und hat, auf der Premiere wie auch in den Social Media Kanälen, einen ungeheuren Zuspruch erhalten.

Der VDSIS-Film “Still und Stumm”. Im Januar wurde hier über das Projekt -Von der Straße ins Studio- berichtet, welches im Zusammenhang mit dem Verein Schule ohne Gewalt e.V. Projekte mit Kindern und Jugendlichen initiiert, die eine Alternative zur handfesten Mentalität unserer Öffentlichkeit aufzeigen, die teilnehmenden Kinder in Kommunikation und Selbstbewusstsein stärken sollen.

Dies tut der Verein, in dem er Kinder in die Produktion von kleinen Musik-Clips einbindet. Ob als Darsteller, Ideengeber, Textschreiber, vor oder hinter der Kamera, hier dürfen Jugendliche sich ausprobieren, und am Ende stolz ihr jeweiliges Projekt präsentieren.

Die Resonanz ist dabei von Anfang an sehr hoch gewesen und es war nur folgerichtig, dass über kurz oder lang eine größere Arbeit entstand. Und die wurde am 25.02. in einem Fuldaer Kino präsentiert. Der Film “Still und Stumm“.

Titelsong des Films. "Kinder dieser Erde", gesungen von Julian Busse und einem Kinderchor der VDSIS.

In diesem Film steht die Freundschaft zweier Jungen im Fokus, die Träume wie alle anderen Zehn- oder Elfjährigen haben, doch deren Erreichbarkeit in weiter Ferne liegt. Beide sind Waisen, wachsen bei Pflegefamilien auf und gehen in die örtliche Schule, die von einem drakonischen Direktor geleitet wird, der nichts mehr liebt als Disziplin und Ordnung.

Film: Still und Stumm
Darsteller: Kristo Krebs, Janis Bausch, Jörg Alt
Projekt: VDSIS / Schule ohne Gewalt
Jahr: 2018
Laufzeit: 37:02 Minuten
Produktion: Fulda und Umgebung
Regie: Timm Fütterer
Kamera: Dennis Steib

Und natürlich das Machtausüben über seine Schützlinge, die auch mal mit den Zeigestock gemaßregelt werden. Unbehelligt von anderen Erwachsenen, getragen vom Druck der Kinder untereinander. Keiner sagt und tut etwas dagegen.

Max und Oskar, hervorragend gespielt durch die Schüler Kristo Krebs und Janis Bausch, sind die Leidtragenden.

Letzterer besonders, der ein Freigeist ist und als solcher positiv zu denken vermag und immer wieder bei dem selbstherrlichen Schulrektor (Jörg Alt) unangenehm auffällt. Es passiert, was passieren muss. es komnmt zur Katastrophe, denn alle haben weggesehen, eben still und stumm.

Es ist ein hervorragender Film, der Gewalt, gleich woher sie kommt, verurteilt und dabei ohne erhobenen Zeigefinger aufruft, einzuschreiten, wo immer man sie sieht. Ob nun, wie im dargestellten Fall an Schulen oder auch sonst.

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Kristo Krebs (Max), Jörg Alt (Direktor), Janis Bausch (Oskar)

Das einfühlsame Spiel der Jungen, die Interpretation Jörg alts seiner Rolle als grausamer Rektor oder auch die zahlreichen Nebenrollen, die ihrerseits zum gelungenen Spiel beitragen.

Zusammen mit den Drehorten, die den gemeinen Fuldaer leidlich bekannt sein dürften, ergibt sich eine stimmige Geschichte, wie sie durchaus passieren könnte. um so eindringlicher ist die Botschaft der Filmemacher.

Gleichwohl merkt man dem Projekt an, dass es sich um eine Lowbudget-Produktion (übrigens die erste Filmproduktion in Fulda seit Jahrzehnten) handelt, wenn die Hintergrundmusik zu laut ist oder der gesprochene Text wie abgelesen oder eben ein Gedicht auswendig gelernt und aufgesagt wird, aber es darf hier eben nicht der Maßstab einer professionellen Filmproduktion angesetzt werden.

Hier geht es um mehr. Um den Inhalt, die Leidenschaft, mit denen die Macher und Darsteller für dieses Projekt stehen, und den Potential insbesondere von Janis Bausch und Kristo Krebs, die sicherlich in weiteren Clips der VDSIS auftauchen werden. Vielleicht irgendwann wieder einmal in einem Film? Wünschenswert wäre es.

Euer findo.

Der Film ist auf den Youtube-Kanal VDSIS zu sehen. Hier klicken. Er soll keine Kritik an Lehrkräfte oder Schulen darstellen, da Gewalt an Kindern überall stattfindet. Der dargestellte Direktor ist Symbol für alle Erwachsenen, die Kindern gegenüber gewalttätig werden. Auf dem Youtube-Kanal finden sich weitere Videos, Making-of oder Einblicke in die Premiere, sowie der Filmproduktion selbst.

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Jesus Carrasco: Die Flucht

Die Flucht Book Cover
Die Flucht Jesus Carrasco Klett-Cotta Erschienen: 2013 Seiten: 208 ISBN: 978-3-608-98001-1 Übersetzerin: Petra Strien

Inhalt:

Ein Junge flieht. Die Schreie seiner Jäger verfolgen ihn. Tagsüber kauert er in einem staubigen Versteck. Nachts kämpft er sich in der Dunkelheit vor und sucht in vertrockneten Brunnen nach Wasser. Vor ihm liegt nichts als die ausgebrannte Ebene, eine Welt unerbittlicher Hitze und Gesetzlosigkeit. Und es gibt kein Zurück. (Klappentext)

Rezension:

Unter der sengenden Sonne Spaniens, die die ebene Landschaft unter sich ausdürrt, begegnet der Leser einem Jungen auf der Flucht. Genauer gesagt, in seinem Versteck, in dessen Nähe seine Häscher ihn suchen. Das Alter des Kindes nicht näher bestimmt, der Protagonist nicht namentlich betitelt, erwacht sofort der Beschützerinstinkt, ohne zu wissen, was dem Jungen vorab widerfahren ist.

Darüber lässt der Autor die Leser lange Zeit im Unklaren, wie so vieles erst einmal im Nebel verborgen bleibt. Das ist die Ausgangslage von Carrascos Geschichte, die auf’s Wesentliche reduziert, ihre Leser vollkommen in den Bann zieht. Die Protagonisten sind unbarmherzig gegen sich selbst, alleine dem kleinen Jungen und der sich ihn annehmende Ziegenhirte gewinnen im Laufe der Geschichte an Farbe und Sympathie.

Die anderen haben sie schlichtweg auch nicht verdient, wie sich mit zunehmender Seitenzahl herausstellt. Immer mehr wird der Leser davon ergriffen, den Hintergrund des Leidens des Jungen aufzuspüren und sich auf eine Reise zu begeben, die den Knirps an seine psychischen und physischen Grenzen bringen wird.

Immer wieder der drohenden Gefahr ausgesetzt, doch noch in die Hände seiner Verfolger zu fallen.

Es ist eine unglaublich schnell zu lesende, trotz des Themas, Geschichte, die sofort faszinierrt. Der Schreibstil, auf Wesentliches reduziert, ohne Schnirkel genügt, um völlig in die Gedankenwelt des kindlichen Protagonisten einzutauchen, sich seiner anzunehmen.

Mehr braucht es hier nicht, mehr möchte man auch nicht, leidet und dürstet mit dem Jungen und fragt sich, ob man wohl selbst diesen Kampf ums Überleben bestehen würde.

Angelegt ist die Erzählung in einem nicht näher bestimmten Zeitraum, doch ist zu vermuten, aufgrund der Schilderungen einiger Begebenheiten (etwa: Massengrab), dass es sich entweder um die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges oder der Diktatur Francos handelt, gleichwohl könnte die Geschichte praktisch überall im südlichen Europa angesiedelt sein.

Die Geschichte geht einem ans Herz, wobei sich die geschilderte Gewalt in Grenzen hält. Alleine, die Gedanken zwischen den Zeilen, wenn man ein wenig mehr der Vergangenheit des Jungen zu spüren bekommt, gehen schon genug nahe.

Beeindruckend ohne zu viel oder zu wenig zu erzählen, geht Jesus Carrasco voran und nimmkt uns mit auf einem Weg, auf dem der kleine Protagonist über sich hinauswächst. Ein Roman, der nichts anderes als die Höchstwertung verdient.

Autor:

Jesus Carrasco wurde 1972 in Badajoz geboren. “Die Flucht” ist sein erster Roman, der in mehreren Sprachen übersetzt wurde und in zehn Ländern erschienen ist. Es wurde in Spanien als das “Beste Buch des Jahres2013” ausgezeichnet. Der Autor lebt in Sevilla und arbeitet zudem als Werbetexter.

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