Geografie

Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen

Inhalt:

Vanessa Nakate wächst in Uganda auf und erlebt, wie es Jahr für Jahr heißer wird, die Ernten immer kleiner werden, Armut und Hunger zunehmen. Als sie sich 2019 mit dem Klimawandel auseinandersetzt, wird ihr klar: Wenn sie nicht handelt, wer dann?

Doch während die Schulstreiks von Fridays for Future in Europa einem farbenfrohen Happening gleichkommen, droht Streikenden in Uganda Gefängnisstrafe. Vanessa schweigt nicht! Entgegen aller Widerstände nimmt sie den Kampf gegen die Klimaerhitzung auf.

(Inhaltsangabe Kurzform)

Rezension:

Als Vanessa Nakate die Berichte über die Klima-Proteste vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2020 zu Gesicht bekommt, traut sie ihren Augen kaum. Neben all den Aktivist*innen, die sich mit ihr für Klimagerechtigkeit und -schutz einsetzen, hätte sie auf den Bildern einer großen weltweit tätigen Presseagentur zu sehen sein müssen, doch wurde sie aus dem Bild getilgt, eine Praxis, wie man sie nur mehr von Diktaturen kennt. Wieder einmal ist Afrikas Stimme unter den Klimaprotesten damit unhör- und unsichtbar gemacht wurden.

Ein Jahr zuvor hat die Uganderin zum ersten Mal von den Protesten in der westlichen Welt erfahren, um sich daraufhin selbst über den Klimawandel zu informieren, und im Rahmen ihrer Möglichkeiten, in ihrer Heimat sich für den Klimaschutz einzusetzen und die Menschen darauf aufmerksam zu machen. In Uganda ist dies mit vielen Hürden verbunden. Die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt, Proteste nur bedingt möglich und der Willkür des Regimes ausgeliefert. Die traditionelle Rolle, die Frauen zugestanden wird, lassen kaum Entfaltungsmöglichkeiten zu. Dennoch wagt es die Autorin, zunächst nur mit Unterstützung einiger Familienmitglieder, auch in Uganda auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und ahnt dabei nicht, welche Steine sie ins Rollen bringt.

Inzwischen gibt es ganze Bücher und reihen über den Klimawandel und Porträts der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung, was ungemein wichtig ist und den Regierungen allerorts immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden muss. Doch Stimmen aus anderen als den westlichen regionen der Erde, sind kaum hörbar. Woran liegt das?

Die Autorin berichtet von ihrem eigenen Weg hin zu den Protesten selbst, über die Situation der Menschen in ihrem Land und die Auswirkungen, die der Klimawandel schon jetzt in Uganda hat. Nakate ist dabei durchaus kritisch mit sich selbst, stellt jedoch auch dar, was selbst vermeindlich kleine Schritte bewegen können und wie vielgestaltig Aktivismus eben auch sein kann, in Gegenden, in denen man vorsichtig mit der eigenen Meinung hausieren gehen muss.

Nun in Buchform ist diese Stimme sichtbar und damit im Fokus der westlichen Welt, , was sich manchmal spannend wie ein Krimi liest, jedoch immer wieder vor Augen führt, dass es eben auch in Afrika Menschen gibt, die sich für den Klimawandel interessieren und dagegen kämpfen wollen, dass dies jedoch teilweise anders aussehen muss, als wir dies zuweilen auf den Schirm haben, jedoch nicht aus unserem Blickfeld geraten darf.

So ist dieses Werk teils Biografie, Handreichung dafür, wie man selbst sich für Klima- und Umweltschutz einsetzen kann, egal, wie vermeintlich klein Mittel und Wege sind, aber auch Bericht der Entwicklung einer jungen Frau, die man für ihren Mut und Zielstrebigkeit nur bewundern kann. An mancher Stelle rutscht dies sehr ins Emotionale ab, was vielleicht nicht falsch ist, mich aber aus dem Lesefluss herausgebracht hat. Ich hätte mir zudem noch eine ausführlichere Erläuterung von Beispielen des Einsetzens von Klimaaktivist*innen in Afrika gewünscht, als sie die Autorin in ihrem Buch ausführt.

Dennoch ist es gut und richtig, jetzt auch diese Perspektive für alle sichtbar zu haben.

Autorin:

Vanessa Nakate wurde 1996 in Uganda geboren und ist eine ugandische Klimaschutzaktivistin, die sich u. a. für Fridays for Future engagiert. Sie wuchs in der ugandischen Hauptstadt Kampala auf und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Makerere-Universität, seit 2019 setzt sie sich für Klimaschutz ein und nahm an mehreren Aktionen der Klimaschutzbewegung teil, zudem initierte sie eigene Projekte, wie dem Ausstatten von Schulen in Uganda mit Solarzellen, sie hält zudem Vorträge und hilft anderen sich für den Klimaschutz vernetzen.

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Matthias Glaubrecht: Eskapaden der Evolution

Inhalt:

Rasant verändert der Mensch die Bedingungen der Evolution, und während viele Arten noch gar nicht entdeckt sind, nimmt das Artensterben immer dramatischere Ausmaße an. Dem drohenden „Ende der Evolution“, von dem der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht in seinem gleichnamigen Bestseller schreibt, stellt er in diesem Buch die Schönheit, Vielfalt und auch die Launen der Natur gegenüber.

In 36 kurzen Kapiteln präsentiert der Zoologe Tierisches, Allzutierisches aus dem Kuriositätenkabinett der Evolution, leicht verständlich und mit einer gehörigen Prise Humor – von Sauriern mit vier Flügeln über die jährlich neuen Minnelied-Schlager der Buckelwale bis hin zu Frauenkommunen bei den Bonobos, die mit Sex das soziale Miteinander fördern. (Klappentext)

Rezension:

Noch immer stellt unsere Welt Wissenschaft und Forschung vor diversen Rätseln. Ein Großteil der Tiefsee ist noch nicht erforscht, die Menschwerdung nicht restlos aufgeklärt und auch in der Entwicklungsgeschichte, bis hin zum Aussterben der Dinosaurier existieren noch zahlreiche Fragen. Auch sind Naturwissenschaftler sich heute sicher, ein Großteil der existierenden Arten auf unserem Planeten ist noch gar nicht entdeckt.

Das ist ein Problem. Ausgerechnet das erfolgreichste Lebewesen auf der Erde entzieht immer mehr von ihnen die Existenzgrundlagen und damit bald auch sich selbst. Welche Wunder gibt es also zu bewahren? Welche Fragen zu klären? Warum ist es notwendig, das Leben, die Flora und Fauna der Erde, zu schützen und welche Sonderbarkeiten gilt es zu entdecken? Der Wissenschaftler Matthias Glaubrecht nimmt uns mit auf eine wundersame Reise.

In übersichtlich, nur lose zusammenhängenden Kapiteln präsentiert der Autor uns Wunder und Kuriositäten der Evolutionsgeschichte, klärt, warum einige heute lebende Vögel den ehemals über den Planeten herrschenden „Schreckensechsen“ ähnlich sind und das Klonen von Mammuts (vorerst) ein Wunschdenken bleiben wird, was dies für die bedrohten Tierarten von heute und damit auch für die Biodiversität der Erde bedeutet. Er zeigt auf, warum eine Mähne Löwenmännchen in eine Zwickmühle bringt, warum Frauen länger leben als sie Kinder bekommen können und was es mit dem Krieg der Schnecken auf sich hat.

Diese und viele andere Anekdoten lassen sich über das Leben auf der Erde erzählen. Matthias Glaubrecht tut dies zuweilen mit einer Prise Humor, jedoch immer mit dem Zeigefinger, dass ausgerechnet der Mensch dabei ist, dies zu beenden und dabei evolutionäre Prozesse in einer Geschwindigkeit zu überholen, die die Natur nicht vorgesehen hat. Angesichts der Wunder, die wir zerstören, geht man aus der Lektüre einigermaßen benommen heraus.

Der Autor indes konnte sich nicht entscheiden, in welchem Grundton dieses für das Laienpublikum gehaltene Werk gehalten werden sollte. So wirkt dies, wenn hochkomplex zu lesende Passagen sich mit humorvollen Kapiteln abwechseln, nur um dann wieder Kapitel mit erhobenen Zeigefinger zu lesen. Hier hätte eine gewisse Einheitlichkeit in der Vermittlung der Thematik eine bessere Wirkung erzielt, zumal bestimmte Inhalte ruhig etwas ausführlicher behandelt hätten werden können.

Vielleicht ergibt sich ein anderer Eindruck, legt man den zuvor erschienen Band „Das Ende der Evolution“ daneben, so aber bleibt ein Gefühl der Unvollständigkeit. Daher, ohne dieses zu kennen, die Empfehlung, es zuerst zu lesen. Andernfalls fehlt ein Puzzleteil. Und dies ist ja in der Evolutionsforschung oft genug der Fall. Die Erkenntnis kommt jedoch rüber.

Autor:

Joachim Matthias Glaubrecht wurde 1962 geboren und ist ein deutscher Zoologe, Wissenschaftsjournalist und Autor. Zunächst studierte er in Hamburg Biologie, wo er 1990 sein Diplom erlangte und vier Jahre später promovierte. 1996 war er Gast am Australian Museum in Sidney, später dann Mitarbeiter und Kurator beim Naturkundemuseum Berlin.

2011 habilitierte er an der Humboldt-Universität Berlin. Im Jahr 2014 wurde er zum Direktor des Centrums für Naturkunde ernannt. Er forscht über evolutionäre Systematik, historische Biogeografie und Morphologie, sowie Wissenschaftsgeschichte der Biologie. Zudem ist er für Zeitungen und Zeitschriften als Wissenschaftsjournalist tätig und Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Werke.

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Volker Reinhardt: Die Macht der Seuche

Inhalt:

Die Große Pest der Jahre um 1348 war eines der einschneidendsten Ereignisse der europäischen Geschichte. Der Historiker Volker Reinhardt rekonstruiert den Verlauf der Epidemie von den Anfängen in Asien bis zu ihrem vorläufigen Erlöschen in Europa, beleuchtet die unterschiedlichen Verhältnisse in ausgewählten Städten und fragt, wie die Überlebenden politisch und wirtschaftlich, religiös und künstlerisch das große Sterben bewältigten.

Sein spannend geschriebenes Panorama führt eindringlich vor Augen, was wir dem medizinischen Fortschriftt verdanken – und wie verblüffend ähnlich wir heute trotzdem auf eine Pandemie reagieren. (Klappentext)

Rezension:

Den Umgang mit heute verlaufenden Pandemien betrachtend, lohnt sich mitunter ein Blick zurück in die Geschichte und eine vergleichende Betrachtung von Ereignissen mit ähnlich einschneidender Bedeutung. Für eine Fokussierung etwa, nur auf Corona ist es noch zu früh.

Allenfalls in den nächsten Jahren wird man das gesamte Ausmaß überblicken können, doch wie gingen unsere Vorfahren mit global sich verbreitenden Viren und ihren Folgen um, welche Schlüsse und Maßnahmen zogen sie, den damaligen Wissestand und medizinischen Kenntnisse natürlich berücksichtigt, daraus?

Welche Auswirkungen hatte etwa die um sich greifende Pest im sozialen und gesellschaftlichen, poltischen Gefüge, während diese um sich griff und vor allem, welche Nachwirkungen waren zu verzeichnen. Der Historiker Volker Reinhardt begab sich auf Spurensuche.

Anhand zahlreichen Kartenmaterials, welches der historischen Betrachtung voransteht, erläutert er die einzelnen Phasen der Pest, ihre Verbreitung im damaligen Europa und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Regionen. bemüht, um vergleichende und vielschichtige Betrachtung, fokussiert der Autor sich dabei nicht auf einzelne Regionen, wenngleich etwa Italien und Frankreich einen großflächigen Anteil an seiner Betrachtung ausmachen.

Warum dies so ist, erläutert Reinhardt ebenso, wie er auch immer wieder anhand der Quellenlage verdeutlicht, wo beträchtliche Lücken eine ausführliche Auswertung beinahe unmöglich bzw. schwierig machen.

Detailliert geht er zunächst auf die Seuche als solches ein, und erläutert dann, was diese mit den damaligen Menschen machte und welche Auswirkungen in den Jahren danach Folge waren. Einzelne Abschnitte der Betrachtung lohnen einem Vergleich zur heutigen Situation. Schon damals erkannte etwa die obere Führung von Mailand die Bedeutung der Isolation. Auch die Quarantäne, wie wir sie heute kennen, nahm in der damaligen Zeit ihren Anfang. Reinhardt geht jedoch auch auf die Unterschiede ein, erläutert, weshalb die Pest wo welche Auswirkungen hatte, wie viele Menschen nach Quellenlage tatsächlich betroffen waren und dass sich auch damals schon die Hoffnungen nach einer besseren, anderen Gesellschaft nach der Seuche schnell zerschlugen.

Das alles ist in kompakter Form keine ausschweifende, jedoch leider um so mehr trockene Literatur, die zwar versucht anhand von Personengeschichte Interesse zu wecken, dies jedoch nicht vermag. Tatsächlich ist diese Sammlung an Wissen eine schnöde Aneinanderreihung von Fakten, die trocken daherkommt. Es wirkt in etwa so, als würde man heutige Nachrichten mit einem tiefen Seufzer kommentieren. mit zunehmender Seitenzahl muss man sich förmlich zwingen, die Fakten aufzunehmen und zu behalten. Da nützt dann auch eine sehr intensiv bewältigte Quellenlage und gute Recherchearbeit wenig.

Schade, aus diesem Stoff Geschichte hätte man viel mehr herausholen können. Genug Interessenten gäbe es bestimmt.

Autor:

Volker Reinhardt wurde 1954 in Rendsburg geboren und ist ein deutscher Historiker. Seit 1992 lehrt er als Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg. Zunächst jedoch studierte er Geschichte und Romanische Philologie in Kiel, Freiburg im Breisgau und in Roman, danach absolvierte er seine Staatsexamen in Geschichte 1975, und Romanistik 1976.

Nach einem Forschungsaufenthalt in Rom promovierte er über die Finanzen des Kardinals Borghese, war 1985-1991 Hochschulassistent in Freiburg im Breisgau, habilitierte dort 1989.

Als Hochschuldozent lehrt er an der Universität Freiburg in der Schweiz, ist zudem Vertrauensdozent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Er beschäftigte sich mehrfach mit der Geschichte der italienischen Renaissance, u.a. mit der Familie Medici, Borgia und verfasste eine Biografie Leonardo da Vincis. Reinhardt ist Mitherausgeber der WBG-Reihe „Geschichte kompakt“.

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Jens Mühling: Mein russisches Abenteuer

Inhalt:

Fast ein Jahr lang reist Jens Mühling durch Russland und porträtiert aus ganz persönlicher Perspektive eine Gesellschaft, deren Lebensgewohnheiten, Widersprüche, Absurditäten und Reize hierzulande nach wie vor wenigen vertraut sind. Auf seiner Reise erlebt er unglaubliche Begegnungen: Eine Einsiedlerin in der Taiga, die erst als Erwachsene erfahren hat, dass es jenseits der Wälder eine Welt gibt. Ein Mathematiker, der tausend Jahre der russischen Geschichte für erfunden hält. Ein Priester, der in der atomar verseuchten Sperrzone von Tschernobyl predigt. Ihre Lebensgeschichten fügen sich zu einem faszinierenden Porträt der russischen Seele. (Klappentext)

Rezension:

Land der Verheißung. Land der Verbannung. Sibirien. Faszinierend und erschreckend ist dieser Landstrich, der für sich allein genommen immer noch der größte Staat der Erde wäre und doch ist Russland so viel mehr als nur diese Region. Der Journalist Jens Mühling begab sich erstmals im Jahre 2010, der Konflikt mit der Ukraine noch in weiter Ferne, dorthin, um die russische Seele zu erkunden.

Dieses Russland – es ist eigentlich überhaupt kein Land!

Jens Mühling: Mein russisches Abenteuer, erschienen bei mairdumont/Dumont Reise.

Die erste Station Kiew, wo die historischen Ursprünge dieses fascettenreichen Landes liegen, Tschernobyl, Moskau, St. Petersburg und dann hinaus in die unergründliche Weite. Jens Mühling spürt den Geschichten nach, die sich in seiner Schreibtischschublade in Berlin, in Form von Zeitungsausschnitten und ausgedruckten Artikeln sammelten. Auf eine Antwort folgen tausend Fragen.

Dieser vielschichtige und sehr persönliche Reisebericht wurde geschrieben und erstmals veröffentlicht, als die heutigen Konflikte mit Russland noch weit weg waren und so beschreibt der Journalist und Autor mit Blick für’s Detail seinen Versuch, die russische Seele zu ergründen. Unglaubliche Geschichten tun sich ihm auf. Hätte diese jemand erfunden, so wären sie kaum glaubwürdig, doch in diesem riesigen Land gibt es viele Realitäten. Einfühlsam näherte sich Mühling den Menschen, die aus ihrem Leben erzählen und so einen anderen Blickwinkel bieten.

Die rätselhafte russische Seele gibt es nicht.

Die russische Seele ist nicht rätselhafter

als der morgendliche Kopfschmerz

nach einem Besäufnis.

Jens Mühling: Mein russisches Abentuer, erschienen bei mairdumont/Domont Reise.

Es gibt sie noch, die unendlichen Weiten, aber auch die Dramen, die wie aus einem Buch Tolstois zu stammen scheinen. Da können auch schon einmal Jahrhunderte Geschichtsschreibung erfunden sein oder andere längst vergangenen Zeiten nachtrauern. In kurzweiligen episodenhaften Kapiteln erzählt der Autor von seinen Begegnungen, seiner Suche nach den letzten Altgläubigen etwa und dem Spagat zwischen Tradition und Moderne.

In einem, der Neuauflage angefügten Nachwort, ein nachdenkliches Fazit. Vieles hat sich verändert. Vieles, auch solche Reisereportagen, nicht zuletzt der Zugang zu den Menschen, sind schwerer geworden. So bleibt dieses Porträt eine Momentaufnahme, eines Landes, welches starr in sich ruht und sich dennoch rasant bewegt. Unbedingt lesenswert.

Autor:

Jens Mühling wurde 1976 in Siegen geboren und ist ein deutscher Journalist und Autor. Zunächst studierte er Literatur in Norwich, England, und Berlin, bevor er für die Moskauer Deutsche Zeitung arbeitete. Als Redakteur des Berliner Tagesspiegels schreibt er seit 2005 regelmäßig über Russland und Osteuropa. 2012 erschien sein erstes Werk, welches für den Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis und in England für den Dolman Travel Book of the Year Award nominiert wurde. Es folgten mehrere Reisereportagen. 2020 erschien sein Bericht „Schwere See – Eine Reise rund ums Schwarze Meer“.

Dieses Buch wurde gelesen im Rahmen des Sachbuchmonats Januar 2021. #SachJan21 #sachjan2021

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Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt

Auf einem Blatt die ganze Welt Book Cover
Auf einem Blatt die ganze Welt Thomas Reinertsen Berg dtv Erschienen am: 23.10.2020 Seiten: 351 ISBN: 978-3-423-28246-8 Übersetzung: Frank Zuber, Günther Frauenlob

Inhalt:

Von den geheimnisvollen Symbolen der Steinzeit bis zu Google Earth: Thomas Reinertsen Berg nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch die Geschichte der Landkarten. Etwa nach Antwerpen, dem Zentrum der Kartografie im 16. Jahrhundert, wo Abraham Ortelius 1570 den ersten modernen Atlas schuf.

Oder in die Arktis, wo Fridtjof Nansen während einer Expedition bislang unbekannte Gebiete kartierte. Er berichtet vom Versuch, den Meeresboden topografisch abzubilden, vom kampf um den Weltraum zwischen Amerikanern und Sowjets und von der Halbwertszeit digitaler Aufzeichnungen. Eine eindrückliche Erzählung über die menschliche Sehnsucht, den geografischen Raum zu erfassen und darzustellen. (Klappentext)

Rezension:

Der Erfolg des Menschen liegt in der Fähigkeit begründet, miteinander zu kommunizieren und sich zusammen zu schließen, jedoch auch mit anderen das Wissen um Nahrungsquellen, Gefahren oder Wasser zu teilen. Seit jeher spielte dabei die Verbildlichung, die Kartierung der Welt eine bedeutende Rolle, die bis heute anhält. Zunächst beschränkte sich die Visualisierung auf die unmittelbare Umgebung, die man auf Felswänden darstellte.

Von diesen ersten Karten bis zur Erweiterung des Radius‘ durch die Satellitentechnologie war es jedoch ein langer, manchmal abenteuerlicher Weg. Thomas Reinertsen Berg wirft mit seinem Lesepublikum einen Blick in diesen Teil unserer Geschichte.

Nach intensiver Recherche nimmt der Autor uns mit auf eine erstaunliche Reise, die faszinierender kaums ein könnte. Das Interesse des Autoren für die Thematik überträgt sich Zeile für Zeile auf die Lesenden, die gleichsam in das abgebildete und erläuterte Kartenmaterial versinken.

Anhand diesem wird im Spannungsfeld zwischen Überblicks- und Detailwissen nach intensiver Recherche ein Horizont eröffnet, so wie es sein müsste, würde man als Mensch sämtliche Epochen unserer Geschichte selbst erleben.

Karten sind Weltbilder – Bilder der Welt. Alle Karten in diesem Buch repräsentieren verschiedene Blickwinkel auf unsere Welt, von den Spekulationen der Griechen bis zum religiösen Blick des Mittelalters, von der proto-wissnschaftlichen, objektivereren Kartierung der Renaissance bis zur enormen Datensammlung im digitalen Zeitalter. Gemeinsam ist allen, dass ihr Blick auf die Welt aufzeigt, was man zu ihrer Zeit wichtig fand und was damals möglich war.

Thomas Reinertsen Berg „Auf einem Blatt die ganze Welt“

Das ist kurzweilig beschrieben, zugleich spannend, spart Reinertsen Berg nicht am reichhaltigen Erzählen, wenn es um die großen Polarexpeditionen auf der Suche nach Seewegen geht oder aber auch, viel früher, um die Konkurrenzkämpfe der Kartografen und Drucker im Antwerpen des 16. Jahrhunderts.

Er zeigt, welchen Einfluss Menschen von Beginn auf die Kartierung, damit die Wahrnehmung der Welt nahmen, spart jedoch auch die Eindrücke nicht aus, denen die Kartografen von Ortelius bis Blaeu unterlagen, sowie, was dies bis heute mit uns macht und wohin sich unsere Wahrnehmung der Karten in Zukunft entwickeln wird.

Kleinteilig ist dies zuweilen, jedoch so vielschichtig, wie die Männer und Frauen, die den Horizont der Karten durch ihre Theorien, Forschungen und Expeditionen und manchmal durch schieres Glück erweiterten, so dass hiermit ein spannendes Stück Geschichte gesammelt vorliegt, in welcher es sich lohnt, einzutauchen.

Die Herausforderungen der Kartierer vergangener Zeiten waren andere als die unsrigen, doch um Möglichkeiten und Nutzen der Kartografie für die Problemstellungen unserer Welt zu begreifen, lohnt der Blick zurück. So ist dieses kurzweilige und informativ gut recherchierte Werk nur zu empfehlen.

Leseprobe: Hier klicken. (Quelle: dtv)

Autor:

Thomas Reinertsen Berg wurde 1971 geboren und ist ein norwegischer Journalist und Autor für Sachbücher. Er studierte Literaturwissenschaften, sowie nahöstliche und nordafrikanische Kultur. Im Jahr 2003 war er Mitbegründer der zeitschrift „Babylon – nordische Zeitschrift für Nahost-Studien“, der er noch immer als Redakteur angehört. Seit 2007 schreibt er Kolumnen für die norwegische Zeitung Morgenbladet. Sein Buch „Verdensteater“ veröffentlichte er in seinem Heimatland 2017. Dafür erhielt er den Brage-Preis der Kategorie Sachbuch.

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Rita Mielke: Atlas der verlorenen Sprachen

Atlas der verlorenen Sprachen Book Cover
Atlas der verlorenen Sprachen Rita Mielke Duden Verlag Erschienen am: 07.10.2020 Seiten: 240 ISBN: 978-3-411-70984-7

Inhalt:

Fremde Sprachen eröffnen überraschende Einblicke in die Lebenswelten von Völkern und Kulturen. Irokesisch, Tofalarisch, Sami, Bora, Quechua: Allein der Klang dieser Sprachbezeichnungen erinnert an die enorme kulturelle Vielfalt auf unserer Erde – und daran, dass viele dieser Sprachen bedroht oder bereits verloren sind. der „Atlas der verlorenen Sprachen“ reist einmal um die Welt und besucht 50 Sprachen auf fünf Kontinenten. (Klappentext)

Rezension:

Sprachen sind per Definition komplexe Systeme, sich auszudrücken und um sich zu verständigen. Unzählige gibt es auf unserem Planeten,allesamt Kulturgut. Wenige werden von vielen Menschen gesprochen, allzu viele sind dagegen vom Aussterben bedroht oder bereits für immer verschwunden. Das hat verschiedene Ursachen, die großteils in unserer Geschichte zu suchen sind.

Um so wichtiger ist es, zu dokumentieren, was noch zu recherchieren ist, die wenigen verbliebenen Sprecher und Sprecherinnen aufzusuchen, um so viele Wortschöpfungen, grammatikalische Gegebenheiten für die Nachwelt zu bewahren, zumal in einer globalisierten Welt, in der kleinräumige Sprachen immer mehr drohen, auszusterben.

Manchmal gelingt das. Verschiedene Sprachen, die einst auszusterben drohten, werden heute wieder gepflegt. Andere sind bereits heute verloren. Die Duden-Redaktion hat sich aufgemacht und legt zum wiederholten Male ein buntes Sammelsurium vor, diesmal rund um den Globus, in fünfzig Sprachen um die Welt.

Wie viele Wortschöpfungen kennt eine Sprache für Regen? Was bedeuten Zahlen, wenn nach der Vier nur noch „Viele“ kommen und was wurde und wird bis heute getan, um Sprache zu bewahren? Kurzweilig ist dieses kuriose Lexikon, welches das Vorkommen der Sprache in schereschnittartiken Landkarten verdeutlicht, ebenso die Anzahl derer, die die jeweiligen Sprachen heute noch pflegen, damit kommunizieren können.

Auf den nachfolgenden jeweils zwei bis vier Seiten wird dann ein kleiner informativer, nicht trockener Abriss der Geschichte dieser Sprache dargestellt, Zusammenhänge gezeigt, die zum jeweiligen Zustand dieser führten, in der sich die erwähnten Sprachen heute befinden.

Das ist zum Teilen amüsant, oft genug traurig, doch wird hier gezeigt, dass Sprache durchaus lebendig gehalten werden kan, ob in Gegenständen der sie jeweilig verwendenden Kulturen oder durch die Übernahme von Begriffen in einer Sprache, die in noch größerer Anzahl gesprochen wird.

Wer dieses Werk, dieses kleine Lexikon zur Hand nimmt, wird darin versinken und über so herrliche Begriffe wie Humuhumunukunukuapua’a stoßen und herausfinden, was der Autor von „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“mit einem Riesenfarn zu tun hat, wie kompliziert man in anderen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen ausdrücken kann, und das isolierte Sprachen den Hang zum Komplizierten besitzen.

Es wäre doch witzig, wenn aufgrund von solchen Werken nicht mehr nur Igel im Herbst unsere Wege kreuzen, sondern ein Stachelinus (Begriff aus dem Rotwelchem).

Für alle, die sich gerne mit Sprache beschäftigen, damit spielen und auch sonst Geschichte und Kultur einmal von einem anderen Blickwinkel betrachten möchten, ist dies eine wunderbare Zusammenstellung.

In der Hoffnung, dass es zumindest einige der Sprachen schaffen, zu überleben und aus anderen wenigstens ein paar Begriffe und Eigenheiten zu retten. Dieses nicht auf Vollständigkeit bestehende Werk ist schon einmal ein Anfang. Festzustellen bleibt, Sprache ist spannend.

Autorin:

Rita Mielke ist Autorin und Sprachwissenschaftlerin beim Duden-Verlag.

Und nun eine kleine Rätselfrage. ;-D

Was ist ein Humuhumunukunukuapua’a?

Lösung:

Der Diamant-Picassodrückerfisch in der Sprache Hawaiianisch. Das Tier ist der Staatsfisch von Hawaii.

[Einklappen]

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Tom Chesshyre: Slow Train

Slow Train - Eine Liebeserklärung an Europa heute in 25 Stationen Book Cover
Slow Train – Eine Liebeserklärung an Europa heute in 25 Stationen Tom Chesshyre Dumont Reise/mairdumont Erschienen am: 14.04.2020 Seiten: 334 ISBN: 978-3-7701-6696-1 Übersetzerin: Astrid Gravert

Inhalt:

Die Freiheit auf Schienen genießen – dafür begibt sich Tom Chesshyre auf eine abenteuerliche Zugreise quer durch Europa, von London über die Ukraine bis nach Venedig. Das eigenetliche Reiseziel, Europa und seine Bewohner kennenlernen.

Tom Chesshyre reist ohne genauen Plan, eben dorthin, wohin die Schienen führen, und freundet sich unterwegs mit seinen Mitreisenden an – und natürlich mit dem ein oder anderen Schaffner. Ein persönlicher Reisebericht, der zeigt, was Europa zusammenhält. Und eine leidenschaftliche Einladung, sich mit dem nächsten Zug selbst auf den Weg zu machen. (Klappentext)

Rezension:

Als Groß-Britannien sich dafür entscheidet, die Europäische Union zu verlassen, besteigt der Reiseschriftsteller Tom Chesshyre einen Zug und begibt sich auf die Suche nach eben dem, wovon sich so viele seiner Landsleute entfernt zu haben scheinen. Was ist das, dieses Europa? Welche Bedeutung hat der Begriff, der für die Einen Hoffungsschimmer und Sehnsuchtsort, für die anderen Projektionsfläche allen Übels darstellt?

Was können wir heute noch von diesem Zusammenhalt für uns mitnehmen, der zunehmend zu bröckeln beginnt. Mit einem Interrailticket durchquert der Autor den Kontinent, von West nach Ost, Endstation Venedig.

Reiseberichte sind Momentaufnahmen bestimmter Zustände und zumeist sehr subjektiv. Da nimmt sich dieser von Tom Chesdshyre nicht aus, dessen Liebe zu Zügen bereits auf den ersten Seiten auffällt. Der Leser begleitet den Autor von Station zu Station, die Kapiteleinteilung folgt der Reiseroute. Eindrücklich sind die Schilderungen von Begegnungen im Zug, kurzen Momenten der Beobachtung an den Bahnsteigen. Passieren tut nicht viel.

Tom Chesshyre lässt sich treiben und überraschen, ob von belgischen Schaffnern oder im Museum der zerbrochenen Beziehungen, irgendwo im ehemaligen Jugoslawien. Das macht nichts. Interessant sind ohnehin die Gedanken des Briten, die mit zunehmender Entfernung von zu Hause immer mehr zum dortigen politischen Geschehen schweifen. Werden in einem Europa, in dem sich die Staaten immer mehr von einander entfernen, Reisen wie diese noch möglich sein?

Am Rande der Bahnsteige, Bahnhöfe, zeigen sich für Autor und LeserInnen, wie Europa heute noch wirkt und was das für die Menschen bedeuten kann, etwa im gebeutelten Kosovo oder in der von den jüngsten Auseinandersetzungen mit Russland geplagten Ukraine.

Sachlich, doch immer auch mit viel Emotionen verbunden, beschreibt Chesshyre was er sieht ohne ins Kitschige abzugleiten. Nur manchmal ist das Technische, die Eisenbahnliebhaberei dann doch etwas zu viel des Guten. Fans des Rollwerks auf Schienen kommen jedoch auf ihre Kosten. Liebhaber von Reiseberichten, ohnehin.

Ein Plädoyer für Europa, ob nun innerhalb eines politischen Gebildes, so doch als Gemeinschaft, in der ein jeder sein eigenes Leben lebt und doch auf den jeweils Anderen einwirkt. Die Eisenbahn verbindet heute noch ganze Länder und Regionen, funktioniert auch dort zuweilen, wo Politik gerade auseinander triftet.

Auf persönlicher Ebene scheint noch zu klappen, was offiziell immer schwieriger wird. Tom Chesshyre beobachtet, saugt auf und spricht mit den Menschen, hört zu. Das Reisen auf Schienen macht neugierig, verbindet, verändert Blickwinkel. Einen hauch davon kann man aus diesem Bericht mitnehmen. Damit ist dann schon ein Anfang gemacht.

Autor:

Tom Chesshyre wurde 1971 geboren und ist ein britischer Reiseschriftsteller. Für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er mehrere Reportagen, u.a. bei The Times. Auch für National Geographic war er bereits tätig. Über das Zugreisen schrieb er bereits mehrere Reiseberichte. Chesshyre lebt in London.

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Adele Brand: Füchse – Unsere wilden Nachbarn

Füchse - Unsere wilden Nachbarn Book Cover
Füchse – Unsere wilden Nachbarn Adele Brand C.H. Beck Erschienen am: 16.03.2020 Seiten: 208 ISBN: 978-3-406-75113-4 Übersetzerin: Beate Schäfer

Inhalt:

Seit Urzeiten begleitet der Fuchs den Menschen und schon immer war er für seine Intelligenz und Schlauheit berühmt. Heute ist er das am weitesten verbreitete Raubtier und sein leuchtendes Fell selbst in den Städten ein häufiger Anblick.

Doch wer ist dieser wilde Nachbar des Menschen in Wirklichkeit? Adele Brand erschließt uns in ihrem klugen und warmherzigen Buch den mysteriösen Kosmus der Füchse mit ihren erstaunlichen Überlebenskünsten. (Klappentext)

Rezension:

Die Liste von Naturräumen, die der Mensch inzwischen nachhaltig zerstört hat, ist lang. Die Liste von Tierarten und Pflanzen, die von ihm ausgerottet oder an den Rand des Aussterbens gebracht wurden, noch vielschichtiger. Nur wenige Lebewesen konnten sich dagegen behaupten, in dem sie sich an die verändernden Bedingungen anpassten. Der erfolgreichste Kulturfolger unter ihnen ist der Rotfuchs.

Zwischen Bahndämmen und Mülltonnen, Häuserschluchten und Brachflächen hat der listige Jäger nicht nur unsere Vorgärten erobert, sondern tummelt sich inzwischen auch in den Zentren unserer Metropolen. Die britische Ökologin ist seit zwanzig Jahren auf Spurensuche und zeigt in ihrem neuen Buch auf, was sich hinter dem Erfolg von Vulpes vulpes verbirgt und What Does The Fox Say?

Ganz nahe am Nature writing ist dieses vorliegende Werk, doch liegt mit diesem Titel kein verklärendes Stück Literatur vor, sondern ein unterhaltsames und vielschichtiges Sachbuch. In diesem werden Fakten amüsant aufbereitet und einem kritischen Blick unterworfen. Adele Brand versteht es dabei, den Fuchs als Tier unter verschiedenen Winkeln zu beleuchten. In handlichen und kurzweiligen Kapiteln gibt sie zunächst einen Überblick über dessen Entwicklungsgeschichte, welche den Grundstein für den Erfolg und das heutige Überleben bildete.

Danach wendet sie sich der Biologie der Tiere zu, zeigt das komplexe Sozialleben der Füchse auf und zeigt schließlich, wie ein Zusammenleben mit diesen imponierenden Tieren gelingen kann, wie man selbst zum Beobachter eines Wesens werden kann, welches schon längst in Teilen begonnen hat, uns zu studieren.

Interessant hierbei ist vor allem der Einblick in der Arbeit der Autorin, die Feldstudien mit diesem undurchschaubaren Raubtier in unserer Mitte durchgeführt und viel zum Verständnis für den Rotfuchs beigetragen hat. Sie zeigt, was ihn im Gegensatz zu seinen Verwandten, etwa dem Polarfuchs, so erfolgreich machte und was diesem Tier im Gegensatz zu Wolf oder Luchs bisweilen besser gelungen ist.

Aufgelockert wird das ganze durch Geschichten persönlicher Beobachtungen, anhand derer sie etwa Fuchskrankheiten erklärt, um so den Lebenszyklus dieser Tiere zu komplettieren. Auffällig, es ist keine ausufernde oder fordernde Lektüre, auch kein reines Pamphlet pro und contra der umstrittenen Fuchsjagd, welches aus Groß-Britannien zu erwarten wäre. Adele Brands Position dazu ergibt sich praktisch schon mit den ersten Zeilen.

Eine Spur sachlicher als Sy Montgomery (Rendezvous mit einem Oktopus) in ihrem ebenfalls hervorragenden Werken, ist Adele Brand ein hervorragendes Plädoyer für das letzte Stück Wildnis gelungen, welches Bestandteil auch vieler unserer Leben geworden ist. Wer nach der Lektüre einen Rotfuchs beobachtet, wird diesen mit einem noch wertschätzenderen Blick begegnen, als zuvor so schon.

Und, wie macht nun eigentlich der Fuchs? LeserInnen werden das herausfinden.

Weiterführende Informationen:

Blog und Facebook der Autorin

Youtube-Channel der Autorin: hier klicken

Autorin:

Adele Brand ist Ökologin und hat schon als Kind in ihren Tagebüchern über Füchse geschrieben, die die Passion ihres Lebens wurden. Sie hat Füchse auf vier Kontinenten studiert, Forschungsprojekte in fünf verschiedenen Ländern geleitet, verwaiste Fuchswelpen aufgezogen und verletzte Füchse gepflegt. Bei all dem setzt sie sich leidenschaftlich dafür ein, die Verbindung der Menschen mit der Tierwelt zu stärken. (Autorenangabe Verlag)

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Michael Pantenius: Die Umsegelung der Welt

Autor: Michael Pantenius

Titel: Die Umsegelung der Welt

Genre: Historischer Roman/Rezensionsexemplar

Seiten: 364

Art: Hardcover

ISBN: 978-3-945424-78-0

Verlag: Morio Verlag

Inhalt:

Im Sommer 1772 bricht James Cook zu seiner zweiten Weltumsegelung auf. Mit ihm an Bord der Resolution sind 112 Männer, darunter der deutsche Naturforscher Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg.

Der Auftrag der britischen Krone lautet: Das sagenhafte Südland muss gefunden werden! Man glaubt seit alter Zeit, es soll das Paradies auf Erden sein. Drei Polarsommer lang kämpfen sich die Männer unter unsäglichen Entbehrungen durch Stürme, Eis und Schnee, immer entlang des 60. Breitgrades.

Gefährlich sind ihre Begegnungen mit den Kanibalen Neuseelands, beeindruckend die mit den Menschen Tahitis und der Kultur auf den von ihnen entdeckten Inseln der Südsee. Doch trotz aller Tapferkeit kommen sie nicht ans Ziel. (Klappentext)

Rezension:

Europa zur Zeit der Aufklärung war vor allem eines, ein Kontinent im Wandel. Kunst und Kultur blühten. Zahlreiche Bauten, Großbauprojekte verschiedener Herrscher entstanden und auch die Wissenschaften machten große Sprünge.

Zugleich versuchten die Nationen einander zu übertreffen. Der Globus sollte erobert, die noch existenten weißen Flecke der Erde endlich kartographiert werden. Länder wie Spanien, Frankreich oder England wollten Kolonien, damit wirtschaftliche und poltische Macht.

Das 18. Jahrhundert war zudem das Zeitalter großer Männer, die im Auftrag ihrer Majestäten zu riskanten, prestigeträchtigen und kräftezehrenden Unternehmungen bereit waren, zu entbehrungsreichen Erkundungsfahrten aufzubrechen und neue Welten zu erobern.

Eine Person sticht dabei besonders heraus, und so setzt der Historiker Michael Pantenius in seinem Roman „Die Umsegelung der Welt“, niemanden Geringeren als James Cooks und seine zweite Erkundungsfahrt der Südhalbkugel in Szene.

In epischer Breite erweckt der Historiker seine Protagonisten zum Leben, dessen Vorbilder Maßstäbe für spätere Erkundungsfahrten setzen sollten und zugleich den Weg bereiten sollten, für die Eroberung der Welt.

Sehr feinsinnig sind die verschiedenen Charakterköpfe ausgearbeitet, wobei natürlich James Cook hervorzuheben ist, sowie der nicht weniger schwierige protagonist, Johann Reinhold Forster, der als deutscher Naturforscher an der Expedition teilnahm, zusammen mit seinem Sohn Georg.

Aus der wechselnden Sichtweise heraus wird dieses große Abenteuer lebendig erzählt. Fast wirkt es so, als wären die Leser selbst mit an Bord der Resolution.

Michael Pantenius hält sich dabei an die Fakten und füllt diese mit Dialogen, wie sie vorgekommen sein könnten,lässt die Konflikte lebendig werden, die entstanden, als man die Mannschaft aus reinen politischen und strategischen Überlegungen heraus zusammenstellte.

Gegensätze und gemeinsame Interessen werden Zeile für Zeile fassbar, wobei keiner der Protagonisten ein wirklicher Sympathieträger wird. Zu schwierig die Charaktere. Der Lesende spürt das Großmachtstreben jener Zeit, jedoch auch Abenteuerlust und Geltungsdrang.

Dies alles ist feinfühlig aufgebaut.

In handlichen Kapiteln, die sich an der vom Schiff James Cooks genommenen Route orientieren, leidet der Leser mit der Crew, erlebt die kleinen Momente des Glücks und der historischen Erfolge.

Dieser historische Roman vermag zugleich als Schnittstelle zum literarischen Sachbuch zu überzeugen.

Ergänzt wird er durch eine Routenkarte der Expedition, sowie einem Glossar, in der historische Begrifflichkeiten erläutert werden, sowie Schifffahrtsvokabeln, die die Dialoge der Protagonisten und den Text durchziehen.

Zudem gibt es biografische Notizen über die realen Vorbilder der Figuren des Romans, sowie ein Quellenverzeichnis, welches die Geschichte ergänzt.

Sehr lesenswert.

Autor:

Michael Pantenius wurde 1938 geboren und ist ein deutscher Buchhändler, Journalist und Schriftsteller. Nachdem er in verschiedenen Berufen, u.a. als Seemann bei der Handelsflotte, tätig war, studierte er zunächst Kulturwissenschaften in Leipzig und wurde in Halle als Historiker promoviert.

Er arbeitete als Werbe- und Presseleiter bei verschiedenen Verlagen, war zehn Jahre lang Feuilletonchef einer Tageszeitung, sowie Cheflektor eines Kinderbuchverlages. Pantenius ist Autor zahlreicher historischer Romane, z.B. über die Mutter Katharinas II., sowie verschiedener Essays, Feuilletons und Reiseführer.

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