Inhalt:
Fremde Sprachen eröffnen überraschende Einblicke in die Lebenswelten von Völkern und Kulturen. Irokesisch, Tofalarisch, Sami, Bora, Quechua: Allein der Klang dieser Sprachbezeichnungen erinnert an die enorme kulturelle Vielfalt auf unserer Erde – und daran, dass viele dieser Sprachen bedroht oder bereits verloren sind. der „Atlas der verlorenen Sprachen“ reist einmal um die Welt und besucht 50 Sprachen auf fünf Kontinenten. (Klappentext)
Rezension:
Sprachen sind per Definition komplexe Systeme, sich auszudrücken und um sich zu verständigen. Unzählige gibt es auf unserem Planeten,allesamt Kulturgut. Wenige werden von vielen Menschen gesprochen, allzu viele sind dagegen vom Aussterben bedroht oder bereits für immer verschwunden. Das hat verschiedene Ursachen, die großteils in unserer Geschichte zu suchen sind.
Um so wichtiger ist es, zu dokumentieren, was noch zu recherchieren ist, die wenigen verbliebenen Sprecher und Sprecherinnen aufzusuchen, um so viele Wortschöpfungen, grammatikalische Gegebenheiten für die Nachwelt zu bewahren, zumal in einer globalisierten Welt, in der kleinräumige Sprachen immer mehr drohen, auszusterben.
Manchmal gelingt das. Verschiedene Sprachen, die einst auszusterben drohten, werden heute wieder gepflegt. Andere sind bereits heute verloren. Die Duden-Redaktion hat sich aufgemacht und legt zum wiederholten Male ein buntes Sammelsurium vor, diesmal rund um den Globus, in fünfzig Sprachen um die Welt.
Wie viele Wortschöpfungen kennt eine Sprache für Regen? Was bedeuten Zahlen, wenn nach der Vier nur noch „Viele“ kommen und was wurde und wird bis heute getan, um Sprache zu bewahren? Kurzweilig ist dieses kuriose Lexikon, welches das Vorkommen der Sprache in schereschnittartiken Landkarten verdeutlicht, ebenso die Anzahl derer, die die jeweiligen Sprachen heute noch pflegen, damit kommunizieren können.
Auf den nachfolgenden jeweils zwei bis vier Seiten wird dann ein kleiner informativer, nicht trockener Abriss der Geschichte dieser Sprache dargestellt, Zusammenhänge gezeigt, die zum jeweiligen Zustand dieser führten, in der sich die erwähnten Sprachen heute befinden.
Das ist zum Teilen amüsant, oft genug traurig, doch wird hier gezeigt, dass Sprache durchaus lebendig gehalten werden kan, ob in Gegenständen der sie jeweilig verwendenden Kulturen oder durch die Übernahme von Begriffen in einer Sprache, die in noch größerer Anzahl gesprochen wird.
Wer dieses Werk, dieses kleine Lexikon zur Hand nimmt, wird darin versinken und über so herrliche Begriffe wie Humuhumunukunukuapua’a stoßen und herausfinden, was der Autor von „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“mit einem Riesenfarn zu tun hat, wie kompliziert man in anderen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen ausdrücken kann, und das isolierte Sprachen den Hang zum Komplizierten besitzen.
Es wäre doch witzig, wenn aufgrund von solchen Werken nicht mehr nur Igel im Herbst unsere Wege kreuzen, sondern ein Stachelinus (Begriff aus dem Rotwelchem).
Für alle, die sich gerne mit Sprache beschäftigen, damit spielen und auch sonst Geschichte und Kultur einmal von einem anderen Blickwinkel betrachten möchten, ist dies eine wunderbare Zusammenstellung.
In der Hoffnung, dass es zumindest einige der Sprachen schaffen, zu überleben und aus anderen wenigstens ein paar Begriffe und Eigenheiten zu retten. Dieses nicht auf Vollständigkeit bestehende Werk ist schon einmal ein Anfang. Festzustellen bleibt, Sprache ist spannend.
Autorin:
Rita Mielke ist Autorin und Sprachwissenschaftlerin beim Duden-Verlag.
Und nun eine kleine Rätselfrage. ;-D
Was ist ein Humuhumunukunukuapua’a?
Der Diamant-Picassodrückerfisch in der Sprache Hawaiianisch. Das Tier ist der Staatsfisch von Hawaii.