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Heinz Strunk: Junge rettet Freund aus Teich

Junge rettet Freund aus Teich Book Cover
Junge rettet Freund aus Teich Heinz Strunk Rowohlt Taschenbuch Erschienen am: 01.09.2014 Seiten: 283 ISBN: 978-3-499-26668-3

Inhalt:

Mathias ist sechs Jahre alt.

Bald wird er in die Schule gehen. Er wohnt in der Siedlung, bei Mutter, Oma und Opa, die er alle sehr liebt. Weihnachten ist schon ganz nah; es schneit, und Schnee ist fast noch gemütlicher als Regen. Nur hört man leider nichts, wenn es schneit, da ist dann wieder Regen besser.

Mathias ist zehn Jahre alt.

Die großen Ferien wird er bei Oma Emmi auf dem Land verbringen. Die Kinder dort wachsen ganz anders auf, man kann hier viel Spaß haben. Mutter riecht den Braten: sie gönnt ihm die Freude nicht. Da kann sie noch so oft behaupten, Mathias sei ihr Verbündeter.

Mathias ist vierzehn Jahre alt.

Mutter ist mit ihm ins Hochhaus gezogen und hat Oma in ihrem Elend alleingelassen. Opa ist im Heim, noch so ein Verrat. Doch Mathias ahnt: im Grunde genommen trägt er die Verantwortung für Mutters Lage, obwohler natürlich auch nichts dafür kann. Wer kann schon was für seine Geburt?

(Klappentext)

Rezension:

Mathias, der bei seiner Mutter und den Großeltern in der Einöde einer norddeutschen Vorstadt aufwächst, ist ein ganz normaler Junge. Den Vormittag verbringt er, wie andere Kinder seines Alters auch, in der Schule, den Nachmittag zu Hause oder bei Freunden mit Spielen.

Keine Besonderheiten, keine Ereignisse stören die Idylle, doch Heinz Strunk schafft es, teils autobiographisch von seiner Kindheit so spannend zu erzählen, dass man sich mit dem Jungen freut, mit ihm leidet, weint, traurig ist und immer wieder die Glücksmomente einer ganz normalen Kindheit erlebt.

Tatsächlich sind die einzigen Besonderheiten vielleicht das Zusammenleben mit den Großeltern unter einem Dach, welches der Autor beschreibt oder den Beruf der Mutter, die als private Musiklehrerin arbeitet.

Spektakulär wird es erst als Mathias miit zehn Jahren aus der gewohnten Umgebung auszubrechen beginnt, die Schule wechselt und später in die Pubertät kommt. Die Geschichte legt an Tempo zu, der Schreibstil, an den man sich anfangs vielleicht noch gewöhnen muss, passt nun voll und ganz und saugt den Leser in die Geschichte hinein.

Von Anfang an konzentriert sich Strunk auf die Sichtweise des Kindes, dessen scharfer Verstand und Beobachtungsgabe völlig im Widerspruch zu seinen zunehmend immer schwierigeren Handlungen und Erlebnissen stehen, die der Junge erleiden muss. Tatsächlich ist es interessant für den Leser zu beobachten, wie sich Mathias mit jeder Zeile von seiner Mutter mehr entfernt, wobei das Buch im Allgemeinen doch sehr durchdrängt ist von der Liebe zu ihr.

Ein wunderbarer Roman, dessen Faszination sich erst auf den zweiten Blick erschließt, es aber dann vermag, den Leser ganz und gar für sich einzunehmen. Hat doch schließlich jeder Erlebnisse und Beobachtungen in der Kindheit gemacht, an die man sich noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte erinnert, von denen man zehrt, ob nun im guten oder auch schlechten Sinne.

Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen und die Protagonisten mit all ihren Ecken und Kanten, auch wenn ich froh bin, mit einigen solchen Typen selbst keine Bekanntschaft gemacht zu haben. Der Titel selbst spielt nur auf eine Episode aus dieser wunderbaren Erzählung an, trifft den Inhalt des Romans, welcher so viel mehr enthält, die gesammelten Erlebnisse einer Kindheit, nicht wirklich.

Auch der Klappentext ist, wenn überhaupt, nur an der Oberfläche kratzend, hätte man auch anders und treffender schreiben können. Das tut der wunderbaren Geschichte jedoch keinen Abbruch.

Autor:
Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren und ist ein deutscher Autor, Entertainer und Mitglied der PARTEI. Unter seinem bürgerlichen Namen Mathias Halfpape gehörte er einer Band an, mit der er ein paar kleinere Erfolge in Norddeutschland feierte.

Von 2003-2004 arbeitete er für den TV-Sender VIVA. Größere Erfolge brachten ihm seine schriftstellerischen Tätigkeiten, mit “Fleisch ist mein Gemüse” gelang ihm 2004 auf Anhieb der Durchbruch als Autor, weitere Romane folgten.

2008 kandidierte er für DIE PARTEI in Hamburg als deren Spitzenkandidat und errang für sie eines ihrer besten Ergebnisse bei einer stattfindenden Wahl. 2016 erschien sein Roan “Der goldene Handschuh”, welcher für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde.

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Riad Sattouf: Der Araber von morgen

Der Araber von morgen - 1 Book Cover
Der Araber von morgen – 1 Serie: Der Arber von morgen Graphic Novel Knaus Seiten: 148 ISBN: 978-3-8135-0666-2 Knaus

Inhalt:

Arabischer Frühling, Umsturz in Lybien und Krieg in Syrien. Als Reaktion darauf greift der französische Zeichner und Filmemacher Riad Sattouf zum Stift und erzählt von seiner Kindheit in der arabischen Welt: Ein blond gelockter Junge, Sohn einer Französin und eines Syrers, wächst in Lybien und Syrien auf. Die wahre Geschichte vom blonden Araber im Land der Diktatoren stürmte in Frankreich die Bestsellerlisten wie zuvor nur Marjane Satrapis “Persepolis”.

Bücher der Reihe:

Gestaltung und Einordnung:

Es handelt sich hierbei um eine Graphic Novel, ein in einem bestimmten Zeichenstil auf hochwertigen Papier gedruckten Comic mit Klappenbrochure-Einband. 

Tonangebend sind hier die Farben Rot, Grün und Gelb, die jeweils die Kapitel kennzeichnen, die in der arabischen Welt spielen, wehrend die europäischen “Episoden” kontrastreich in blauen Ton gehalten sind. 

Die Kapitel, die in Syrien oder Lybien spielen sind wesentlich kantiger gezeichnet. “Der Araber von morgen” ist Auftakt zu einer Triologie, von derer in Frankreich schon der zweite Teil erschienen ist.

Rezension:

Graphic Novels sind spätestens seit “Persepolis” ein beachtetes Phänomen, gelingt es doch Verlagen mit einer qualitativ besseren Aufmachung auch Erwachsene von Comics zu überzeugen (zu einem viel höheren Preis) als es die üblichen Heftchen-Varianten je könnten. 

Und auch hier muss man zwischen qualitativ guten und schlechteren Geschichten unterscheiden. 

Riad Sattouf’s gehört zweifellos zur ersten Kategorie. Er erzählt in Comic-Form seine Lebensgeschichte bzw. die seiner Kindheit, die zwiespaltiger, verwirrender nicht hätte sein können. 

Aufgewachsen in zwei verschiedenen gegensätzlichen Kulturen nimmt uns der Zeichner mit auf eine Reise, die in Frankreich beginnt bald schon aber den Blick auf Lybien und Syrien lenkt. 

Anfangs aus der Sicht eines unbefangenen Kleinkindes, später aus der eines Beinahe-Schülers. Ohne zu werten, nur eben aus diesem Blickwinkel zeigt Sattouf die Widersprüche im damaligen arabischen Alltag auf, in dem mehr noch als heute traditionelles Gedankengut auf städtische Moderne traf und die Vermischung noch nicht allzu groß war. 

Er erzählt von Alltagssituationen, unfertige Häuser, bestechlichen Polizisten, Frauenbildern und die Kunst trotzdem unbefangen aufgewachsen zu sein. Irgendwie. Die Geschichte nimmt mal den Focus auf die Mutter, mal auf den Vater oder anderen Verwandten, bleibt dabei immer in ihrer kindlichen Sichtweise, die zwar schon die Widersprüche des Vaters wahrnimmt aber noch nicht einordnen kann.

Oder die Mutter, die den Kulturschock nur äußerlich zu verkraften scheint und erst am Ende nach einer Reihe von Fehlschlägen gegen die Pläne ihres Mannes aufbegehrt, für immer in Syrien leben zu wollen. Ein kontrastreiches Portrait einer Familie in einer ebenso vielvältigen Welt, in der der Leser die Beobachterperspektive einnimmt.

Die Geschichte dabei ist ernst, trotzdem fassbar und aufgrund der Bilder um einiges klarer als wenn sie per Text vorliegen würde. Wobei man Buch und Graphic Novel nicht vergleichen kann. 

Man will auf jeden Fall mehr von Riad Sattoufs Kindheit erfahren, wenn man diese gelesen hat, sehr schön gestaltet, und so freue ich mich jetzt schon, sollten Teil 2 und 3 auch ins Deutsche übersetzt werden.

Autor:

Riad Sattouf wurde 1978 in Paris geboren und ist Comic-Zeichner und Filmemacher. Aufgewachsen in Lybien un Syrien kehrte er mit 13 Jahren nach Frankreich zurück und studierte Animation. Er avancierte in Folge dessen zu einem der bekanntesten Comic-Künstler seines Landes.

Von 2004 bis 2014 zeichnete er für das Satire-Magazin Charlie Hebdo und wurde unter anderem mit dem Prix Rene Goscinny ausgezeichnet. Den bekam er für seinen Erstlingsfilm “Jungs bleiben Jungs”. Mit seiner Familie lebt und arbeitet er in Paris.

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Gary Shteyngart: Kleiner Versager

Kleiner Versager Book Cover
Kleiner Versager Gary Shteyngart Rowohlt Erschienen am: 16.12.2016 Seiten: 474 ISBN: 978-3-498-06432-7 Übersetzerin: Mayela Gerhardt

Inhalt:

Der kleine, schmächtige Igor wandert, siebenjährig, mit seinen Eltern von Leningrad “zum Feind” nach New york aus und nennt sich fortan Gary. Von beiden Systemen lernt er nur das Schlechteste. Kein Wunder, dass aus seinem Berufswunsch Astronaut nichts wird. Da beschließt er, wenigstens etwas Unserioses anständig zu machen: Schriftsteller! (Klappentext)

Rezension:

Der kleine Igor wächst in einer ganz normalen unnormalen russischen Familie auf, die anders ist als alle anderen. Das merkt das Kind schon früh, denn seine Familie ist jüdisch, wenn auch nicht stark religiös.

Der Vater arbeitet als Maschinenbauer, die Mutter als Schreibkraft und der an Asthma und Höhenangst leidende Junge wächst in St. Petersburg auf, mit dem Traum Astronaut zu werden. Doch zeigt er früh eine andere Begabung. Die, Schriftsteller zu werden.

Denn schon als Kind schreibt er Kurzgeschichten und einen ersten kleinen Roman, inspiriert von den Geschichten Selma Lagerlöfs. Doch, keiner außer den Lehrern kann damit etwas anfangen. Für die Eltern bleibt er liebevoll ihr “kleiner Versager”. Und schließlich wandern sie aus. Zum Feind, in eine komplett andere Welt.

Der Autor hat als Kind und später als Jugendlicher in der neuen Welt es schwer, seinen Platz zu finden. Ständig stößt er auf kulturelle Grenzen und Widersprüche zwischen den Werten seiner Familie und der Konsum- und Scheinwelt Amerikas.

Shteyngart eckt mit zunehmenden Alter immer mehr an und bringt schließlich auch das Gedankenbild seiner Eltern um die Zukunft ihres Sohnes zu Fall.

Entstanden ist eine Abrechnung mit dem Leben, mit dem Aufwachsen zwischen zwei Welten, mit seinen Eltern und nicht zuletzt mit seinem Werden als Schriftsteller.

Dies macht er ziemlich genial. Nachvollziehbar bis abstoßend, die ganze Bandbreite, schreibt er über die ersten dreißig Jahre seines Lebens bis zum Entstehen seines ersten publizierten Romans.

Auf der Suche nach sich selbst ist Shteyngart hier eine Art russisch-amerikanisch-jüdisches “Die Asche meiner Mutter” gelungen. Ein Roman, der vor nichts zurückschreckt, mal rasant ist, auf der nächsten Seite innehaltend.

Der Leser entdeckt den Mensch hinter dem Autoren und wird sich am Ende nicht sicher sein, ob er real mit ihm zu tun haben wollte oder froh ist, nur das Buch lesen zu können.

Tatsächlich sind drei Viertel des Buches mehr als wunderbar und sind für sich genau so gut wie das irische Gegenstück. Das letzte Viertel demontiert dies jedoch. Solch eine Wendung hätte ich nicht erwartet, vor allem bei einem biografischen Roman.

Wäre es umgekehrt gewesen, könnte man leicht die volle Punktzahl vergeben, schließlich wirkt der letzte Eindruck immer am längsten nach, weil sehr frisch, so aber müssen Abzüge gemacht werden. Trotzdem ist Gary Shteyngart lesenswert und das nicht nur wegen dem wunderbaren Cover.

Autor:

Gary Shteyngart wurde 1972 als Sohn jüdischer Eltern in Leningrad (St. Petersburg) geboren und emigrierte im Alter von sieben Jahren in die USA. Nach der schule studierte er am Oberlin College Politikwissenschaft und arbeitete für verschiedene Non-Profit-Organisationen in New York.

Sein Debüt als Schriftsteller gab er mit “Ein Handbuch für den russischen Debütanten” (2002), schrieb aber schon im Kindesalter Kurzgeschichten. als Reise- und Kulturjournalist publiziert er in verschiedenen New Yorker zeitschriften und Zeitungen, wie “The New Yorker” oder “The New York Times”. seine Werke sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem “National Jewish Book Award for Fiction”. Shteyngart lebt in New York.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 2 – Schmitz’ Mama

Schmitz' Mama Book Cover
Schmitz’ Mama Reihe: Ralf Schmitz – 2 Humor S. Fischer Taschenbuch Seiten: 336 ISBN: 978-3-596-19110-9

Inhalt:

Warum sagen Mama immer “Dingens”? Was hat Mama mit Hannibal gemeinsam? Wie zum Teufel beendet man ein Telefonat mit Mama? Ralf Schmitz geht für solche und ähnlich knifflige Rätsel ungehemmt auf Lösungssuche.

Und spätestens, wenn er von Mamas schlimmsten Geschenken, unpassendsten Umräum-Aktionen und gruseligsten Kochversuchen erzählt, werden Sie sich fragen: Woher kennt Ralf Schmitz eigentlich meine Mutter?! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Rezension:
Manche Menschen haben Humor und gerade in Ralf Schmitz’ Familie muss schon in der Elterngernation ganz viel davon vorhanden sein. Anders lässt sich dieses Buch kaum erklären.

Der Comedian beschreibt hier witzige Episoden aus dem Leben mit seiner Mutter und angerissen, mit der restlichen Verwandtschaft, in der sich irgendwie der Leser wiederfindet.

Schließlich haben wir doch alle peinliche Eltern, eine vergessliche Oma oder einen Onkel, der hilfsbereit alles repariert und dabei die Situation noch verschlimm-bessert.

Und genau deshalb liest man dieses Buch gern, erinnert sich beim SMS-Lesen an die schönsten Textnachrichten, die man von seinen Eltern bekommen hat als diese mit dem Handy das erste Mal in Kontakt kamen, schreckliche Kleidung, in der man als Kind gesteckt wurde und allerhand peinlicher Situationen.

Und man liebt trotzdem und deswegen seine Eltern, seine Mutter heiß und innig.

In altbekannter, schmitzscher Art und Weise beschreibt Ralf episodenhaftt allerhand Situationen, in denen man sich wiedererkennen vermag. Eine etwas andere Hommage an den Menschen, der einen als erstes und vielleicht mit am meisten prägt.

Und wer nicht weiß, wer das genau ist, macht eben auf dem nächsten Foto ein Kreuz und lässt sich beim nächsten Besuch bekochen (oder doch lieber nicht!).

Im Großen und Ganzen liest sich dieses Buch, auch wieder autobiografisch, wie der Vorgänger “Schmitz’ Katze” sehr unterhaltsam und treibt Lachtränen hervor. Einmal abschalten und sich ablenken lassen. Sorgt für Aufmerksamkeit aller Außenstehenden. Musste mehrmals laut loslachen, mitten wärend einer Bahnfahrt.

Unnötig, irgendwie nicht passend, war die abgewandelte Märchengeschichte, die ein wenig über das Ziel hinausschoss und danach der etwas qualitative Abfall, der zumindest gefühlt so vorhanden war. Witzig, mit Abstrichen.

Natürlich muss man Ralf Schmitz’ Humor mögen, um das Buch mögen zu können und am besten sich dabei seine Stimme vorstellen. Als Hörbuch wirkt “Schmitz’ Mama” wahrscheinlich noch besser.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters “Die Springmaus” in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung “Schillerstraße” und “Genial daneben!”. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 1 – Schmitz’ Katze

Schmitz' Katze Book Cover
Schmitz’ Katze Reihe: Ralf Schmitz -1 S. Fischer Erschienen am: 01.01.2008 Seiten: 266 ISBN: 978-3-596-17978-7

Inhalt:

Manche Männer leben mit einer Frau zusammen – Ralf Schmitz mit seiner Katze. Und das seit 23 Jahren! Dieses eheähnliche Verhältnis wirft natürlich Fragen auf: Ist das Zusammenleben mit einer Katze wirklich so anders als mit einer Frau? Wer veralbert hier wen den ganzen Tag?

Was macht die Katze würgend im Schrank? Wie eifersüchtig ist die Katze, und was hat sie ausgerechnet jetzt in Ralfs Bett zu suchen? “Schmitz’ Katze” ist witzig, verblüffend und vor allem – autobiografisch! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Rezension:
Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal. In diesem Sinne erzählt der Comedian Ralf Schmitz vom Zusammenleben mit seiner Katze Minka und kramt dabei die eine oder andere interessante, skurile und witzige Episode aus 23 Jahren eheähnlichen Verhältnis hervor.

Und gibt dabei den Blick frei auf die wunderbare Welt eines Katzenbesitzers, welcher er nur den Namen nach ist. Denn, die Wahrheit ist, es ist genau umgekehrt. “Die Katze sucht den Menschen aus und nicht der Mensch die Katze.”, weiß schon Schmitz’ Mama zu berichten. Und dabei entstehen teils sonderbare Situationen.

Ob nun die täglichen Gewohnheiten der Katze selbst, dass Fressverhalten, was sich von einer Minute zur anderen ändern kann, die “verrückten fünf Minuten” oder der sechste Sinn des Stubentigers für oder besser gesagt gegen Tierarztbesuche.

Ralf Schmitz verpackt mit sehr viel Humor Geschichten, die jeder kennt, der eine Katze hat und doch immer wieder gerne hört. Schließlich sind Katzenbesitzer ja auch eine Gemeinschaft, so individuell wie ihre Stubentiger und Katzen ihre tierischen Therapeuten.

Ralf Schmitz ist einer der wenigen modernen Comedians, die ich wirklich leiden kann und das nicht erst seit seiner Liebe zu Katzen. Macht ihn natürlich noch viel sympathischer als so schon.

Trotzdem, das Buch ist witzig geschrieben, liest sich schnell und ist genau das Richtige, nicht nur für Katzenfreunde, um auf andere Gedanken zu kommen, sich einmal gezielt abzulenken.

Und irgendwie ist alles auch wahr. Wer eine Katze näher kennt, kann das meiste nachvollziehen und noch unzählige Anekdoten dazu beisteuern, die auch hätten erzählt werden können, wenn über die eigene Katze geschrieben wurden wäre.

Insgesamt haben mir die kurz gehaltenen Kapitel sehr gut gefallen, die Supercat-Story nicht so ganz. Obwohl, wer weiß schon, was Katzen so treiben, wenn ihr Mensch nicht daheim ist oder schläft? Kann doch keiner sagen, oder?

Fotos, gemischt mit Comic-Zeichnungen lockern einen ohnehin schon komischen Text unterhaltsam auf. Eine Mischung aus Sachbuch, Biografie (einer Katze und auch ein wenig von Ralf Schmitz) und Humorbuch, falls es diese Kategorie überhaupt gibt. Eine klare Empfehlung für alle Katzenfreunde und solche, die es werden wollen.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters “Die Springmaus” in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung “Schillerstraße” und “Genial daneben!”. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 3 – Schmitz’ Häuschen

Schmitz' Häuschen Book Cover
Schmitz’ Häuschen Reihe: Ralf Schmitz – 3 Humor Bastei Lübbe Taschenbuch Seiten: 336 ISBN: 978-3-404-60806-5

Inhalt:

Ralf Schmitz baut um – und ist kurz davor durchzudrehen. Denn nichts läuft nach Plan: Maurer ziehen Wände auf der falschen Etage hoch, Maler verputzen abgeklebte Fenster, und Elektriker montieren Lichtschalter, bei deren Betätigung die Dachluke aufgeht. Und das ist erst der Anfang.. Was für ein Glück, dass der Top-Comedian bei all diesen katastrophen nicht seinen unvergleichlichen Humor verliert.

Ralf Schmitz erkundet die verrückte Welt der Heim- und Handwerker. Am Ende ist klar: Das Leben ist eine Baustelle, nach fest kommt ab – und den Rest bringt der Putz! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 1 – Schmitz’ Katze

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 2 – Schmitz’ Mama

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 3 – Schmitz’ Häuschen

[Einklappen]

Rezension:
Ein Haus kostet den Bauherrn 5 Jahre seines Lebens und wenn man die Episoden so aneinander gereiht liest, die Ralf Schmitz erlebt hat, dann scheint selbst diese Zahl geschönt.

Wenn die Suche nach der zuständigen Behörde bereits zu einer Gedulds- und Nervenprobe wird und der Umgang mit den angeheuerten Handwerkern mitunter die gute Erziehung vergessen lässt, dann, ja dann steckt man inmitten eines großen Bauprojekts.

Die Füße fest versenkt im Zement, umgeben von falsch verlegten Fließen und Wänden, die gestrichen wurden. Mit einer anderen Farbe als bestellt. Und das ist nur für einen witzig. Für den Leser. Wie gut, dass diese es jetzt lesen können.

Mittlerweile das dritte Buch, hat sich Ralf Schmitz warm geswchrieben und so liest sich “Schmitz’ Häuschen” auch. Witzig und humorvoll schildert der Comedian die kleinen und großen Probleme, mit denen er auf seiner Baustelle konfrontiert wurde.

Übertreibungen nicht ausgeschlossen. Wir erleben Elektriker, die alles mögliche verkabeln, was nicht verkabelt werden soll, Installateure, die Schatten fühlen und Anstreicher, deren Arbeit man getrost streichen könnte.

Mehrmals schmunzeln und mindestens einmal laut lachen muss man und wer selbst einmal ein Häusle gebaut hat, mag sich in der einen oder anderen Geschichte wiederfinden. Und wer mit den Gedanken spielt, eines zu bauen, wird es sich vermutlich nach dieser Lektüre nochmals überlegen.

Dieses Buch hat mir fast noch besser gefallen als “Schmitz’ Mama” (das Buch wohlgemerkt!), wenn auch einige Episoden den Lesefluss unterbrechen und auch hier wieder mehr störten als zur Unterhaltung beitrugen.

Das tut aber den Humor des “Gesamtwerks” an sich keinen Abbruch. Man fliegt geradezu durch die Seiten. Natürlich ist die Übertreibung an der einen oder anderen Stelle allzu offensichtlich aber nun gut, einen größeren Anspruch stellt der Autor an seine Leser ja nicht.

Will er auch nicht. In diesem Sinne aber lässt es sich ganz gut lesen. Und sei es nur, um mal den Kopf frei zu kriegen.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters “Die Springmaus” in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung “Schillerstraße” und “Genial daneben!”. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Eric-Emmanuel Schmitt: Adolf H. – Zwei Leben

Adolf H. - Zwei Leben Book Cover
Adolf H. – Zwei Leben Eric-Emmanuel Schmitt S. Fischer Erschienen am: 01.04.2010 Seiten: 511 ISBN: 978-3-596-18457-6

Inhalt:

“Was wäre geschehen, wenn die Kunstakademie Adolf Hitler aufgenommen hätte?” 8. Oktober 1908: “Adolf Hitler ist durchgefallen.” Ein einzelner Satz steht am Anfang der Katastrophe, die ein Jahrhundert erschüttert hat.

Was aber, wenn der Zwanzigjährige tatsächlich Maler geworden wäre? Ohne Scheuklappen wirft Eric-Emmanuel Schmitt die verstörende Frage nach den Bedingungen auf, die einen Menschen zu dem machen, was er ist. Parallel zu der Geschichte des Diktators Adolf Hitler erzählt er eine Lebensgeschichte im Konjunktiv: die Biographie des Kunstmalers Adolf H. (Klappentext)

Rezension:

Ein Gedankenspiel mit Tücken, was rein von der Thematik, rein von der Person, um die es sich dreht zur Stolperfalle für jeden Autor werden kann, hat Eric-Emmanuel Schmitt hier mit Bravour geleistet.

Parallel zueinander werden zwei Geschichten erzählt, die sich am Anfang gleichen und mit den Jahren immer mehr von einander entfernen. Die eine ist bekannt.

Hitler, der im Ersten Weltkrieg seine Initiation erfährt und die Welt in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte stürzt, die andere genial: Hitler, der erfolgreiche und mit sich ins Reine kommende Kunstmaler. Tolerant, einsichtig und sympathisch.

Doch, darf man so über Hitler schreiben, dieses Gedankenspiel machen? Ist es zulässig?

Ganz klar, ja. Zumindest, wenn der Autor, wie Schmitt es in gewohnter Weise tut, bewusst die Fettnäpfchen-Themen sucht, sie gekonnt für sich nutzt und damit am Ende nicht Schiffbruch erleidet. Hätte hier durchaus anders ausgehen können.

Doch, Schmitt hat mit der parallelen Erzählung ein Schema gefunden, der Thematik gerecht zu werden ohne die Opfer des “echten” Hitler gerecht zu werden und dennoch den fiktiven Menschen Adolf H. sympathisch erscheinen zu lassen.

Eine Meisterleistung, die nur ganz wenigen Autoren gelungen wäre. Tatsächlich hat mir diese Umsetzung besser gefallen als Timur Vermes’ Szenario, welches auch erst heute im Hinblick des Erstarkens der AfD interessant geworden ist.

Eine prophetische Gabe, von der ich nicht wollte, dass sie sich im übertragenen Sinne bewahrheitet. Nun aber “Adolf H. – Zwei Leben”. Zwei Leben, die unterschiedlich gegensätzlicher nicht sein könnten. Kurze Abschnitte, Szenen, die sich direkt hinteinander abwechseln.

Am Anfang fällt es schwer, zwischen den einzelnen Protagonisten, ja, es ist ein und die selbe Person, dann wieder auch nicht, hin und her zu schalten. Gegen Mitte des Romans, wenn die Unterschiede größer werden, fällt es leichter. Der Lesefluss ist trotzdem ein langsamer.

Hoch konzentriert sollte man sich dieses Gedankenspiel zu Gemüte führen. Ein Schmankerl, der Kunstmaler H. trifft auf den jüdischen Psychotherapeuten Sigmund Freud und legt sich auf die Couch. Der Leser gleichsam mit ihm. Eric-Emmanuel Schmitt spielt mit dem Leser und es gelingt.

Der Schreibstil, der Ernsthaftigkeit der Thematik angemessen. Tatsächlich würde man vielleicht sogar gern ein Bild des friedlichen Kunstmalers in seiner Wohnung hängen lassen oder in einer Galerie bewundern. Der wahre Hitler indes ist nur zu verdammen.

Im Anhang dieser Ausgabe, nicht minder interessant, berichtet der Autor über den Entstehungsprozess des Werkes, welches in einer Reihe zu stellen ist, mit “Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran” oder “Das Kind von Noah”.

Man wünscht sich, so etwas im Anschluss von viel mehr Romanen zu lesen. Auch auf die Gefahr hin, dass dies viel interessante ist als die Geschichte an sich. Doch hier tut die Ergänzung sogar Not, ist wichtig, ergänzend.

Insgesamt also eine runde Sache, die sich zu lesen empfiehlt. Wenn auch sich der Roman etwas sperrig und nur langsam lesen lässt. Begibt man sich jedoch einmal auf diese Reise, entdeckt man etwas Großartiges.

Autor:

Eric-Emmanuel Schmitt wurde in Frankreich 1960 geboren und ist ein französisch-belgischer Schriftsteller, Dramatiker und Filmregisseur. Nach dem Abitur studierte er in Paris und promovierte in Philosophie, unterrichtete mehre Jahre lang in Cherbourg und an der Universität in Chambery.

Zunächst arbeitete er als Autor für Theaterstücke und wurde 1993 mit dem Theaterpreis Moliere ausgezeichnet. Seine darauf folgenden Theaterstücke wurden in über 35 Ländern aufgeführt und in mehreren Sprachen übersetzt. Einzelne Romane wurden verfilmt.

2009 führte er selbst bei “Oskar und die Dame in Rosa” Regie. Schmitt lebt in Brüssel und besitzt neben der französischen auch die belgische Staatsbürgerschaft.

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Rafik Schami: Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat

Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat Book Cover
Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat Rafik Schami dtv Erschienen am: 01.08.2013 Seiten: 207 ISBN: 978-3-423-14231-1

Inhalt:

Seit beinahe vierzig Jahren lebt Rafik Schami nun schon in Deutschland, seinen staunenden und kritischen Blick auf den deutschen Alltag hat er dabei nicht verloren.

Unnachahmlich charmant erzählt er in den teilweise erstmals veröffentlichten Erzählungen aus den Jahren 1990 bis 2010 von den Deutschen und ihren sprachlichen Eigenheiten, wundert sich über die unerschütterliche Konsequenz, mit der deutsche Gäste bei Einladungen selbst gemachten Nudelsalat mitbringen, muss erfahren, dass ein Kaufhaus kein Basar ist, verrät, warum er kein Amerikaner wurde, und schließt – beinahe – Freundschaft mit der sprechenden Stubenfliege Subabe. (Verlagstext)

Rezension:

Rafik Schami hat das Glück und Unglück in zwei Welten zu leben, zwischen diesen hin und her wechseln zu können, manchmal auch zu müssen. Seit jahren lebt der autor, der inzwischen auf zahlreiche schriftstellerische Erfolge zurückblicken kann, in Deutschland und ist längst integriert, fühlt dann aber doch das Besondere seiner Biografie.

Die Abweichungen und die Vorzüge, sich aus mehreren Kulturen berechtigt bedienen zu können und die Menschen von unterschiedlichen Standpunkten aus beobachten zu können.

Und so ist auch diese, wie diverse andere, Textsammlung Rafik Schamis entstanden, der die Pünktlichkeit der Deutschen ebenso bemerkt, wie für ihn unverständliche Essgewohnheiten. Nudelsalat in x verschiedenen Ausführungen geht gar nicht. Zumindest nicht auf einmal.

Und so erzählt der syrisch-stämmige Autor von seiner Kindheit und Jugend in damaskus, seiner Flucht vor den Händen des syrischen Staates und seines Vaters und sein Leben in deutschland.

Alleine, die Sprünge sind zu groß. Dieser Band enthält eine Auswahl seiner Texte aus diversen Kolumnen, mir wäre eine zusammenhängende Erzählung seines Lebens lieber gewesen. So aber war für mich das erste Drittel der Texte sehr gut lesbar, die begeisterung hat dann jedoch mit den nachfolgenden texten nachgelassen.

Über sein schriftstellerisches Werden, über das man gerade am Anfang der Texte mehr erfahren will, erfährt man so gut wie nichts. Vielmehr wandeln sich die Texte von einer Selbstbeobachtung zur Betrachtung anderer, was dem Lesefluss nicht gut tut.

Dies mag an der Kürze der Texte liegen. Ich hätte ganz gerne längere und ausführliche Betrachtungen seines Lebens oder die andere Menschen gelesen.

Die Sprünge zwischen den Themen und Zeiten, die der Autor hier versammelt (Oder eher dtv hier zusammengestellt hat?) sind mir zu groß und zu viele, was sehr schade ist. Denn erzählen kann Rafik Schami durchaus. Würde mich über eine größere zusammenhängende Geschichte von ihm freuen.

Autor:

Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus/Syrien geboren und wanderte 1971 nach Deutschland aus. Nach der Schule studtierte er in damaskus Chemie, Mathematik und Physik und promovierte in Chemie 1979 in Heidelberg.

Neben diverser Nebenjobs während des Studiums veröffentlichte er zahlreiche Texte und Anthologien, zunächst in arabischer, seit 1977 auch in deutscher Sprache. Sein erstes Buch auf Deutsch erschien 1978 (“Andere Märchen”). Seit dem gründete er mehrere Literaturzirkel und Veröffentlichungen über Literatur.

Schami engagiert sich seit Jahren für die Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis, wird daher von vielen arabischen Autoren kritisiert. Rafik Schami erhielt zahlreiche Literatur-Preise und lebt mit seiner Familie in der Pfalz.

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Riad Sattouf: Der Araber von morgen – 2

Der Araber von morgen - 2 Book Cover
Der Araber von morgen – 2 Serie: Der Araber von morgen Graphic Novel Knaus Seiten: 158 ISBN: 978-3-8135-0724-9

Inhalt:

Ein Ausflug nach Palmyra. Riad sattouf zeichnet die Geschichte seiner Kindheit: Der Sohn eines Syrers und einer Französin kommt in Syrien in die Dorfschule. Trotz seiner blonden Haare und der Ferien in Frankreich am Meer unternimmt er alles, um ein echter Araber zu werden – wie sein Vater. (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Gestaltung und Einordnung:
Es handelt sich hierbei um eine Graphic Novel, ein in einem bestimmten Zeichenstil auf hochwertigen Papier gedruckten Comic mit Klappenbrochure-Einband.   Tonangebend sind hier die Farben Rot und Grün, die jeweils die Kapitel kennzeichnen, die in der arabischen Welt spielen, wehrend die europäischen “Episoden” kontrastreich in blauen Ton gehalten sind.  

Die Kapitel, die in Syrien oder Lybien spielen sind wesentlich kantiger gezeichnet. Dies ist der zweite Teil einer Trilogie.

Rezension:
Der französische Zeichner Riad Sattouf erzählt seine Geschichte weiter, die um so interessanter ist als das sie in einer der heutigen mit den größten Konflikten beladenen Regionen der Welt spielt.

Den seine halbe Kindheit verbrachte er in Syrien und erlebte dort den Gegensatz, zwar arabisch aufzuwachsen aber nicht arabisch zu sein. Aus diesen Erlebnissen heraus ist eine beeindruckende Graphic Novel Serie entstanden, die es in sich hat. Im kontrastreichen Rot und Grün erzählt der Autor von seinem Leben zwischen den Welten, die Beobachtungen seiner Kindheit und die Widersprüche, die das Leben der Eltern mit sich brachte. Ob für sich selbst, ihre Kinder oder den syrischen Verwandten.   Und so streift man im zweiten Band die Schulanfangszeit Sattoufs mit einem lachenden und einem kritischen Auge. Der Zeichner entdeckt sein Talent, was er später mal zum Beruf machen wird aber auch den Ernst der Welt der Erwachsenen.  

Die Unbekümmertheit der Vorschulzeit verfliegt zu Gunsten von Lehrern mit Rohrstöcken, in der Familie gibt es gar einen Ehrenmord mit dem sich Riads Vater konfrontiert sieht. Die Erzählung gewinnt an Tempo und man bekommt eine leise Ahnung, welchen Weg die Familienmitglieder später, nach dem Comic gehen werden.

Riad Sattoufs Zeichnungen sind detailliert und einprägsam. Ernste Szenen wechseln mit witzigen ab, so dass die Geschichte weder in das Eine oder Andere abrutscht, sondern ausgewogen bleibt. Wenn auch erste kleine Risse im Idealbild des Vaters und der Familie sichtbar werden.

Mir hat die Art, diesen Prozess darzustellen, und im Gegensatz zum ersten Band einen verhältnismäßig geringen Zeitraum zu fokusieren, sehr gut gefallen, zumal ich sonst nicht in diesem Genre (Graphic Novel) zu Hause bin.

Schafft der Autor dies auch im dritten Band fortzusetzen, hat der Leser nicht nur einen tollen Hingucker im Regal, sondern eben auch ein Stück erlebter Alltagsgeschichte, wie man sie sich vielleicht in manchen Teilen, nicht allen, heute für Syrien wünschen würde.

Graphic Novels sind spätestens seit “Persepolis” in aller Munde. Man kann darüber streiten, ob dies nur eine Art und Weise ist, überteuerte Comics an Erwachsene zu verkaufen oder doch viel mehr.

Feststeht, ich habe es auch dieses Mal nicht berreut, mich dieser Ausgabe hingegeben zu haben, auch wenn ich nur bei wenigen Graphic Novels hängen bleibe.

Autor:
Riad Sattouf wurde 1978 in Paris geboren und ist Comic-Zeichner und Filmemacher. Aufgewachsen in Lybien un Syrien kehrte er mit 13 Jahren nach Frankreich zurück und studierte Animation. Er avancierte in Folge dessen zu einem der bekanntesten Comic-Künstler seines Landes.   Von 2004 bis 2014 zeichnete er für das Satire-Magazin Charlie Hebdo und wurde unter anderem mit dem Prix Rene Goscinny ausgezeichnet. Den bekam er für seinen Erstlingsfilm “Jungs bleiben Jungs”. Mit seiner Familie lebt und arbeitet er in Paris.

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Günter Lucks: Der rote Hitlerjunge

Der rote Hitlerjunge Book Cover
Der rote Hitlerjunge Günter Lucks Rowohlt Taschenbuch Erschienen am: 31.07.2015 Seiten: 234 ISBN: 978-3-499-62923-5

Handlung:

Ein Familienbild aus den Arbeiterbezirken des Hamburger Ostens in den 30er Jahren: Der Stiefvater ist Kommunist, der Vater gar im Rotfrontkämpferbund. Der eine Großvater ist Monarchist, der andere ein kommunistischer Schneider, der Onkel wiederum Sozialdemokrat. Die Stiefmutter aber schwärmt für Hitler.

Und plötzlich will der kleine Günter zum Schrecken seines Vaters in die Hitlerjugend. Günter Lucks erzählt die Geschichte seiner abenteuerlichen Kindheit, einer Kindheit zwischen den Extremen. Sie spielt in einem untergegangenen Großstadtmilieu, von dem aus erster Hand heute kaum noch ein Zeitzeuge berichten kann. (Klappentext)

Einordnung Genre:

Dieses Buch ist autobiographisch, weshalb ich es hier eingeordnet habe. Es könnte aber genau so gut bei Kinder- und Jugendbüchern stehen, da es das Erleben einer Zeitepoche aus Kindersicht erzählt.

Wenn man es als solche Literatur betrachtet, empfehle ich das Buch für 13- bis 14-jährige, die schon mit einigen Begriffen Kontakt hatten und damit umgehen können. Aufgrund der anderen Bücher des Autors, habe ich mich trotzdem für “Biographie” entschieden.

Rezension:

Es ist eine sonderbare Welt in der der kleine Günter aufwächst. Die Wirtschaft kriselt, im armen Hamburger Arbeiterbezirk sowie so und seine Eltern verehren die KPD-Größen Etkar Andre oder Fiete Schulz. Seine Eltern streiten sich über den Sinn eines Weihnachtsfestes, was der Vater als entschieden zu bürgerlich ablehnt und die Regierungen wechseln schnell.

Doch, dann kommt Hitler an die Macht. Günter darf nicht mehr sagen, was er will, zumindest in der Öffentlichkeit nicht, überall werden jetzt Menschen “abgeholt”, die den neuen Machthabern nicht genehm sind.

Und der Junge beginnt sich zunehmend für die Hitlerjugend zu interessieren. Er bewundert die Uniform, die jetzt “alle” in seinem Alter tragen, doch wird er bald erkennen, wie ernst der Spagat zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist. und so wird er schließlich Hitlerjunge, aber ein roter.

Ein kleines faszinierendes Büchlein über eine Kinder-Biografie, wie sie für Hamburg in dieser Zeit vielleicht nicht einmal so selten gewesen sein dürfte. Den Leser nimmt der Autor mit auf eine Reise durch eine heute nicht mehr existierende Welt, beschreibt einfühlend die Sorgen, den Zwiespalt, die Ängste und später auch den Hunger und die Katastrophe, unter die die Menschen litten.

Mit all den damit verbundenen Problemen und den Spagat, den die Menschen zu leisten hatten. Aus Kinder- und Jugendsicht einer Generation, die viel zu schnell erwachsen werden musste. Der Schreibstil klar und deutlich, kann das Buch auch von jüngeren Lesern gelesen werden, die an das Thema herangeführt werden wollen oder einfach nur erfahren möchte, wie Kinder ihres Alters diese Zeit erlebt haben.

Gleichwohl richtet sich Lucks nicht an eine bestimmte Zielgruppe und erzählt einfach nur aus seiner Sicht. Ohne irgendetwas zu beschönigen oder wegzureden. Es gibt da keine Längen. Mit “Der rote Hitlerjunge” ist ein interessanter Zeitzeugenbericht entstanden, der es in sich hat und das Dilemma einer Kindheit beschreibt, die viel zu schnell beendet wurde.

Autor:

Günter Lucks wurde 1928 in Hamburg geboren und besuchte die Volksschule. Nach einer Ausbildung bei der Post arbeitete er bis zur Rente in der Druckerei und bei der Poststelle des Axel Springer Verlags.

In den Hamburger Bombennächten wehrend des “Feuersturms” verlor er mehrere Familienmitglieder u.a. seinen Bruder. er veröffentlichte mehrere Bücher über seine Zeit als Kriegskind oder als Kindersoldat unter Hitler.

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