biografie

Michelle Müller-Nagy: Hinter deinem Schatten

Inhalt:
Michelle ist fünfzehn und psychisch krank. Als sie sich bei einem renommierten Filmprojekt bewirbt, das labile Menschen porträtiert, trifft sie auf den verheirateten Alexander. Der gute Ruf des sozial engagierten Unternehmens trügt: Bald beginnt der Regisseur Grenzen zu übertreten und missbraucht Michelle auf subtile Weise über Jahre hinweg.

Die Jugendliche verfällt immer mehr in eine totale emotionale Abhängigkeit dem wesentlich älteren Mann gegenüber. Sie gerät in einen nicht enden wollenden Kreislauf aus Selbstzerstörung, um ihren Schmerz und die Einsamkeit zu betäuben, die Alexander in ihr hinterlässt.

Sie sieht nur noch einen letzten Ausweg, ihrer Abhängigkeit ein Ende zu setzen: Den eigenen Tod.
(Klappentext)

Rezension:
Wie viel Schmerz, wie viel Leid kann eigentlich ein Mensch tragen, ohne daran zu zerbrechen? Wie viel Mut braucht es, sich selbst zu erkennen, Hilfe anzunehmen, um mit Rückschlägen, die es, je heftiger das Erlebte, das Krankheitsbild ist, zwangsläufig gibt, umzugehen? Niemand weiß das besser als Michelle Müller-Nagy, deren Weg schon in jungen Jahren einem Pfad voller Scherben gleicht, auf dem sie mehrfach fällt und trotzdem weitergeht. Darüber erzählt sie in ihrem bedrückenden und doch irgendwie mutmachenden Buch „Hinter meinem Schatten“, erschienen bei Pinguletta.

In einer Mischung aus Biografie und Verarbeitungsbericht schildert die Autorin entscheidende Jahre ihres Leidenwegs in die emotionale Abhängigkeit. Falsche Vertrauenspersonen, Therapeuten ohne Verständnis für den Ballast eines jungen Menschen und ein steiniger Weg zur Selbsterkenntnis, kennzeichnen spätestens ihr Leben seit ihrem fünfzehnten Geburtstag. Ungeschönt erzählt sie davon, von ihren Kampf um einen Platz, den sie lange vergeblich versucht zu finden, der sie mehrfach in den Abgrund stürzen lässt. Hineingesogen wird man beim Lesen in eine Lebensgeschichte voller erdrückender Momente, die in rasend schneller Taktung aufeinander folgen. Atempausen hatte die Autorin kaum. Lichtblicke zerplatzten ihr so schnell wie Seifenblasen.

Diese Geschichte geht unangenehm unter die Haut. Liest man einen Abschnitt, mag man sich kaum vorstellen, was als nächstes passieren wird. Man leidet mit, wenn wieder ein Chatverlauf, wieder ein Aufeinandertreffen neue Wunden schafft und erkennt, wie verkettet und übergreifend psychische und körperliche Krankheitsbilder sind und auf Müller-Nagy eingewirkt haben müssen, ihr die Luft zum Atmen genommen haben. Wer sich darin auch nur punktuell wiedererkennt, dem zeigt die Autorin, dass kleinste Strohhalme reichen, sich daran zu klammern und sich immer wieder am Leben zu halten. Auch jeden anderen muss die Lektüre unbedingten Respekt abnötigen.

Immer wieder innehalten muss man, um selbst den Kopf freizubekommen. Zu unfassbar ist das, was die Autorin da schildert, die ungeschönt kritisch mit sich selbst umgeht und uns ihr Innerestes offenbahrt. Wut kommt dabei hoch. Warum hast du nicht gleich gesehen, was dich kaputt macht, aber noch viel mehr, warum habt ihr da draußen nicht gesehen, wie jemand kaputtgeht? Die Autorin hält sich selbst und vor allem allen anderen den Spiegel vor und gibt damit Einblick in eine Welt, die man kaum begreifen kann, steht man außen. Und wird damit zur wichtigen Stimme derer, die in unserer lauten tosenden Welt fast nicht zu hören sind. Mit Krankheitsbildern, für deren Gewalt kaum Worte zu finden sind.

Dieser Erfahrungsbericht ist so viel Michelle Müller-Nagy, deren offener Umgang mit ihren Erfahrungen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, wie auch Pinguletta, dessen Verlagsprogramm wie kaum eines sonst Menschen ins Blickfeld rücken lässt, die sonst keine Bühne haben. Auf Augenhöhe. Die Autorin nimmt sich dafür Zeit, ihren Blickwinkel zu erörtern, dass eine Fortsetzung dieses Buch ergänzen muss, die sich direkt daran anschließt. Schon mit den ersten Seiten wird die Aufteilung auf zwei Bücher verständlich. Alleine diesen ersten Teil niederzuschreiben, muss ein unglaublicher Kraftakt gewesen sein.

Bitte mehr dieser grundehrlichen Lektüre und bitte mehr Sichtbarkeit solcher Menschen.

Autorin:
Michelle Müller-Nagy wurde 1995 in Erfurt geboren und leidet seit der Pubertät an Depressionen, selbstverletzenden Verhalten und Suzidalität. Ohre Erfahrungen zwischen behandlungen und Therapien, in den Bereichen Sucht, Borderline, emotionaler Abhängigkeit und Trauma verarbeitet sie auf einem eigenen Instagramkanal @talkingboutshadows. Sie ist Autorin mehrerer Kinderbücher und Gesellschaftsspiele.

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Peter Theiner: Carl Goerdeler – Ein deutscher Bürger gegen Hitler

Inhalt:
Carl Goerdeler (1884-1945) ist bekannt als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Die nun vorliegende Biografie zeichnet den Weg dieses mutigen Bürgers nach, der nach einer erfolgreichen Karriere in der Kommunalpolitik als entschiedener Gegner des Regimes auftrat und im Februar 1945 hingerichtet wurde. (Klappentext)

Rezension:
Nichts sprach dafür, dass der konservative Verwaltungsjurist und Kommunalpolitiker Carl Friedrich Goerdeler zum Widerstandskämpfer berufen war und doch geschah eben dies. Um ihn, den ehemaligen Oberbürgermeister der Messestadt Leipzig, dessen Karriere in den Verwaltungen von Solingen und Königsberg ihren Anlauf nahm, bildete sich ein Netzwerk des Widerstands, welches Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen verband, bis er noch vor dem 20. Juli 1944 zur Fahndung ausgeschrieben, später denuziert und hingerichtet wurde.

Der Historiker Peter Theiner hat nun die Lebensgeschichte dieses Mannes aufgearbeitet, der früh die Fehler des NS-Regimes erkannt und Überlegungen zur Gestaltung eines vereinten Europas angestellt hat, welche erst viel später verwirklicht werden sollten.

Was Sophie Scholl oder Georg Elser für München und Claus Schenk Graf von Stauffenberg für Berlin bedeuten, ist für Leipzigs geschichtlicher DNA Carl Friedrich Goerdeler, dessen Leben von Posen nach Solingen und Königsberg in die schon damals posierende Messestadt führen sollte.

Überall dort reformierte er unter den Eindrücken des ersten Weltkrieges und den turbulenten Jahren der Weimarer Republik kommunale Strukturen, was ihn, zunächst parteilos, später Mitglied der DNVP Respekt über die Grenzen aller politischer Lager einbrachte und dazu führte, dass selbst kurz vor seiner Hinrichtung Himmlers Schergen ihn die Ausarbeitung letzter Grundsatzpapiere abrang, um aus seiner Expertise zu schöpfen.

Doch, wie wurde der Theoretiker zu einem der Dreh- und angelpunkte des Widerstands und weshalb scheiterte einer, der stets bemüht war, das Große und Ganze zu sehen? Diesen und damit zusammenhängenden Fragen geht der Autor in der von ihm vorgelegten umfassenden Biografie nach. Ausführliche Rechercheleistung vorangehend, zeigt Peter Theiner den Weg Goerdelers von seiner Kindheit bis hin zu seinem Ende in Plötzensee auf. Kleinteilig und detailliert schildert er Stationen und Wegpunkte, ohne dabei die Sichtweisen derer außer Acht zu lassen, mit denen Goerdeler im Laufe seines Lebens in Kontakt kam.

Anhand seiner zahlreichen Überlegungen, die er in unterschiedlichste Denkschriften hat einfließen lassen, Tagebuchaufzeichnungen und den Protokollen seiner Gegner entsteht nach und nach das Portrait eines vielschichten Mannes, dessen politischen Wandel man an einzelnen Stationen festmachen kann, wie auch der Wertekanon in turbolenten Zeiten, der trotz der Sperrigkeit Goederles selbst doch genügen sollte, um selbst dünne Fäden des Widerstands in Bewegung zu halten.

Der Text ist dabei gespickt von zahlreichen Details, nicht unbedingt leicht zu lesen, doch ist ja nichts spannender als das wahre Leben und das Goerdelers liest sich wie ein Krimi, der unweigerlich auf die Katatstrophe zusteuert. Dass Goerdeler diese Weitsicht durchaus besaß, zeigt der Autor anhand von zahlreichen Beispielen, aber auch, dass dieser bis zuletzt daran glaubte, an Stellschrauben drehen zu können, die ihm da schon längst entglitten waren.

Wie er selber ein klar denkender, rechtlich urteilender, gradlinig wollender Mensch war, der wenig oder nichts an Dunklem, Unerlöstem, Hintergründigem in sich trug, so nahm er auch von seinen Mitmenschen an, dass, so weit nicht Selbstsucht oder böser Wille im Wege stehe, auch bei ihnen es nur der verständigen Aufklärung und der wohlmeinenden sittlichen Belehrung bedürfe, um sie von etwaigen Irrtümern zurückzubringen und auf den rechten Weg zu führen. […] Wie er selbst ein durch und durch undämonischer Mensch war, so wusste er auch nicht um das Dämonische. Und das hatte eine verhängnisvolle Wirkung: in seinem politischen Kalkül fehlten diese wichtigen Posten.

Peter Theiner: Carl Goerdeler – Ein deutscher Bürger gegen Hitler

So wird in der Biografie sehr ausführlich dargestellt, welche Überlegungen von Staatsverständnis bis hin zum europäischen Denken ihn leiteten, wie sie entstanden und wie sich Deutschland in dieses Gebilde einfügen sollte. Zuweilen wirkt dies sehr theoretisch, zumal in der Konfrontation mit Goerdelers Gesprächspartnern von England über Frankreich bis nach Amerika. Niemand, den er warnte, wollte ihn glauben.

Der Autor zeichnet anschließend weiter das Dilemma eines Widerstands auf, der aufgrund mangelnder Ressourcen und unglücklicher Fügungen nicht mehr als ein Achtungszeichen in die Welt senden konnte. Das liegt, so wird hier aufgezeigt, an der zeit selbst, als auch an Ereignissen, die über die Protagonisten hinwegrollten, aber auch an Personen, die sich selbst im Weg standen.

Goerdeler bildet da keine Ausnahme und doch ist er eine der herausstechenden Personen, die zumindest versucht haben, dem Widerstand eine Form zu geben, dessen Strahlkraft bis ins Heute wirkt. Der Anhang zeigt das umfassende Recherchematerial, welches verschriftlich aufgelockert wird, mit wenigen Bildern, immer wieder durchsetzt mit zahlreichen Zitaten und Auszügen aus Texten Goerdelers und seiner Diskutanten ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen darstellt.

Neben den zivilen und den, weniger Militärs, zeigt Peter Theiner mit seinem Werk nun einen kleinen, aber wichtigen Teil des politischen Widerstands auf, den es eben auch gab.

Nicht nur deshalb ist diese Biografie zu empfehlen.

Autor:
Peter Theiner wurde 1951 in Haan geboren und ist ein deutscher Historiker und Stiftungsmanager. Nach Schule und Wehrdienst studierte er Geschichte, Romanistik, Philosophie, Soziologie und Erziehungswissenschaften in Düsseldorf und Dijon, mit Station in Paris, wonach eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent und seine Promotion folgten.

Danach war er in der Weiterbildung und Personalentwicklung tätig, sowie Leiter des Bereichs Völkerverständigung der Robert Bosch Stiftung. An der Universität Stuttgart war er Lehrbauftragter am Historischen Institut. Theiner verfasste mehrere Schriften, u. a. eine vielbeachtete Biografie über Robert Bosch.

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Francesca Melandri: Kalte Füße

Inhalt:
Was bedeutet Krieg? Und was, wenn man auf der falschen Seite kämpft? Francesca Melandri erzählt die Geschichte ihres eigenen Vaters – und bringt die Stille einer ganzen Generation zum Sprechen. Eine zutiefst persönliche Spurensuche der Autorin von Alle, außer mir: ein unerlässliches Buch zum Verständnis unserer Gegenwart. (Klappentext)

Rezension:
Als Russland den Krieg gegen die Ukraine beginnt, tauchen plötzlich Ortsnamen in den Nachrichten auf, die Francesca Melandri aus den Geschichten kennt. Geschichten ihres Vaters, dessen Feldzug gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg eigentlich ebenfalls ein Krieg gegen die Ukraine war. Was hat der Mann erlebt, der seine Alpini führte, mit ihnen im Winter 1942/43 fliehen musste und Zeit seines Lebens nichts Schlimmeres sich vorstellen konnte, als Erfrierungen? Wie stand er zu einem System, welches Europa den Faschismus gebracht hat? Was machen wir heute daraus, wenn die Namen von Diktatoren und Ländern wechseln, und das Land der schwarzen Erde wieder einmal zum Schlachtfeld wird?

Die Autorin begibt sich auf Spurensuche entlang zweier Zeitlinien. Die Gegenwart möchte sie verstehen, aber noch mehr das Bild ihres Vaters vervollständigen, der einst an den gleichen Orten kämpfen musste, wie sie heute in aller Munde sind. Die Ebenen verschwimmen, fast literarisch mutet dieser Zwischenstand an. Melandri versucht sich an dem anzunähern, was kaum zu begreifen ist. Fragen werden aufgeworfen, die sie ihren Vater Zeit ihres Lebens nicht stellen konnte. Auch zeigt sie, dass wir nicht für alles, zumal nicht die Kriege von Despoten verantwortlich sind, aber dennoch dafür, was wir daraus machen und wie wir darauf reagieren.

Das schreibt sie allem ins Stammbuch, die lieber heute als morgen den aktuellen Krieg beenden möchten, auf Kosten eines Landes, der Menschlichkeit und dass das, was gerade passiert, uns allen was angeht. Gerade weil die meisten von uns das Glück haben, keinen Krieg am eigenen Leib erfahren zu haben und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen zu können. Kompakt sind die Abschnitte gehalten, in der Vergangenes und Gegenwart miteinander verschmelzen. Die Autorin will verstehen, doch je mehr sich ein vollständiges Bild auf der einen Seite ergibt, desto unfassbarer scheint die andere, unbegreiflich die Reaktion derer, die sensationsheischend auf Social Media den Überlebenskampf am Rande Europas verfolgen und doch nicht helfen, unterstützen wollen.

Francesca Melandri verfolgt die Stimmen der Vergangenheit ebenso wie der Gegenwart und versucht das Gleichnis. Mit gewählten Worten gelingt es ihr auch. Stichworte, die die Richtschnur bilden als Teilüberschriften innerhalb der Kapitel. Damit hat sie ein Buch zwischen Roman und Sachbuch geschaffen, welches Zeitdokument und Aufarbeitung zugleich ist. Eines, was im Gedächtnis bleibt, schwer im Magen liegend, eindrücklich. An manchen Stellen versöhnlich, anderen ratlos und zweifelnd. Diese Mischung kompakt formuliert, wird einem so schnell nicht loslassen.

Autorin:
Francesca Melandri wurde 1964 in Rom geboren und ist eine italienische Schriftstellerin. Zunächst begann sie als Drehbuchautorin für das Fernsehen zu arbeiten, ihren ersten Roman veröffentlichte sie 2010. Ein Jahr darauf folgte die deutsche Übersetzung. 2021 lebte sie in kurzzeitig in Berlin und 2023 hielt sie dort die Eröffnungsrede des Internationalen Literaturfestivals Berlin. Sie ist Gründungsmitglied des PEN Berlin. An der ETH Zürich hält sie eine Gastprofessur für Italienische Literatur inne. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.

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Erich Mühsam: Unpolitische Erinnerungen

Inhalt:
Erich Mühsam schrieb seine „Unpolitischen Erinnerungen“ zwischen 1927 und 1929 als Auftragsarbeiten für eine Zeitung. Erst 1949 erschienen diese als Buch unter dem Titel „Namen und Menschen“. Er führt die Leser durch die Kneipen, Kaffeehäuser und Kabaretts, ­beschreibt die geheimen Gesellschaften, Freundeskreise, Stammtische und Wohngemeinschaften verschiedener Städte und stellt die Künstler der Boheme vor. (Inhalt lt. Verlag)

Rezension:
Posthum erschienen die „Unpolitischen Erinnerungen“ von Erich Mühsam, nachdem er 1934 im Konzentrationslager Oranienburg ermordet und nach Kriegsende die DDR gegründet worden war. Der Schriftsteller und Antimilitarist schrieb sie für eine Zeitung. Unpolitische Kolumnen eines politischen Menschen, der vom reichhaltigen und turbulenten Kulturleben der späten 1920er Jahre erzählt. Neu aufgelegt tauchen wir darin ein, erleben Frank Wedekind, Heinrich Mann und viele andere aus der Sicht eines Getriebenen.

Das vorliegende Werk ist sowohl Reportagesammlung als auch biografisches Versatzstück und zeichnet sich eben dadurch aus, dass jemand, der beständig aneckte, seine Thematik, womit er das tat, außen vorlassen musste und gerade durch diese damit entstandene Lücke erzählte. Temporeich erzählt der Autor vom wandelhaft unbeständigen Kulturbetrieb, in dem Stadtviertel zum Schmelztigel von Journalisten, Autoren und Malern wurden und ein jeder sein Auskommen suchte. Ereignisse reihen sich da aufeinander wie Perlen auf eine Kette, doch muss man aus dem Heute heraus innehalten. Was haben diese oder jene Personen zu den Zeitpunkt gemacht? Wer war das? Der Text, der sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch leicht gelesen haben muss, wirkt schwerfällig.

Und doch lohnt es sich, ihn zu lesen und nebenbei zu recherchieren. Dazu lädt Mühsam aus heutiger Sicht ein. Interessante Schauplätze für nicht minder spannende Biografien entdeckt man da und spürt doch zwischen den Zeilen, dass der Autor ihn die ganze Zeit über ahnt, den großen Knall, der da kommen wird.

Stete Wiederholungen und Rückgriffe auf Vergangenes machen es nicht leicht, im Lesefluss zu bleiben, auch den Überblick zu bewahren. Hier wird heute vor allem angesprochen, wer sich in der Kulturszene auskennt, innerhalb dessen diese Texte, die hier so schön versammelt sind, bereits auskennt. Für andere bleibt der Text nurmehr als Stichwortgeber eines ruhelosen Menschen, der stets, so scheint es, glücklos gewesen ist, dessen Biografie nur so von Rückschlägen gezeichnet ist und für sich genommen spannender wirkt als es die „Unpolitischen Erinnerungen“ vermögen, zu erzählen. Eben, weil aus heutiger Sicht der politische Teil fehlt, was nicht die Schuld des Autoren selbst ist, jedoch viel zu wenig ausführlich durch den diese Ausgabe begleitenden Text eingeordnet wird.

Und das erzeugt hier ein unrundes Werk, aus heutiger Sicht, eines Menschen mit Ecken und Kanten.

Ergänzung:
Nachtragen möchte ich hier die einordnenden Worte von Henning Venske, seines Zeichens Schriftsteller und Kabarettist. Er hat zu diesem Werk Vor- und Nachwort verfasst, die ich in meiner Rezension zunächst nicht habe berücksichtigt. Ein Text muss erst einmal so für sich alleine stehen und wirken. Nun ist der Einordnende Kenner des Metiers, in dem sich Erich Mühsam bewegte, wenn auch so einige Jahrzehnte später. Ich habe daher mir seine Worte und auch meine Rezension mir noch einmal zu Gemüte geführt. Unter der Berücksichtigung bin ich gerne bereit, hier etwas Eis abzukratzen. Mit etwas Abstand würde ich vor allem dies bezüglich nicht ganz so harte Worte wählen. Vielleicht gibt es neben der Lese-Stimmung, in der man für ein Buch sein muss, auch eine Rezensions-Schreib-Stimmung? Oder es liegt einfach daran, wenn andere Bücher zuvor einem positiver erwischt haben? Wie dem auch sei, ich ergänze gerne nach nochmaligen Überlegen, die Sterneanzahl auf 3 1/2 (nicht ganz vier) Sterne, lasse aber die ursprüngliche Rezension stehen. In der Rückschau sicherlich auch nochmal interessant, sollten beide, Henning Venske und Erich Mühsam mir noch einmal begegnen.

Autor:
Erich Mühsam wurde 1978 in Berlin geboren und war ein deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist. Als politischer Aktivist war er 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu Festungshaft verurteilt wurde, aus der er vorzeitig entlassen wurde. In der Weimarer Rebublik setzte er sich für die Freilassung politischer Gefangener ein. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.

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Pavel Taussig: Ich habe den Todesmarsch überlebt

Inhalt:
Pavel Taussig wird 1933 im slowakischen Pressburg in eine jüdische Familie geboren. Im November 1944 wird die Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Pavel und seine Eltern werden getrennt. Nach mehreren Todesmärschen und seiner Befreiung im mai 1945 muss der Elfjährige für mehrere Monate in verschiedene Krankenhäuser. Anschließend trifft er Mutter und Vater in seiner Heimatstadt wieder. Die politischen Umstände des Prager Frühlings zwingen Pavel Taussig 1968 zur Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland. (Klappentext)

Rezension:
Welche unmenschlichen Kräfte muss, kann man mobilisieren, um zu überleben? Zumal als Kind. Pavel Taussig erzählt davon, mit Hilfe seines Tagesbuches, welches er direkt nach der Befreiung von den Nazis begann als Elfjähriger zu führen. Als Kind hatte er die Todesmärsche durch die Konzentrationslager überlebt, zu denen er und andere gedrängt wurden. Direkt nach dem Krieg war er so geschwächt, dass erst ein monatelanger Aufenthalt in verschiedenen Krankenhäusern dazu verhalf, zu Kräften zu kommen.

Davon erzählt er, der zunächst auch unter besonderen politischen Umständen relativ behütet in Bratislava aufgewachsen war. Vor der Zerschlagung der Tschechoslowakei in weiser Voraussicht kurz nach der Geburt getauft, auch die Eltern hatten sich kurz vorher taufen lassen, galt er aufgrund eines Dekretes so nicht als Volljude, was ihn bis kurz vor Ende des Krieges vor den Zugriffen, wenn auch nicht vor Ausgrenzungen schützen sollte. Erst im Jahr 1944 sollten die Gardisten, die slowakischen SS-Einheiten seine Familie verhaften und so sollte auch für das Kind Pavel ein schmerzlichs Martyrium beginnen.

Es ist eine dieser Erinnerungen gegen das Vergessen, die einem innehalten und nicht mehr los lassen. Nach der Befreiung aufgeschrieben, spürt man trotzdem all die Schmerzen und noch frischen offenen Wunden, das Grauen eben gerade so überlebt zu haben. Beim Lesen hat man das Gefühl durch die einzelnen Einträge zu raßen. Fast wirkt es so, als wollte der Autor schnell zu den Punkt des Kriegsendes gelangen, was ja auch verständlich ist. So sind diese Erinnerungen zweigeteilt. Da sind die Erinnerungen vor Kriegsende, beinahe in eine Art Rohfassung belassen. Der kindliche Blick ist unverstellt, nur auf das Notwendige ausgerichtet. Taussig hat da nicht viel ausformuliert. Sehr nüchtern wirkt die Betrachtung.

Der zweite Teil, die Schilderungen der Krankenhausaufenthalte, die Sehnsucht nach den Eltern und dem Zuhause wirken da natürlich emotionaler, wenn sich auch hier eine dichte Taktung der Einträge zeigt. Der Autor wollte erzählen, für die Nachwelt bewahren, jedoch nicht lange verweilen. Trotzdem ist die Niederschrift, ergänzt durch einen Karten- und großzügigen Fototeil wichtig, dass es sie gibt.

Es sei allen empfohlen, sie zu lesen.

Autor:
Pavel Taussig wurde 1933 in Bratislava, Tschechoslowakei, geboren und ist ein slowakischer Schriftsteller, Satiriker, Autor und Fotograf. Gleich nach der Geburt getauft, war seine jüdische Herkunft zu Hause kein Thema. Taussig wuchs in einer wohlhabenden und vollständig assimilierten Familie auf und wurde erst 1944 zusammen mit seiner Familie verhaftet. Als Kind überlebte er mehrere Konzentrationslager und Todesmärsche und wurde nach der Befreiung aufgrund von gefährlichen Magenbeschwerden und Tuberkulose in mehreren Krankenhäusern behandelt, sowie ein Jahr in der Hohen Tatra wegen Tuberkulose behandelt.

Nach einem Besuch des Gymnasiums studierte er die slowakische Sprache und Bibliothekswissenschaft und war nach einer Tätigkeit als Bibliothekar für eine Satirezeitschift tätig. In Folge des Prager Frühlings floh er mit seiner Frau nach Deutschland und arbeitete dort für eine Satirezeitschrift und war Mitgründer der Titanic. In den 1980er Jahren veröffentlichte er eine Kurzgeschichte und eine Cartoonsammlung. Für seinen Sohn übersetzte er sein Kindertagebuch, die darauf aufbauende Biografie erschien 2018 in Tschechien, vier Jahre später in Deutschland.

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Johannes Thome: Sokrates – Philosoph der Selbsterkenntnis

Inhalt:
Die Bedeutung des griechischen Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.) kann nicht überschätzt werden. Ohne ihn gäbe es keine europäische Philosophie, wie wir sie heute kennen. Dabei hat Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen; seine Ansichten wurden stattdessen durch seine Zeitgenossen Platon und Xenophon vermittelt. Sokrates‘ „Philosophie des Nichtwissens“ ist ein nie abgeschlossener Prozess des Bemühens um Wahrheit im Dialog. Man kann in Sokrates einen „disruptiven Influencer“ sehen, der keine unhinterfragten Meinungen gelten lässt und jede Überzeugung kritischer Prüfung unterzieht.

Im Zentrum seines Denkens steht der Mensch. Sein Anliegen ist die Erziehung zum Selberdenken, sein Ziel die Selbsterkenntnis. Für das Establishment wurde er zur Bedrohung und zum Tode verurteilt. Gerade in Zeiten, in denen das Selbstdenken zunehmend aus der Mode kommt, ist Sokrates von ungeahnter Aktualität. (Klappentext)

Rezension:
Wer war eigentlich Sokrates? Bürger der antiken griechischen Polis Athen, der mit seinem ständigen Hinterfragen den Regierenden zu gefährlich wurde, so dass sie ihn schließlich zum Tode verurteilten. Philosoph, der im Gespräch mit anderen diese zur Selbsterkenntnis bringen wollte, dessen Gedankenkonstrukt sich im steten Fluss befand, der nichts festhielt, dessen Lehre von seinen Schüler von der Straße in die Schulen und Institutionen geholt wurde, obwohl Sokrates selbst nichts davon hielt? Zumindest den Überlieferungen nach.

Der Philosoph und Sozialpsychologe Johannes Thome hat sich für die Reihe „Philosophie für unterwegs“ mit den Mann beschäftigt, der heute als einer der Grundsteinleger für die europäische Philosophie gilt, und zeigt, welche Art von Denker Sokrates heute wäre und was uns die Beschäftigung mit seinen Lehren heute gibt. Entstanden ist dabei ein weiteres kleines informatives heft, welches wie auch andere innerhalb der Reihe eine Einführung in Leben und Werk hier dieser Persönlichkeit gibt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zunächst beschäftigt sich der Autor ausführlich mit der Biografie, jedoch nicht ausufernd, so dass wir nicht in die Gefahr der Überinterprätation geraten. Thome zeigt, wie das Leben Sokrates‘ aussah, welche Persönlichkeiten ihn umgaben und wie zu Lebzeiten mit den Menschen und damit auch seiner Methoden umgegangen wurden ist. Wer waren seine Freunde und Unterstützer? Was brachte ihn zu Fall und weshalb führte die Befolgung seiner Lehre für ihn zum Tode, gleichwohl man ihn wohl mehrere Chancen bot, dem Urteil zu entrinnen. Dies ist ausreichend, um sich ein Bild der damaligen Lebenssituation des Philosophen bewusst zu werden, um dann mit dieser Grundlage in die eigentliche Gedankenwelt Sokrates‘ einzusteigen.

Ab hier verschwimmen die Grenzen. Sein Schüler Platon baute einst in seinen Sokrateschen Dialogen, einer Gesprächstechnik, die dazu dient, das Verständnis des Gesprächpartners zu vertiefen und zu hinterfragen, Sokrates selbst als Person ein, so dass sich heute nur mehr schwer sagen lässt, wie viel davon wohl wirklich auf ihn zuzuschreiben ist. Doch kristallisieren sich mehrere Säulen seiner Methodik heraus, die der Autor hier kurz und prägnant erläutert.

Zunächst wäre da die auf Fragen basierende Gesprächstechnik, der sogenannten Elenktik, die einen Denkprozess in Gang setzen soll, als auch die Mäeutig, das Hervorbringen von Ideen und Erkenntnissen aus dem Inneren. Gewürzt mit einer gewaltigen Portion von Ironie. Der Überzeugung, zwar von vornherein keine genauen Antworten zu kennen, aber mit dem unbedingten Nachfragen und Forschen das Richtige zu tun. Am Beispiel des Prozess‘ gegen Sokrates und seiner Verurteilung, dessen Umgang damit, zeigt Thome die Auswirkungen der Philosophie am Beispiel ihres Lehrenden, als der er sich selbst nicht unbedingt gesehen haben muss.

Dies führt im Anschluss in die Übertragung auf das Heute. Schnell wird da der Bogen gespannt, zur Institutionalisierung der Philosophie, welche er wohl ebenso verabscheuen würde, wie auch die „marktschreierische Omnipräsenz eines alles- und besserwisserischen Richard David Precht“ (Zitat!) und welche Stellung er dazu einnehmen würde. Dies ist zwar ein Gedankenspiel des Autoren, welches sich aber sehr gut einfügt und den Abschluss der hier gestalteten kurzweiligen Einführung bildet.

Mehr braucht es auch dafür nicht.

Autor:
Johannes Thome wurde 1967 in Saarbrücken geboren und ist ein deutscher Psychiater und Sozialpsychologe. Er studierte Medizin, Philosophie und Sozialpsychologie und absolvierte eine Ausbildung in der Psychiatrie in Würzburg, arbeitete anschließend als Postdoktorand in Yale. Vor seiner Tätigkeit als Facharzt forschte er auf dem Gebiet der molekularen Psychiatrie und Psychopharmakologie und war unter anderen in Mannheim und Heidelberg tätig.

Von 2004 bis 2011 hatte er einen Lehrstuhl für Psychiatrie in Wales inne, seit 2011 ist er an der Universität Rostock, sowie in der dortigen Klinik und Poliklinik tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in verschiedenen Fachzeitschriften, und beschäftigt sich mit psychiatrischen Störungen, sowie interdisziplären Aspekten, z. B. Philosophie. Er ist Mitglied verschiedener Fachverbände und engagiert sich in der Organisation unterschiedlicher psychiatrischer und pharmakologischer Forschungskongresse.

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Kris/Vincent Bailly: Ein Sack voll Murmeln – Graphic Novel

Inhalt:

Die Memoiren „Ein Sack voll Murmeln“ erschienen 1973, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, zweimal verfilmt und sind längst zum literarischen Klassiker geworden. Darin erzählt Josef Joffo (1931-2018) über seine Kindheit in Paris während der deutschen Besatzung, der Flucht seiner jüdischen Familie und seinen unbändigen Willen im Untergrund zu überleben.

Ein Klassiker, adaptiert als packendes und einfühlsames Comic von Kris und Vincent Bailly.

(Klappentext)

Rezension:

Erinnerungen auf eine komplett andere Form zu übertragen, weit weg vom Ursprungsmedium, ist wagemutig. Dennoch gibt es einige positive Beispiele, neben ganz vielen, die unter die Tische fallen dürfen, wo dies gelungen ist. Bei den Kindheitsmemoiren von Josef Joffo ist dies in beiden Richtungen der Fall.

Ist die erste Verfilmung noch beim Autoren durchgefallen, gilt die zweite als gelungen, was nicht zuletzt großartigen Kinder- und Erwachsenendarstellern, einem klugen Drehbuch und einer nicht minder begabten Regie zu verdanken ist. Auch die hier vorliegende, auf die Biografie fußende Graphic Novel darf als positives Beispiel gelten.

Dabei ist es gar nicht so einfach, eine Geschichte in ein anderes Medium zu übersetzen. Was nimmt man auf, verdichtet man, welche Szenen und Dialoge bleiben? Was lässt man, zwangsweise, außer Acht. Platz ist begrenzt, wird in dieser Erzählform durch die Größe der Panels vorbestimmt.

Auch die Wahl der Farbpalette und des Zeichenstils spielen für die Wirkung eine maßgebliche Rolle. Daraus folgt die Frage, ob die Adaption des Erzählstoffes am Ende als gelungen gelten darf. So möchte ich nicht weiter auf die Geschichte selbst eingehen, die bereits rezensiert wurde, sondern auf die Besonderheiten des vorliegenden Werkes.

Paris ist bunt gehalten, wie alle Szenen, die Hoffnung verkörpern. Ein schneller Strich ins Urban Sketching hinein, manches Panel wirkt beinahe wimmelbildhaft. Temporeich gebietet sich die Graphic Novel, die mit hohem Erzähltempo schnell ins Düstere kommt. Erdtöne dominieren da plötzlich. Einige Panels wirken gedrungen, der Hintergund verschwimmt des Öfteren. Das Auge ruht auf den Vordergrund.

Den Betrachtenden stockt der Atem. Gerade zur rechten Zeit kommen die Momente, die einem durchatmen lassen, nur um im nächsten Moment wieder über den Haufen geworfen zu werden.

Dies gelingt in dieser Adaption, die ein Stück Lebensgeschichte einer neuen Zielgruppe zugänglich und begreiflich machen kann, ohne das Original zu verraten. Tatsächlich hat man nicht das Gefühl, dass wichtige Szenen vergessen wurden, gerade wenn man den Ausgangstext kennt. Der Geist des Originals bleibt erhalten und so kann diese Graphic Novel neben Buch und der zweiten Verfilmung bestehen.

Autor/Illustrationen:

Vincent Bailly wurde 1967 in Nancy geboren und ist ein französischer Comic-Zeichner. Er studierte 1986 an der Kunsthochschule Straßburg und arbeitet seit 1991 für verschiedene Verlage als Illustrator und veröffentlicht seine Zeichnung in Zeitungen und Kinderbüchern. Sein Zeichenstil gilt als düster, so dass ihn der Durchbruch erst spät gelang. Er veröffentlichte in Zusammenarbeit mit anderen Autor/innen mehrere Graphic Novels und unterrichtete von 2000 bis 2009 an der Kunsthochschule ENAAI in Bourget-du-Lac.

Kris ist das Pseudonym des französischen Comic-Autoren Christophe Goret, welcher 1972 in Brest geboren wurde. Zunächst studierte er Geschichte und arbeitete als Buchhändler, bevor er ein Atelier gründete. Im Anschluss schrieb er Drehbücher und arbeitete für die Zeitschrift Spirou. Seine Arbeit, die mehrere Alben und Drehbücher umfasst, wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Mariam Kühsel-Hussaini: Tucholsky

Inhalt:

Als Rathenau von Attentätern erschossen wird, verliert die Weimarer Republik einen seiner Feinsten. Kurt Tucholsky, die schwungvollste Stimme der Wochenzeitung Weltbühne, will ergründen, wie es jetzt mit Deutschland weitergehen wird. Ein wenig später befindet sich das Land im Ausnahmezustand.

Bis zuletzt kollidiert man mit dem ganzen Sturm der Zeit. Die Presse der NSDAP liefert sich mit der Weltbühne publizistisch eskalierende Mensuren, welche die Menschen im ganzen Land unaufhaltbar aufladen, bis am Ende dieses seine Krisen und seine Menschen mit Notverordnungen regiert. Tucholsky geht. Er geht für immer … (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Fünf Schuss sind es, die den Wendepunkt bedeuten und die Geschwindigkeit eines nicht mehr aufzuhaltenden Falls noch erhöhen. Die Abwärtsspirale, sie dreht sich immer schneller. Nur wenige Politiker hätten sie vielleicht aufzuhalten vermocht. Rathenau, einer von ihnen? Der Journalist Kurt Tucholsky schreibt mit spitzer Feder und treffenden Worten gegen die Zustände im Land, die alles mit sich reißen werden. Und auch ein ehemaliger Kaiser in seinem Exil denkt nach über eine Zeit, aus der er herausgefallen scheint. Die Schriftstellerin Mariam Kühsel-Hussaini hat drei Biografien und Momente zu dem Portrait einer stürzenden Republik verwoben.

In einer Mischung aus historischen und gesellschaftskritischen Roman, der ins Heute hineingreift, führen uns wirkmächtige Figuren durch die Weimarer Jahre. Die Unsicherheiten, direkt nach dem verlorenen Krieg wechseln einer nervösen Stabilität ohne Selbstbewusstsein, hinein in die Zwanziger, die später einmal als die Goldenen bezeichnet werden.

Tucholsky, hier Hauptfigur beobachtet und ist Teil dieser Welt, zugleich ihr größter Kritiker. So treffsicher seine Worte, so groß die Differenz zu seinem eigenen Leben. Ein Kontrast, den die Autorin ebenso zielgerichtet auszuarbeiten verstand. Der Blick dieses Protagonisten ist es, der hier die Gegensätze aufzeigt. Nahtlos die Übergänge zu anderen Sichtweisen. Da ist der ehemalige Kaiser, im niederländischen Exil, von Reportern belagernd. Hier ist Rathenau, der die neue Zeit verkörpert, aber ihre Menschen nicht erreichen tut.

Ein Roman ist das, der von einer flirrenden Zeit erzählt, dies mit wenigen Worten vermag, denen man sich nicht recht entziehen kann. Schnell ist man inmitten der Handlung, die die Figuren vor sich hertreibt, die pointiert mit Ecken und Kanten ausgearbeitet sind. Das liegt da auch am Text, der sich zuweilen wie ein Strudel anfühlt, den man nicht entkommen kann. Damit ist aber auch die Schwäche der Erzählung gefunden. Klare Übergänge oder Bruchlinien fehlen oft genug.

Ohne Abgrenzung ist man da mitunter zuerst in der Erzählperspektive Tucholskys gefangen, um im nächsten Satz einen aus der Sicht Rathenaus zu lesen. Manchmal hätte ein Absatz mehr oder eine andere Kapitelunterteilung Not getan, um gewisse Verwirrstellen zu vermeiden.

Der erzählende Zeitraum umfasst die Jahre der Weimarer Republik, in der die Gegensätze mit zunehmender Geschwindigkeit aufeinanderprallen. Gegensätze hat die Autorin sowohl mit den Handlungsorten, die man sich gut vor Augen führen kann, geschaffen, ebenso mit den Figuren, die wie ihre realen Vorbilder, Spiegelbilder ihrer Zeit sind. Getriebene und Treibende. Mit dem Wissen von heute, können wir die Seiten klar zuordnen. Die Figuren jedoch staunen, versuchen sich einzuordnen, versuchen zu verstehen. Dem Hauptprotagonisten gelingt das über lange Strecke, bis schließlich alles aus den Fugen geraten ist.

Das macht nahbar und kann zugleich als Warnung auf unsere Gegenwart verstanden werden, so plastisch vor Augen geführt. Kräfte, die in einer sich immer mehr polarisierenden Welt, sich zunächst misstrauisch, dann feindlich gegenüberstehen. Hier konzentriert auf politische Ansichten und konfrontativen Journalismus, was es sehr greifbar werden lässt.

„Die Menschen nehmen alles hin“, strich es Tucholsky über die Brust, „sie nehmen alles hin.“

Mariam Kühsel-Hussaini: Tucholsky

Allwissend sind hier nur die Lesenden. Dem Hauptprotagonisten beschleicht zumindest eine Ahnung, die er gen Ende umzusetzen weiß. Überraschende Wendungen gibt es solche nicht. Das dargestellte Zeitkolorit, welches ein gewisses Gefühl für die Menschen damals heraufbeschwört, ist es, was diesen Roman lesenswert macht. Figuren, Orte, man kann sich das alles gut vorstellen. Wer Miniserien, wie Babylon Berlin mag, ohne die Krimikomponente, die gesellschaftliche Zustandsbeschreibung ist hier Krimi genug, wird mit der Lektüre gut bedient sein, ebenso, wer jetzt keine klischeehafte Historienschmonzette zur Hand nehmen möchte.

Die Erzählung lädt zudem dazu ein, sich mit den Biografien der wirklichen Figuren zu beschäftigen, ohne den Text danach in die hintersten Winkel des Bücherreagals verbannen zu müssen. Der Gutteil passt. Am Ende fehlen ein paar Absätze und klare Konturen für die B-Note. Ob die zu vernachlässigen sind, muss ein jeder für sich entscheiden.

Autorin:

Mariam Kühsel-Hussaini wurde 1987 in Kabul geboren und ist eine deutsch-afghanische Schriftstellerin. Seit 1990 lebt sie in Deutschland und veröffentlichte 2010 ihren ersten Roman, dem weitere folgten. 2013 bekam sie ein Stipendium aus dem Else-Heiliger-Fonds der Konrad Adenauer Stiftung. Sie lebt in Berlin.

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Matz: Das Verschwinden des Josef Mengele

Inhalt:

1949: Josef Mengele landet in Buenos Aires. Hinter verschiedenen Pseudonymen versteckt, glaubt der ehemalige Folterarzt von Auschwitz, er könne sich ein neues Leben erfinden. Perons Argentinien ist wohlwollend, die ganze Welt will die Nazi-Verbrechen vergessen. Doch die Verfolgung wird wieder aufgenommen und er flieht über Paraquay nach Brasilien. Seine Pdyssee wird nicht mehr unterbrochen … bis zu seinem mysteriösen Tod 1979. Eine herausragende Adaption des Romans von Olivier Guez über die Flucht und die Jagd nach Mengele, dem „Todesengel“ ohne Reue. (Klappentext)

Rezension:

Als 1945 das Deutsche Reich am Boden lag, versuchten viele ihrer Repräsentaten, ehemals hohe Würdenträger, Politiker an den Schalthebeln der Macht und ausführende Beamte ihr Heil in der Flucht. Für nicht wenige führte dieser Weg über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika, Eichmann etwa, der Organisator der Todeslager oder Eduard Roschmann, der „Schlächter von Riga“.

Auch Josef Mengele, der an der Rampe von Auschwitz über Leben und Tod entschied, bestialische Experimente an Zwillingen, unter den Deckmantel der Medizin, durchführte, gelang es so, nicht zuletzt durch die Hilfe einflussreicher Freunde, beinahe spurlos zu verschwinden. Die Geschichte seiner Flucht und des Versteckens hat Olivier Guez zu einem packenden Roman verarbeitet. Fünf Jahre später wurde die Erzählung für die hier nun vorliegende Graphic Novel durch Alexis Nolent (Matz) und Jörg Mailliert adaptiert.

Erdfarben und klare Linien dominieren die einzelnen Panels, die die Geschichte eines Phantoms erzählen, deren unmenschliche Grausamkeiten kaum in Worte zu fassen sind. Das versuchen weder der Autor des Skripts, noch der Illustrator. Die Geschichte setzt nach dem Unfassbaren an, welches in Rückblenden nur gestreift wird. Konzentriert wird sich hier auf die Zeit nach 1945, die sich anhand weniger Puzzlestücke rekonstruieren lässt. Dabei tauchen wir ein in die wirre Gedankenwelt eines Mannes, dessen Handeln nicht mehr nachzuvollziehen ist.

Einige Dokumente und Geld im Gepäck, die Unterstützung von Freunden, nicht zuletzt der Familie, die mit einem gut situierten Betrieb fest im wirtschaftlichen Gefüge des bayerischen Heimatortes der Mengeles, gelingt es dem „Todesengel“ von Auschwitz zu fliehen, wo er sich auf ein funktionierendes Netzwerk verlassen kann. Das Untertauchen gelingt. Man trifft sich untereinander, phantasiert von Rückkehr und „Viertem Reich“, wenn sich die Lage in Europa wieder beruhigt haben sollte. Das tut sie nicht. Mit den Jahren gelingt es Verfolgern in Israel und Deutschland, Spuren aufzunehmen. Die Schlinge zieht sich immer enger zu. Auch in Südamerika selbst wird es einsam um Mengele, der immer mehr seiner Unterstützer verprellt.

Dies die Handlung der verdichteten Graphic Novel, in denen sich großformatige Panels abwechseln, die reine Unbeschwertheit zeigen, abewechselnd mit Details des tiefen Falls einer Figur, die am Ende nur noch der Schatten ihrer Selbst sein wird. Zwei Stränge stehen hier im Fokus, natürlich der Weg Mengeles selbst, zunächst im Versuch sich mit Hilfe alter Seilschaften ein neues Leben aufzubauen, dann zunehmend in Wahn und Verzweiflung verfallend, als alle Unterstützung nach und nach wegbricht.

Zum anderen können wir die Situation in Deutschland verfolgen, der Umgang der Familie, die einerseits ihren wirtschaftlichen Erfolg nutzt, um Mengele in Südamerika zu unterstützen, andererseits aber auch ihren Betrieb aus dem Blickfeld heraushalten möchte, als nach den Anfängen der Bundesrepublik doch noch die Nazi-Gräuel des Familienmitglieds Thema werden, nicht zuletzt auch durch innere Auseinandersetzungen. Auch die Verfolgung der Repräsentanten des NS-Regimes durch Menschen wie Fritz Bauer oder des israelischen Geheimdiensts Mossad schaffen Zeichner und Texter mit einzubringen. So werden die wichtigsten Handlungsstränge und Aspekte des Romans, der als Vorlage diente, eingebunden und auf sehr anschauliche Weise übermittelt.

Der nervöse Strich des Zeichners korrespondiert sich im irren Blick der unmenschlichen Bestie, die sich jämmerlich verkriecht und doch immer wieder Morgenluft wittert, zudem gerade der deutsche Staat in seiner Anfangszeit wenig Interesse verspürt, den Opfern des NS-Regimes Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Diese Hoffnungsschimmer zerrinnen der kümmerlichen Figur, zu der Mengele mit den Jahren wird, immer schneller durch die Finger. Am Ende bleibt vom Skorpion, der sich mehrfach gehäutet hat, nichts mehr übrig und verkommt zu einem Phantom.

Eine sehr eindrückliche Graphic Novel, die weder mit visuellen Eindrücken spart, zudem durchaus textlastig daherkommt, jedoch keineswegs überfrachtet wirkt. „Das Verschwinden des Josef Mengele“, kann man als durchaus gelungene Adaption betrachten, deren Bilder nicht so schnell loslassen werden.

Autoren und Illustrationen:

Alexis Nolent ist ein französischer Schriftsteller, vor allem für Drehbücher von Videospielen, zudem veröffentlichte er auch einen Roman und unter dem Pseudonym Matz eine Reihe von Comics. Er wurde in Rouen, Frankreich geboren, wuchs in der Karibik auf, bevor er nach Paris zog. Vor dem Schreiben von Comics studierte er Jura. Für seine Arbeit bekam er u. a. den Priix Saint-Michel, 2004 und 2006.

Jörg Mailliet wurde 1970 im Toulon geboren und ist ein französischer Comic-Zeichner. Er studierte Grafikdesign in Lyon und arbeitet seitdem als freier Grafiker. Er illustriert Kinderbücher und ist Mitgründer eines Kinderbuchverlages. Für die Illustration des Comic Tagebuchs 14/18 wurde er 2015 für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Olivier Guez wurde 1974 in Straßburg geboren und ist ein französischer Journalist und Schriftsteller. Er studierte von 1992 bis 1996 in Straßburg Internationale Beziehungen. Weitere Stationen führten ihn nach London. In einem Fernstudium studierte er Jura, bevor er 1998 eine Masterprüfung in Europäische Politik und Verwaltung abglegete. 1998 war er als Beobachter der Wahlen von der OSZE und dem französischen Außenministerium nach Bosnien-Herzegowina entsandt, danach berichtete er für verschiedene Tageszeitungen aus Lateinamerika, Europa und dem Nahen Osten. Nach verschiedenen Stationen u. a. 2009 einer Beobachtermission in Pakistan und Afghanistan lebt Guez in Paris und ist u. a. Kulturberichterstatter für die FAZ und FASZ.

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Limor Regev: Der Junge von Block 66

Inhalt:

1944 wird der 13-jährige Moshe Kessler mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. An der Rampe in Birkenau von seiner Familie getrennt, ist er von nun an auf sich allein gestellt. Er entgeht den Tod in den Gaskammern, überlebt monatelange Zwangsarbeit und die Todesmärsche im eisigen Winter, bevor er im Konzentrationslager Buchenwald ankommt. Doch auch dort kann er nur dank der Kühnheit und Entschlossenheit der Untergrundorganisation, der es es gelang, vor Eintreffen der US-Truppen mit gestohlenen Waffen die Wachmannschaft des Lagers zu überwältigen und gefangenzunehmen, im Kinderblock 66 den sicheren Tod zu entkommen.

Dr. Limor Regev hat den anschaulichen Bericht Moshe Kesslers festgehalten und so der Nachwelt ein Zeugnis über den Triumph eines ungebrochenen Lebenswillens vermittelt. (Klappentext)

Rezension:

Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt. Fast 14 Jahre alt ist Moshe Kessler als er in Zeiten der Unmenschlichkeit und des Terrors zusammen mit anderen unter Aufsicht von Antonin Kalina kommt, der zusammen mit anderen KZ-Häftlingen mit den Mut zur Verzweiflung unzähligen Kindern und Jugendlichen das Leben rettete, ausgerechnet im Konzentrationslager Buchenwald, einer der letzten Stationen des Leidenwegs. Zuvor hatte der Junge bereits Todesmarsch und Auschwitz überlebt.

Dies ist die Geschichte eines ungarischen Jungen, dessen Erinnerungen im hohen Alter aufflackern, bei der Bar Mizwa seines jüngsten Enkels, der umgeben ist von seiner ihn lebenden Familie. Moshe Kesslers Bar Mizwa fand dagegen zu einem Zeitpunkt statt, als das Donnergrollen kaum noch zu überhören war und längst einige Familienleben gefordert hatte. Nach Jahrzehnten erinnert und beschreibt Kessler die Geschichte seiner Kindheit und Jugend, die man ihn und unzähligen anderen raubte. Dieses Stück biografischer Erinnerung liegt hier mit „Der Junge von Block 66“ übersetzt vor.

Solche Stücke Erinnerung bilden einen wichtigen Zweig innerhalb der Bücher gegen das Vergessen, als Mahnmal vor allem, wenn sie ohne erhobenen Zeigefinger, sondern nur durch ihre Schilderungen wirken. Diese sind eindrücklich. In klarer, eindeutigiger Sprache schildert die Autorin die Erlebnisse des Kindes, welcher ihr diese Geschichte sehr viel später anvertrauen wird. Dabei wird deutlich, wie sehr Sekunden der Entscheidung über Leben und Tod bestimmen konnten und dass es selbst in unmenschlichen Orten gerade so viel Menschlichkeit gegeben hat, die einigen wenigen geholfen hat, Schreckliches zu überstehen.

In kompakten Kapiteln fügen sich die einzelnen Stationen des Leidensweges zu einem Band zusammen, welches bis ins Mark erschüttert, ergänzt durch ein anschauliches Personenregister, ein Begriffsglossar, welches vor allem dann hilfreich ist, wenn man lesend nicht mit Begrifflich- und Gegebenheiten des jüdischen Glaubens im Einzelnen vertraut ist, sowie einen Fototeil. So eignet sich die Lektüre für Geschichtsinteressierte, aber auch für Jugendliche, zumindest wenn man einige Fußnoten überliest.

Diese wurden zum besseren Verständnis durch die Herausgeberin angefügt, wirken an manchen Stellen wertend und relativierend. Hannah Arendt wird da z. B. als „allgemein etwas überschätzt“ bezeichnet. Solche und andere Meinungen kann man ja durchaus haben, doch gehören sie nicht in den biografischen Bericht eines anderen hinein. Ob der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung über 90-jährige Moshe Kessler um diese Kommentare weiß, sie teilt, die von der Herausgeberin und Übersetzerin stammen, bleibt zwangsweise offen.

Wenn gleich andere Informationen, die in den Fußnoten erscheinen, akribisch recherchiert und behutsam ergänzt worden sind, und es erst einmal überhaupt bemerkenswert ist, einen solchen Bericht für die Nachwelt erhalten zu dürfen, können einen solche Schnitzer eines eigentlich lesenswerten Berichts verhageln. Es bleibt hier also die Empfehlung, den Bericht zu lesen und die Fußnoten einer Überprüfung zu unterziehen. Alles was Augenzeuge und Autorin jedoch zusammengetragen haben, ist es aber wert, gesehen zu werden.

Autorin:

Limor Regev wirkt an der Hebrew University of Jerusalem im Institut für Internationale Beziehungen und hat zuvor über die Auswirkungen des territorialen Rückzugs in Israel geforscht. Ihre weiteren Forschungsarbeiten befassen sich mit territorialen Austritten, Konfliktlösung, internationaler Mediation und israelischer Bedrohungswahrnehmung.

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