Till Hein: Crazy Horse

Inhalt:

Anmutige Tänzer, Meister der Tarnung und romantische Liebende, doch auch schwerhörige Vielfraße, launische Griesgrame und langsame Faulpelze: All das und noch viel mehr sind Seepferdchen. Man findet die kleinen Fische nicht nur in Seegraswiesen und Mangrovenwäldern, sondern ebenso im Schachspiel und in griechischen Sagen – und wie gelangen sie eigentlich auf Kinderbadeanzüge, Geldmünzen und Toilettenschüsseln aus dem alten Rom? Was macht sie trotz ihrer Trägheit zu erstklassigen Jägern, warum ist ein Hirnareal nach ihnen benannt, wie können sie und helfen, besser zu schlafen, und sogar die Robotik inspirieren?

Crazy Horse beleuchtet die schillernde Welt der Seepferdchen auf ebenso sachkundige wie unterhaltsame Weise, berichtet von kuriosen Erkenntnissen der aktuellen Forschung, geht zahlreichen Mythen auf den Grund und erklärt, was die Tiere zu liebenswerten Antihelden macht. (Inhaltsangabe lt. Verlag)

Rezension:

Unter der Oberfläche der Ozeane offenbart sich den Beobachtenden eine faszinierende Welt voller Kuriositäten. Faszinierende und bizarre Lebewesen finden sich dort, ein Großteil davon noch kaum erforscht und doch bereits stark vom Aussterben bedroht. Eine Sonderstellung nehmen dabei die Rosse der Meere ein, die eigentlich Fische sind und abgesehen von ihrer Form auch sonst zahlreiche Besonderheiten des Tierreiches in sich versammeln, nicht nur dass hier die Männchen schwanger werden.

Diese und andere kuriose Fakten vermittelt der Wissenschaftsjournalist Till Hein in seinem Buch und nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise in die Welt der Seepferdchen.

Der Hochzeitstanz der Seepferdchen dauert bis zu neun Stunden.

Till Hein: Crazy Horse

Wer schon einmal diese wundersamen Gerschöpfe, etwa im Zoo beobachten konnte oder gar das Glück hatte, sie in der freien Wildbahn beobachten zu können, ist sofort von ihnen eingenommen. Schon seit der Antike wissen wir von ihrer Existenz und doch über sie selbst nur sehr wenig. Auch heute noch stellen Seepferdchen uns vor unzähligen Rätseln.

Till Hein versammelt den aktuellen Wissenstand rund um diese Fische, die nur auf den ersten Blick eine Fehlkonstruktion der Natur sind. Er beschreibt in kurzweiligen und kompakten Kapiteln die Besonderheiten ihrer Biologie und warum uns Seepferdchen in mancher Hinsicht gar ähnlich sind, was Ringelnatz mit den Rossen der Meere zu tun hatte und wie wir unsere Kenntnisse über diese Tierart etwa in Technik und Industrie einsetzen können.

Doch, der Autor sieht nicht nur das Schöne, auch die bedrohliche Lage wird beschrieben, derer die Tiere heute ausgesetzt sind und wie diverse Schutzprojekte versuchen, die Seepferdchen rund um den Globus zu schützen. Ein ungeschönter Bericht ist das, der zeigt, was wir verlieren, wenn wir diese faszinierenden Geschöpfe ausrotten, welche vielseitige Welt wir für immer verlieren würden.

Wie ein Kleinkind am Kuscheltier kann auch ein Seepferdchen emotional an einem Gegenstand hängen.

Till Hein: Crazy Horse

Forschende und Experten rund um den Globus hat Till Hein besucht und fragen können, Berichte gewälzt und eine Informationssammlung verfasst, nicht ganz so rührseelig, wie dies etwa Sy Montgomery mit ihrer Passion, den Oktopussen gemacht hat, aber mit der gleichen Liebe für das Besondere. Viel Wissenswertes erfährt man hier und bekommt zugleich eine Ahnung von der Komplexität der Fragen, die sich in Bezug auf die Tierart noch stellen, ohne hier in allzu trockene Ausführungen zu geraten.

Der Autor verliert sich nicht, vermittelt echtes Interesse und hat es dennoch geschafft, auf so wenigen Seiten von Biologie, über Evolutionsgeschichte, Leben und Erforschung der Welt der Seepferdchen die Faszination beim Lesenden zu wecken. Der nächste Blick unter Wasser oder durch die Scheiben eines Meerwasseraquariums mit den Rossen der Meere wird ein anderer sein.

Autor:

Till Hein wurde 1969 in Salzburg geboren und studierte zunächst Geschichte, Germanistik und Russistik in Basel und Wien, bevor er 1996 einen Redaktionslehrgang beim Österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“ in Wien besuchte. Bis 2001 war er redaktioneller Mitarbeiter beim Magazin der Süddeutschen Zeitung in München. Seit dem arbeitet er für das Journalistenbüro textetage in Berlin. Für Magazine, Zeitungen und Zeitschriften schreibt er regelmäßig Reportagen, u. a. für Geo, Spiegel Wissen oder mare.

1 Kommentar zu „Till Hein: Crazy Horse“

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