Mairdumont

Suzanne Heywood: Wavewalker

Inhalt:
Mit gerade einmal sieben Jahren sticht Suzanne Heywood mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder auf dem Segelschiff Wavewalker in See, um die Welt zu umrunden. Doch was als aufregendes Abenteuer beginnt, wird bald zu einem Alptraum fĂŒr das Kind: ein Leben in StĂŒrmen, Angst, Einsamkeit. Suzanne sehnt sich danach, wieder zur Schule zu gehen und ein normales Leben zu fĂŒhren, doch sie bleibt gefangen im Lebenstraum ihres Vaters. Erst nach zehn Jahren kehrt sie in ihre Heimat zurĂŒck – mit Aussicht auf einen Studienplatz in Oxford.

Eine wahre Geschichte ĂŒber das Erwachsenwerden und den Mut, seinem eigenen Weg zu gehen. (Klappentext)

Rezension:
Um so kleiner das Boot, um so mehr ist man automatisch Teil der Besatzung. Was jedoch zunĂ€chst als Traum und gemeinsames Abenteuer begann, wurde fĂŒr Suzanne Heywood schnell zur Hölle ihrer Kindheit und Jugend. Über das Heranwachsen, die Strapazen und Gefahren auf dem Schoner Wavewalker beim Versuch des Vaters, die dritte und letzte Reise von James Cook nachzuempfinden, erzĂ€hlt die heute erfolgreiche GeschĂ€ftsfrau, die die Reise, je lĂ€nger sie dauerte, von ihrer Familie mehr und mehr entfremdet hat.

NatĂŒrlich ist dies ein Reisebericht, der von den Herausforderungen an Bord eines Segelschiffes und vor allem in Anbetracht der Route erzĂ€hlt, der es die Cooks ihrem Namensvetter gleichtun wollten. HauptsĂ€chlich aber ist es eine beeindruckende und bedrĂŒckende Biografie der Autorin von sich selbst und das Psychogram einer auseinanderbrechenden Familie. Detailreich schildert sie das Leben auf den Meer und dem Aufatmen, wenn zwischen den Fahrten, sei es da selbst oder in den HĂ€fen, so etwas wie Routine aufkommt.

Heywood schildert sehr detailliert, wie ihr im Laufe der Jahre die UnbestĂ€ndigkeit der Eltern, was noch freundlich ausgedrĂŒckt ist, bewusst wurde, sowie die BeziehungskĂ€lte der Eltern, die sie in ihrer Jugend als das erkennen wird, was es ist. Nichts anderes als psychische Gewalt. Beginnend mit dem Ausnutzen kindlicher und jugendlicher Arbeitskraft bis hin zur beinahe totalen Verweigerung von Bildung. Die Taktung negativer Momente wird dabei mit zunehmender Seitenzahl immer dichter, wĂ€hrend die ruhigen Momente weniger werden, sowie auch schneller verblassen.

Eine Kindheit auf den Boot, mag sich romantisch anhören, doch wĂ€chst man sehr isoliert auf, gesellschaftlicher Schutz ist beinahe nicht vorhanden, Möglichkeiten, Beziehungen und dauerhafte Kontakte zu knĂŒpfen, gibt es kaum und wenn, sind sie sehr unbestĂ€ndig. Hier legt die Autorin die Finger in die Wunde und hinterfragt all das, was fĂŒr sie erst mit der Zeit sichtbar wurde. Wann war der wendepunkt, an dem den Eltern der eigene Traum wichtiger wurde als das Leben der Kinder, sogar so wichtig, um diese zu vernachlĂ€ssigen und damit beinahe zwei Biografien zu zerstören, bevor in diesen entscheidende Weichen gestellt werden konnten? Wie gelang es Heywood, ihren Weg dennoch zu finden und vor allem den SchlĂŒssel zur Bildung zu erlangen, den vor allem ihre Mutter ihr konsequent verweigerte?

Nicht auf alles findet die Autorin in diesem Buch, in denen auch die Reisebeschreibungen kaum Zeit zum Aufatmen wie auch ihre Familie und die Geschichte des Bootes sie nicht loslassen wird, eine Antwort. Es ist der Versuch einer Verarbeitung, die sicher noch nicht abgeschlossen ist und eine ErzĂ€hlung, wie zwei Erwachsene, ĂŒberfordert von ihrem Traum und doch darin gefangen, ihre Kinder fast zerbrachen.

Entlang der Reiseabschnitte erzĂ€hlt die Autorin temporeich vom Ende ihrer Kindheit, welches spĂ€testens mit einem schweren Sturm auf hoher See und einer gefĂ€hrlichen Kopfverletzung gezeichnet war. So erdrĂŒckend wie kurzweilig ist das, was da erzĂ€hlt wird. Praktisch empfindet man blanke Wut und Seekrankheit hier im steten Wechsel. Das Kippen des MachtgefĂ€lles kann man da nur herbeisehnen.

Wer einen lieben Reisebericht lesen möchte, ist hier an der falschen Stelle. Vielmehr ist es die Biografie eines MĂ€dchens, spĂ€ter einer jungen Frau, die sich ihre Freiheit zwischen Koje und Segel mehr als mĂŒhsam erkĂ€mpfen musste. Gegen alle WiderstĂ€nde, aber vor allem gegen die eigenen Eltern. Viele einzelne Szenen bleiben da wie Nadelstiche nach dem Lesen zurĂŒck.

Das durchgehalten zu haben verdient Hochachtung. Davon zu erzÀhlen und sich seinen Erinnerungen zu stellen, noch viel mehr.

Suzanne Heywood, offizielle Seite: Hier klicken. I Unhappy Boat-Kids: Hier klicken.

Autorin:
Suzanne Heywood ist eine britische GeschĂ€ftsfrau und ehemalige Beamtin. Sie wurde 1969 in Southampton geboren und wuchs auf einem Segelschiff auf, studierte anschlißend in Oxford und Cambridge. Nach einer Beamtenposition im britischen Finanzministerium wechselte sie in die Privatwirtschaft. 2024 wurde sie zum Kommandeur des Order of the Britsich Empire ernannt.

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Frauke Bolten-Boshammer: Diamanten im Staub

Inhalt:

Innerhalb weniger Minuten nach der Landung in Australien fasst Frauke den Entschluss, schnellstmöglich nach deutschland zurĂŒckzukehren. Die staubige Grenzstadt Kununurra ist kein Ort fĂŒr eine Frau. Frauke bleibt dennoch, entschlossen, ihrem Mann Friedrich beim Aufbau eines neuen Lebens zu helfen. Drei Jahre spĂ€ter nimmt sich Friedrich das Leben, und Frauke bleibt allein mit den Kindern im Outback zurĂŒck. Doch mit harter Arbeit und unerschĂŒtterlicher Hoffnung erschafft sie fĂŒr sich und ihre Familie ein neues Zuhause – und wird in einer der unbarmherzigsten Regionen der Erde zu einer der erfolgreichsten DiamantenhĂ€ndlerinnnen Australiens. (Klappentext)

Rezension:

Wie viel Leid kann ein Mensch eigentlich ertragen? Wie viel GlĂŒck und Durchhaltevermögen benötigt man, um solches zu ĂŒberstehen? Diesen Fragen muss man sich unweigerlich beim Lesen dieser, mehr als beeindruckenden, Biografie stellen. Mit „Diamanten im Staub“ legt der Verlag nicht nur die geschichte einer faszinierenden Frau auf, sondern auch eine ErzĂ€hlung vom Zusammenhalt im Outback und einen Bericht von dem, was menschenmöglich ist, wenn man gezwungen ist, ĂŒber sich hinauszuwachsen.

Dabei beginnt zunĂ€chst alles ganz harmlos, mit einer jungen Liebe, die Frauke Bolten, wie sie zunĂ€chst heißen wird, bis nach Australien fĂŒhren wird, wo sie nacheinander gleich mehrere SchicksalsschlĂ€ge erreilen werden. Doch die junge Frau gibt nicht auf, fĂ€llt, kĂ€mpft sich immer wieder aus scheinbar ausweglosen Situationen heraus. Wer im Inneren Australiens ĂŒberleben und erfolgreich sein möchte, muss hart im Nehmen sein, RĂŒckschlĂ€ge wie Staub von dern Ärmeln wischen.

Das Outback kann ein schrecklich einsamer Ort sein, aber es ist auch ein Ort, an dem man Liebe finden kann, wenn man es gerade am wenigsten erwartet.

Frauke Bolten-Boshammer „Diamanten im Staub“, erschienen bei mairdumont.

Nicht nur ist es ein Bericht einer lebenslangen Reise, eine, die die ganze Familie auf immer prĂ€gen wird, im Guten, wie im Schlechten. Die Autorin weiß bescheiden und doch sehr spannend von ihrem Weg zu erzĂ€hlen. Der Text ist zugleich Sinnbild fĂŒr den Zusammenhalt einer eingeschworenen Gemeinschaft, fĂŒr ein Pioniertun, welches heute wahrscheinlich nur noch an solch abgelegenen Orten der Welt möglich ist.

Frauke Bolten-Boshammer ist eine starke Frau, die zeigt, warum sich das Durchhalten lohnen kann, aus welchen Dingen sich GlĂŒck schöpfen lĂ€sst und dass selbst die Diamanten, die sie haben erfolgreich werden lassen, nichts gegen eine Familie sind, die trotz schwerer SchlĂ€ge nie aufgegeben hat. Mit Humor und EinfĂŒhlungsvermögen erzĂ€hlt die Autorin intelligent und bescheiden ĂŒber ihr Leben, beschreibt, wie die PrĂ€gung einer Nachkriegskindheit ihre Zukunft beeinflusste, die Werte, welche sie an die nachfolgenden Generationen ihrer Familie weiterzugeben versuchte.

Genau so kurzweilig wie spannend lesen sich die einzelnen Kapitel. Der heutigen Leserschaft wird die eine oder andere Situation ein Stirnrunzeln entlocken, doch muss man die Entscheidungen der Autorin im Spiegel der Zeit sehen, in der sie getroffen wurden. Um so bewundernswerter ist es, was Frauke Bolten-Boshammer und ihre Familie durchleben mussten und schließlich geschafft haben. Nach dem Lesen ist nur eines sicher. Den Satz, dass etwas unmöglich ist, gibt es nicht. Die Geschichte der Unternehmerin ist der beste Beweis dafĂŒr.

Autorin:

1940 in Norddeutschland geboren, wanderte die Autorin und spĂ€tere DiamantenhĂ€ndlerin im Jahr 1981 nach Australien aus, wo ihr Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb grĂŒnden wollte. Zuvor hatten die beiden bereits in Deutschland und in Simbabwe gelebt. Drei Jahre spĂ€ter, als die Farm in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte, begang ihr Mann Suizid. Auf sich gestellt, mit der Hilfe von Freunden und einer neuen Liebe baute die Autorin sich ein neues Leben im Outback auf und grĂŒndete ein DiamantengeschĂ€ft. 2019 wurde sie in die Western Australian Women’s Hall of Fame aufgenommen.

Der Bericht, die Biografie wurde im Rahmen der Aktion -Sachbuchmonat Januar 2021- gelesen. #SachJan21 #SachJan2021

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Tom Chesshyre: Slow Train

Slow Train - Eine LiebeserklÀrung an Europa heute in 25 Stationen Book Cover
Slow Train – Eine LiebeserklĂ€rung an Europa heute in 25 Stationen Tom Chesshyre Dumont Reise/mairdumont Erschienen am: 14.04.2020 Seiten: 334 ISBN: 978-3-7701-6696-1 Übersetzerin: Astrid Gravert

Inhalt:

Die Freiheit auf Schienen genießen – dafĂŒr begibt sich Tom Chesshyre auf eine abenteuerliche Zugreise quer durch Europa, von London ĂŒber die Ukraine bis nach Venedig. Das eigenetliche Reiseziel, Europa und seine Bewohner kennenlernen.

Tom Chesshyre reist ohne genauen Plan, eben dorthin, wohin die Schienen fĂŒhren, und freundet sich unterwegs mit seinen Mitreisenden an – und natĂŒrlich mit dem ein oder anderen Schaffner. Ein persönlicher Reisebericht, der zeigt, was Europa zusammenhĂ€lt. Und eine leidenschaftliche Einladung, sich mit dem nĂ€chsten Zug selbst auf den Weg zu machen. (Klappentext)

Rezension:

Als Groß-Britannien sich dafĂŒr entscheidet, die EuropĂ€ische Union zu verlassen, besteigt der Reiseschriftsteller Tom Chesshyre einen Zug und begibt sich auf die Suche nach eben dem, wovon sich so viele seiner Landsleute entfernt zu haben scheinen. Was ist das, dieses Europa? Welche Bedeutung hat der Begriff, der fĂŒr die Einen Hoffungsschimmer und Sehnsuchtsort, fĂŒr die anderen ProjektionsflĂ€che allen Übels darstellt?

Was können wir heute noch von diesem Zusammenhalt fĂŒr uns mitnehmen, der zunehmend zu bröckeln beginnt. Mit einem Interrailticket durchquert der Autor den Kontinent, von West nach Ost, Endstation Venedig.

Reiseberichte sind Momentaufnahmen bestimmter ZustĂ€nde und zumeist sehr subjektiv. Da nimmt sich dieser von Tom Chesdshyre nicht aus, dessen Liebe zu ZĂŒgen bereits auf den ersten Seiten auffĂ€llt. Der Leser begleitet den Autor von Station zu Station, die Kapiteleinteilung folgt der Reiseroute. EindrĂŒcklich sind die Schilderungen von Begegnungen im Zug, kurzen Momenten der Beobachtung an den Bahnsteigen. Passieren tut nicht viel.

Tom Chesshyre lĂ€sst sich treiben und ĂŒberraschen, ob von belgischen Schaffnern oder im Museum der zerbrochenen Beziehungen, irgendwo im ehemaligen Jugoslawien. Das macht nichts. Interessant sind ohnehin die Gedanken des Briten, die mit zunehmender Entfernung von zu Hause immer mehr zum dortigen politischen Geschehen schweifen. Werden in einem Europa, in dem sich die Staaten immer mehr von einander entfernen, Reisen wie diese noch möglich sein?

Am Rande der Bahnsteige, Bahnhöfe, zeigen sich fĂŒr Autor und LeserInnen, wie Europa heute noch wirkt und was das fĂŒr die Menschen bedeuten kann, etwa im gebeutelten Kosovo oder in der von den jĂŒngsten Auseinandersetzungen mit Russland geplagten Ukraine.

Sachlich, doch immer auch mit viel Emotionen verbunden, beschreibt Chesshyre was er sieht ohne ins Kitschige abzugleiten. Nur manchmal ist das Technische, die Eisenbahnliebhaberei dann doch etwas zu viel des Guten. Fans des Rollwerks auf Schienen kommen jedoch auf ihre Kosten. Liebhaber von Reiseberichten, ohnehin.

Ein PlĂ€doyer fĂŒr Europa, ob nun innerhalb eines politischen Gebildes, so doch als Gemeinschaft, in der ein jeder sein eigenes Leben lebt und doch auf den jeweils Anderen einwirkt. Die Eisenbahn verbindet heute noch ganze LĂ€nder und Regionen, funktioniert auch dort zuweilen, wo Politik gerade auseinander triftet.

Auf persönlicher Ebene scheint noch zu klappen, was offiziell immer schwieriger wird. Tom Chesshyre beobachtet, saugt auf und spricht mit den Menschen, hört zu. Das Reisen auf Schienen macht neugierig, verbindet, verÀndert Blickwinkel. Einen hauch davon kann man aus diesem Bericht mitnehmen. Damit ist dann schon ein Anfang gemacht.

Autor:

Tom Chesshyre wurde 1971 geboren und ist ein britischer Reiseschriftsteller. FĂŒr verschiedene Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er mehrere Reportagen, u.a. bei The Times. Auch fĂŒr National Geographic war er bereits tĂ€tig. Über das Zugreisen schrieb er bereits mehrere Reiseberichte. Chesshyre lebt in London.

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Leipziger Buchmesse 2019: Constanze John in der Minutenwelt Georgiens

„Wir sind GĂ€ste in dieser Welt der Minute, Wir vergehen, und die NĂ€chsten bleiben hier. Was wir miteinander tun, all diese freundlichen und angenehmen Dinge – das ist es doch, wofĂŒr wir leben, oder? Was, außer dem, werden sie mit in unsere GrĂ€ber legen? Nur drei Meter leinwand, nur“…

Zutisopeli/Die Minutenwelt, zitiert aus Constanze John „40 Tage Georgien“.

Es sind noch ein paar Dinge offen, die ich von der Messe mitgenommen habe, drei Interviews und GesprĂ€che vor allem, die ich in Leipzig dieses Jahr mit verschiedenen Autoren gefĂŒhrt habe. Leider komme ich erst jetzt und in den nĂ€chsten Tagen wirklich dazu, diese zu sichten und werde dies hier, nach und nach, veröffentlichen. Gleich das erste Interview, welches ich vereinbart habe, veröffentliche ich jedoch in Form eines Berichts, da ich in diesem Falle noch besser meine EindrĂŒcke schildern kann. Die anderen Interviews werde ich jedoch wirklich als solche veröffentlichen.

Das GesprĂ€ch selbst fand im BĂŒro der Reisemission Leipzig GmbH statt, einer der vielen Veranstaltungsorte im Rahmen des Programms „Leipzig liest“. Diese Ausrichtung der Messe sorgt dafĂŒr, dass es eben eine wirkliche Publikumsmesse ist und nicht nur in den Messehallen selbst das Lesefieber gelebt wird. Und so versammelten sich in diesem BĂŒro zahlreiche Zuhörer und Interessierte, um der Leipziger Schriftstellerin zu lauschen.

Constanze John
40 Tage Georgien – Unterwegs von Tiflis bis ans schwarze Meer
Seiten: 411
ISBN: 978-3-7701-8293-0
Verlag: mairdumont

Mit so viel Andrang hatte man beim mairdumont Verlag, bei der Reisemission selbst, wohl nicht gerechnet, am allerwenigsten, so schien es mir, die Autorin. Doch Georgien als Land eine große Unbekannte, weckt Interesse. Wir sprechen hier vom letztjĂ€hrigen Gastland der Frankfurter Buchmesse, doch durch Autoren wie Nino Haratischwili ist das Land immer noch im GesprĂ€ch. Auch darĂŒber habe ich mit Constanze John gesprochen.

Doch, zunĂ€chst drĂ€ngelten sich die Zuhörer in den zwei kleinen BĂŒrorĂ€umen und die Lesung begann mit einer EinfĂŒhrung in Georgiens „Minutenwelt“. Diese Zeilen, oben zitiert, eröffnen den Reisebericht, der hier schon rezensiert wurde, zeigen, wie dieses Land, gelegen am Kaukasus, tickt.

Die Autorin berichtet von ihrer Entdeckung der Faszination fĂŒr die georgische Lebensart und vor allem fĂŒr die Menschen und ihre Geschichten. Fotos werden gezeigt, Ausschnitte gelesen. Als sich der Trubel legt, die Lesung beendet ist, ist der Wunsch, das Land selbst einmal zu bereisen, bei vielen Zuhörern weit nach oben gerĂŒckt. Die Autorin und ich sind dann noch in den BĂŒros geblieben und haben miteinander gesprochen.

Zwischen Supra und „Minutenwelt“, nach ihrer Lesung, Constanze John.

Wir vertiefen das in der Lesung Gesagte und kommen schnell auf die Welt des Augenblicks zu sprechen, die die Lebensart der Georgier zu bestimmen scheint. Man lebt jetzt, in diesem Moment und soll dies auch bewusst tun. Dieser Gedanke beeindruckt, wie auch die dort gelebte Gastfreundschaft. Ein Jeder wird willkommen geheißen, aufgenommen, Höhepunkt vielleicht, in das große Ritual der Supra mit einbezogen zu werden, die einen bestimmten Ablauf vorweist.

Constanze John ĂŒber „40 Tage in Georgien – Unterwegs von Tiflis bis ans Schwarze Meer“.

Als dies zur Sprache kommt, ist Constanze John wieder in Gedanken bei ihren EindrĂŒcken von ihren Reisen dorthin, und wieder auch bei den Menschen, die in hippen wandlungsfĂ€higen StĂ€dten leben, aber auch in rauen und ursprĂŒnglichen Dorfgemeinschaften, bei einer kreativen und jungen kĂŒnstlerichen Szene, aber auch bei Familien, deren Familienbiografien durch den Konflikt mit dem großen Nachbarland Russland und den abtrĂŒnnigen Provinzen Abchasien und SĂŒdossetien gebeutelt sind.

Die Autorin kommt auf Begegnungen, etwa mit den KĂŒnstler Pridon zu sprechen, der in seiner ganz eigenen „Minutenwelt“ lebt, aber auch auf Momente des GlĂŒcks in Uschguli. Wer den Reisebericht gelesen hat, spĂŒrt die Sehnsucht der Autorin zu den bereisten Orten zwischen den Zeilen, beim Vortrag und auch im GesprĂ€ch hat sie das nochmals unterstrichen.

Wer Georgien einmal erlebt hat, verfĂ€llt dem wohl vollkommen. Und auch dem Humor dieses Volkes, wenn es Witze ĂŒber die Armenier macht, wie es umgekehrt genau so geschieht, oder wenn mit lachenden Augen von der Entstehungslegende berichtet wird, die die Autorin im GesprĂ€ch ebenfalls nochmals hervorhebt.

Constane John hat sich Georgien ĂŒber die Menschen und ihre Geschichten erschlossen.

Als Gott nĂ€mlich die LĂ€nder auf die einzelnen Völker verteilte, feierten Armenier und Georgier jeweils rauschende Feste. Als die Verteilung beendet war, blieb fĂŒr die Armenier nur noch das Land der Steine ĂŒbrig, die Georgier, die immer noch feierten , bekamen erst einmal nichts. Gott hatte jedoch Erbarmen und schenkte ihnen einen Flecken Erde, den er selbst fĂŒr sich als Ruhesitz vorgesehen hatte. Unter einer Bedingung, nĂ€mlich, dass die georgier jeden Gast freundlich aufnehmen mussten, der zu ihnen kĂ€me. Und das tun sie bis heute.

Wie sich das auswirkt, kann man dann in Constanze Johns Reisebericht nachlesen, doch, nach ein paar Tipps gefragt, welche Orte man in diesem Land unbedingt besucht haben sollte, hat die Autorin folgende fĂŒr uns Leser und Reisende:

Tblissi, als pulsierende Stadt im inneren des Landes mit abwechslunsgreichen Nachtleben.

Uschguli, das höchst gelegene Dorf Georgiens. Die Geschichte Georgiens, konzentriert auf einen Punkt. WehrtĂŒrme als Wahrzeichen und die Kraft der natur in der Bergwelt des Kaukasus. und die Menschen, stolz und eigensinnig, die dort leben.

Wardsia, das grĂ¶ĂŸte von drei Höhlenklöstern Georgiens, phĂ€nomenal und eindrucksvoll.

Wenn ich etwas aus dem Buch, der Lesung selbst und dem GesprĂ€ch mit der Autorin mitgenommen habe, ist es diese Faszination fĂŒr ein Land, welches man vielleicht nicht auf den ersten Blick weniger als Reiseziel, mehr als Ort der Begegnungen sehen sollte. Die macht man dort nĂ€mlich, eingenommen von der Gastfreundschaft der Bevölkerung, in den StĂ€dten und Dörfern Georgiens. Letztlich ist es das, was von solchen Erfahrungen bleibt. Vor allem in dieser „Minutenwelt“. Danke, fĂŒr diesen Austausch der Autorin Constanze John und den Damen und Herren von mairdumont.

Fotos und Bericht dĂŒrfen ohne Genehmigung weder vervielfĂ€ltigt, noch anders verbreitet werden und sind Eigentum des Autoren. Alle Rechte liegen bei findsobeucher.com, der Autorin und mairdumont.

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Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 2 – 2019

Das letzte Jahr stand fĂŒr mich und viele andere Blogger, auch fĂŒr viele Booktuber, die Messe unter den Motto -Begegnungen-. Dieses Jahr eher unter den Motto -Zeit-. Das gilt widerum nur fĂŒr mich, von anderen Menschen kann ich ja erst einmal schlecht sprechen, aber meinem Plan war es diesmal anzumerken.

Die Ruhe vor den Sturm. Bevor der große Andrang zum MessegelĂ€nde kommt.

Viel Zeit fĂŒr mich, fĂŒr Standbesuche, VerlagsgesprĂ€che und ĂŒberhaupt mehr Luft, um Lesungen anzusehen und GesprĂ€chsrunden zu verfolgen, als im letzten Jahr. Insgesamt waren es trotzdem noch genug Termine, aber eben so, dass die Messe nicht in puren Stress ausartete und ich mich voll und ganz auch auf die BĂŒcher konzentrieren konnte. So war mein Freitag in Leipzig dann auch ĂŒberschau- und machbar.

Das erste Interview, welches ich mir an diesem Tag angehört hatte, ist eines, welches fĂŒr mich inzwischen zu einem Muss auf der Buchmesse gehört. NĂ€mlich eines mit Sebastian Fitzek, den ich selbst schon Fragen stellen durfte. In meinem GesprĂ€ch damals ging es damals um seinen Thriller „AchtNacht„.

Sebastian Fitzek „Fische, die auf BĂ€ume klettern“

Sein neuestes Werk schlĂ€gt jedoch vollkommen aus dem sonst ĂŒblichen Schema und so ging es dann auch am Stand der ARD um „Fische, die auf BĂ€ume klettern – Ein Kompass, fĂŒr das große Abenteuer namens Leben„. Philosophisch die Frage, was man seinen Kindern auf den Weg geben soll oder kann, sicher amĂŒsant und nachdenklich geschrieben, so ganz anders als sonst. Darauf freue ich mich ungemein, dies zu lesen. NatĂŒrlich musste das Buch gleich mit. Signiert hat Fitzek das Buch dann natĂŒrlich hinterher auch.

Danach ging es nach Österreich. Zumindest gefĂŒhlt. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hatte zum Bloggertreffen eingeladen und brachte die österreichische Autorin Vea Kaiser mit, die ihren neuen Roman „RĂŒckwĂ€rtswalzer oder die Manen der Familie Prischinger“ vorstellte. Bewirtet mit Wein und Keksen und noch vielen anderen guten Sachen, bei denen einem das Wasser im Munde zusammenlĂ€uft (so funktioniert Marketing) habe ich die bisher amĂŒsanteste Messeveranstaltung seit Jahren erlebt.

Vea Kaiser „RĂŒckwĂ€rtswalzer oder die Manen der Familie Prischinger“

Es wurde gelacht, geschmunzelt und viel geredet. Vor allem die Autorin selbst. Wer so begeistert erzĂ€hlen kann, die Lektorin (aber nett) konnte sich vollkommen zurĂŒcklehnen, und ein Buch nĂ€her brachte, was ich mir so vielleicht nie gekauft hĂ€tte, der verdient Interesse. ich freue mich jedenfalls schon auf den Moment, wo ich dazu komme, den Roman zu lesen. Wenn das Buch so ist, wie die Vorstellung war, dann kann das nur etwas werden.

Entlassen wurden wir mit vielen Ideen, vollen Magen und guter Laune und so stĂŒrzte ich mich dann wieder ins Messe-GetĂŒmmel. VerlagsstĂ€nde besuchen und ein ganz besonderes Projekt. In den letzten Jahren wurde die Messe immer politischer unhd auch immer mehr zu einem Ort der Konfrontation. Im Vorfeld gab es auch dieses Jahr wohl wieder die eine oder andere geplante Aktion gegen rechte Verlage, die leider auf der Messe vertreten waren, aber diesmal blieb alles weitgehend friedlich. Wenigstens das.

Man sollte aber auch einmal davon sprechen, dass durchaus dagegen gehalten wurde. Viele entsprechende Werke wurden vorgestellt und auf der Messe selbst war ein ganz besonderes Projekt vertreten. Ein Fotograf hat sich aufgemacht, um die Orte der BĂŒcherverbrennungen aufzusuchen und den damaligen Zustand anhand von historischen Aufnahmen und heutigen Aussehen zu dokumentieren. Herausgekommen dabei ist eine interaktive Karte, die nach und nach erweitert wird.

Wer möchte, kann ja mal bei verbrannte-orte.de schauen. Hinterlegt werden sollen kĂŒnftig eine Aufnahme des heutigen Ortes, ein historischer Zeitungsbericht oder Ă€hnliches und ein historisches Foto, um zu zeigen, dass eben nicht nur in Berlin damals die Werke zahlreicher Autoren geĂ€chtet wurden. Am Stand war auch ein Regal mit einer Auswahl an BĂŒchern eben jener Schriftsteller zu finden. Dieses Projekt wird sich lohnen, es weiter zu verfolgen.

Großer Andrang ĂŒberall, auch am Stand des Gastlandes Tschechien.

Danach ging es wieder durch die Hallen, denn bis zu meinen nĂ€chsten Termin hatte ich genĂŒgend Luft. Schlecht fĂŒr mein Geldbeutel, weil ich auf der Messe dann zum BĂŒcherkauf neige. So war es gut, dass ich zum Abschluss ein GesprĂ€ch mit der netten Blogger-Betreuerin von diogenes hatte, die mir das neue Programm des Verlages intensiv nĂ€her brachte.

Ich finde diese, fast immer einheitlichen, Cover ja ganz hĂŒbsch, auch wenn ich selten etwas aus den Verlag lese. Trotzdem das Programm ja ganz vielfĂ€ltig ist, gehört diogenes fĂŒr mich in die Kategorie -das besondere Buch-. Mal sehen, was ich daraus in Zukunft fĂŒr mich mitnehmen kann?

Zuletzt entfĂŒhrte mich die Autorin Constanze John nach Georgien und stellte ihren Reisebericht vor, den ich bereits rezensiert habe. Live zu erleben, wie begeistert ein Mensch von einer Reise berichtet, ist fĂŒr mich jedoch etwas besonderes und so hing ich an ihren Lippen, wie der Rest des Publikums und das war zahlreich erschienen. Wohlgemerkt zu einem Termin, der außerhalb des MessegelĂ€ndes am Rande der Innenstadt stattfand.

Constanze John
40 Tage Georgien
Seiten: 412
ISBN: 978-3-7701-8293-0
Verlag: mairdumont

Ich glaube, nicht der Verlag und auch die Autorin selbst haben mit so viel Andrang gerechnet. Am Schluss nahm sich Frau John noch die Zeit fĂŒr meine Fragen, was ebenfalls zu einem interessanten GesprĂ€ch fĂŒhrte. Ob ich das als solches oder als Artikel dann hier einstelle, muss ich mir noch ĂŒberlegen, Bin noch nicht dazu gekommen, das Interview auszuwerten. Ihr werdet das aber mitbekommen, wenn’s so weit ist. Versprochen.

Damit endete dann auch der zweite Messetag fĂŒr mich.

Fortsetzung folgt…

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Reinhold Messner: Gobi

Gobi - Die WĂŒste in mir Book Cover
Gobi – Die WĂŒste in mir Reinhold Messner Dumont/mairdumont Erschienen am: 25.01.2019 Seiten: 272 ISBN: 978-3-7701-8294-7

Inhalt:

Mit 60 Jahren wagt Reinhold Messner einen letzten großen Grenzgang zwischen Leben und Tod. Einem alten Traum folgend, will er die LĂ€ngsdurchquerung der WĂŒste Gobi versuchen – allein und völlig auf sich gestellt. Die 2000 Kilometer lange Wanderung durch die Westgobi und ĂŒber das Altai-gebirge wird fĂŒr ihn zu einer nie dagewesenen Grenzerfahrung, physisch und psychisch, und zu einem Akt der Selbstbestimmung mit ungewissem Ausgang. (Klappentext)

Rezension:

Um so mehr Technologie und Infrastruktur entwickelt werden, um so bezwingbarer ist die Natur. EisflĂ€chen werden schon aufgrund des Klimawandels ĂŒberwindbar. Berge schrumpfen förmlich zu HĂŒgeln. Die Zeiten, in denen Bergsteiger und Abenteurer fĂŒr kleine Fehler mit ihren Leben bezahlen mussten, sind auf wenige Momente zusammengeschrumpft.

Und doch, die Natur ist weiterhin in vielen Momenten unberechenbar. Der Bergsteiger und Extrem-Abenteurer Reinhold Messner machte sich 2004 auf, zu einer seiner letzten Expeditionen, dieses Mal nicht in der Vertikalen, sondern dem Horizont entgegen. LĂ€ngs durch die WĂŒste Gobi.

Es ist ein eindrĂŒcklicher Erfahrungsbericht der hier neu aufgelegt wird. UrsprĂŒnglich 2005 in einem anderen Verlag erschienen, wird mit dieser Neuauflage einem der grĂ¶ĂŸten Abenteurer unserer Zeit noch einmal Tribut gezollt. Reinhold Messner hat in seinem Leben von Anfang an gezeigt, was mit genug Demut vor der Natur zu erreichen ist, nicht zuletzt, wenn man auf die örtlichen Gegebenheiten achtet und die Hilfe der Menschen vor Ort annimmt.

Der Bergsteiger, der nach 60 Lebensjahren ahnt, dass seine KrĂ€fte fĂŒr kĂŒnftige Unternehmungen der Superlative nicht mehr ausreichen werden, wollte es 2004 noch einmal wissen und begab sich auf einen Trip, der fast mehr noch als die Besteigung des Mount Everest, ihn fordern sollte.

Die Gobi, uns EuropĂ€ern nahezu unbekannte WĂŒste, Heimat eines stolzen Reitervolkes, Dschingis Khan. Mehr Assoziationen hat der DurchschnittseuropĂ€er wohl nicht, um so faszinierender war fĂŒr den SĂŒdtiroler die Erfahrung, sich von Nomadenlager zu Lager, von Jurte zu Jurte durchzuschlagen.

Immer im Kampf mit den wechselhaften Temperaturen, den Durst und den durch die Expeditionen geschundenen eigenen Körper, durchquerte er dieses Land und lernt ĂŒberall hilfsbereite Menschen kennen, deren Land und Gesellschaft sich im Umbruch befinden. Auf Basis seiner unmittelbar dort entstandenen Notizen beschreibt er seine inneren KĂ€mpfe, wirft einen Blick zurĂŒck in seine Kindheit und den Herausforderungen des Abenteuers in der damaligen und in unserer Zeit.

Ein Bericht, der immer dann stark ist, wenn Messner seinen Blick auf Landschaft und Menschen schweifen lÀsst oder von seiner Familie erzÀhlt, jedoch SchwÀchen insbesondere in der LÀnge aufweist. Schwierig ist es teilweise nachzuvollziehen, wenn man reisetechnisch ganz anders gestrickt ist, wobei schwer zu sagen ist, ob diese einmaligen Erfahrungen als Reise zu bezeichnen sind. Wenn schon, dann als ewige immerwÀhrende Suche, Selbstfindung.

Reinhold Messner ist vieles in seinem Leben gelungen. Auch das Scheitern, welches natĂŒrlich andere Extreme aufwies, als wir es im Laufe unseres Lebens kennenlernen. Dieser Trip brachte ihn jedoch an körperliche Grenzen, die ihn fast zum Abbruch der Expedition zwingen sollten. Diesen inneren Kampf mit sich selbst Zeile fĂŒr Zeile nachvollziehbar zu machen, ist die Leistung des Autors Messner, dessen Abenteuer JungentrĂ€ume real werden ließen. Die Gobi als gnadenlose Herausforderung und Weg zur Selbsterkenntnis. Positiv wie negativ.

Autor:

Reinhold Messner wurde 1944 in Brixen/SĂŒdtirol geboren und ist ein italienischer Extrembergsteiger, Abenteureer, Buchautor und Regionalpolitiker. Auf seinen Expeditionen bestieg er alle vierzehn Achttausender ohne zusĂ€tzlichen Sauerstoff und hat zudem zahlreiche Erstbesteigungen vorzuweisen.

Desweiteren durchquerte er die Antarktis , Grönland und die WĂŒste Gobi. Er ist zudem BegrĂŒnder der Messner Mountain Museen und Autor zahlreicher Publikationen, rund um das Bergsteigen und seiner Geschichte. Er saß fĂŒnf Jahre lang im Europa-Palarment undist auch regionalpolitisch aktiv gewesen.

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Birgit Weidt: Das LĂ€cheln der Vergangenheit

Das LĂ€cheln der Vergangenheit Book Cover
Das LĂ€cheln der Vergangenheit Rezensionsexemplar/Sachbuch Mairdumont Taschenbuch Seiten: 239 ISBN: 978-3-7701-8291-6

Inhalt:

Neukaledonien, Archipel am anderen Ender der Welt. Hier begibt sich Birgit weidt auf die Suche nach der geschichte hinter einem mysteriösen Talisman. Sie taucht ein in eine Welt, in der Schamanen die Zukunft aus PalmblĂ€ttern voraussagen, Unterschiede zwischen den Geschlechtern anhand von Wurzeln erklĂ€rt werden und Frauen ihre Gesichtsfalten tragen wie kostbaren Schmuck. Eine Reise, die den Blick fĂŒr das Magische öffnet, das uns ĂŒberall und jederzeit umgibt. (Klappentext)

Rezension:

Unweit von Australien und doch am anderen Ende der welt erstreckt sich eine kleine Gruppe von Inseln, die in Europa kaum jemand kennt, und doch (noch) französisches Überseegebiet sind. Neukaledonien. Das ist die Heimat der Muskatnuss und das Gebiet des weltgrĂ¶ĂŸten Nickelvorkommens. Und es war das Sehnsuchtsziel von Birigt Weidt.

Die freie Journalistin machte sich auf, um zu erfahren, wie die Menschen dort leben, was sie bewegt und beschĂ€ftigt, wie sehr ihr Leben sich von unserem unterscheidet und um ein Geheimnis zu lĂŒften. Doch die Reise hĂ€lt mehr Überraschungen und Begegnungen bereit, als die Autorin zu trĂ€umen gewagt hĂ€tte.

Sie erlebt uralte BrĂ€uche, die Wirkung von tropischen Regen und warum die Ă€lteren Bewohner dieser SĂŒdseeinseln das Wasser scheuen. Doch vor allem öffnen die Bewohner Grande Terres, Lifou und Ouveas ihre Herzen und geben Einblick in ihr Leben. Fortan ist Weidt der Faszination Neukaledoniens erlegen.

Reisereportagen mĂŒssen den Spagat schaffen, journalistisch neutral aber gut recherchiert, spannend erzĂ€hlt zu sein, aber auch die persönliche Komponente, den Eindruck, mit einzubringen. Kippt die Waage Richtung einer Seite entsteht ein Ungleichgewicht, welches entweder dazu fĂŒhrt, dass man es nur noch mit reinem Faktenwissen zu tun hat oder zur anderen Seite, und dann hat der Leser eine GefĂŒhlsduselei sondergleichen vor Augen.

Birgit Weidt zumindest gelingt dieser Spagat weitgehend sehr gut, wenn auch zum Ende hin ein paar Ausrutscher zu verzeichnen sind. Doch, die autorin schafft es ungemein ein GefĂŒhl des Fernwehs zu erzeugen. Praktisch so, als wĂ€re man mit dabei, begleitet die Autorin auf ein Insel-Filmfest und beobachtet sie beim Vollrichten eines uralten Brauches, um Einblick in das Leben der Ureinwohner zu erhalten.

Viel erfĂ€hrt man darĂŒber, doch hat man unweigerlich das GefĂŒhl selbst Neukaledonien bereisen zu mĂŒssen, um das Geschriebene nachzuvollziehen. Der Sand in den Schuhen, das Ploppen der KokusnĂŒsse, wenn sie reif von der Palme auf den Boden fallen, und die Suche nach dem richtigen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne.

An manchen Stellen wirkt die Autorin selbst etwas ĂŒberdreht, starkes Kontrastprogramm zur sonst nĂŒchtern und beobachtend gehaltenen ErzĂ€hlweise, die Informationen ĂŒber die Inselwelten so ganz nebenbei einfließen lassen.

Wie sehen die Einwohner die Zukunft dieser bedrohten Idylle, wo Chancen, was macht es aus, dieses Leben? Birigt Weidt sucht diese Fragen und antworten darauf zwar nicht, doch stĂ¶ĂŸt sie darauf, lĂ€sst sich treiben. Sie begegnet Businessfrauen, die ganz aus ihrer traditionellen Rolle fallen und KĂŒnstler, die sich von der sie umgebenden Natur inspirieren lassen, Wunderheiler und HĂ€uptlinge, denen in der Gesellschaft immer noch ein hoher Stellenwert zukommt.

Der Leser wird sich wĂŒnschen, dass die Menschen Neukaledoniens auch weiter so ihren Weg gehen können und wird mit einer FĂŒlle von EindrĂŒcken die letzte Seite umschlagen, vielleicht eine Reise buchen, so als wĂ€re man (fast) da gewesen. Und das ist doch etwas.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann auch die auf ihren Reisen durch die SĂŒdsee gesammelten Rezepte nachkochen. Damit wĂ€re man dann auch endlich reif fĂŒr die Inseln.

Autorin:

Birgit Weidt wurde 1962 geboren und lebt in Berlin. Die freie Journalistin schreibt Reisereportagen u.a. fĂŒr GEO Saison, DIE ZEIT, Frankfurter Allgemeine Zeitung und NZZ. Zuletzt wurde sie fĂŒr ihre Reportagen mit den unabhĂ€ngigen Journalistenpreis des NiederlĂ€ndischen BĂŒros fĂŒr Tourismus & Convention ausgezichnet

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Dennis Freischlad: Diesseits der Tage

Diesseits der Tage Book Cover
Diesseits der Tage Dennis Freischlad maidumont Erschienen am: 24.07.2017 Seiten: 319 ISBN: 978-3-7701-8287-9

Inhalt:

„Das GlĂŒck Kubas bleibt eine simple Rechnung: Dreißig Leute gehen vorbei, siebenundzwanzig davon lachen und grĂŒĂŸen.“ Dennis Freischlad taucht in das wahre Leben auf der Karibikinsel ein. Einen Sommer lang fĂ€ngt er Stimmungen und Momente ein, lĂ€sst sich treiben in der Hauptstadt Santiago de Cuba, tanzt und boxt, was die Beine und FĂ€uste hergeben.

Er findet heraus, warum ein kubanischer Haushalt ohne Schaukelstuhl undenkbar ist und mit welchen sieben gesten man in jedem GesprÀch unter Kubanern besteht. Ein berauschendes Kuba-Tagebuch und das faszinierende PortrÀz eines Landes in der Schwebe. (Klappentext)

Rezension:

Abgesehen vom fulminanten Fehler im Klappentext, Santiago de Cuiba als Hauptstadt des Inselstaates zu bezeichnen, wenn ĂŒberhaupt, dann nur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt mit „Diesseits der Tage“ ein Reisebericht vor, der die Leser nur so dahin treiben lĂ€sst.

Und das ist auch schon die einzige QualitĂ€t des Textes, der von einem Land „in der Schwebe“ berichten soll. alleine, er tut nichts dergleichen. natĂŒrlich werden einzelne ZustĂ€nde und Marotten beschrieben, der Autor spielt stilsicher mit Klischees, was wirklich neues erfĂ€hrt man nicht.

Eher Zustands- als Reisebericht ist der Text, der manchmal so einschlÀfernd ist wie der Rauch kubanischer Zigarren.

Mit den fachlichen Hintergrundwissen, was mein Beruf so mit sich bringt, bin ich durchaus in der Lage Reiseberichte einzuschÀtzen und dem entsprechend an das hier Aufgeschriebene herangegangen. Aus wie vielen Teilen des landes berichtet der Autor?

BemĂŒht er nicht nur Klischees, sondern fördert Dinge zu Tage, die einem jetzt als normaler Tourist nicht ins Auge springen wĂŒrden? Wie objektiv ist der Text? Versucht der autor nicht nur persönliches mit einzubringen, sondern auch einen Blick auf die Gesellschaft zu werfen?

Ja und nein muss man hier wohl sagen. TatsĂ€chlich beschreibt der Autor sehr gefĂŒhlvoll und emotional seinen Einblick in das Leben der Einheimischen, die ihn fĂŒr ein paar Monate beherbergten und auch sonst spĂŒrt man die Liebe zum karibischen Lifestyle in jedem einzelnen Satz.

Doch, wer einen ausgewogenen Bericht, etwa in Form der „Gebrauchsanweisung fĂŒr“-BĂŒcher des Konkurrenzverlages oder etwas Vergleichbares wie „Wer singt erzĂ€hlt – Wer tanzt, ĂŒberlebt“, aus dem selben Hause sucht, sucht vergebens.

TatsĂ€chlich verspĂŒrt man nach dem Lesen nicht gerade die Lust, dorthin zu verreisen, wo die Zeit gerade jetzt Spannendes bereithĂ€lt. Ein Land im Umbruch, eine gesellschaft auf der Suche und zwischen den Zeiten.

Das hÀtte der Autor hier mit hineinbringen können, in einzelnen Momenten ist der Versuch erkennbar, alleine hier ist er nicht angekommen. Der Leser vermag die Stimmungen Kubas nicht wirklich einzufangen.

TatsĂ€chlich ermĂŒdet der Schreibstil eher, als dass er dazu einlĂ€dt, das nĂ€chste Flugticket zu buchen. Ein netter Versuch, ein Land schmackhaft zu machen. Bei mir nur leider, ist der Funke ganz und gar nicht ĂŒbergesprungen. Darauf ein Glas Rum.

Autor:

Dennis Freischlad wurde 1979 in Hessen geboren und brach die Schule ab, um spĂ€ter in Indien und Sri Lanka zu leben. Als Farmer, Bibliothekar, Übersetzer, Hotelmanager und Koch jobbend, ließ er sich zwischen den Orten treiben und veröffentlichte 2013 sein erstes Buch.

Neben Dichtungen veröffentlichte er auch seine ReiseeindrĂŒcke und brach 2014 zu einem mehrmonatigen Roadtrip durch Amerika auf. 2017 veröffentlichte er seinen reisebericht ĂŒber seinen Aufenthalt auf der Karibikinsel Kuba.

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