Eltern

J.R. Moehringer: Tender Bar

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Tender Bar J.R. Moehringer Fischer Verlag Erschienen am: 01.04.2008 Seiten: 459 ISBN: 978-3-596-17515-1

Inhalt:

Eine Kindheit in Long Island, in einer verrauchten Bar voller liebenswürdiger Gestalten, eine Mutter, die mit lebensklugen Lügen die Moral aufrechterhält, und mittendrinn der kleine Junge JR, der lernt, dass zwischen Bier und Whisky manchmal Weltenliegen. Ein abwechselnd anrührender und witziger Roman über tapfere Kinder, mitfühlende Männer, starke Mütter und die Kraft von Träumen. (Klappentext)

Rezension:

Romane, in denen jede Zeile ein zu lesender Genuss ist, gibt es einige. Geschichten, in der man die Protagonisten lieb gewinnt und gespannt ihren Weg verfolgt, viele und Handlungen, die überraschen und nachdenklich machen, werden auch oft genug beschrieben.

Gott sei Dank. Hin und wieder aber wird dem Leser auch ein Schriftstück schmackhaft gemacht, was sich bei genauerer Betrachtung nur in Begleitung von schlechten Rotwein oder abgestandenen Bier ertragen lässt.

Mit „Tender Bar“ legt J.R. Moehringer den Versuch eines Coming-of-Age-Romans vor, der in all seinen Facetten gründlich misslingt. Schon die Handlung lässt sich auf wenige Zeilen reduzieren, so dass eine Kurzgeschichte noch viel zu gut gemeint wäre.

Alleine der Klappentext ist schon zu viel. Die Fast-Säufer-Autobiografie, die ständig um das eigene Scheitern und das seiner Mitmenschen kreist, davon jedoch nicht loskommt, liest sich dröge und eintönig, genau so wie die sich in ständigen Variationen wiederholenden Charakterbeschreibungen von Protagonisten, über die man allesamt nur die Augen rollen kann.

Beinahe religiös verehrt der Autor die Bar und ihre Anhängsel, muss er vielleicht sogar, nachdem die eigenen Eltern, getrennt, sich in verschiedener Hinsicht als unfähig erweisen, wenn dis auch bei der Mutter rein durch ihre finanzielle Stellung geschuldet ist.

Ansonsten nimmt der Leser vielleicht noch aus diesem Werk mit, wie schädigend Wetten udn Alkohol sind, und nutzt das nächste Mal den Buchdeckel als Unterlegscheibe für das frisch Gezapfte. Dann hätte das Aufschreiben der Geschichte wenigstens Sinn gehabt. Wie kann man nur seine eigene Geschichte so langweilig erzählen?

Der Roman hielt sich mit Erscheinen länger in den Bestsellerlisten. An den Werken großer amerikanischer Schriftsteller wie Jonathan Safran Foer oder Hanya Yannigihara, die für mich den Maßstab in Bezug auf amerikanischer Literatur bilden, kommt Moehringer nicht heran. Leider.

Autor:

J.R. Moehringer wurde 1964 in new York City geboren und ist ein amerikanischer Autor und Journalist. Nach der Schule studierte er in Yale und arbeitete zunächst als Volontär bei der New York Times, bevor er bei den Rocky Mountain News und der los Angeles Times anfing.

Er gewann den Pulitzer-Prize 2000, für den er zwei Jahre zuvor bereits nominiert war und veröffentlichte mehrere Romane. Er arbeitete als Co-Autor für Agassis Autorbiografie, nachdem dieser bei ihm angefragt hatte.


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Bodo Kirchhoff: Dämmer und Aufruhr

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Dämmer und Aufruhr Bodo Kirchhoff Frankfurter Verlagsanstalt Erschienen am: 29.06.2018 Seiten: 462 ISBN: 978-3-627-00253-4

Inhalt:

Ein Autor bewohnt das Zimmer, in einem kleinen Hotel am Meer, in dem einst seine Eltern vor Jahrzehnten glückliche Tage verbrachten, die letzten vor ihrer Trennung. Er erinnert sich zurück, an die Jahre seiner Kindheit, seinem Aufwachsen bei ungleichen Elternteilen und im Internat, wo ein Drama seinen Lauf nimmt.

Bodo Kirchhoff nähert sich dem, mit den Mitteln des Romans und schildert zugleich die Geschichte des beginnenden Schreibenden. Wie für etwas Worte finden, für das es keine Wörter gibt? Bodo Kirchhoffs schmerzlicher Weg zur Literatur, sein großer autobiografischer Roman. (eigene Inhaltsangabe).

Rezension:
Es ist ein Roman, der leisen Töne, den uns der Schriftsteller Bodo Kirchhoff mit „Dämmer und Aufruhr“ vorlegt, und dennoch erfährt man hier viel über die Anfänge der Schreibarbeit des Trägers des Deutschen Buchpreises, der sich am einstigen Ferienort seiner Eltern, kurz vor ihrer Trennung, zurückerinnert, an diese und andere Ereignisse seiner Kindheit, seiner Jugend und schließlich an den jungen Erwachsenen, der er einst gewesen ist.

Aus der ich-Perspektive beschreibt er eine glückliche Kindheit zwischen schwankenden Eltern, einmal ikonenhaft angebetet, im nächsten Moment verwirrende Ältere, die, als der Sohn nicht mehr in der Schule hinterher kommt und im unsteten Pendeln seiner Eltern keinen Haltepunkt findet, ihn ins Internat stecken.

Auch dort fällt es den genauen Beobachter, Träumer und Sonderling zu gleichen Teilen schwer und leicht, Anschluss zu finden. Ein Kantor nimmt sich seiner an und nimmt sich körperlich das, was nicht ihm gehört.

Der Junge weiß, dass dies falsch ist, wird es später nicht Missbrauch nennen, anders den Schmerz beschreiben, mit der Waffe des Wortes. Der Schriftsteller, der er noch nicht ist, jongliert schon als Kind mit Worten. Nun sind diese Erinnerungen zu Papier gebracht.

Bodo Kirchhoffs autobiografischer Roman hat mich beeindruckt, ob seiner ruhigen Erzählweise, die das Unerhörte um so lauter erscheinen lässt und eine schöne Sprache außerdem, die hier wirklich dei Handlung trägt und den Leser nicht wegnicken lässt.

Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig, penibel und unterhaltsam die Familienszenen beschrieben, die der Aufwachsenede beobachtet. Außenstehend und doch immer dabei. Geliebt von seinen Eltern und doch Meilen weit von ihm entfernt.

Der Perspektivwechsel zum älteren Ich, welcher die letzten Jahre der Mutter schreibt, selbst Schriftstellerin, vormals Schauspielerin, diese Nähe und Bewunderung, die der Autor sich natürlich aus der Kindheit bewahrt hat, ist ebenso gelungen und glaubwürdig. Der Bogen überspannt durch das Beobachten, Verinnerlichen und späteren Schreiben.

Dem Unerhörten, was nicht sein darf, ein Gesicht zu geben, ist ebenso ein Verdienst des Autoren, den man nicht gering schätzen darf.

Bewundernswert, wie Kirchhoff es schafft, den Missbrauch durch den Internatskantor zu beschreiben, ohne es Missbrauch zu nennen, doch mit genau der gleichen Wucht, die den damaligen Jungen in eine Abhängigkeit versetzt hat, die nicht zu entschuldigen ist und die den späteren Mann keine geistliche Musik mehr ohne Beigeschmack hören lassen kann.

Entlang von Fotos aus dieser Zeit hangelt sich der Autor von Erlebten zu Erlebten und beschreibt das so, als würde man am Tisch Kirchhoffs sitzen, und durch das Fotoalbum blättern.

Ein Roman, der einem kalt den Rücken herunterläuft, aber nicht kalt lassen wird.

Autor:
Bodo Kirchhoff wurde 1948 in Hamburg geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, der Romane und Drehbücher veröffentlicht. Er studierte 1972 bis 1979 Pädagogik an der Universität Frankfurt und veröffentlichte erstmals bei Suhrkamp.

Vorher arbeitete er u.a. als Eisverkäufer in den USA, zeichnete und war später 1994/95 Dozent, ebenfalls in Frankfurt/Main. er gibt Kurse für Kreatives Schreiben und enthüllte 2010 in einem Artikel des Spiegel, den an ihn begangenen Missbrauch eines Kantors der Evangelischen Internatsschule, auf die er19659-1968 ging.

Für seine Novelle „Widerfahrnis“ bekam er 2016 den Deutschen Buchpreis. Er lebt in Frankfurt/Main, zeitweise auch am Gardasee in Italien.

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Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

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Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft Reihe: Felix – 3 Kinderbuch Dressler Hardcover Seiten: 157 ISBN: 978-3-7915-0089-8

Inhalt:

Kaum hat Felix sich am Otto-Leonard-Gymnasium eingewöhnt, verkündet sein Vater, dass die ganze Familie nach Dubai ziehen wird. Hätte doch Felix mal das Sagen!

Dieser Wunsch geht schneller in Erfüllung als gedacht, denn plötzlich schrumpfen seine Eltern auf Miniaturgröße. Doch Felix muss sich nicht nur um die beiden kümmern, sondern auch die Schule vor der bösen Hulda Stechbarth retten! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Sabine Ludwig: Felix 2 – Hilfe, meine Lehrerin geht in die Luft

Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

[Einklappen]

Rezension:
Eine Geschichte zu modernisieren und neu aufzulegen ist etwas, was bei Filmen in schöner Regelmäßigkeit schief geht und nur in Ausnahmefällen funktioniert. Mit literarischen Stoffen kann man ebenso sein Ziel verfehlen, der neue Roman zum Film „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“ zeigt jedoch, was passiert, wenn man ein glücklicheres Händchen hat.

Die Handlung ist schnell erzählt. Wieder einmal werden die Erwachsenen zur Räson gebracht bzw. aufgrund eines unglücklichen Zufalls geschrumpft und das Kind muss die Misere ausbaden und versuchen, diese wieder groß zu bekommen.

Gar nicht so einfach, wenn man dazu noch erwachsene Gegenspieler hat und überhaupt alles auf einem an Alltagsstress einprasselt, was man dann so gar nicht gebrauchen kann.

In diesem Falle, Felix, ist schon darin geübt, ist doch erst vor kurzem seine Lehrerin Schmitt-Gössenwein vom Schulgeist seines Gymnasiums geschrumpft und nach einem aufregenden Abenteuer der beiden wieder auf Normalgröße gebracht wurden.

Nun sind es seine Eltern, die die Größe von Playmobil-Figuren innehaben, nachdem sie zuvor ihm verkündet hatten, ihr berufliches und damit auch sein Leben nach Dubai verlegen zu wollen.

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, überwältigt auch noch Hulda Stechbarth den Schulgeist, um selbst einer zu werden. Das Chaos ist perfekt, und so können nur noch Felix und seine Freunde die Schule retten.

Die Fortsetzung des, 2006 erschienen, Kinderbuchbestsellers „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“ basiert auf Grundlage des Kinofilms, zudem Sabine Ludwig auch das Drehbuch geschrieben hat.

Die Geschichte macht einen etwas moderner wirkenden Eindruck, lässt sich gut und flüssig lesen. Nicht zuletzt die Spannung und das vorprogrammierte Chaos kommen nicht zu kurz.

Ein Spannungsbogen, der die lesende Zielgruppe bis zur letzten Seite in Atem hält, die Charaktere im Gegensatz zum Erstling der Dilogie noch einmal vertieft. Insgesamt ist dies zwar sprachlich keine Hochliteratur, aber eine amüsante Kinderunterhaltung, an der auch erwachsene Vorleser ihren Spaß haben können.

Da beides ziemlich parallel zu einander entstanden sind, sind Buch und Film sehr nah beieinander und können in beliebiger Reihenfolge erst gelesen und dann angeschaut, oder eben umgekehrt, werden.

„Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“, ist eine gelungene Fortsetzung und ein witzig spannendes Lesevergnügen, vor allem für die Kleinen (und die Geschrumpften).

Autorin:
Sabine Ludwig wurde 1954 in Berlin geboren und studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach ihrem Staatsexamen arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, danach als Regieassistentin, Pressereferentin und zuletzt als Rundfunk-Redakteurin des SFB/RBB, für eine Kinder-Radio-Sendung.

1983 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, welches promt ausgezeichnet wurde. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin, veröffentlicht vor allem aber Kinder- und Jugendbücher. Für mehrere ihrer Übersetzungen aus dem Englischen wurde sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ludwig lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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Michel Bergmann: Alles was war

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Alles was war Michel Bergmann Verlag: dtv Taschenbuch Seiten: 127 ISBN: 978-3-423-14457-5

Inhalt:

Ein alter Mann beobachtet heimlich ein Kind. Wie der Zehnjährige morgens zur Schule geht, wie er zu Hause am Bett des kranken Vaters sitzt, der das KZ überlebt hat. Wie der Junge ›Moby Dick‹ liest, am Zeitungsstand neben ›Quick‹ und ›Revue‹ die Comics entdeckt, im Café Kranzler Kakao trinkt.

Wie die Jahre vergehen, das Kind zum Mann wird und gegen die übermächtige Mutter aufbegehrt, während das Land sich allmählich verändert und doch stets mit seiner dunklen Vergangenheit wird leben müssen. Wer ist der Alte, der so viel über das Leben des Jungen weiß? Eine Geschichte voller Magie über eine Jugend in Deutschland nach dem Krieg.(Amazon Text)

Rezension:

Hier einmal eine biografische Erzählung aus ganz besonderer Perspektive. Michel Bergmann beobachtet sich selbst als Kind, dass in Frankfurt am Main aufwächst, der Finanzmetropole, die sie später werden sollte. Noch aber sind die Nachwehen des letzten Krieges zu verdauern.

Michel und seine Freunde spielen in Trümmern und fast jede Familie hat Verluste zu beklagen. Nicht nur Michel als Kind jüdischer Eltern hat Verluste zu beklagen. Doch, das Leben muss weitergehen. Die Mutter versorgt den kränkelnden Vater, der schließlich an den Folgen von KZ und Gestapo-Folter stirbt und baut sich nebenher ein Geschäft auf, um die Familie zu versorgen. Der Junge ist ihr Ein und Alles. Überbehütet und streng erzogen. Ihr einziger Grund weiterzuleben.

Michel, der Junge, geht zur Schule und beobachtet seine Umgebung. Die wenigen Besuche im Cafe Kranzler, das Spielen mit Freunden, schreckliche und inspirierende Lehrer und nicht zuletzt die bevorstehende Bar Mizwa, aufregende Höhepunkte eines an sich glücklichen Lebens, zumindest an der Oberfläche.

Darunter brodelt es gewaltig. Der Junge bekommt mit, mit den Jahren immer mehr, was die Erwachsenen vor ihm zu verbergen suchen. Familiäre wie wirtschaftliche Probleme als die Firma der Mutter ins Trudeln gerät, der immer noch schwelende Antisemitismus unter Lehrern und anderen Autoritätspersonen und später, schon als Volontär bei der Frankfurter Rundschau die Auschwitz-Prozesse. Angestoßen durch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

Eine beeindruckende Biografie, schon als Kind vorzuweißen, schaffen nur wenige oder gerade die, die beeindruckend erzählen können. Michel Bergmann schafft dies, nicht zuletzt durch die Erzählperspektive als sich selbst beobachtender Beobachter.

Auf wenigen Seiten kurz gefasst, die einzelnen Kapitel lassen sich flüssig und schnell lesen, amüsant und abwechselnd nachdenklich melancholisch, dann wieder kritisch zu sich selbst und seiner Familie.

Er zeigt auf seine Umgebung mit den damaligen Augen eines Kindes, welches erst behütet durch die Eltern, sich später beginnt seinen Platz zu erobern. Wenn auch nicht immer freiwillig aber in jedem Fall empfehlenswert zu lesen.

Autor:

Michel Bergmann wurde 1945 als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager in der Schweiz geboren und wuchs in Paris und Frankfurt/Main auf.

Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Journalisten bei der Frankfurter Rundschau, danach arbeitete er als freier Journalist. Er arbeiete als Autor, Regisseur und Produzent und begann Drehbücher zu schreiben. Seine Trilogie über jüdisches Leben in Frankfurt am Main der Nachkriegszeit wurde ein promter Erfolg.

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Tommy/Werner Krappweis: Sportlerkind

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Sportlerkind Tommy/Werner Krappweis Knaur Taschenbuch Erschienen am: 01.04.2016 Seiten: 242 ISBN: 978-3-426-78793-9

Inhalt:

„Mein Urgroßvater war ein begeisterter Radfahrer und besaß das größte Fahrradgeschäft in Bayern. Seine Tochter – meine Oma – lief noch im hohen Alter mit dem Schäferhund um die Wette, unterstützt von Krücken und dem Durchhaltevermögen aus zwei Weltkriegen. Ihr Sohn – mein Vater – fuhr Radrennen mit geplatztem Blinddarm, ging Langlaufen mit abgerissenem Bizeps und joggen mit gebrochenen Rippen. Sein Sohn – ich – wollte einfach nur Lego spielen …“ 

Vater und Sohn erzählen von Hoffnung, Verweigerung, Lust und Leid am leistungssport – witzig, wahr und ein bisschen wahnsinnig. (Klappentext)

Rezension:

Neben Wildcampen ist Werner krappweis‘ größte Leidenschaft Radrenn- und Skifahren und so muss auch sein Sohn Tommy mit ins Radrennlager seiner Sportgruppe, wo der Vater Jugendtrainer ist oder im Winter Skifahren, obwohl er lieber Lego spielen und sich kreativ „austoben“ möchte. Das ist natürlich für den Vater kein richtiger Sport.

Vater und Sohn erzählen, wie auch schon im Vorgänger „Das Vorzelt zur Hölle“ irrwitzige, abenteuerliche und gefährliche Geschichten von gemeinsamen und alleinigen sportlichen Unternehmungen, die es in sich haben. 

Der Leser staunt, in welche Situationen man geraten kann und vor allem, dass Werner Krappweis aus den meisten dieser „Unglücke“ relativ unbeschadet herausgekommen ist. Wenn man „unbeschadet“ übersetzt mit „allerhand Verletzungen aber doch lebendig“. 

Dabei meint man Seite für Seite die Situationen hautnah mitzuerleben und den Nervenkitzel, wahlweise die Schweisausbrüche nachfühlen zu können und ist zugleich dankbar, eben nur vom heimischen Lesesessel aus in Gedanken mitzureisen. Ob auf Skier oder dem Rennrad. 

Und so ist dem Sportverweigerer Tommy Krappweis und dessen Vater, einem ausgemachten Sport-Fanatiker, wieder ein wunderbares Buch über gemeinsam und doch unterschiedlich Erlebtes gelungen, welches für ein paar Stunden Unterhaltung sorgen kann.

Autor:

Tommy krappweis wurde 1972 in München geboren und arbeitet als Musiker, Comedian und Regisseur, Produzent und Autor. In der Schulzeit schrieb er erste Theaterstücke und Sketche für die Schulbühne, gründete eine Band und arbeitete nach seinem Abschluss in der Westernstadt „No Name City“ als Stuntman. 

Er besuchte die Münchener Fachpberschule für Gestaltung und nahm erste kleinere Fernsehrollen an. Er arbeitete bei RTL Samstag Nacht und erfand die Kultfigur „Bernd das Brot“, für die er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.

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Antonia Hayes: Die relative Unberechenbarkeit des Glücks

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Die relative Unberechenbarkeit des Glücks Antonia Hayes blanvalet Erschienen am: 22.08.2016 Seiten: 461 ISBN: 978-3-7645-0575-2

Inhalt:

Der zwölfjährige Ethan hat ein paar ungewöhnliche Talente. Ohysik und Astronomie sind für ihn so selbstverständlich wie Lesen und Schreiben, und er sieht die Welt auf eine Weise, die anderen Menschen nicht begreiflich ist.

Die wichtigste Person in seinem Leben ist seine Mutter Claire, aber je älter Ethan wird, desto öfter fragt er nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat. Er weiß nicht, dass er als Baby beinahe gestorben wäre und sein Vater in der Folge verurteilt wurde. Doch dann setzt ein unerwartet eintreffender Brief eine dramatische Kette von Ereignissen in Gang… (Klappentext)

Rezension:

„Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ ist ein Roman, den man beginnt und von den man von Anfang an weiß, dass man ihn so schnell nicht wieder aus den Händen legen wird. Und nach ein paar Seiten steht dann auch fest, dass es definitiv eines der Lese-Highlights des Jahres werden wird. Warum?

Weil die Geschichte so einfach, so genial und zugleich berührend ist, dass es einem förmlich vom Lesesessel hat. Antonia Hayes erzählt die Geschichte eines Kindes, dessen Leben auf einem Drama beruht, dessen sich in unserer rauen Wirklichkeit allzu viele wehrlose Babys ausgesetzt sehen und das macht sie so sympathisch, ohne erhobenen Zeigefinger, dass man nicht umhin kann, mit dem kleinen Protagonisten Ethan mitzufiebern auf seiner Suche nach Antworten auf die immer drängenderen Fragen, die er sich stellt. Davon hat er reichlich.

Warum bloß wächst er ohne Vater auf? Warum hat dieser seine Mutter verlassen und wie wäre es ein Vater zu haben? Woher hat er sein außerordentliches Physik- und Astronomieverständnis, welches ihn in der Klasse zum Außenseiter macht?

Und, könnte man mit einer Zeitreise die Katastrophe, die seine Eltern auseinander geführt und damit sein Leben schon in den ersten Lebensmonaten entscheidend beeinflusst hat, rückgängig machen?

Die australische Autorin hat mit ihrem debüt einen großartig wunderschön erzählten Roman vorgelegt, der es in sich hat und nicht nur für Physik- und Astronomieliebhaber geeignet ist. Details aus diesen Fachgebieten ziehen sich, abseits des langweiligen und manchmal anstrengenden Schulwissens durch das Buch ohne einen negativen Effekt zu haben.

Und dabei bleibt sowohl Ethan keinesfalls ein Nerd, sondern eher ein sympathischer freundlicher Junge mit ungewöhnlichen Interessensgebiet, sowie auch seine gesamte Umgebung mit all ihren Ecken und Kanten positiv besetzt ist. Selbst seinem Vater Mark, der für das auslösende Moment, die Katastrophe, verantwortlich ist, kann man irgendwie nicht böse sein.

Gleichwohl führt Hayes die Thematik nicht ad absurdum. Tatsächlich ist es eine interessante Art und Weise, hier ein ernstes Ereignis anzusprechen ohne die Betroffenen zu verschrecken. Dies zu schaffen ist eine unglaubliche Stärke, die Antonia Hayes hier schriftstellerisch zeigt.

Für alle Leser, die ihre Kaninchen auf Zeitreise schicken möchten, sei diese Geschichte eine Warnung. Natürlich können „Quarks nur durch Antiquarks zerstört werden“, aber einfach ein Name schützt eben noch lange nicht.

Allen anderen ist dieses Buch als wundervoller Roman zu empfehlen, den man von der ersten bis zur letzten Seite genießen und gerne lesen wird. Physik und Astronomie sind cool und Kinder, egal ob normal oder unnormal, sind das Größte.

Von der wunderbaren Gestaltung des Covers, die ich in der deutschen Variante bisher am gelungensten finde, bis hin zum letzten Satzzeichen, ist „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ von Antonia Hayes ein unvergleichliches Stück Literatur, welches hoffentlich viele Leser finden wird.

Hoffen wir, dass die schriftstellerische Tätigkeit der Autorin nicht genau so unberechenbar ist und wir noch einiges von ihr lesen werden können.

Autorin:

Antonia Hayes wurde in Sydney geboren, arbeitete und lebte in Paris, heute in San Francisco/USA. Sie schrieb Geschichten und Kolumnen für zahlreiche Magazine, bevor sie als Publizistin in der Verlagsbranche und als Buchhändlerin arbeitete.

Ihr Debütroman „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ erschien 2015 in Australien, bevor es in mehrere Sprachen übersetzt wurde. 2016 erschien die deutsche Übersetzung.

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