Juni 2019

Gedanken zum Update

Sobald ein Blog eine gewisse Größe erreicht hat, ist eine Überarbeitung des ganzen Gedöns nur schwer möglich. Natürlich gibt es gewisse Tools und Plugins, die einem das Leben erleichtern, doch von Zeit zu Zeit zwingen einem Updates, geänderte Anforderungen von Außen dazu, die bisher geschriebenen Beiträge durchzusehen, Links zu überprüfen, Aktualisierungen vorzunehmen oder Formatierungen anzupassen. Das ist dann nur noch mühsehlig und vom Spaß, der hinter manch geschriebenen Artikel steht, ist dann nur noch wenig übrig.

Kürzlich habe ich aus mehreren Gründen, die hier jetzt keine Rolle spielen sollen, das Blog-Design Richtung Magazin geändert. Rezensionen bekommen von mir nach und nach eine Sternebewertung, passend zum Geschriebenen, verpasst. Die Formatierungen werden vereinheitlicht. Alleine in dieser Kategorie gibt es derer, aufgrund der Bloghistorie, inzwischen drei verschiedene. Das möchte ich oder, nein, muss ich ändern, soll mir das alles nicht irgendwann mal um die Ohren fliegen.

Gesagt, getan, gehe ich also seit Kurzem das Rezensionsverzeichnis Buchstabe für Buchstabe durch. Kleinvieh macht Mist. Kleinvieh strengt an. Und, bin dennoch über jeden geschafften Schritt, blogtechnisch, froh. Zwei Kategorien habe ich zusammengestrichen, Artikel rausgenommen (Wann nehmt ihr eigentlich Artikel ganz von eurem Blog runter?), Links entfernt oder korrigiert. Auf, dass das alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. Schließlich habe ich nicht vor, aufzuhören und möchte, dass ich, nein, dass auch ihr, weiterhin hier gerne seit und mitlest, was es so neues gibt im Bereich Literatur und Film. Dafür wenigstens, mache ich das.

Gesendet aus der Schreibstube.

Euer findo.

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Viveca Sten: Mörderisches Ufer

Mörderisches Ufer Book Cover
Mörderisches Ufer Thomas-Andreasson-Reihe (8) Kriminalroman Kiepenheuer & Witsch Taschenbuch Seiten: 454 ISBN: 978-3-462-05190-2

Inhalt:

Jeden Sommer kommen Hunderte Kinder ins Segelcamp nach Lökholmen, der kleinen Insel gegenüber von Sandhamn, und verbringen dort ihre Ferien. Doch nicht alle, die am Camp teilnehmen, können ihre Zeit dort genießen, denn einige Kinder werden gemobbt und leiden unter den Gemeinheiten der anderen. Als eines von inen plötzlich verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit… (Klappentext)

Einordnung: Dies ist der achte Band der Thomas-Andreasson-Reihe.

Rezension:

Skandinavische Krimis kennzeichnen sich allzuoft durch Melancholie, die sich wie Mehltau durch die Bücher zieht, schönen Landschaftsbeschreibungen, aber gescheiterten Existenzen, denen man die Ermittlerrolle nur mit großem Wohlwollen abnehmen kann.

Nur hin und wieder sticht ein Fall, eine Geschichte oder gar eine Reihe wohltuend heraus und setzt ein Zeichen gegenüber dem Einerlei dieses sehr eigenen Genres. In diesem Sinne entführt Viveca Sten ihre Leser wieder einmal nach Lökholmen und Sandhamn, jener ländlichen idylle Schwedens, die tief im Inneren ihre Schattenseiten verbirgt. Zumindest, wenn man der feder der Autorin folgt.

Ein Handlungsstrang verfolgt den Weg des kleinen elfjährigen Benjamin, der gegen seinen Willen in ein Segelcamp auf der Schäreninsel verfrachtet wird und dort schnell das Ziel von älteren Jugendlichen wird, die in ihm das ideale Mobbingopfer sehen.

Ein parallel geführter Erzählstrang verfolgt ein, mit diesem Protagonisten lose verbundenen Gerichtsprozess, ein anderer dritter ist der verbindende Klebstoff zwischen den Zeilen.

Dies führt bei manchen Autoren dazu, dass sie sich verlieren und es nicht schaffen, eine vernünftige Lösung zur zusammenführung zu schreiben, doch mit Hilfe eines kontinuierlichen Spannungsaufbaus, der wellenförmig mal die eine Handlung hervorhebt, dann wieder andere Protagonisten fordert, schafft es die Autorin, was nur bei wenig Krimis so überzeugend gelingt.

Dies, in einer vergleichsweise ruhigen und fast unbrutalen schreib- und Erzählweise, die einem dennoch einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Nicht umsonst wurde diese Geschichte, wie auch schon mehrere andere der Reihe, bereits für eine Miniserie verfilmt.

Man kann diesen Krimi ohne Kenntnis der Vorgängerbände lesen, sei jedoch gewarnt, wenn man den Trigger Kindesentführung vermeiden möchte. zwar gibt es gewalttätigere Geschichten in diesem Genre, jedoch selten so gut erzählt. Die Perspektivwechsel folgen logisch in kurzweiligen Kapiteln, die jeweils einem Protagonisten folgen, ohne unter den bereits erwähnten Krimi-Mehltau zu ersticken.

Der Handlungsstrang um die Mobber wurde zu Gunsten der Entführung und den entsprechenden Folgen wahrscheinlich vom Lektorat zusammengekürzt, doch liegt es nicht in der Natur der sache, dass man im Alltag einzelne Aspekte verfolgt und andere aus den Augen verliert? In diesem Sinne ist es dennoch ein gut abgerundeter Kriminalroman, der es sich zu lesen lohnt.

Autorin:

Viveca Sten wurde 1959 in Stockhilm, Schweden, geboren und ist eine skandinavische Schriftstellerin und Juristin. Nach der Schule entschied sie sich für ein Jura-Studium und arbeitete als Chefjuristin für die schwedische und dänische Post.

Nachdem sie mehrfach Fachliteratur und entsprechende Aufsätze publiziert hatte, veröffentlichte sie 2008 ihren ersten Kriminalroman, aus dem inzwischen eine mehrbändige Reihe geworden ist. Die Reihe wurde als Miniserie für’s Fernsehen verfilmt. Die Autorin verbringt mit ihrer Familie die Sommer weitestgehend in Sandhamn, Haupthandlungsort ihrer Bücher und lebt mit ihrer Familie bei Stockholm.

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Dirk Liesemer: Aufstand der Matrosen

Aufstand der Matrosen Book Cover
Aufstand der Matrosen Rezensionsexemplar/Sachbuch mare Verlag Hardcover Seiten: 232 ISBN: 978-3-8664-8289-0

Inhalt:
Herbst 1918. Nach mehr als vier Jahren Krieg haben die Menschen es satt: das Kämpfen, das Hungern, das Sterben.

Der militärische Zusammenbruch steht unmittelbar bevor – und vor der geplanten Entscheidungsschlacht gegen England regt sich Widerstand unter den Matrosen… Auf eindringliche Weise führt dieses Buch vor Augen, wie aus einem Matrosenaufstand eine landesweite Revolution wurde, die Deutschland für immer veränderte. (Klappentext)

Rezension:
Vier Jahre nach Beginn der Urkatastrophe des 20. jahrhunderts war die Welt eine andere. Im Osten hatten bereits die Bolschewiken den Zaren und seine Familie vom Thron gefegt und damit die über dreihundert Jahre währende Dynastie der Romanows für immer beendet, im Westen versanken die Soldaten im Schlamm und Morast der Schützengräben.

Verwundete Kriegsheimkehrer und die immer schlechtere Versorgungslage im Land ließen die anfängliche Kriegsbegeisterung in sich zusammenschrumpfen, von der 1918 kaum mehr etwas übrig war. Der Krieg war verloren, die Bedingungen der Sieger würden hart werden, und doch wollten die meisten Menschen ein Ende der Kämpfe. So genügte ein kleiner Funke, der das Fass zum Überlaufen brachte und auch deutschland für immer veränderte.

Dirk Liesemer hat sich aufgemacht und anhand zahlreicher Biografien die Ereignisse um den Matrosenaufstand in Kiel und dessen Folgen recherchiert. Minutiös konstruiert er mit Hilfe von Personengeschichten, wie einzelne Akteure plötzlich das politische Geschehen bestimmten, die alte Ordnung in Frage stellten und schließlich stürzten.

Dabei konzentriert sich der Autor und Journalist nicht nur auf später wichtig werdende Persönen, wie Scheidemann oder Karl Liebknecht, sondern vor allem auch auf die Matrosen, die sich nicht als letztes Kanonenfutter missbraucht sehen wollten. Eindringlich schildert er in kurzweiligen Kapiteln abschnittsweise die Ereignisse, die sich in immer schnellerer Folge verselbstständigten, über die einige Akteure schnell selbst die Kontrolle verloren und zum Dasein als Zuschauer verdammt waren.

Gegliedert ist das alles nach Daten und Orten, so dass der Leser schön mitverfolgen kann, wie sich ein örtlich begrenzter Aufstand über das ganze Land verbreitete, wunderbar recherchiert anhand von Tagebucheinträgen, Briefen und Zeitungsausschnitten.

Wir begegnen Personen wie den Manns, Rilke oder Ringelnatz, später wichtig werdenden Politikern wie Scheidemann oder Adenauer, und verfolgen die Ereignisse um die Abdankung des letzten Hohenzollern Wilhelm II., der die Welt einst ins Unglück gestürzt hatte.

Der Verlauf der Geschichte und die Folgen, auch die späteren, sind bekannt, weniger jedoch die einfacher Soldaten oder Matrosen, die für wenige Tage eben diesen mitbestimmten. Eindrücklich lässt der Autor die Stimmung der Zeit wieder aufleben und zeigt die Kette der Ereignisse in ihrer ganzen Unausweichlichkeit.

Ein kleiner Ausschnitt aus der Geschichte, differenziert und ausführlich dargestellt, liegt mit “Aufstand der Matrosen” hier den Lesern vor und wird so fass- und nachvollziehbar. Dirk Liesemer macht den Wendepunkt über Personen fest und zeigt, wie schnell diese Veränderungen Deutschland beeinflussten und wo vielleicht die Grundsteine für spätere politische Folgen gelegt wurden.

Dies gelingt gut, wenn man sich auch an manchen Stellen etwas mehr Tiefe und Erläuterungen gewünscht hätte. Ansonsten ist dies eine gute Ergänzung zur bereits bestehenden Literatur.

Autor:
Dirk Liesemer wurde 1977 geboren und ist ein deutscher Journalist und Autor. Nach der Schule studierte er Philosophie und Politologie in Münster und Rennes. Anschließend besuchte er die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Für verschiedene Zeitungen arbeitete er als Redakteur in Münschen und Berlin, ist heute freiberuflich als Journalist tätig.

Er ist Mitglied des Berufsverbands freier Journalisten und Journalistinnen “Freischreiber e.V.” und veröffentlichte bereits mehrere Bücher (u.a. Das Lexikon der Phantominseln). Liesemer lebt in Leipzig.

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Alberto Angela: Ein Tag im Alten Rom

Ein Tag im Alten Rom Book Cover
Ein Tag im Alten Rom Autor: Alberto Angela Sachbuch Goldmann Verlag Taschenbuch Seiten: 413 ISBN: 978-3-442-15638-2

Die Welt der Antike hautnah erleben!

Was ist ein Obolus? Wie wickelt man eine Toga? Wie teuer ist ein Sklave? Und wie fühlt es sich an, den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden? Alberto Angela lässt uns einen Tag lang am bunten Treiben im antiken Rom teilnehmen:

Wir werfen einen Blick in prächtige Patrizierhäuser, dampfende Kochtöpfe und venusgefällige Schlafzimmer, erleben blutige Gladiatorenkämpfe im Kolosseum und nächtliche Festgelage am Ufer des Tibers. Mit allen Sinnen tauchen wir ein in die Alltagswelt und das Lebensgefühl der Alten Römer. Das ist Geschichte, wie sie lebendiger nicht sein könnte! (Klappentext)

Rezension:

Tausende Touristen erkunden heutzutage das, was vom einstigen Mittelpunkt der antiken Welt und von einem der ersten Imperien der Geschichte übrig geblieben ist. besonders in dessen ehemaligen Zentrum sind noch zahlreiche Überreste zu bestaunen, die einen kleinen Einblick über die ehemaligen Größe des antiken Roms geben.

Doch, die Ruinen auf den Palatin, den Kaiserforen oder das Colloseum sind durch die Jahrhunderte stark in Mitleidenschaft gezogen worden, und so ist es schwer vorstellbar, wie es war, das Leben im Rom der Antike.

Der italienische Paläontologe Alberto Angela nimmt seine Leser wieder gekonnt mit auf eine einmalige Zeitreise und lässt uns einen Tag im Leben eines römischen Bürgers nachvollziehen, der im Jahr 115 n. Chr., zur Zeit Trajans lebte. Von kurz vor Sonnenauf- bis nach Sonnenuntergang streifen wir durch die Gassen des Mittelpunktes der römischen Welt und erleben den Alltag aus vielen Blickwinkeln heraus.

Wir beobachten Sklaven, die eine Villa nach einem Festgelage am frühen Morgen säubern und sehen den domus und der domina beim Ankleiden zu. Detailliert schilder der Autor, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten der Alltag in damaliger und heutiger Zeit aufweisen und begibt sich mit uns in Tempeln, in die Gladiatorenarena oder den römischen Thermen.

Akribisch werden Fragen geklärt, kurzweilig anhand von tatsächlichen Funden, wie Inschriften und Mosaiken, konstruiert, was tatsächlich passiert sein könnte. Welche gesellschaftlichen Schichten gab es im Rom der Antike?

Vor welchen problemen sahen sich Stadtherren und Politik schon damals gestellt und warum waren Toilettengänge ein Gemeinschaftserlebnis? Was spielten oder lernten römische Kinder und was landete neben Flamingo und Siebenschläfer sonst noch in den Kochtöpfen?

Erstaunen wird man darüber, was es früher schon gab und welche Lösungen die Römer für Probleme aller Art hatten, aber auch, wenn man vergleicht, wie weit die Entwicklung, ob gesellschaftlicher oder technischer Natur seitdem vorangeschritten ist. Ohne Vorkenntnisse kann man Alberto Angela gut durch die kurzweiligen Kapitel folgen, der manchmal ausschweifend erzählt, jedoch durchweg zu begeistern und interessieren vermag.

Es ist dabei kein wissenschaftliches Buch, sondern ein Werk, welches ein Thema der breiten Masse näher bringt, jedoch auf nachweisbaren Funden im Staube Roms beruht. Erlebbarer Geschichtsunterricht, der begeistert. Wer Rom aus seinen Besuchen heraus kennt, wird vieles erkennen. Wer noch nicht in der Ewigen Stadt gewesen ist, wird spätestens jetzt den wunsch verspüren, die antiken Stätten besichtigen zu können.

Die Zeitreise ist in übersichtliche Kapitel, anhand von Uhrzeiten, gegliedert. Ein Tagesablauf eben. Dazwischen immer wieder wieder Einschübe, die einen grundsätzlichen Überblick über bestimmte Fragen geben und so erklären, was z.B. ein Sesterz wert gewesen ist oder was die ersten “Wolkenkratzer” Roms gewesen sind.

So verwoben bringt der Autor eine sehr komplexe Thematik verständlich näher, auch wenn es sich nur um einen ganz gewöhnlichen Tag im Antiken Rom und dessen Blütezeit handelt. Lebendiger geht Geschichte kaum.

Autor:

Alberto Angela wurde 1962 in Paris geboren, studierte nach dem Abitur in Frankreich und in Italien Naturwissenschaften, bevor er sich weiter auf Paläontologie und Paläoanthropogie spezialisierte. Er arbeitete an verschiedenen Orten der Welt an Ausgrabungen und Forschungen und veröffentlichte mehrere in Fachkreisen anerkannte Aufsätze.

Als Wissenschaftsjournalist arbeitete er für Fernsehsender und veröffentlichte mehrere Sachbücher über die menschliche Entwicklungsgeschichte und das Alte Rom. Er ist Mitglied des Instituts für Menschliche Paläontologie in Rom.

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