Juli 2018

Sahm Venter: Nelson Mandela – Briefe aus dem Gefängnis

Briefe aus dem Gefängnis Book Cover
Briefe aus dem Gefängnis Sam Venter (Hrsg.) Rezensionsexemplar/Sachbuch C.H. Beck Verlag Hardcover Seiten: 752 ISBN: 9078-3-406-71834-2

Inhalt:

Auf den Höhepunkt einer brutalen Kampagne des Apartheid-Regimes in Südafrika wurde der Anwalt und Aktivist Nelson Mandela verhaftet. Für seine politischen Aktivitäten um den African National Congress ANC musste er die Jahre 1964-1990 in Haft verbringen.

Der spätere Präsident des Landes schrieb in diesen Tagen zahlreiche Briefe an Mitstreiter, Regierungsfunktionäre und an seine Familie. Mehr als 250 ausgewählte Briefe aus dieser Zeit geben Einblick in die Welt eines Mannes, der sich seine Güte und den Weitblick in schwierigen Zeiten bewahrte und zuletzt als einer der inspirierendsten Menschen des 20. jahrhunderts verehrt wurde. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Haft, Ausgrenzung und Isolation sind in Diktaturen und artverwandten Regime dazu angedacht, die Gegner zu brechen und mundtot zu machen. Wer aus dem Alltags- und politischen Geschehen herausgehalten wird, wer behindert wird, aktiv zu sein, soll vergessen und dessen Betrachtungen und Ideen keine Chance zum Wachstum haben.

Dies hatten die politischen Führer Südafrikas vor, als sie Nelson Rohlilhala Mandela mit Hilfe einer konstruierten Gerichtsverhandlung einsperrten und damit 27 Jahre lang demütigten und nur so ihre Vorherrschaft der Minderheit sichern konnten.

Doch, die Verantwortlichen hatten nicht mit den Willen, Mut und ungeheuren Glaube an das Gute im Menschen, gedacht, welches Mandela Zeit seines Lebens aufrecht hielt, nicht zu vergessen seinen großen Kreis an Freunden, Verwandten und Unterstützern. Ihnen schrieb er beständig Briefe. Ein Großteil wird nun der Öffentlichkeit in dieser Ausgabe zugänglich gemacht.

Dieses Buch ist keine Biografie und auch keine veröffentlichung, die Nelson Mandela selbst forciert hat, dennoch nenne ich ihn hier zumindest an zweiter Stelle als Autor, da er, zwar unwissentlich, aber dennoch für den Inhalt dieses Buches gesorgt hat. Wichtig und an erster Stelle zu erwähnen, ist jedoch Sahm Venter, die mit Beharrlichkeit und Engagement aus Archiven und Privatsammlungen zusammengetragen hat, was ein äußerst vielschichtiges Bild ergibt, welches einen der wohl faszinierendsten Menschen der jüngeren südafrikanischen Geschichte zeigt.

Detailliert gab Mandela Freunden und Verwandten Einblick in seinen Gefängnisalltag, frustriert von den Eingriffen der Zensurbeamten und Gefängnisverantwortlichen, so dass der Anwalt und Aktivist aucvh regelmäßig an Justizminister und andere staatlich Verantwortliche schrieb.

Teilweise sehr schwer zu lesen, da besonders die ersten Briefe unglaublich frustrierend und zermürbend zu lesen sind, so wie sich eben Mandela gefühlt haben muss, wird die Sammlung durch ein umfangreiches Personenregister ergänzt und unter jeden Brief gibt es Erläuterungen zu den dort verwendeten Begrifflichkeiten, beschriebenen Verwandtschaftsverhältnissen oder Ereignissen.

Dies macht die Sammlung so unglaublich wertvoll und informativ, dass man sie in Ergänzung zu Mandelas Biografie “Der lange Weg zur Freiheit” lesen sollte, jedoch unbedingt Vorkenntnisse haben muss, um dies mit Genuss und Gewinn zu lesen.

Charaktereigenschaften, die später die Öffentlichkeit faszinieren und diese sehr besondere Sichtweise Mandelas, die schließlich zum Versöhnungsprozess in Südafrika führen sollten, werden in seinen Briefen deutlich, wozu besonders die Vielfalt und Auswahl der Briefe betragen.

Für die Lektüre sollte man sich Zeit nehmen und nichts parallel lesen, um mit der vollen Konzentration dem rechnung zu tragen, welch schwere Zeit Mandela durchlebt hat. Kartenmaterial und Fotos, eine Kurzbiografie, sowie das berührende Vorwort einer Enkelin Mandelas machen hier Geschichte erlebbar, eingebetet im historischen Material der Briefsammlung.

Wer Südafrika verstehen will, sollte zu diesem gut recherchierten und strukturierten Werk greifen, ahnt hinterher aber auch, warum die Regenbogennation heute ohne ihren Übervater eine wankende Zukunft hat. Unbedingte Empfehlung.

Autor:

Nelson Mandela wurde 1918 geboren, war ein führender südafrikanischer Aktivist und Politiker. Im Jahrzehnte andauernden Widerstand gegen die Apartheid praktizierte er als Anwalt, bevor er von 1963-1990 in verschiedenen Gefängnissen Südafrikas als politischer Häftling einsaß.

Ab 1944 engagierte er sich im African National Congress (ANC) und wurde zum Symbol und Vorbild im Freiheitskampf gegen Unterdrückung und Rassentrennung. 1994 wurde er erster schwarzer Präsident seines Landes und bekam ein Jahr zuvor den Friedensnobelpreis. Er starb 2013 in Johannesburg.

Herausgeberin:

Sahm Venter ist Senior Researcher bei der Nelson Mandela Foundation.

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Alexander Münninghoff: Der Stammhalter

Der Stammhalter Book Cover
Der Stammhalter Alexander Münninghoff C.H. Beck Erschienen am: 20.07.2018 Seiten: 334 ISBN: 978-3-406-72732-0 Übersetzer: Andreas Ecke

Inhalt:

Der findige Großvater mit seiner Firma, ein lebenshungriger Sohn und ein Enkel, der Stammhalter, der entführt werden muss: Zwischen diesen Generationen entspinnt sich die wahre Geschichte vom Niedergang einer Familie im 20. Jahrhundert, nicht durch den Krieg, der gut für die Geschäfte ist, sondern weil jeder für den anderen “nur das Beste” will.

Alexander Münninghoff hat aus den vielschichtigen Beziehungen einer Familie, aus der versunkenen Welt zwischen Riga und Den Haag, einen zauberhaften, bewegenden Roman geschrieben. (Klappentext)

Rezension:

Die Erzählung beginnt mit einem Sprung, hinein in eine längst vergessene Zeit. Eine Zeit, in der Großgrundbesitzer die Geschickte Osteuropas bestimmten und die Ruhe trügerisch ist. Es sind die Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, in die Münninghoff eintaucht, um den Auf- und Abstieg seiner Familie zu erzählen. Eine Geschichte, die dem deutschen Pendant der Buddenbrooks würdig ist, nur eben wahr.

Eindrücklich, minutiös, immer wieder Kindheitserinnerungen und später im Erwachsenenalter Erfahrenes aufgreifend, beschreibt Münninghoff an exemplarischen Szenen die Ecken und Kanten seiner Familie. Förmlich kann man die einzelnen Protagonisten, die einst tatsächlich sein Leben prägten, greifen und begleitet sie auf ihren Weg. Der Spannungsbogen steigt stetig an, führt geradewegs in die unausweichliche Katastrophe.

Alles, was einen Aufstieg hat, hat auch irgendwann einen Abstieg. Eine Regel, die der Autor am Beispiel seiner Familie detailliert zu beschreiben weiß. Er geht kritisch um, mit seinen Verwandten, analysiert als Erwachsener, was er als Kind nur beiläufig aufnehmen und bemerken konnte.

Aus dieser Perspektive, später die des jungen Erwachsenen, der seinen Vater charakterlich über den Kopf wächst, erzählt er, was nicht sein durfte, was war und daraus folgte.

Lebendig beschrieben sind die Figuren, haarscharf die Formulierungen, und doch ist nichts so, wie es scheint. Den Vater, den der junge Alexander Münninghoff bewundert, steht er später immer kritischer gegenüber. Fassungslos, manchmal jedoch ausnützend, betrachtet der Jugendliche dann seine Familie. Nichts ist Schwarz und nichts ist Weiß. Grautöne bestimmen die Bilder, die im Kopf entstehen und längst vergangene Zeiten lebendig werden lassen.

Es mag von dieser Art Familienbiografien Unzählige geben, die sich wahrscheinlich auch noch gleichen, und vielleicht wird man, wie so oft, die eine oder andere Parallele zu seiner eigenen Familie entdecken. Wer weiß schon, was man da für Leichen im Keller findet? Münninghoff jedenfalls hat sich auf die Suche begeben. Eine, die es sich zu begleiten lohnt.

Autor:

Alexander Münninghoff wurde 1944 in Posen geboren und ist ein niederländischer Journalist. Von 1974-2007 arbeitete er für die Haagsche Courant und gewann 1983 den Niederländischen Preis für Zeitungsjournalismus.

Er veröffentlichte mehrere Bücher über das Schachspiel und gründete 2009 eine Partei, für die er jedoch nicht mehr aktiv tätig ist. Für seine Familienchronik “De Stamhouder” wurde er 2015 mit den Libris History Prize ausgezeichnet.

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Leonie March: Mandelas Traum

Mandelas Traum Book Cover
Mandelas Traum Leonie March Erschienen am: 23.04.2018 Dumont/Mairdumont Seiten: 300 ISBN: 978-3-7701-8289-3

Inhalt:

Was hält Südafrika im Innersten zusammen? Wie nah am Ideal der Regenbogennation des Übervaters nelson Mandela ist das Land heute tatsächlich? Leonie March begibt sich auf eine große Erkundingsreise: von der Beachfront Durbans über die Drakensberge, vom Eastern bis zum Western Cape und durch die pulsierenden Metropolen Johannesburg und Kapstadt. “Mandelas Traum” ist das Porträt eines faszinierenden Landens am Scheideweg. (Klappentext)

Rezension:

Wo Widersprüche sich in großer Anzahl sammeln, Kontraste größer nicht sein könnten, die Hautfarbe oder das Wohnviertel ausschlaggebend ist für Erfolg oder Misserfolg, dort ist Südafrika nicht weit. Das Land am Kap steckt über zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid noch immer in alten Konflikten fest, neue sind bis heute hinzugekommen.

Doch, warum sind die Menschen dort immer noch voller Hoffnung, verfolgen unbeirrt ihre Pläne und suchen weiter nach den Weg zur Regenbogennation, die der erste schwarze Präsident Nelson Mandela sich für sein Land erträumte? Die freie Journalistin Leonie March begibt sich auf Spurensuche durch ihre Wahlheimat und entdeckt bisher unbekannte Facetten von Südafrika.

Reiseberichte können nie alle Aspekte und Ansichten innerhalb eines Landes wiedergeben, und so stellt auch dieser nur eine Momentaufnahme der detaillierten Beobachtungen der Autorin dar. Mehr möchte Leonie March auch nicht, muss sie auch nicht, denn alleine ihr Sammelsurium an Geschichten, die sie aufgetragen hat, vermag Faszination zu wecken.

Anhand von zwei Karten auf den Innenseiten des Umschlages und einer klaren Reiseroute hat sie viele Aspekte dieses Landes aufgefangen, die in keinem Reiseführer so zu finden sind. Klar, kaum jemand würde touristisch wohl in ein aktives Bergwerkgebiet fahren oder sich in die verrufensten Wege der Townships verirren, aber March gelingt es hiermit, mit den unterschiedlichsten Menschen aus verschiedenen Schichten ins Gespräch zu kommen.

In jedem Abschnitt wartet sie mit einer neuen Geschichte auf, und zeigt, dass es abseits der Klischees über Kriminalität, den üblichen touristischen Highlights und korrupten Politikern jede Menge Südafrikaner gibt, die mit Eigeninitiative Projekte führen, die ihnen und ihren Landsleuten eine Perspektive geben sollen.

Nicht immer gleich spannend sind diese Geschichten, doch die Begeisterung der Autorin ist gleichwohl ansteckend. Wenn auch sie selbst sich nicht immer ganz von ihrer rosaroten Brille entfernt. Am Interessantesten wird es, wenn sie kritisch hinterfragt, Überlegungen zur Geschichte oder Zukunft ihrer Gesprächspartner anstellt oder sich bei ihrer Reise einfach treiben lässt.

Fast beduert man es, dass die Fotos allesamt eher kleinformatig und in Graustufe gehalten sind, und von ihrer Anzahl eher gering. Gerne hätte man noch mehr bildliche Eindrücke, kann sich aber dank der guten Beobachtungsgabe der Autorin alles wunderbar vorstellen.

Noch ein paar Seiten mehr hätten “Mandelas Traum” jedoch gut getan. Die Autorin konzentriert sich, zwar nicht ausschließlich, bei ihren Besuchen vor allem auf abkömmlinge der Stämme und Urvölker Südafrikas, um den entgegengesetzten Kontrast zu haben, hätte ich mir noch mehr Einblicke in die Geschichte des Landes gewünscht, die auch vorkamen.

Diese hätten mehr ausformuliert werden müssen. Natürlich fraglich, in wie weit man das in einer solchen Art Bericht umsetzen kann, aber ein Versuch wäre es wert gewesen. Ansonsten jedoch die faszinierende Momentaufnahme eines großen Landes und seiner Bevölkerung.

Autorin:

Leonie March wurde 1974 geboren und arbeitet als freie Journalistin in Südafrika und berichtet von dort von diesem und den Nachbarländern Simbabwe, Mosambik und Sambia. Sie ist Mitglied eines weltweiten Korrespondenten-Netzwerkes und erarbeitet für Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau und verschiedenen Rundfunksendern Reportagen. Sie lebt mit ihrem Partner in Durban.

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Birgit Weidt: Das Lächeln der Vergangenheit

Das Lächeln der Vergangenheit Book Cover
Das Lächeln der Vergangenheit Rezensionsexemplar/Sachbuch Mairdumont Taschenbuch Seiten: 239 ISBN: 978-3-7701-8291-6

Inhalt:

Neukaledonien, Archipel am anderen Ender der Welt. Hier begibt sich Birgit weidt auf die Suche nach der geschichte hinter einem mysteriösen Talisman. Sie taucht ein in eine Welt, in der Schamanen die Zukunft aus Palmblättern voraussagen, Unterschiede zwischen den Geschlechtern anhand von Wurzeln erklärt werden und Frauen ihre Gesichtsfalten tragen wie kostbaren Schmuck. Eine Reise, die den Blick für das Magische öffnet, das uns überall und jederzeit umgibt. (Klappentext)

Rezension:

Unweit von Australien und doch am anderen Ende der welt erstreckt sich eine kleine Gruppe von Inseln, die in Europa kaum jemand kennt, und doch (noch) französisches Überseegebiet sind. Neukaledonien. Das ist die Heimat der Muskatnuss und das Gebiet des weltgrößten Nickelvorkommens. Und es war das Sehnsuchtsziel von Birigt Weidt.

Die freie Journalistin machte sich auf, um zu erfahren, wie die Menschen dort leben, was sie bewegt und beschäftigt, wie sehr ihr Leben sich von unserem unterscheidet und um ein Geheimnis zu lüften. Doch die Reise hält mehr Überraschungen und Begegnungen bereit, als die Autorin zu träumen gewagt hätte.

Sie erlebt uralte Bräuche, die Wirkung von tropischen Regen und warum die älteren Bewohner dieser Südseeinseln das Wasser scheuen. Doch vor allem öffnen die Bewohner Grande Terres, Lifou und Ouveas ihre Herzen und geben Einblick in ihr Leben. Fortan ist Weidt der Faszination Neukaledoniens erlegen.

Reisereportagen müssen den Spagat schaffen, journalistisch neutral aber gut recherchiert, spannend erzählt zu sein, aber auch die persönliche Komponente, den Eindruck, mit einzubringen. Kippt die Waage Richtung einer Seite entsteht ein Ungleichgewicht, welches entweder dazu führt, dass man es nur noch mit reinem Faktenwissen zu tun hat oder zur anderen Seite, und dann hat der Leser eine Gefühlsduselei sondergleichen vor Augen.

Birgit Weidt zumindest gelingt dieser Spagat weitgehend sehr gut, wenn auch zum Ende hin ein paar Ausrutscher zu verzeichnen sind. Doch, die autorin schafft es ungemein ein Gefühl des Fernwehs zu erzeugen. Praktisch so, als wäre man mit dabei, begleitet die Autorin auf ein Insel-Filmfest und beobachtet sie beim Vollrichten eines uralten Brauches, um Einblick in das Leben der Ureinwohner zu erhalten.

Viel erfährt man darüber, doch hat man unweigerlich das Gefühl selbst Neukaledonien bereisen zu müssen, um das Geschriebene nachzuvollziehen. Der Sand in den Schuhen, das Ploppen der Kokusnüsse, wenn sie reif von der Palme auf den Boden fallen, und die Suche nach dem richtigen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne.

An manchen Stellen wirkt die Autorin selbst etwas überdreht, starkes Kontrastprogramm zur sonst nüchtern und beobachtend gehaltenen Erzählweise, die Informationen über die Inselwelten so ganz nebenbei einfließen lassen.

Wie sehen die Einwohner die Zukunft dieser bedrohten Idylle, wo Chancen, was macht es aus, dieses Leben? Birigt Weidt sucht diese Fragen und antworten darauf zwar nicht, doch stößt sie darauf, lässt sich treiben. Sie begegnet Businessfrauen, die ganz aus ihrer traditionellen Rolle fallen und Künstler, die sich von der sie umgebenden Natur inspirieren lassen, Wunderheiler und Häuptlinge, denen in der Gesellschaft immer noch ein hoher Stellenwert zukommt.

Der Leser wird sich wünschen, dass die Menschen Neukaledoniens auch weiter so ihren Weg gehen können und wird mit einer Fülle von Eindrücken die letzte Seite umschlagen, vielleicht eine Reise buchen, so als wäre man (fast) da gewesen. Und das ist doch etwas.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann auch die auf ihren Reisen durch die Südsee gesammelten Rezepte nachkochen. Damit wäre man dann auch endlich reif für die Inseln.

Autorin:

Birgit Weidt wurde 1962 geboren und lebt in Berlin. Die freie Journalistin schreibt Reisereportagen u.a. für GEO Saison, DIE ZEIT, Frankfurter Allgemeine Zeitung und NZZ. Zuletzt wurde sie für ihre Reportagen mit den unabhängigen Journalistenpreis des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention ausgezichnet

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Stephan Wackwitz: Die vergessene Mitte der Welt

Die vergessene Mitte der Welt Book Cover
Die vergessene Mitte der Welt Rezensionsexemplar/Sachbuch S. Fischer Verlage Taschenbuch Seiten: 368 ISBN: 978-3-596-18365-4

Inhalt:

Stephan Wackwitz hat mehrere Jahre in Georgien gelebt, auch die Nachbarländer Armenien und Aserbaidschan bereist. Uralte Kulturländer zwischen Tradition und Moderne, die sich seit der Loslösung von der Sowjetunion auf einem abenteuerlichen Weg befinden.

Der Autor erlebte politische Machtwechsel, den Kampf um Demokratie und Menschenrechte, den Wandel der Städte. Er spürte einer sensiblen Atmosphäre nach und einem ganz besonderen Menschenschlag. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Gerade bei Reiseberichten, so scheint es, ist Vorsicht angebracht. Wer einen lesen möchte, muss aufpassen. So gibt es wirkliche Reiseberichte, wo eine Route abgefahren, abgelaufen, jedenfalls gereist wird, und der Autor über das auf den Weg Geschehene berichtet, dann widerum gibt es komplexe literarische Schreiben, die eher einem Roman gleichen als einem informierenden Sachbuch.

Erstes liegt mit “Die vergessene Mitte der Welt” hier vor, versetzt mit einem hoch erhobenen philosophischen Zeigefinger.

Daran krankt das Werk von Stephan Wackwitz auch, der nicht aus seiner Haut der Goethe-Institut-Erfahrung heraus kann und zu einem guten Teil den Zustand Georgiens und seiner Nachbarländer philosophisch analysiert. Das ist etwas, was man nicht erwartet, wenn man Klappentext bzw. Inhaltsangabe des Verlages liest.

Tatsächlich fühlt sich der Leser, wenn er keine Antenne für Hölderlin und Co. hat, in die Irre geführt, und kann erst im letzten Drittel und bei der Ergänzung zwecks Neuauflage wirklich etwas über dieses sehr interessante Gebiet erfahren.

Mäßig aufgelockert durch Fotografien, zur Orientierung dienen auf den Umschlagsseiten Karten der Region, ist dies ein schwer zu lesender Bericht, der nicht zu jedem Leser Zugang finden wird.

Die Sprache ist zu hoch, die philosophischen Betrachtungen erschließen sich nicht jeden, zumal wenn die Vorkenntnisse über die großen Philosophen fehlen und irgendwo bleibt das Gefühl, ins falsche Regal gegriffen zu haben. Jedenfalls nicht in das für Reiseberichte.

Man erfährt einfach nicht durchgehend etwas über die Reisestationen oder Menschen, die der Autor getroffen hat (nur mehr gegen Ende der Lektüre). Das ist einfach viel zu wenig, dabei hätte man so viel mehr daraus machen können.

Oft genug läuft der Autor in Gefahr Georgien und seine Nachbarländer gleichsam aus einem Elfenbeinturm heraus zu betrachten und mit erhobenen Zeigefinger zu betrachten. Nur haarscharf gelang es ihn, hier die Kurve zu kriegen. Das haben die Länder nicht verdient, der Nutzen ist zweifelhaft und der Kopf nach dem Lesen voller Betrachtungen, die kaum zu verarbeiten sind.

Im letzten Drittel gelingt es den Autoren wirklich die Linie eines Reiseberichts einzuschlagen, weshalb ich geneigt bin, eine mittlere Bewertung mit Tendenz zum Positiven zu geben. Bis dahin ist es aber ein langer Weg, und den muss man sich nicht unbedingt antun.

Autor:

Stephan Wackwitz wurde 1952 in Stuttgart geboren und ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in München und Stuttgart, arbeitete als Lektor im King’s College in London und seit 1986 in verschiedenen Funktionen für das Goethe-Institut.

Nach Stationen in New Delhi, München, Frankfurt, Krakow, Bratislawa und New York lebte er längere Zeit in Tiflis. Seit 1987 publiziert er regelmäßig im Merkur. 1982 erschien sein erstes Buch. Mehrfach wurde er bereits ausgezeichnet.

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Die KINGsianer in Berlin – Im Zeichen des Clowns

Träumen Sie manchmal schlecht? Nach einem Buch des großen Meisters amerikanischen Horrors kann das durchaus passieren und so stehen die Werke von Stephen King in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf den Bestsellerlisten ganz weit oben.

Das konnte man zuletzt nicht nur bei den Neuerscheinungen des Autoren sehen, sondern auch direkt nach Erscheinen des ersten Trailers zur Neuverfilmung von “Es”, welches eines der favoriten von vier lesebegeisterten Booktubern ist, die für die Bücher von Stephen King gerne werben.

Es sind die Booktuber Phils Osophie, Toto liest, PadiLovesBooks und LadyoftheBooks, die gestern die Hauptstadt unsicher machten und zusammen mit Hugendubel nachmittags auf Booktuber und Blogger, abends dann in einer anderen Filiale mit Fans über Stephen King und viele andere Dinge mehr sprachen. Bei letzterer Veranstaltung war ich dabei.

https://www.instagram.com/p/BkqDgzlA5ln/?hl=de&taken-by=findosbuecher

Für mich sind solche Zusammentreffen immer Highlights. Wann hat man schon einmal Gelegenheit dazu, zumal Booktuber und Blogger quer im Land verstreut leben und es überdies zwischen beiden Gruppen relativ wenig Überschneidungspunkte gibt? Und das, obwohl wir alle die gleichen Interessen haben, wir Bücher lesen und lieben und durchaus registrieren, was der Eine oder die Andere so macht.

So sind es dann solche Treffen auf Messen, oder eben von Booktubern und Bloggern organisierte, hier in diesem Falle von den Hugendubel Buchhandlungen organisierte, Veranstaltungen, auf denen ein Austausch stattfinden kann, und da es dieses Mal ganz in meiner Nähe stattfand, warum nicht?

Ich war natürlich wieder ein paar Minuten zu früh da, aber das machte nichts, denn so konnte ich schon einmal den vorbereiteten Büchertisch durchschauen. Viel Stephen King lag dort natürlich, aber auch interessante und vielschichtige Sachbücher und andere Fantasy/Science Fiction waren zu bestaunen. Habe mir gedanklich eine Liste gemacht, die ich irgendwann einmal werde durchgehen müssen. Nur, schenke mir bitte jemand Zeit dazu.

19 Uhr ging es los, die Booktuber trudelten ein, Zuschauer, Freunde und Fans waren schon da, Pennywise, der Clown aus “Es” auch. Ich bewundere den Menschen, der sich bei der Hitze in den Räumen auch noch verkleidet und mit uns Fotos gemacht hat. Ob der wohl Temperaturzulage bekommen hat? Zu wünschen wäre es. wer wollte konnte auch noch einen gelben Mantel, Film like, anziehen, was ich mir aber nun doch nicht geben musste.

Wie gesagt, Hitze.

https://www.instagram.com/p/BkqFOe_AaXo/?hl=de&taken-by=findosbuecher
Toto liest, Phils Osophie, Pennywise, PadiLovesBooks, LadyoftheBooks.
"Wir werden heute alle fliegen."

Dann ging es los. Versorgt mit Häppchen und Getränken, startete eine Art Vlog, nur eben live vor Zuschauern und Torsten vom Kanal “Toto liest” ordnete seinen Olymp favorisierter Autoren, während Philipp von “Phils Osophie” erzählte, im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal mit Stephen King in Berührung gekommen zu sein. Meine Bewunderung, ich musste drei Mal so alt werden, um überhaupt damit zu beginnen.

Später ging es darum, mit welchen King man doch anfangen sollte, zu lesen und welche Autoren denn noch sonst so lesenswert wären. Ich hoffe, irgendjemand hat die Veranstaltung zur Gänze oder zumindest die Highlights per Video aufgezeichnet, denn am Ende waren die Booktuber geplättet von der Resonanz, wir Gäste voller Informationen und Anregungen für neuen Lesestoff. Mehr als drei Stunden haben wir miteinander verbracht. Und es war toll.

Dieser Abend hat gezeigt, dass der stationäre Buchhandel durchaus registriert, was im Internet abseits der Ladenkasse so passiert, daher großen Dank noch einmal an Hugendubel, und natürlich an die vier Booktuber, deren Kanäle allesamt sehenswert sind, und dass auch die vier den Austausch mit den Zuschauern und anderen Booktubern/Bloggern genießen.

Ich hoffe jedenfalls, euch verrückten Haufen auf der nächsten Leipziger Buchmesse wieder zu treffen. Frankfurt wird nicht funktionieren, habe da etwas anderes vor. Man liest und hört sich.

Jedenfalls bin ich nun auch KINGsifiziert.

Unter den Hashtag #ichbineinkingsianer sind auf Instagram und Twitter noch mehr Beiträge anderer Zuschauer zu finden, sicher auf den Kanälen der vier Booktuber demnächst auch Videos dieses Tages. Danke, auch an Hugendubel, die dies möglich gemacht haben.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

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