Rezension

Kai Meyer: Die Seiten der Welt

Die Seiten der Welt Book Cover
Die Seiten der Welt Kai Meyer Fischer FJB Erschienen: 25.09.2014 Seiten: 556 ISBN: 978-3-8414-2165-4

Inhalt:

Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Ahnen birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie der Worte entfesseln.

Noch weiß sie nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt. Denn Furias Familie wird von mächtigen Feinden bedroht – und die trachten auch ihr nach dem Leben. Der Kampf gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher beginnt … (Klappentext)

Rezension:

Vergleiche hinken zwar, dennoch müssen sich jegliche Fantasy-Werke immer ein wenig mit denen von Joanne K. Rowling messen lassen und das klappt bei Kai Meyer und seinen „Seiten der Welt“ ganz gut. Wie das britische Pendant hat auch die Welt dieses Autoren seine Verknüpfungen in unserem realen Leben, so dass das alles nicht zu abgehoben wirkt und dennoch genug Phantastik inne, um völlig eigenständig und geheimnisvoll zu erscheinen.

Denn, genau das ist die Welt von Furia, der Hauptprotagonistin, die mit ihrer Familie nur für Bücher lebt. Denn ihr Vater und sie sind Bibliomanten, zwar verarmt und verstoßen aber dennoch stolz auf ihre Kräfte, die sie aus den sie umgebenden Büchern ziehen.

Doch, ihre Familie umgibt ein Geheimnis, weshalb sie so abgeschieden vom Rest der Welt, von anderen ebenso befähigten Bibliomanten leben und so gerät Furia als sie ihren Vater bei der Suche nach einem Buch des sagenumwobenen Autoren Siebenstern begleitet, in einem Kampf um Leben und Tod.

Als schließlich auch noch ihr kleiner Bruder Pip entführt wird, ist sie auf sich allein gestellt. Sie, noch ohne Seelenbuch, aus die erfahrene Bibliomanten ihre Kräfte ziehen und die Magie der Bücher. Kai Meyer legt hier einen sehr spannungsgeladenen Schreibstil an den Tag, welcher den Roman nicht nur für die jenigen zur Pflicht macht, die Bücher lieben.

Nein, alle Fantasy-Begeisterten werden auf ihre Kost kommen, bei der Lektüre in die Welt der Literatur zu versinken, die hier spannender und manchmal auch emotionaler hätte nicht sein können. Die Figuren sind dabei weder eindeutig Gut noch Böse, sondern allesamt Grau.

Einseitigkeit ist hier fehl am Platz und nicht zu finden. Auch und schon gar nicht bei den Hauptprotagonisten. Wechselseitig erlebt man Sympathien, dann wieder Abneigungen gegenüber fast allen Figuren. Auch die Zeichnung der Nebencharaktere ist Kai Meyer hier gelungen, egal ob das Pip, Furias kleinen Bruder, den man sofort ins Herz schließt, betrifft oder einem alten Stoffsessel mit Eigenleben.

Wenn auch die Kapitel mit quasi lebenden Möbelstücken meines Erachtens nicht hätten sein müssen aber ein witziger Einfall ist es schon. Auch die vielen Ideen von Kai Meyer, von denen ich mir die eine oder andere mehr oder weiter verfolgt ausgeführt gewünscht hätte, tragen ihr Übriges zur Lektüre bei.

So freue ich mich dann auh auf die Fortsetzung „Nachtland“. Eine Weile möchte ich noch in der Gesellschaft von Furia verweilen.

Autor:

Kai Meyer wurde 1969 in Lübeck geboren, wuchs im Rheinland auf und studierte einige Semester Film, Theater und Philosophie. Danach voluntierte er bei einer Tageszeitung und arbeitet seit 1995 als freier Schriftsteller.

Sein erstes Buch veröffentlichte er im Alter von 24 Jahren, inzwischen sind es um die 50 Romane für Erwachsene und Jugendliche. Darunter einige unter seinem Pseudonym „Alexander Nix“. Seine Werke wurden mit dem Deutschen Bücherpreis und dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Die Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

Gimmick:

Als Gimmick liegt ein Lesezeichen mit der Aufschrift -Libropolis- dem Buch bei. Zumindest den meisten. Meiner Ausgabe, die eingeschweißt war, lag leider keines bei und so bleibt mir der Zugang zu einer Welt vielleicht verwehrt, der in „Die Seiten der Welt“ eine so wichtige Rolle spielt.

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Reinhold Messner: Mount Everest – Expeditionen zum Endpunkt

Mount Everest - Expeditionen zum Endpunkt Book Cover
Mount Everest – Expeditionen zum Endpunkt Reinhold Messner Edition National Geographic Frederking & Thaler Seiten: 351 ISBN: 978-3-492-40334-4

Thematik:

„Die besondere Ausstrahlung des Mount Everest gründet viel weniger auf der Tatsache, dass er der höchste Berg der Welt ist. Sie erklärt sich vielmehr aus seiner ereignisreichen Besteigungsgeschichte (aus dem Vorwort).“

Kenntnisreich und provokativ führt Reinhold Messner durch die gesamte Expeditionsgeschichte des Mount Everest, von den ersten Vermessungsexpeditionen vor 150 Jahren bis zu seiner legendären Erstbesteigung. (Klappentext)

Rezension:

Inzwischen kann man Pauschalreisen in das Dach der Welt buchen und den höchsten Berg besteigen, den Edmund Hillary, dem die Erstbesteigung gelungen ist, zuletzt als größten Müllberg des Planeten bezeichnete. Gut betuchte Touristen können unter Führung von Guides und der Zuhilfenahme von Sherpas in trügerischer Sicherheit Gipfelerfahrung machen.

Als Reinhold Messner den Mount Everest bestieg und viel mehr als es Hillary gelang, war die Situation noch eine andere. Die Gegend beinahe noch menschenleer, Bergpässe, Routen unerforscht, waren die Gefahren größer und viele Situationen unklar.

Kann man den höchsten Berg überhaupt besteigen? Kommt man lebend oben an oder macht der Sauerstoffmangel einem einen Strich durch die Rechnung? Kommt man lebend wieder runter? Was ist mit Lawinen, Eisbrüchen und Abhängen? Welche Route kann man nehmen, welche nicht? Woran scheiterten vorherige Expeditionen, etwa die des Briten Mallory, der beim Versuch verunglückte und was ist das Ziel? Der Weg dorthin oder doch der Gipfel selbst?

Und so nimmt uns Reinhold Messner mit auf eine Reise durch die Geschichte des Mount Everest, erzählt von der Faszination der Natur des Berges und den Antrieb der verschiedenen Expeditionen. Analysiert, zeigt und erstaunt den Leser durch seine sicht der Dionge.

Er, der so viele Rekorde hält, ging es nie um solche, sondern alleine um die Auseinandersetzung mit den Extremen. So wäre er auch über einen gescheiterten Versuch der Besteigung nicht unglücklich gewesen. Er würdigt seine Vorgänger, in dem er sie nicht in Vergessenheit geraten lässt und beschreibt die Vorbereitungen und die Durchführung der Expedition, bei der es ihm als Erster gelingen sollte, den Everest ohne künstlichen Sauerstoff zu besteigen.

Zuletzt nimmt er die heutigen Entwicklungen kritisch unter die Lupe und zeigt, welche Folgen es haben kann, den Everest zu einem Pauschalreiseziel für jedermann zu degradieren. Todesfälle derer, die die raue Wirklichkeit der Bergwelt unter- und sich selbst falsch einschätzen, gibt es am Dach der Welt jedes Jahr.

Ein wunderbares Buch über das Auseinandersetzen mit sich selbst, mit der Natur des Berges und einer bewegenden Geschichte. Natürlich ist an Reinhold Messner nicht gerade ein Schriftsteller verloren gegangen und zum Teil trägt er selbst zu der Hysterie bei, die er verurteilt aber nichts destotrotz, vermag er einem in den Bann zu ziehen.

Vertieft wird die Thematik durch viele historische und Fotos seiner Expedition zum Mount Everest, eine Zeittafel der Ereignisse am Berg und einer Routen-Beschreibung aller Everest-Besteigungen nebst Karte im Fototeil. Für Weltenwanderer, Abenteuerer und Berg-Fans ein unbedingtes Muss.

Autor:

Der Grenzgänger, Autor und Bergbauer wurde am 17. September 1944 in Südtirol/Italien geboren. Bereits 1949 begann er mit dem Bergsteigen und hat seit 1969 mehr als hundert Reisen in die Gebirge und Wüsten der Erde unternommen.

Dabei gelangen ihm viele Erstbegehungen, die Besteigung aller 14 Achttausender und eine Längsdurchquerung Grönlands. Der Abenteurer unterhält mehrere Bergmuseen, dreht Dokumentarfilme und hält Vorträge in ganz Europa. Er veröffentlichte Artikel für Zeitschriften wie Spiegel, Stern, National Geographic und GEO.

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Margaret Mazzantini: Das Meer am Morgen

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Das Meer am Morgen Margaret Mazzantini Dumont Erschienen am: 02.10.2013 Seiten: 128 ISBN: 978-3-8321-6260-3 Übersetzerin: Karin Krieger

Inhalt:

Virtous und in eindringlichen Bildern erzählt Margaret Mazzantini in diesem poetischen Roman das Schicksal zweier Jungen und ihrer Familien. Farid und Vito leben in Ländern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so nah beieinander liegen. Was sie auf immer trennt – und verbindet -, ist das weiter blaue Meer dazwischen. (Klappentext)

Rezension:

Ein Roman wie ein Paukenschlag, wachrüttelnd und den Finger in die Wunde legend. Dies ist Margaret Mazzantinis „Das Meer am Morgen“. Erzählt wird die Geschichte, zweier Jungen, der eine in Libyen auf der Flucht vor Bürgerkrieg, Hunger und Elend, der andere in Italien, die Situation der Flüchtlinge registrierend und mit seiner eigenen Zukunft hadernd.

Der 18-jährige Vito findet am Strand eine Halskette, wie sie kleinen Kindern in Libyen zum Schutz vor bösen Geistern umgelegt wird und denkt dabei an das Schicksal derer, die flüchten müssen. Und an die eigene Familiengeschichte, schließlich floh seine Familie selbst einst aus Afrika nach Italien.

Auf der anderen Seite des Meeres spielt sich indes das Drama einer Flucht ab. Ein verrosteter, dann völlig überladener Kahn, soll die Flüchtenden den Wohlstand Europas näher bringen, doch ist mit Beginn der Fahrt schon das grausame Schicksal der Menschen besiegelt.

Erst gehen Trinkwasser und Benzin zur Neige, dann der Lebensmut. Schließlich sterben die ersten. Auch der kleine Farid vermag nicht mehr durchzuhalten.

Ein bedrückender eindrücklicher Roman, der auf wenigen Seiten so emotional wie möglich die Misere der Flüchtlinge näher bringt, die nichts anderes wollen als ein besseres Leben ohne Gefahren und dafür alle Strapazen auf sich nehmen.

Gerade heute, in denen die Scharfmacher a la Pegida die Oberhand gewinnen und Staatschef ihre Augen und Grenzen vor dem Elend der Menschen verschließen.

Margaret Mazzantini zeigt mit „Das Meer am Morgen“, was es heißt, auf der Flucht zu sein, macht die Leiden, die Hoffnungen derer greifbar, die unmittelbar betroffen sind. Ob als Flüchtlinge selbst oder in den Ankunftsländern, die zuerst die Verzweiflung der Menschen zu spüren bekommen.

Die Autorin rüttelt wach. Natürlich gibt es auch Probleme, die durch den Flüchtlinsstrom entstehen, darum geht es hier aber nicht. Es geht um die Betroffenen selbst, die sich nicht anders zu helfen wissen als sich in die Hände von Schleppern zu begeben und diesen ihr Schicksal zu überlassen.

Mit dem Mut der Verzweiflung Unmengen von Geld aufbringen müssen um eine gefährliche Reise anzutreten, die ins Ungewisse führt und auf deren Weg unzählige Menschen sterben. Ein wichtiges Buch, gerade heute.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und dennoch anspruchsvoll, so dass der Roman sowohl von Erwachsenen als auch von frühen Jugendlichen gelesen werden kann. Tatsächlich lag der Roman bei den Jugendbüchern aus und dies ist auch richtig so.

Wer, wenn nicht die nächste Generation ist von unseren Entscheidungen, die wir heute treffen, morgen betroffen und in welcher Welt wollen wir morgen überhaupt leben?

Die Antwort hängt alleine von den Entscheidungen ab, die wir heute treffen und vielleicht sollte man mehr Menschlichkeit, gerade in dieser Frage, walten lassen. Margaret Mazzantinis Buch kann als Aufruf dazu verstanden werden, mal über das Schicksal der Betroffenen nachzudenken.

Ein wunderbarer Roman.

Autorin:

Margaret Mazzantini wurde 1961 in Dublin geboren und arbeitete nach der Schule als Theaterschauspielerin und für Film- und Fernsehproduktionen. Eine größere Aufmerksamkeit erlangte sie jedoch mit ihren Romanen, die inzwischen sämtlich ins Deutsche übersetzt wurden. Für Werke wie „Die Zinkwanne“ wurde sie mit mehreren italienischen Preisen ausgezeichnet. Mit ihrer Familie lebt sie in Rom.

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Sascha Mamczak: Der Weg zum Mars

Der Weg zum Mars Book Cover
Der Weg zum Mars Hrsg. Sascha Mamczack (u.a.) Heyne Erschienen am: 12.10.2015 Seiten: 298 ISBN: 978-3-453-31718-5

Inhalt:

Wie weit sind wir auf dem Weg zum Mars? Seit Jahrhunderten beobachten die Menschen den Mars. Seit Jahrzehnten schicken die Raumfahrtagenturen sonden und Rover zum roten Planeten. Seit Jahren arbeiten sie an einer bemannten Marsmission. Doch wann werden die ersten Menschen ihren Fuß auf den Mars setzen? Und welche Gefahren und Geheimnisse erwarten sie dort? Ein umfassender Überblick über den Stand von Forschung und Technik und die Visionen für die Reise des Menschen zum roten Planeten. Mit einem Vorwort von ISS-Astronaut Clayton C. Anderson. (Klappentext)

Einordnung:

Dieses Buch ist eine Mischung aus Sachbuch, populärwissenschaftlichen Roman, Science-Fiction und Gedankenszenario. Ich habe mich für eine Einordnung in ersteres entschieden, da die fachliche Komponente, die zahlreichen technischen Details, die hier beschrieben werden, die Geschichte über das gewöhnliche Maß eines Romans hinaus bestimmen.

Die Geschichte um 5 Astronauten dient nur dazu, die Details verständlicher zu machen. In Buchhandlungen ist der Titel sowohl im Sachbuchbereich als auch bei den Science Fiction Romanen zu finden.

Rezension:

Nachdem sie schon Menschen zum Mond geschickt, Sonden und Satelliten ins All geschossen und unbemannte Raumfahrzeuge (Rover) auf den Mars Proben nehmen und erforschen haben lassen, planen die staatlichen Raumfahrtagenturen, allen voran NASA und ESA bereits den nächsten Coup.

Der Mensch soll auf den Mars landen und die Geschichte des roten Planeten erforschen und dabei viele Fragen klären, die uns bewegen. Gab oder gibt es Leben auf den Mars? Wie sieht es mit Rohstoffen, wie mit Wasser aus? War der Mars einst ein zweiter blauer Planet?

Wenn ja, wie wurde er zu der lebensfeindlichen Umgebung, die er heute ist? Blüht dieses Schicksal auch unserer Erde? Und, kann man den roten Planeten eines Tages wieder besiedeln?

Dies sind Fragen, die die Astronauten auf den beraumten Marsmissionen der Staatengemeinschaften klären sollen und schon jetzt wird an Plänen zur Durchführung solcher getüftelt. Die Technik dafür existiert bereits und kann, einige Weiterentwicklungen vorausgesetzt, eingesetzt werden.

Und das Sicherheits.- und Überlebenstraining der Astronauten wurde über die Jahrzehnte immer wieder angpasst. Für die Wissenschaftler und Astronomen, den astronauten selbst sowie so, ist es keine Frage des Ob jemals Menschen zum Mars geschickt werden, die Frage ist nur noch Wann?

Sascha Mamczak und Sebastian Pirling beschreiben beeindruckend, wie weit der technische Stand zur Vorbereitung der Marsmissionenschon ist und dass es nur noch den Willen der Regierungen bedarf, ein solches Projekt zu wagen und zu finanzieren.

Anhand einer, eher nebensächlichen Geschichte um sechs Astronauten wird viel Detailwissen aus Technik und Astronomie für den Laien leicht verständlich erklärt. Der Leser erfährt zudem genug über die Vorbereiutng einer solchen Mission, vom Astronautentraining und diverser Details, die ihm sonst verschlossen bleiben.

Auch über den Sinn und Zweck einer solchen Unternehmung klären die Autoren auf, der nur vordergründig in der Mission selbst liegt. Tatsächlich gebe es viele Stoffe und Materialien (von Klebstoffen in der Industrie bishin zu besonders festen Klebeband oder Materialien für Anziehsachen) nicht, wenn sie die NASA und andere Weltraumorganisationen nicht für ihre raumfahrtflüge entwickelt hätten.

Und so liegt hiermit ein hoch interessantes Buch vor, was bezug nimmt auf all die Gedankenspiele, die sich hoch renommierte Wissenschaftlerweltweit machen, um eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft ein solches Abenteuer möglich zu machen. Die Reise zum roten Planeten.

Dieses Buch habe ich anstatt des „Marsianers“ gelesen, der in der Buchhandlöung direkt daneben lag, wobei hier ein Faktencheck von Pierling und Mamczak über den Roman erstaunliches zu Tage fördert. Der Romanautor muss demnach erstaunlich gute Recherchearbeit geleistet haben.

Abgesehen davon klären die Autoren über das Für und Wider einer solchen riskanten, ja lebensbedrohlichen aber für die Wissenschaft lohnenden Unternehmung auf. Sie berichten über Schwierigkeiten und Problemen, die gemeistert werden müssen bis hin zu den Zielen und wie ein Ablauf einer solchen mehrjährigen Forschungsarbeit wäre.

Heute ist vieles davon noch Fiktion und Pionierarbeit wäre es sowie so, allein sie wird nicht mehr in allzu ferner Zukunft Wirklichkeit werden.

Obwohl sehr einfach gehalten und auf das wesentliche an Fachvokabular, welches im Glossar des Buches erklärt wird, beschränkt, wird es zu Teilen sehr technisch, gleichwohl die Rahmenhandlung in Romanform geschrieben ist.

Technisch unvermögende Leser müssen sich also konzentrieren, dann aber wird die Reise zum roten Planeten um so erstaunlicher und faszinierender werden.

Autoren:

Sascha Mamczak wurde 1970 geboren und studierte Politische Wissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Öffentliches Recht in München und Edinburgh. Er arbeitet heute als Autor, Lektor in der bayerischen Landeshauptstadt. Zuletzt ist von ihm das Buch „Die Zukunft – Eine Einführung“ erschienen.

Sebastian Pirling wurde 1979 geboren und studierte nach der Schule Germanistik und arbeitete als Redakteur und Grafikdesigner. Heute ist er als Lektor im Bereich Fantasy, Science Fiction und Jugendbuch im Heyne Verlag tätig. Er lebt mit seiner Familie in München.

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Ronald Malfi: December Park

December Park Book Cover
December Park Ronald Malfi Luzifer Verlag Erschienen am: 30.09.2015 Seiten: 617 ISBN: 978-3-95835-032-8

Handlung:

Im Hebrst 1993 wird das beschauliche Städtchen Harting Farms in Maryland vom Verschwinden mehrerer Kinder erschüttert. Zunächst denken die Bewohner noch an Ausreißer – bis in dem großen, gespenstischen, umwaldeten December Park die erste Leiche eines Mädchens gefunden wird.

Die Zeitungen sprechen vom Entführer als Piper – als Rattenfänger, wie in der Sage der Brüder Grimm -, weil er gekommen ist, um die Kinder wegzulocken. Doch in den Schulgängen flüstern die Kinder noch viel düstere Namen. (Klappentext)

Rezension:

Dieses Werk des amerikanischen Autoren Ronald Malfi hat von den ersten Seiten an einen Gruselfaktor, der fesselt und zugleich zweifeln lässt, ob man die Nacht friedlich durchschlafen kann.

Eigentlich ist Harting Farms ein verschlafenes Nest, in dem sich Hase und Fuchs schon vor Einbruch der Dunkelheit gute Nacht sagen und doch ist seit dem die ersten Jugendlichen und Kinder verschwunden sind, im Ort nichts mehr so wie es war.

Und so erleben der 15-jährige Angelo und seine Freunde, wie der Fund einer Mädchenleiche aus der Nachbarschule die Atmosphäre auf den Straßen verändert. Die Menschen bekommen Angst, werden unsicher und übervorsichtig. Auch Angelo bekommt dies mit voller Wucht zu spüren, sein Vater ist einer der ermittelnden Polizisten im Ort.

Und so wird der LÖeser gleichsam der Protagonisten ins kalte Wasser eines Strudels aus Spekulationen und Verdächtigungen geworfen. Immer neue Fragen und Abgründe tun sich auf, die zwar schnell flüssiges Lesen zulassen, die Spannung aber ins Unermessliche steigen lassen.

Mit den Urängsten von Eltern und den größten Befürchtungen von Familien spielt Malfi und lässt eine Gruppe jugendlicher Charakterköpfe, die mehr oder weniger, eher mehr sympathisch sind aber mit Ecken und Kanten, auf Antworten stoßen, wer der Täter sein könnte. Anfangs ist noch jeder verdächtig und sei es nur der Mathelehrer, weil der mal eine schlechte Note vergeben hatte.

Doch, bald wird aus anfangs nur langsamer, fast interessensloser Suche bitterer Ernst, der verzweifeln, schlucken und schwitzen lässt. Der Gurselfaktor, kein fiktionaler Horror, ist hoch. Die Stimmung so düster wie das Cover selbst.

Natürlich gibt es auch hier die klischeehaften Dorfschrecken, die vor allem durch sinnlos rohe Gewalt auf sich aufmerksam machen oder den geheimniskrämerischen Ladenbesitzer, doch die Wahrehit liegt Angelo, der schriftstellerische Begabungen hegt, näher als ihm lieb ist.

Ein spannendes Buch über ein Dorf im Ausnahmezustand, was genreübergreifend von Horror über Krimi, Roman bis Jugendbuch alles zu bieten hat und diese Mischung in Perfektion bringt. Man sollte es daher nicht im Park bei Dämmerung lesen. Nur auf eigene Gefahr.

Autor:

Ronald Malfi wurde 1977 in New York geboren und studierte nach der Schule Englisch. Hauptsächlich schreibt er Kurzgeschichten und Romane im Horror- und Thriller-Genre. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Gold IPPY Award (für „Die Treppe im See“).

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Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft Book Cover
Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft Reihe: Felix – 1 Kinderbuch Verlag: Dressler Hardcover Seiten: 240 ISBN: 978-3-7915-1246-4

Inhalt:

Felix hat keine Ahnung, wie das passieren konnte: Er hat seine verhasste Mathelehrerin auf die Größe von 15,3 cm geschrumpft. Jetzt sitzt sie in seiner Tasche – und schimpft noch immer! Wie kann Felix sie bloß wieder groß bekommen? Auf der Suche nach der Lösung stößt er auf eine unglaubliche Geschichte, die bereits hundert Jahre zurückliegt… (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Sabine Ludwig: Felix 2 – Hilfe, meine Lehrerin geht in die Luft

Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

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Rezension:
Felix Vorndran ist an sich schon mit seinem Nachnamen genug gestraft, man kann sich die Kommentare vorstellen. Als wäre das nicht schlimm genug, leben seine Eltern auch noch getrennt und die Mathelehrerin Schmitt-Gössenwein hat ihm auf den Kieker.

Kurz vor den Ferien teilt sie eine für ihn sehr schlecht ausgefallene Arbeit aus und Felix ärgert sich so über die ungerechte Bewertung dass die übergroße Lehrerin plötzlich winzig klein ist. Und Felix hat sie von nun an in der Tasche.

Schimpfend, zeternd sie, muss er sich nun eine Lösung überlegen, die „Schmitti“ wieder groß zu kriegen. Doch, wie anstellen, was er sich selbst nicht erklären kann? Lehrerin und Schüler raufen sich zusammen und stoßen auf ein Geheimnis der Schulgeschichte. Doch, die Lösung hat einen Haken, genauer dunkles Fell, blaue Augen und scharfe Zähne.

Eine witzige Geschichte für Kinder und alle, die es geblieben sind, neu aufgelegt kurz vor Kinostart. Mit Bildern aus dem Film ist die Ausgabe ganz hübsch und die Geschichte für Erwachsene zwar leicht vorsehbar aber amüsant zu lesen und für die Zielgruppe ein großer Spaß.

Wer hat nicht schon einmal den einen oder anderen Lehrer verwünscht, wegen einer ungerechten Bewertung oder so empfundenen Behandlung? Und dem sympathischen Protagonisten „gelingt“ genau das.

Wenn auch, ohne Absicht. Herausgekommen ist ein kleiner Großstadtroman voller Witz und Spannung für die Kleinsten. Brüllend komisch, manchmal nachdenklich und aufzeigend, dass hinter jedem Charakter, die eine oder andere Geschichte steckt.

Das Kinderbuch ist nicht der große Wurf, macht aber Spaß und ich kann mir das sehr gut auf der Kinoleinwand vorstellen, was der einzige Grund war, weshalb ich es gelesen habe.

Bin gespannt, wie das umgesetzt wurde, was ausgelassen und wie verändert wurde. Das Buch macht jedenfalls Lust dazu, ins Kino zu gehen. Jetzt brauche ich nur noch ein Alibi-Kind. Und mal sehen, welchen Lehrer es denn getroffen hätte, hätte man selbst diese „Möglichkeit“ gehabt.

Autorin:
Sabine Ludwig wurde 1954 in Berlin geboren und studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach ihrem Staatsexamen arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, danach als Regieassistentin, Pressereferentin und zuletzt als Rundfunk-Redakteurin des SFB/RBB, für eine Kinder-Radio-Sendung.

1983 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, welches promt ausgezeichnet wurde. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin, veröffentlicht vor allem aber Kinder- und Jugendbücher. Für mehrere ihrer Übersetzungen aus dem Englischen wurde sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ludwig lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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Günter Lucks: Der rote Hitlerjunge

Der rote Hitlerjunge Book Cover
Der rote Hitlerjunge Günter Lucks Rowohlt Taschenbuch Erschienen am: 31.07.2015 Seiten: 234 ISBN: 978-3-499-62923-5

Handlung:

Ein Familienbild aus den Arbeiterbezirken des Hamburger Ostens in den 30er Jahren: Der Stiefvater ist Kommunist, der Vater gar im Rotfrontkämpferbund. Der eine Großvater ist Monarchist, der andere ein kommunistischer Schneider, der Onkel wiederum Sozialdemokrat. Die Stiefmutter aber schwärmt für Hitler.

Und plötzlich will der kleine Günter zum Schrecken seines Vaters in die Hitlerjugend. Günter Lucks erzählt die Geschichte seiner abenteuerlichen Kindheit, einer Kindheit zwischen den Extremen. Sie spielt in einem untergegangenen Großstadtmilieu, von dem aus erster Hand heute kaum noch ein Zeitzeuge berichten kann. (Klappentext)

Einordnung Genre:

Dieses Buch ist autobiographisch, weshalb ich es hier eingeordnet habe. Es könnte aber genau so gut bei Kinder- und Jugendbüchern stehen, da es das Erleben einer Zeitepoche aus Kindersicht erzählt.

Wenn man es als solche Literatur betrachtet, empfehle ich das Buch für 13- bis 14-jährige, die schon mit einigen Begriffen Kontakt hatten und damit umgehen können. Aufgrund der anderen Bücher des Autors, habe ich mich trotzdem für „Biographie“ entschieden.

Rezension:

Es ist eine sonderbare Welt in der der kleine Günter aufwächst. Die Wirtschaft kriselt, im armen Hamburger Arbeiterbezirk sowie so und seine Eltern verehren die KPD-Größen Etkar Andre oder Fiete Schulz. Seine Eltern streiten sich über den Sinn eines Weihnachtsfestes, was der Vater als entschieden zu bürgerlich ablehnt und die Regierungen wechseln schnell.

Doch, dann kommt Hitler an die Macht. Günter darf nicht mehr sagen, was er will, zumindest in der Öffentlichkeit nicht, überall werden jetzt Menschen „abgeholt“, die den neuen Machthabern nicht genehm sind.

Und der Junge beginnt sich zunehmend für die Hitlerjugend zu interessieren. Er bewundert die Uniform, die jetzt „alle“ in seinem Alter tragen, doch wird er bald erkennen, wie ernst der Spagat zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist. und so wird er schließlich Hitlerjunge, aber ein roter.

Ein kleines faszinierendes Büchlein über eine Kinder-Biografie, wie sie für Hamburg in dieser Zeit vielleicht nicht einmal so selten gewesen sein dürfte. Den Leser nimmt der Autor mit auf eine Reise durch eine heute nicht mehr existierende Welt, beschreibt einfühlend die Sorgen, den Zwiespalt, die Ängste und später auch den Hunger und die Katastrophe, unter die die Menschen litten.

Mit all den damit verbundenen Problemen und den Spagat, den die Menschen zu leisten hatten. Aus Kinder- und Jugendsicht einer Generation, die viel zu schnell erwachsen werden musste. Der Schreibstil klar und deutlich, kann das Buch auch von jüngeren Lesern gelesen werden, die an das Thema herangeführt werden wollen oder einfach nur erfahren möchte, wie Kinder ihres Alters diese Zeit erlebt haben.

Gleichwohl richtet sich Lucks nicht an eine bestimmte Zielgruppe und erzählt einfach nur aus seiner Sicht. Ohne irgendetwas zu beschönigen oder wegzureden. Es gibt da keine Längen. Mit „Der rote Hitlerjunge“ ist ein interessanter Zeitzeugenbericht entstanden, der es in sich hat und das Dilemma einer Kindheit beschreibt, die viel zu schnell beendet wurde.

Autor:

Günter Lucks wurde 1928 in Hamburg geboren und besuchte die Volksschule. Nach einer Ausbildung bei der Post arbeitete er bis zur Rente in der Druckerei und bei der Poststelle des Axel Springer Verlags.

In den Hamburger Bombennächten wehrend des „Feuersturms“ verlor er mehrere Familienmitglieder u.a. seinen Bruder. er veröffentlichte mehrere Bücher über seine Zeit als Kriegskind oder als Kindersoldat unter Hitler.

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Edouard Louis: Das Ende von Eddy

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Das Ende von Eddy Edouard Louis S. Fischer Verlag Erschienen am: 25.05.2016 Seiten: 206 ISBN: 978-3-10-002277-6 Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel

Inhalt:

Ein Befreiungsschlag, ein Aufbruch in ein neues Leben – mit unglaublicher Sprachgewalt erzählt der junge französische Autor Edouard Louis die Geschichte einer Flucht aus einer unerträglichen Kindheit: inspiriert von seiner eigenen. (Klappentext)

»Ich rannte weg, ganz auf einmal. Gerade hörte ich meine Mutter noch sagen ›Was soll der Scheiß jetzt wieder?‹. Aber ich wollte nicht bei ihnen bleiben, ich weigerte mich, diesen Moment mit ihnen zu teilen. Ich war schon weit weg, ich gehörte nicht mehr zu ihrer Welt, der Brief besagte es.

Ich kam zu den Feldern und wanderte einen Großteil der Nacht herum, auf den Feldwegen, in der Kühle Nordfrankreichs, in dem zu dieser Jahreszeit so intensiven Geruch der Rapsfelder. Die ganze Nacht über entwarf ich mein neues Leben fern von hier.« (Buchumschlagtext)

Rezension:

Nichts schreibt so packende, so komplexe, so gewaltige und manchmal auch so traurige, dann wieder witzige Geschichten wie das Leben, doch Eddys Leben ist vor allem eines nicht. Witzig. Er fühlt sich als Außenseiter in seinem Dorf, in dem die Geschlechterrollen vergangener Jahrhunderte noch fortleben.

Und das Ende der 90er und in den 2000er Jahren. Frauen haben sich demnach um den Haushalt und die Familie zu kümmern, die Väter sorgen für den Unterhalt (oder, wie in Eddys Familie, versaufen den Lohn).

Und Eddy, der kann sich in dieser Welt nicht durchsetzen, ist er doch ganz anders. Die Mitschüler hänseln und schikanieren ihn wegen seinem „weibischen Getue“, seiner hohen Stimme und bald merkt Eddy, zu seinem Entsetzen, dass er sich zu Jungen hingezogen fühlt.

Der Versuch, dagegen anzukämpfen, wird unweigerlich zum Scheitern verurteilt sein. Bis Eddy dies erkennt, ist es ein langer und steiniger Weg.

Edouard Louis hat einen packenden Roman über seine Kinheit vorgelegt, der einem kaum mehr loslässt und so taucht man ein in die Gedankengänge eines Kindes, das nicht sicher ist, wie es sich in der Gesellschaft einfinden soll. In seiner Rolle, die alle anderen ablehnen ob Gleichaltrige, Verwandte oder Eltern.

Eine Rolle, ein Charakter und ein Leben, welches erst angenommen und akzeptiert werden muss. Bis dahin hatte Louis harte Kämpfe durchzustehen und von diesem berichtet er in seinem Roman.

Natürlich sind einige geschichten abgeändert wurden, doch ein Großteil ist dem Autor selbst geschehen, es ist seine Geschichte. Er erzählt sie, nimmt den Leser mit auf eine Reise der Selbstfindung und räumt mit Vorurteilen auf, erzählt von Selbstzweifeln eines betroffenen Kindes, die eigentlich in unserer Gesellschaft der Vergangenheit angehören sollten.

Er erzählt vom Ausbrechen aus der Trostlosigkeit seines Dorfes und die Erkenntnis seiner Eltern, die die Sexualität ihres Sohnes zwar ahnen aber nicht wahrhaben wollen und doch möchten, „dass er es einmal anders, besser machen möge als wir“.

Ein Plädoyer für Toleranz, Respekt und Akzeptanz anderer Ansichten.

Autor:

Edouard Louis stammt aus einfachsten Verhältnissen, aus einem Dorf in der Picardie in Nordfrankreich. Er studierte Soziologie in Paris und hat einen Band über Pierre Bourdieu veröffentlicht. 2014 erhielt er den Pierre-Guenin-Preis, der besonderes Engagement gegen Homophobie auszeichnet. „Das Ende von Eddy“ erscheint in 18 Sprachen.

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Bo Lidegaard: Die Ausnahme

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Die Ausnahme Bo Lidegaard Blessing Verlag Seiten: 592 Hardcover ISBN: 978-3-89667-510-1 Übersetzerin: Yvonne Badal

Inhalt:

„Die Geschichte der Rettung der dänischen Juden ist nur ein winziger Teil der gewaltigen Geschichte der Shoah. Aber sie erteilt uns eine Lektion. Denn sie erzählt vom Selbsterhaltungstrieb, vom zivilen Ungehorsam und von der Hilfe, die fast ein ganzes Volk leistete, weil es sich empört und zornig gegn die Deportation seiner Landsleute auflehnte.

Somit ist es auch die Geschichte von einer Gesellschaft, die kein Jota von ihrem Rechts- und Unrechtsempfinden wich, und das, während sie der überlegenen Macht deutscher Besatzer unterstand.“ (Klappentext)

Rezension:

Eine der tragenden Säulen des NS-Regimes war die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas und um so deutlicher sich abzeichnete, dass der Krieg nicht zu gewinnen war, um so grausamer und energischer wurde dieses Ziel verfolgt.

Und kostete schließlich über 6 Milionen Menschen das Leben. Doch nicht überall gelang dies den Häschern der Nazis, immer wieder gab es auch Menschen, die sich der kalten Ideologie entzogen und ihre ausgestoßenen Mitbürger schützten.

Unter Gefahr für ihr eigenes Leben. Bulgarien und Dänemark gelang es sogar fast die komplette jüdische Bevölkerung ihres Landes zu schützen, Ausnahme in Zeiten des Terrors.

Vom Sonderweg Dänemarks, dass winzig klein unter einem übermächtigen Gegner litt und ihn trotzdem Grenzen aufzeigte, berichtet Bo Lidegaard kenntnis- und detailreich anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Archivfunden.

Er stellt dar, wie es einem ganzen Land im Konsens gelang, und unter dem Auge der deutschen Besatzer, über 6000 Menschen in Sicherheit zu bringen. Praktisch über Nacht. Und wie das Rechtsbewusstsein und die Menschlichkeit einer Nation über Unmenschlichkeit und Grausamkeit triumphierte.

Der Sonderweg Dänemarks ist nur ein kleines aber bedeutendes Kapitel in der europäischen, vor allem aber in der dänischen Geschichte, welcher erst seit einigen Jahren beachtet und erforscht wird. Noch liegt vieles im Dunkeln.

Was waren die tatsächlichen Beweggründe der deutschen Besatzer wegzusehen als ein ganzes Land vor ihren Augen die jüdische Bevölkerung schützte? Warum funktionierte hier der NS-Terror nicht, der nur ein paar Landesgrenzen weiter etwa die Niederlande oder noch schlimer Polen in Griff hielt?

Weshalb hielten König, Politiker, Staatssekretäre, Beamte und nicht zuletzt ein Volk zusammen und rangen den Deutschen imer wieder Konzensionen gegenüber „ihren“ Juden ab?

Wieso lenkten selbst Männer wie Himmler und Eichmmann ein, der nach seiner Festnahme durch den israelischen Geheimdienst in Argentinien aussagte, dass Dänemark ihm die größten Probleme bereitet habe?

Diese Fragen stellt sich Bo Lidegaard und analysiert scharfsinnig die Gründe anzhand von Augenzeugenberichten und Tagebuchaufzeichnungen Betroffener.

Er zeigt dabei auf, dass ein Land keineswegs machtlos war gegenüber den übermächtigen Gegner NS-Deutschland und dass es durchaus gelingen konnte, unter der Besatzung zu leben ohne sich selbst zu verraten.

Gelungen ist dies aus einer Vielzahl von Gründen die freilich nur auf Dänemark zutrafen und auf keines der anderen besetzten Länder hätten Anwendung finden können. Gerade deshalb ist es jedoch wichtig daran zu erinnern. An den Funken Menschlichkeit, Glück und Hilfsbereitschaft einer ganzen Nation in einer dunklen Zeit.

Autor:

Bo Lidegaard wurde 1953 in Nuuk, Grönland geboren und studierte nach dem Abitur Geschichte. Nach seinem Abschluss des Studiums trat er in den Auswärtigen Dienst Dänemarks ein und übernahm zunächst die Leitung einer sektion des Außenministeriums.

Von 1987 bis 1990 arbeitete er bei der Ständigen Vertretung der Vereinten Nationen in Genf als Sekretär und wurde nach seiner Rückkehr nach Dänemark Forschungswissenschaftler der Dänischen Königlichen Bibliothek in Kopenhagen.

Danach arbeitete er im außenpolitischen Ausschuss des Folketing und als Botschaftsrat in der Dänischen Botschaft in Paris. Nach verschiedenen weiteren außenpolitischen Stationen übernahm er 2011 die Chefredaktion der dänischen Zeitung Politiken.

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John Lahutsky: Wolkengänger

Wolkengänger Book Cover
Wolkengänger John Lahutsky Seiten: 348 Erschienen am: 01.03.2010 ISBN: 978-3-378-01108-3 Aufbau/kiepenheuer

Inhalt:

Wanja kommt als Sohn einer Alkoholikerin verfrüht und mit nur einem Kilo Gewicht zur Welt. Als die Ärzte prognostizieren, dass er nie würde laufen können, gibt die ohnehin überforderte Mutter ihn in ein Waisenhaus.

Da das russische Fürsorgesystem keinen Unterschied zwischen körperlichen und geistigen Behinderungen macht, überläßt man Wanja in einer Gruppe „hoffnungsloser Fälle“ sich selbst. Es herrscht Mangel an allem: menschlicher Wärme, Kleidung, Nahrung, Spielzeug.

In Gitterbetten angebunden, werden die Kinder mit Medikamenten ruhiggestellt. Doch Wanja gelingt es, sich selbst das Sprechen beizubringen und eine Gruppe ausländischer Hilfskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Sie erkennen bald, dass viele der Kinder mit der richtigen Betreuung ein normales Leben führen könnten, und beschließen zu helfen.

Doch die Rechtslage ist komplex und die russischen Behörden gleichgültig. Erst nach langwierigen Bemühungen gelingt es, Wanjas Adoption zu ermöglichen. Heute führt er als John Lahutsky ein völlig normales Leben – und er hat laufen gelernt.

Nur einen Wunsch hat der einstige Waisenjunge noch: das Ende der russischen Heime, in denen noch heute tausende Kinder unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen leben müssen. (Kurzbeschreibung Amazon)

Rezension:

Fast möchte man diese Geschichte als Erfindung eines erzähltechnisch begabten Autoren abtun, anders ist sie fast nicht zu ertragen. Alan Philips ist es gelungen, die Kindheitsgeschichte von John Lahutsky zu recherchieren und beinahe lückenlos in Romanform zu verpacken.

Und er legt dabei schonungslos die Schwächen des russischen Sozial- und Gesundheitssystems offen, welches im Umgang mit körperlich und geistig behinderten Kindern immer noch jeder Beschreibung von gerechter Behandlung spottet. Und das ist noch freundlich ausgedrückt.

So erlebt Wanja die Hölle, körperlich behindert zwar aber geistig vollkommen gesund. Doch, die Verantwortlichen im Babyhaus, welches sich eigentlich um verwahrloste und benachteiligte Kinder kümmern soll, schließen die Augen vor den eigenen Missständen.

Kleinste Neigungen, sich zu widersetzen, werden als Abnormalität gesehen, körperliche Missbildungen als Hinderung, die Schützlinge in die gesellschaft irgendwie zu integireren. Nein, jedwede Abweichung ist Grund genug, die Kinder wegzusperren und verkümmern zu lassen, da „man denen ja eh nicht helfen kann und helfen sich nicht lohnen würde“.

Denkweisen vergangener Zeiten tragen immer noch, in der alles, was von der Norm abweicht keinen Platz in der Gesellschaft hat. Kurz, nachdem das Sowjetsystem in sich zusammen gefallen ist.

Es ist ein erschütterndes Portrait von Menschen, denen jeder Stein, der möglich ist, in den Weg gelegt wird, um Hilfe zu unterbinden. Ein Schriftstück voller Verzweiflung, Verbitterung und Wut, dass so etwas möglich war und möglich ist.

In vielen sozialen Einrichtungen Russlands, Heimen und diesen sog. Baby-Häusern (den Begriff gibt es so nicht, hier mussten die Autoren eine westliche Übersetzung schaffen, die etwa dem entspricht, was diese Einrichtungen sind) haben sich seit den 90er Jahren die Situationen kaum verändert. Das Buch selbst ist 2010 erschienen.

An Aktualität hat John Lahutskys Geschichte nichts eingebüßt.

Streckenlang schwer zu lesen, weil den Überblick zu behalten, ist nicht so leicht. So viele Menschen kamen mit Wanjas (Johns) Schicksal in Berührungen. So viele grausame und wenige positive Wendungen gab es.

Doch, immer wieder gibt es kleine Momente des Glücks und man weiß als Leser schon, dass es irgendwie gut ausgehen muss. Wenigstens das, da sonst John hätte kaum an diesem Roman hätte mitarbeiten können. So lässt sich das Werk dann auch lesen und durchhalten.

Ein erschreckendes Portrait mit viel Schrecken und einem Funken Hoffnung, dass viele solcher Geschichten das Schicksal von Betroffenen vielleicht nicht vollkommen, so doch ein klein wenig zum Positiven verändern kann.

Autor:

Dies ist die Kindheitsgeschichte eines der Autoren, Wanja, der erst in Amerika John genannt wurde. Eine weitere biografische Beschreibung erübrigt sich.

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