Inhalt:
Mit “Schuld und Sühne” hat Dostojewskij, so Thomas Mann, “den größten Kriminalroman aller Zeiten” verfasst. Kaum weniger fesselnd als seine großen Romane ist sein von äußeren und inneren Dramen geprägtes Leben. Als junger Mann verbringt er vier Jahre im Zuchthaus, am Ende seines Lebens wird er als Prophet der Nation gefeiert.
Dazwischen liegen die Höhen und Tiefen seines literarischen Glücks wie seiner verzehrenden Spielsucht. Der Slawist Andreas guski legt die erste Biographie in deutscher Sprache seit über 25 Jahren vor. Anschaulich erzählt er dostojewskijs Leben und erschließt sein gewaltiges OEuvre im Kontext der Zeit. (Klappentext)
Rezension:
Heute zählen seine Werke unbestritten zu den Klassikern russischer Literatur, doch war dem nicht immer so. Im Gegenteil, zu Beginn seines schriftstellerischen Wirkens war Dostojewskij umstritten, seine Erzählkunst wurde angezweifelt, dazu kamen schier unüberwindbare Überliteraten, wie Puschkin und Tolstoi, und bis zuletzt hatte er mit seiner schon im frühen Erwachsenenalter aufkeimenden Spielsucht zu kämpfen.
Und doch veränderte und erweiterte der mann, der schon immer Schriftsteller sein wollte, die Literatur mit seinen großen Romanen “Schuld und Sühne” und “Der Idiot”, sowie in zahlreichen Zeitungsartikeln Land und Leser gleichermaßen.
Über sein Wirken, ein abwechslungsreiches, von vielen Fallgruben und wenigen erfolgen gekennzeichneten Leben liegt nun diese Biographie vor.
Andreas Guski nähert sich den Leben eines Verrückten oder eines Genies, so genau weiß man das nicht zu sagen, auf der privaten und auf der schriftstellerischen Ebene an. Sein Leben wird im Kontrast zu den seiner Zeitgenossen gestellt, Vergleichslinien gezogen und sehr detailliert aufgesplittet, wo die Wendepunkte lagen, die Dostojewskij bewältigen musste.
Der Autor analysiert im gleichen Atemzug das jeweils zu der beschriebenen Zeit enstandene Werk, zeigt die Arbeitsweise dieses Talents, welches seine Zeitgenossen erst erkennen wollten, als der Schriftsteller Dostojewskij nur noch wenige Jahre zu leben hatte.
Herausgekommen dabei ist ein vielschichtiges Portrait einer wunderlichen epoche und eines Mannes, der nur durch die Betrachtung seiner Werke kaum zu fassen ist. Die Detailiertheit lohnt sich, vor allem wenn man noch keines der Werke Dostojewskijs selbst gelesen hat, oder im Vegrleich dazu eines der anderen schon genannten Schriftsteller.
Guskis Biografie bildet die Grundlage zu verstehen, etwa hinter die verschiedenen Romane zu schauen, die beim oberflächlichen Lesen sonst verloren gehen könnten. Für alle anderen ist es ein interessantes Zeitenportrait, in denen Genie und Wahnsinn sich versammeln. Dostojewski ist beides aber nicht nur er alleine.
Konzentration erfordert die Lektüre, langsames Lesen sowie so. etwas anderes lässt der Schreibstil Guskis nicht zu, die detailliertheit der Recherche jedoch ebenso wenig. Guski lässt die Fassade hinter Dostojewski bröckeln und baut sie zugleich neu auf.
Ein vielschichtiges Werk über ein gewaltiges Stück Literaturgeschichte, die zugleich eine Lebensgeschichte darstellt. Allen Interessenten sei dies empfohlen.
Autor:
Andreas Guski ist Professor für Slawistische Philologie an der Universität Basel. Seine Dissertation schloss er 1970 ab, bevor er 1985 zur Literatur des Stalinismus habilitierte. Seine Forschungsgebiete sind u.a. die russische und tschechische Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.