Rezension

Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder

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Die Zeit der Wunder Anne-Laure Bondoux Übersetzung: Maja von Vogel Carlsen Taschenbuch Seiten: 189 ISBN: 978-3-551-31285-3

Inhalt:

Koumail ist Franzose, so hat seine Ziehmutter es ihm erzählt. Zusammen fliehen sie vor den Kriegswirren des Kaukasus nach Frankreich, ins Land der Menschenrechte. Dabei hat er ein klares Ziel: seine Mutter wiederfinden. Eine lange Odyssee liegt vor ihm, doch Koumail verliert nie den Mut – und auch nicht den Glauben an das Glück. (Klappentext)

Rezension:

Ein junger Mann sitzt in der Abflughalle eines Flughafens und zieht einen Brief aus der Tasche und seinen Pass. Und erinnert sich. An seine Vergangenheit, seine Kindheit.

Koumail ist 12 Jahre alt als er auf der Flucht von der französischen Polizei aufgegriffen wird und hat für sein Alter schon eine Menge erlebt. Der Junge kennt nichts anderes als Chaos, Krieg, Hunger und die Ungewissheit, wie der nächste Tag sein wird, doch eigentlich sollte ihn das nicht schrecken.

Denn, eigentlich heißt er ja Blaise, Blaise Fortune und ist Bürger der französischen Republik. Doch, seine Kindheit liegt in den Kriegswirren des Kaukasus, eine Region, die man nicht verstehen kann, die er nicht verstehen muss, so seine Ziehmutter Gloria, die sich um ihn kümmert, ihn antreibt und Hoffnung gibt, dass sich eines Tages alles ändern wird, wenn sie es schaffen vor den Milizen zu fliehen.

Dann ist Gloria plötzlich verschwunden und er allein. Zum ersten Mal hat Koumail/Blaise das Gefühl, von seinem Glück in Stich gelassen worden zu sein. Eine anrührende geschichte von brutaler Aktualität ist das, was uns hier Anne-Laure Bondoux vorlegt. Eine Geschichte, die für Kinder und Jugendliche geschrieben wurde, um die Problematik begreifbarer zu machen. Falls das überhaupt möglich ist.

Und sie spricht ein Thema an, welches in den Debatten über Flüchtlingszahlen, Quoten und Unterkünften untergeht und mehr Beachtung finden muss. Egal welcher Konflikt, egal wer die Flüchtlinge sind, am meisten leiden Kinder darunter, die viel zu schnell erwachsen werden müssen und um ihre Unbekümmertheit betrogen werden.

Weil die Erwachsenen Konflikte auf ihren Rücken austrägt. Und so gibt es dann auch immer Kinder, die Eltern verlieren, die nur Krieg kennenlernen und gar unbegleitet flüchten müssen. In der Hoffnung, dass sich ihrer jemand annimmt. Auf der Flucht und irgendwann im fernen Zielland.

Traumatisch und nichts beschönigend, aus Kinderaugen, schildert Anne-Laure Bondoux ein Kinderschicksal, wie es sich zu allen Zeiten, in allen Krisenregionen der Welt abspielen könnte. Ja, gerade jetzt hundertfach abspielt. Und jetzt. Und jetzt. Und in Zukunft.

Dieser kleine Roman ist eine Mahnung an die Erwachsenen, was sie mit ihren Konflikten gerade den jungen Menschen auf dieser Welt antun und ein Fingerzeig auf die Scharfmacher, die zu gern Zahlenspiele und Schreckenszenarien durchspielen, den einzelnen Menschen dahinter nicht sehen. Eine Mahnung, einmal inne zu halten und mehr „Zeit der Wunder“ zu zulassen, gerade die Jüngsten unter den Flüchtlingen aufzunehmen und willkommen zu heißen.

Der Schreibstil lässt flüssiges Lesen zu, ist einfühlsam und ehrlich. Nichts wird beschönigt. Bondoux lässt aber dem Protagonisten den Glauben an eine bessere Zukunft und dem Leser das Gefühl, dass es wichtig ist, nie aufzugeben und immer zu hoffen.

Ein Roman zu einer schwierigen Thematik und dennoch überwiegend positiven Grundstimmung, bei der man nicht umhin kann, den Protagonisten Koumail/Blaise ins Herz zu schließen. Zwar weiß man schon am Anfang die Lösung, doch der Weg Koumails ist hier das Ziel und um so beeindruckender dargestellt.

Natürlich ist es eine erfundene Geschichte, doch sie findet so oder ähnlich praktisch täglich statt. Sollte nicht dafür gesorgt werden, dass diese einen positiven Ausgang finden?

Autorin:

Anne-Laure Bondoux wurde am 23. April 1971 in Box-Colombes, Frankreich, geboren und ist eine französische Schriftstellerin. Sie studierte Moderne Literaturwissenschaften und arbeitete seit 1996 für verschiedene Literatur-Fachzeitschriften.

Seit 2000 ist sie selbstständige Autorin und setzt sich für die Förderung von Lesen und Schreiben bei verhaltensauffälligen Kindern ein und veranstaltet für diese Schreibwerkstätte. Ihre Werke wurden mehrfach übersetzt und vielfach ausgezeichnet.

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Alastair Bonnett: Die seltsamsten Orte der Welt

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Die seltsamsten Orte der Welt Alastair Bonnett C.H. Beck Erschienen am: 15.12.2015 Seiten: 296 ISBN: 978-3-406-67492-1 Übersetzer: Andreas Wirthensohn

Inhalt:

Spätestens seit Google Earth ist die Welt bis in den letzten Winkel erforscht und vermessen. Es gibt keine unbekannten Orte mehr, keine unberührten Eilande, nichts mehr zu entdecken – oder etwa doch? Alastair Bonnett stellt in diesem Buch faszinierende und außergewöhnliche Orte vor, die unsere Vorstellungen von der Welt gehörig durcheinanderbringen.

Sie tauchen auf und unter, wie die Inseln im Gangesdelta, verschwinden von Satellitenbildern, wie Sandy Island vor

der australischen Küste, oder verstecken sich unter Gebüsch und Gestrüpp, das alle Spuren überwuchert, wie auf der britischen Halbinsel Arne.

Unterhaltsam und leichtfüßig werden Orte wie Bir Tawil in Ostafrika beschrieben, die partout keine Nation haben will, oder Orte, die scheinbar zu zwei Nationalstaaten gleichzeitig gehören. Berichtet wird von versteckten Labyrinthen, unterirdischen, verlassenen oder überbauten Städten ebenso wie von ihrer historischen Entwicklung.

Lehrreich, aber nicht belehrend führt Bonnett durch geographische Kuriositäten und zeigt, dass auch für den heutigen Menschen das Entdecken nie aufhört. (Verlagstext)

Rezension:

Der Mensch hat nahezu alles vermessen und katalogisiert, eingeordnet und bestimmt, was auf der Erde existiert. Dennoch gibt es weiße Flecken, die es zu entdecken gilt und über die es sich nachzudenken lohnt. Orte, auftauchen um wieder zu verschwinden, Orte, die zu zwei Staaten gleichzeitig gehören, die kein Staat haben will, Orte, die nur vorrübergehend existierend oder gar nicht an der Oberfläche, sondern nur direkt darunter.

Alastair Bonnett widmet sich diesen geographischen Kuriositäten, ob nun von der Natur oder vom Menschen geschaffen und nähert sich diesen in philosophischer Betrachtung, was anders gar nicht machbar wäre. Er lässt uns nachdenken, über unsere gewöhnliche Definition von Orten und Grenzen, an selbigen, die alle Regeln zu kippen scheinen und schrieb mit seinem Buch nicht nur eine Hommage an eben diese sondern auch an die Menschen, die das Ungewöhnliche in ihren Alltag integrieren müssen, da sie dort leben.

Ich habe etwas anderes erwartet, keinesfalls eine derartige Herangehensweise, sondern eine mehr sachliche, die über diese Orte, eine überdies willkürliche aber interessante Aufzählung, berichtet. Dennoch gefiel mir, was ich gelesen habe. Schön, das ganze mal aus einem Blickwinkel zu betrachten, den ich so nicht angedacht habe.

Zudem schärft es auch ein Blick für Orte, über die man sich ansonsten nie Gedanken machen würde und gibt Anstoß, das nächste Mal die Landkarte genauer zu betrachten oder gar einige solcher Orte vielleicht selbst zu besuchen. Was ich mir z.B. im Falle Baarle-Naussaus und Baarle-Hertongs auf jeden Fall vornehmen werde.

Insgesamt hat mir diese Betrachtung sehr gut gefallen, wenn sie auch etwas ungewöhnlich war und ich gerne mehr über die Orte und ihre Geschichte, so sie eine haben, und über die Menschen, die dort leben, erfahren hätte. Trotzdem ist Bonnetts Denkanstoß dazu geeignet, alltägliche Definitionen neu zu justieren, dort, wo sie nicht mehr funktionieren und alleine das ist ein großer Pluspunkt, genau so wie die ungewöhnliche Aufzählung verschiedenster geografischer Kuriositäten.

Zu guter Letzt, nur weil sich das hier lohnt, auch einen Blick auf Cover und Umschlaggestaltung. Kein normaler Papierumschlag, sondern schon etwas fester, von der Struktur her wie ein dünneres Wackelbildchen. Nur ohne Wackeln.

Fasst sich ganz anders an, ist gewöhnungsbedürftig. Manche werden wohl das Gefühl bekommen, daran fest zu kleben, wenn sie den Umschlag vorher nicht abnehmen. Es ist eine Sache der Gewohnheit. Überdies wunderschön und sehr detailliert gestaltet, passend zur Thematik des Buches und zum Spezialgebiet des Autors. Ein Schmuckstück unter den Sachbüchern.

Insgesamt, eine Leseempfehlung von mir. Am besten selbst an einem ungewöhnlichen Ort.

Autor:

Alastair Bonnett ist Professor of Social Geography an der Universität Newcastle uund Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke und Herausgeber der psychogeographischen Zeitschrift „Transgressions: A Journal of Urban Exploration“. Er lebt in Newcastle upon Tyne in England.

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Isabel Bogdan: Sachen machen

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Sachen machen Isabel Bogdan Rowohlt Erschienen am: 02.07.2012 Seiten: 219 ISBN: 978-3-499-62818-4

Inhalt:

Wer macht denn so was? Isabel Bogdan macht so was. Sie blamiert sich im Rhönrad, wohnt der Schlachtung eines Schweins bei, staunt auf einer Esoterikmesse, spielt Pingpong mit Punks, besichtigt einen Darm, schlüpft in eine Fett-weg-Hose und schüttelt ihr Haar beim Heavy-Metal-Festival in Wacken. Klingt nach einem großen Spaß? Ist es auch. 43-mal. Und wenn Sie das alles gelesen haben, wollen Sie plötzlich selbst Sachen machen. Wetten? (Klappentext)

Rezension:

Am Anfang dachte ich noch, warum sollte ich lesen, wie eine Frau Sachen macht? Nicht im Sinne von Sachen herstellen, sondern verschiedene Sachen ausprobieren. Nach den ersten Kapiteln war ich schon begeistert. Isabel Bogdan probiert Sachen aus, die sie schon immer machen wollte, sich aber nie dazu aufraffen konnte, sie auszuprobieren, aus Faulheit, aus Angst oder einfach, weil man sie zwar doch gerne täte aber nie dazu kommt.

Und so taucht sie ab, nimmt Schlagzeug-Unterricht, fährt Segway oder lässt sich nachts in einer Buchhandlung einschließen (!). Sie probiert kuriose Sportarten aus, überwindet sich und beweist Mut. Und mal im Ernst, hat nicht jeder schon einmal geträumt, bestimmte Sachen einfach zu tun und sie aus irgendwelchen Gründen nie in Angriff genommen?

Isabel Bogdan macht es vor, das „einfach machen“ und zeigt, dass das eigentlich ganz einfach ist, mal anstrengend, mal beängstigend, mal abstoßend, mal lustig sein kann aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.

Nicht jedes Kapitel hat mir gleich gut gefallen, wie auch Isabel Bogdan nicht jede Aktivität, doch stehen sie exemplarisch dafür, dass wir uns durchaus trauen sollten, bestimmte Dinge einfach mal auszuprobieren. Wo sind eigentlich meine schlittschuhe, wo meine Inliner und Segway fahren möchte ich auch einmal?

Wie sieht’s mit Fallschirmspringen aus und wo ist hier eine Buchhandlung, in der ich mich einschließen lassen kann? Ganz ehrlich, man bekommt Lust und Ideen, was man ausprobieren könnte und es muss nichts großes sein. Das ist es, was die Autorin sagen möchte, dass es sich lohnt über den Tellerrand seines Alltags zu schauen, mal etwas außerhalb der Reihe zu probieren und dabei ganz neue Dinge für sich zu entdecken oder auch nicht.

Aber auf jeden Fall hinterher sich sagen zu können, es wenigstens einmal probiert und einen anderen Blickwinkel zu haben. Denn, nichts ist so wie es scheint und nachher ist man um eine Erfahrung reicher.

Ein kurzweiliges amüsantes Buch, welches Einblicke in viele Aktivitäten gibt, die bewusst auch der „Normalo“ machen kann, wenn er/sie sich dazu aufraffen würde. Und dergleichen gibt es natürlich noch mehr. Wer dieses Buch gelesen hat, hat dann gleich Lust einfach mal Sachen zu machen. Viel Spaß beim Ausprobieren.

Hier, ein Auszug einer Lesung von Isabel Bogdan:

„Sachen machen“, von Isabel Bogdan. Einschließen in der Buchhandlung.

Autorin:
Isabel Bogdan wurde 1968 in Köln geboren und studierte nach dem Abitur Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin (u.a. Jonathan Safran Foer, Sophie Kinshalla und Megan Abbott), liest und schreibt selbst, hauptsächlich in Blogform aber auch in der Kolumne „Was machen die da?“, die Menschen beschreibt, die ihren gewöhnlichen und manchmal außergewöhnlichen Beruf leben und lieben.

Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des „anderthalb“ und erhielt 2006 den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, 2011 den für Literatur.

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Isabel Bogdan: Der Pfau

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Der Pfau Isabel Bogdan Kiepenheuer & Witsch Erschienen am: 18.02.2016 Seiten: 248 ISBN: 978-3-462-04800-1

Inhalt:

„Einer der Pfauen war verrückt geworden.“ Dadurch bringt er das teambuilding-Wochenende einer Bankergruppe in den schottischen Highlands gehörig durcheinander. Eine subtile Komödie in bester britischer Manier. (Klappentext)

Rezension:

Mehr ist nicht im Klappentext zu lesen und ehrlich gesagt, mehr braucht es auch nicht. Tatsächlich besticht Isabel Bogdans Roman durch die Kargheit der schottischen Highlands, in denen es außer viel Grün und später Schnee nichts gibt.

Außer dem Landsitz eines Lords, das dieser aus finanziellen Gründen an Feriengästen vermietet und schließlich auch an einer Gruppe Londoner banker, die sich dort zum Team-Buildng einfindet. Wenig begeistert, die einen, da sie es für unnötig halten, die anderen, weil einer der Pfauen von Lord McIntosh verrückt geworden ist und alles Blaue angreift, was ihm vor den Schnabel kommt.

Als der Pfau dann auch noch das mettalic-blaue Auto der Chefin der Banker demoliert, lässt der Lord den Pfau verschwinden, nicht ahnend, dass er damit eine Kette von Ereignissen auslöst, die sämtliche Anwesende in die Bredouille bringt.

Isabel Bogdan hat mit „Der Pfau“ ihren ersten Roman geschrieben und eine Aneinanderreihung britischen Humors, der Seite für Seite den Leser zum Schmunzeln und Lachen bringt. Nicht zu viel, denn „die Lady ist eine Lady“, wobei sich diese Textstelle eher auf die Gläser Whisky beziehen, von dem es dort reichlich gibt ebenso wie andere schottische Spezialitäten.

Tatsächlich passiert an sich nicht viel, muss auch nicht. Das Verwirrspiel der Charaktere, deren unterschiedlichste Befindlichkeiten aufeinander treffen, ist Grund genug den „Pfau“ zu lesen und schon mal darüber nachzudenken, wie denn der wohl schmeckt. Und sich zu fragen, ob die Autorin nach Pfauengerichten gegooglet hat (hat sie, so auf der Lesung im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2016 erzählt).

Mir hat „Der Pfau“ sehr gefallen, nicht nur das wunderschöne Cover, vor allem, da es die Örtlichkeiten und den verrückt gewordenen Pfau tatsächlich gibt. Lord und Lady kann man googlen, die Widmung macht’s möglich, die Ferienhäuser werden tatsächlich vermietet und der Pfau greift blaue Autos an.

Die witzigsten Geschichten gibt es, zumindest in Teilen, wirklich. Das, komplett in indirekter Rede geschriebene, Buch liest sich flüssig und ist durchsetzt mit britischem Humor. Und wenn man nicht gerade Lust auf ein Pfauen-Gericht bekommt, dann zumindest auf einen Urlaub im Winter der schottischen Highlands.

Autorin:

Isabel Bogdan wurde 1968 in Köln geboren und studierte nach dem Abitur Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin (u.a. Jonathan Safran Foer, Sophie Kinshalla und Megan Abbott), liest und schreibt selbst, hauptsächlich in Blogform aber auch in der Kolumne „Was machen die da?“, die Menschen beschreibt, die ihren gewöhnlichen und manchmal außergewöhnlichen Beruf leben und lieben.

Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des „anderthalb“ und erhielt 2006 den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, 2011 den für Literatur.

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Michel Bergmann: Alles was war

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Alles was war Michel Bergmann Verlag: dtv Taschenbuch Seiten: 127 ISBN: 978-3-423-14457-5

Inhalt:

Ein alter Mann beobachtet heimlich ein Kind. Wie der Zehnjährige morgens zur Schule geht, wie er zu Hause am Bett des kranken Vaters sitzt, der das KZ überlebt hat. Wie der Junge ›Moby Dick‹ liest, am Zeitungsstand neben ›Quick‹ und ›Revue‹ die Comics entdeckt, im Café Kranzler Kakao trinkt.

Wie die Jahre vergehen, das Kind zum Mann wird und gegen die übermächtige Mutter aufbegehrt, während das Land sich allmählich verändert und doch stets mit seiner dunklen Vergangenheit wird leben müssen. Wer ist der Alte, der so viel über das Leben des Jungen weiß? Eine Geschichte voller Magie über eine Jugend in Deutschland nach dem Krieg.(Amazon Text)

Rezension:

Hier einmal eine biografische Erzählung aus ganz besonderer Perspektive. Michel Bergmann beobachtet sich selbst als Kind, dass in Frankfurt am Main aufwächst, der Finanzmetropole, die sie später werden sollte. Noch aber sind die Nachwehen des letzten Krieges zu verdauern.

Michel und seine Freunde spielen in Trümmern und fast jede Familie hat Verluste zu beklagen. Nicht nur Michel als Kind jüdischer Eltern hat Verluste zu beklagen. Doch, das Leben muss weitergehen. Die Mutter versorgt den kränkelnden Vater, der schließlich an den Folgen von KZ und Gestapo-Folter stirbt und baut sich nebenher ein Geschäft auf, um die Familie zu versorgen. Der Junge ist ihr Ein und Alles. Überbehütet und streng erzogen. Ihr einziger Grund weiterzuleben.

Michel, der Junge, geht zur Schule und beobachtet seine Umgebung. Die wenigen Besuche im Cafe Kranzler, das Spielen mit Freunden, schreckliche und inspirierende Lehrer und nicht zuletzt die bevorstehende Bar Mizwa, aufregende Höhepunkte eines an sich glücklichen Lebens, zumindest an der Oberfläche.

Darunter brodelt es gewaltig. Der Junge bekommt mit, mit den Jahren immer mehr, was die Erwachsenen vor ihm zu verbergen suchen. Familiäre wie wirtschaftliche Probleme als die Firma der Mutter ins Trudeln gerät, der immer noch schwelende Antisemitismus unter Lehrern und anderen Autoritätspersonen und später, schon als Volontär bei der Frankfurter Rundschau die Auschwitz-Prozesse. Angestoßen durch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

Eine beeindruckende Biografie, schon als Kind vorzuweißen, schaffen nur wenige oder gerade die, die beeindruckend erzählen können. Michel Bergmann schafft dies, nicht zuletzt durch die Erzählperspektive als sich selbst beobachtender Beobachter.

Auf wenigen Seiten kurz gefasst, die einzelnen Kapitel lassen sich flüssig und schnell lesen, amüsant und abwechselnd nachdenklich melancholisch, dann wieder kritisch zu sich selbst und seiner Familie.

Er zeigt auf seine Umgebung mit den damaligen Augen eines Kindes, welches erst behütet durch die Eltern, sich später beginnt seinen Platz zu erobern. Wenn auch nicht immer freiwillig aber in jedem Fall empfehlenswert zu lesen.

Autor:

Michel Bergmann wurde 1945 als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager in der Schweiz geboren und wuchs in Paris und Frankfurt/Main auf.

Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Journalisten bei der Frankfurter Rundschau, danach arbeitete er als freier Journalist. Er arbeiete als Autor, Regisseur und Produzent und begann Drehbücher zu schreiben. Seine Trilogie über jüdisches Leben in Frankfurt am Main der Nachkriegszeit wurde ein promter Erfolg.

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Alan Bennett: Die souveräne Leserin

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Die souveräne Leserin Alan Bennett Wagenbach (SALTO) Verlag Erschienen: 28.08.2008 Seiten: 115 ISBN: 978-3-8031-1254-5

Inhalt:

Eine Liebeserklärung an die Queen und an die Literatur – wer hätte gedacht, dass das zusammenpasst? (Klappentext)

Rezension:

Zweifellos haben die Hunde Schuld, die, als die Queen sie ausführt, auf einem vor dem Gelände parkenden Bücherbus zurennen und ihn ankläffen. Um sich zu entschuldigen und die Verlegenheit des Bibliothekars und eines jungen Küchenjungen zu übergehen, zu überspielen, leiht sich die mächtigste Monarchin Europas wahllos ein Buch aus und beginnt zu lesen.

Und damit beginnt eine Leidenschaft für’s Lesen, ein Hobby, welches sie so gar nicht haben darf. Sie, die für alle Briten greif- und doch unnahbar bleiben muss, einigendes Symbol in einer sich ständig verändernden Welt.

Da passt es so einigen nicht, dass die Königin, die sonst unparteiisch sein muss und allerhöchstens eine von der Regierung verfasste Rede verlesen darf, nun eigene Gedanken entwickelt und auch beginnt auszuleben. Sonst mit der Liebe zur Pflicht gehaltene Sitzungen mit Premierministern werden zur Geduldsprobe für die Frau, die doch nur ihr Buch zu Ende lesen möchte, Termine wie Schiffstaufen sind plötzlich langweiliger denn je.

Alan Bennett hat hier eine Liebeserklärung an die Briten, insbesondere an die Queen und noch viel mehr an das Lesen selbst geschrieben.

Der Autor gesteht der Frau zu, sich aufgrund eines Ereignisses vollkommen zu ändern, sich an eine neue Position anzupassen und Eigenheitzen zu entwickeln, wie man sie von jedem anderen Menschen erwarten darf, nicht aber der obersten Repräsentantin des britischen Staates.

Poetisch beschreibt er die Wirkung von Literatur und dass doch Bücher gelesen werden sollten, so, dass sie wirken. Nicht nur lesen um des Lesens Willen, sondern immer auch einen Nutzen daraus zu ziehen. Und sei es nur, sich ein paar Stunden gut unterhalten zu haben. Dabei verfliegen die Seiten so schnell, dass man nur wenige Stunden in diesem Lesegenuss kommt, dem nicht nur die Königin verfällt.

Gleichwohl erinnert es auch an ein neueres deutsches Gegenstück, dass der „Eisläuferin“ von Katharina Münk, in dem auf ähnliche Art und Weise, wenn auch nicht durch Literatur eine wohlbekannte Bundeskanzlerin plötzlich ihr Verhalten und Regierungsstil zu ändern beginnt. Doch alan Bennett schreibt schöner, ruhiger und doch immer wieder mit Pointen durchsetzt, die mehr als einmal zum Schmunzeln anregen.

Für Bibliophile ist dieser Band, den es seit dem 60. Thronjubiläum auch in Königsblau gibt, ein Muss. Gebundenes Leinen, ein eingeprägtes Foto und silberne Schrift auf dem Buchdeckel machen diese kleine Hommage an das Lesen zu einem ansehnlichen Exemplar im Bücherregal, welches sich alleine schon zu besitzen lohnt.

Die Geschichte selbst kann man sich indes noch gut vorstellen, zumal als Leser, der dies gerne tut, das Ende nicht. Zwar ist dieser Effekt vom Autor gewollt, doch das merkt man auch. Beinahe so als habe hier ein Monarchiegegner seinen Wunsch von einem souveränen Abgang zu Papier gebracht. Wenn auch in besonders schöner Form.

Autor:

Alan Bennett wurde 1934 in Leeds geboren und konnte durch ein Stipendium nach der Schule Geschichte studieren. Danach erhielt er eine Juniorprofessur am Magdalen College in Oxford, bevor er ans Theater wechselte. In seinem ersten Drama, welches er 1968 veröffentlichte, beschäftigt sich bennett mit der jüngeren britischen Geschichte. Zudem setzte er sich mit Kafka auseinander (1986).

Auch für das britische Fernsehen schrieb er zaghlreiche Geschichten und entwickelte sich zu einem der populärsten britischen Dramatikern. Er veröffentlichte 2005 seine Memoiren (Untold Stories), nachdem er an Krebs erkrankte. Bennett lebt mit seinem Partner in London.

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Anthony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939

Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939 Book Cover
Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939 Autor: Anthony Beevor Pantheon Verlag Erschienen am: 18.01.2016 Seiten: 654
(inkl. Register, Karten usw.)
ISBN: 978-3-570-55147-9

Inhalt:

Der Spanische Bürgerkrieg wurde zum Trauma für das moderne Spanien und ist in der Gesellschaft bis heute spürbar. Im Kampf der Volksfront, die von großen Teilen der europäischen Intellektuellen ideell und militärisch unterstützt wurde, gegen die Nationalisten unter General Franco, hinter dem das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien standen, bekämpften sich die beiden großen Ideologien des 20. Jahrhunderts.

Antony Beevor erzählt die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs und seiner Folgen aus der Perspektive unserer Zeit. Meisterhaft entwirrt er die komplexen gesamtpolitischen und innerspanischen Ursachen des kreiges und zeigt den dramatischen Verlauf bis hin zur katastrophalen Niederlage der Republikaner 1939. (Klappentext)

Rezension:

Der Pantheon-Verlag zeichnet sich im deutschsprachigen Raum für die Herausgabe gut recherchierter geschichts- und populärwissenschaftlicher Werke aus, vor allem im Bereich Geschichte, Biografien und politischen Zusammenhängen und so ist folgerichtig auch dieses Sachbuch von Antony Beevor dort erschien.

Gut recherchiert, gestützt auf umfangreichen Karten- und noch dickeren Quellenmaterial, hat sich der Autor auf eine Zeitreise in das Spanien zur Zeit des Bürgerkriegs 1036-1939 begeben und schlüsselt detailliert auf, wie es zu diesem Vorspiel des Zweiten Weltkriegs kommen konnte, in dem zukünftige Kriegsgegner Techniken, Waffensysteme, Formationen und Ideologien testen konnten.

Zu Lasten der spanischen Bevölkerung, die getrieben von den Vorstellungen und Herrschaftswillen beider Kriegsparteien immer tiefer in Elend und Verzweiflung versank.

Antony Beevor gelingt dabei das Kunststück beiden Seiten gerecht zu werden, sich nicht auf die eine zu stellen und die andere zu vernachlässigen, sondern analysiert konsequent Ursachen und Wirkung der einzelnen Vorkommnisse des Krieges auf beiden Seiten, von denen hierzulande im Prinzip nur die Schlacht um Guernica einigermaßen bekannt ist.

Und so gelingt ein tiefer umfassender Einblick in das Spanien der 1930er Jahre, besonders erschreckend mit dem heutigen Wissen, was ein paar Länder weiter auf dem Kontinent in den Folgejahren passieren sollte. Antony Beevor ist mit dieser Ausarbeitung ein Standardwerk gelungen, welches in einer reihe gestellt werden kann, etwa mit Ian Kershaws Hitler-Biografie.

Wer um diese Zeitepoche sein Wissen umfassend erweitern möchte, sich für spanische Geschichte interessiert,wird nicht umhin kommen, sich das Sachbuch des britischen Historikers vorzunehmen und intensiv zu lesen.

Aufgelockert, so gut es eben geht, durch Karten- und Fotomaterial, sind die Zusammenhänge verständlich erklärt, wenn es auch nicht an Konzentration fehlen darf, sich damit zu beschäftigen. Man muss dabei bleiben, darf sich nicht ablenken lassen, um die teilweise ineinander-greifenden Ereignisse zu verstehen und nicht durcheinander zu geraten.

In dieser Gefahr gerät der Leser jedoch bei nahezu jedem ernstzunehmenden Werk, welches sich eines komplexen großen Themas annimmt. Dies kann man dem Autoren schlecht vorwerfen. Ansonsten ist es gut lesbar flüssig geschrieben, Begriffe wie etwas damalig politisch aktive Gruppierungen werden in einem Glossar am Ende nochmals erklärt und das Kartenmaterial tut ein Übriges, sich eine Übersicht verschaffen zu können.

Einzig dieses hätte ich mir an den entsprechenden Stellen gewünscht, wo die darauf abgebildeten Ereignisse auch beschrieben sind, doch da man es hier mit einem beinahe wissenschaftlichen Werk zu tun hat, befindet sich dieses „Zusatzmaterial“ eben im Anhang des Buches. Wer also nicht davor scheut, zwischendurch zu blättern, kein großer Akt, hält ein sehr gutes Werk historischer Aufarbeitung in den Händen.

Autor:

Antony James Beevor wurde am 14. dezember 1946 geboren und ist ein britischer Historiker. er besuchte das Winchester College und studierte an der Royal Military Academy in Sandhurst, nahm Unterricht bei dem Historiker John Keegan. Er diente als Berufsoffizier der britischen Armee, bevor er mit dem Schreiben begann und ist mit der Schriftstellerin Artemis Cooper verheiratet.

Beevor ist verantwortlich für die Recherche zu mehreren Dokumentationen der BBC und Verfasser histroischer Sachbücher zum Thema Stalingrad, Spanischer Bürgerkrieg oder der Schlacht um Berlin 1945. Seine Ausarbeitungen wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wolfson History Prize.

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Steffen Möller: Viva Warszawa

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Viva Warszawa Steffen Möller Malik Erschienen am: 01.08.2016 Seiten: 296 ISBN: 978-3-89029-459-9

Inhalt:

Lässige Strandbars am Flussufer, phantasievolle Biomärkte, eine kochende Klubszene und über 400 Kilometer Radwege, nicht zu vergessen der schönste Wolkenkratzer diesseits des Atlantiks! Steffen Möller, der sich vor gut zwanzig Jahren in Polen verliebte, lädt uns in seine Wahlheimat ein, die heute so attraktiv ist wie nie zuvor.

Er verrät, warum die Warschauer über ihre Einmachgläser lachen und in ganz Polen als trickreiche Kombinierer gelten. Wer schon einmal über die Grenze geschaut, aber außer Zigaretten eigentlich nichts mitgebracht hat, bekommt jetzt eine zweite Chance…

Rezension:

Es gibt wohl kaum ein Land im östlichen Europa, was bei uns Deutschen mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, wie Polen. Ich selbst kenne eine Geschichte, tatsächlich passiert, wo übernacht von einer Baustelle ein ganzer Baukran verschwand und auch dem polnischen Tourismusverband wird ja der Spruch angelastet: „Reisen Sie nach Polen.

Ihr Auto ist schon dort.“ Und so hat das Land an der Weichsel einen einigermaßen schweren Stand, zumal der Hauptgrund nach Polen zu fahren, jahrelang der günstige Handel an der Grenze war und nicht etwa die malerischen Strände und Buchten an der Ostsee oder die ursprünglichen Dörfer und Wälder im Landesinneren.

Auch die Städte Polens waren nicht unbedingt Reiseziel Nr. 1, doch dieses Land hat all das und vieles mehr zu bieten. Allen voran Warschau. Die quirlige Metropole erstaunt Touristen, verärgert nicht-hauptstädtische Polen, provoziert und begeistert, zeigt seine Facetten nicht gleich, sondern erst auf dem zweiten Blick.

Steffen Möller nimmt uns mit auf eine phantastische Führung in einer der verkanntesten Städte Europas. Der Autor gibt Ausflugs- und Geheimdienst, läd ein, sich mit der Geschichte der stadt zu beschäftigen und erläuert Kuriositäten.

Warum ist die Altstadt alles, nur nicht alt? Wo gibt es die besten Pfannkuchen in ganz Polen? Die Liebe zu Chopin und die Lieblingsfeindschaft Krakau-Warschau.

Der Unterschied zwischen Deutschen und Polen und warum man sich eigentlich ganz ähnlich ist und welche unbekannten Episoden der Geschichte jedes polnische Schulkind zu nennen weiß, von denen ein Deutscher keine Ahnung hat?

Warum ist der Koloss von Warschau so beliebt und weshalb wächst inmitten der stadt eine Palme? Bei diesem Klima.

Der Autor reiht Episode an Episode, nie langweilig, immer authentisch, manchmal spannend, oft witzig aneinander und hat mit „Viva Warszawa“ ein Buch für beide geschrieben. Polen und Deutsche, die sich näher sind als sie denken.

Früher führte man Kriege, heute pflegt man Kontakte und wirtschaftliche Beziehungen, lernt voneinander und kennt doch den Nachbarn nur wenig. Möller nimmt mit seinem Buch, welches man zur Unterhaltung, als Einstimmung auf den nächsten Städtetrip, Tippgeber, gar als Reiseführer lesen kann in diese pulsierende Stadt, die zu faszinieren vermag.

Dem Leser wird danach das Reisefieber packen und die Lust, all das selbst anzusehen und zu erleben.

Autor:

Steffen Möller wurde 1969 in Wolfhagen geboren und wuchs in Wuppertal auf. Er zog 1994 nach Warschau. Als Schauspieler und Entertainer ist er der bekannteste Deutsche in Polen, war vorher als Deutschlehrer tätig.

Für sein Wirken um die deutsch-polnische Verständigung wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer Bücher und lebt seit 2010 teils in der deutschen, teils in der polnischen Hauptstadt.

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Tim Moore: Zwei Esel auf dem Jakobsweg

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Zwei Esel auf dem Jakobsweg Tim Moore Piper Erschienen am: 01.09.2008 Seiten: 364 ISBN: 978-3-492-25144-0 Übersetzerin: Thea Krom-Linke

Inhalt:

Was passiert, wenn ein Engländer sein Herz und die Zügel in die Hand nimnmt und sich mit einem französischen Esel auf heiliges spanisches Terrain begibt? Genau, der Esel ist störrisch, der Weg nach Santiago de Compostela lang, und Tim Moore findet in seinem Pilgerführer aus dem 12. Jahrhundert auch nicht immer die passenden Tipps. Dafür findet er etwas anderes: den Weg in sein eigenes Herz. (Klappentext)

Rezension:

Seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg!“ wird der Pilgerweg praktisch überrannt, was ein Engländer nicht weiß. Dafür weiß Tim Moore über die Geschichte des Jakobswegs bescheid und lauscht fasziniert den Berichten derer, die diesen mehrere 100 km langen weg schon gegangen sind.

Und so reift in ihm selbst der Entschluss, dieses Wagnis einzugehen. Und ein großes Abenteuer. Mit Gepäck und Esel, den er kurzerhand Shinto tauft, macht er sich auf den Weg nach santiago de Compostela und erfährt bald, was es heißt Pilger zu sein.

Übernachten in den manchmal altehrwürdigen, oft berüchtigten Refugios, stundenlange Märsche und immer wieder Kampf mit dem inneren Schweinehund. Und einem mehr als störrischen Esel. Doch mit zunehmender Kilometer-Zahl erkennt Moore seine Schwächen und stärken, beginnt über das eigene Leben nachzudenken um am Ende eine phantastische Erfahrung gemacht zu haben.

Dieses Buch ist weniger anekdotenhaft als Hape Kerkelings Werk, wenn man mal von den Geschichten mit Esel und der Familie, die ihm ein Stück auf dem Weg begleitet, absieht. Und dennoch ist es faszinierend zu sehen, was körperliche Strapazen und Herausforderungen aus einem Menschen machen können.

Von religiösen ist nur in kleinen geschichtlichen Rückblicken die Rede, denn der Autor selbst ist alles andere als religiös. Schön geschrieben ja, dürfte dieses Buch eher als Erinnerung gelten, zu deren wahre Hintergründe nur Moore selbst Zugang hat oder zumindest nur die, die auch schon Pilger-Erfahrung machen durften.

Allen anderen bleibt eine Geschichte, leider auch mit einigen Längen, auf denen man förmlich die stundenlangen einsamen und anstrengenden Wege spürt.

Autor:

Tim Moore wurde 1964 in Chipppin Norton geboren und arbeitete nach dem Studium als Journalist. Als Reiseschriftsteller und -journalist schrieb er einen Bericht über die Arktis und arbeitete danach für den Daily Telegraph, Observer und der Sunday Times. Er lebt mit seiner Familie im Westen von London.

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Kai Meyer: Die Seiten der Welt

Die Seiten der Welt Book Cover
Die Seiten der Welt Kai Meyer Fischer FJB Erschienen: 25.09.2014 Seiten: 556 ISBN: 978-3-8414-2165-4

Inhalt:

Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Ahnen birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie der Worte entfesseln.

Noch weiß sie nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt. Denn Furias Familie wird von mächtigen Feinden bedroht – und die trachten auch ihr nach dem Leben. Der Kampf gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher beginnt … (Klappentext)

Rezension:

Vergleiche hinken zwar, dennoch müssen sich jegliche Fantasy-Werke immer ein wenig mit denen von Joanne K. Rowling messen lassen und das klappt bei Kai Meyer und seinen „Seiten der Welt“ ganz gut. Wie das britische Pendant hat auch die Welt dieses Autoren seine Verknüpfungen in unserem realen Leben, so dass das alles nicht zu abgehoben wirkt und dennoch genug Phantastik inne, um völlig eigenständig und geheimnisvoll zu erscheinen.

Denn, genau das ist die Welt von Furia, der Hauptprotagonistin, die mit ihrer Familie nur für Bücher lebt. Denn ihr Vater und sie sind Bibliomanten, zwar verarmt und verstoßen aber dennoch stolz auf ihre Kräfte, die sie aus den sie umgebenden Büchern ziehen.

Doch, ihre Familie umgibt ein Geheimnis, weshalb sie so abgeschieden vom Rest der Welt, von anderen ebenso befähigten Bibliomanten leben und so gerät Furia als sie ihren Vater bei der Suche nach einem Buch des sagenumwobenen Autoren Siebenstern begleitet, in einem Kampf um Leben und Tod.

Als schließlich auch noch ihr kleiner Bruder Pip entführt wird, ist sie auf sich allein gestellt. Sie, noch ohne Seelenbuch, aus die erfahrene Bibliomanten ihre Kräfte ziehen und die Magie der Bücher. Kai Meyer legt hier einen sehr spannungsgeladenen Schreibstil an den Tag, welcher den Roman nicht nur für die jenigen zur Pflicht macht, die Bücher lieben.

Nein, alle Fantasy-Begeisterten werden auf ihre Kost kommen, bei der Lektüre in die Welt der Literatur zu versinken, die hier spannender und manchmal auch emotionaler hätte nicht sein können. Die Figuren sind dabei weder eindeutig Gut noch Böse, sondern allesamt Grau.

Einseitigkeit ist hier fehl am Platz und nicht zu finden. Auch und schon gar nicht bei den Hauptprotagonisten. Wechselseitig erlebt man Sympathien, dann wieder Abneigungen gegenüber fast allen Figuren. Auch die Zeichnung der Nebencharaktere ist Kai Meyer hier gelungen, egal ob das Pip, Furias kleinen Bruder, den man sofort ins Herz schließt, betrifft oder einem alten Stoffsessel mit Eigenleben.

Wenn auch die Kapitel mit quasi lebenden Möbelstücken meines Erachtens nicht hätten sein müssen aber ein witziger Einfall ist es schon. Auch die vielen Ideen von Kai Meyer, von denen ich mir die eine oder andere mehr oder weiter verfolgt ausgeführt gewünscht hätte, tragen ihr Übriges zur Lektüre bei.

So freue ich mich dann auh auf die Fortsetzung „Nachtland“. Eine Weile möchte ich noch in der Gesellschaft von Furia verweilen.

Autor:

Kai Meyer wurde 1969 in Lübeck geboren, wuchs im Rheinland auf und studierte einige Semester Film, Theater und Philosophie. Danach voluntierte er bei einer Tageszeitung und arbeitet seit 1995 als freier Schriftsteller.

Sein erstes Buch veröffentlichte er im Alter von 24 Jahren, inzwischen sind es um die 50 Romane für Erwachsene und Jugendliche. Darunter einige unter seinem Pseudonym „Alexander Nix“. Seine Werke wurden mit dem Deutschen Bücherpreis und dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Die Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

Gimmick:

Als Gimmick liegt ein Lesezeichen mit der Aufschrift -Libropolis- dem Buch bei. Zumindest den meisten. Meiner Ausgabe, die eingeschweißt war, lag leider keines bei und so bleibt mir der Zugang zu einer Welt vielleicht verwehrt, der in „Die Seiten der Welt“ eine so wichtige Rolle spielt.

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