Rom

Birgit Schönau: Die Geheimnisse des Tibers

Inhalt:
Lebensader, Höllenfluss, Lustgewässer: Über Jahrtausende war der Tiber Roms Schicksalsfluss. Als Gott verehrt und als Geißel gefürchtet, bestimmte er das Leben der Ewigen Stadt. An seinen Ufern erhoben sich Kirchenstaat und Ghetto, Prunkpaläste und Armenhäuser, hier wurde gekämpft, gelitten, gefeiert und Geschichte geschrieben. Ein Fluss voller Grandezza, Schrecken und Wunder, von denen Birgit Schönau in ihrem mitreißenden Buch erzählt. (Klappentext)

Rezension:

Auseinandersetzungen und Konflikte entschieden sich an seinen Ufern, Platz für spektakuläre Schauspiele. Der Fluss machte die Ärmsten noch ärmer, andere schlossen am Tiber die Geschäfte ihres Lebens oder kämpften um selbiges. Auch die Macht der Päpste fand hier zuweilen ihre Grenzen. Der Schicksalsfluss entschied Jahrtausende über Wohl und Wehe der Römer Bevölkerung. Heute, eingekesselt und gezähmt, hat der Fluss etwas von seinem Schrecken für die Ewige Stadt verloren, doch noch immer lohnt sich eine nähere Betrachtung.

Eine Art Doppelbiografie ist es, die die Journalistin Birgit Schönau hier erzählt, denn die Geschichte des Flusses ist zugleich die der Stadt, die dieser durchströmt. Ein Ort, der ohnehin schon historisch aufgeladen ist, wird hier von einer anderen, interessanten, Perspektive beleuchtet, so reißen wir durch mehr als dreitausend Jahre faszinierender Geschichte. Eine sagenumwobene Gründungslegende steht zu Beginn, doch berichtet die Autorin von einem Fluss, dessen Urkräfte sich ins kollektive Gedächtnis der späteren Kapitale eingeschrieben haben, einer Aneinanderreihung historischer Anekdoten, die jede für sich alleine schon erzählenswert wären.

Kurzweilige Kapitel, in denen sich die Liebe zu Fluss und Stadt, ebenso wie viel Sachkenntnis, erzählen vom Tiber als Versorgungsader, Trickwasserquelle, aber auch Abwasserkanal, nicht zuletzt für unzählige mit ihm verknüpfte Schicksale. Mindestens ein römischer Kaiser fand hier seinen Tod, ein Papst sogar zum zweiten Mal nach seinem eigentlichen Ableben. Den einfachen Römern erging es, mitunter, kaum besser. Erzählt wird jedoch auch eine Geschichte der Triumpfe, von ersten sozialen und medizinischen Einrichtungen, erfolgreichen Geschäftsleuten. Im antiken Rom und in der Stadt der Päpste.

Schönau ist es gelungen, ein Stück Stadtgeschichte spannungsreich zu erzählen, ergänzt durch zahlreiche Fakten, die man aus dieser Perspektive so noch nie betrachtet hat. Die Kapitel beleuchten jeweils eine andere, immer entlang eines Zeitstrahl, ergänzt durch Kartenmaterial im Inneren der Umschlagsseite, des modernen und des alten Rom. Eine Zeittafel am Ende des Buches, sowie eine Übersicht und Kurzgeschichte der einzelnen Tiber-Brücken komplettieren dieses besondere Sachbuch.

Die Päpste und ihre Baumeister, die gewaltige Kathedralen und Kirchen erbauen, und mit Hilfe des Wassers Obelisken in die Ewige Stadt transportieren ließen, scheiterten jahrhundertelang an Bau und Instanthaltung von Brücken, wie auch die Cesaren keinen dauerhaften festen Hafen etablieren konnten. Lange Zeit hatte stets der Tiber das letzte Wort. Dies ist seine Geschichte.

Autorin:
Birgit Schönau wurde 1966 in Hamm geboren und ist eine deutsche Journalistin und Publizistin. Sie studierte in Dortmund und Bochum Journalistik und Geschichte, wonach sie ein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung absolvierte. Danach arbeitete sie beim WDR. Im Korrespondentenbüro der dpa, später für die Süddeutsche Zeitung, den Tages-Anzeiger, Merian und andere Zeitungen arbeitete sie ab 1990 aus Rom, war von 2005-2014 Italien-Korrespondentin der Wochenzeitung Die Zeit. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie 1999, es folgten weitere zur italienischen Politik, Fußball und zur Geschichte Italiens. Sie ist Mitgründerin des PEN Berlin.

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Stefan von der Lahr: Bariello & Montebello 3 – Dämonen im Vatikan

Inhalt:

Mitunter ist man im Vatikan der himmlischen Ruhe näher, als einem lieb ist. Diese Erfahrung macht auch das Ermittlerduo Commissario Bariello und Weihbischof Montebello in seinem dritten Fall: Als die Archäologie geheiligte Glaubensgrundsätze zu erschüttern droht, ruft sie Verteidiger auf den Plan, die vor nichts zurückschrecken. In einem Nebel aus Lügen, Intrigen und rätselhaften Todesfällen scheint ein unseliges Machtkartell auf dem Weg zum ewigen Heil sehr irdische Interessen zu verfolgen. Hinter den Mauern des Vatikans ist bald schon niemand mehr sicher. (Klappentext)

Einordnung in der Reihe:

Stefan von der Lahr: Bariello & Montebello 1 – Das Grab der Jungfrau
Stefan von der Lahr: Bariello & Montebello 2 – Hochamt in Neapel
Stefan von der Lahr: Bariello & Montebello 3 – Dämonen im Vatikan

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Rezension:

Selbst Rom kann sehr kalt sein. Dennoch ist Commissario Bariello überrascht, als er zu einem Toten gerufen wird, der offenbar erfroren ist. Wie das im Hochsommer möglich ist, ist zunächst völlig unklar, ebenso, was es mit den Dämonen auf sich hat, die das Opfer, ein Priester und Redakteur des Osservatore Romano zuvor zu sehen geglaubt hatte.

Vor einem ganz anderen Rätsel steht indes Montebello, der Weihbischof von Neapel, der in einer einzigartigen Ausgabe der Legenda Aurea, einst das meistgelesene Buch des Mittelalters, Zeichnungen entdeckt, die die Grundfeste der katholischen Kirche erschüttern könnten. Beide Nachforschungen stören schnell offenbar gleichermaßen die Interessen von Wirtschaftspotentaten und Kirchenfürsten. Sehr schnell häufen sich die Todesfälle. Innerhalb der Mauern des Vatikans ist bald niemand mehr sicher.

Dass das Machtzentrum der katholischen Welt sich für packende Geschichten förmlich anbietet, dürfte spätestens mit den Veröffentlichungen von dan Brown oder etwa Robert Harris jedem bewusst sein. Auch im Verlag C. H. Beck, der jetzt nicht gerade für packende Krimis bekannt ist, die gehören normalerweise nicht zum Verlagsprogramm, ist eine derart und doch sehr besonders angelegte Reihe zu finden, die es in sich hat. Vorausgeschickt, die vorangestellten Bände sind mir noch unbekannt, und so habe ich den dritten sozusagen als Stand Alone ohne Vorwissen mir zu Gemüte geführt. Das funktioniert mit Kriminalromane recht gut und auch hier wurde ich nicht enttäuscht, konnte ohne Probleme in die Geschichte eintauchen.

Stefan von der Lahr hat hier nur wenige Seiten benötigt, um die Vorgeschichte aufzubauen, die für einen Kriminalroman zunächst relativ unscheinbar beginnt, gleichwohl man ahnt, dass mit wenigen Sätzen eine Dynamik angelegt wird, derer man sich lesend kaum entziehen wird können. Schnell gewinnt die Geschichte an Tempo. Vielleicht muss man, wer jetzt nicht häufig mit südländischen Namen in Berührung und von kirchlichen Hierarchien keine Ahnung hat, das eine oder andere Mal innehalten, aber das gibt sich schnell. Genau so wie die Perspektivwechsel der sehr kompakt angelegten Kapitel, die ihren Anteil zur Dynamik beitragen.

Interessant ist, das wird mit den vorangegangenen Bänden nicht anders sein, die Figurenkonstellation, durch die zunächst getrennte Ansätze in der Ermittlung durchgeführt, jedoch sehr schnell zusammengeführt werden müssen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen des Ermittler-Duos, diese Perspektiven werden spannend dargestellt, was jedoch dem Autoren nicht genügt. So hat von der Lahr auch die Sichtweisen der Gegenspieler eingewoben, ohne sich in der Vielzahl der Handlungsstränge zu verlieren. Der Autor behält den Überblick bis zuletzt, den sich die Lesenden zusammen mit den beiden sympathischen Protagonisten Bariello und Montebello erst schaffen müssen.

Beide Charaktere sind gut ausgestaltet, wozu man jetzt keine Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden haben muss, wenn auch Anspielungen natürlich vorhanden sind. Die sind dann durch Fußnoten gekennzeichnet. Nicht nur daran erkennt man übrigens, die Nähe des Autoren zum Verlagshaus. Das dem Roman zugrunde liegende Recherchematerial, welches zur Konstruktion des Szenarios verwendet wurde, wird ebenso aufgelistet, wie verschiedene Begriffe innerhalb eines Glossars und richtig gut, ein Personenverzeichnis. Könnte dies bitte jeder Roman oder Krimi bekommen? Es erleichtert wirklich das Behalten des Überblicks ungemein.

Mit diesen Aspekten versehen liegt hier eine sehr spannende und schlüssige Erzählung vor, in der penibel darauf geachtet wurde, keine sichtbaren Logikfehler aufkommen zu lassen. Um dies so auszugestalten braucht es die für das Genre doch im Vergleich zu anderen Werken relativ hohe Seitenzahl. Keine Zeile ist überflüssig, jedes Wort ist notwendig und keines zu viel. Auch das trägt zur Spannung bei, wie auch zahlreiche Wendungen, die vor allem in der Zahl der den Handlungssträngen zu Opfer fallenden begründet liegen. Gefühlt zumindest stirbt ständig jemand. Ob das wirklich so ist, ist es wert, das selbst herauszufinden.

Stefan von der Lahr schafft es damit, die Lesenden in diese sehr eigentümliche Welt, in der nicht nur religiöse Interessen verfolgt werden, hinein zu ziehen. Fast meint man, die Abläufe hinter den Mauern des Vatikans sich genau so vorstellen zu können. Das ist dann auch irgendwie bezeichnend für die reale Instution. Den Weg der Auflösung des Falls und die Zusammenhänge zu ergründen, ist ungeheuer spannend, nicht nur für Fans der an solch besonderen Orten spielenden Geschichten, die natürlich für eine sehr eigene Atmosphäre sorgen.

Auch Lesende klassischer Krimis mit einem einnehmenden Ermittler-Duo im Vordergrund kommen auf ihre Kosten. Wer dazu noch schon Gelegenheit hatte, einmal die italienische Hauptstadt und den Vatikan selbst zu besuchen, für dem ist das entstehende Kopfkino perfekt. Ob man wohl mit diesem Krimi in der Tasche eingelassen werden würde?

Nochmal zu den Vorkenntnissen, weder religiöse noch zu den vorangegangenen Bänden muss man welche haben. Unklarheiten werden durch die Figuren selbst beseitigt. Die Lust, Buch 1 und 2 zu lesen, ergibt sich ohnehin durch die Lektüre. Und das muss ein dritter Band auch erst mal schaffen. Es lohnt sich sicherlich und es bleibt zu hoffen, dass mögliche Nachfolge-Bände genau so packend sein werden. Der Spurensuche Bariellos und Montebellos folgt man nämlich gern.

Autor:

Stefan von der Lahr ist promovierter Altertumswissenschaftler und arbeitet seit dreißig Jahren bei C. H. Beck.

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Alexander Bätz: Nero – Wahnsinn und Wirklichkeit

Inhalt:

Seit eh und je fasziniert der römische Kaiser Nero (37-68 n. Chr.) die Nachwelt: als Muttermörder und Brandstifter, als Christenverfolger und tyrannisch-exzentrischer Anti-Kaiser, der sich zum Künstler stilisiert. Doch was gibt die antike Überlieferung eigentlich an verbürgtem Wissen über Nero her?

Alexander Bätz entdeckt Nero neu, indem er sein Leben und seine politische Karriere in die täglichen Rituale der römischen Kaiserzeit einfügt. Durch eine Neulektüre der antiken Quellen treten Nebenfiguren aus dem römischen Alltag in ihren Berührungspunkten mit Nero hervor: Senatoren, die abhängig waren von ihrer Nähe zum Kaiser, einfache Bürger, die ihr tägliches Auskommen im Moloch Rom suchten, jungfräuliche Priesterinnen, prominente Intellektuelle, Soldaten, Sklaven und ehemalige Sklaven, die – etwa als Ammen oder Vorkoster – dem Kaiser so nah kamen wie kaum jemand sonst. (Klappentext)

Rezension:

Der Herrscher schaut von einer Anhöhe auf einen orangeroten Gluthaufen. Feuer frisst sich durch die Straßen und fordert unzählige Opfer. Nero selbst tut nichts, erfreut sich an den Anblick der brennenden Stadt. Das Zentrum des antiken Weltreichs liegt in Trümmern. Es ist vor allem dieses Bild, welches uns aus den Überlieferungen von der Herrschaft Neros geblieben ist, doch muss sie differenzierter betrachtet werden.

Nero, der als Person zum Inbegriff für Inkompetenz, Unberechenbarkeit und Willkür werden sollte, bis heute, war genau das, gleichzeitig eben nicht nur. Größere Krisen erschütterten seine Zeit erst gen Ende seines Lebens, vor allem in seiner Person begründet. Ansonsten erlebte das Weltreich eine Stabilisierungsphase und wirtschaftliche Blüte. Der Historiker und Wissenschaftsjournalist Alexander Bätz hat sich nun die antiken Quellen vorgenommen. Müssen wir unser Bild von Nero neu justieren?

Wer sich mit den Geschehnissen der Antike beschäftigt, kann sich mitunter nur auf wenige ausführliche Quellen berufen, die gegen zu prüfen schwerfällt. Vergleichendes Material ist über die Jahrtausende, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft vorhanden und so beginnt diese Biografie mit der Aufstellung und Bewertung dessen, worauf sich die darauf folgenden Ausführungen und Analysen stützen werden. Bei Nero sind es vor allem drei Quellen antiker Geschichtsschreiber, die Nero selbst altersmäßig kaum gekannt haben dürften und sich ihrerseits vor allem auf Nachbetrachtungen beschränken mussten. Was ist von dem Bild Neros, welches wir heute haben, was unweigerlich auf diese Texte zurückgehen muss, also zu halten?

Der Autor greift weit zurück. Stützt sich zunächst auf Rom und seine Gesellschaft, um dann in die Analyse von Familienstrukturen zu gehen, die der antike Herrscher später nachhaltig durcheinander wirbeln sollte, aber auch für sich zu nutzen wusste. Wie ist die Kaiserwerdung zu betrachten, welche Feinheiten müssen bei Neros Handeln betrachtet werden, wenn der Ausgangspunkt die vorherige Regentschaften Claudius’ und Caligulas gewesen sind?

Sehr nüchtern folgt die Analyse diesem Zeitstrahl, der schon bald erste Ausschläge zeigen sollte, aber auch, dass unser heutiges Bild höchst einseitig ist. Nero war durchaus erfolgreich, zeigt Alexander Bätz, verschreckte jedoch die römischen Eliten zu oft mit seinem Verhalten und seinen Reaktionen, als dass man dies unberücksichtigt lassen kann.

Die sehr detaillierte und ausführliche Biografie erfordert Konzentration ob der Vielzahl antiker Namen, doch werden Hintergründe sehr genau erläutert, so sie zum Verständnis auch Lesender beitragen, denen man nicht unbedingt geschichtliches Grundwissen attestieren kann. Dazu tragen die einzelnen Abschnitte bei, die in sich relativ kompakt formuliert sind und sich praktisch häppchenweise lesen lassen. Damit wird der Fließtext etwas aufgelockert, genau so wie durch zwei sich gut ergänzend einfügende Bildteile. Die Abschnitte fügen sich zusammen zu den Kapiteln, die ihrerseits sehr ausführlich einen kleineren Zeitabschnitt in Neros Leben und Herrschaft darstellen.

Dabei gelingt es Bätz das Bild Neros in seine Einzelteile zu zerlegen und, wo notwendig, zu korrigieren. Nero als Person und seine Zeit müssen differenziert betrachtet werden. Mord, Totschlag, Willkür und Unfähigkeit gehören dazu, aber eben nicht nur. In diesem Sinne ist das vorliegende Werk ein sehr wichtiger Bestandteil der modernen Betrachtung der antiken Welt und einer Person, die trotz dessen, dass sie von jedem nachfolgenden Herrscher verdammt wurde, in den Köpfen überdauerte. Wie auch Rom eben nicht vollständig niederbrannte.

Autor:

Alexander Bätz hat Alte Geschichte, Germanistik, Bibliotheks- und Informationswissenschaften in Würzburg, Padua und Berlin studiert. Nach seiner Promotion arbeitete er bei der Zeitung Die Zeit und ist seit 2016 als wissenschaftlicher Bibliothekar für Altertumswissenschaften an der Universität Konstanz tätig. Als freier Autor und Wissenschaftsjournalist schreibt er für verschiedene Zeitungen und Magazine.

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Irene Vallejo: Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern

Inhalt:

Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des römischen Reiches.

Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben. (Klappentext)

Rezension:

Bücher sollten noch lange nicht in der uns bekannten Form existieren, da schon machten längst Legenden die Runde durch die damals bekannte Welt, die sich wie der Plot eines spannenden Kriminalromans lesen. Agenten des Pharaos waren unterwegs um für die Bibliothek ihres Herrschers Schriftstücke zu sammeln, für die Ägypter teils mehr wert als Gold.

Da schon hatte das geschriebene Wort einen langen Weg hinter sich, der bis zu den ersten gebundenen Büchern dennoch langwierig anmuten sollte. Irene Vallejo erzählt sie, die Geschichten von Herrschern, die um die Macht des Wortes wussten, vom beschwerlichen Weg von Papyrus zu Papier und von der Strahlkraft erster Bibliotheken der Antike.

Wenn er durch Alexandria streifte, sah er unter der realen Stadt die abwesende Stadt pulsieren. Obwohl die Große Bibliothek verschwunden war, hingen ihr Echo, ihr Flüstern und Wispern weiter in der Luft.

Irene Vallejo: Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern

Die spanische Autorin und Literaturwissenschaftlerin Irene Vallejo reist mit uns in die Antike und erzählt von den Anfängen eines Gegenstandes, der sich unzählige Male gewandelt hat, heute gar als Hörbuch oder als elektronische Datei existiert und erst durch entsprechende Gerätschaften sichtbar gemacht werden muss.

Die Verbreitung des Lesens führte zu einem neuen Gleichgewicht der Sinne. Bisher hatte sich die Sprache ihren Weg durch die Ohren gebahnt, mit der Erfindung der Buchstaben aber wanderte ein Teil der Kommunikation zu den Augen ab.

Irene Vallejo: Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern

„Papyrus“ liest sich dabei nicht wie eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern wie ein Spannungsroman, zuweilen mit Krimi-Elementen. Wer liest, nimmt die Perspektive von erzählenden Philosophen ein, die um Worte rangen, und der Unveränderlichkeit dieser, waren sie einmal auf Papyrus oder Pergament festgehalten, misstrauten, von Herrschern im Größenwahn und vom Kampf der ersten Kopisten gegen den Verfall.

Von den meisten Werken gab es nur wenige Kopien, und dass ein bestimmter Text vollständig erlosch, war eine sehr reale Bedrohung. In der Antike konnte das letzte Exemplar eines Buchs jeden Augenblick aus einem Regal verschwinden, von Termiten zerfressen oder von der Feuchtigkeit unwiederbringlich beschädigt werden. Und während das Wasser oder die mahlenden Kiefer der Insekten ihre Arbeit taten, verstummte eine Stimme für immer.

Irene Vallejo: Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern

Vallejo legt dabei zum einen ihren Fokus auf hervorstechende Einzelpersonen, lässt jedoch auch tief ins Innere antiker Gesellschaften schauen, zeigt die Dramatik der ersten Zensur, aber auch warum das Buch an sich, in welcher Form auch immer, schon damals eine Erfolgsgeschichte gewesen ist. In kurzweiligen Kapiteln, die sich jeweils schwerpunktmäßig auf eine Biografie oder ein Ereignis konzentrieren, eröffnet die Autorin uns einige neue Blickwinkel auf die Anfänge und der Schicksale des Buches.

So lohnt es sich durchaus, auch dieses zu lesen.

Autorin:

Irene Vallejo wurde 1979 in Saragossa geboren und ist eine spanische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin. Zunächst studierte sie klassische Literatur in Saragossa und Florenz und promovierte anschließend. Sie spezialisierte sich dabei auf die Antike. Für Tageszeitungen und Zeitschriften schreibt sie Kolumnen, veröffentlichte 2011 ihren ersten Roman.

2020 gewann sie den Literaturpreis Premio Nacional de Ensavo, 2021 den Premio Aragon, die höchste Auszeichnung, die die Regionalregierung der autonomen Region Aragon vergibt. „Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist ihr erstes Sachbuch.

Die Rezension wurde auf Grundlage eines Rezensionsexemplares geschrieben, welches ausgewählte Kapitel enthielt, um Übersicht und Eindruck von der Art des Textes zu geben.

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Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

Inhalt:

Es ist ein einmaliges Ereignis für den vatikan und ganz Rom: die Verbindung der alten römischen adelsfamilien Sforza und Visconti durch eine prunkvolle Hochzeit in der Sixtinischen Kapelle. Doch plötzlich krümmt sich die Braut vor Schmerz, und auf ihrem strahlend weißen Hochzeitskleid erblühen große rote Flecke. Bevor irgendjemand eingreifen kann, bricht sie tot zusammen.

Der zuständige Ermittler des Vatikans, Commendatore Adami, ahnt, dass er allein in diesem außergewöhnlichen Fall nicht weiterkommt. In Rom kursiert schon länger der Name einer Patho-Psychologin, die bereits in einen Fall von Satanismus involviwert gewesen war: Clara Vidalis vom LKA Berlin … (Klappentext)

Reihenfolge der Bücher:

Veit Etzold: Clara Vidalis 1 – Final Cut

Veit Etzold: Clara Vidalis 2 – Seelenangst

Veit Etzold: Clara Vidalis 3 – Todeswächter

Veit Etzold: Clara Vidalis 4 – Der Todenzeichner

Veit Etzold: Clara Vidalis 5 – Tränenbringer

Veit Etzold: Clara Vidalis 6 – Schmerzmacher

Veit Etzold: Clara Vidalis 7 – Blutgott

Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

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Rezension:

Schon beim Lesen der ersten Zeilen des hier vorliegenden Thrillers möchte man an ein Eigenleben der Protagonisten glauben. Wie sonst ist dieser neue Fall von Clara Vidalis zu erklären, der nun aus der Feder Veit Etzolds vorliegt?

Vorab, die Geschehnisse sind im Klappentext zur Genüge beschrieben. Mehr muss man nicht verraten. Es sei jedoch festgestellt, dass man die vorangegangenen Bände der Reihe nicht gelesen haben muss, um der Geschichte, insbesondere den Hauptprotagonisten folgen zu können.

Der Autor hat die Einführung in seine Geschichten mittlerweile perfektioniert und legt auch hier wieder den Fokus auf die eigentliche Handlung, wenn auch Kenntnisse aus anderen Bänden zumindest Anspielungen erkennen lassen. Bemerkungen der Protagonisten in Bezug auf vergangene Fälle sind mit Sternchen-Verweis zu den anderen Werken der Reihe versehen.

Es ist ein moderner Thriller, der kompakt und vor allem in schnellen Erzähltempo kaum Atempausen lässt, nachdem die Geschichte ins Rollen gekommen ist. Dabei verfolgen wir mehrere zunächst unabhängige Handlungsstränge, die erst nach und nach ein Gesamtbild ergeben. Im Gegensatz zu manch anderen Werken, greifen diese schlüssig ineinander und auch Wendungen werden sinnvoll zu Ende geführt. Cliffhanger gibt es zahlreiche.

Das Leben war eine Hölle, die bis zum Tod ging.

Veit Etzold: Clara Vidalis 8 – Höllenkind

Besonders plastisch wird es für die jenigen, die den Vatikan und seine Gebäude, die sie umgebende Stadt Rom und vielleicht auch das ferne Florenz schon einmal mit eigenen Augen gesehen haben. Veit Etzold zieht mit seinen Beschreibungen die Lesenden förmlich in diese Szenarien. Die Protagonisten, nicht nur die Hauptfiguren sind wunderbar differenziert ausgestaltet und vielseitig.

Fast wirkt es, als würde man sich mit den Protagonisten im gleichen Raum befinden. Man fühlt das römische Kopfsteinpflaster, die Erhabenheit der römischen Villen in jeder einzelnen Zeile, sowie die menschlichen Tragödien ihrer Protagonisten, die der Autor so wunderbar in Szene setzt. Gekonnt im Wechsel von Handlungssträngen und Orten.

Mit einem überraschenden Twist, auf dem ich beim Lesen nicht im Leben gekommen wäre, setzt Etzold zudem den Grundstein für weitere Geschichten um Clara Vidalis, einer Reihe, die wohl nur dann beendet wird, wenn dem Autoren die Ideen ausgehen. Zumindest aktuell wirkt es nicht so, als ob dies der Fall wäre.

Autor:

Veit Etzold wurde 1973 in Bremen geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, zudem Hochschullehrer für marketing. Nach seiner Ausbildung studierte er Anglistik, Kunstgeschichte, Medienwissenschafen und General Management in Oldenburg, London und Barcelona. Im jahr 2005 promovierte er in Medienwissenschaften.

Neben Belletristik verfasst er Sachbücher in diesem Bereich. An der Hochschule Aalen unterrichtet er Storytelling, marketing und Positionierung. 2010 wurde sein erster Thriller veröffentlicht. Bei Bastei Lübbe und Droemer Knaur erfolgten weitere. Bekannt ist er für seine Reihe um die Berliner Kriminalkommissaren Clara Vidalis. Etzold lebt in Berlin.

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Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt

Auf einem Blatt die ganze Welt Book Cover
Auf einem Blatt die ganze Welt Thomas Reinertsen Berg dtv Erschienen am: 23.10.2020 Seiten: 351 ISBN: 978-3-423-28246-8 Übersetzung: Frank Zuber, Günther Frauenlob

Inhalt:

Von den geheimnisvollen Symbolen der Steinzeit bis zu Google Earth: Thomas Reinertsen Berg nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch die Geschichte der Landkarten. Etwa nach Antwerpen, dem Zentrum der Kartografie im 16. Jahrhundert, wo Abraham Ortelius 1570 den ersten modernen Atlas schuf.

Oder in die Arktis, wo Fridtjof Nansen während einer Expedition bislang unbekannte Gebiete kartierte. Er berichtet vom Versuch, den Meeresboden topografisch abzubilden, vom kampf um den Weltraum zwischen Amerikanern und Sowjets und von der Halbwertszeit digitaler Aufzeichnungen. Eine eindrückliche Erzählung über die menschliche Sehnsucht, den geografischen Raum zu erfassen und darzustellen. (Klappentext)

Rezension:

Der Erfolg des Menschen liegt in der Fähigkeit begründet, miteinander zu kommunizieren und sich zusammen zu schließen, jedoch auch mit anderen das Wissen um Nahrungsquellen, Gefahren oder Wasser zu teilen. Seit jeher spielte dabei die Verbildlichung, die Kartierung der Welt eine bedeutende Rolle, die bis heute anhält. Zunächst beschränkte sich die Visualisierung auf die unmittelbare Umgebung, die man auf Felswänden darstellte.

Von diesen ersten Karten bis zur Erweiterung des Radius’ durch die Satellitentechnologie war es jedoch ein langer, manchmal abenteuerlicher Weg. Thomas Reinertsen Berg wirft mit seinem Lesepublikum einen Blick in diesen Teil unserer Geschichte.

Nach intensiver Recherche nimmt der Autor uns mit auf eine erstaunliche Reise, die faszinierender kaums ein könnte. Das Interesse des Autoren für die Thematik überträgt sich Zeile für Zeile auf die Lesenden, die gleichsam in das abgebildete und erläuterte Kartenmaterial versinken.

Anhand diesem wird im Spannungsfeld zwischen Überblicks- und Detailwissen nach intensiver Recherche ein Horizont eröffnet, so wie es sein müsste, würde man als Mensch sämtliche Epochen unserer Geschichte selbst erleben.

Karten sind Weltbilder – Bilder der Welt. Alle Karten in diesem Buch repräsentieren verschiedene Blickwinkel auf unsere Welt, von den Spekulationen der Griechen bis zum religiösen Blick des Mittelalters, von der proto-wissnschaftlichen, objektivereren Kartierung der Renaissance bis zur enormen Datensammlung im digitalen Zeitalter. Gemeinsam ist allen, dass ihr Blick auf die Welt aufzeigt, was man zu ihrer Zeit wichtig fand und was damals möglich war.

Thomas Reinertsen Berg “Auf einem Blatt die ganze Welt”

Das ist kurzweilig beschrieben, zugleich spannend, spart Reinertsen Berg nicht am reichhaltigen Erzählen, wenn es um die großen Polarexpeditionen auf der Suche nach Seewegen geht oder aber auch, viel früher, um die Konkurrenzkämpfe der Kartografen und Drucker im Antwerpen des 16. Jahrhunderts.

Er zeigt, welchen Einfluss Menschen von Beginn auf die Kartierung, damit die Wahrnehmung der Welt nahmen, spart jedoch auch die Eindrücke nicht aus, denen die Kartografen von Ortelius bis Blaeu unterlagen, sowie, was dies bis heute mit uns macht und wohin sich unsere Wahrnehmung der Karten in Zukunft entwickeln wird.

Kleinteilig ist dies zuweilen, jedoch so vielschichtig, wie die Männer und Frauen, die den Horizont der Karten durch ihre Theorien, Forschungen und Expeditionen und manchmal durch schieres Glück erweiterten, so dass hiermit ein spannendes Stück Geschichte gesammelt vorliegt, in welcher es sich lohnt, einzutauchen.

Die Herausforderungen der Kartierer vergangener Zeiten waren andere als die unsrigen, doch um Möglichkeiten und Nutzen der Kartografie für die Problemstellungen unserer Welt zu begreifen, lohnt der Blick zurück. So ist dieses kurzweilige und informativ gut recherchierte Werk nur zu empfehlen.

Leseprobe: Hier klicken. (Quelle: dtv)

Autor:

Thomas Reinertsen Berg wurde 1971 geboren und ist ein norwegischer Journalist und Autor für Sachbücher. Er studierte Literaturwissenschaften, sowie nahöstliche und nordafrikanische Kultur. Im Jahr 2003 war er Mitbegründer der zeitschrift “Babylon – nordische Zeitschrift für Nahost-Studien”, der er noch immer als Redakteur angehört. Seit 2007 schreibt er Kolumnen für die norwegische Zeitung Morgenbladet. Sein Buch “Verdensteater” veröffentlichte er in seinem Heimatland 2017. Dafür erhielt er den Brage-Preis der Kategorie Sachbuch.

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Matthias Drobinski/Thomas Urban: Johannes Paul II.

Johannes Paul II. - Der Papst, der aus dem Osten kam  Book Cover
Johannes Paul II. – Der Papst, der aus dem Osten kam Matthias Drobinski/Thomas Urban C.H. Beck Erschienen am: 17.02.2020 Seiten: 336 ISBN: 978-3-406-74936-0

Inhalt:

Johannes Paul II. (1920-2005) war ein Jahrhundertpapst. Er begeisterte die Massen, und seine Besuche in Polen zeigten den Menschen im Ostblock: Es gibt eine Kraft, die stärker ist als der kommunistische Staatsapparat.

Doch so sehr Karol Wojtyla in seiner Heimat stets die Reformer in der Kirche unterstützt hatte – als Papst regierte er selbst autoritär, beschnitt die Unabhängigkeit der Ortskirchen und maßregelte Theologen. Matthias Drobinski und Thomas Urban erzählen keine Heiligengeschichte, sondern porträtieren eine faszinierende Persönlichkeit, die Revolutionär und Reaktionär in Einem war. (Klappentext)

Rezension:

Im Jahr 1978 begann eines der längsten Pontifikate der Geschichte. Karol Wojtyla, der sich fortan Johannes Paul II. nannte, wurde zum Papst gewählt und ließ die kommunistische Welt aufhorchen. Krisensitzungen im Moskauer Kreml und in Warschau folgten, hatte der Pole doch schon seit seiner Priesterweihe nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder für Aufmerksamkeit und Schwierigkeiten bei den Machthabern gesorgt.

Auch als Papst blieb er Hoffnungsträger für Hunderttausende. Doch, der Mann, der aus dem Osten kam, blieb sich treu und für viele auch hoch umstritten. Die kirchliche Ökomene förderte er, doch gegen Missbrauch in der Kirche unternahm er nichts, auch seine Einstellung gegenüber Frauen, Verhütung und Sexualität waren konservativ. Zu konservativ für eine sich im Umbruch befindliche Welt. Doch, wer war Karol Wojtyla eigentlich? Der Mann, der die katholische Kirche ins neue Jahrtausend führen sollte.

Beitrag aus der Dokumentation “100 Jahre – Der Countdown”, 1981 – Schüsse auf den Papst.

Die Journalisten und Autoren Thomas Urban und Matthias Drobinski zeichnen das vielschichtige Porträt eines Menschen, der zuweilen so widersprüchlich ist, wie die Institution, der er sein Leben verschrieb. Auf relativ wenigen Seiten wird das längste Pontifikat seit mehreren Jahrhunderten dargestellt, aber auch der Weg dorthin minutiös aufgezeichnet.

Welche Wegsteine markierten die Biografie eines Mannes, der Geschichte schreiben und selbst eine solche werden sollte? Wie entwickelte Wojtyla, später als Papst Johannes Paul II., seine Ansichten und woran lag es, dass der einst so progressive Pfarrer, Bischof und Kardinal mit dem Alter immer konservativer wurde?

Beschrieben wird nicht nur der Lebensweg und die Schwierigkeiten der kirchlichen und politischen Auseinandersetzungen, denen sich der “Reisepapst” ausgesetzt war, sondern immer wieder auch Momente, die Geschichte schrieben. Das Attentat auf den Papst gehört ebenso dazu, wie auch die Unterstützungen der Streikenden auf der Lenin-Werft in Danzig, um Lech Walensa, Beginn des schleichenden Zusammenbruchs der kommunistischen Regime im Osten.

Ungeschönt wird das Bild wiedergegeben, welches sich schon zu Lebzeiten formte, auch die Debatte um die Stellung der Frau in der Kirche, die neuen Schwung aufnahm und in derer der Papst auch viele Gläubige enttäuschte, wird dargestellt.

Intensive Recherchearbeit in Archiven, die Sichtung von Interviews und Berichten gingen der Arbeit voran, in derer die Autoren darstellen, welchen Einfluss Papst Johannes II., der sich der Ökomene verschrieben sah und für den Frieden in der welt kämpfte, doch so voller Widersprüche war, auf die Kirche nahm. Sie zeigen, wie der Mann, der über ein Vierteljahrhundert lang, das Schicksal der Katholiken bestimmte, die Kirche über sein pontifikat hinaus bestimmte und welches Erbe er seinen Nachfolgern hinterlies.

Abgesehen von manchen Längen, die wohl alle Biographien aufweisen, ist diese hier leicht zu lesen, ist doch die Zeit, in der Karol Wojtyla voller hochspannender Ereignisse und Wendungen. Die Autoren zeichnen ungeschönt ein facettenreiches Bild mit all seinen Widersprüchen in handlichen Kapiteln.

Nachvollziehbar auch für die jenigen, die das Weltbild des Johannes Paul II. jetzt nicht vertretetn. Urban und Drobinski zeigen, welche Zeichen das Oberhaupt der Katholiken in die Welt sendete und was davon bleibt. Im Guten, wie auch im Schlechten.

Der erste Medienpapst der Geschichte, der den Vatikan in kleinen Schritten veränderte und doch manche, vielleicht zu hoch an die Institution gestellten, Erwartungen enttäuschte, im Spiegel der Zeitgeschichte und an dessen Leben nicht nur die Katholiken bis zuletzt Anteil nahmen. Wie bewerten wir heute den Polen Karol Wojtyla und sein Pontifikat als Papst Joannes Paul II.?

Die Autoren mit dem Versuch einer sehr vielschichtigen Darstellung.

Autoren:

Matthias Drobinsi wurde 1964 geboren und ist ein deutscher Journalist und Autor. Nach dem Abitur studierte er Geschichte, katholische Theologie und Germanistik in Gießen und Mainz, begann danach eine journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg. 1993 begann er als redakteur für die Zeitung Publik-Forum, später für Die Woche zu arbeiten, auch recherchierte er für mehrere öffentliche Rundfunk- und Fernsehsender.

Seit 1997 arbeitet er für die Süddeutsche Zeitung als innenpolitischer Redakteur und ist dort für Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständig-

Thomas Urban wurde 1954 geboren, ist ebenfalls Journalist und Autor, studierte Romanistik, Slavistik und osteuropäische Geschichte. Nach mehreren Stationen arbeitete er zunächst beim Bundessprachenamt.

Nach einem besuch der Henri-Nannen-Schule war er für verschiedene Presseagenturen tätig, später wechselte er zur Süddeutschen Zeitung, wo er als Osteuropa-Korrespondent tätig wurde, sowohl aus Warschau und Moskau berichtete, als auch vom Abchasien- oder dem ersten Tschetchenienkrieg. 2012 übernahm er das Korrespondentenbüro in Madrid.

Beide sind Verfasser mehrerer Sachbücher.

Matthias Drobinski/Thomas Urban: Johannes Paul II. Read More »

Alberto Angela: Ein Tag im Alten Rom

Ein Tag im Alten Rom Book Cover
Ein Tag im Alten Rom Autor: Alberto Angela Sachbuch Goldmann Verlag Taschenbuch Seiten: 413 ISBN: 978-3-442-15638-2

Die Welt der Antike hautnah erleben!

Was ist ein Obolus? Wie wickelt man eine Toga? Wie teuer ist ein Sklave? Und wie fühlt es sich an, den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden? Alberto Angela lässt uns einen Tag lang am bunten Treiben im antiken Rom teilnehmen:

Wir werfen einen Blick in prächtige Patrizierhäuser, dampfende Kochtöpfe und venusgefällige Schlafzimmer, erleben blutige Gladiatorenkämpfe im Kolosseum und nächtliche Festgelage am Ufer des Tibers. Mit allen Sinnen tauchen wir ein in die Alltagswelt und das Lebensgefühl der Alten Römer. Das ist Geschichte, wie sie lebendiger nicht sein könnte! (Klappentext)

Rezension:

Tausende Touristen erkunden heutzutage das, was vom einstigen Mittelpunkt der antiken Welt und von einem der ersten Imperien der Geschichte übrig geblieben ist. besonders in dessen ehemaligen Zentrum sind noch zahlreiche Überreste zu bestaunen, die einen kleinen Einblick über die ehemaligen Größe des antiken Roms geben.

Doch, die Ruinen auf den Palatin, den Kaiserforen oder das Colloseum sind durch die Jahrhunderte stark in Mitleidenschaft gezogen worden, und so ist es schwer vorstellbar, wie es war, das Leben im Rom der Antike.

Der italienische Paläontologe Alberto Angela nimmt seine Leser wieder gekonnt mit auf eine einmalige Zeitreise und lässt uns einen Tag im Leben eines römischen Bürgers nachvollziehen, der im Jahr 115 n. Chr., zur Zeit Trajans lebte. Von kurz vor Sonnenauf- bis nach Sonnenuntergang streifen wir durch die Gassen des Mittelpunktes der römischen Welt und erleben den Alltag aus vielen Blickwinkeln heraus.

Wir beobachten Sklaven, die eine Villa nach einem Festgelage am frühen Morgen säubern und sehen den domus und der domina beim Ankleiden zu. Detailliert schilder der Autor, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten der Alltag in damaliger und heutiger Zeit aufweisen und begibt sich mit uns in Tempeln, in die Gladiatorenarena oder den römischen Thermen.

Akribisch werden Fragen geklärt, kurzweilig anhand von tatsächlichen Funden, wie Inschriften und Mosaiken, konstruiert, was tatsächlich passiert sein könnte. Welche gesellschaftlichen Schichten gab es im Rom der Antike?

Vor welchen problemen sahen sich Stadtherren und Politik schon damals gestellt und warum waren Toilettengänge ein Gemeinschaftserlebnis? Was spielten oder lernten römische Kinder und was landete neben Flamingo und Siebenschläfer sonst noch in den Kochtöpfen?

Erstaunen wird man darüber, was es früher schon gab und welche Lösungen die Römer für Probleme aller Art hatten, aber auch, wenn man vergleicht, wie weit die Entwicklung, ob gesellschaftlicher oder technischer Natur seitdem vorangeschritten ist. Ohne Vorkenntnisse kann man Alberto Angela gut durch die kurzweiligen Kapitel folgen, der manchmal ausschweifend erzählt, jedoch durchweg zu begeistern und interessieren vermag.

Es ist dabei kein wissenschaftliches Buch, sondern ein Werk, welches ein Thema der breiten Masse näher bringt, jedoch auf nachweisbaren Funden im Staube Roms beruht. Erlebbarer Geschichtsunterricht, der begeistert. Wer Rom aus seinen Besuchen heraus kennt, wird vieles erkennen. Wer noch nicht in der Ewigen Stadt gewesen ist, wird spätestens jetzt den wunsch verspüren, die antiken Stätten besichtigen zu können.

Die Zeitreise ist in übersichtliche Kapitel, anhand von Uhrzeiten, gegliedert. Ein Tagesablauf eben. Dazwischen immer wieder wieder Einschübe, die einen grundsätzlichen Überblick über bestimmte Fragen geben und so erklären, was z.B. ein Sesterz wert gewesen ist oder was die ersten “Wolkenkratzer” Roms gewesen sind.

So verwoben bringt der Autor eine sehr komplexe Thematik verständlich näher, auch wenn es sich nur um einen ganz gewöhnlichen Tag im Antiken Rom und dessen Blütezeit handelt. Lebendiger geht Geschichte kaum.

Autor:

Alberto Angela wurde 1962 in Paris geboren, studierte nach dem Abitur in Frankreich und in Italien Naturwissenschaften, bevor er sich weiter auf Paläontologie und Paläoanthropogie spezialisierte. Er arbeitete an verschiedenen Orten der Welt an Ausgrabungen und Forschungen und veröffentlichte mehrere in Fachkreisen anerkannte Aufsätze.

Als Wissenschaftsjournalist arbeitete er für Fernsehsender und veröffentlichte mehrere Sachbücher über die menschliche Entwicklungsgeschichte und das Alte Rom. Er ist Mitglied des Instituts für Menschliche Paläontologie in Rom.

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Reisebericht Rom – Die ewige Stadt

Städtereisen möchte Keiner aus meiner Familie mit mir unternehmen. Auch aus meinen Bekanntenkreis findet sich niemand, der sich dazu bereit erklärt, so etwas mit mir zu machen. Das liegt daran, weil ich Städtetrips für gewöhnlich ausdehne und auch viel anschauen möchte.

Zwar sitze ich auch gerne mal in einem Cafe, aber eben nicht nur. Irgendwo kriege ich einen Rappel und muss mir mindestens zwei sehenswürdigkeiten am Tag oder ein Museum ganz ausführlich anschauen. Da hat schon so mancher Mitreisender kapituliert, also mache ich das alleine. Für alle Beteiligten, auch für mich entspannter.

Los ging es am Samstag-Morgen und ich bin natürlich, wie immer zu früh am Flughafen gewesen. Als Touristiker sowie so tagtäglich mit Notfällen und allerlei Kuriositäten konfrontiert, weiß ich halt, was passieren kann, aber es hat alles geklappt. Einchecken, Kofferabgabe, der Flug war sehr ruhig. Was will man mehr? In Rom angekommen, erst einmal orientieren und das Gepäck holen.

Mit den Leonardo-Express, netter Schnellzug, ging es dann zum Hauptbahnhof Termini mitten ins Zentrum Roms. Beim Zugkartenkauf ein kleiner Schreck, der Automat wollte meine Kreditkarte nicht haben. Am Schalter ging’s jedoch. Die Fahrt selbst dauerte nicht mehr als eine halbe Stunde. Zwei Straßen von Termini entfernt lag dann auch mein Hotel.

Das Haus, wo das Hotel einquartiert war, beheimatete mehrere Hotels, pro Etage eines und insgesamt waren es drei. Wie sich ein paar Zimmer als Hotel rentieren, ist mir schleierhaft, aber für’s Übernachten reichte es. Immerhin war das Zimmer sauber.

In den Fahrstuhl im Treppenhaus habe ich mich allerdings nicht getraut. Das schien einer aus der Zeit gewesen zu sein, als die Dinger erfunden wurden. So eine Art Korb oder Käfig. Da mein Zimmer in der zweiten Etage lag, habe ich dort immer die Treppe genommen.

Als erstes bin ich zum Monument Vittorio Emanuele II. gelaufen, dieser große monolithische Klotz, den die Einheimischen “Hochzeitstorte” nennen und einfach nur pompös ist. Wenn man durch das gebäude durchläuft und die Fahrstuhlfahrt nach ganz oben bezahlt, hat man von dort aber eine herrliche und beeindruckende Aussicht über Rom. Die kann ich jeden nur empfehlen.

Nach einem kleinen Trattoria-Besuch in der Gegend bin ich dann zum Colosseum gelaufen und habe ein paar Nachtbilder gemacht. Es war schon dunkel. Eis gegessen, und irgendwie sollte das so mein abendliches Rom-Ritual werden. Man gönnt sich ja sonst nichts.

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Auch das oben beschriebene Monument ist bei Nacht übrigens sehr beeindruckend, wie wohl alle sehenswürdigkeiten Roms, zumal sich dort an der Piazza venezia und in der Gegend um Forum Romanum und Colosseum die straßenkünstler tummeln. Da kann man schon eine Weile verbringen.

Am nächsten Tag habe ich zwei Reiseführer-Rundgänge mitgemacht, die mich einmal zu verschiedenen Mosaiken und vielen Kirchen geführt haben, u.a. der Lateranskirche, der noch immer der Bischof von Rom, also der Papst vorsteht und dann den Bernini-Spaziergang, der mich zu verschiedenen Brunnen geführt hat, die ja irgendwie das Markenzeichen Berninis sind und das Stadtbild wesentlich prägen.

Mein nicht funktionierender Orientierungssinn, fehlerhafte Stadtpläne und unzureichende Beschilderungen der Straßen führten im Übrigen dazu, dass ich mich heillos verlaufen habe. Mehrmals. Und wenn ich dabei schöne Plätze und Wege gefunden habe, kann ich euch nicht mehr sagen, wie man dahin kommt und wo das genau war. Ich bin foh, dass ich wieder auf bestimmte Wegpunkte zurückgefunden habe, die mir dann etwas Orientierung ermöglichten.

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Dabei habe ich aber die spanische Treppe entdeckt, das Pantheon und den Bernini-Brunnen, in den man doch bitte eine Münze werfen sollte, um vielleicht einmal wieder nach Rom zurückzukehren. Ist mir nicht gelungen, bei den Menschenmassen das auch nur ansatzweise zu versuchen. Ich kam einfach nicht an den Brunnen nah genug heran. Wohl Pech gehabt. Aber, ich habe dort in der Nähe gut gegessen.

Nicht direkt dort, das sind zumeist Touristenfallen, aber ein zwei Seitenstraßen weiter. Und wieder einmal Eis. In der Nähe des Pantheons befindet sich übrigens eine Gelatoria, die derer 150 Sorten verkauft. Googlet das mal. Das ist toll anzusehen und schmeckt im Übrigen auch.

Am nächsten Tag ging es dann in den Vatikan. Ich hatte mein Ticket vorreserviert, empfehle das auch jeden anderen reisenden. Die Schlange der Ticketlosen war schon um neun Uhr einmal so lang, dass ich das Ende nicht mehr sehen konnte und ich stand in der Reihe daneben und kam dank Ticket innerhalb einer halben Stunde in das Vatikanische Museum, was aus mehreren Bereichen besteht, rein.

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Tipp, nehmt euch ein oder zwei Sammlungen des Museum vor und dafür Zeit, alles schafft man nicht anzuschauen, da es einfach so viel zu sehen gibt. Man wird zwar überall durchgeschleußt, aber irgendwo ist ja auch die Aufnahmefähigkeit begrenzt.

Die Ägyptische und die Griechische Sammlung haben mich am meisten beeindruckt, sowie die Galeria della Geografiche, ein lang gestreckter Saal, deren Decken mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte verziert sind, sowie an den seitenwenden detailliert gemalte Karten der einzelnen Regionen Italiens aus den Mittelalter dargestellt sind. Schön gestaltete alte Landkarten, so etwas begeistert mich und davon habe ich mir dann auch ein Kunstbuch gekauft.

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Danach bin ich noch auf die benachbarte Engelsburg gegangen und auch das ist sehr sehenswert. Wer dort einmal ist, sollte sich diese Sehenswürdigkeit, alleine schon wegen des Ausblickes über den Tiber und die Umgebung und den Kontrast in der Architektur wegen, nicht entgehen lassen.

Der nächste Morgen begann sehr früh, ich wollte nämlich noch auf die Kuppel des Petersdoms, wofür man sich extra anstellen muss. In den Petersdom kommt man ja so rein, aber ohne Bargeld eben nicht auf die Kuppel und ich hatte am Vortag keines mehr. Aber ich war ja dann am nächsten tag dort, habe die Variante für Faule genutzt, die Hälfte des Weges per fahrstuhl, dann nochmal einige Treppenstufen. Die letzten Meter sind sehr abenteuerlich.

Die Wände des aufganges werden immer schräger, bald läuft man selbst schräg und sehr beengt, zuletzt dient ein festes Tau als Geländer. Aber der ausblick von Oben in den Petersdom hinein und schließlich über den Petersdom und Rom ist spektakulär und dafür lohnt sich das. Höhen- und Platzangst sind allerdings nicht zu empfehlen.

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Danach ging es nach Trastevere und dort habe ich praktisch den ganzen restlichen Tag verbracht. Das war auch so ein im Reiseführer beschriebener Rundgang, der das zeigte, was heute die Stadt als traditionelles Trastevere verkauft. Für fotos allemal sehr schön, aber man weiß halt nicht, was für Touristen extra so gemacht wurde und was tatsächlich wirklich ist.

Findet ob der Touristenströme dort überhaupt noch echtes römisches Leben statt? An manchen Straßenecken hatte ich da so meine Zweifel. Übrigens, dort wie auch woanders in rom beim essen aufpassen. Die Pasta hat überall geschmeckt, das Eis auch, aber von drei Pizzen waren zwei einfach ekelhaft.

Nächster Morgen, neue Kraft in den Füßen. Man läuft da echt Kilometer, die man zu Hause nicht macht, ging es in die Innereien des antiken Roms. Ich habe das Forum Romanum, der Kapitolshügel und das Colosseum besucht. Und praktisch jeden Stein, vermute ich, aus jeden Winkel fotografiert.

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Ich mag ja so etwas. Hier sieht man das, was in den Geschichtsbüchern beschrieben wird und kann sich die Triumpfzüge nach siegreichen Schlachten, die Gladiatorenkämpfe und überhaupt das römische Leben in der Antike richtig gut vorstellen.

Man sieht, was damals schon möglich war zu bauen und kann auch den einen oder anderen Archäologen bei der Arbeit beobachten. Gegraben wird da nämlich noch immer. Danach bin ich wieder über die Piazza Venezia durch die Gassen gegangen und habe am Plazza del Teatro die beste Eisdiele meines Rom-Besuches entdeckt. Wer sich also dahin verirrt, die haben sehr schönes Apfel-Zimt-Eis.

Im Folgenden wollte ich auch noch die Villa Borghese besichtigen. Diese beherbergt eine Vielzahl von Skulpturen und auch die Parkanlage soll wunderschön sein. ich hatte dazu sogar eine Führung gebucht, alleine der römische Berufsverkehr hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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Ich kam erst in die fünfte U-Bahn der Linie, die ich nehmen musste und dann ist es ja noch ein ganzes Stück zu Fuß. auf die Idee, mit den Bus von Termini bis praktisch direkt davor zu fahren, bin ich leider nicht gekommen und so war ich viel zu spät da. Und das, bei nur zwei möglichen Besichtigungsterminen pro Tag, der am Nachmittag war auch schon ausgebucht. Damit der weite Weg, wirklich weit, nicht umsonst gewesen ist, bin ich dafür dann in den benachbarten städtischen Zoo gegangen.

Man vergleicht ja ganz gerne. Ist ein hübsches Glände, das alles, etwas klein und die Tierwelt auf ein paar wenige Exoten beschränkt, aber die haltungsbedingungen sind ordentlich, wenn auch ich das besser kenne und natürlich durch meinen Heimatzoo Leipzig entsprechend verwöhnt bin. Aber, wie geschrieben, ich wollte ja den Tag trotzdem vernünftig verbringen.

Nach den Zoo-Besuch bin ich dann noch zurückgeschlendert, bis zur Spanischen Treppe, von dort aus durch zahlreiche Gassen. Eigentlich bin ich nicht der Typ für’s einfach so Schlendern und sich Treiben lassen, ich plane und wehe es geht etwas schief. Aber da und dort gibt es hübsche Trattorien und das eine oder andere Eis macht auch so manchen Fehlversuch wett.

Am nächsten Tag schließlich die Kapitolinischen Museen und die waren schon toll. Dort steht u.a. auch die Statue von der Romulus und Remus’ säugenden Wolfin und noch weitere Skulpturen, die wir alle aus Geschichtsbüchern und Dokumentationen kennen. Ein Besuch lohnt sich also, doch ich habe so gegen Ende meines Urlaubes dann doch meine begrenzte Aufnahmefähigkeit bemerkt.

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Die Katakomben z.B. am nächsten Tag habe ich ausgelassen und bin stattdessen weiter durch die Gassen gestromert, noch einmal zum Pantheon. Irgendwie fasziniert mich dieses Gebäude, zur Spanischen Treppe und noch mal dies und das von Außen besichtigt, in einige Kirchen hineingegangen, nachdem ich die vollendete Diskriminierung erlebt habe. Muss wahrscheinlich auch sein, aber ich wollte doch nur Klamotten kaufen, hatte einen Laden meiner eigentlichen Lieblingsmarke entdeckt.

Nein, der Verkäufwer verkauft nur an “Italien persons”, dann bin ich halt einfach gegangen und kaufe das Zeug halt in heimischen läden. Da versteht man mich wenigstens.

Insgesamt bin ich nicht ganz so überzeugt von Rom, wie vielleicht einige andere. Klar, dies und das und jenes sollte man gesehen haben, aber das war’s dann auch schon. Ich möchte, so es sich ergibt, natürlich nochmal zu den antiken Stätten, in den vatikan und auf die Kuppel hinauf, aber das muss nicht mehr in Rahmen eines solchen Tripps erfolgen.

Mich interessieren jetzt andere Städte mehr. Von Italien vielleicht Neapel mit Vesuv, Pompeij und Herkulaneum, wobei man das auch an einem verlängerten Wochenende erledigen könnte. Oder Venedig, wo man einfach mal das Treiben zwischen den Kanälen beobachten kann oder vielleicht Mailand, wobei ich über diese Stadt noch so gar nichts weiß. Nächstes Jahr soll es aber in eine andere Himmelsrichtung gehen. Wohin, steht noch nicht fest.

Souvenirs:
– Harry Potter 1 auf Italienisch (ich Sammler halt)
– Kunstbuch über die Galleria Carte della Geografiche
– Limoncello und Lakritzlikör, die beide den Flug heil überstanden haben

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Uderzo, Albert/Goscinny, Rene: Asterix – Die Gesamtausgabe 5

Asterix - Die Gesamtausgabe 5 Book Cover
Asterix – Die Gesamtausgabe 5 Comic Egmont Ehapa Hardcover Seiten: 176 ISBN: 978-3-7704-3784-9

Inhalt:
Moralestix, ein gallischer Stammeshäuptling bittet Majestix einen Kessel voller Münzen im Dorf vor den Steuereintreibern Cäsars zu verstecken. Kurz darauf wird der Kessel samt Inhalt gestohlen und Asterix aus den Dorf verbannt. Fortan versuchen Asterix und Obelix den Kessel wieder mit Geld zu befühlen, doch das ist leichter gedacht als getan.

Der Sohn eines spanischen Häuptlings wird von den Römern als geisel genommen und nach Gallien entführt, die dies mitbekommen und den Jungen befreien. Fortan besteht die Mission darin, den kleinen stolzen und launischen Jungen zurück zu seinem Dorf zu bringen, was sich als nicht ganz einfach herausstellt.

Die Stärke der unbeugsamen Gallier liegt in ihrer Einigkeit, folglich versuchen die Römer nun Zwietracht unter den Dorfbewohnern zu sähen, was auch gelingt. Fortan ist die Dorfgemeinschaft gespalten und in großer Gefahr. Die Römer sehen den günstigen Moment, um anzugreifen.

Einordnung:
Die Gesamtausgabe Nr. 5 enthält die Geschichten “Asterix und der Kupferkessel”, “Asterix in Spanien” und “Streit um Asterix”. Insgesant gibt es 14 Gesamtausgaben mit jeweils 3 Geschichten.

Rezension:
Wie hier schon mehrfach geschehen, wird auch dieses Mal eine Gesamtausgabe der Asterix-Comics, des Egmont Ehapa Verlages besprochen. Und zwar nicht, weil sich nur die Einzelbände der Geschichten von Uderzo und Goscinny nicht lohnen würden, sondern weil die in blauen Leder gebundenen Ausgaben eine besondere Würdigung des Zeichner- und Autorenduos sind.

Dieses Mal ist der fünfte Band an der Reihe, es ist aber nicht wirklich wichtig, wann man welche Geschichte der gallischen Krieger sich zu Gemüte führt. Man kommt auch so in die Handlung und in die Figurenkonstellation hinein, zumal das Grundschema immer gleich bleibt.

Asterix und sein Freund, der Hinkelsteinlieferant Obelix, werden ein um das andere Mal in ein Abenteuer verwickelt, was sie quer durch die damals bekannte und, manchmal sogar, noch unbekannte Welt treibt, schlagen Römer, Wildschweine und Piraten in die Flucht. Und am Ende gewinnt wieder einmal David gegen Goliath.

In der Reihenfolge gelesen, offenbaren sich jedoch bei genaueren Hinsehen Details, die im weiteren Verlauf eine Rolle spielen. In einem Band wird z.B. Idefix eingeführt, in „Asterix in Spanien“, bekommt erstmals Automatix Contra. In Form eines Fischhändlers. Spitzfindigkeiten, auf die noch einmal näher eingegangen wird, wenn man diese besonderen Ausgaben besitzt.

Auch hier wird wieder en detail erklärt, welche Anspielungen die Erfinder unserer gallischen Superhelden eingebaut und somit einen vergnüglichen Geschichtsunterricht gleichsam zur Gesellschaftsparodie wohlgemerkt, die Zeit der Entstehung der Comics) gemacht haben. Wieder einmal in hohem Maße gelungen, wenn etwa der Wohnwagentourismus eine Erfindung der antiken Reisenden ist oder das Sprichwort „die Luft anhalten, bis man platzt“ eine besondere Bedeutung erfährt.

Zeitreisende mögen also auch hier, in den Geschichten selbst, und auf Seiten mit unzähligen Zusatzinformation zur Entstehungsgeschichte der enthaltenen Comics, Gefallen an den unbeugsamen Galliern finden, die Dank Zaubertrank, Glück und Ideenreichtum auch hier wieder dafür sorgen werden, dass einem nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Unbedingte Empfehlung.

Autoren:
Rene Goscinny wurde 1926 in Paris geboren und war ein französischer Comicautor. Er schuf zusammen mit dem Zeichner Alber Uderzo u.a. die Comics der unbeugsamen Gallier Asterix und Obelix (ab 1959), für die er internationale Bekanntheit erlangte. Ab 1955 textete er außerdem die von Morris gezeichneten Comics “Lucky Luke”. Als Autor wurde er für seine von Sempe illustrierten Geschichten über den “Kleinen Nick” bekannt.

Albert Uderzo wurde 1927 in Fismes bei Reims in Frankreich geboren und ist Zeichner und Mit-Autor der bekannten Comic-Serie “Asterix”. Er wuchs als Sohn italienischer Einwanderer auf, die 1934 die französische Staatsbürgerschaft erhielten. Inspiriert von Wat Disney eignete er sich teils autodidaktisch das Handwerkzeug des Comic-Zeichnens an. Er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche und arbeitet teilweise mit nummerierten Farbtönen. Die Comic-Serie “Asterix erschien zunächst in der Zeitschrift “Pilote”, später dann in einem eigenen Verlag. Seit dem Tod Goscinnys1977 produzierte Uderzo die Asterix-Abenteuer alleine, unter Zuhilfenahme eines Teams von Zeichnern seines eigenen Unternehmens.

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