Jugendbuch

Birge Tetzner: Fred bei den Wikingern

Inhalt:
Irgendwo an einem Fjord in Dänemark lebte vor vielen, vielen Jahren der Wikingerjunge Ivar. Der Tag, an dem Fred zu ihm kommt, ist für Ivar ein trauriger Tag: Odin hat seinen Vater nach Walhall geholt – und das Dorf hat keinen Anführer mehr. Ivar muss ein schweres Erbe eintreten.

Wie soll er jemals ein so großer Krieger werden, wie sein Vater es war? Fred wird Ivar ein treuer Freund. Doch als der streitsüchtige Jarl Eirik sich rüstet, Ivars Dorf anzugreifen, brauchen die beiden schnell einen guten Plan. Fast ein Jahr bleibt Fred bei den Wikingern. Er hört die nordischen Sagas von Odin, Thor und Loki. Er lernt den Bootsbauer Harald kennen und erfährt von ihm, wie die Wikinger ihre schnellen Langschiffe bauten. Er trifft den grimmigen Knut (den er lieber nicht getroffen hätte) und die Seherin Thorbjörk. Bevor ein Jahr vergangen ist, warnt sie ihn, muss er die Wikinger wieder verlassen haben. Sonst wird es ihm nicht mehr gelingen. (Klappentext)

Rezension:
Nach Dänemark soll es gehen, doch als Freds Opa seinem Enkel mit auf die Reise nimmt, reist dieser gleich viel weiter. Ins Wasser, durch die Zeit gefallen, taucht der Junge in der Welt der Wikinger wieder auf, wo er doch eigentlich nur einen Ausflug auf einem nachgebauten Wikingerschiff unternehmen wollte. Ivar, dem Sohn des im Kampf gefallenen Stammesführers zum Geschenk gemacht, freundet dieser sich mit ihm an, als die Dorfgemeinschaft vor einer entscheidenden Auseinandersetzung steht. Nicht nur für Fred, der so das Leben und die Sagen der Wikinger kennenlernt, wird diese zu einer großen Herausforderung werden.

Buchtrailer zu „Fred bei den Wikingern“, von Birge Tetzner. (Quelle: Youtube ultramar media)

Das neu überarbeite Kinderbuch von Birge Tetzner entführt seine jungen Lesenden wieder einmal in ein spannendes Reiseabenteuer durch die Geschichte. Dabei ist diese vieles. Abenteuergeschichte, eine Erzählung über Freundschaft, Mut, Vertrauen und Gemeinschaft, zugleich jedoch auch Wissensvermittlung, wie sie spannender nicht sein könnte, ohne erhobenen Zeigefinger.

„Fred bei den Wikingern“ wirkt dabei auf mehreren Ebenen. Da wäre zunächst einmal die Geschichte selbst, die nicht nur mit den wunderbaren kräftigen Illustrationen von Karl Uhlenbrock aufwarten kann, sondern Protagonisten folgen lässt, die man sich sehr gut vor dem inneren Auge vorstellen kann. Mit den beiden Hauptfiguren, die man einfach nur gerne haben mag, kann sich die Zielgruppe wunderbar identifizieren. Junge Lesende dürften sich ernst genommen fühlen.

Ernste Fragestellungen, manchmal fast philosophische, werden hier auf Augenhöhe verhandelt und doch leicht verständlich vermittelt. Diesen müssen sich Fred und sein neuer Freund Ivar stellen, wie auch den erwachsenen Protagonisten, die ihrerseits mit Ecken und Kanten versehen sind und den fremden Jungen nach und nach in die Gemeinschaft aufnehmen und ihre Welt erklären. Passend zu den einzelnen Kapiteln wechselt das Erzähltempo. Man kann sich das gut als Hörspiel (was auch existiert) vorstellen. Eine sehr lebendige Sprache lässt sowohl Protagonisten und Landschaftsbilder vor dem inneren Auge entstehen.

Man fiebert mit Fred und den Wikingern mit. Werden diese den gefürchteten Jarl Eirik besiegen? Und wird Fred einen Weg finden, wieder in seine Welt zu gelangen? Letztere Frage schwingt immer mit, gleichzeitig möchte man jedoch mehr über die Welt der Wikinger erfahren. Auch das funktioniert sehr gut mit der Lektüre. Immer wieder gibt es an den Seitenrändern gut aufbereitete Wissenstexte, die verständlich formuliert sind. Autorin und Illustrator merkt man dabei viel Liebe zur Recherche und zum Detail an. Das beginnt mit der beinahe exakten Darstellung des Wikingerschiffmuseums Roskilde, bis hin zu den unterstützenden Informationstexten, die, als wäre das nicht schon genug, auch noch durch ein umfangreiches Glossar anhängt, welches ebenfalls kindgerecht aufbereitet ist.

Als spannende Abenteuergeschichte, Wissensvermittlung oder einfach nur zum Vorlesen, in die Illustrationen versinkend funktioniert „Fred bei den Wikingern“, dessen Hauptprotagonist in anderen Werken schon in die Eiszeit oder ins alte Rom hinein gereist ist, auch über die Zielgruppe hinaus. Und das ist einfach wunderbar.

Hier gehts zum Wikingerschiffsmuseum Roskilde: Hier klicken.

Autorin:
Birge Tetzner ist Kunsthistorikerin, Autorin und Sprecherin. Sie spricht Reportagen, erstellt Interviews und verfasst Nachrichten, ist Autorin für Museen, Ausstellungen und Kinder(hörbüchern. Im Verlag ultramar media erscheinen von ihr Bücher und Hörbücher für Kinder.

Illustrationen:
Karl Uhlenbrock ist Illustrator und Designer für Kinderbücher, Museen und Unternehmen.

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Rick Riordan: Percy Jackson 5 – Die letzte Göttin

Einordnung in der Reihe:

Inhalt:

Jetzt ist Percy gefragt: Sein Todfeind Kronos holt zum letzten Schlag aus und marschiert auf den Olymp zu, mitten ins Herz von New York. Dabei sind doch die olympischen Götter alle ausgezogen, um gegen das wiedererstandene Monster Typhon zu kämpfen! Und zu allem Unglück haben Percys Freunde einen Spion in den eigenen Reihen … (Klappentext)

Rezension:

Es ist noch nicht so lange her, da war Band 5 der Reihe um Halbgott Percy Jackson, den Sohn des Poseidon, der Abschluss einer Reihe und ihr Schöpfer Rick Riordan hatte sich längst diversen Spin-Offs gewidmet, inzwischen aber gibt es einen sechsten Band, der bereits ins Deutsche übersetzt wurde und auch ein siebter dürfte folgen, um die Hauptreihe zu ergänzen.

Im Englischen gibt es ihn schon. Aufgrund des zeitlichen Abstands der Erscheinungstermine zum fünften, können alle nachfolgenden Bände jedoch als Ergänzung betrachtet werden. Ein würdiger Abschluss des Hauptstrangs bietet der fünfte Teil der Jugendbuchreihe in jedem Fall.

Und der beginnt, sich mitten hinein ins Chaos stürzend. Eigentlich wollte Percy mit seiner Mutter und deren neuen Freund einige Tage Ferien genießen, doch für seinen Geschmack ist die Ruhe viel zu schnell vorbei. Mehrere Konfrontationen mit Kronos sind nicht einmal wenig, doch nicht nur dadurch beginnt der sonst allmächtige Olymp Verfallserscheinungen zu zeigen.

Percy und seine Freunde steuern auf die größtmögliche Konfrontation zu, derer sie sich bewusst sind, dass sie entweder zu ihrer Rettung oder ihrem entgültigen Untergang führen wird. Dies passiert sehr schnell. Wieder fliegen wir dank Ambrosia und unglaublich hohem Erzähltempo durch die einzelnen Kapitel, in denen sich spannungsgeladene und witzige Szenen einander abwechseln.

Bis zum Schluss hat Rick Riordan eine Figurendynamik gehalten, die vielleicht nicht eine gewisse Vorhersehbarkeit des Endes verhindern kann, aber man da gerne mitgeht. Warum man schon damals nicht an eine Serie gedacht hat, weiß Hermes persönlich. Die Buchreihe bietet sich gerade dafür magisch an.

Der Autor schafft es hier alle seit dem ersten Band begonnenen Handlungsstränge zusammen zu führen und zu einem sinnvollen Ende ohne Sprünge und erzählerische Lücken zu verknüpfen. Zwar verschwimmen nach dem Ende, welches an diverse Schlussszenen amerikanischer Katastrophenfilme erinnert, nur eben auf das jugendliche Lesepublikum heruntergebrochen, die einzelnen Kapitel zu einem undefinierbaren Ganzen, welches sich nicht wirklich mehr entwirren lässt.

Trotzdem bleibt letztlich eine positive Grundstimmung zurück. Die Figuren sind da bis zuletzt durch die Bank weg nicht perfekt und haben, selbst der Hauptprotagonist, ihre Ecken und Kanten, was nicht nur „Die letzte Göttin“ ungemein sympathisch macht.

Ob die nachgereichten Folgebände diesen Stil halten und nahtlos daran anschließen können, trotz des zeitlichen Abstandes, wird entscheiden, ob sie eine sinnvolle Ergänzung nur sind oder die Hauptreihe komplettieren. Bis dato darf jedoch dieser hier als gelungener Abschluss gelten.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie.

Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt „Kreatives Schreiben“, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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Rick Riordan: Percy Jackson 4 – Die Schlacht um das Labyrinth

Inhalt:

Die Armee des Kronos wird immer stärker! Auch Camp Half-Blood ist nun nicht mehr vor ihr sicher, denn Percy entdeckt mitten im Camp einen Ausgang des magischen Labyrinths. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Kronos und seine Verbündeten den Weg dorthin finden! Das müssen Percy und seine Freunde verhindern, koste es, was es wolle. (Klappentext)

Einordnung in der Reihe:

Rezension:

Der Olymp ist in Aufruhr. Kronos, der gefangene Herrscher der Titanen, der verräterische Halbgott Luke und eine Armee aus wütenden Halbgöttern und Monstern rüsten sich zum Kampf, so dass es nicht verwunderlich ist, dass auch im Camp Halfblood nichts mehr so ist, wie es mal war, als Percy nach viel zu kurzen Ferien wieder zurückkommt. Hier rüstet man sich zum Kampf und auch sonst hat sich viel verändert.

Annabeth und Clarisse sind plötzlich Freunde und auch der neue Schwertkampftrainer mitsamt Höllenhund als Haustier wird vom Sohn des Poseidon kritisch betrachtet. Als dann Percy und Annabeth einen Eingang zum Labyrinth des sagenumwobenen König Minos mitten im Camp und damit eine Sicherheitslücke im Verteidigungssystem finden, ist klar, dass ihnen nur einer helfen kann. gegen Kronos und seine Getreuen zu bestehen.

Doch um den Erfinder des Labyrinths Dädalus aufzuspüren, müssen sie dort hinabsteigen und gegen die Fallen und Illusionen in den Gängen ankämpfen. Doch auch Kronos ist währenddessen nicht untätig.

Kurz vor dem ersten großen Finale, des inzwischen auf weitere Parallelreihen angewachsenen Welt um Sagen und Mythen und Götterwelten angewachsenen Bücheruniversums von Kinder- und Jugendbuchautor Rick Riordan beginnt „Die Schlacht um das Labyrinth“ mit einem packenden Einstieg auf ein neues Abenteuer von Percy Jackson zuzusteuern. Nahtlos schließt das Jugendbuch an die vorherigen Bände an, wobei Autor und Übersetzerin das Kunststück gelungen ist, Formulierungen zu schaffen, die auch nach längerer Lesepause zwischen den Bänden einen leichten Einstieg ermöglichen. Schnell gewinnt man wieder einen Überblick über die Charaktere, von denen gleich mehrere neue zu Beginn eingeführt werden.

In rasanter Tonalität wird die Geschichte mit dicht getakteten Kapiteln erzählt, deren Sprünge zwischen Sagen- und wirklicher Welt ebenso vielschichtig, wie auch die Handlungsorte beschrieben werden, in denen sich die Protagonisten immer wieder Herausforderungen stellen müssen.

Dabei sind die Szenarien deutlich düsterer als in den vorangegangenen Bänden, auch wenn der Spannungsbogen zumindest für die Lesenden immer im richtigen Moment durch Formulierungen unterbrochen wird, die zum Schmunzeln und Lachen einladen. Dieses Kunststück beherrscht der Autor, zudem hat auch die Hauptfigur noch mehr Schattierungen bekommen.

Mehr noch als zuvor zweifelt Percy, doch für ihn als auch die Lesenden füllen sich mit der Lektüre, zwar noch nicht vollständig, Lücken. Das gilt auch für den Schreibstil, welcher ein Worldbuilding unterstützt, das in sich schlüssig ist. Zudem macht es unglaublich Spaß so mit griechischer Mythologie in Berührung zu kommen. Die „echten“ Gestalten dieser werden in einem Glossar im Anschluss erklärt.

Mit Luke und Percy haben wir wieder zwei gegensätzliche Charaktere, die mit zunehmender Seitenzahl auf eine Konfrontation zusteuern. Der Autor traut seinen jungen Publikum hier durchaus etwas zu, was positiv anzumerken ist. Auch wenn so Grautöne herausgearbeitet werden, sind die Seiten durchaus klar, sowie die Botschaft, ohne Freunde kommt man nicht oder nur schwer zum Ziel. Nur gemeinsam ist man stark und kann bestehen.

Die Erzählung folgt konsequent die Sicht des Hauptprotagonisten, es sei denn eine Randfigur bringt durch einen Monolog oder längeren Wortwechsel einen neuen handlungstreibenden Aspekt mit hinein. Hierbei sind Riordan keine unlogischen Sprünge entstanden, aber tolle Twists und so mancher Cliffhänger zwischen den Kapiteln. Die allein sind vielleicht für Viellesende nicht unbedingt mit Überraschungen verbunden, aber dürften das junge Zielpublikum bei Laune halten und begeistern. Auch die Beschreibungen der einzelnen Handlungsorte ergänzen die Geschichte gut. An mancher Stelle ist das fast cineastisch.

„Die Schlacht um das Labyrinth“ ist ein vielseitiges und fantasievolles Werk innerhalb der Reihe und hebt sich von so manchen Versuch anderer Schreibender ab, die beinahe krampfhaft versuchen, ein Finale herbeizuführen. Dagegen ist dies eine Geschichte, an die man gerne zurückdenkt, wobei es auch innerhalb der davor liegenden Abenteuer Percy Jacksons keinen wirklich nach unten abfallenden Band gibt. Alleine das würde Hades schon zu verhindern wissen.

Rick Riordan zieht mit seinen Schreibtisch einem förmlich in die Geschichte hinein, wobei auch klar ist, dass das Schema von der Kapitelgestaltung an inzwischen eingeübt ist. Ob man sich nach längerer Zeit noch detailliert an den genauen Ablauf der Ereignisse in diesem Band erinnert? Eher nicht. Wenn der Nachfolger aber von gleicher Qualität ist, wird man trotzdem wieder nahtlos in die Erzählung einfinden können.

Die Jugendbuchreihe, die sich ein wenig von der klassischen Internatsliteratur abhebt und doch einige der dort vorkommenden Elemente gekonnt für sich nutzt, ist grandios für die Zielgruppe und auch darüber hinaus gut zu lesen.

Ohne, dass man jetzt großartig Kenntnisse von griechischer Mythologie haben müsste. Rick Riordan hat diese didaktisch wieder schön eingearbeitet. Die Probleme von ganz normalen Jugendlichen, wie Percy auch einer ist, scheinen hier durch, schwächer als dies Joanne K. Rowling einst eingeführt hat, aber bei weitem fließender.

Ein Wachsen mit dem Protagonisten ist hier vielleicht dadurch noch besser möglich. Spannend wäre noch zu wissen, wie dieser Band dann innerhalb der zusätzlichen Welten wirkt, die der Autor inzwischen um seine Hauptreihe drum herum geschrieben hat. Die Lust jedenfalls, das herauszufinden, vergeht auch mit diesem Band nicht.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie.

Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt „Kreatives Schreiben“, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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Limor Regev: Der Junge von Block 66

Inhalt:

1944 wird der 13-jährige Moshe Kessler mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. An der Rampe in Birkenau von seiner Familie getrennt, ist er von nun an auf sich allein gestellt. Er entgeht den Tod in den Gaskammern, überlebt monatelange Zwangsarbeit und die Todesmärsche im eisigen Winter, bevor er im Konzentrationslager Buchenwald ankommt. Doch auch dort kann er nur dank der Kühnheit und Entschlossenheit der Untergrundorganisation, der es es gelang, vor Eintreffen der US-Truppen mit gestohlenen Waffen die Wachmannschaft des Lagers zu überwältigen und gefangenzunehmen, im Kinderblock 66 den sicheren Tod zu entkommen.

Dr. Limor Regev hat den anschaulichen Bericht Moshe Kesslers festgehalten und so der Nachwelt ein Zeugnis über den Triumph eines ungebrochenen Lebenswillens vermittelt. (Klappentext)

Rezension:

Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt. Fast 14 Jahre alt ist Moshe Kessler als er in Zeiten der Unmenschlichkeit und des Terrors zusammen mit anderen unter Aufsicht von Antonin Kalina kommt, der zusammen mit anderen KZ-Häftlingen mit den Mut zur Verzweiflung unzähligen Kindern und Jugendlichen das Leben rettete, ausgerechnet im Konzentrationslager Buchenwald, einer der letzten Stationen des Leidenwegs. Zuvor hatte der Junge bereits Todesmarsch und Auschwitz überlebt.

Dies ist die Geschichte eines ungarischen Jungen, dessen Erinnerungen im hohen Alter aufflackern, bei der Bar Mizwa seines jüngsten Enkels, der umgeben ist von seiner ihn lebenden Familie. Moshe Kesslers Bar Mizwa fand dagegen zu einem Zeitpunkt statt, als das Donnergrollen kaum noch zu überhören war und längst einige Familienleben gefordert hatte. Nach Jahrzehnten erinnert und beschreibt Kessler die Geschichte seiner Kindheit und Jugend, die man ihn und unzähligen anderen raubte. Dieses Stück biografischer Erinnerung liegt hier mit „Der Junge von Block 66“ übersetzt vor.

Solche Stücke Erinnerung bilden einen wichtigen Zweig innerhalb der Bücher gegen das Vergessen, als Mahnmal vor allem, wenn sie ohne erhobenen Zeigefinger, sondern nur durch ihre Schilderungen wirken. Diese sind eindrücklich. In klarer, eindeutigiger Sprache schildert die Autorin die Erlebnisse des Kindes, welcher ihr diese Geschichte sehr viel später anvertrauen wird. Dabei wird deutlich, wie sehr Sekunden der Entscheidung über Leben und Tod bestimmen konnten und dass es selbst in unmenschlichen Orten gerade so viel Menschlichkeit gegeben hat, die einigen wenigen geholfen hat, Schreckliches zu überstehen.

In kompakten Kapiteln fügen sich die einzelnen Stationen des Leidensweges zu einem Band zusammen, welches bis ins Mark erschüttert, ergänzt durch ein anschauliches Personenregister, ein Begriffsglossar, welches vor allem dann hilfreich ist, wenn man lesend nicht mit Begrifflich- und Gegebenheiten des jüdischen Glaubens im Einzelnen vertraut ist, sowie einen Fototeil. So eignet sich die Lektüre für Geschichtsinteressierte, aber auch für Jugendliche, zumindest wenn man einige Fußnoten überliest.

Diese wurden zum besseren Verständnis durch die Herausgeberin angefügt, wirken an manchen Stellen wertend und relativierend. Hannah Arendt wird da z. B. als „allgemein etwas überschätzt“ bezeichnet. Solche und andere Meinungen kann man ja durchaus haben, doch gehören sie nicht in den biografischen Bericht eines anderen hinein. Ob der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung über 90-jährige Moshe Kessler um diese Kommentare weiß, sie teilt, die von der Herausgeberin und Übersetzerin stammen, bleibt zwangsweise offen.

Wenn gleich andere Informationen, die in den Fußnoten erscheinen, akribisch recherchiert und behutsam ergänzt worden sind, und es erst einmal überhaupt bemerkenswert ist, einen solchen Bericht für die Nachwelt erhalten zu dürfen, können einen solche Schnitzer eines eigentlich lesenswerten Berichts verhageln. Es bleibt hier also die Empfehlung, den Bericht zu lesen und die Fußnoten einer Überprüfung zu unterziehen. Alles was Augenzeuge und Autorin jedoch zusammengetragen haben, ist es aber wert, gesehen zu werden.

Autorin:

Limor Regev wirkt an der Hebrew University of Jerusalem im Institut für Internationale Beziehungen und hat zuvor über die Auswirkungen des territorialen Rückzugs in Israel geforscht. Ihre weiteren Forschungsarbeiten befassen sich mit territorialen Austritten, Konfliktlösung, internationaler Mediation und israelischer Bedrohungswahrnehmung.

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Osama Okamura: Die Stadt für alle

Inhalt:

Warum leben immer mehr Menschen auf der Welt in Städten? Und warum gibt es gleichzeitig Städte, die schrumpfen? Und was sagen abgesenkte Bordsteine über das Verhältnis von Autos und Fußgängern? Fragen, die uns alle etwas angehen. In diesem Handbuch für angehende Stadtplanerinnen und Stadtplaner erfahren wir, wie Städte funktionieren, was gutes Leben in ihnen ausmacht und welche Probleme dem entgegenstehen. Die Stadt ist ein globales Phänomen. Sie ist Begegnungsort und hat seit jeher für Innovationen und Veränderung gesorgt, Menschen zusammengebracht und Potenziale freigesetzt.

Auch jetzt verändert sich unsere Stadt rasant, und wir stehen vor Herausforderungen, von denen viele nicht einmal etwas mitbekommen haben. Höchste Zeit, sich mit der Stadt zu beschäftigen! (Klappentext)

Rezension:

Noch gar nicht lange ist es her, da kippte die Waage endgültig zu Gunsten der Städte. Immer mehr Menschen leben in diesen Orten, deren Wesen darin besteht, auf Vernetzung ausgelegt zu sein, bestimmt vom steten Austausch von Waren oder Dienstleistungen, ein Wechsel, der die Innovationskraft fördert und zugleich Segen und Fluch bedeutet.

Diese Strahlkraft ist kein modernes Phänomen, wie ein Blick in die Geschichte der Urbanisierung, Verstädterungsprozesse, zeigt und hat jene, die mit ihr leben, seit jeher vor Herausforderungen gestellt, derer sich Städte ständig stellen müssen.

So vielseitig wie die Stadt selbst, so vorausschauend muss gerade heute Stadtplanung sein. Der Architekt Osamu Okamura erklärt in seinem hier vorliegenden Sachbuch niederschwellig, wie dies funktionieren kann und mit welchen Herausforderungen verbunden ist.

In Zusammenarbeit mit den Künstlern David Böhm und Jiri Franta ist dabei ein großformatiges Coffee Table Book entstanden, welches wie eine Stadt selbst auf den ersten Blick chaotisch wirkt, jedoch die Lesenden in seinem Bann zieht. Fotos von in Pappe auferstandenen städtischen Szenarien veranschaulichen die einzelnen Themen, auch ein Spiel von Schrift und Karikatur zieht sich wie ein roter Faden durch die einzelnen Themen, die gleichsam einzelner Gebäude zusammen ein großes Ganzes, eben die Stadt ergeben.

So wird mit viel Liebe für Details nahegebracht, was anderenfalls nur graue Theorie, schwer verdaulich bleiben würde, ohne den Ernst der Thematik zur Karikatur verkommen oder wichtige Punkte außen vor zu lassen. Durchaus für alle Altersgruppen geeignet, werden hier Denkanstöße geliefert. Welche Aspekte machen eine Stadt lebenswert? Wie nutzen wir künftig historische Bausubstanz? Wie priorisieren wir Verkehr? Wie machen wir den Lebensraum Stadt für alle zugängig und durchlässig?

Dies sind nur einige Fragen, die der Autor beinahe in Was-ist-was-Manier klärt und zueinander in Zusammenhang stellt, dazu einlädt, sich einzubringen und einen anderen Blickwinkel auf die eigene Stadt einzunehmen? Hinterher ist aber auch das Verstehen möglich, warum Städte vor gewissen Herausforderungen stehen, auf die es keine einfachen oder eindeutigen Antworten gibt, auch dies ist eine Stärke des vorliegenden sehr besonderen Sachbuchs.

Kritik nur, dass eine durchaus sehr westliche Perspektive eingenommen wird, andere außenvor bleiben. Die aufbereitete Theorie im Großen und Ganzen ist allgemeingültig. Trotzdem, gerade in diesem Themenbereich hat man diese Art von aufbereiteten Sachbuch eher selten, welches wie ein gewachsener Organismus wirkt, so wie es die Stadt auch ist. Nicht nur deshalb wünscht man diesem Werk viele Lesenden. Auch weil es eben grafisch sich von anderen abhebt.

Auch das ist ja durchaus, im übertragenen Sinne, eine Gemeinsamkeit mit so einigen Städten.

Autor:

Osama Okamura wurde 1973 geboren und ist Architekt und Dekan an der Fakultät für Kunst und Architektur der Universität Libreck. Von 2015 an arbeitete er im Ausschuss für die Entwicklung von Urbanismus, Architektur und öffentlichen Räumen der Stadt Prag, bevor er Kurator des Projekts „Shared Cities: Creative Momentum“ wurde, welches sich mit dem Teilen innerhalb der Städte beschäftigte.

Danach arbeitete er als Programmdirektor eines Festivals über lebenswertere Städte und war zudem Chefredakteur einer Architekturzeitschrift. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Selbst ist er Nominator für den Mies van der Rohe Award, dem Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur.

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Eloy Moreno: Unsichtbar

Inhalt:

Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, unsichtbar zu sein? Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, es nicht mehr zu sein?

Das Problem ist, dass ich diese Kraft nie richtig im Griff hatte: Ausgerechnet dann, wenn ich schrecklich gern unsichtbar sein wollte, haben mich manchmal jede Menge Leute gesehen. Wenn ich dagegen von allen gesehen werden wollte, war meinem Körper nach Verschwinden zumute.

Emotional, berührend, anders … Der spanische Bestsellerautor Eloy Moreno erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte eines Jungen, die jedem von uns auch hätte passieren können. (Klappentext)

Rezension:

Nicht nur ein Jugendbuch liegt mit „Unsichtbar“ vor, der Text des spanischen Schriftstellers Eloy Moreno, tatsächlich ist es eine Geschichte, wie sie uns allen passieren könnte, in der einen oder anderen Form, unabhängig von Alter oder Ausgangspunkt. Der Autor erzählt vom Endpunkt an und schaut in mehreren Perspektiven zurück auf die Anfänge eines durchschnittlichen Jungen, der zunächst nicht ahnt, schon bald Zielscheibe des Klassenmobbers zu sein.

Angriffsfläche bietet der namenlose Erzähler nur wenig, ein einfaches Wort reicht, um eine Spirale der Gewalt in Gang zu setzen, die sich zunächst in kaum bemerkenswerten Nadelstichen äußert, bis es irgendwann in die große Katastrophe mündet, an deren Endpunkt der Protagonist und seine Umgebung zurückschauen.

„Warum lässt du es dir wegnehmen?“, […] fragten mich manche meiner Mitschüler.
Warum helft ihr mir nicht?, dachte ich.

Eloy Moreno: Unsichtbar

Diese Perspektivwechsel, schon die Umkehrung des Erzählstranges machen die Lektüre zu etwas besonders Eindrücklichen und schaffen eine Atmosphäre, derer man sich nicht entziehen kann, sorgen jedoch auch dafür, dass man sich für einen kurzen Moment zunächst einfinden muss, um die einzelnen Figuren klar auseinanderhalten zu können. Dabei hilft, die Hauptfigur wird im Gegensatz zu den anderen Protagonisten nie namentlich benannt, selbst als alle ihn, sein Leid sehen, oder dessen Finalität, bleibt er in gewisser Weise unsichtbar, während er selbst um so klarer sieht.

Eloy Moreno schafft es durch eine die Taktung kompakter Kapitel eine Dynamik und ein schnelles Erzähltempo zu erreichen, welches unterstreicht, wie schnell man sich in eine Position hineingezogen sieht, aus derer man ohne Hilfe nicht mehr herausfinden vermag.

„Was für eine Geschichte erzählst du mir heute?“, fragt ihn seine Schwester, während sie sich an seine Brust kuschelt. „Die von einem Jungen, den niemand lieb hatte“, antwortet er mit flackernden Augen. Er denkt, wenn das Licht aus ist, wird sie seine Tränen nicht bemerken. „Niemand hatte ihn lieb?“ „Nein, Luna, niemand hatte ihn lieb …“

Eloy Moreno: Unsichtbar

Die Ungeheuerlichkeit wird dadurch verstärkt, dass auch die Dilemma der Umgebung beleuchtet wird, die nicht sehen möchte aber genug begreift, um selbst einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen, dabei das Opfer den Mobbenden jedoch zum Fraß vorzuwerfen. Aber auch dieser Perspektive schafft es der Autor eine Form zu geben, wie es zuletzt nur Raquel J. Palacio in den Zusatzbüchern zu „Wunder“ gelungen ist, einen ebenfalls in diese Kerbe hineinschlagenden Roman.

Der erzählte Zeitraum ist unbestimmt, jedoch kann es sich um kaum mehr als ein paar Monate handeln. So viel wird zumindest deutlich. Die auf den Punkt gehaltene Tonalität gibt den Figuren Konturen und viele Grautöne, die aufzeigen, dass eben nicht nur der Mobbende allein sich schuldig macht und das Opfer selbst nie schuldig ist.

Der Spiegel ist der einzige Zeuge der Ereignisse; der Einzige, der nicht lügt, der sich nicht verstellt, der ihm die Wirklichkeit zeigt, auch wenn sie weh tut […]

Eloy Moreno: Unsichtbar

Das macht es so leicht, sich in den Protagonisten und seine Umgebung hineinzuversetzen, egal ob wir selbst einmal Opfer, in welcher Form auch immer, waren oder beteiligt gewesen sind, als Mobbende oder Mitlaufende, die eine Eskalation nicht verhindert haben. Das, unterstreicht Moreno, ohne erhobenen Zeigefinger, ist mindestens genau so schlimm und macht etwas mit der Gefühlswelt eines Lesenden, wenn man der Sogwirkung dieser Erzählung erlegen ist.

Die Umkehrung der Erzählung und die Perspektivwechsel, vor allem die der Hauptfigur, die sich in eine Traumwelt flüchten muss, um irgendwie zu überleben, ist zwar in ihrer Art und Weise selten, gerade im Jugendbuchbereich, doch in sich schlüssig. Logikfehler und fehl wirkende Brüche gibt es da nicht. Zu viel kennt man an solchen Geschichten, die man nicht müde werden darf zu erzählen.

„Aber ich tauge doch zu nichts“, flüstert er ihr zu, „ich bin doch nur im Weg, alle lachen über mich, ich verstehe nicht, wozu ich überhaupt auf der Welt bin …“

Eloy Moreno: Unsichtbar

Jeder Prozentpunkt, schon gemobbter Kinder und Jugendlicher, die zum Äußersten greifen, da sie unsichtbar ob ihrer Situation bleiben, ist einfach zu hoch. Wir, so die Botschaft von Moreno, sehen viel zu häufig weg, wo ein Hinsehen und Handeln erforderlich wäre, selbst wenn wir eindeutige Zeichen bemerken. Dieser Rahmen wird in Form von Tipps nach Ende der Geschichte nochmals aufgegriffen. Eine Pflichtlektüre für alle sollte „Unsichtbar“ sein.

Auch ohne eigene ähnlich geartete Geschichte entfaltet der Text bei Lesenden seine Wirkung, doch ist die Ebene nochmals eine andere, hat man selbst ähnliches erlebt, wie der Protagonist, der für andere bis zur Eskalation unsichtbar bleibt.

Die Wucht der Erzählung ist dann um so stärker. Bis zu einem gewissen Punkt war auch der Schreiber dieser Rezension (und ich schreibe von mir in der dritten Person, da es mir hier so leichter fällt) dieser Junge, der ähnlich drangsaliert wurde, dessen Weg jedoch eine andere Abzweigung genommen hat. Der zeitliche Abstand zur eigenen Situation hat jedoch auch dazu beigetragen, dass die Lektüre nicht gänzlich aus der Bahn werfend wirkt.

Es verging noch ein Tag, an dem sie mir nichts taten, und noch einer … aber ab dem dritten ging alles wieder los. Beim Reinkommen ins Klassenzimmer bekam ich ein Bein gestellt und fiel hin, zum Gelächter oder Schweigen der anderen – beides tat gleich weh.

Eloy Moreno: Unsichtbar

Aber auch sonst kann man sich das alles bildlich vorstellen. Viele Worte benötigt der Autor nicht, um dies zu schaffen. Moreno weiß, wo Beschreibungen der Geschichte zu Gute kommen, wo Auslassungen ein Kopfkino und nachdenkliche Momente schaffen. Man möchte die Umgebung des Protagonisten anschreien, aufrütteln.

Der Roman wird sowohl in Spanien als auch sonst als Jugendbuch gelabelt, ist es jedoch wert, unabhängig davon, alleine der Thematik wegen, von allen gelesen zu werden. Moreno hat mit „Unsichtbar“ nicht nur eine Erzählung geschaffen, die zur Pflichtlektüre in Klassenzimmern werden sollte, sondern eine All-Time-Geschichte, die unter die Haut geht. Und dort bleibt.

Das ist so, weil jeder solch eine Situation kennt, eben da zu allen Zeiten jeder irgendwo wunde Punkte hat oder Angriffsflächen bietet, die zur Zielscheibe werden können. Moreno macht ebenso deutlich, dass, wo keine sind, eben welche herbei erfunden werden und auch dadurch Mobbing-Situationen hervorgerufen werden können.

Da wird ihr klar, dass man nichts Besonderes tun muss, um ein Monster zu sein, dass es manchmal schon reicht, überhaupt nichts zu tun.

Eloy Moreno: Unsichtbar

Eine große Stärke, dieses Textes, der nicht alleine Lese-Highlight ist, sondern ein Aufruf, zu handeln. Der Protagonist ist ungefähr 13 oder vielleicht 14 Jahre alt, eine Lektüreempfehlung kann man, so denke ich bereits schon ab 12 Jahren oder noch eher geben. Dazu ist die Thematik einfach viel zu wichtig und immer noch zu selten im Fokus der Öffentlichkeit.

Eloy Moreno hat mit „Unsichtbar“ ein Jugendbuch geschaffen, welches über diese Genregrenze hinaus funktioniert, auch über Landesgrenze. Mobbing ist ja leider universell. Diese Erzählung mit etwas anderem als der Höchstwertung zu versehen, grenzt an Blasphemie. Es wäre zudem wünschenswert, wenn noch weitere Werke dieses Autoren ins Deutsche übersetzt werden würden. Gleichwohl ist es natürlich schwer, dies noch zu toppen.

Autor:

Eloy Moreno wurde 1976 geboren und arbeitete zunächst als Informatiker, bevor er begann Bücher zu schreiben. Sein erstes Werk erschien im Selbstverlag, danach veröffentlichte er weitere Bücher, die in Spanien allesamt zum Bestseller avancierten. Er wurde mehrfach ausgezeichnet. „Unsichtbar“ ist sein erster ins Deutsche übersetzte Roman.

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Patric J. Kaaf: Lucian Mason 1 – Und der Splitter des Schicksals

Zuordnung in der Reihe:

Patric J. Kaaf: Lucian Mason 1 – Und der Splitter des Schicksals

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Inhalt:

Lucian Mason ist ein ganz normaler Junge aus New York. Doch ein Geheimnis umwittert hin; Er ist ein Magier, der von seinen Eltern in die Menschenwelt geschickt wurde, um ihn zu beschützen. Als er von seiner wahren Herkunft erfährt, beginnt für ihn eine fantastische Reise nach Moridan, die größte und geheimnisvollste Zauberschule aller Welten.

Dort muss er sich nur dem Unterricht, fiesen Lehrern und elitären Mitschülern stellen, sondern auch spannende Abenteuer bestehen. Denn es erscheint ein geheimnisvolles Licht, das alle Welten ins Chaos stürzen kann. Der gefürchtetste aller dunklen Magier steht kurz davor, von seinen Anhängern in unsere Welt zurückgebracht zu werden. (Klappentext)

Rezension:
Liebevoll umsorgt lebt der zwölfjährige Lucian Mason bei seiner Tante, die eine kleine Bar in New York betreibt und mit dem wenigen Geld ihren Neffen den Besuch einer Privatschule ermöglicht. Der Junge, der sich dort vor allem gegenüber seinen elitären Mitschülern schwer tut, hat seine Eltern nie kennengelernt, bis er nach einem Vorfall von der Welt erfährt, aus der seine Familie stammt.

Und auch er soll fortan die Magie dahinter kennenlernen und das Internat Moridan besuchen, eine geheimnisvolle Zauberschule. Für Lucian und seine neuen Freunde ein großes Abenteuer, nicht ahnend, welche Gefahr auf sie zukommt. Eine, die alles verändern könnte.

Nach Tradition der englischen Internatsliteratur und angesichts des großen Vorbilds haben sich bereits einige Schreibende daran versucht, das bekannte Szenario sich zu eigen zu mache. Oftmals kommt dabei jedoch nicht mehr als ein Abklatsch heraus, deren Qualität durchaus breit gefächert wirkt, zumeist nicht einmal über das Niveau einer Fanfiction hinauskommt.

Mit „Lucian Mason und der Splitter des Schicksals“ haben wir einen gelungenen Versuch, der in Elementen einen Wiedererkennungswert hat, jedoch genug Eigenständigkeit und Potenzial für Kommendes bietet, dass sich die Lektüre dieser Jugendfantasy unbedingt lohnt.

Für einen Auftaktband sehr ausführlich, hat Patric J. Kaaf eine spannungsgeladene Vorgeschichte der eigentlichen Handlung vorangestellt, in der die Lesenden zunächst die Chance bekommen, den titelgebenden Hauptcharakter kennenzulernen. Der Autor lässt sich Zeit, schon zu Beginn, was der Ausgestaltung des Protagonisten gut tut. Schon hier sind Unterschiede zum offensichtlichen Vorbild sichtbar, was sich über die gesamte Lektüre zeigt. Lucian ist von Beginn an vielschichtig.

Ein intelligenter, wissbegieriger und sensibler Junge, der für Abenteuer zu haben ist, dem aber im nächsten Moment auch Gefühle übermannen können. „Harry Potter“ wirkt dagegen gerade zu Beginn vergleichsweise ungelenk, auch verweigert Kaaf zunächst eine eindeutige Tendenz, wobei es natürlich klar formulierte Gegensätze gibt, auch unter sich gegenseitig wohlgesinnten Charakteren, die wir lesend über das gesamte Schuljahr auf dieser sehr besonderen Zauberschule in einer magischen Welt begleiten, die in einigen Elementen durchaus weiter entwickelt ist als das britische Pendant.

Dazu kommt eine sehr interessant gestaltete Verbindung zwischen der realen und der magischen Welt, welche einem beim Lesen in den Bann zu ziehen vermag. Bis auf das erste Kapitel erleben wir dabei die Geschichte beinahe durchgängig aus der Perspektive des Hauptprotagonisten.

Stetig wird die Spannung durch das rasante Erzähltempo hochgehalten, wodurch jedoch an einigen Stellen Brüche im Text zu offensichtlich sind, als das man sie ignorieren könnte. Nicht an vielen ist es so, aber doch hin und wieder, folgen Zeilen aufeinander, die zu verschiedenen Figuren gehören, ohne dass dies beim Erstlesen deutlich wird.

Mancher Übergang zwischen einzelnen Szenen wirkt etwas hart, sicher ohne dass dies gewollt wäre, aber dies sind Kleinigkeiten, die in ihrer Gesamtheit nicht wirklich ins Gewicht fallen. Da macht die Ausgestaltung der Charaktere und das World-Building viel wett. Hier liegen Kaafs Stärken. Wirklich störende Logikfehler sind auch nicht zu finden. Der Autor scheint gute Testleser oder Lektoren gehabt zu haben, was sich auch nicht bei jedem Book on Demand sagen lässt. Sogwirkung garantiert.

Für die Zielgruppe wunderbar geeignet und jeden, der gerne in magische Welten a la Harry Potter eintaucht, jedoch keine bloße Kopie lesen möchte, ist „Lucian Mason und der Splitter des Schicksals“ ein spannender Reihenauftakt, dessen Schauplätze und Figuren man sich wunderbar vorstellen kann, auch die Art der Magie und die Schwierigkeiten vor denen sich Lucian und seine Freunde sehen, sind auf eine Art anders, die eine gewisse Eigenständigkeit darstellen.

Herausstellen möchte ich am Ende noch einmal die Vielschichtigkeit in der Gestaltung des Hauptcharakters, was unglaublich Spaß macht, dieses Werk zu lesen.

Schon jetzt wunderbar, darf man gespannt sein auf die weiteren Bände, vor allem, wenn der Autor es schafft, die wenigen Punkte zu verbessern, die hier zu Abzügen in der B-Note führen. Patric J. Kaaf darf man glauben, dass ihm das gelingt.

Ich freue mich bereits darauf, das nächste Schuljahr mit Lucian Mason zu erleben.

Autor:

Schon immer von Games und Filmen fasziniert, wollte Patrick J. Kaaf in diese Branche Fuß fassen. Als dies nicht funktionierte, begann er auf Anregung hin, seine Ideen aufzuschreiben. So entstand u. a. sein Roman „Lucian Mason und der Splitter des Schicksals“, der den Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe bildet.

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Raquel J. Palacio: Pony

Inhalt:
Silas muss hilflos mit ansehen, wie eines Nachts drei Fremde auftauchen und seinen Vater entführen. Als am nächsten Tag ein geheimnisvolles Pony vor seiner Tür auftaucht, weiß Silas, was er zu tun hat: Er begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um seinen Pa zu finden – eine Reise, auf der er es mit unerwarteten Gefahren, gut gehüteten Familiengeheimnissen und den Geistern der Vergangenheit zu tun bekommt. (Klappentext)

Rezension:

Vieles ist besonders an Silas, der allein mit seinem erfinderischen Vater auf einer Farm lebt. Der intelligente, aber zurückhaltende Junge hat einst einen Blitzschlag überlebt. Seit dem ist das Abbild eines Baumes auf seinem Rücken zu sehen, bei dem er vor dem Gewitter Schutz suchte. Auch sein einziger Freund ist besonders.

Ein Geist, den nur Silas selbst sehen kann. Lange sind es glückliche Tage, in denen Vater und Sohn für einen Wettbewerb versuchen, das beste Foto vom Mond zu schießen, doch eines Tages wird Silas‘ Vater von zwei Männern entführt. Der Junge nimmt all seinen Mut zusammen und begibt sich auf eine Reise, nach der nichts mehr so sein wird, wie zuvor.

Der neue Roman der Jugendbuchautorin Raquel J. Palacio entführt uns in eine Zeit voller Pioniergeist, jedoch auch kurz vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs und in ein großes Abenteuer. Der mystisch angehauchte Roadtrip zu Pferde erzählt von einer Suche, auf der der kleine Protagonist nur eines finden wird. Sich selbst. Dabei verwebt die Schriftstellerin Fiktion und Realität, zusammen mit ihrer Liebe zur Fotografie. In spannend angehauchten Kapiteln erzählt die Autorin diese wundersame Geschichte, die eine gänzlich andere Tonalität anschlägt, als zuvor ihr fulminanter Debütroman.

Das muss man mögen, doch sind die Ansätze, in die Geschichte hineingezogen zu werden, von Beginn an vorhanden. Der kleine Hauptprotagonist, ein phantasiebegabtes und intelligentes Kind, hält sich nicht für mutig, wächst jedoch im Verlauf der Handlung immer wieder über sich hinaus. Palacio hat offenbar ein Händchen für sich wandelnde Kindercharaktere, mit denen sie ein Identifikationspotential schafft, welches über die gesamte Lektüre trägt.

Das ist auch notwendig. Immer wieder entstehen einzelne Längen, da Übergänge teilweise holprig wirken und die Verbindung zwischen Mystik und Realität, eingewoben in dieser fiktionalen Geschichte nicht immer stimmig daherkommt. Klar definierte Antagonisten stehen im Gegensatz zu Charakteren, die dem Zwölfjährigen im Verlauf der Handlung zu Verbündeten werden. Palacio hat mit dieser Mischung eine Geschichte geschaffen, die vom Über-sich-hinaus-wachsen ebenso erzählt, wie von der Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft, was einem mit Silas, dessen Gefühlswelten umhergeworfen werden, mitfühlen lässt.

Im Gegensatz zu „Wunder“ behalten wir die Perspektive des Hauptprotagonisten bei, sein für die anderen Charaktere unsichtbarer Freund Mittenwool dient sowohl als Rat- als auch Impulsgeber. Natürlich ist, abgesehen von den mystischen Elementen, die Geschichte insgesamt sehr generisch erzählt. Wendungen wirken aus der erwachsenen Sicht heraus sehr gewollt, funktionieren jedoch im jüngeren Lesealter sicher besser. Trotzdem schafft es die Autorin sowohl Protagonisten als auch Schauplätze vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Eine Pferdegeschichte für Jungen hat man zudem ja auch nicht so häufig.

Sprachlich gibt es keinerlei Besonderheiten, dafür ganz viele Anspielungen auf Literatur oder die Geschichte der Fotografie, die die Autorin selbst im Nachwort erläutert. Jedes Kapitel wird zudem mit einem Foto eingeläutet, was das Ganze abrundet. Palacio hat mit ihrem Roman nicht das Level ihres Debüts halten können. Zu schnell verflüchtigt sich diese Geschichte, auch fehlt es diesem Western für Kinder etwas zu sehr an Tempo. Für die Zielgruppe ist dies jedoch vielleicht ausreichend.

Autorin:
Raquel J. Palacio ist das Pseudonym von Raquel Jaramillo, einer amerikanischen Verlegerin und Autorin. Sie wurde 1963 geboren und arbeitete zunächst als Art-Direktorin, Illustratorin und Buchcover Design und veröffentlichte verschiedene Kinder- und Jugendbücher, seit 2006 beim New Yorker Verlag Workman, für den sie seit dem in verschiedenen Positionen tätig war. 2013 war sie Jurymitglied des Kinder- und Jugendprogramms des Internationalen Literaturfestivals Berlin. Ein Jahr zuvor veröffentlichte sie ihr erstes eigenes Werk „Wunder“, welches in mehreren Sprachen übersetzt und verfilmt wurde. 2014 wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

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Christian Linker: Boy from Mars

Inhalt:

Im Jahr 2099 lebt der dreizehnjährige Jonto mit seinem Großvater auf dem Mars. Als Opa Ben stirbt, muss Jonto sich auf den Weg zur Erde machen, zu seiner Mutter, die er seit zwölf Jahren nicht gesehen hat. Im Gepäck hat er das Tagebuch seines Opas voll rätselhafter Andeutungen auf eine spektakuläre Erfindung. Angeblich soll es eine Superwaffe zum Schutz des Klimas sein. Neugierig begeben Jonto und seine neuen Freunde sich auf die Suche danach. Doch sie sind nicht die Einzigen, die Interesse am Supergenerator haben … (Klappentext)

Rezension:

Das vorliegende Jugendbuch von des deutschen Autoren Christian Linker entführt uns in eine nicht allzu ferne Zukunft. Im Jahr 2099 leben Menschen nicht nur auf der Erde, auch der rote Planet ist besiedelt. In Kolonien auf den Mars leben die Pioniere und bauen dort eine neue Gesellschaft auf, nachdem die Zurückgebliebenen dabei sind, die Folgen der gerade erst beendeten Klimakriege zu überwinden. Jonto kennt kein anderes Leben als unter den Kuppeln der Marskolonien. Der Dreizehnjährige liebt seinen Großvater, mit dem er Wanderungen auf den Kratern des Planeten unternimmt und den populären Sport Gravity Dunk.

Doch als sein Opa stirbt, muss er zurück, zu seiner Mutter, die er, wie auch den Planeten Erde, nur von Bildern kennt, ohne zu ahnen, dass das größte Abenteuer ihn noch bevorsteht. Eines, welches das Leben aller verändern könnte.

In einer Mischung aus moderner Zukunftsvision und Abenteuerroman folgen wir den jungen Protagonisten Jonto auf seiner Reise zur Erde, die dort in ein rasantes Abenteuer mündet. Der Dreizehnjährige hadert dabei zunächst mit sich selbst und den Gegebenheiten, denen er zunächst nichts entgegensetzen kann und gibt damit eine perfekte Identifikationsfigur ab, wie auch die Erzählung selbst aus eine Aneinanderreihung vieler Punkte besteht, die Jugendliche beschäftigen. Der Schriftsteller Christian Linker hat damit eine interessante Mischung geschaffen, sowohl die Konfrontation mit der harten Realität der Welt der Erwachsenen darzustellen, als auch die Ängste und Befürchtungen der jungen Generation in Bezug auf Klimaveränderungen und dem Leben in der Zukunft aufzunehmen.

Ohne unlogische Brüche funktioniert die Erzählung, derer wir in kompakten Kapiteln folgen, die Vision eines Autoren, der ein Szenario erschaffen hat, dem man gerne folgen möchte, zudem immer auch ein Hauch optimistischen Untertons mitschwingt. Dazu tragen die Figuren bei, deren Weg und Handlung nachvollziehbar gestaltet ist, welche schnell Konturen bekommen. Hier ist klar, wer Sympathieträger ist. Positiv ist aber zu erwähnen, dass auch die Gründe für das Handeln der Antagonisten glaubwürdig dargestellt werden. Das erzeugt einen Sog, den man sich nicht entziehen kann. Die Ausgestaltung dieser Welt, sowohl des roten als auch des blauen Planeten, wirkt mit jeder einzelnen Zeile.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Hauptprotagonisten, der erkennen muss, dass die Zukunft der Menschen in der Vergangenheit zu suchen ist und dabei mehr als einmal vor schwierigen Entscheidungen gestellt wird, die zu groß wirken für einen Dreizehnjährigen, selbst wenn einem eine Digi-Linse zum Durchblick verhilft. Linker hat seine Figur mit Ecken, Kanten, der rastlosigkeit und gelegentlichen Stimmungsschwankungen versehen, auch das macht Jonto zu einem glaubwürdigen Protagonisten.

Der Roman wirkt in sich schlüssig, die Welt greifbar. Linkers Stärken liegen nicht nur in der Ausgestaltung seiner Figuren, auch Landschaftsbeschreibungen erzielen ihre Wirkung. Actionreiche Szenen fühlen sich beim Lesen an, einstweilen wie im Film, trotzdem gibt es in „Boy from Mars“, auch sehr ruhige, einfühlsame Momente, die die Erzählung komplettieren.

Christian Linker hat mit diesen Roman für Jugendliche einen spannenden Einstieg in die Welt der Dystopien geschaffen, zugleich Ankerpunkte zu so vielen anderen Genres und einen sympathischen Protagonisten, dessen Weg mit seinen Freunden in diesem wirklich gut ausgestalteten Stand Alone man gerne verfolgt. Und vielleicht muss sich eines Tages wirklich ein Junge auf den Weg vom Mars zur Erde machen und dabei alles verändern.

Autor:

Christian Linker wurde 1975 in Leverkusen geboren und ist ein deutscher Jugendbuchautor. Zunächst studierte er Theologie in Bonn und arbeitete freiberuflich als PR-Redakteur und als Bildungsreferent in der außerschulischen Jugendbildung. Einige Jahre war er in Köln als hauptamtlicher Diözesanvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend tätig. Sein erstes Buch erschien 1999. Sein Roman „RaumZeit“ wurde 2003 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Bücher wurden teilweise für das Theater adaptiert. Es folgte 2018 der Jugendbuchpreis Goldene Leslie.

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Rick Riordan: Percy Jackson 3 – Der Fluch des Titanen

Inhalt:

Hilfe, die Titanen rüsten zum Krieg! Percy muss unbedingt bis zur Sonnenwende die Göttin Artemis befreien, die in die Klauen der finsteren Mächte geraten ist. Ein Abenteuer, das ihn und seine Freunde den gefährlichsten Kreaturen der griechischen Mythologie gegenübertreten lässt – und tödliche Gefahren birgt … (Klappentext)

Rezension:

Überall, wo der Sohn des Poseidon auftaucht, scheint sofort höllisches Chaos hereinzubrechen, so ist es auch bei dieser Mission der Fall, als Percy und seine Freunde zwei neue Halbblute ausfindig machen und ins Camp der Halbblute bringen wollen. Nicht nur, dass sie es quasi sofort mit einem Monster aufnehmen müssen, so dann werden auch noch Percys Freundin Annabeth und die Göttin Artemis entführt. Eine gefährliche Suche beginnt, bei der der Sohn des Poseidon auf alte Feinde trifft und finstere Mächte sich erheben.

Gleichsam Wellen sind die einzelnen Abenteuer durchstrukturiert, mit denen der amerikanische Schriftsteller Rick Riordan seine Protagonisten konfrontiert, nur dass diese von Band zu Band an Durchschlagskraft zunehmen. Während der erste Band einen verhältnismäßig ruhigen Auftakt, wenn man noch nicht weiß, wie sich die Geschichte entwickeln wird, hat und der zweite zwar im Tempo zunimmt und mehr zwischenmenschliche Konflikte aufs Korn nimmt, wirkt dieser Folgeband der Jugendbuchreihe noch eine Spur härter, auch ist das Erzähltempo praktisch sofort dort, wofür man bei den Vorgängern noch Zeit bekam, sich einzufinden.

So bleibt mehr Zeit Geschichte zu erzählen, zwischen den Seiten bekommen die Figuren ausgiebiger Konturen, als das noch zuvor der Fall war, was allerdings dazu führt, dass erstmalig kleinere Längen störend überhandnehmen, trotzdem der Autor auch hier gerade so die Kurve bekommt, und die Balance zwischen kompakten Kapiteln und detaillierten Erzählen bewahrt. Auch in diesem Band, den man nicht gelesen haben sollte, ohne die Vorgeschichte zu erkennen, gibt es eine klare Aufteilung der Figuren zwischen Gut und Böse, doch mutet Rick Riordan auch hier seiner Leserschaft einige Grautöne zu. Wohltuend zwischen den ganzen anderen Schreibenden, die es sich mit der Ausgestaltung ihrer Welten oft genug viel zu einfach machen.

Die Erzählung fügt sich, wie auch schon in den Bänden zuvor, harmonisch in unsere Welt ein, aber auch die Götterwelten sind einstweilen vorstellbar, sowie die Götterfiguren selbst, die durch weitere Charaktere ergänzt werden. Auch hier hilft wieder ein Glossar am Ende des Buches, den Überblick zu behalten. Manche Szenen-Übergänge wirken etwas holprig, wenn auch unlogische Brüche glücklicherweise fehlen. Trotzdem kann man sich alles in allem gut in die Geschichte hineinversetzen und ist am Ende geneigt, dieser weiter zu folgen.

Auch hier merkt man die Vorkenntnisse Riordans, der diese gekonnt umgearbeitet seiner Zielgruppe zugänglich gemacht hat und aus dessen Feder inzwischen ein ganzes Universum entstanden ist. Zum ersten Mal jedoch auch, welche Schwächen Jugendbuch-Welten mitunter haben, wenn man sich pro Band nur so wenige Seiten Zeit nimmt.

Autor:

Rick Riordan wurde 1964 in San Antonio, Texas, geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Zunächst studierte er Englisch und Geschichte, später unterrichtete er Anglistik und Sozialwissenschaften an einer High School in San Francisco. In Kalifornien und Texas unterrichtete er griechische Mythologie. Durch seinem Sohn inspiriert, sowie durch ein Schulprojekt „Kreatives Schreiben“, begann die Geschichte um Percy Jackson Gestalt anzunehmen, welche er 2005 veröffentlichte, dem weitere Werke und Reihen folgten.

Seit 2018 unterstützt er ein Segment des Verlags Disney Hyperion, indem unter dem Imprint Rick Riordan Presents mythologisch inspirierte Jugendbücher von Angehörigen der jeweiligen Kulturen erscheinen. Seine Werke wurden mehrfach verfilmt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Mark Twain Award 2008 oder den Children’s Choice Book Award 2011.

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