Leben

Gilles Paris: Der Glühwürmchensommer

Der Glühwürmchensommer Book Cover
Der Glühwürmchensommer Gilles Paris Bloomsbury Berlin Erschienen am: 30.03.2015 Seiten: 221 ISBN: 978-3-8270-12229-6 Übersetzerin: Carina v. Enzenberg

Inhalt:

Eine Mutter, die den lieben langen Tag nur Bücher liest. Eine zweite Mutter, die Landschaften ohne Menschen malt. Und ein Vater, der nicht erwachsen werden will. Ganz normale Familien sehen anders aus. Und doch wünscht sich der neunjährige Victor nichts sehnlicher als das.

In einem denkwürdigen Sommer an der Cote d’Azur könnte sein Wunsch in Erfüllung gehen, wenn er auf die Magie der Glühwürmchen vertraut. (Klappentext)

Rezension:

Jede Familie hat ihre Geheimnisse und die werden selbst vor den eigenen Kindern geheim gehalten. Denn, die sind schließlich zu klein um zu verstehen. Zumindest denken das die Erwachsenen. Und so besteht auch Victors Umgebung für ihn aus lauter Fragezeichen.

Die große Schwester, die ihren Bruder liebt aber ansonsten nur Augen für gleichaltrige Jungs hat und nie den Richtigen findet, ein Vater, der weder mit Menschen und noch weniger mit Geld umgehen kann, Eltern, die sich lieben aber irgendwie auch nicht und sich getrennt haben und zwei Mütter. Ganz und gar chaotisch.

Und so ist Victor froh als er ein wenig Ablenkung in den Sommerferien am Meer erfährt. Dort gibt es nämlich ein gleichaltriges Mädchen, seltsame Zwillingsjungen und auch Spuren, die Victor zur Lösung eines der vielen Rätsel seiner Familie führen werden. Und der Junge weiß, dass nach diesem Sommer nichts mehr so sein wird wie zuvor.

Es ist ein leichter Roman, keine schwere Kost aber allemal amüsant zu lesen, was Gilles Paris sich da aus den Fingern gesogen hat. Es passiert hier nicht viel und wenn, dann nur aus der Sicht des neunjährigen Protagonisten, der die Welt aus Kinderaugen naturgemäß ganz anders sieht als die Erwachsenen in seiner Umgebung.

Wohlfühlliteratur für den Sommer, etwas kitschig aber gerade noch im Rahmen. Man mag Vicotr einfach, von Beginn an und die ganze schrullige etwas chaotische Familie, sucht vielleicht als Leser gleich Parallelen zu seiner eigenen. Irgendetwas wird sich da schon finden.

Die Geschichte lässt sich insgesamt flüssig lesen, auch die nur für Victor spannenden Stellen lassen nicht wirklich inne halten. Müssen sie auch nicht. Insgesamt halte ich aber den Roman, nicht nur wegen dem Cover für schön, schließlich vermag sich doch fast jeder an einen besonderen Sommer seiner Kindheit erinnern, in der die Welt noch perfekt war, es viel zu entdecken und noch einiges an Rätsel gab. Und vielleicht auch diese besondere Magie der Glühwürmchen.

Autor:

Gilles Paris wurde 1959 in Suresnes/Ile de France geboren und jobbte nach seinem Abitur als Kellner, Medikamententester und Bürohilfe. Nach seinem Studium arbeitete er im Ministerium für Jugend und war in verschiedenen Buchverlagen tätig.

Paris gründete eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und schrieb als freier Journalist Artikel für mehrere französische Zeitungen. Er ist Pressechef eines französischen Verlagshauses und veröffentlichte 1991 seinen ersten Roman. Eines seiner Bücher wird gerade verfilmt. „Der Glühwürmchensommer“ ist sein vierter Roman.

Gilles Paris: Der Glühwürmchensommer Weiterlesen »

Antonia Hayes: Die relative Unberechenbarkeit des Glücks

Die relative Unberechenbarkeit des Glücks Book Cover
Die relative Unberechenbarkeit des Glücks Antonia Hayes blanvalet Erschienen am: 22.08.2016 Seiten: 461 ISBN: 978-3-7645-0575-2

Inhalt:

Der zwölfjährige Ethan hat ein paar ungewöhnliche Talente. Ohysik und Astronomie sind für ihn so selbstverständlich wie Lesen und Schreiben, und er sieht die Welt auf eine Weise, die anderen Menschen nicht begreiflich ist.

Die wichtigste Person in seinem Leben ist seine Mutter Claire, aber je älter Ethan wird, desto öfter fragt er nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat. Er weiß nicht, dass er als Baby beinahe gestorben wäre und sein Vater in der Folge verurteilt wurde. Doch dann setzt ein unerwartet eintreffender Brief eine dramatische Kette von Ereignissen in Gang… (Klappentext)

Rezension:

„Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ ist ein Roman, den man beginnt und von den man von Anfang an weiß, dass man ihn so schnell nicht wieder aus den Händen legen wird. Und nach ein paar Seiten steht dann auch fest, dass es definitiv eines der Lese-Highlights des Jahres werden wird. Warum?

Weil die Geschichte so einfach, so genial und zugleich berührend ist, dass es einem förmlich vom Lesesessel hat. Antonia Hayes erzählt die Geschichte eines Kindes, dessen Leben auf einem Drama beruht, dessen sich in unserer rauen Wirklichkeit allzu viele wehrlose Babys ausgesetzt sehen und das macht sie so sympathisch, ohne erhobenen Zeigefinger, dass man nicht umhin kann, mit dem kleinen Protagonisten Ethan mitzufiebern auf seiner Suche nach Antworten auf die immer drängenderen Fragen, die er sich stellt. Davon hat er reichlich.

Warum bloß wächst er ohne Vater auf? Warum hat dieser seine Mutter verlassen und wie wäre es ein Vater zu haben? Woher hat er sein außerordentliches Physik- und Astronomieverständnis, welches ihn in der Klasse zum Außenseiter macht?

Und, könnte man mit einer Zeitreise die Katastrophe, die seine Eltern auseinander geführt und damit sein Leben schon in den ersten Lebensmonaten entscheidend beeinflusst hat, rückgängig machen?

Die australische Autorin hat mit ihrem debüt einen großartig wunderschön erzählten Roman vorgelegt, der es in sich hat und nicht nur für Physik- und Astronomieliebhaber geeignet ist. Details aus diesen Fachgebieten ziehen sich, abseits des langweiligen und manchmal anstrengenden Schulwissens durch das Buch ohne einen negativen Effekt zu haben.

Und dabei bleibt sowohl Ethan keinesfalls ein Nerd, sondern eher ein sympathischer freundlicher Junge mit ungewöhnlichen Interessensgebiet, sowie auch seine gesamte Umgebung mit all ihren Ecken und Kanten positiv besetzt ist. Selbst seinem Vater Mark, der für das auslösende Moment, die Katastrophe, verantwortlich ist, kann man irgendwie nicht böse sein.

Gleichwohl führt Hayes die Thematik nicht ad absurdum. Tatsächlich ist es eine interessante Art und Weise, hier ein ernstes Ereignis anzusprechen ohne die Betroffenen zu verschrecken. Dies zu schaffen ist eine unglaubliche Stärke, die Antonia Hayes hier schriftstellerisch zeigt.

Für alle Leser, die ihre Kaninchen auf Zeitreise schicken möchten, sei diese Geschichte eine Warnung. Natürlich können „Quarks nur durch Antiquarks zerstört werden“, aber einfach ein Name schützt eben noch lange nicht.

Allen anderen ist dieses Buch als wundervoller Roman zu empfehlen, den man von der ersten bis zur letzten Seite genießen und gerne lesen wird. Physik und Astronomie sind cool und Kinder, egal ob normal oder unnormal, sind das Größte.

Von der wunderbaren Gestaltung des Covers, die ich in der deutschen Variante bisher am gelungensten finde, bis hin zum letzten Satzzeichen, ist „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ von Antonia Hayes ein unvergleichliches Stück Literatur, welches hoffentlich viele Leser finden wird.

Hoffen wir, dass die schriftstellerische Tätigkeit der Autorin nicht genau so unberechenbar ist und wir noch einiges von ihr lesen werden können.

Autorin:

Antonia Hayes wurde in Sydney geboren, arbeitete und lebte in Paris, heute in San Francisco/USA. Sie schrieb Geschichten und Kolumnen für zahlreiche Magazine, bevor sie als Publizistin in der Verlagsbranche und als Buchhändlerin arbeitete.

Ihr Debütroman „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“ erschien 2015 in Australien, bevor es in mehrere Sprachen übersetzt wurde. 2016 erschien die deutsche Übersetzung.

Antonia Hayes: Die relative Unberechenbarkeit des Glücks Weiterlesen »