Reisebericht

Constanze John: 40 Tage Georgien

40 Tage Georgien Book Cover
40 Tage Georgien Reisebericht Mairdumont Taschenbuch Seiten: 441 ISBN: 978-3-7701-8293-0

Inhalt:
„Italien des Ostens“. „Balkon Europas“. Die Kaukasus-Republik Georgien hat sich seit ihrer Unabhängigkeit 1991 viele Namen gemacht. Doch welches Land verbirgt sich dahinter? Und welche verborgenenen Reize hält es für Reisende bereit? Constanze John erkunden Georgien von seiner Hauptstadt Tiflis aus in alle Himmelsrichtungen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mal zu Fuß. Sie reist zu Klöstern und Kathedralen, sucht das Gespräch mit alteingesessenen Einheimischen und Schulklassen. Eine faszinierende Reise auf der Suche nach der Seele Georgiens. (Klappentext)

Rezension:

Wir sind Gäste in dieser Welt der Minute,

Wir vergehen, und die Nächsten bleiben hier.

Was wir miteinander tun,

all diese freundlichen und angenehmen Dinge –

das ist es doch, wofür wir leben, oder?

Was, außer dem, werden sie mit in unsere Gräber legen?

Nur drei Meter Leinwand, nur“

Zutisopeli oder Die Minutenwelt

Zitat „Zutisopeli oder Die Minutenwelt“, abgedruckt in C. John: „40 Tage Armenien“.

Georgien ist die wahrhafte Minutenwelt. Nicht zuletzt deswegen kennt fast jeder Georgier dieses kleine Gedicht, welches die Geisteshaltung der Menschen spiegelt, die dort leben. Georgien, dass ist ein kleines Land an der Grenze zwischen Europa und Asien, das zweite offiziell christliche der Welt. Es ist die Heimat guten Weines, ja, vieler Weine, einer großen Kultur, aber auch Geburtsland Stalins und ort schwelender Konflikte.

Das kleine gebeutetelte Land zu entdecken, Künstlern, Schriftstellern und den Menschen nachspüren, die dort leben, dies hat sich Constanze John zur Aufgabe gemacht, als sie das Land, welches viele kirchen und Klöster, aber auch eine dramatische Landschaft vorzuweisen hat. Herausgekommen dabei ist ein Reisebericht über die Seele Georgiens.

Wie schon im Bericht zuvor, über Armenien, begegnet die Autorin den Menschen, die sie trifft, voller Neugier und Sympathie und berichtet von einer Vielfalt, die man so als Leser nicht erwartet, wenn man überhaupt schon eine Vorstellung von diesem kleinen Land hatte. Diese Gedanken kann man dann auch gleich wieder über Bord werfen. Vierzig Tage lässt sich Constanze John mal in die eine, mal in die andere Richtung treiben. Zufälle und Verabredungen bestimmen den Weg, auf dem sie der „Minutenwelt“ auf die Spur kommen möchte.

Mit literarischen Geist und Gespür für die Menschen trifft sie auf Künstler, Schriftsteller, Weinbauern, die versuchen, in den von Konflikten gebeutelten Land ihr Auskommen zu finden, lässt sich von den Auswirkungen des schwelenden Konfliktes mit Russland erzählen, aber auch von großen und kleinen Erfolgen, und den Umgang mit Georgiens jüngerer Geschichte. So vielfältig der Reisebericht, fast literarisch die Erzählweise, so sachlich nimmt sie Ideen und Eindrücke auf und schafft so ein komplexes Bild, welches ein Land im Wandel zeigt.

Gerade, wenn man mit georgischer Literatur nicht besonders vertraut ist, bietet der Bericht einen interessanten Ansatz, das Land zu entdecken. Die Autorin erzählt von Dichtung und Autoren großer Romane, von Künstlern, die diesem kleinen unbedeutenden Land Achtung verschaffen, von den Alten, die von der Geschichte gebeutelt sind und den jungen Menschen, die ihr Glück suchen.

Der Blick auf dramatische Bergdörfer fehlt nicht, ebenso wenig wie die Betrachtung quicklebendiger und wandlungsfähiger Städte. Wer in Georgien zu Gast ist, wird freundlich aufgenommen und verliebt sich sofort, wenn auch meist erst auf den zweiten Blick.

Streckenweise etwas anstrengend zu lesen, ergibt sich dennoch ein interessantes Bild, welches man so von Georgien nicht hatte und der Wunsch, eben dies selbst zu entdecken, schält sich heraus. Die Autorin schafft es hier, wie auch zuletzt in „40 Tage Armenien“, dass man praktisch als nebenstehende Figur mit ihr dieses Land bereist, mal mit ernsten Blick, dann wieder mit großem Humor. Mehr gibt es dabei nicht zu sagen, es ist eben ein Reisebericht. Jedoch einer, der besonderen Sorte. So besonders, wie Georgien selbst.

Autorin:

Constanze John wurde 1959 in Leipzig geboren und ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte nach der Schule Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität zu Leipzig, lebte zeitweilig in Rostock und absolvierte ein Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig von 1984-1987. Seit 1998 ist sie freiberufliche Schriftstellerin, veröffentlichte jedoch seit 1987 Gedichte, sowie ein Werk über Sagen der Region Zwickau.

Seit 2012 leitet die Autorin die Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche im Haus des Buches Leipzig. Für Deutschlandfunk und Deutschlandradio erarbietete sie mehrere Reisereportagen. Mehrere Auslandsreisen bildeten die Grundlage für ihre Veröffentlichungen im DuMont-Reiseverlag über Armenien und Georgien. Die Autorin wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Constanze John: 40 Tage Armenien

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40 Tage Armenien Reisebericht Mairdumont Taschenbuch Seiten: 376 ISBN: 978-3-7701-8298-5

Inhalt:
Die preisgekrönte Autorin Constanze John gibt Einblicke in die Gesellschaft, Mythologie und Geschichte des heutigen Armenien. Trampend von Kloster zu Kloster oder mit Bus, Marschrutka und Taxi zu archäologischen Grabungsstätten, zyklopischen Festungsanlagen und ins vulkanisch geprägte Hochland. Eine Reise in eines der ältesten christlichen Länder der Welt, das Land der Steine, an der Grenze zwischen Christentum und Islam, zwischen Europa und Asien. (Klappentext)

Rezension:
Reiseberichte lese ich persönlich zwar gerne, fasse sie aber mehr als kritisch mit den Fingerspitzen an. Das liegt an meiner Berufswahl und der nahezu täglichen Konfrontation mit den deutschen Blick, der am liebsten in die Ferne schweift, aber im Grunde Deutschland in Kleinformat in seinem Hotelzimmer haben möchte. Das funktioniert nicht einmal im nahen europäischen Ausland. Wie sieht es dann mit einer uns hierzulande geradezu unbekannten Region aus?

Über Armenien weiß der Durchschnittsdeutsche wahrscheinlich so gut wie nichts. Unseren mitteleuropäischen Nachbarn wird es kaum anders ergehen, warum also dorthin reisen? Constanze John hat sich aufgemacht, um Land und Menschen zu entdecken, die sich einem erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen, einem dann jedoch in ihre Herzen schließen. Quer durch’s Land reist sie mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln durch das „Land der Steine“ und nimmt sich 40 Tage Zeit den Menschen Armeniens zu begegnen.

Streifzüge durch die Geschichte nimmt sie ebenso auf, wie sie zahlreiche Legenden Armeniens sammelt und den besonderen Bedingungen nachspürt, die Armenien so einzigartig machen. Spielball der großen Nachbarstaaten, das Drama um den Völkermord 1915 sitzt immernoch tief im Bewusstsein, sowie den geologischen Gegebenheiten und schwierigen poltischen wie wirtschaftlichen Sackgassen, in der sich die meisten Armenier befinden. Dieses Gebräu ist empfindlich, trotzdem ist der Optimismus und der Glaube an die Zukunft des Landes ungebrochen.

In kurzweiligen und abwechslungsreichen Kapiteln begleiten wir die Autorin durch ein überraschend vielschichtiges Land, welches mit als ältestes christliches Gebiet gelten darf und entdecken, wie ein Brot zum Nationalsymbol avanciert, Literatur gelebt wird und der Blick ins Positve trotz zahlreicher Rückschläge gelingen kann. Die Autorin zeigt sich dabei nicht unkritisch, jedoch mit genauer Beobachtungsgabe und fast ist es so, als würde man selbst die Kloster oder einen armenischen Markt betreten, über Literatur und Archäologie mit den Einheimischen diskutieren und die vielseitige Landschaft bestaunen.

Man erfährt viel, nimmt wie die Autorin die Freundlichkeit und das Wissen der Menschen um ihr Land auf, bekommt gerade zu Lust, dieses Land zu entdecken. Landkarten zu Beginn eines jeden kapitels dienen der Orientierung, gleichzeitig das Quellenverzeichnis mit ergänzenden Literaturhinweisen, etwa auf Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“, welches die traurige Seite der Geschichte Armeniens im Gedächtnis der Menschen konserviert hat.

Dieser Reisebericht ist kein neutraler Reiseführer, sondern eine Ermunterung, auf die Menschen zuzugehen, die dort leben. So und nicht anders sollte man dies lesen und vielleicht als eines der nächsten Reiseziele Armenien ins Auge fassen. Es wäre kein Fehler.

Autorin:
Constanze John wurde 1959 in Leipzig geboren und ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte nach der Schule Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität zu Leipzig, lebte zeitweilig in Rostock und absolvierte ein Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig von 1984-1987. Seit 1998 ist sie freiberufliche Schriftstellerin, veröffentlichte jedoch seit 1987 Gedichte, sowie ein Werk über Sagen der Region Zwickau.

Seit 2012 leitet die Autorin die Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche im Haus des Buches Leipzig. Für Deutschlandfunk und Deutschlandradio erarbietete sie mehrere Reisereportagen. Mehrere Auslandsreisen bildeten die Grundlage für ihre Veröffentlichungen im DuMont-Reiseverlag über Armenien und Georgien. Die Autorin wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Leonie March: Mandelas Traum

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Mandelas Traum Leonie March Erschienen am: 23.04.2018 Dumont/Mairdumont Seiten: 300 ISBN: 978-3-7701-8289-3

Inhalt:

Was hält Südafrika im Innersten zusammen? Wie nah am Ideal der Regenbogennation des Übervaters nelson Mandela ist das Land heute tatsächlich? Leonie March begibt sich auf eine große Erkundingsreise: von der Beachfront Durbans über die Drakensberge, vom Eastern bis zum Western Cape und durch die pulsierenden Metropolen Johannesburg und Kapstadt. „Mandelas Traum“ ist das Porträt eines faszinierenden Landens am Scheideweg. (Klappentext)

Rezension:

Wo Widersprüche sich in großer Anzahl sammeln, Kontraste größer nicht sein könnten, die Hautfarbe oder das Wohnviertel ausschlaggebend ist für Erfolg oder Misserfolg, dort ist Südafrika nicht weit. Das Land am Kap steckt über zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid noch immer in alten Konflikten fest, neue sind bis heute hinzugekommen.

Doch, warum sind die Menschen dort immer noch voller Hoffnung, verfolgen unbeirrt ihre Pläne und suchen weiter nach den Weg zur Regenbogennation, die der erste schwarze Präsident Nelson Mandela sich für sein Land erträumte? Die freie Journalistin Leonie March begibt sich auf Spurensuche durch ihre Wahlheimat und entdeckt bisher unbekannte Facetten von Südafrika.

Reiseberichte können nie alle Aspekte und Ansichten innerhalb eines Landes wiedergeben, und so stellt auch dieser nur eine Momentaufnahme der detaillierten Beobachtungen der Autorin dar. Mehr möchte Leonie March auch nicht, muss sie auch nicht, denn alleine ihr Sammelsurium an Geschichten, die sie aufgetragen hat, vermag Faszination zu wecken.

Anhand von zwei Karten auf den Innenseiten des Umschlages und einer klaren Reiseroute hat sie viele Aspekte dieses Landes aufgefangen, die in keinem Reiseführer so zu finden sind. Klar, kaum jemand würde touristisch wohl in ein aktives Bergwerkgebiet fahren oder sich in die verrufensten Wege der Townships verirren, aber March gelingt es hiermit, mit den unterschiedlichsten Menschen aus verschiedenen Schichten ins Gespräch zu kommen.

In jedem Abschnitt wartet sie mit einer neuen Geschichte auf, und zeigt, dass es abseits der Klischees über Kriminalität, den üblichen touristischen Highlights und korrupten Politikern jede Menge Südafrikaner gibt, die mit Eigeninitiative Projekte führen, die ihnen und ihren Landsleuten eine Perspektive geben sollen.

Nicht immer gleich spannend sind diese Geschichten, doch die Begeisterung der Autorin ist gleichwohl ansteckend. Wenn auch sie selbst sich nicht immer ganz von ihrer rosaroten Brille entfernt. Am Interessantesten wird es, wenn sie kritisch hinterfragt, Überlegungen zur Geschichte oder Zukunft ihrer Gesprächspartner anstellt oder sich bei ihrer Reise einfach treiben lässt.

Fast beduert man es, dass die Fotos allesamt eher kleinformatig und in Graustufe gehalten sind, und von ihrer Anzahl eher gering. Gerne hätte man noch mehr bildliche Eindrücke, kann sich aber dank der guten Beobachtungsgabe der Autorin alles wunderbar vorstellen.

Noch ein paar Seiten mehr hätten „Mandelas Traum“ jedoch gut getan. Die Autorin konzentriert sich, zwar nicht ausschließlich, bei ihren Besuchen vor allem auf abkömmlinge der Stämme und Urvölker Südafrikas, um den entgegengesetzten Kontrast zu haben, hätte ich mir noch mehr Einblicke in die Geschichte des Landes gewünscht, die auch vorkamen.

Diese hätten mehr ausformuliert werden müssen. Natürlich fraglich, in wie weit man das in einer solchen Art Bericht umsetzen kann, aber ein Versuch wäre es wert gewesen. Ansonsten jedoch die faszinierende Momentaufnahme eines großen Landes und seiner Bevölkerung.

Autorin:

Leonie March wurde 1974 geboren und arbeitet als freie Journalistin in Südafrika und berichtet von dort von diesem und den Nachbarländern Simbabwe, Mosambik und Sambia. Sie ist Mitglied eines weltweiten Korrespondenten-Netzwerkes und erarbeitet für Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau und verschiedenen Rundfunksendern Reportagen. Sie lebt mit ihrem Partner in Durban.

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Birgit Weidt: Das Lächeln der Vergangenheit

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Das Lächeln der Vergangenheit Rezensionsexemplar/Sachbuch Mairdumont Taschenbuch Seiten: 239 ISBN: 978-3-7701-8291-6

Inhalt:

Neukaledonien, Archipel am anderen Ender der Welt. Hier begibt sich Birgit weidt auf die Suche nach der geschichte hinter einem mysteriösen Talisman. Sie taucht ein in eine Welt, in der Schamanen die Zukunft aus Palmblättern voraussagen, Unterschiede zwischen den Geschlechtern anhand von Wurzeln erklärt werden und Frauen ihre Gesichtsfalten tragen wie kostbaren Schmuck. Eine Reise, die den Blick für das Magische öffnet, das uns überall und jederzeit umgibt. (Klappentext)

Rezension:

Unweit von Australien und doch am anderen Ende der welt erstreckt sich eine kleine Gruppe von Inseln, die in Europa kaum jemand kennt, und doch (noch) französisches Überseegebiet sind. Neukaledonien. Das ist die Heimat der Muskatnuss und das Gebiet des weltgrößten Nickelvorkommens. Und es war das Sehnsuchtsziel von Birigt Weidt.

Die freie Journalistin machte sich auf, um zu erfahren, wie die Menschen dort leben, was sie bewegt und beschäftigt, wie sehr ihr Leben sich von unserem unterscheidet und um ein Geheimnis zu lüften. Doch die Reise hält mehr Überraschungen und Begegnungen bereit, als die Autorin zu träumen gewagt hätte.

Sie erlebt uralte Bräuche, die Wirkung von tropischen Regen und warum die älteren Bewohner dieser Südseeinseln das Wasser scheuen. Doch vor allem öffnen die Bewohner Grande Terres, Lifou und Ouveas ihre Herzen und geben Einblick in ihr Leben. Fortan ist Weidt der Faszination Neukaledoniens erlegen.

Reisereportagen müssen den Spagat schaffen, journalistisch neutral aber gut recherchiert, spannend erzählt zu sein, aber auch die persönliche Komponente, den Eindruck, mit einzubringen. Kippt die Waage Richtung einer Seite entsteht ein Ungleichgewicht, welches entweder dazu führt, dass man es nur noch mit reinem Faktenwissen zu tun hat oder zur anderen Seite, und dann hat der Leser eine Gefühlsduselei sondergleichen vor Augen.

Birgit Weidt zumindest gelingt dieser Spagat weitgehend sehr gut, wenn auch zum Ende hin ein paar Ausrutscher zu verzeichnen sind. Doch, die autorin schafft es ungemein ein Gefühl des Fernwehs zu erzeugen. Praktisch so, als wäre man mit dabei, begleitet die Autorin auf ein Insel-Filmfest und beobachtet sie beim Vollrichten eines uralten Brauches, um Einblick in das Leben der Ureinwohner zu erhalten.

Viel erfährt man darüber, doch hat man unweigerlich das Gefühl selbst Neukaledonien bereisen zu müssen, um das Geschriebene nachzuvollziehen. Der Sand in den Schuhen, das Ploppen der Kokusnüsse, wenn sie reif von der Palme auf den Boden fallen, und die Suche nach dem richtigen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne.

An manchen Stellen wirkt die Autorin selbst etwas überdreht, starkes Kontrastprogramm zur sonst nüchtern und beobachtend gehaltenen Erzählweise, die Informationen über die Inselwelten so ganz nebenbei einfließen lassen.

Wie sehen die Einwohner die Zukunft dieser bedrohten Idylle, wo Chancen, was macht es aus, dieses Leben? Birigt Weidt sucht diese Fragen und antworten darauf zwar nicht, doch stößt sie darauf, lässt sich treiben. Sie begegnet Businessfrauen, die ganz aus ihrer traditionellen Rolle fallen und Künstler, die sich von der sie umgebenden Natur inspirieren lassen, Wunderheiler und Häuptlinge, denen in der Gesellschaft immer noch ein hoher Stellenwert zukommt.

Der Leser wird sich wünschen, dass die Menschen Neukaledoniens auch weiter so ihren Weg gehen können und wird mit einer Fülle von Eindrücken die letzte Seite umschlagen, vielleicht eine Reise buchen, so als wäre man (fast) da gewesen. Und das ist doch etwas.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann auch die auf ihren Reisen durch die Südsee gesammelten Rezepte nachkochen. Damit wäre man dann auch endlich reif für die Inseln.

Autorin:

Birgit Weidt wurde 1962 geboren und lebt in Berlin. Die freie Journalistin schreibt Reisereportagen u.a. für GEO Saison, DIE ZEIT, Frankfurter Allgemeine Zeitung und NZZ. Zuletzt wurde sie für ihre Reportagen mit den unabhängigen Journalistenpreis des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention ausgezichnet

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Stephan Wackwitz: Die vergessene Mitte der Welt

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Die vergessene Mitte der Welt Rezensionsexemplar/Sachbuch S. Fischer Verlage Taschenbuch Seiten: 368 ISBN: 978-3-596-18365-4

Inhalt:

Stephan Wackwitz hat mehrere Jahre in Georgien gelebt, auch die Nachbarländer Armenien und Aserbaidschan bereist. Uralte Kulturländer zwischen Tradition und Moderne, die sich seit der Loslösung von der Sowjetunion auf einem abenteuerlichen Weg befinden.

Der Autor erlebte politische Machtwechsel, den Kampf um Demokratie und Menschenrechte, den Wandel der Städte. Er spürte einer sensiblen Atmosphäre nach und einem ganz besonderen Menschenschlag. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Gerade bei Reiseberichten, so scheint es, ist Vorsicht angebracht. Wer einen lesen möchte, muss aufpassen. So gibt es wirkliche Reiseberichte, wo eine Route abgefahren, abgelaufen, jedenfalls gereist wird, und der Autor über das auf den Weg Geschehene berichtet, dann widerum gibt es komplexe literarische Schreiben, die eher einem Roman gleichen als einem informierenden Sachbuch.

Erstes liegt mit „Die vergessene Mitte der Welt“ hier vor, versetzt mit einem hoch erhobenen philosophischen Zeigefinger.

Daran krankt das Werk von Stephan Wackwitz auch, der nicht aus seiner Haut der Goethe-Institut-Erfahrung heraus kann und zu einem guten Teil den Zustand Georgiens und seiner Nachbarländer philosophisch analysiert. Das ist etwas, was man nicht erwartet, wenn man Klappentext bzw. Inhaltsangabe des Verlages liest.

Tatsächlich fühlt sich der Leser, wenn er keine Antenne für Hölderlin und Co. hat, in die Irre geführt, und kann erst im letzten Drittel und bei der Ergänzung zwecks Neuauflage wirklich etwas über dieses sehr interessante Gebiet erfahren.

Mäßig aufgelockert durch Fotografien, zur Orientierung dienen auf den Umschlagsseiten Karten der Region, ist dies ein schwer zu lesender Bericht, der nicht zu jedem Leser Zugang finden wird.

Die Sprache ist zu hoch, die philosophischen Betrachtungen erschließen sich nicht jeden, zumal wenn die Vorkenntnisse über die großen Philosophen fehlen und irgendwo bleibt das Gefühl, ins falsche Regal gegriffen zu haben. Jedenfalls nicht in das für Reiseberichte.

Man erfährt einfach nicht durchgehend etwas über die Reisestationen oder Menschen, die der Autor getroffen hat (nur mehr gegen Ende der Lektüre). Das ist einfach viel zu wenig, dabei hätte man so viel mehr daraus machen können.

Oft genug läuft der Autor in Gefahr Georgien und seine Nachbarländer gleichsam aus einem Elfenbeinturm heraus zu betrachten und mit erhobenen Zeigefinger zu betrachten. Nur haarscharf gelang es ihn, hier die Kurve zu kriegen. Das haben die Länder nicht verdient, der Nutzen ist zweifelhaft und der Kopf nach dem Lesen voller Betrachtungen, die kaum zu verarbeiten sind.

Im letzten Drittel gelingt es den Autoren wirklich die Linie eines Reiseberichts einzuschlagen, weshalb ich geneigt bin, eine mittlere Bewertung mit Tendenz zum Positiven zu geben. Bis dahin ist es aber ein langer Weg, und den muss man sich nicht unbedingt antun.

Autor:

Stephan Wackwitz wurde 1952 in Stuttgart geboren und ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in München und Stuttgart, arbeitete als Lektor im King’s College in London und seit 1986 in verschiedenen Funktionen für das Goethe-Institut.

Nach Stationen in New Delhi, München, Frankfurt, Krakow, Bratislawa und New York lebte er längere Zeit in Tiflis. Seit 1987 publiziert er regelmäßig im Merkur. 1982 erschien sein erstes Buch. Mehrfach wurde er bereits ausgezeichnet.

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Andreas Neuenkirchen: Happy Tokio

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Happy Tokio Reisebericht mairdumont Taschenbuch Seiten: 293 ISBN: 978-3-7701-8290-0

Inhalt:
Das Magazin Monocle kürte Tokio drei Jahre in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt. Und doch findet sich in so gut wie jedem Reiseführerung: „Tokio ist keine schöne Stadt.“ Andreas Neuenkirchen ist dennoch zusammen mit seiner Frau und seinem Kind geblieben und lüftet wunderbar unterhaltsam das Geheimnis, warum seine neue Wahlheimat auf ihre ganz eigene Weise glücklich macht. (Klappentext)

Rezension:
Seinen Lebensmittelpunkt zu ändern kann schon mal ein kleiner Schock sein. Dieser wird um so größer, geht man gleich ins Ausland, wechselt man aber den kompletten Kulturkreis ist das Chaos perfekt. Dabei ist alles so schön organisiert. Die Klimaanlage der Wohnung spricht mit ihren Nutzern und führt auch sonst ein Eigenleben, Züge fahren nur scheinbar pünktlich und Tokio selbst ist eigentlich ein Organismus aus mehreren eigenständig funktionierenden Stadtteilen mit ihren jeweiligen Eigenheiten. Was will man da noch mehr?

Andreas Neuenkirchen hat sich aufgemacht, um in dieser faszinierenden Stadt mit seiner Familie zu leben und berichtet von erfolglosen Karaoke-Versuchen, der Besonderheit von Nudeln auf Bahnsteigen und den Versuch, Konversation mit den Einheimischen an der Ladenkasse zu betreiben. Ein amüsanter Reise-, nein, Lebensbericht, aus einer Metropole, die unterschätzter kaum sein könnte.

Eine Reise nach Tokio mag schon alleine vom Verkehr und den Menschenmassen her gewöhnungsbedürftig sein. Wie aber ist es, dort zu leben? Andreas Neuenkirchen probiert es aus und nimmt uns mit, auf dieses Abenteuer, welches täglich Unwägbarkeiten und Überraschungen bereithält. Dies macht er auf eine solch witzige Art und Weise, dass man es selbst gerne ausprobieren möchte, andererseits froh ist, nur mit den Schrullen der Heimat konfrontiert zu sein, und eben nicht in der Masse japanischer Schriftzeichen zu versinken. Wobei es auch in Tokio Oktoberfeste zu geben scheint. das ganze Jahr über.

Mit viel Humor nimmt der Autor uns mit in sein Familienleben, welches inzwischen eine Art Alltag in Tokio gefunden hat, zeigt, dass es für den Japan-Kenner dennoch ständig Neues zu entdecken gibt, nimmt uns mit in Cafes, deren Besitzer schon mal Opernarien schmettern und besucht das Glaswaldmuseum in Hakone.
Er führt uns durch das Hannover Japans und zeigt Yokohamas Chinesenviertel, doch nichts geht über Tokio, wo CD-Läden unbeeindruckt von der digitalen Revolution boomen und Süßkartoffelspeiseeis den Beginn einer neuen Jahreszeit verkündet.

Dieser etwas andere Einblick in den japanischen Großstadtdschungel, voller Neugier und Interesse am Skurilen, spielt der Autor zum Leser, der fasziniert sein wird, von der Vielfalt auf solch engen Raum. Humorige Vergleiche zwischen den Leben, etwa in München und Tokio, runden die Betrachtungen ab. Herausgekommen ist ein eigenwilliges, aber immer positives Portrait wunderbarer Menschen in einer besonderen Stadt. Für nichts anderes scheinen die Japaner Tokio, welches oft fälschlicherweise mit Y geschrieben wird, zu halten.

Trotz der einen oder anderen Länge, die Neuenkirchen oder der Verlag nicht aus den Text hinausgenommen haben, ergibt sich ein stimmiges Bild, welches Lust macht auf die nächste Reise nach Tokio und vielleicht mehr als die Touristenorte zu entdecken. Und wenn man sich dabei Häschenohren aufsetzt und vom Cafepersonal veräppeln lässt. Auch das mit Augenzwinkern und einer großen Portion japanischen Humors. Viel Spaß dabei.

Autor:
Andreas Neuenkirchen wurde 1969 in Bremen geboren und arbeitet seit 1993 als Journalist. Zunächst zuständig für Bremer Stadtmagazine und Tageszeitungen, arbeitete er von 1998 bis 2016 als Redakteur in München. Nebenher arbeitete er als Autor für Hörspiele, Heftromane, Rundfunkreklame, Bücher und Filme. Die meisten haben Japan-Bezug. Seit 2016 lebt er mit seiner japanischen Frau und der gemeinsamen Tochter in Tokio.

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Dennis Freischlad: Diesseits der Tage

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Diesseits der Tage Dennis Freischlad maidumont Erschienen am: 24.07.2017 Seiten: 319 ISBN: 978-3-7701-8287-9

Inhalt:

„Das Glück Kubas bleibt eine simple Rechnung: Dreißig Leute gehen vorbei, siebenundzwanzig davon lachen und grüßen.“ Dennis Freischlad taucht in das wahre Leben auf der Karibikinsel ein. Einen Sommer lang fängt er Stimmungen und Momente ein, lässt sich treiben in der Hauptstadt Santiago de Cuba, tanzt und boxt, was die Beine und Fäuste hergeben.

Er findet heraus, warum ein kubanischer Haushalt ohne Schaukelstuhl undenkbar ist und mit welchen sieben gesten man in jedem Gespräch unter Kubanern besteht. Ein berauschendes Kuba-Tagebuch und das faszinierende Porträz eines Landes in der Schwebe. (Klappentext)

Rezension:

Abgesehen vom fulminanten Fehler im Klappentext, Santiago de Cuiba als Hauptstadt des Inselstaates zu bezeichnen, wenn überhaupt, dann nur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt mit „Diesseits der Tage“ ein Reisebericht vor, der die Leser nur so dahin treiben lässt.

Und das ist auch schon die einzige Qualität des Textes, der von einem Land „in der Schwebe“ berichten soll. alleine, er tut nichts dergleichen. natürlich werden einzelne Zustände und Marotten beschrieben, der Autor spielt stilsicher mit Klischees, was wirklich neues erfährt man nicht.

Eher Zustands- als Reisebericht ist der Text, der manchmal so einschläfernd ist wie der Rauch kubanischer Zigarren.

Mit den fachlichen Hintergrundwissen, was mein Beruf so mit sich bringt, bin ich durchaus in der Lage Reiseberichte einzuschätzen und dem entsprechend an das hier Aufgeschriebene herangegangen. Aus wie vielen Teilen des landes berichtet der Autor?

Bemüht er nicht nur Klischees, sondern fördert Dinge zu Tage, die einem jetzt als normaler Tourist nicht ins Auge springen würden? Wie objektiv ist der Text? Versucht der autor nicht nur persönliches mit einzubringen, sondern auch einen Blick auf die Gesellschaft zu werfen?

Ja und nein muss man hier wohl sagen. Tatsächlich beschreibt der Autor sehr gefühlvoll und emotional seinen Einblick in das Leben der Einheimischen, die ihn für ein paar Monate beherbergten und auch sonst spürt man die Liebe zum karibischen Lifestyle in jedem einzelnen Satz.

Doch, wer einen ausgewogenen Bericht, etwa in Form der „Gebrauchsanweisung für“-Bücher des Konkurrenzverlages oder etwas Vergleichbares wie „Wer singt erzählt – Wer tanzt, überlebt“, aus dem selben Hause sucht, sucht vergebens.

Tatsächlich verspürt man nach dem Lesen nicht gerade die Lust, dorthin zu verreisen, wo die Zeit gerade jetzt Spannendes bereithält. Ein Land im Umbruch, eine gesellschaft auf der Suche und zwischen den Zeiten.

Das hätte der Autor hier mit hineinbringen können, in einzelnen Momenten ist der Versuch erkennbar, alleine hier ist er nicht angekommen. Der Leser vermag die Stimmungen Kubas nicht wirklich einzufangen.

Tatsächlich ermüdet der Schreibstil eher, als dass er dazu einlädt, das nächste Flugticket zu buchen. Ein netter Versuch, ein Land schmackhaft zu machen. Bei mir nur leider, ist der Funke ganz und gar nicht übergesprungen. Darauf ein Glas Rum.

Autor:

Dennis Freischlad wurde 1979 in Hessen geboren und brach die Schule ab, um später in Indien und Sri Lanka zu leben. Als Farmer, Bibliothekar, Übersetzer, Hotelmanager und Koch jobbend, ließ er sich zwischen den Orten treiben und veröffentlichte 2013 sein erstes Buch.

Neben Dichtungen veröffentlichte er auch seine Reiseeindrücke und brach 2014 zu einem mehrmonatigen Roadtrip durch Amerika auf. 2017 veröffentlichte er seinen reisebericht über seinen Aufenthalt auf der Karibikinsel Kuba.

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Lois Pryce: Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren…

Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren... Book Cover
Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… Lois Pryce Dumont/mairdumont Erschienen am: 25.09.2017 Seiten: 330 ISBN: 978-3-7701-6681-7 Übersetzerin: Monika Baark

Inhalt:

Eine Frau, ein Motorrad und die wagemutigste Reise ihres Lebens…

Eines Tages entdeckt Lois Pryce in London einen Zettel an ihrem weitgereisten Motorrad: Eine persönliche Einladung in den Iran, geschrieben von einem Fremden namens Habib. Die Neugier der Abenteuerin ist geweckt.

Dass Frauen im Iran offiziell gar kein Motorrad fahren dürfen… und alle Bekannten ihr dringend davon abraten… geschenkt! Ihre ebenso mutige wie überraschende Reise in den echten Iran kann beginnen: 5000 Kilometer mit Helm und Hidschab – und zahllosen unvergesslichen Begegnungen. (Klappentext)

Rezension:

Heutzutage kann man die großen Abenteuer immer dann erleben, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Oft passiert genau dann unerwartetes. Fur Lois Pryce beginnt dies mit einem Zettel, den ein Wildfremder an ihr Motorrad heftete. Mitten in der Londoner Innenstadt.

Es ist die Zeit des Tiefpunkts diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Iran, und doch bekommt Pryce eine Einladung, sich dieses Land anzuschauen.

Nun ist die Abenteuerin weit gereist und in Groß-Britannien keine Unbekannte, doch die Ungewissheit ist da. Was würde sie, abseits der Bilder, die in den Medien kursierten, erwarten? Ein, besonders in bezug auf Frauen, rückständiges Land oder etwas völlig anderes?

Lois Pryce macht sich auf den Weg. Mit Hidschab und Motorrad, es herauszufinden. Das größte Abenteuer ihres Lebens beginnt.

Es ist ein beeindruckender Reisebericht, den Lois Pryce hier vorlegt. Genau wie sie ins kalte Wasser geworfen wurde, nimmt sie den Leser mit auf eine Reise zwischen den Kulturen und erlebt was passiert, wenn man hinter den Vorhang der internationalen Presse blickt.

Sie entdeckt den Iran abseits der Politik, der zwischen Tradition und Moderne schwankt. Dessen Waage zu Gunsten der letzteren zu kippen beginnt. Pryce entdeckt die wörtlich zu nehmende persische Gastfreundschaft, persisches Essen, eine große Vergangenheit und Fallstricke in den Beziehungen beider Länder, aber auch, was passiert, wenn man auf die Menschen zugeht, sie anhört.

Was übrig bleibt vom Bild der Medien ist nicht viel, ein völlig anderer Eindruck entsteht. Einfühlsam beschreibt die Autorin ihren kritischen Blick auf das Land und die Begeisterung für die Herzlichkeit der Menschen, die dort leben. Das Bild wandelt sich von Seite zu Seite, natürlich nicht kritiklos, doch ist die Autorin ganz Abenteuerin erst einmal ins Gelingen verliebt. Und dies geschieht auch.

Eine Annäherung zweier so gegensätzlicher Welten ist möglich, von den Iranern gewollt, von dessen Mächtigen gefürchtet, von der westlichen Welt kritisch beäugt. Der autoritäre Staat ist im Privatleben der iraner beriets durchlässig, rissig. Immer mehr Iraner streben nach westlichen Werten und trotzden den autoritären Mullahs.

Die Reise einer Frau in ein Land, dessen Zukunft gerade erst begonnen hat, gespalten zwischen den Welten religiöser Vorgaben und westlichen Sehnsüchten.

Spannend und nahbar erzählt, ein erstaunlicher Roadtrip durch eine wahrhaft faszinierende Landschaft und interessanten Begegnungen. Von heiklen Grenzübertritten in das Verkehrschaos Teherans bis hinein in die Stadt der Poesie. Und der Blick auf das Land der „Achse des Bösen“ wird ein völlig anderer sein.

Autorin:

Lois Pryce wurde 1973 in Aberdeen geboren, wuchs in Bristol auf und ist eine britische Autorin und Journalistin. Sie ist Gründerin und Kuratorin des Adventure Travel Film Festivals:und verfasste mehrere Bücher über ihre Abenteuerreisen mit Motorrad.

Sie schreibt freiberuflich für mehrere Zeitungen und Zeitschriften, nachdem Sie ihre sichere Stelle bei der BBC aufgab, um in der Welt Abenteuer zu erleben. Die britische Zeitung „The Telegraph“ zeichnete sie als eine der „zehn größten Abenteuerinnen unserer Zeit“ aus.

Seit 2002 lebt sie in London.

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Ellen Lugert: Russisch rückwärts

Russisch rückwärts Book Cover
Russisch rückwärts Ellen Lugert Größenwahn Verlag Erschienen am: 04.08.2016 Seiten: 208 ISBN: 978-3-95771-096-1

Inhalt:

Wodka, Blinis, Zar und Zobel – das ist typisch russisch! Oder etwa nicht? Eine junge Frau macht sich mit 25 Jahren auf, um diese Frage für sich selbst zu beantworten. Ein Jahr St. Petersburg, ein Jahr in einer multikulturellen Wohngemeinschaft leben.

Zwischen knallenden Korken, liebestrunkenen Russen und den verlockenden Leckereien der russischen Küche erhält sie vor Ort durch ihre Mitarbeit bei der deutschsprachigen Sankt Petersburgischen Zeitung einen Einblick in die russische Gesellschaft.

Hier sind die Tagebuchaufzeichnungen, die Zeitungsartikel der Autorin, Bilder sowie russische Rezepte einer Frau, die mit ihrem Rucksack und dem Zug – immer rückwärts zur Fahrtrichtung sitzend – abentuerliche Reisen von Nord nach Süd und Ost nach West quer durch das größte Land der Welt erlebt. (Klappentext)

Rezension:

Manchmal sollte man sich einfach eine Auszeit nehmen, den Koffer packen und dorthin reisen, wohin es eigentlich niemanden verschlägt. Ellen Lugert hat dies gemacht, nahm sich ein Sabbatjahr von ihrer Abeit als Polizistin und bereiste von 2006 – 2007 das größte und erstaunlichste Land der Erde.

Ausgangspunkt, eine bunt zusammengewürfelte Wohngemeinschaft in St. Petersburg, erkundete sie das Land in allen Himmelsrichtungen. Immer in Begegnung mit ebenso abenteuerlich veranlagten Menschen und die Eigenheiten des russischen Lebens erkundend.

Reisetagebücher, gerade in solcher Form vermögen zu fasznieren, ob der Abenteuer, die man selbst gerne erleben würde, wofür man sich aber zumeist nicht traut, die ersten Schritte dorthin zu wagen. Dabei ist es so einfach, wenn man nur die Eigenheiten und Mentalitäten des entsprechenden Landes kennenlernen und akzeptieren mag.

Ellen Lugert hat dies getan und nimmt ihre Leser mit auf diese lange und vielschichtige Reise. Warum ist es in Russland verboten, die U-Bahnen zu filmen? Wie viel Wodka verträgt maneigentlich und wo findet sich eigentlich die beste russische Banja?

Fragen, nicht von Bedeutung, aber um so humorvoller liest sich der Reisebericht, wofür man zum Glück selbst keine Russisch-Vokabeln pauken muss, eine Tätigkeit zu der sich die Autorin während ihrer Reise jedoch stetig selbst ermahnt.

Ellen Lugert gibt ihren Lesern eine unverfälschte Draufsicht auf liebenswerte Menschen, jenseits des politischen Geschehehns der Nachrichtenmagazine.

Warum tut sich Russland mit dem Umweltschutz so schwer? Wie wird HIV-infizierten Kindern in St. Petersburg geholfen und weshalb ist die beste Polizei-Akademie Russlands in privaten Händen, wo doch sost viel Wert auf staatliche Kontrolle gelegt wird?

Ergänzt durch eine bunte Mischung ihrer geschriebenen Zeitungsartikel und gesammelter Kochrezepte, möchte man beinahe mit im Zug sitzen und Russland bereisen. In Fahrtrichtung natürlich, die Autorin erwischt lt. eigener Aussage immer die entgegene.

Einen Kritikpunkt vielleicht noch, nicht an die Autorin, eher an den Verlag. Ein paar Schlechtschreibfehler sind dem Lektorat entgangen und auch die Fotoqualität lässt zu wünschen übrig, ansonsten ist der Reisebericht eine runde Sache. Mit und auch ohne Wodka.

Autorin:

Ellen Lugert wurde 1980 in Wittenberg geboren und arbeitete nach dem Abitur als Polizistin in Brandenburg. 1993 bereiste sie das erste Mal Weißrussland über die Deutsch-Russländische Gesellschaft e.V. und unterhält seitdem eine enge freundschaftliche Beziehung zu ihrer dortigen Gastfamilie.

2006/2007 nahm sie ein Sabbatjahr und bereiste Russland querdurch. Sie lebt mit ihrer Familie in Potsdam und in der Nähe von Rostock.

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Fredy Gareis: 100 Gramm Wodka

100 Gramm Wodka Book Cover
100 Gramm Wodka Fredy Gareis Rezensionsexemplar/Reisebericht Malik Seiten: 252 ISBN: 978-3-89029-457-5

Inhalt:

Was hat es mit dem geheimnisvollen Himbeersee auf sich, an dem Fredy gareis‘ Großmutter in einem Straflager war? Und wieso trägt seine Mutter den Geburtsort „Soda Kombinat“ im Pass? Als Kind von Russlanddeutschen wächst Fredy gareis mit vielen offenen Fragen auf.

Um endlich Antworten zu finden, macht er sich auf den Weg. Drei Monate fährt er quer durch Russland und versucht zu ergründen, was es mit diesem Land auf sich hat, von dem es heißt, dass man es nicht mit dem Verstand fassen kann, sondern nur mit dem Herzen. (Klappentext)

Rezension:

Blut ist dicker als Wasser und so macht sich der Journalist Fredy Gareis auf Spurensuche nach der Vergangenheit seiner Familie und fährt dabei Russland einmal quer durch. Mit nicht vertrauenswürdig aussehenden ausrangierten Militärfahrzeugen, russischen PKW oder auf Schienenspur der Transibirischen Eisenbahn.

Vorbei am Moskauer Vorort-Villenviertel, wo sich Politiker und Oligarchen die Klinke in die Hand geben oder auf die Straße des Todes. Mit Hilfe von Freunden und fernen Verwandten und Bekannten bringt er Stück für Stück Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit, der Vergangenheit seiner Familie, die ihm seine Eltern und Großeltern nicht erklären konnten oder wollten.

Dabei entstand eine eindrückliche Momentaufnahme des vergangenen und des heutigen Russlands, in dem sich die Älterern ihrer Vergangenheit beraubt und einer unsicheren Zukunft ausgesetzt sehen und die Jungen gegen die zunehmende Einengung des putinschen Systems ankämpfen. Zumeist, in dem sie zwei Leben leben. Ein öffentliches und ein privates. Oder ins Ausland gehen.

Der Autor legt hier ein wunderschönes Länder-Portrait und eine berührende Familiengeschichte vor, wie sie vielleicht nicht wenige Russlanddeutsche haben und lässt dem Leser an seine Gefühlswelt wehrend der Reise teilhaben.

Ein ständiges Auf und Ab, Zweifel an der Reise, Entdeckungen, Seltsames und immer wieder die Geschichten der Menschen auch vor Ort. Wie sie leben, was sie denken. Und er zeigt, wie schnell der russische Staat alle „notwendigen“ Informationen zusammenhat, um über jeden der im Land lebt und durch das Land reist im Bilde zu sein.

Zwar ist dies nur ein kleiner Teil, eine Episode dieser Tour von Sankt Petersburg bis nach Magadan aber die Ereignisse reihen sich auf einer solchen Reise wie die Perlen einer Kette aneinander.

Der Schreibstil lässt einen ruhigen Lesefluss zu und nur den. Man hat den Eindruck als wolle der Autor den Leser bewusst an sein gemächliches Reisetempo anpassen, was aber eben schnell ermüdend sein kann.

Denn, nicht für jeden mag dessen Familiengeschichte interessant sein oder zumindest nicht alle Aspekte. So sind dann Längen vorhanden, die der Autor nicht verschuldet hat, da für ihn natürlich diese Reise und die Familiengeschichte eine ganz andere Bedeutung hat.

Kann man aber ganz gut und gerne mit 100 Gramm Wodka überprüfen. Denn, obwohl Alkoholismus im Riesenland ein Problem darstellt, heißt es, dass es sogar wohltuend ist, 100 ml Wodka täglich zu trinken. Wer mehr konsumiert ist ein Säufer.

Autor:

Fredy Gareis wurde 1975 in Alma-Ata geboren und ist in Rüsselsheim aufgewachsen. Nach Nebenjobs als Putzmann, Taxifahrer und Barkeeper stieg er in den Journalismus ein, nachdem er die Münchener Journalistenschule besucht hatte.

Als freier Reporter schrieb er für die Zeitung „Die Zeit“, den Tagesspiegel und war unterwegs für Deutschlandradio. Von 2010 bis 2012 berichtete er aus Israel und dem Nahen Osten.

Für seine Reportage „Ein Picasso in Palästina“ wurde er mit dem Journalistenpreis des Deutschen Kulturrats ausgezeichnet. Im Sommer 2015 machte er sich für eine Reportage auf der Suche nach Raubkunst (kunstjagd.de).

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