Abenteuer

Catherine Bruton: Der Nine Eleven Junge

Der Nine Eleven Junge Book Cover
Der Nine Eleven Junge Autorin: Catherine Bruton Jugendbuch Bastei Lübbe/Baumhaus Hardcover (vergriffen) Seiten: 385 ISBN: 978-3-8339-0032-7
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Inhalt:

Ben war erst zwei jahre alt, als sein Vater bei den Anschlägen auf das World Trade Center ums leben kam und hat kaum Erinnerungen an ihn. Seitdem Ereignis hat er eine Sonderstellung, ist der Nine-Eleven-Junge. Zusammen mit seinem Cousin Jed verbringt er den Sommer bei seinen Großeltern und mit den Nachbarsmädchen Priti möchten sie Helden sein.

Held ist, wer Ehrenmorde verhindern kann und Terroristen schon von Weitem erkennt. Doch, wie so oft, kommt alles anders als man denkt. Ein Roman über die Folgen des 11. September für unser Denken in der Gesellschaft, über Trauer und Verlust, Vergessen, Familie und Freundschaft, Vorurteilen und falschen Verdächtigen, der zeigt, wie Nine-Eleven bis heute nachwirkt. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Zunächst ist es immer hilfreich, wenn sich ein Roman irgendwie in ein Genre einordnen lässt, doch diesen Gefallen tut uns Catherine Bruton mit ihrem Debüt nicht wirklich. Zwar wird „Der Nine Eleven Junge“ als Jugendbuch vertrieben, in der deutschen Übersetzung von Dietmar Schmitt als ein Imprint von Bastei Lübbe, doch kann man dieses Werk auch viel weiter fassen.

Vom Alter der Protagonisten her ist es eher an der Schwelle zum Jugendbuch einzuordnen, ansonsten All-Age-Literatur, mit ihrer Thematik ohnehin speziell.

Erzählt wird die Geschichte des zwölfjährigen Ben, der mit seinem ein Jahr älteren Cousin Jed und den Nachbarsmädchen Priti einen unvergesslichen Sommer verbringt. Alle drei haben einen besonderen Hintergrund, allen voran der scharf gezeichnete Hauptprotagonist, dessen Vater als einer der wenigen britischen Staatsbürger bei den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 ums Leben kam.

Ben hat seitdem eine Art Sonderstellung, aber auch Jed und Priti haben jeweils ihre eigene Geschichte und freunden sich, so ungleich sie auch sind, miteinander an. Die Autorin erzählt dabei von Suche und Wahrheitsfindung, Verarbeitung und falschen Verdächtigungen, Schuld und in wie fern dieses schreckliche Ereignis auch heute noch wirkt.

Die Sprache der Protagonisten, nicht des Romans, ist zuweilen plump und bleibt oberflächlich, dennoch hat Catherine Bruton wandlungsfähige Protagonisten geschaffen und sich parallel entwickelnde Handlungsstränge, wobei der Fokus ganz klar auf die drei angehenden Teenies angelegt ist. Leider kommt dabei der erhobene Zeigefinger nicht allzu kurz, jedoch ist dieses Element der, aus der Ich-Perspektive geschriebenen, Geschichte vielleicht auch typisch für ein Jugendbuch, welches die Autorin wohl geschaffen haben wollte.

Die Handlung an sich ist schlüssig, hat aber einige Schwachstellen. Diese sind schon in den Charaktereigenschaften der Protagonisten angelegt, die gerade am Beginn der Geschichte einen gewissen Nervfaktor besitzen.

Davon abgesehen jedoch, liest sich der Roman flüssig und schnell, hat als kleinen Clou sogar am Ende einen Manga-Comic eingebaut, verbindet damit ohnehin schon verschiedene Genre der Literatur. Der Comic selbst spielt mit seiner Entstehung eine entscheidende Rolle im Buch, ist das Produkt der Verarbeitung der Geschehnisse um den Hauptprotagonisten. Mehr soll und kann nicht verraten werden.

Es lohnt sich jedoch, beide Teile als Einheit zu betrachten.

Die Geschichte mit Schwächen handelt von Freundschaft und Vertrauen, Verstehen wollen und Verarbeitung, jedoch auch von falschen Verdächtigungen und was sie auslösen. Catherine Bruton zeigt, wie dieses Ereignis teilweise immer noch das Denken der Gesellschaft prägt und welche Nachwirkungen daraus entstanden sind.

Nochmal, der Roman wird als Jugendbuch gehandelt, ist jedoch viel mehr. Als solche sollte er behandelt werden.

Autorin:

Catherine Bruton studierte in Oxford und unterichtete später selbst als Lehrerin. Für Online Portale und angesehene Zeitungen und Magazine, wie The Times oder the Guardian arbeitete sie als Journalistin. Mit ihrer Familie lebt sie in London. Dies ist ihr erstes Jugendbuch.

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Reinhold Messner: Gobi

Gobi - Die Wüste in mir Book Cover
Gobi – Die Wüste in mir Reinhold Messner Dumont/mairdumont Erschienen am: 25.01.2019 Seiten: 272 ISBN: 978-3-7701-8294-7

Inhalt:

Mit 60 Jahren wagt Reinhold Messner einen letzten großen Grenzgang zwischen Leben und Tod. Einem alten Traum folgend, will er die Längsdurchquerung der Wüste Gobi versuchen – allein und völlig auf sich gestellt. Die 2000 Kilometer lange Wanderung durch die Westgobi und über das Altai-gebirge wird für ihn zu einer nie dagewesenen Grenzerfahrung, physisch und psychisch, und zu einem Akt der Selbstbestimmung mit ungewissem Ausgang. (Klappentext)

Rezension:

Um so mehr Technologie und Infrastruktur entwickelt werden, um so bezwingbarer ist die Natur. Eisflächen werden schon aufgrund des Klimawandels überwindbar. Berge schrumpfen förmlich zu Hügeln. Die Zeiten, in denen Bergsteiger und Abenteurer für kleine Fehler mit ihren Leben bezahlen mussten, sind auf wenige Momente zusammengeschrumpft.

Und doch, die Natur ist weiterhin in vielen Momenten unberechenbar. Der Bergsteiger und Extrem-Abenteurer Reinhold Messner machte sich 2004 auf, zu einer seiner letzten Expeditionen, dieses Mal nicht in der Vertikalen, sondern dem Horizont entgegen. Längs durch die Wüste Gobi.

Es ist ein eindrücklicher Erfahrungsbericht der hier neu aufgelegt wird. Ursprünglich 2005 in einem anderen Verlag erschienen, wird mit dieser Neuauflage einem der größten Abenteurer unserer Zeit noch einmal Tribut gezollt. Reinhold Messner hat in seinem Leben von Anfang an gezeigt, was mit genug Demut vor der Natur zu erreichen ist, nicht zuletzt, wenn man auf die örtlichen Gegebenheiten achtet und die Hilfe der Menschen vor Ort annimmt.

Der Bergsteiger, der nach 60 Lebensjahren ahnt, dass seine Kräfte für künftige Unternehmungen der Superlative nicht mehr ausreichen werden, wollte es 2004 noch einmal wissen und begab sich auf einen Trip, der fast mehr noch als die Besteigung des Mount Everest, ihn fordern sollte.

Die Gobi, uns Europäern nahezu unbekannte Wüste, Heimat eines stolzen Reitervolkes, Dschingis Khan. Mehr Assoziationen hat der Durchschnittseuropäer wohl nicht, um so faszinierender war für den Südtiroler die Erfahrung, sich von Nomadenlager zu Lager, von Jurte zu Jurte durchzuschlagen.

Immer im Kampf mit den wechselhaften Temperaturen, den Durst und den durch die Expeditionen geschundenen eigenen Körper, durchquerte er dieses Land und lernt überall hilfsbereite Menschen kennen, deren Land und Gesellschaft sich im Umbruch befinden. Auf Basis seiner unmittelbar dort entstandenen Notizen beschreibt er seine inneren Kämpfe, wirft einen Blick zurück in seine Kindheit und den Herausforderungen des Abenteuers in der damaligen und in unserer Zeit.

Ein Bericht, der immer dann stark ist, wenn Messner seinen Blick auf Landschaft und Menschen schweifen lässt oder von seiner Familie erzählt, jedoch Schwächen insbesondere in der Länge aufweist. Schwierig ist es teilweise nachzuvollziehen, wenn man reisetechnisch ganz anders gestrickt ist, wobei schwer zu sagen ist, ob diese einmaligen Erfahrungen als Reise zu bezeichnen sind. Wenn schon, dann als ewige immerwährende Suche, Selbstfindung.

Reinhold Messner ist vieles in seinem Leben gelungen. Auch das Scheitern, welches natürlich andere Extreme aufwies, als wir es im Laufe unseres Lebens kennenlernen. Dieser Trip brachte ihn jedoch an körperliche Grenzen, die ihn fast zum Abbruch der Expedition zwingen sollten. Diesen inneren Kampf mit sich selbst Zeile für Zeile nachvollziehbar zu machen, ist die Leistung des Autors Messner, dessen Abenteuer Jungenträume real werden ließen. Die Gobi als gnadenlose Herausforderung und Weg zur Selbsterkenntnis. Positiv wie negativ.

Autor:

Reinhold Messner wurde 1944 in Brixen/Südtirol geboren und ist ein italienischer Extrembergsteiger, Abenteureer, Buchautor und Regionalpolitiker. Auf seinen Expeditionen bestieg er alle vierzehn Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff und hat zudem zahlreiche Erstbesteigungen vorzuweisen.

Desweiteren durchquerte er die Antarktis , Grönland und die Wüste Gobi. Er ist zudem Begründer der Messner Mountain Museen und Autor zahlreicher Publikationen, rund um das Bergsteigen und seiner Geschichte. Er saß fünf Jahre lang im Europa-Palarment undist auch regionalpolitisch aktiv gewesen.

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Dave Eggers: Bis an die Grenze

Bis an die Grenze Book Cover
Bis an die Grenze Rezensionsexemplar/Roman Kiepenheuer & Witsch Taschenbuch Seiten: 496 ISBN: 978-3-462-05185-8

Inhalt:

Josie weiß nicht mehr weiter. Alleinerziehend mit zwei Kindern, ohne Einkommen, nachdem sie gerade ihre Zahnarztpraxis hat schließen müssen, versetzt ein Anruf ihres Exmannes sie in Panik. Spontan nimmt sie Reißaus, flieht mit beiden Kindern nach Alaska, mietet ein Wohnmobil und versucht, sich in der Wildnis neu zu finden.

Doch auf ihrem Abenteuertrip werden die drei nicht nur von einem hartnäckigen Buschfeuer gejagt, auch die Geister der Vergangenheit verfolgen sie bis an die Grenze der Zivilisation. (Klappentext)

Rezension:

Szenarien, die förmlich dazu eignen, sie zu erzählen, eine Geschichte um sie herum zu entwickeln und den Leser dazu veranlassen, in sie zu versinken, gibt es einige im Literaturbetrieb. Eines, was gut funktioniert, ist sicherlich der Roadtrip. Das Figurenensemble übersichtlich gehalten, durch den Platz im jeweils gewählten Gefährt, die Handlung selbst durch den Weg, der gleichsam das Ziel ist.

Dabei passiert zumeist nicht viel, aber das, was passiert, bleibt hängen. Das ganze kann dann sehr schrill wirken oder tiefenentspannt. Alles Zutaten für einen guten und ausgewogenen Roman. Dave Eggers hat sich daran versucht.

In “Bis an die Grenze” erzählt der Autor die Geschichte von Josie, die eine ganze Reihe von Schicksalsschlägen privater und beruflicher Natur zu verkraften hatte und sich in einer Art Kurzschlussreaktion ihre Kinder schnappt, um das Gewesene hinter sich zu lassen. Und so beginnt eine muntere Irrfahrt durch den nördlichsten Bundesstaat der USA, fernab der Zivilsation zunächst.

Nach und nach finden die drei einen neuen Rhythmus und Gefallen am Vagabundenleben, welches tiefenentspannt träge erzählt wird, aber nicht so, dass es langweilig werden würde. Tatsächlich gewinnen Protagonisten und Leser den Blick für’s Detail, aufgeloggert durch Rückblenden in die vorherige Situation der Hauptfigur ergibt sich ein melancholischer Blick auf die Umgebung, die Menschen.

Was war, was ist und was wird oder sind diese Frage nicht vollkommen egal, wie auch das Ziel nicht feststeht? Schließlich ist es doch wichtig, überhaupt voranzukommen. Wer diese Quintessenz aus “Bis an die Grenze” ziehen kann, hat schon viel gewonnen, auch, wenn hier und da eine Begegnung oder gleich ein ganzer Waldbrand vor Augen führt, dass die Realität dann eben doch nicht vorgibt, in den Tag hineinleben zu dürfen.

Einzig das Ende aber fand ich nicht ganz so schlüssig, gerade im letzten Viertel hätte sich der Autor einen handlungsstrang sparen können. Das halboffene Ende ist dann wieder logisch. Schließlich ist man ja nach dem lesen tiefenentspannt, um sich selbst seinen Teil dazu zu denken. Hat man auch nicht immer.

Autor:

Dave Eggers wurde 1970 in Boston geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Herausgeber verschiedener Literaturzeitschriften. Er gründete einen Verlag und veöffentlichte mehrere Romane, wurde für den Pulitzer-Preis nominiert und fungierte zudem als Drehbuchautor. Bekannt wurde er einer breiteren Leserschaft durch “The circle”, seinem Roman, der zugleich verfilmt wurde. Er lebt in der Gegend von San Francisco.

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Andreas Neuenkirchen: Happy Tokio

Happy Tokio Book Cover
Happy Tokio Reisebericht mairdumont Taschenbuch Seiten: 293 ISBN: 978-3-7701-8290-0

Inhalt:
Das Magazin Monocle kürte Tokio drei Jahre in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt. Und doch findet sich in so gut wie jedem Reiseführerung: “Tokio ist keine schöne Stadt.” Andreas Neuenkirchen ist dennoch zusammen mit seiner Frau und seinem Kind geblieben und lüftet wunderbar unterhaltsam das Geheimnis, warum seine neue Wahlheimat auf ihre ganz eigene Weise glücklich macht. (Klappentext)

Rezension:
Seinen Lebensmittelpunkt zu ändern kann schon mal ein kleiner Schock sein. Dieser wird um so größer, geht man gleich ins Ausland, wechselt man aber den kompletten Kulturkreis ist das Chaos perfekt. Dabei ist alles so schön organisiert. Die Klimaanlage der Wohnung spricht mit ihren Nutzern und führt auch sonst ein Eigenleben, Züge fahren nur scheinbar pünktlich und Tokio selbst ist eigentlich ein Organismus aus mehreren eigenständig funktionierenden Stadtteilen mit ihren jeweiligen Eigenheiten. Was will man da noch mehr?

Andreas Neuenkirchen hat sich aufgemacht, um in dieser faszinierenden Stadt mit seiner Familie zu leben und berichtet von erfolglosen Karaoke-Versuchen, der Besonderheit von Nudeln auf Bahnsteigen und den Versuch, Konversation mit den Einheimischen an der Ladenkasse zu betreiben. Ein amüsanter Reise-, nein, Lebensbericht, aus einer Metropole, die unterschätzter kaum sein könnte.

Eine Reise nach Tokio mag schon alleine vom Verkehr und den Menschenmassen her gewöhnungsbedürftig sein. Wie aber ist es, dort zu leben? Andreas Neuenkirchen probiert es aus und nimmt uns mit, auf dieses Abenteuer, welches täglich Unwägbarkeiten und Überraschungen bereithält. Dies macht er auf eine solch witzige Art und Weise, dass man es selbst gerne ausprobieren möchte, andererseits froh ist, nur mit den Schrullen der Heimat konfrontiert zu sein, und eben nicht in der Masse japanischer Schriftzeichen zu versinken. Wobei es auch in Tokio Oktoberfeste zu geben scheint. das ganze Jahr über.

Mit viel Humor nimmt der Autor uns mit in sein Familienleben, welches inzwischen eine Art Alltag in Tokio gefunden hat, zeigt, dass es für den Japan-Kenner dennoch ständig Neues zu entdecken gibt, nimmt uns mit in Cafes, deren Besitzer schon mal Opernarien schmettern und besucht das Glaswaldmuseum in Hakone.
Er führt uns durch das Hannover Japans und zeigt Yokohamas Chinesenviertel, doch nichts geht über Tokio, wo CD-Läden unbeeindruckt von der digitalen Revolution boomen und Süßkartoffelspeiseeis den Beginn einer neuen Jahreszeit verkündet.

Dieser etwas andere Einblick in den japanischen Großstadtdschungel, voller Neugier und Interesse am Skurilen, spielt der Autor zum Leser, der fasziniert sein wird, von der Vielfalt auf solch engen Raum. Humorige Vergleiche zwischen den Leben, etwa in München und Tokio, runden die Betrachtungen ab. Herausgekommen ist ein eigenwilliges, aber immer positives Portrait wunderbarer Menschen in einer besonderen Stadt. Für nichts anderes scheinen die Japaner Tokio, welches oft fälschlicherweise mit Y geschrieben wird, zu halten.

Trotz der einen oder anderen Länge, die Neuenkirchen oder der Verlag nicht aus den Text hinausgenommen haben, ergibt sich ein stimmiges Bild, welches Lust macht auf die nächste Reise nach Tokio und vielleicht mehr als die Touristenorte zu entdecken. Und wenn man sich dabei Häschenohren aufsetzt und vom Cafepersonal veräppeln lässt. Auch das mit Augenzwinkern und einer großen Portion japanischen Humors. Viel Spaß dabei.

Autor:
Andreas Neuenkirchen wurde 1969 in Bremen geboren und arbeitet seit 1993 als Journalist. Zunächst zuständig für Bremer Stadtmagazine und Tageszeitungen, arbeitete er von 1998 bis 2016 als Redakteur in München. Nebenher arbeitete er als Autor für Hörspiele, Heftromane, Rundfunkreklame, Bücher und Filme. Die meisten haben Japan-Bezug. Seit 2016 lebt er mit seiner japanischen Frau und der gemeinsamen Tochter in Tokio.

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Stephen Davies: Titanic – 24 Stunden bis zum Untergang

Titanic - 24 Stunden bis zum Untergang Book Cover
Titanic – 24 Stunden bis zum Untergang Stephen Davies Aladin Verlag Erschienen am: 28.02.2018 Seiten: 128 ISBN: 978-3-8489-2103-4

Inhalt:

Die Titanic sticht in See – und Jimmy und Omar sind mit an Bord. Die beiden erkunden den Ozeanriesen bis in den letzten Winkel, schleichen sich zu Mitternachtspartys, entdecken Drachenblut im Frachtraum und dringen sogar bis in den Gymnastikraum der 1. Klasse vor. Für sie ist das Schiff wie ein großer Freizeitpark. Doch als es einen Eisberg rammt, wird der Traum zum Albtraum: Es gibt nur 20 Rettungsboote – nicht annähernd genug für 2228 Passagiere. (Klappentext)

Rezension:

Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Glaube an den Fortschritt, an die Technik und der Bezwingbarkeit der Natur noch ungebrochen, als das damals größte Passagierschiff der Welt in See sticht. Ziel Amerika, Sehnsuchtsort für unzählige Menschen, die ihr Glück in der Neuen Welt versuchen und die Trostlosigkeit, vor allem Armut, ihrer alten Heimat hinter sich lassen wollen.

Nicht ahnend, dass der Traum für nicht wenige nach ein paar Tagen zur tödlichen Falle werden würde.

Stephen Davies erzählt, grafisch schon aufbereitet durch Torben Kuhlmann, die Geschichte zweier Jungen, die es so tatsächlich an Bord der Titanic gegeben haben könnte. Zunächst erscheint für die beiden Protagonisten alles wie ein einzig großes Abenteuer.

Zusammen schleichen sich Omar und Jimmy, die sich zu Beginn finden und schnell anfreunden, wie es Kinder in dem Alter eben tun, des Nachts aus ihren Kabinen und erkunden dieses technische Wunderwerk. Sie schleichen sich durch Mannschafts- und Frachträume, einmal bis zum großen imposanten Treppenaufgang der Ersten Klasse und kommen aus den Staunen nicht mehr heraus.

Immer auf der Hut, von den Erwachsenen, insbesondere den Mannschaftspersonal, nicht erwischt zu werden. Dabei machen sie interessante Entdeckungen, wie sie nur 10- bis 12-jährige Jungen berauschend finden, die von solch einem Luxus, beide sind Passagiere der Dritten Klasse, nur träumen dürfen.

Sie begegnen imposanten John Jacob Astor, damals einer der reichsten Männer der Welt und Kapitän Edward Smith. Plötzlich jedoch, befinden sich Jimmy und Omar inmitten einer Katastrophe. Jetzt zählt nur noch, einen der raren Plätze in den Rettungsbooten zu bekommen. Doch, die Familien beider schlafen nichts ahnend in ihren Kabinen.

Kinderbücher können spannend sein und dabei Interessen wecken, wahre Begebenheiten verständlich und fassbar rüberbringen. Genau da tut Stephen Davies, der Jimmy, seinen Hauptprotagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, dabei die Grausamkeit, Absurdität der Ereignisse und die menschlichen Qualen nicht verschweigt, aber für das Zielpublikum altersgerecht verpackt.

Aufgelockert mit Zeichnungen erschließt sich so ein historisches Ereignis, welches für Friedenszeiten eine der größten menschlichen Katastrophen werden sollte, deren Blickwinkel auf Technik und menschliches Beherrschungsvermögen über die Naturgewalten für immer verändert werden sollten.

Für technikinteressierte Kinder und denen, die kleine kompakt aber kurzweilige Geschichten mögen, ist dieser kleine Roman ideal. Davies orientiert sich sehr an verbürgte Ereignisse des Untergangs, die wege der Jungen waren so möglich und auch das im Klappentext erwähnte Drachenblut gab es tatsächlich. was es allerdings damit auf sich hat, muss man schon selbst nachlesen.

Davies verschönt nichts, gibt der Geschichte aber bereits zu Beginn eine sinnvolle Richtung, die nicht verschreckt und zudem Eigenschaften wie Mut, Freundschaft und Zusammenhalt als Grundstock nimmt. Natürlich, für Erwachsene ist vorhersehbar, wie es für speziell Omar und Jimmy ausgeht, dennoch für diese Altersgruppe eine spannende Geschichte, die Lust darauf macht, mehr erfahren zu wollen und einlädt, zu recherchieren. Bitte mehr von dieser Sorte ganz wunderbarer Kinderbücher.

Autor:

Stephen Davies wurde 1976 geboren und ist ein britischer Kinderbuchautor. Er lebte von 2001 bis 2014 in Burkina Faso. Davies arbeitete schon als Erntehelfer, Missionär, Englisch-Lehrer, schrieb Reiseberichte für verschiedene Zeitungen, bevor er 2006 sein erstes Kinderbuch veröffentlichte. Seine Reiseberichte und Kinderbücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Der Autor lebt mit seiner Familie in London.

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Marian Grau: Bruderherz

Bruderherz Book Cover
Bruderherz Marian Grau Eden Books Erschienen am: 09.04.2018 Seiten: 208 ISBN: 978-3-95910-143-1

Inhalt:

Neun Jahre lang ist Marian der kleine Bruder vom schwerbehinderten Marlon. Neun Jahre lang gibt es nur Familienurlaube im Hospiz und das ständige Bangen um Marlons Leben. Trotzdem – Marian liebt jede Minute mit seinem Bruder. Als Marlon plötzlich stirbt, bricht für die Familie eine Welt zusammen.

Marian beschließt, aus der Trauer das Beste zu machen. Er will die Welt entdecken – für sich und seinen Bruder. Denn gerade durch das Leben mit Marlon weiß er, dass man das Leben schätzen und jede Sekunde genießen muss. Eine bewegende Geschichte darüber, wie wichtig es ist, für sich selbst die Welt zu erobern. (Klappentext)

Rezension:

Auf Portalen, wo Rezensionen veröffentlicht werden, wird oft zusätzlich nach einer Bewertung in Sternen oder Punkten verlangt. Doch, wie soll das gehen, insbesondere bei Erfahrungsberichten? Stellt man damit nicht eine gewisse Wertigkeit dar, und die eine Erfahrung, ein Leben über ein anderes?

Wer entscheidet, ob diese Erfahrungen relevant sind, erzählt zu werden und interessant genug, so dass sie breites Gehör finden? Ein Dilemma, welches ich dort umgehen möchte, wo keine Bewertungen verlangt werden. Da lasse ich den Text selbst sprechen. Überall woanders vergebe ich die höchste Punktzahl.

Warum eigentlich? Marian Grau schreibt in seinem Bericht “Bruderherz – Ich hätte dir so gern die ganze Welt gezeigt”, über seine Ausflüge rund um den globus, mit Tante oder Eltern in wechselnder Besetzung. Auf der Suche nach sich selbst, und der Nähe zu seinem älteren Bruder.

Der ist im Alter von zwölf Jahren an einer schweren Stoffwechselerkrankung verstorben, die ihm Zeit seines Lebens behinderte. Marlons Tod riss eine Lücke in Marians Leben, lenkte dieses aber auch in eine besondere Richtung. Alles nur Schicksal?

Das weiß Marian Grau nicht, wird die Antwort darauf wohl auch nicht finden, doch erzählt er sehr warmherzig von der Zeit, die er mit seinem Bruder verbringen durfte. Voller Empathie zu ihn und seiner Familie beschreibt der Schüler sowohl schwierige Tage als auch rare und kostbare Momente des Glücks.

Förmlich von der Seele hat er sich seine Gedanken geschrieben, die egal ob in Bangkok oder Moskau, immer auch bei seinem Bruder sind. Herausgekommen dabei ist ein faszinierendes Portrait, welches zeigt, dass materielle Werte für ihn zweitrangig sind, die Erfahrungen, die er machen durfte, sowohl hart waren, aber auch bereichernd.

Wie ist ein Leben an der Seite eines engen Familienmitgliedes, welches rund um die Uhr immer mehr Aufmerksamkeit bekommen muss, als man selbst? Welche Stärken zieht man aus den gemeinsamen Kampf ums Leben. Gibt es ein “weiter” nach dem Tod?

Diese Fragen stellt sich Marian und findet für sich Antworten, die einen sehr reflektierten Jugendlichen zeigen, der das Leben als kostbares Geschenk betrachtet und das Beste daraus ziehen möchte. Über die Reisen bewältigt er den schmerzvollen Verlust und spürt noch heute diese enge Verbundenheit, dieser besonderen Geschwisterbeziehung.

Ein Bericht über die Reise durch Städte, Länder und Kontinente, auf der Suche nach Antworten auf Fragen, auf die es keine Antwort geben kann. Über eine ganz besondere Geschwisterbeziehung, und wie Trauer Horizonte erweitern kann. Ein ganz besonderes Reisebuch.

Autor:

Marian Grau wurde 2002 geboren und lebt mit seinen Eltern bei Stuttgart. Als er neun Jahre alt war, stirbt sein älterer Bruder Marlon, der an der Stoffwechselkrankheit Morbus Leigh erkrankt war. Ein Weg dies zu verarbeiten ist für Marian das Reisen, um Städte, Länder und Kontinente für sich und Marlon zu erschließen.

Mit 17 ist er Deutschlands jüngster Reiseblogger, der auf www.geomarian.de von seinen Abenteuern rund um den Globus berichtet. Der Schüler erliegt der Faszination der Moskauer Metro und thailändischen Kuriositäten. Seinen Bruder weiß er dabei immer an seiner Seite.

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Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft Book Cover
Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft Reihe: Felix – 3 Kinderbuch Dressler Hardcover Seiten: 157 ISBN: 978-3-7915-0089-8

Inhalt:

Kaum hat Felix sich am Otto-Leonard-Gymnasium eingewöhnt, verkündet sein Vater, dass die ganze Familie nach Dubai ziehen wird. Hätte doch Felix mal das Sagen!

Dieser Wunsch geht schneller in Erfüllung als gedacht, denn plötzlich schrumpfen seine Eltern auf Miniaturgröße. Doch Felix muss sich nicht nur um die beiden kümmern, sondern auch die Schule vor der bösen Hulda Stechbarth retten! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Sabine Ludwig: Felix 1 – Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Sabine Ludwig: Felix 2 – Hilfe, meine Lehrerin geht in die Luft

Sabine Ludwig: Felix 3 – Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft

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Rezension:
Eine Geschichte zu modernisieren und neu aufzulegen ist etwas, was bei Filmen in schöner Regelmäßigkeit schief geht und nur in Ausnahmefällen funktioniert. Mit literarischen Stoffen kann man ebenso sein Ziel verfehlen, der neue Roman zum Film “Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft” zeigt jedoch, was passiert, wenn man ein glücklicheres Händchen hat.

Die Handlung ist schnell erzählt. Wieder einmal werden die Erwachsenen zur Räson gebracht bzw. aufgrund eines unglücklichen Zufalls geschrumpft und das Kind muss die Misere ausbaden und versuchen, diese wieder groß zu bekommen.

Gar nicht so einfach, wenn man dazu noch erwachsene Gegenspieler hat und überhaupt alles auf einem an Alltagsstress einprasselt, was man dann so gar nicht gebrauchen kann.

In diesem Falle, Felix, ist schon darin geübt, ist doch erst vor kurzem seine Lehrerin Schmitt-Gössenwein vom Schulgeist seines Gymnasiums geschrumpft und nach einem aufregenden Abenteuer der beiden wieder auf Normalgröße gebracht wurden.

Nun sind es seine Eltern, die die Größe von Playmobil-Figuren innehaben, nachdem sie zuvor ihm verkündet hatten, ihr berufliches und damit auch sein Leben nach Dubai verlegen zu wollen.

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, überwältigt auch noch Hulda Stechbarth den Schulgeist, um selbst einer zu werden. Das Chaos ist perfekt, und so können nur noch Felix und seine Freunde die Schule retten.

Die Fortsetzung des, 2006 erschienen, Kinderbuchbestsellers “Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft” basiert auf Grundlage des Kinofilms, zudem Sabine Ludwig auch das Drehbuch geschrieben hat.

Die Geschichte macht einen etwas moderner wirkenden Eindruck, lässt sich gut und flüssig lesen. Nicht zuletzt die Spannung und das vorprogrammierte Chaos kommen nicht zu kurz.

Ein Spannungsbogen, der die lesende Zielgruppe bis zur letzten Seite in Atem hält, die Charaktere im Gegensatz zum Erstling der Dilogie noch einmal vertieft. Insgesamt ist dies zwar sprachlich keine Hochliteratur, aber eine amüsante Kinderunterhaltung, an der auch erwachsene Vorleser ihren Spaß haben können.

Da beides ziemlich parallel zu einander entstanden sind, sind Buch und Film sehr nah beieinander und können in beliebiger Reihenfolge erst gelesen und dann angeschaut, oder eben umgekehrt, werden.

“Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft”, ist eine gelungene Fortsetzung und ein witzig spannendes Lesevergnügen, vor allem für die Kleinen (und die Geschrumpften).

Autorin:
Sabine Ludwig wurde 1954 in Berlin geboren und studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach ihrem Staatsexamen arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, danach als Regieassistentin, Pressereferentin und zuletzt als Rundfunk-Redakteurin des SFB/RBB, für eine Kinder-Radio-Sendung.

1983 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, welches promt ausgezeichnet wurde. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin, veröffentlicht vor allem aber Kinder- und Jugendbücher. Für mehrere ihrer Übersetzungen aus dem Englischen wurde sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ludwig lebt mit ihrer Familie in Berlin.

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Uderzo, Albert/Goscinny, Rene: Asterix – Die Gesamtausgabe 5

Asterix - Die Gesamtausgabe 5 Book Cover
Asterix – Die Gesamtausgabe 5 Comic Egmont Ehapa Hardcover Seiten: 176 ISBN: 978-3-7704-3784-9

Inhalt:
Moralestix, ein gallischer Stammeshäuptling bittet Majestix einen Kessel voller Münzen im Dorf vor den Steuereintreibern Cäsars zu verstecken. Kurz darauf wird der Kessel samt Inhalt gestohlen und Asterix aus den Dorf verbannt. Fortan versuchen Asterix und Obelix den Kessel wieder mit Geld zu befühlen, doch das ist leichter gedacht als getan.

Der Sohn eines spanischen Häuptlings wird von den Römern als geisel genommen und nach Gallien entführt, die dies mitbekommen und den Jungen befreien. Fortan besteht die Mission darin, den kleinen stolzen und launischen Jungen zurück zu seinem Dorf zu bringen, was sich als nicht ganz einfach herausstellt.

Die Stärke der unbeugsamen Gallier liegt in ihrer Einigkeit, folglich versuchen die Römer nun Zwietracht unter den Dorfbewohnern zu sähen, was auch gelingt. Fortan ist die Dorfgemeinschaft gespalten und in großer Gefahr. Die Römer sehen den günstigen Moment, um anzugreifen.

Einordnung:
Die Gesamtausgabe Nr. 5 enthält die Geschichten “Asterix und der Kupferkessel”, “Asterix in Spanien” und “Streit um Asterix”. Insgesant gibt es 14 Gesamtausgaben mit jeweils 3 Geschichten.

Rezension:
Wie hier schon mehrfach geschehen, wird auch dieses Mal eine Gesamtausgabe der Asterix-Comics, des Egmont Ehapa Verlages besprochen. Und zwar nicht, weil sich nur die Einzelbände der Geschichten von Uderzo und Goscinny nicht lohnen würden, sondern weil die in blauen Leder gebundenen Ausgaben eine besondere Würdigung des Zeichner- und Autorenduos sind.

Dieses Mal ist der fünfte Band an der Reihe, es ist aber nicht wirklich wichtig, wann man welche Geschichte der gallischen Krieger sich zu Gemüte führt. Man kommt auch so in die Handlung und in die Figurenkonstellation hinein, zumal das Grundschema immer gleich bleibt.

Asterix und sein Freund, der Hinkelsteinlieferant Obelix, werden ein um das andere Mal in ein Abenteuer verwickelt, was sie quer durch die damals bekannte und, manchmal sogar, noch unbekannte Welt treibt, schlagen Römer, Wildschweine und Piraten in die Flucht. Und am Ende gewinnt wieder einmal David gegen Goliath.

In der Reihenfolge gelesen, offenbaren sich jedoch bei genaueren Hinsehen Details, die im weiteren Verlauf eine Rolle spielen. In einem Band wird z.B. Idefix eingeführt, in „Asterix in Spanien“, bekommt erstmals Automatix Contra. In Form eines Fischhändlers. Spitzfindigkeiten, auf die noch einmal näher eingegangen wird, wenn man diese besonderen Ausgaben besitzt.

Auch hier wird wieder en detail erklärt, welche Anspielungen die Erfinder unserer gallischen Superhelden eingebaut und somit einen vergnüglichen Geschichtsunterricht gleichsam zur Gesellschaftsparodie wohlgemerkt, die Zeit der Entstehung der Comics) gemacht haben. Wieder einmal in hohem Maße gelungen, wenn etwa der Wohnwagentourismus eine Erfindung der antiken Reisenden ist oder das Sprichwort „die Luft anhalten, bis man platzt“ eine besondere Bedeutung erfährt.

Zeitreisende mögen also auch hier, in den Geschichten selbst, und auf Seiten mit unzähligen Zusatzinformation zur Entstehungsgeschichte der enthaltenen Comics, Gefallen an den unbeugsamen Galliern finden, die Dank Zaubertrank, Glück und Ideenreichtum auch hier wieder dafür sorgen werden, dass einem nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Unbedingte Empfehlung.

Autoren:
Rene Goscinny wurde 1926 in Paris geboren und war ein französischer Comicautor. Er schuf zusammen mit dem Zeichner Alber Uderzo u.a. die Comics der unbeugsamen Gallier Asterix und Obelix (ab 1959), für die er internationale Bekanntheit erlangte. Ab 1955 textete er außerdem die von Morris gezeichneten Comics “Lucky Luke”. Als Autor wurde er für seine von Sempe illustrierten Geschichten über den “Kleinen Nick” bekannt.

Albert Uderzo wurde 1927 in Fismes bei Reims in Frankreich geboren und ist Zeichner und Mit-Autor der bekannten Comic-Serie “Asterix”. Er wuchs als Sohn italienischer Einwanderer auf, die 1934 die französische Staatsbürgerschaft erhielten. Inspiriert von Wat Disney eignete er sich teils autodidaktisch das Handwerkzeug des Comic-Zeichnens an. Er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche und arbeitet teilweise mit nummerierten Farbtönen. Die Comic-Serie “Asterix erschien zunächst in der Zeitschrift “Pilote”, später dann in einem eigenen Verlag. Seit dem Tod Goscinnys1977 produzierte Uderzo die Asterix-Abenteuer alleine, unter Zuhilfenahme eines Teams von Zeichnern seines eigenen Unternehmens.

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Hampton Sides: Die Polarfahrt

Die Polarfahrt Book Cover
Die Polarfahrt Hampton Sides mare Erschienen am: 01.10.2019 Seiten. 576 ISBN: 978-3-86648-243-2 Übersetzer: Rudolf Mast

Inhalt:

Der Nordpol galt als Problem, als Ende der Welt und ungelöstes Geheimnis. Ein blinder Fleck auf den Landkarten. Ein verrückter Zeitungsverleger, auf der Jagd nach Sensationsgeschichten, kaufte ein Schiff, erkor einen Kapitän und schickte 1879 dreiunddreißig Männer ins Eis, die die Theorie eines offenen Polarmeeres überprüfen sollten.

Doch, die USS Jeanette blieb im Packeis stecken. Fortan kämpfte die Besatzung des Schiffes um ihr Überleben. Meilenweite Märsche über das gefrorene Meer, Schneeblindheit, Erfrierungen, Stürme und Hunger brachten die Mannschaft an ihre physischen und psychischen Grenzen. Hampton Sides erzählt ihre Geschichte. (abgewandelter Klappentext)

Rezension:

So unscheinbar, wie sie wirkt, diese Welt aus Schnee, Fels und Eis, so unverzeihlich geht sie mit begangenen Fehlern um. Es ist eine scheinbar endlose und abweisende Gegend, die Nordpolarregion, gerade deswegen ungeheuer fasznierend.

Hampton Sides ist eingetaucht in die Gegend umbarmherziger Kälte und hat sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen dabei ist ein faszinierender und facettenreicher Bericht über die wohl eindrücklichste und vom grausigen Schicksal verfolgte Erkundungsexpedition, die es in diese Gegend verschlagen hat.

Vor wenigen Jahrhunderten noch war gänzlich wenig über die kälteste Region des Erdballs bekannt, und der Drang sich zu beweisen war besonders bei den Männern der damals noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika besonders groß.

Es ist hier die Geschichte junger Offiziere und Naturforscher, Ärzte und Meteorologen, aber auch eine Erzählung unglaublicher menschlicher Kraft und großer Pionierleistungen, die der Autor zu Tage gefördert und dicht recherchiert eine geeignete Plattform gibt.

Eindrückklich wird geschildert, wie groß das Verlangen bei den Männern dieser Generation, die in Zeiten kurz vor der Elektrifizierung der Infrastruktur, der Erfindung der Glühbirne und wegweisenden Maschinen, wie die Dampfmaschine, sich zu beweisen und welche Bedeutung die Erkundung der letzten weißen Flecken auf den Landkarten für die Menschen hatte.

Intensiv begleitet der Leser auf Grundlage von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, ausführlich geschildert, die Vorbereitungen zu einer Expedition, die dann doch sprichwörtlich im Eis stecken bleiben musste.

Geschildert wird die Auswirkungen von Sensationsgier, schon damals als es noch keine anderen Medien als Zeitungen gab, und welche fatalen Folgen kleinste Fehler schon bei der Planung haben konnten, zudem welchen Gefahren Entdecker damals auf noch unbekannten Terrain ausgesetzt waren.

Das alles wird klar und deutlich, kurzweilig und über die Maßen so spannend geschildert, wie nur wahre Geschichte sein kann. Hier merkt man in jeder einzelnen Zeile, die intensive Rechercheleistung von Hampton Sides, der den Weg in die Katastrophe und für zu wenige Teilnehmer der Expedition wieder hinaus, beschreibt.

Durchsetzt und aufgelockert wird dieses Sachbuch mit den Fotos aller Teilnehmer dieser Polarfahrt und Karten auf den Innenseiten des Buchdeckels.

Die hochwertige Aufmachung und die erzählte, gut recherchierte Geschichte, deren Expeditionsmitglieder für die künftige Kartographie und Naturforschung trotz Scheiterns wichtige Erkenntnisse brachten, ist es wert, erfahren und weiter verbreitet zu werden.

Der Leser wird dem Leid der Besatzung der USS Jeanette so nachempfinden können, als wäre er selbst Mitglied dessen, auf das es einem kalt den Rücken hinunter laufe. Eine unbedingte Empfehlung, die außerhalb des Eisschrankes gelesen und gut sichtbar in jedes Regal gehört.

Autor:

Hampton Sides wurde 1962 in Memphis/Tennessee geboren und ist ein US-amerikanischer Historiker, Autor und Journalist. Er schloss sein Geschichtsstudium an der Yale University ab und hielt danach Gastvorlesungen an verschiedenen Institutionen der USA.

Er ist Berichterstatter für die Zeitschrift “Outside” und arbeitet für das “National Geographic Magazine”, sowie verschiedenen großen Zeitungen, u.a. die “The Washington Post”. Er ist Autor mehrerer Bücher mit geschichtlichen Themen und lebt mit seiner Familie in Santa Fe/New Mexico.

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Lois Pryce: Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren…

Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren... Book Cover
Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… Lois Pryce Dumont/mairdumont Erschienen am: 25.09.2017 Seiten: 330 ISBN: 978-3-7701-6681-7 Übersetzerin: Monika Baark

Inhalt:

Eine Frau, ein Motorrad und die wagemutigste Reise ihres Lebens…

Eines Tages entdeckt Lois Pryce in London einen Zettel an ihrem weitgereisten Motorrad: Eine persönliche Einladung in den Iran, geschrieben von einem Fremden namens Habib. Die Neugier der Abenteuerin ist geweckt.

Dass Frauen im Iran offiziell gar kein Motorrad fahren dürfen… und alle Bekannten ihr dringend davon abraten… geschenkt! Ihre ebenso mutige wie überraschende Reise in den echten Iran kann beginnen: 5000 Kilometer mit Helm und Hidschab – und zahllosen unvergesslichen Begegnungen. (Klappentext)

Rezension:

Heutzutage kann man die großen Abenteuer immer dann erleben, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Oft passiert genau dann unerwartetes. Fur Lois Pryce beginnt dies mit einem Zettel, den ein Wildfremder an ihr Motorrad heftete. Mitten in der Londoner Innenstadt.

Es ist die Zeit des Tiefpunkts diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Iran, und doch bekommt Pryce eine Einladung, sich dieses Land anzuschauen.

Nun ist die Abenteuerin weit gereist und in Groß-Britannien keine Unbekannte, doch die Ungewissheit ist da. Was würde sie, abseits der Bilder, die in den Medien kursierten, erwarten? Ein, besonders in bezug auf Frauen, rückständiges Land oder etwas völlig anderes?

Lois Pryce macht sich auf den Weg. Mit Hidschab und Motorrad, es herauszufinden. Das größte Abenteuer ihres Lebens beginnt.

Es ist ein beeindruckender Reisebericht, den Lois Pryce hier vorlegt. Genau wie sie ins kalte Wasser geworfen wurde, nimmt sie den Leser mit auf eine Reise zwischen den Kulturen und erlebt was passiert, wenn man hinter den Vorhang der internationalen Presse blickt.

Sie entdeckt den Iran abseits der Politik, der zwischen Tradition und Moderne schwankt. Dessen Waage zu Gunsten der letzteren zu kippen beginnt. Pryce entdeckt die wörtlich zu nehmende persische Gastfreundschaft, persisches Essen, eine große Vergangenheit und Fallstricke in den Beziehungen beider Länder, aber auch, was passiert, wenn man auf die Menschen zugeht, sie anhört.

Was übrig bleibt vom Bild der Medien ist nicht viel, ein völlig anderer Eindruck entsteht. Einfühlsam beschreibt die Autorin ihren kritischen Blick auf das Land und die Begeisterung für die Herzlichkeit der Menschen, die dort leben. Das Bild wandelt sich von Seite zu Seite, natürlich nicht kritiklos, doch ist die Autorin ganz Abenteuerin erst einmal ins Gelingen verliebt. Und dies geschieht auch.

Eine Annäherung zweier so gegensätzlicher Welten ist möglich, von den Iranern gewollt, von dessen Mächtigen gefürchtet, von der westlichen Welt kritisch beäugt. Der autoritäre Staat ist im Privatleben der iraner beriets durchlässig, rissig. Immer mehr Iraner streben nach westlichen Werten und trotzden den autoritären Mullahs.

Die Reise einer Frau in ein Land, dessen Zukunft gerade erst begonnen hat, gespalten zwischen den Welten religiöser Vorgaben und westlichen Sehnsüchten.

Spannend und nahbar erzählt, ein erstaunlicher Roadtrip durch eine wahrhaft faszinierende Landschaft und interessanten Begegnungen. Von heiklen Grenzübertritten in das Verkehrschaos Teherans bis hinein in die Stadt der Poesie. Und der Blick auf das Land der “Achse des Bösen” wird ein völlig anderer sein.

Autorin:

Lois Pryce wurde 1973 in Aberdeen geboren, wuchs in Bristol auf und ist eine britische Autorin und Journalistin. Sie ist Gründerin und Kuratorin des Adventure Travel Film Festivals:und verfasste mehrere Bücher über ihre Abenteuerreisen mit Motorrad.

Sie schreibt freiberuflich für mehrere Zeitungen und Zeitschriften, nachdem Sie ihre sichere Stelle bei der BBC aufgab, um in der Welt Abenteuer zu erleben. Die britische Zeitung “The Telegraph” zeichnete sie als eine der “zehn größten Abenteuerinnen unserer Zeit” aus.

Seit 2002 lebt sie in London.

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