
Inhalt:
Der Franzose Michel Eyquem de Montaigne (1533-1592) wirkte viele Jahre als Jurist und Politiker (u. a. als Bürgermeister in Bodeaux), bevor er sich auf sein Anwesen im Perigord zurückzog. Hier schrieb er seine „Essais“ (dt. Versuche) nieder und begründete damit ein neues Literaturgenre, die Essayistik. In seinem Hauptwerk (1572-1592) widmete er sich dem Menschen in all seinen Facetten. Als Grundlage diente ihm das eigene Ich, das er für die damalige Zeit überaus offen behandelte.
So beschrieb er azuch seine körperlichen Gebrechen oder Probleme beim Geschlehctsverkehr. Obwohl nicht als philosophisches Werk angelegt, sind die „Essais“ gespickt mit Aussagen philosophischen Inhalts, die bis heute eine überraschende Originalität und Aktualität bewahrt haben. Die Autoren haben die Gedankengänge Montaignes nach philosophischen Fragestellungen geordnet und stellen sie mit biografischen Informationen vor. (Klappentext)
Rezension:
Eigentlich kein Philosoph, war Michel de Montaigne Beamter und Politiker im Dienste des Königs von Frankreich, doch befähigte seine finanzielle Unabhängigkeit und nicht zuletzt seine Bildung ihn, sich über grundsätzliche gesellschaftliche Fragen Gedanken zu machen und sie zu seinem eigenen Leben in Bezug zu setzen. Für die damalige Zeit recht fortschrittlich, war er dabei an manchen Stellen dem Denken Immanuel Kants, welcher 200 Jahre später lebte, als denen der Gesellschaft, in der er lebte. Der Historiker Kurt Fricke und der Germanistiker Christoph Werner haben sich den niedergeschriebenen „Essais“ Montaignes angenommen. Herausgekommen dabei ist eine bemerkenswerte Übersicht.
Wie in den anderen Heften der Reihe „Philosophie für untwergs“, die mittlerweile mehr als zwanzig Hefte umfasst, hat man sich hier zunächst mit der Biografie der dargestellten Persönlichkeit befasst, die, gelinde gesagt beeindruckend ist. Aus einer sichtlich priviligierten Position heraus, seiner gesellschaftlichen Stellung folgend, machte Montaigne sich durchaus ganzheitlich fortschrittliche Gedanken, ohne jedoch die Staatsform etwa, von und in der er lebte, grundsätzlich in Frage zu stellen. Dennoch war dies der Kirche nicht geheuer, so dass seine Schriften nach seinem Tod zunächst auf den Index gestellt und erst Jahrzehnte später wieder freigegeben wurden. Bis dahin hatte sich jedoch das gesellschaftliche Denken so gewandelt, dass man die von ihm dargestellten Punkte nicht mehr ignorieren konnte.
Kurzweilig und konzentriert stellen die Autoren den Lebensweg Montaignes dar, bevor sie auf die einzelnen Punkte seiner Schriften eingehen. In Bezug zu seiner eigenen Biografie stellt er Erkenntnistheorie, Ethik und Religion auf den Prüfstand, nicht zuletzt auch Politik und Gesellschaft und zeigt, für diese Zeit nicht selbstverständlich, ziemlich fortschrittliche Ansichten, die sich teilweise auch ins Heute übertragen lassen. Damit nimmt er, so erläutern dies Fricke und Werner eine Position innerhalb der Aufreihung von Philosophen ein, die ihn, obwohl er sich dort nicht hauptsächlich einordnen lässt, die ihn gleichberechtigt zu Kant, Platon und anderen erscheinen lässt, die ebenfalls Bestandteil dieser Reihe sind. Gleichzeitig wird so der Blickwinkel der Philosophie und deren Übersetzung auch in den, damaligen, praktischen Alltag veranschaulicht.
Zwischen den Heften der „Philosophie für unterwegs“, ist dieses aufgrund derer beschriebenen Person ein herausragendes, welches auch gelesen werden kann, wenn man ansonsten nur wenig Zugang zur Philosophie hat.
Autoren:
Kurt Fricke wurde 1967 in Halle/Salle geboren und ist ein deutscher Historiker, Verlagslektor und Autor. Nach Schlosserlehre und Militärdienst studierte er zunächst Geschichte und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, bevor er als freiberuflicher Historiker tätig war. Nach seiner Promotion begann er im Lektorat beim Mitteldeutschen Verlag und verfasste verschiedene Veröffentlichungen zur deutschen Zeitgeschichte. Im Jahr 2010 erschien sein erstes Prosa-Debüt.
Christoph Werner wurde 1939 in Halle/Saale geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Sprachlehrer und Übersetzer. Zunächst studierte er Anglistik und Germanistik und war im Anschluss Lehrer an einer Oberschule und im Hochschuldienst tätig. Seine sprachwissenschaftliche Tätigkeit schlug sich in mehreren Veröffentlichtungen zur englischen Fachsprache der Verfahrenstechnik wieder. Naxch seiner Promotion arbeitete er als selbstständiger Übersetzer und Sprachlehrer und siedelte 1989 in die Bundesrepublik Deutschland über. Bis 2002 war er wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Angewandte Sprachwissenschaft der Universität Hildesheim tätig. In diese Zeit fiel die Veröffentlung seines ersten Werkes, zudem schrieb er zahlreiche Geschichten für eine literarische Zeitschrift des Wissenschaftlichen Verlages Trier.