Inhalt:
Warum zirpen Grillen, machen Echsen Liegestütze und wechseln Oktopusse ihre Farbe? Und sind Fische wirklich stumm?
Tiere kommunizieren mit den unterschiedlichsten Mitteln: mit Lauten, Gesten und Mimikry, mit Licht- und Duftsignalen, Tänzen und dem Farbenspiel ihrer Federn. Elefanten verständigen sich mit Infraschall und unterscheiden so über große Distanzen zwischen Freund und Feind. Auch unter Wasser herrscht keineswegs Stille, wie die Gesänge der Wale zeigen, aber auch Piranhas sind echte Plaudertaschen – wie übriens auch Krokodile.
Tiere kommunizieren, um sich zu umwerben, Feinde abzuschrecken, Artgenossen zu warnen oder auf Futter hinzuweisen. Ihr Leben hängt vom permanenten Austausch von Signalen ab und sie können dabei auch lügen und sich verstellen… Buoninconti enthüllt uns außerdem die Wechselwirkungen zwischen Lebensräumen, für die wir häufig kein Ohr und Auge haben. Lebensräume, die es dringend zu schützen gilt! (Klappentext)
Rezension:
Kommunikation ist der Austausch von Botschaften zwischen Sendern und Empfängern. So die Definition, der wir folgen. Wenn es darum geht, müssen wir feststellen, dass es uns selbst schwerfällt, gegenüber anderen keine Signale zu senden. Doch, wir sind nicht die einzigen. Auch in der uns umgebenden Fauna herrscht ein reger Informationswechsel. Jeder, der mit Tieren auch nur rudimentär zu tun hat, weiß, sie kommunizieren untereinander und zwischen Arten.
Dazu gehört der Hund, der zum Spielen auffordert ebenso, wie die Katze, die nach Futter verlangt. Die italienische Wissenschaftsjournalistin Francesca Buoninconti begibt sich erneut auf Spurensuche, nachdem sie zuletzt die Wanderungen in der Tierwelt verfolgte. In ihrem Sachbuch „Tierisch laut – Die wundersame Welt der Kommunikation im Tierreich“ erfahren wir, wie und worüber sich unsere tierischen Nachbarn unterhalten, zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Die Kommunikation im Tierreich ist ein weitgehend noch unergründetes Feld, welches wir erst allmählich verstehen lernen. Noch gibt es zu viele weiße Flecken auf dieser Landkarte. Die Autorin zeigt jedoch, wie viel wir bereits jetzt wissen. Unterfüttert mit einer Vielzahl verschiedener Quellen zeigt sie, teilweise sehr ausführlich, auf, wozu Kommunikation im Tierreich existiert, wie und mit welchen Mitteln sich Affen, Wale, Fische oder Vögel austauschen.
Buoninconti gliedert die Thematik sinnvoll in die optische und sensorische Kommunikation auf und erläutert für jede Untergliederung mehrere Beispiele aus den verschiedensten Winkeln des Tierreichs. Aufgelockert wird dies an einigen Stellen durch verdeutlichende Illustrationen von Frederico Gemma, der sich vor allem mit Natur-Illustrationen einen Namen gemacht hat. Eingestreut werden immer wieder kuriose und zu weilen sehr schräge Beispiele. Sich durch Pupse verständigende Heringe sind da noch das Harmloseste.
Anfang 2000 bat das schwedische Militär kanadische und schottische Wissenschaftler einem geheimnisvollen Ticken im Meer auf den Grund zu gehen. Man befürchtete russische U-Boote, die dafür Verantwortlichen waren jedoch nur Heringe. Diese unterhalten sich durch den Ausstoß von sog. Fast Repetitive Ticks (FRT). Das Kürzel ähnelt fatal dem Wort „fart“, Furz.
Man fand heraus, dass Heringe nur in Gemeinschaft pupsen, das in einer Frequenz von bis zu 65 Stück im Bereich von 1.700 und 22.000 Hz. Pazifische Heringe sind dabei furzfreudiger als ihre atlantischen Verwandten. Für diese Forschungsarbeit wurden die Wissenschaftler mit dem IgNobelpreis für Biologie ausgezeichnet, eine satirische Aufzeichnung, die Jahr für Jahr für wissenschaftliche Leistungen vergeben wird, die die Menschen zum Lachen und zum Nachdenken bringen soll.
Bekanntes, wie die Kommunikation der Fledermäuse mithilfe von Ultraschall wird detailliert erklärt, ebenso der Weg der Forschung, bestimmte Sachen herauszufinden und wie unsere Art der Kommunikation die der Tierwelt gefährdet. Inzwischen müssen Wale schreien, um sich über weite Strecken zu unterhalten. Der allgegenwärtige Schiffslärm in den Meeren macht’s notwendig. Aber auch optische Signale, etwa von Insekten, haben es immer schwerer, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Zahlreiche Quellen unterfüttern dieses hoch interessante Sachbuch, welches an manchen Stellen es mit dem Detailgrad etwas zu gut meint. Für einige Passagen ist ein gewisses naturwissenschaftliches Verständnis für Biologie etwa oder Chemie von Nöten, im Großen und Ganzen dennoch gut lesbar ist. Nach der Lektüre wird man in jedem Fall die Tierwelt mit anderen Augen betrachten.
Die Mischung aus amüsanten Anekdoten, wissenschaftlicher Tiefe, auch wenn es etwa um die historische Erforschung der Kommunikation im Tierreich geht, ist ansonsten ausgewogen. Schon vorhandenes Wissen wird vertieft. Neues kommt hinzu.
Trotzdem, dass noch einige Fragen offen sind, könnte dieses Sachbuch Standardwerk zur Thematik werden und dies noch länger bleiben. Zumindest für das interessierte Publikum. Diesem kann man es wirklich empfehlen.
Autorin:
Francesca Buoninconti ist eine italienische Wissenschaftsjournalistin. Sie studierte Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Ornithologie und schreibt für verscheidene Medien und arbeitet für den Rundfunk. 2021 erschien ihr erstes Buch in deutscher Übersetzung „Grenzenlos. Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere“.