Duden

Rolf-Bernhard Essig: Ach, wie gut, dass niemand weiß …

Inhalt:

Zahllose Reime, geflügelte Worte und Redewendungen verdanken wir unseren Märchen. Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig hat über 200 der schönsten und oft rätselhaften Sprachbilder aus dem Märchenreich gesammelt. Hier schreibt er über ihre Bedeutung, ihren Hintergrund und ihre märchenhafte Karriere in der deutschen Sprache. (Klappentext)

Rezension:

Wo das Wünschen noch geholfen hat, Wölfe Kreide fressen oder Siebenmeilenstiefel getragen werden können, tauchen wir ein in die wunderbare Welt der Märchen, die nicht nur unsere Phantasie beflügeln, sondern auch unsere Sprache zahlreiche Facetten hinzufügen. Doch woher kommen Sprachbilder wie “jemanden in den Sack stecken” oder “den Geist aus der Flasche lassen”? Der Sprachforscher und Germanist Rolf-Bernhard Essig hat sich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen dabei ist eine wunderbare Sammlung durch die Sprache der Märchen.

Die gesammelten Geschichten der Gebrüder Grimm, die Texte von Hauff, Bechstein und Andersen werden seit Jahrhunderten vorgelesen und erzählt, unterliegen jedoch einem stetigen Wandel, wie auch die Sprache selbst, in der sie erzählt werden. faszinierend dabei, schon zu den Zeiten der erstgenannten Geschichten-Sammler waren einzelne ihrer Bestandteile längst geflügelte Worte. Dem Rest verhalfen die Grimms dazu, zu überdauern. Nicht wenig wurde dafür angepasst und überarbeitet, doch sind Sätze, Wortspiele oder Ausdrücke älter als jene, die sie einst ins Schriftliche übertrugen. Spannend, die Geschichte dahinter.

Essig beschäftigt sich in seinem Werk zunächst mit den grundlegenden Redensarten, bevor er auf den sehr eigentümlichen Grimm-Sound eingeht, der bis heute überdauert hat. Reime und Verse werden ebenso unter die Lupe genommen, wie auch lehrreiche Sprichwörter und solche zur Natur. Immer wieder wird auf die Entstehungszeit, soweit ergründbar, Bezug genommen, Übersichten zwischen den Kapiteln ergänzen das Werk, welches in einem Zug, aber auch als Lexikon gelesen werden kann.

Mit einer Prise Humor lesen sich die Texte nicht trocken, wie man es einstweilen von einer Sprachübersicht erwarten würde. Die Chance, einem selbst unbekannte Ausdrücke zu entdecken ist ebenfalls hoch, nicht zuletzt, da auch auf verschiedene Versionen derer eingegangen wird, zudem wie Sprichwörter aus Märchen damals wirkten und heute gelesen werden können.

Gleichwohl amüsant und kurzweilig, merkt man den Texten an, dass sie von einem Sprachwissenschaftler verfasst wurden, wobei Essig aufgrund der Kompaktheit immer wieder die Kurve bekommen hat, so dass diese nicht allzu sehr ins Theoretische abgleiten. Für alle, die sich gerne mit unserer Sprache beschäftigen, Märchen-Liebhaber ohnehin, ist dieses Werk sehr zu empfehlen. Von den hier aufgeführten Sprichwörtern gibt es dort mehr zu lesen als sieben auf einen Streich. Und das lohnt sich.

Autor:

Rolf-Bernhard Essig wurde 1963 in Hamburg geboren und ist ein deutscher Schriftsteller, Literaturkritiker und Dozent. Er studierte zunächst Germanistik und Geschichte in Bamberg, bevor er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Bibliothekar wirkte. Im Jahr 2000 veröffentlichte er seine Dissertation. Essig kuratiert Ausstellungen, etwa in den Museen für Kommunikation in Nürnberg und Frankfurt, 2019/20 in Fellbach und Suhl. Als Dozent war er in Bamberg, Samara und Togliatti tätig, wo er neben Literaturwissenschaft auch Kreatives Schreiben lehrte. Er ist Autor mehrerer Kinder- und Sachbücher, sowie Beiträge verschiedener Zeitungen. Zudem tourt er mit einem Programm zur deutschen Sprache durch Deutschland.

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Frank Engehausen/Michael Erbe (u. A.): Deutsche Geschichte – von der Antike bis heute

Inhalt:
Das große Werk zur deutschen Geschichte – von der Spätantike bis heute

Umfassend und fundiert werden hier 2000 Jahre deutsche Geschichte in acht Epochen dargestellt. Ein Zeitstrahl und eine Einführung zu jedem Kapitel bieten einen Überblick über die Meilensteine und die prägenden Entwicklungen der jeweiligen Zeit. Die über 500 Fotos, Karten, Tabellen, Kurzporträts und Schlüsselbegriffe machen Zusammenhänge deutlich und erwecken deutsche Geschichte zum Leben. (Klappentext)

Rezension:

Gerade die Darstellung historischen Überblickwissens hat des Öfteren den Knackpunkt, dass je mehr man sich der Gegenwart annähert, auf Ereignisse zur Sprache kommt, deren Ausgang man noch gar nicht kennen kann, so dass es einer ständigen Aktualisierung bedarf. Hier endet die Darstellung des Überblicks der deutschen Geschichte mit dem Beginn der Übernahme der Macht einer neuen Regierung nach der der ersten Bundeskanzlerin Angela Merkel, doch zuvor ist viel passiert. Zweitausend Jahre Geschichte hat ein Team von Historikern nun zu einem Lexikon der Historie ausgearbeitet, vom Anbeginn der Antike bis hinein in unsere Zeit. Dargestellt wird unsere Geschichte, welche zugleich auch ein wichtiger Teil europäischer Geschichte ist, in all ihren aufregenden und zuweilen auch grausamen Fascetten.

In acht Abschnitten werden ausführlich Antike und Völkerwanderung, das Mittelalter, das konfessionelle Zeitalter (1495-1648), das Ancien Regime, das bürgerliche Zeitalter, die Zeit der Weltkriege und die Geschichte der deutschen Teilung, sowie der Wiedervereinigung dargestellt. Den Abschluss findet die Betrachtung in den 1990er Jahren bis hin zu den ersten Monaten der Regierung Scholz.

Ausführlich werden Wege beleuchtet, Wendepunkte und Kontraste unserer Geschichte, ergänzt mit zahlreichen Bildmaterial, Karten und Kurzbiografien, sowie ebenfalls an den Seitenrändern herausgestellten Begriffsklärungen. Man kann dies hintereinanderweg lesen oder als Lexikon gebrauchen, wie es wahrscheinlich von vielen Lernenden und Interessierten gebraucht wird. Dabei wird der Fokus nicht nur auf die große Politik gelegt, sondern auch auf Entwicklungen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur eingegangen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

Autorenkollektiv: Deutsche Geschichte – von der Antike bis heute, Seiten: 512, ISBN: 978-3-411-71020-1, Duden Verlag

Die einzelnen Texte sind von Stil und Machart her einheitlich gehalten, auf den neuesten Stand historischer Forschungen und ohne Vorwissen lesbar, wie dies bereits in vorangegangenen Wissensübersichten des Verlags der Fall ist. Wieder gelingt hier der Spagat zwischen ausführlicher und detaillierter Darstellung und kompakter Aufbereitung. Jedem Kapitel wird ein Zeitstrahl, sowie einer gesonderten Einführung vorangestellt.

Die Bewertung des Werks hierbei darf sich nicht auf den Inhalt als solchen beziehen. Unsere Geschichte ist verlaufen, wie sie es eben ist und die Bewertung derer erfolgt zwangsläufig immer durch ihr Ergebnis und der Betrachtung nachfolgender Generationen. Hier sei aber der sachliche Stil genannt, sowie die Aufbereitung, mit der man eine Bleiwüste verhindert hat. Ist man mit der Lektüre von einigen Abschnitten durch, hat man sich sicher nicht nur einen Gutteil Wissen für die Geschichts- oder auch Deutschprüfung (wenn es da um die historische Komponente geht) angeeignet. Einen modern aufbereiteten Rundumblick griffbereit zu haben, schadet ja nicht.

Insofern ist dies eine sinnvolle Ergänzung für das Regal.

Autorenkollektiv:
Frank Engehausen, Michael Erbe, Kay Peter Jankrift, Jörn Leonhard, Gabriele Metzler, Walter Mühlhausen, Dietmar Schiersner, Axel Schildt und Hans-Ulrich Thamer
(mehr über diese Personen: hier)

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Rita Mielke: Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen

Inhalt:

Seit Jahrhunderten haben sich Abenteurer, Missionare und Forscherinnen aufgemacht, um unbekannte Welten zu entdecken. Der Naturforscher Georg Forster landete auf Tahiti. Die sprachwissenschaftlerin Luise Hercus lernte die Kultur der Aborigines in Australien kennen. der Kaufmann Isaac reiste im Auftrag Karls des Großen ins ferne Bagdad. Und immer begegneten die Weitgereisten dort Menschen, mit denen sie sich nicht verständigen konnten.

Doch neugierig und einfallsreich, wie sie waren, gelang es ihnen, mit ihrem Gegenüber ins Gespräch zu kommen. Dieses Buch handelt vom Sprechen und Zuhören, von pantomimischen Gesten, von handgeschriebenen Wortlisten und Grammatiken – und immer wieder von der Begegnung unterschiedlicher Welten und dm Zauber der Sprache. (Klappentext)

Rezension:

Man kann über alles reden. Vorausgesetzt, man hat oder findet eine gemeinsame Sprache. Außerhalb ihrer Heimat stießen Menschen seit jeher an die Grenzen der Fähigkeit zur verbalen Kommunikation. Mit ihrer Sprache kamen sie irgendwann nicht weiter. Die Sprache des Gegenüber beherrschten sie nicht und waren ihrer größten Möglichkeit beraubt, einander ihre Gedanken, Gefühle, Fragen oder Wünsche auszudrücken. Der Fähigkeit zur Kommunikation, dieses kostbaren Rohstoffs beraubt, war dies nicht nur ärgerlich, sondern bedeutete eine tiefgehende Kränkung.

Die großen Forschungs-, Handels- und Entdeckungsreisende vergangener Jahrhunderte, die diese Erfahrungen machten, mussten andere Wege finden, sich auszudrücken. Die sprachwissenschaftlerin und Autorin Rita Mielke erzählt von ihnen, sowie von dramatischen Begegnungen und Schicksalen und Biografien jener, die Strategien zum Erlenen neuer Sprachen finden mussten und dabei ein enorm kreatives Potenzial freisetzten, um einander zu verstehen.

In 42 Kapiteln berichtet die Autorin vom Gegenüber der elaborierten Sprachen der alten Welt, gegenüber jenen unbekannten, zu denen zunächst der Zugang fehlte. Kurz jeweils, werden die Biografien jener umrissen, deren Sprache Gegenstand des jeweiligen Kapitels ist, immer auch mit Kartenmaterial versehen und nicht zuletzt einer hübschen Übersicht ausgewählter eingewandeter Wörter, sowohl aus z. B. der deutschen Sprache in die jeweilige andere, als auch umgekehrt. So nutzen wir etwa, etwas abgewandelt, das tonganesische tapu als Tabu, die Maori das Wort aihanapana, was nichts anderem als dem deutschen Begriff Eisenbahn entspricht.

Sprache ist aber immer auch, so die weitere Darstellung der Autorin, eng mit der Geschichte und den Schicksalen derer verknüpft, die sie nutzen, nicht zuletzt nimmt sie nicht selten sehr eigentümliche Wege. Viele von ihnen, die es noch vor ein paar hundert Jahren gab, sind heute arg bedroht oder können nur noch in Bruchstücken vor dem Aussterben bewahrt werden. Andere existieren nur mehr in Form von Wortlisten, seltener noch als Tonaufzeichnung.

Rita Mielke lädt ein, zu einer Reise durch die Welt der Sprachen, heftet sich an die Fersen großer Entdecker und längst vergessener Namen, deren sehnlichster Wunsch es war, ihr Gegenüber zu ver verstehen und miteinander zu kommunizieren. Die Tragik mancher damit so eng verknüpfter Biografien wird eben so dargestellt, wie das Wissen um Sprache, und warum es so wichtig ist, diese zu bewahren. Das geschieht kurzweilig anhand übersichtlicher Kapitel.

Das grafisch aufwendig gestaltete Werk lädt zum Stöbern ein, aber auch zum Hintereinanderweglesen, wobei Konzentration wichtig ist. Sehr viel Informationsmaterial versteckt sich in den manchmal so unscheinbar wirkenden Texten. Dioe Autorin hat hier ein Sammelsurium zusammengestellt, welches sicher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber Achtung zeigt vor jenen, die längst vergessene oder stark bedrohte Sprachen gesprochen haben und jenen, die verstehen wollten.

Dabei werden nicht nur die Beweggründe der Entdeckenden dargestellt, sondern auch immer einzelne Lebensläufe der jeweilig Sprechenden herausgestellt, um so ein Andenken zu schaffen, bevor auch deren Sprachbegegnung in Vergessenheit zu geraten droht, auch wie genau die Entdecker und Forschungsreisende etwa Sprachen erlernten, wenn deren Gegenüber die eigene nicht sprach.

Die Sammlung reiht sich positiv in die Lexika-Reihe des Duden-Verlags ein und lädt ein zum Stöbern und Entdecken, auf dass die nächste Begegnung mit Menschen, die der eigenen Sprache nicht mächtig sind, mit anderen Augen gesehen, einander zu verstehen noch mehr wertgeschätzt wird. Wenn diese Publikation dazu einen Beitrag leisten kann, hat sie ihr Ziel erreicht.

Autorin:

Rita Mielke ist Autorin und Sprachwissenschaftlerin beim Duden-Verlag.

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Christa Dürscheid: Wie sagt man wo?

Inhalt:

Unsere deutsche Sprache ist außerordentlich reich an Variationen in Wortwahl und Grammatik oder regionalen Ausprägungen. Wir reden von Schuhbändeln, Schuhsenkeln oder Schuhriemchen. Wir schreiben Soße, Sosse oder Sauce und sagen, je nach lokaler Verortung, “Ich erinnere sie gut” oder “Ich erinnere mich gut an sie“.

Hat’s noch mehr solcher Beispiele? dieses Buch sammelt über 300 anregende Einblicke in sprachliche Phänomene und zeigt, wie vielfältig das Deutsche im Gesprochenen, im Geschriebenen und über Grenzen hinweg sein kann. (Klappentext)

Rezension:

Über 500.000 Stichwörter umfasst das Universalwörterbuch der Deutschen Sprache, ergänzt mit Angaben zur Herkunft dieser, der Grammatik oder der Aussprache , hinzu kommen zahlreiche Varianten der rechtschreibung, der Wörter im Kommunikationsverhalten, des Wortschatzes und der Grammatik, die sich regional unterschiedlich gestalten kann. So ergeben sich für den einen oder anderen Begriff zahlreiche Varianten, deren Sammlung zur Sisyphosarbeit ausarten kann, doch wie kam diese überhaupt zustande? Die Sprachwissenschaftlerin Christa Dürscheid begab sich auf Spurensuche.

Was sagt ihr, wenn ihr das Endstück eines Brotlaibs meint oder den Überrest eines gegessenen Apfels benennen wollt? Seht ihr die Sache durchweg oder durchwegs positiv? Gebt ihr der Polizei eine Persons- oder eine Personenbeschreibung?

Geordnet wie ein Lexikon hat die Autorin eine handliche Übersicht einer auswahl von Begriffen und Bezeichnungen erstellt, die sich häppchenweise lesen lassen, durchsetzt mit Grafiken, die das ganze auflockern. Diese zeigen immer den gesamten deutschsprachigen Raum, einschließlich der Schweiz, Österreich und der Region der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Wissenzuwachs dabei garantiert. Die eine oder andere regionale Sprachbarriere wird geknackt.

Diese Übersicht empfiehlt sich zu verwenden, wie ein Lexikon. Hintereinander weglesen scheint auf den ersten Blick zu funktionieren, wird hier jedoch zu schnell trocken, auch mag natürlich nicht alles immer von gleichem Interesse sein. Manche Erklärungen wünscht man sich zudem ausführlicher, ansonsten könnte es passieren, dass man ins Ziel eines ABC-Schützen gerät, der einem zum Mond schießt. Möchte man doch beides nicht.

Für meine Begriffe hätte die Ansammlung von Begriffen noch ausführlicher, die eine oder andere Auflockerung mehr eingefügt werden können. Zudem hat mir das rezensionsbedingte Hintereinanderweglesen hier eher ein Bein gestellt als eine eingängige lektüre unterstützt, die es ja eigentlich sein soll. Mit Lesen a la Lexika funktioniert es besser.

Autorin:

Christa Dürscheid wurde 1959 in Kehl-Kork geboren und ist eine deutsche Linguistin. Sie lehr an der Universität Zürich, Philosophische Fakultät und hat den Lehrstuhl für Deutsche Sprache, Abteilung Linguistik inne. Nach dem Studium bis 1981 in Deutsch, Französisch und Erziehungswissenschaften in Freiburg und Köln promovierte sie 1988. Nach Gastaufenthalten in Prag und Budapest, dem Institut für Fremdsprachen der Nanjing-Universität in China, sowie weiteren Universitäten war sie Lehrbeauftragte in Köln.

Von 1999 bis 2000 war Dürscheid als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Stuttgart, danach als Hochschuldozentin für Deutsche Sprache, Literatur und ihre didaktik in Münster tätig. Nach einer Vortragsreise in Südkorea folgte sie dem Ruf der Universität Zürich. 2002 erhielt sie den Konrad-Duden-Preis. Sie forscht zur Linguistik und Syntax der deutschen Sprache, sowie zum Sprachgebrauch und der Variantengrammatik des Standarddeutschen.

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Francois Conrad: Warum Deutsch bellt und Französisch schnurrt

Inhalt:

Warum klingt Deutsch so (schön) hart, Englisch vornehm und Französisch so wahnsinnig charmant? Alle, die gern auf Reisen sind, haben sich diese Fragen bestimmt schon einmal gestellt. Begleiten Sie unsere Protagonisten Horst und Strumpf auf ihrer großen Europareise und entdecken Sie Unterhaltsames zur deutschen Aussprache im europäischen (Sprach-)Vergleich. Woran liegt es, dass “Banane” leichter auszusprechen ist als “Schnaps”? Und was hat es mit dem Knacklaut im Deutschen auf sich? Gehen Sie mit uns auf eine spannende Sprach- und Erkenntnisreise! (Klappentext)

Rezension:

Schon Mark Twain philosophierte über die schwere Erlernbarkeit der deutschen Sprache. Auch heute gilt sie als Herausforderung für die jenigen, die die Geheimnisse dieser ergründen wollen. Andere Sprachen, so scheint es, sind dabei einfacher zu lernen, zu sprechen sowie so und hören sich auch angenehmer an? Doch, woran liegt das? Weshalb wird Deutsch oftmals mit dem Bellen eines Schäferhundes verglichen, wogegen man dem Italienischen einen besonders melodischen Klang nachsagt? Der Sprachwissenschaftler Francois Conrad unternimmt einen Erklärungsversuch in Form einer fiktiven Sprachreise, quer durch Europa.

Sprachen unterliegen einem stetigen Wandel, haben gemeinsame Familien und grenzen sich im Laufe der Geschichte sehr schnell voneinander ab. Merkmale bilden sich heraus, verschwinden. Zudem bedienen sich Sprachen Begriffen aus anderen und machen sich diese zu Eigen. Wie funktioniert das genau? Worin liegen Vor- und Nachteile für Hörende und Sprechende? Weshalb etwa gelingt es Franzosen auf Biegen und Brechen nicht, ein H auszusprechen? Weshalb versuchen wir im deutschen Namen so auszusprechen, wie sie im Original lauten, während in anderen Ländern ein Name konsequent der Sprachgewohnheit untergeordnet wird?

In kurzen verständlichen, doch ständige Konzentration fordernde Kapitel, stellt der autor hier dar, weshalb dies so ist und warum das vermeintlich hart klingende Urteil über unsere Sprache nichts unbedingt mit unserer jüngeren Geschichte zu tun hat. Er zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu anderen Sprachen auf, lässt seine Protagonisten diese anhand einfacher Beispiele erläutern und lädt zum Mitsprechen ein. Weshalb gehen im Französischen Wörter nahtlos ineinander über und was hat das luxemburgische Eichhörnchen für Vorteile, wenn es sich aus zwei Sprachen bedient?

Hintereinander weglesen empfiehlt sich nicht, da trotz des geringen Umfangs viel Information untergebracht wurde. Zwar hilft die Form einer fiktiven Geschichte die Thematik nicht ganz so trocken erscheinen zu lassen, doch muss man alle Konzentration aufbieten, um nicht durcheinander zu komemn und steht damit fast vor dem gleichen Problem, wie ein Sprachlernender. Trotzdem, wer sich für Linguistik, für Phonetik interessiert, sei dieses Buch zum Einstieg einmal empfohlen. Unsere Sprache und auch, dass andere Sprachen vielleicht schöner klingen, jedoch auch ihre Vor- und Nachteile haben, sieht man dann vielleicht mit anderen Augen.

Autor:

Francois Conrad ist Sprachwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover. In Luxemburg aufgewachsen, studierte er ebendort, sowie in Bamberg und Prag Sprachwissenschaften. Im Jahr 2019 wurde er Norddeutscher Science Slam Meister und Deutscher Vize-Meister. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Mythos um das “beste” Hochdeutsch in Hannover

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Hermann J. Roth: Grün – Das Buch zur Farbe

Inhalt:

Die Farbe Grün zeigt sich überraschend vielfältig. Sie symbolisiert und zelebriert wie keine andere das Leben, den Neubeginn und das Wachstum. Ob Blattgrün, grüne Hoffnung, “grün hinter den Ohren”, grüne Patina, leuchtende Smaragde, Kermit der Frosch oder British Racing Green – hier versammeln sich alle Schattierungen einer schillernden Farbwelt.

Dieses zauberhafte Sammelsurium spannt den Bogen von der jahrtausendealten Faszination der alten Ägypter für die Farbe Grün bis hin zu aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und grüne Politik. Grün hat eine magische Anziehungskraft – und dies ist das ultimative Buch zur Farbe. (Klappentext)

Rezension:

Die Grüne Himbeereule ist alles andere, nur keine Eule und eine Grüne Hochzeit hat nur bedingt etwas mit der Grünen Hölle zu tun. Die Welt der Farbe Grün, sie ist umfassend, faszinierend und vielschichtig zu gleich. Schon die Menschen im Alten Ägypten zerrieben Malachit-Gestein für grünen Lidschatten. Leuchtende Smaragde waren den indischen Mogulherrschern Symbol für Reichtum und Macht. Heute steht die Farbe Grün wie keine andere für das schützenswerte Leben, die Umwelt und Nachhaltigkeit.

Der Pharmazeut und Künstler Hermann Josef Roth hat sich aufgemacht, den Pinsel in die Hand genommen und erkundet mit uns die faszinierende Welt einer Farbe in all ihren Schattierungen. Unterhaltsam aufbereitet, lädt er dazu ein, eine Farbe zu entdecken, die nicht nur für Hoffnung oder Wachstum steht, auch in Kunst, Philosophie, Literatur und Musik immer wieder Akzente setzt.

Welchen Rang hat in Ministerien die grüne Tinte und was war gleich nochmal “Der grüne Orgasmus”? Der Autor sortiert, ordnet ein und erklärt, als Ergebnis einer großen Rechercheleistung, die in einem umfangreichen und kreativen Nachschlagewerk mündete. Ein Duden zur Farbe, wo gibt es das schon?

Roth lädt dazu ein, zu stöbern, hintereinander weg zu lesen, selbst zu recherchieren und quer durch die Themenbereiche zu blicken, die unsere Welt umfassen. Ohne das grüne Chlorophyll, dass die Farbe der Pflanzen bedingt, welches die Fotosynthese anregt, gäbe es keinen Sauerstoff und damit kein Leben auf der Erde. Und auch nicht dieses wunderbare ganz in Grün gehaltene Sammelsurium.

Autor:

Hermann Josef Roth wurde 1929 in Eisenberg/Pfalz geboren und ist ein deutscher Pharmazeut, Hochschullehrer und Künstler. zunächst studierte er Pharmazie in Würzburg und promivierte 1956. 1961 wurde er habilitier. Zwischen 1966-83 war er Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Bonn, bis 1981 zudem Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft.

Von 1983-1994 wirkte er zudem in Tübingen und erlangte Bekanntheit als Autor und Mitautor zu Büchern über u.a. Arzneistoffe, Stereochemie von Arzneistoffen. Seit 1972 beschäftigte sich Roth zudem mit Malerei und Grafik. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und wurde mit der Caspar-Borner-Medaille der Universität Leipzig ausgezeichnet.

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Rita Mielke: Atlas der verlorenen Sprachen

Atlas der verlorenen Sprachen Book Cover
Atlas der verlorenen Sprachen Rita Mielke Duden Verlag Erschienen am: 07.10.2020 Seiten: 240 ISBN: 978-3-411-70984-7

Inhalt:

Fremde Sprachen eröffnen überraschende Einblicke in die Lebenswelten von Völkern und Kulturen. Irokesisch, Tofalarisch, Sami, Bora, Quechua: Allein der Klang dieser Sprachbezeichnungen erinnert an die enorme kulturelle Vielfalt auf unserer Erde – und daran, dass viele dieser Sprachen bedroht oder bereits verloren sind. der “Atlas der verlorenen Sprachen” reist einmal um die Welt und besucht 50 Sprachen auf fünf Kontinenten. (Klappentext)

Rezension:

Sprachen sind per Definition komplexe Systeme, sich auszudrücken und um sich zu verständigen. Unzählige gibt es auf unserem Planeten,allesamt Kulturgut. Wenige werden von vielen Menschen gesprochen, allzu viele sind dagegen vom Aussterben bedroht oder bereits für immer verschwunden. Das hat verschiedene Ursachen, die großteils in unserer Geschichte zu suchen sind.

Um so wichtiger ist es, zu dokumentieren, was noch zu recherchieren ist, die wenigen verbliebenen Sprecher und Sprecherinnen aufzusuchen, um so viele Wortschöpfungen, grammatikalische Gegebenheiten für die Nachwelt zu bewahren, zumal in einer globalisierten Welt, in der kleinräumige Sprachen immer mehr drohen, auszusterben.

Manchmal gelingt das. Verschiedene Sprachen, die einst auszusterben drohten, werden heute wieder gepflegt. Andere sind bereits heute verloren. Die Duden-Redaktion hat sich aufgemacht und legt zum wiederholten Male ein buntes Sammelsurium vor, diesmal rund um den Globus, in fünfzig Sprachen um die Welt.

Wie viele Wortschöpfungen kennt eine Sprache für Regen? Was bedeuten Zahlen, wenn nach der Vier nur noch “Viele” kommen und was wurde und wird bis heute getan, um Sprache zu bewahren? Kurzweilig ist dieses kuriose Lexikon, welches das Vorkommen der Sprache in schereschnittartiken Landkarten verdeutlicht, ebenso die Anzahl derer, die die jeweiligen Sprachen heute noch pflegen, damit kommunizieren können.

Auf den nachfolgenden jeweils zwei bis vier Seiten wird dann ein kleiner informativer, nicht trockener Abriss der Geschichte dieser Sprache dargestellt, Zusammenhänge gezeigt, die zum jeweiligen Zustand dieser führten, in der sich die erwähnten Sprachen heute befinden.

Das ist zum Teilen amüsant, oft genug traurig, doch wird hier gezeigt, dass Sprache durchaus lebendig gehalten werden kan, ob in Gegenständen der sie jeweilig verwendenden Kulturen oder durch die Übernahme von Begriffen in einer Sprache, die in noch größerer Anzahl gesprochen wird.

Wer dieses Werk, dieses kleine Lexikon zur Hand nimmt, wird darin versinken und über so herrliche Begriffe wie Humuhumunukunukuapua’a stoßen und herausfinden, was der Autor von “Peter Schlemihls wundersamer Geschichte”mit einem Riesenfarn zu tun hat, wie kompliziert man in anderen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen ausdrücken kann, und das isolierte Sprachen den Hang zum Komplizierten besitzen.

Es wäre doch witzig, wenn aufgrund von solchen Werken nicht mehr nur Igel im Herbst unsere Wege kreuzen, sondern ein Stachelinus (Begriff aus dem Rotwelchem).

Für alle, die sich gerne mit Sprache beschäftigen, damit spielen und auch sonst Geschichte und Kultur einmal von einem anderen Blickwinkel betrachten möchten, ist dies eine wunderbare Zusammenstellung.

In der Hoffnung, dass es zumindest einige der Sprachen schaffen, zu überleben und aus anderen wenigstens ein paar Begriffe und Eigenheiten zu retten. Dieses nicht auf Vollständigkeit bestehende Werk ist schon einmal ein Anfang. Festzustellen bleibt, Sprache ist spannend.

Autorin:

Rita Mielke ist Autorin und Sprachwissenschaftlerin beim Duden-Verlag.

Und nun eine kleine Rätselfrage. ;-D

Was ist ein Humuhumunukunukuapua’a?

Lösung:

Der Diamant-Picassodrückerfisch in der Sprache Hawaiianisch. Das Tier ist der Staatsfisch von Hawaii.

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Duden-Verlag (Hrsg.): Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache

Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache Book Cover
Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache Duden-Verlag (Hrsg.) Erschienen am: 07.09.2020 Duden-Verlag Seiten: 128 ISBN: 978-3-411-71786-6

Inhalt:

Die deutsche Sprache ist sonderbar, abenteuerlich, komisch, manchmal skurril- und absolut liebenswert.

Dieses Büchlein versammelt sie alle: Die Wortschönheiten, die Längenungetüme, die peniblen Regeln und die irren Ausnahmen.

Folgen Sie uns in das Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache und lassen Sie sich verzaubern von den herrlichen Sonderbarkeiten, die unsere Sprache zum Leuchten bringen. (Klappentext)

Rezension:

Deutsche Sprache, schwere Sprache, wusste schon Mark Twain zu sagen, dem zu Folge es um die dreißig Jahre dauert, bis man diese ansatzweise gelernt hätte. Tatsächlich gibt es einfachere Sprachen, und so verwundert es nicht, dass selbst die hier Geborenen immer wieder über Auswüchse, Ausnahmen und Kuriositäten stolpern.

Alleine, die Duden-Redaktion bekommt jährlich dutzende Anfragen zur richtigen Anwendung der Sprache, so dass es einmal Zeit wurde, die kleinen Juwelen des Deutschem zu sichten. Herausgekommen dabei ist das hier vorliegende kleine „Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache“.

Überschaubar ist das Format, auch vom Umfang her ist dieses besondere Lexikon nicht besonders, doch wer es aufschlägt, entdeckt viel Kreativität in der Gestaltung einerseits, natürlich auch, welche Lust an der Recherche die Duden-Redaktion selbst gehabt haben muss.

Wie groß ist der Anteil tatsächlicher Anglizismen an unserer Sprache, welche Wörter und Begriffe haben vom Deutschen in andere Sprachen ihren Weg gefunden? Welches ist das Wort mit den meisten enthaltenen Zusammensetzungen? Und wo sagt man wie, zu dem Rest vom Apfel?

Dabei ist dies kein starres Lexikon. Die Form wird aufgelöst, durch grafische Spielereien, die die Thematik auflockern. Mit einem Blick vermag man den Inhalt zu erfassen, manchmal auch gedanklich zu ergänzen. Tatsächlich wird für das Werk kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, doch schon dieser kleine Teil Besonderheiten fasziniert.

Lange und kurze Ortsnamen:

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ist mit 58 Buchstaben der längste Ortsname Europa. Der walisische Ort ist mit dem Dorf Y in Frankreich verschwistert. Platz 1 der kürzesten Ortsnamen Europas miss sich Y alledings mit mehreren Orten namens Å in Norwegen, Schweden und Dänemark teilen.

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Vieles hat der Lesende bereits geahnt, viel wird mit der Lektüre an Wissen hinzukommen. Welche Orte etwa, haben den kürzesten Ortsnamen, welcher Ort den, mit den meisten Buchstaben? Welche Wörter kommen in Texten allgemein, in Romanen besonders häufig vor und wie viele Beispiele gibt es für Wörter mit mehreren aufeinander folgenden Vokalen? Welche Buchstaben kommen wie häufig vor? Und, ist nicht jeder von uns unbewusst eigentlich ein Lateiner?

Es gibt viel zu entdecken und hier lädt der Duden-Verlag einmal ausdrücklich dazu ein. Aus der Lektüre, die eher einem Forschen gleicht, Fließtext sucht man hier fast vergeblich, geht man in jedem Fall schlauer hervor. Eines der guten und unterhaltsamen Lexika. Oder Lexikons? 😉

Autoren:

Iris Glahn und Jürgen C. Hess zeichnen sich für die redaktionelle Erarbeitung des vorliegenden Werkes aus dem Duden-Verlag verantwortlich. Zunächst wurde der Duden erstmalig 1880 herausgegeben, im Zuge der deutschen Teilung wurden in Ost und West unterschiedliche Rechtschreibsammlungen herausgegeben, bevor 1991 der Einheitsduden veröffentlicht wurde.

Bis zur Reform der deutschen Rechtschreibung war der Duden maßgebend für die amtliche Rechtschreibung. Inzwischen wird er aufgrund der aktuellen amtlichen Rechtschreibregeln des Rats für deutsche Rechtschreibung erstellt. Immer wieder erscheinen zudem weitere Fachbücher und Ergänzungsliteratur, zuletzt 2020 das vorliegende Werk.

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Peter Graf: Was nicht mehr im Duden steht

Was nicht mehr im Duden steht Book Cover
Was nicht mehr im Duden steht Peter Graf Duden Verlag Erschienen am. 12.08.2020 (neu) Seiten: 240 ISBN: 978-3-411-70405-7

Inhalt:

Immer wenn ein neuer Rechtschreibduden erscheint, fragen die Journalistinnen und Journalisten zunächst nach den Wörtern, die erstmals Einzug in DAS Wörterbuch der Deutschen gehalten haben. Anhand dieser Wörter lässt sich Zeitgeschichte erzählen. Das gilt aber auch für die Wörter, die gestrichen wurden.

Was sagen sie uns über die Zeit, in der sie im Duden standen, und was über die, in der sie gestrichen wurden? In dieser aktualisierten Ausgabe stehen in 21 Essays samt Anhängen nun also Wörter im Mittelpunkt, die einmal wichtig waren und die uns sozial-, kultur- und sprachgeschichtliche Einblicke in die letzten gut 100 Jahre gewähren. (Klappentext)

Rezension:

Es gleicht einer Sisyphusarbeit, die sich die Redaktion des Wörterbuchs der Deutschen stellt, schließlich ist unsere Sprache im ständigen Wandel begriffen. Neue Wörter werden aufgenommen, andere fallen raus und so kann der Verlag heute aus einem sog. “Dudenkorpus” von über 5,6 Milliarden Wortformen schöpfen, von denen 148.000 Stück in der aktuellen 28. Auflage des Dudens zu finden sind.

Doch, wer wählt aus, was nicht mehr im wohl gebräuchlichsten aller Nachschlagewerke zu verzeichnen ist und wie schaffen es Wörter in den Duden hinein? Spannend ist sie, die Reise durch unsere Sprachgeschichte, seit 1880 Konrad Duden das erste “Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache” vorstellte. Der Autor Peter Graf nimmt die Leser mit auf eine Reise zu Wörtern, die es nicht mehr gibt.

Thematisch geordnet ist sie, diese Sprachreise, die mal amüsant, mal sehr bedrückend scheint. So vielfältig sind auch die Gründe, warum Wörter neu in unserem Alltag integriert werden, dann wieder sang- und klanglos verschwinden.

LeserInnen finden heraus, um welche Wörter uns Medizin und Naturwissenschaften einst bereicherten, welche Begriffe in Technik und Handwerk gebräuchlich waren, was der Kolonialismus und der Nationalsozialismus mit unserer Sprache und letztendlich mit dem heute gelben Nachschlagewerk machten.

Präsentiert wird eine Auswahl, wie auch der Rechtschreibduden als erster Band der vom Verlag ständig aktualisierten Reihe, nur eine Auswahl der gebräuchlichsten Wörter unserer Zeit darstellt. Nur führt uns diese Reise in die Vergangenheit.

Wer weiß schon, was einst Automatenrestaurants gewesen sind, wo sie doch von großen Fastfoodketten erst von der Straße, schließlich aus dem Wörterbuch verdrängt wurden? Wen schimpfte man einst einen deutschen Knollmichel und wann ersetzten die Begriffe Nichte und Neffe entgültig das veraltete Wort Schwesterkind?

So spannend und teilweise witzig ist kein Deutschunterricht, wenn man auch hier mit einigen Längen kämpfen muss. Immerhin kann man sich hier in handlichen Kapiteln zu den Themen Wörter anlesen, die einem interessieren. Wie viele Anglizismen gibt es in unserer Sprache wirklich und wie viele kommen tatsächlich davon zur Anwendung?

Welchen Unterschied machten die Auflagen in Ost und West vor der Wiedervereinigung? Und geht Liebe nicht nur durch den Magen, sondern auch durch den Wortschatz? Sehr sachlich, immer wieder unterhaltsam beschreibt der Autor, was im Duden beschrieben wird, und warum.

Beeindruckend die Schilderungen, wie die Duden-Redaktion nicht nur bei der Auswahl der Wörter des Jahres eine Auswahl treffen muss, sondern auch bei jeder neuen Auflage dieses sehr komplexen Werkes und weshalb unsere Sprache immer noch sehr lebendig ist.

Ein interessanter Streifzug durch die Geschichte von Konrad Duden über den Versuch, ein Wörterbuch zu erstellen, welches dem Wortschatz Goethes gerecht wird, bis hinein in unsere Zeit. Viel Spaß dabei.

Autor:

Peter Graf leitet die Verlagsagentur Walde und Graf und ist einer der Gründer des Verlags “Das kulturelle Gedächtnis”.

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