Antike

Birgit Schönau: Die Geheimnisse des Tibers

Inhalt:
Lebensader, Höllenfluss, Lustgewässer: Über Jahrtausende war der Tiber Roms Schicksalsfluss. Als Gott verehrt und als Geißel gefürchtet, bestimmte er das Leben der Ewigen Stadt. An seinen Ufern erhoben sich Kirchenstaat und Ghetto, Prunkpaläste und Armenhäuser, hier wurde gekämpft, gelitten, gefeiert und Geschichte geschrieben. Ein Fluss voller Grandezza, Schrecken und Wunder, von denen Birgit Schönau in ihrem mitreißenden Buch erzählt. (Klappentext)

Rezension:

Auseinandersetzungen und Konflikte entschieden sich an seinen Ufern, Platz für spektakuläre Schauspiele. Der Fluss machte die Ärmsten noch ärmer, andere schlossen am Tiber die Geschäfte ihres Lebens oder kämpften um selbiges. Auch die Macht der Päpste fand hier zuweilen ihre Grenzen. Der Schicksalsfluss entschied Jahrtausende über Wohl und Wehe der Römer Bevölkerung. Heute, eingekesselt und gezähmt, hat der Fluss etwas von seinem Schrecken für die Ewige Stadt verloren, doch noch immer lohnt sich eine nähere Betrachtung.

Eine Art Doppelbiografie ist es, die die Journalistin Birgit Schönau hier erzählt, denn die Geschichte des Flusses ist zugleich die der Stadt, die dieser durchströmt. Ein Ort, der ohnehin schon historisch aufgeladen ist, wird hier von einer anderen, interessanten, Perspektive beleuchtet, so reißen wir durch mehr als dreitausend Jahre faszinierender Geschichte. Eine sagenumwobene Gründungslegende steht zu Beginn, doch berichtet die Autorin von einem Fluss, dessen Urkräfte sich ins kollektive Gedächtnis der späteren Kapitale eingeschrieben haben, einer Aneinanderreihung historischer Anekdoten, die jede für sich alleine schon erzählenswert wären.

Kurzweilige Kapitel, in denen sich die Liebe zu Fluss und Stadt, ebenso wie viel Sachkenntnis, erzählen vom Tiber als Versorgungsader, Trickwasserquelle, aber auch Abwasserkanal, nicht zuletzt für unzählige mit ihm verknüpfte Schicksale. Mindestens ein römischer Kaiser fand hier seinen Tod, ein Papst sogar zum zweiten Mal nach seinem eigentlichen Ableben. Den einfachen Römern erging es, mitunter, kaum besser. Erzählt wird jedoch auch eine Geschichte der Triumpfe, von ersten sozialen und medizinischen Einrichtungen, erfolgreichen Geschäftsleuten. Im antiken Rom und in der Stadt der Päpste.

Schönau ist es gelungen, ein Stück Stadtgeschichte spannungsreich zu erzählen, ergänzt durch zahlreiche Fakten, die man aus dieser Perspektive so noch nie betrachtet hat. Die Kapitel beleuchten jeweils eine andere, immer entlang eines Zeitstrahl, ergänzt durch Kartenmaterial im Inneren der Umschlagsseite, des modernen und des alten Rom. Eine Zeittafel am Ende des Buches, sowie eine Übersicht und Kurzgeschichte der einzelnen Tiber-Brücken komplettieren dieses besondere Sachbuch.

Die Päpste und ihre Baumeister, die gewaltige Kathedralen und Kirchen erbauen, und mit Hilfe des Wassers Obelisken in die Ewige Stadt transportieren ließen, scheiterten jahrhundertelang an Bau und Instanthaltung von Brücken, wie auch die Cesaren keinen dauerhaften festen Hafen etablieren konnten. Lange Zeit hatte stets der Tiber das letzte Wort. Dies ist seine Geschichte.

Autorin:
Birgit Schönau wurde 1966 in Hamm geboren und ist eine deutsche Journalistin und Publizistin. Sie studierte in Dortmund und Bochum Journalistik und Geschichte, wonach sie ein Volontariat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung absolvierte. Danach arbeitete sie beim WDR. Im Korrespondentenbüro der dpa, später für die Süddeutsche Zeitung, den Tages-Anzeiger, Merian und andere Zeitungen arbeitete sie ab 1990 aus Rom, war von 2005-2014 Italien-Korrespondentin der Wochenzeitung Die Zeit. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie 1999, es folgten weitere zur italienischen Politik, Fußball und zur Geschichte Italiens. Sie ist Mitgründerin des PEN Berlin.

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Alexander Bätz: Nero – Wahnsinn und Wirklichkeit

Inhalt:

Seit eh und je fasziniert der römische Kaiser Nero (37-68 n. Chr.) die Nachwelt: als Muttermörder und Brandstifter, als Christenverfolger und tyrannisch-exzentrischer Anti-Kaiser, der sich zum Künstler stilisiert. Doch was gibt die antike Überlieferung eigentlich an verbürgtem Wissen über Nero her?

Alexander Bätz entdeckt Nero neu, indem er sein Leben und seine politische Karriere in die täglichen Rituale der römischen Kaiserzeit einfügt. Durch eine Neulektüre der antiken Quellen treten Nebenfiguren aus dem römischen Alltag in ihren Berührungspunkten mit Nero hervor: Senatoren, die abhängig waren von ihrer Nähe zum Kaiser, einfache Bürger, die ihr tägliches Auskommen im Moloch Rom suchten, jungfräuliche Priesterinnen, prominente Intellektuelle, Soldaten, Sklaven und ehemalige Sklaven, die – etwa als Ammen oder Vorkoster – dem Kaiser so nah kamen wie kaum jemand sonst. (Klappentext)

Rezension:

Der Herrscher schaut von einer Anhöhe auf einen orangeroten Gluthaufen. Feuer frisst sich durch die Straßen und fordert unzählige Opfer. Nero selbst tut nichts, erfreut sich an den Anblick der brennenden Stadt. Das Zentrum des antiken Weltreichs liegt in Trümmern. Es ist vor allem dieses Bild, welches uns aus den Überlieferungen von der Herrschaft Neros geblieben ist, doch muss sie differenzierter betrachtet werden.

Nero, der als Person zum Inbegriff für Inkompetenz, Unberechenbarkeit und Willkür werden sollte, bis heute, war genau das, gleichzeitig eben nicht nur. Größere Krisen erschütterten seine Zeit erst gen Ende seines Lebens, vor allem in seiner Person begründet. Ansonsten erlebte das Weltreich eine Stabilisierungsphase und wirtschaftliche Blüte. Der Historiker und Wissenschaftsjournalist Alexander Bätz hat sich nun die antiken Quellen vorgenommen. Müssen wir unser Bild von Nero neu justieren?

Wer sich mit den Geschehnissen der Antike beschäftigt, kann sich mitunter nur auf wenige ausführliche Quellen berufen, die gegen zu prüfen schwerfällt. Vergleichendes Material ist über die Jahrtausende, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft vorhanden und so beginnt diese Biografie mit der Aufstellung und Bewertung dessen, worauf sich die darauf folgenden Ausführungen und Analysen stützen werden. Bei Nero sind es vor allem drei Quellen antiker Geschichtsschreiber, die Nero selbst altersmäßig kaum gekannt haben dürften und sich ihrerseits vor allem auf Nachbetrachtungen beschränken mussten. Was ist von dem Bild Neros, welches wir heute haben, was unweigerlich auf diese Texte zurückgehen muss, also zu halten?

Der Autor greift weit zurück. Stützt sich zunächst auf Rom und seine Gesellschaft, um dann in die Analyse von Familienstrukturen zu gehen, die der antike Herrscher später nachhaltig durcheinander wirbeln sollte, aber auch für sich zu nutzen wusste. Wie ist die Kaiserwerdung zu betrachten, welche Feinheiten müssen bei Neros Handeln betrachtet werden, wenn der Ausgangspunkt die vorherige Regentschaften Claudius’ und Caligulas gewesen sind?

Sehr nüchtern folgt die Analyse diesem Zeitstrahl, der schon bald erste Ausschläge zeigen sollte, aber auch, dass unser heutiges Bild höchst einseitig ist. Nero war durchaus erfolgreich, zeigt Alexander Bätz, verschreckte jedoch die römischen Eliten zu oft mit seinem Verhalten und seinen Reaktionen, als dass man dies unberücksichtigt lassen kann.

Die sehr detaillierte und ausführliche Biografie erfordert Konzentration ob der Vielzahl antiker Namen, doch werden Hintergründe sehr genau erläutert, so sie zum Verständnis auch Lesender beitragen, denen man nicht unbedingt geschichtliches Grundwissen attestieren kann. Dazu tragen die einzelnen Abschnitte bei, die in sich relativ kompakt formuliert sind und sich praktisch häppchenweise lesen lassen. Damit wird der Fließtext etwas aufgelockert, genau so wie durch zwei sich gut ergänzend einfügende Bildteile. Die Abschnitte fügen sich zusammen zu den Kapiteln, die ihrerseits sehr ausführlich einen kleineren Zeitabschnitt in Neros Leben und Herrschaft darstellen.

Dabei gelingt es Bätz das Bild Neros in seine Einzelteile zu zerlegen und, wo notwendig, zu korrigieren. Nero als Person und seine Zeit müssen differenziert betrachtet werden. Mord, Totschlag, Willkür und Unfähigkeit gehören dazu, aber eben nicht nur. In diesem Sinne ist das vorliegende Werk ein sehr wichtiger Bestandteil der modernen Betrachtung der antiken Welt und einer Person, die trotz dessen, dass sie von jedem nachfolgenden Herrscher verdammt wurde, in den Köpfen überdauerte. Wie auch Rom eben nicht vollständig niederbrannte.

Autor:

Alexander Bätz hat Alte Geschichte, Germanistik, Bibliotheks- und Informationswissenschaften in Würzburg, Padua und Berlin studiert. Nach seiner Promotion arbeitete er bei der Zeitung Die Zeit und ist seit 2016 als wissenschaftlicher Bibliothekar für Altertumswissenschaften an der Universität Konstanz tätig. Als freier Autor und Wissenschaftsjournalist schreibt er für verschiedene Zeitungen und Magazine.

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Nadja Tomoum: Das Geheimnis des Tutanchamun

Inhalt:

Tief ist der Brunnen der Vergangenheit – und manchmal birgt er “Wunderbare Dinge”: Mehr als 3300 Jahre hatte niemand gewagt, die Ruhe des Pharao im Tal der Könige zu stören. Dann – am 26. November 1922 – öffnete der britische Archäologe Howard Carter die Gruft des Tutanchamun. Die Schätze, die Carter ans Tageslicht brachte, machten aus seiner Entdeckung ein Jahrhundertereignis.

Sie lieferten Stoff für Schauermärchen über den Fluch des Pharao, Inspirationen für die Glamourwelt der Golden Twenties und Impulse für bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse. Dass sie nichts von ihrem Zauber verloren haben, wird in diesem spannenden Buch über die konfliktbeladene Welt des Tutanchamun, die Suche nach dem goldenen Pharao, die erste globale Mediensensation und die aktuelle Forschung deutlich. (Klappentext)

Rezension:

Das Tal der Könige, Grabstatt mächtiger Herrscher des Alten Ägypten. Seit Jahrhunderten graben hier die Menschen nach den Schätzen längst vergangener Zeiten. Im November 1922 stoßen Arbeiter bei Untersuchungen der Grabstädte Rhamses VI. auf in Stein gehauene Stufen einer mit Schutt verhüllten Treppe. Freigelegt, eine vermauerte Türöffnung mit intakten Siegel.

Der britische Archäologe telegraphiert sofort an seinen Geldgeber, der zuvor für die Finanzierung einer letzten Grabungssaison hatte überredet werden müssen: “Habe endlich wunderbare Entdeckung gemacht. […]” Ein Satz der in die Geschichte eingehen wird, übertroffen nur von den Funden selbst. Als Herrscher unbedeutend, für die Archäologie ist das Auffinden der Grabstätte des Tutanchamun und dessen Erforschung eine Sensation. Über den Kindkönig, die Entdeckung, deren Auswirkungen und der Erforschung, die bis heute anhält, liegt nun dieses sehr interessante Sachbuch vor.

In ihrer detaillierten Dokumentation beschäftigt sich die deutsche Ägyptologin Nadja Tomoum zunächst mit dem Zeitalter der Pharaonen selbst, bevor sie auf den eigentlichen Hauptgegenstand ihres Werks eingeht. Die Familie des jungen Pharaos wird ebenso beleuchtet, wie dessen kurzes Leben und die Frage, warum ein Grab so lange Zeit beinahe unentdeckt bleiben konnte, während andere Ruhestätten über die Jahrtausende hinweg fast vollständig geplündert wurden.

Danach beleuchtet sie das Leben derer, die diese letztendlich finden sollten, sowie die Auswirkungen auf die Menschen, die nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges die Entdeckungen als willkommene Ablenkung aufnehmen würden. Ein kritischer Blick auf die nahezu erste globale Mediensensation wird ebenso geworfen, wie aufgezeigt, wie akribisch und sorgsam Howard Carter und sein Team mit den aufgefundenen Schätzen umgingen.

In ihrem Sachbuch beschreibt Nadja Tomoum die faszinierende Begeisterungsfähigkeit und nicht zuletzt Pionierarbeit Carters und dessen Team, die bis heute fortgesetzt wird, detailliert geht sie auch auf die Auswirkung dieser ersten globalen Mediensensation ein und den Umgang mit den Funden im Vergleich damals zu heute.

Etwa der Frage, ob es bei den sehr fragilen Funden und angesichts der Unwiederbringlichkeit der Schätze nicht besser ist, heuer einen täuschend echt aussehnenden Nachbau der Grabkammer zu besichtigen als das Original, dessen Wandmalereien durch die Feuchtigkeit und den Staub, den die Besuchermassen mit sich bringen, akut gefährdet sind? Müssen auch die Grabbeigaben um die halbe Welt reisen oder sollte man sie nicht besser in Ägypten selbst besichtigen und sich in New York und anderswo nicht mit Repliken begnügen?

Die Autorin stellt in ihrem Buch damit nicht nur das Leben eines Herrschers oder die Arbeiten dessen Entdeckern dar, sondern auch die Grundfragen, denen sich forscher und museale Institutionen auf der ganzen Welt gegenüber sehen. Wie umgehen mit in der Historie, unter welchen Umständen auch immer, außer Landes gebrachten Fundstücken, die zweifellos zum kulturellen Erbe ihrer Herkunftsorte gehören? Wie erhalten, was durch Beschädigungen unwiederbringlich verloren ginge? Welche Methoden damaliger archäologischer Arbeiten sind zu hinterfragen, welche wissenschaftlichen Leistungen gar nicht hoch genug zu honorieren? Zumal Ausgrabungen immer auch mit wissenschaftlicher Grundlagenarbeit verbunden sind und gerade in dieser Zeit ein Umbruch erfolgte, im Umgang mit den Funden.

Sehr kompakt ist die Darstellung, ohne wichtige Details aus den Blick zu verlieren, auch eine einseitige Betrachtung umgeht Tomoum, da viele Perspektiven beleuchtet werden. Hier dreht es sich eben nicht alleine um das Leben des Pharao selbst, oder die Perspektive seines Entdeckers, auch auf die historische und heutige Sicht Ägyptens auf sein kulturelles Erbe wird Bezug genommen. Der Umgang mit den Schätzen alter Herrscher, sie hatte schon immer auch eine politische Komponente. Das ist bis heute so.

Ergänzt wird das aufschlussreiche Sachbuch durch einen farbfototeil und einer Zeittafel, anhand derer sich die Regierungszeit von Tutanchamun einordnen lässt, was noch einmal die Brisanz des Fundes einordnen lässt. Ein umfangreiches Quellenverzeichnis rundet die sehr genaue, doch nicht emotionsfreie, Ausarbeitung an, die ein faszinierendes Stück Entdeckergeschichte einem breiten Publikum zugänglich macht.

Ausschnitt aus “100 Jahre – Der Countdown 1922 – Das Grab des Tutanchamun”

Autorin:

Dr. Nadja Tomoum ist Ägyptologie und Kunsthistorikerin und Ägyptologin. Sie hat viele Jahre in Kairo gearbeitet und war als Museums- und Projektleiterin in In- und Ausland tätig. Ihre langjährige Erfahrung nutzt sie heute als Kulturschaffende und Ausstellungsmacherin im interkulturellen Kontext.

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Frank Engehausen/Michael Erbe (u. A.): Deutsche Geschichte – von der Antike bis heute

Inhalt:
Das große Werk zur deutschen Geschichte – von der Spätantike bis heute

Umfassend und fundiert werden hier 2000 Jahre deutsche Geschichte in acht Epochen dargestellt. Ein Zeitstrahl und eine Einführung zu jedem Kapitel bieten einen Überblick über die Meilensteine und die prägenden Entwicklungen der jeweiligen Zeit. Die über 500 Fotos, Karten, Tabellen, Kurzporträts und Schlüsselbegriffe machen Zusammenhänge deutlich und erwecken deutsche Geschichte zum Leben. (Klappentext)

Rezension:

Gerade die Darstellung historischen Überblickwissens hat des Öfteren den Knackpunkt, dass je mehr man sich der Gegenwart annähert, auf Ereignisse zur Sprache kommt, deren Ausgang man noch gar nicht kennen kann, so dass es einer ständigen Aktualisierung bedarf. Hier endet die Darstellung des Überblicks der deutschen Geschichte mit dem Beginn der Übernahme der Macht einer neuen Regierung nach der der ersten Bundeskanzlerin Angela Merkel, doch zuvor ist viel passiert. Zweitausend Jahre Geschichte hat ein Team von Historikern nun zu einem Lexikon der Historie ausgearbeitet, vom Anbeginn der Antike bis hinein in unsere Zeit. Dargestellt wird unsere Geschichte, welche zugleich auch ein wichtiger Teil europäischer Geschichte ist, in all ihren aufregenden und zuweilen auch grausamen Fascetten.

In acht Abschnitten werden ausführlich Antike und Völkerwanderung, das Mittelalter, das konfessionelle Zeitalter (1495-1648), das Ancien Regime, das bürgerliche Zeitalter, die Zeit der Weltkriege und die Geschichte der deutschen Teilung, sowie der Wiedervereinigung dargestellt. Den Abschluss findet die Betrachtung in den 1990er Jahren bis hin zu den ersten Monaten der Regierung Scholz.

Ausführlich werden Wege beleuchtet, Wendepunkte und Kontraste unserer Geschichte, ergänzt mit zahlreichen Bildmaterial, Karten und Kurzbiografien, sowie ebenfalls an den Seitenrändern herausgestellten Begriffsklärungen. Man kann dies hintereinanderweg lesen oder als Lexikon gebrauchen, wie es wahrscheinlich von vielen Lernenden und Interessierten gebraucht wird. Dabei wird der Fokus nicht nur auf die große Politik gelegt, sondern auch auf Entwicklungen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur eingegangen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

Autorenkollektiv: Deutsche Geschichte – von der Antike bis heute, Seiten: 512, ISBN: 978-3-411-71020-1, Duden Verlag

Die einzelnen Texte sind von Stil und Machart her einheitlich gehalten, auf den neuesten Stand historischer Forschungen und ohne Vorwissen lesbar, wie dies bereits in vorangegangenen Wissensübersichten des Verlags der Fall ist. Wieder gelingt hier der Spagat zwischen ausführlicher und detaillierter Darstellung und kompakter Aufbereitung. Jedem Kapitel wird ein Zeitstrahl, sowie einer gesonderten Einführung vorangestellt.

Die Bewertung des Werks hierbei darf sich nicht auf den Inhalt als solchen beziehen. Unsere Geschichte ist verlaufen, wie sie es eben ist und die Bewertung derer erfolgt zwangsläufig immer durch ihr Ergebnis und der Betrachtung nachfolgender Generationen. Hier sei aber der sachliche Stil genannt, sowie die Aufbereitung, mit der man eine Bleiwüste verhindert hat. Ist man mit der Lektüre von einigen Abschnitten durch, hat man sich sicher nicht nur einen Gutteil Wissen für die Geschichts- oder auch Deutschprüfung (wenn es da um die historische Komponente geht) angeeignet. Einen modern aufbereiteten Rundumblick griffbereit zu haben, schadet ja nicht.

Insofern ist dies eine sinnvolle Ergänzung für das Regal.

Autorenkollektiv:
Frank Engehausen, Michael Erbe, Kay Peter Jankrift, Jörn Leonhard, Gabriele Metzler, Walter Mühlhausen, Dietmar Schiersner, Axel Schildt und Hans-Ulrich Thamer
(mehr über diese Personen: hier)

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Alberto Angela: Ein Tag im Alten Rom

Ein Tag im Alten Rom Book Cover
Ein Tag im Alten Rom Autor: Alberto Angela Sachbuch Goldmann Verlag Taschenbuch Seiten: 413 ISBN: 978-3-442-15638-2

Die Welt der Antike hautnah erleben!

Was ist ein Obolus? Wie wickelt man eine Toga? Wie teuer ist ein Sklave? Und wie fühlt es sich an, den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden? Alberto Angela lässt uns einen Tag lang am bunten Treiben im antiken Rom teilnehmen:

Wir werfen einen Blick in prächtige Patrizierhäuser, dampfende Kochtöpfe und venusgefällige Schlafzimmer, erleben blutige Gladiatorenkämpfe im Kolosseum und nächtliche Festgelage am Ufer des Tibers. Mit allen Sinnen tauchen wir ein in die Alltagswelt und das Lebensgefühl der Alten Römer. Das ist Geschichte, wie sie lebendiger nicht sein könnte! (Klappentext)

Rezension:

Tausende Touristen erkunden heutzutage das, was vom einstigen Mittelpunkt der antiken Welt und von einem der ersten Imperien der Geschichte übrig geblieben ist. besonders in dessen ehemaligen Zentrum sind noch zahlreiche Überreste zu bestaunen, die einen kleinen Einblick über die ehemaligen Größe des antiken Roms geben.

Doch, die Ruinen auf den Palatin, den Kaiserforen oder das Colloseum sind durch die Jahrhunderte stark in Mitleidenschaft gezogen worden, und so ist es schwer vorstellbar, wie es war, das Leben im Rom der Antike.

Der italienische Paläontologe Alberto Angela nimmt seine Leser wieder gekonnt mit auf eine einmalige Zeitreise und lässt uns einen Tag im Leben eines römischen Bürgers nachvollziehen, der im Jahr 115 n. Chr., zur Zeit Trajans lebte. Von kurz vor Sonnenauf- bis nach Sonnenuntergang streifen wir durch die Gassen des Mittelpunktes der römischen Welt und erleben den Alltag aus vielen Blickwinkeln heraus.

Wir beobachten Sklaven, die eine Villa nach einem Festgelage am frühen Morgen säubern und sehen den domus und der domina beim Ankleiden zu. Detailliert schilder der Autor, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten der Alltag in damaliger und heutiger Zeit aufweisen und begibt sich mit uns in Tempeln, in die Gladiatorenarena oder den römischen Thermen.

Akribisch werden Fragen geklärt, kurzweilig anhand von tatsächlichen Funden, wie Inschriften und Mosaiken, konstruiert, was tatsächlich passiert sein könnte. Welche gesellschaftlichen Schichten gab es im Rom der Antike?

Vor welchen problemen sahen sich Stadtherren und Politik schon damals gestellt und warum waren Toilettengänge ein Gemeinschaftserlebnis? Was spielten oder lernten römische Kinder und was landete neben Flamingo und Siebenschläfer sonst noch in den Kochtöpfen?

Erstaunen wird man darüber, was es früher schon gab und welche Lösungen die Römer für Probleme aller Art hatten, aber auch, wenn man vergleicht, wie weit die Entwicklung, ob gesellschaftlicher oder technischer Natur seitdem vorangeschritten ist. Ohne Vorkenntnisse kann man Alberto Angela gut durch die kurzweiligen Kapitel folgen, der manchmal ausschweifend erzählt, jedoch durchweg zu begeistern und interessieren vermag.

Es ist dabei kein wissenschaftliches Buch, sondern ein Werk, welches ein Thema der breiten Masse näher bringt, jedoch auf nachweisbaren Funden im Staube Roms beruht. Erlebbarer Geschichtsunterricht, der begeistert. Wer Rom aus seinen Besuchen heraus kennt, wird vieles erkennen. Wer noch nicht in der Ewigen Stadt gewesen ist, wird spätestens jetzt den wunsch verspüren, die antiken Stätten besichtigen zu können.

Die Zeitreise ist in übersichtliche Kapitel, anhand von Uhrzeiten, gegliedert. Ein Tagesablauf eben. Dazwischen immer wieder wieder Einschübe, die einen grundsätzlichen Überblick über bestimmte Fragen geben und so erklären, was z.B. ein Sesterz wert gewesen ist oder was die ersten “Wolkenkratzer” Roms gewesen sind.

So verwoben bringt der Autor eine sehr komplexe Thematik verständlich näher, auch wenn es sich nur um einen ganz gewöhnlichen Tag im Antiken Rom und dessen Blütezeit handelt. Lebendiger geht Geschichte kaum.

Autor:

Alberto Angela wurde 1962 in Paris geboren, studierte nach dem Abitur in Frankreich und in Italien Naturwissenschaften, bevor er sich weiter auf Paläontologie und Paläoanthropogie spezialisierte. Er arbeitete an verschiedenen Orten der Welt an Ausgrabungen und Forschungen und veröffentlichte mehrere in Fachkreisen anerkannte Aufsätze.

Als Wissenschaftsjournalist arbeitete er für Fernsehsender und veröffentlichte mehrere Sachbücher über die menschliche Entwicklungsgeschichte und das Alte Rom. Er ist Mitglied des Instituts für Menschliche Paläontologie in Rom.

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Alberto Angela: Pompeji – Die größte Tragödie der Antike

Pompeji - Die größte Tragödie der Antike Book Cover
Pompeji – Die größte Tragödie der Antike Rezensionsexemplar/Sachbuch Goldmann Verlag Hardcover Seiten: 511 ISBN: 978-3-442-31427-0

Inhalt: Am 23. Oktober 79 n. Chr. feiert die illustre Gesellschaft Pompejis ein opulentes Fest. Doch der bebende Vesuv wird das bunte Treiben in der Stadt der Ausschweifungen und Intrigen jäh beenden… Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse rekonstruiert der renommierte Wissenschaftsjournalist und Bestsellerautor Alberto Angela in einem atemberaubenden Countdown Stunde um Stunde den Untergang der Stadt.

Alberto Angela führt uns durch belebte gassen, in prächtige Salons, kleine Läden und winzige Wohnstätten. Unaufhaltsam steuern wir mit den Pompejanern auf den verheerenden Ausbruch des Vesuvs zu.
Eine sinnliche Reise in die Welt der Antike, die tiefen Einblick gibt in das faszinierende Alltagsleben der Römer am Golf von Neapolis vor 2000 Jahren. (Klappentext)

Rezension:
Es war die wohl größte Tragödie der Antike. Als Rauchsäulen emporstiegen, die Erde bebte und ihr Innerstes preisgab, schien es, als würde der letzte Tag der Menschheit anbrechen und die Welt, wie sie die Bewohner Pompejis, Herculaneums und Stabiaes kannten, für immer untergehen.

So kam es auch. Die Zeichen der bevorstehenden Katastrophe nicht deuten könnend, wurden die Bewohner des Golf von Neapolis von den Urgewalten der Natur überrascht.

Der Berg, damals noch nicht als Vulkan erkennbar, eher ein fruchtbarer Hügel, erwachte zum Leben und der Zorn der Götter, so schien es, brach über die Menschen herein. Beim Ausbruch des Vesuviuvs starben Tausende, nur wenige konnten fliehen.

Alberto Angela nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise, verfolgt die jenigen, die überleben sollten und die, die starben und führt sie durch die Tage, nach denen nichts mehr so sein sollte, wie vorher. Der Autor, der in Fachkreisen schon mit einigen anerkannten Aufsätzen für Aufsehen gesorgt hat, hat für sein neuestes Werk eine ungeheure Recherchearbeit geleistet und von Vulkanologen, Historikern über Archäo- und Geologen die neuesten Erkenntnisse über das Leben im Römischen Reich im Allgemeinen und am Golf von Neapel im Besonderen zusammengetragen.

Herausgekommen dabei ist ein facettenreiches Portrait der Menschen jener Zeit, Der Leser begleitet die Einwohner Pompejis durch die letzten Tage der Katastrophe und sieht die Vorzeichen der Katastrophe, die der Autor ausführlich und doch leicht verständlich erklärt.

Wie konnte es zu diesem Vulkanausbruch kommen? Wie lebten und reagierten die Menschen auf dieses bis dato unbekannte Naturereignis? Wer schaffte es, sich und seine Familie, Freunde oder Sklaven in Sicherheit zu bringen und für wen war auch nur der Versuch, dem Unglück zu entfliehen, ein Schritt in den Tod?
Gestützt auf antiken Quellen und Forschungen anderer Vulkanausbrüche, sowie den Erkenntnissen aus den Ausgrabungen von Pompeji und Herkulaneum rekonstruiert Angela minutiös die Geschehnisse.

Dabei kommen auch neueste Theorien und Kenntnisse zur Sprache, sehr dicht recherchiert. Haben wir bisher den Ausbruch des Vulkans falsch datiert? Wer hatte die größten Überlebenschancen? Welche Klischees in der Denkweise über die Katastrophe sind schlichtweg falsch?

Erzählt wird von den einzelnen Schichten der antiken Gesellschaft und ihrem Umgang mit den Ereignissen, vorher mit dem, was sie umtrieb, womit sie sich in ihrem Alltag beschäftigten und weshalb die Katastrophe nicht nur im besagten Ausbruch sondern in mehreren Schüben der Naturgewalt bestand.

Der Leser indes fühlt sich inmitten der Geschehnisse. Spannender als jeder historische Roman, der je darüber geschrieben werden kann. Alberto Angela entfesselt für uns eine Katastrophe, die jederzeit erneut, dieses Mal über die Bewohner Neapels, hereinbrechen kann.

Fast als würde man selbst den Rauch sehen und die giftigen Dämpfe einatmen, unter Vulkangestein begraben oder von pyroklastischen Strömen überrollt werden. Wer dieses Standartwerk über Pompeji gelesen hat wird die Ausgrabungen und den Vesuv selbst künftig mit anderen Augen sehen.

Autor:
Alberto Angela wurde 1962 in Paris geboren, studierte nach dem Abitur in Frankreich und in Italien Naturwissenschaften, bevor er sich weiter auf Paläontologie und Paläoanthropogie spezialisierte. Er arbeitete an verschiedenen Orten der Welt an Ausgrabungen und Forschungen und veröffentlichte mehrere in Fachkreisen anerkannte Aufsätze.

Als Wissenschaftsjournalist arbeitete er für Fernsehsender und veröffentlichte mehrere Sachbücher über die menschliche Entwicklungsgeschichte und das Alte Rom. Er ist Mitglied des Instituts für Menschliche Paläontologie in Rom.

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