Kunst

Edgar Rai: Im Licht der Zeit

Im Licht der Zeit Book Cover
Im Licht der Zeit Rezensionsexemplar/Roman Piper Hardcover Seiten: 512 ISBN: 978-3-492-05886-5

Inhalt:

In Amerika hat der Tonfilm längst die Kinos erobert, Deutschland verliert mit seinem Stummfilm den Anschluss. Nun soll die mächtige UFA das Land wieder an die Spitze bringen, koste es, was es wolle.

Karl Vollmöller hat fast alles beisammen. Einen gefeierten Oscar-Preisträger, das modernste Tonfilmatelier, den besten Stoff und einen genialen Regisseur. Sein Film „Der blaue Engel“ soll ein neues Zeitalter einläuten, nur die Hauptdarstellerin fehlt noch. Die Dietrich vielleicht? Als Revuegirl ist sie klasse? Doch, sie besitzt keinerlei schauspielerisches Talent, so sagt man. Dennoch… (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Kurz vor Beginn der Weltwirtschaftskrise blüht in Berlin das kuturelle Leben. Bars und Revues gibt es nahezu überall, beinahe wöchentlich eröffnen neue Kinos. Schriftsteller, Musiker und Schauspieler geben sich in der deutschen Hauptstadt die Klinke in die Hand. Die Welt dreht sich und Berlin ist kurz vor dem Höhepunkt, im Tanz auf den Vulkan. Es ist das Ende der 1920er Jahre, alles ist erlaubt und noch haben die Nationalsozialisten nicht die Macht ergriffen. Es ist zugleich das Ende und der Beginn einer Ära.

Der Berliner Schriftsteller Edgar Rai entführt uns in das Berlin Heinrich Manns, Erich Kästners und Hans Albers‘ und zeigt, wie der Tonfilm in zuerst kleinen, dann immer größeren Schritten seinen Durchbruch feierte. Zwar gab es schon längst erste Versuche, Bild und Ton in Einklang zu bringen, doch kamen sie vor allem von der anderen Seite des großen Teiches. Noch konnten Stars wie Henny Porten Erfolg um Erfolg feiern. Die neue Zeit hielt dies nicht zurück, Förderer und Visionären wie Karl Vollmöller sei Dank.

In mühevoller Recherchearbeit durch die Berliner Archive ist es hier Edgar Rai gelungen, ein bewegendes Stück Zeit- und Kulturgeschichte in Romanform umzuwandeln. Aus wechselnder Perspektive erlebt der Leser, wie ein Film erschaffen wurde, der für lange Zeit Maßstäbe setzen sollte. Dies gelingt, sind die Protagonisten allesamt greifbar und wandlungsfähig, Identifikationsfiguren die meisten. Vieles wird sich so oder ähnlich abgespielt haben. Die klirrende Athmosphäre ist sehr nah.

Dabei ist dies kein Marlene Dietrich Roman. Biografien und entsprechende Werke gibt es schon zu Hauf, viel mehr findet der Leser eine Liebeserklärung an die Hauptstadt Deutschlands, an eine damals noch neue und nicht wenig kritisch beäugte Filmära und an die Filmschaffenden in Babelsberg, die danach noch häufiger den „Ton angeben“ sollten.

Zweifelhafte Aspekte lässt Edgar Rai jedoch auch nicht außer Acht, so wird das Aufstreben nationalistisch gesinnter Kräfte ebenso thematisiert, wie auch die Fallgräben des Showgeschäfts, denen sich Stars wie Marlene Dietrich oder auch Emil Jannings gegenüber sahen. Vor, während oder nach ihrer eigentlichen Karriere.

Diese Mischung macht den Roman einzigartig und auch oder gerade, wer sich nur am Rande für Marlene Dietrich interessiert, aber Stimmungen aufsaugen und ein wenig Berlin 1920er Jahre spüren möchte, zu einem einzigartigen Schriftstück, dem es sich lohnt, sich hinzugeben.

Es ist empfehlenswert, von einnehmender Sprache und kurzweiligen Inhalt, soll auch bald verfilmt werden. Es bleibt zu hoffen, dass dann der Film genau so beeindruckend wird, wie edgar Rais literarische Vorlage. Heutige Leser wissen ja, dass Marlene Dietrich durchaus schauspielerisches Talent besaß.

In diesem Sinne, unbedingt lesen.

Autor:

Edgar Rai wurde 1967 geboren und ist ein deutscher Übersetzer und Schriftsteller. Zunächst studierte er Musikwissenschaften und Anglistik, bevor er seit 2012 Mitarbeiter einer literarischen Buchhandlung in Berlin wurde. Unter Pseudonym und unter eigenem namen schrieb er verschiedene Romane, lehrte von 2003-2008 an der FU Berlin Kreatives Schreiben. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Rezensiert wurde ein Vorabexemplar des Verlages, daher noch keine Angaben in der Rezension zu Schreibfehlern etc., die gab es nämlich in der Vorabvariante einige. In der Hoffnung, dass der Verlag diese überarbeitet hat, bleiben diese in der Rezension unerwähnt.

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Constanze John: 40 Tage Georgien

40 Tage Georgien Book Cover
40 Tage Georgien Reisebericht Mairdumont Taschenbuch Seiten: 441 ISBN: 978-3-7701-8293-0

Inhalt:
„Italien des Ostens“. „Balkon Europas“. Die Kaukasus-Republik Georgien hat sich seit ihrer Unabhängigkeit 1991 viele Namen gemacht. Doch welches Land verbirgt sich dahinter? Und welche verborgenenen Reize hält es für Reisende bereit? Constanze John erkunden Georgien von seiner Hauptstadt Tiflis aus in alle Himmelsrichtungen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mal zu Fuß. Sie reist zu Klöstern und Kathedralen, sucht das Gespräch mit alteingesessenen Einheimischen und Schulklassen. Eine faszinierende Reise auf der Suche nach der Seele Georgiens. (Klappentext)

Rezension:

Wir sind Gäste in dieser Welt der Minute,

Wir vergehen, und die Nächsten bleiben hier.

Was wir miteinander tun,

all diese freundlichen und angenehmen Dinge –

das ist es doch, wofür wir leben, oder?

Was, außer dem, werden sie mit in unsere Gräber legen?

Nur drei Meter Leinwand, nur“

Zutisopeli oder Die Minutenwelt

Zitat „Zutisopeli oder Die Minutenwelt“, abgedruckt in C. John: „40 Tage Armenien“.

Georgien ist die wahrhafte Minutenwelt. Nicht zuletzt deswegen kennt fast jeder Georgier dieses kleine Gedicht, welches die Geisteshaltung der Menschen spiegelt, die dort leben. Georgien, dass ist ein kleines Land an der Grenze zwischen Europa und Asien, das zweite offiziell christliche der Welt. Es ist die Heimat guten Weines, ja, vieler Weine, einer großen Kultur, aber auch Geburtsland Stalins und ort schwelender Konflikte.

Das kleine gebeutetelte Land zu entdecken, Künstlern, Schriftstellern und den Menschen nachspüren, die dort leben, dies hat sich Constanze John zur Aufgabe gemacht, als sie das Land, welches viele kirchen und Klöster, aber auch eine dramatische Landschaft vorzuweisen hat. Herausgekommen dabei ist ein Reisebericht über die Seele Georgiens.

Wie schon im Bericht zuvor, über Armenien, begegnet die Autorin den Menschen, die sie trifft, voller Neugier und Sympathie und berichtet von einer Vielfalt, die man so als Leser nicht erwartet, wenn man überhaupt schon eine Vorstellung von diesem kleinen Land hatte. Diese Gedanken kann man dann auch gleich wieder über Bord werfen. Vierzig Tage lässt sich Constanze John mal in die eine, mal in die andere Richtung treiben. Zufälle und Verabredungen bestimmen den Weg, auf dem sie der „Minutenwelt“ auf die Spur kommen möchte.

Mit literarischen Geist und Gespür für die Menschen trifft sie auf Künstler, Schriftsteller, Weinbauern, die versuchen, in den von Konflikten gebeutelten Land ihr Auskommen zu finden, lässt sich von den Auswirkungen des schwelenden Konfliktes mit Russland erzählen, aber auch von großen und kleinen Erfolgen, und den Umgang mit Georgiens jüngerer Geschichte. So vielfältig der Reisebericht, fast literarisch die Erzählweise, so sachlich nimmt sie Ideen und Eindrücke auf und schafft so ein komplexes Bild, welches ein Land im Wandel zeigt.

Gerade, wenn man mit georgischer Literatur nicht besonders vertraut ist, bietet der Bericht einen interessanten Ansatz, das Land zu entdecken. Die Autorin erzählt von Dichtung und Autoren großer Romane, von Künstlern, die diesem kleinen unbedeutenden Land Achtung verschaffen, von den Alten, die von der Geschichte gebeutelt sind und den jungen Menschen, die ihr Glück suchen.

Der Blick auf dramatische Bergdörfer fehlt nicht, ebenso wenig wie die Betrachtung quicklebendiger und wandlungsfähiger Städte. Wer in Georgien zu Gast ist, wird freundlich aufgenommen und verliebt sich sofort, wenn auch meist erst auf den zweiten Blick.

Streckenweise etwas anstrengend zu lesen, ergibt sich dennoch ein interessantes Bild, welches man so von Georgien nicht hatte und der Wunsch, eben dies selbst zu entdecken, schält sich heraus. Die Autorin schafft es hier, wie auch zuletzt in „40 Tage Armenien“, dass man praktisch als nebenstehende Figur mit ihr dieses Land bereist, mal mit ernsten Blick, dann wieder mit großem Humor. Mehr gibt es dabei nicht zu sagen, es ist eben ein Reisebericht. Jedoch einer, der besonderen Sorte. So besonders, wie Georgien selbst.

Autorin:

Constanze John wurde 1959 in Leipzig geboren und ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte nach der Schule Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität zu Leipzig, lebte zeitweilig in Rostock und absolvierte ein Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig von 1984-1987. Seit 1998 ist sie freiberufliche Schriftstellerin, veröffentlichte jedoch seit 1987 Gedichte, sowie ein Werk über Sagen der Region Zwickau.

Seit 2012 leitet die Autorin die Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche im Haus des Buches Leipzig. Für Deutschlandfunk und Deutschlandradio erarbietete sie mehrere Reisereportagen. Mehrere Auslandsreisen bildeten die Grundlage für ihre Veröffentlichungen im DuMont-Reiseverlag über Armenien und Georgien. Die Autorin wurde mehrfach ausgezeichnet.

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Marc Sumerak: The art of Harry Potter

The art of Harry Potter Book Cover
The art of Harry Potter Marc Sumerak Verlag: Panini Erschienen am: 26.02.2018 Seiten: 364 ISBN: 978-3-8332-3581-8

Inhalt:

Nachdem das Kinopublikum erstmals Bekanntschaft mit den Zauberlehrling mit der blitzförmigen Narbe machte, wurden die Harry-Potter-Filme schnell zur beliebtesten Filmreihe der jüngeren Geschichte. Dieses Buch präsentiert eine visuelle Chronik von Arbeiten der beteiligten Künstler und Filmemacher.

Von den ersten Skizzen und Entwürfen, Produktionszeichnungen, Details wie die Etiketten von Zaubertrankflaschen oder Kostümentwürfen, Umschläge der Lockhart-Bücher oder den Titelblättern des Tagespropheten, der Wandteppich der Blacks oder der Gestaltung der Weasleyschen Zauberscherzartikel, wird klar, mit welcher Liebe zum Detail die Macher arbeiteten und die Magie zum Leben erweckten.

Ein Buch für alle Potter-Heads, um noch tiefer in die magische Welt einzutauchen. (eigener Text)

Rezension:

Beim Schreiben von Rezensionen versuche ich möglichst sachlich, neutral und überhaupt so zu schreiben, dass der Text am Ende auch in einer seriösen Zeitung stehen könnte. Am Ende soll der Leser sich, so meine Vorstellung, zwischen den aufgeführten Pros und Contras ein Bild machen und selbst entscheiden, ob er deswegen dieses Werk etwas näher als andere betrachtet oder ganz links liegen lässt.

Das gelingt mir mal mehr oder weniger gut, hier aber sehe ich mich schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt.

Ich bin ein großer Harry Potter Fan, liebe die Bücher, das Zusatzmaterial, was um die Geschichte herum zu bekommen ist, sauge jede neue Information, jeden Schnipsel Text begierig auf, ebenso geht es mir mit den Filmen, den Darstellern und überhaupt warte ich heute noch auf die Eule, die endlich mal diesen verdammten Brief aus Hogwarts bringen möge.

Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Dies wird also keine neutrale Rezension werden. Ich hoffe, ihr verzeiht es mir. dazu bin ich einfach zu sehr Fan-Boy.

Die Harry Potter Filme finde ich allesamt großartig. Genau so, wie die Macher sie auf die Leinwand gebracht haben, habe ich es mir beim Lesen vorgestellt. Großartige Schauspieler, tolle Kostüme, unzählige Requisiten und Details, die es beim Schauen zu entdecken gilt.

Selbst heute, ich sehe sie jedes Jahr mindestens einmal, einige Teile sogar mehrmals an, finde ich immer wieder neue Dinge, die mich begeistern. So viel Arbeit und kreative Energie steckt darin, die man sich erst einmal erschließen muss.

Marc Sumerak hat nun all die Grundlagen für diese wahrhafte Magie zusammengetragen, die nach den Vorgaben von Joanne K. Rowling, diese faszinierende Welt haben lebendig werden lassen.

Entwürfe für Reqisitenzeichnungen, der Kleidung der Schauspieler bis hin zum einzelnen Flaschenetikett der Zaubertränke, die in Snapes Büro zu finden sind, die Arbeit der beteiligten Grafiker, Designer und anderer Beteiligter ist eine Meisterleistung, die der Autor würdigt.

Ein paar einleitende Worte und sonst nur Randbemerkungen, sowie Zitate aus den Filmen, machen dieses Buch im Überformat zu einem ganz besonderen Bildband, der gleichsam Filmgeschichte festhält.

Dieses Buch ist für all jene, die die Arbeit an den Filmen etwas näher kennenlernen wollen, besonders was die gestalterische Leistung angeht und natürlich ein Werk, welches vor allem für die Fans der Filme interessant ist.

Ideal als Ergänzung zum ebenfalls im Verlag erschienenen Buch „Harry Potter – Das große Film-Universum“ und ein anderes, „Harry Potter – Der große Film-Zauber“, komplettiert es das Regalbrett so lange, bis erneut weiteres Material den Fans zugänglich gemacht wird.

Wenn ich eine Kritik anbringen darf, das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau, ist es die, dass natürlich alles auch in den Filmstudios in London besichtigt werden kann und auch auf den bisherigen Silberscheiben-Veröffentlichungen genug Making-of zu finden ist, so dass man den Fans nicht noch weiter Geld aus den Taschen ziehen muss.

Doch, wer dieses Buch einmal in den Händen hat, wird verstehen, warum es der relativ hohe Kaufpreis wert ist, gezahlt zu werden. Jeder einzelne Cent ist berechtigt, für Fans sowie so und alleine schon der Arbeit der Kreativen wegen, weshalb eine ganze Generation gerne mit den kleinen Zauberling aufgewachsen ist.

Autor:

Marc Sumerak wurde 1978 geboren und ist ein freier Schrfitsteller und Redakteur. In den 1990er Jahren begann er seine schriftstellerische Karriere als Co-Autor zahlreicher Comics und war unter anderen für Marvel Comics tätig. Er betreuteüber 500 Veröffentlichungen und widmet sich seit 2003 der Arbeit als freier Schreiber.

Er entwickelte handlungsstränge für Videospiele und gibt Kurse für Comics Experience. Daneben veröffentlicht er immer noch selbst zahlreiche Comics und Graphic Novels, für die er bereits mehrfach Preise erhielt. Mit seiner Familie lebt er in Cleveland/Ohio.

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