Frankreich

Laurent Binet: Eroberung

Inhalt:

Eine freimütige Wikingerin führt ihre Männer bis nach Südamerika. Mit ihnen gelangt ein Virus dorthin, dass die indigene Bevölkerung dezimiert. Die Wikinger müssen fliehen. Viel später ist Kolumbus nach Amerika unterwegs. Keiner seiner Männer kehrt nach Europa zurück. So kommt es, dass die Inka im 16. Jahrhundert in Portugal landen und Europa erobern. Sie besiegen in Frankreich Karl V. und in Spanien die Anhänger der Inquisition. In Deutschland machen sie Geschäfte mit den Fuggern und nach Luthers Tod werden die “95 Thesen der Sonne” in Wittenberg angeschlagen. In Mitten der Pestwirren treffen sich der Maler El Greco, der Schriftsteller Cervantes und der Philosoph Montaigne. (Inhaltsangabe nach Verlag)

Rezension:

Die Was-wäre-wenn-Frage gehört zu einer der schwierigsten unter den Historikern, da diese nicht falsch beantwortet werden kann und zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, dennoch ist sie eine der spannendsten, so man sich mit geschichtlichen Themen beschäftigt. Wir wissen um den Ausgang historischer Ereignisse, um so interessanter sind diese Gedankenspiele. Aus Geschichte muss man ja im besten Falle etwas lernen und mitnehmen können.

Eine dieser Fragen ist diese, was wäre, wenn nicht Kolumbus auf den amerikanischen Kontinent gestoßen wäre, sondern umgekehrt die Urvölker Amerikas Europa angelandet hätten? Hätten sie die Oberhand im gesellschaftlichen Gefüge der damaligen Zeit gewinnen können? Wenn ja, wie lange hätten sie sich halten können und wie sähe unsere Welt heute aus?

Wir wissen, dass es anders kam, doch der Historiker Laurent Binet hat dieses Planspiel zu einem erstaunlichen Roman gewoben, der jedoch viel weiter ausholt. Wissenschaftler sind sich heute einig, dass der Erfolg der Europäer in Amerika u.a. damit zusammenhängt, dass sie Tiere wie Pferde nutzten, das Rad um Dinge über weite Strecken zu transportieren und schon Feuerwaffen kannten. Hier gibt der Autor den indigenen Völkern Amerikas diese Errungenschaften an die Hand, und beginnt so zumindest in seinem Roman einmal die Erfolgsgeschichte umzudrehen.

Der Roman alleine ist am stärksten im Hauptteil dieser aus vier Abschnitten bestehenden Geschichte. Sehr schwach ist der letzte Teil. Durch die beiden zu Beginn stehenden Teile muss man sich einfach durchkämpfen, dann jedoch eröffnet sich ein historisches Szenario, in dem der Autor mit seinem Wissen glänzt, welches er zu Gunsten der Geschichte dem Volk der Inka in die Hände gibt. Die Protagonisten sind zumindest hier feinfühlig ausgebaut, während in den anderen Abschnitten der Entwicklung der Figuren nicht genug Raum gegeben wird. Zu blass bleiben da einige Charaktere, woanders ist das Szenario sehr lückenhaft beschrieben.

Im Hauptteil jedoch entdeckt die Leserschaft Atahualpa und seine Mitstreiter als feinfühlige Entdecker deren vergleichsweise sanfte Eroberung sehr konträr zu den tatsächlichen Geschehnissen in Europa steht und damit zeigt, wie die Geschichte hätte verlaufen können, wenn sie auf Seiten der indigenen Bevölkerung Südamerikas gewesen wäre. Hier versinkt man völlig, was einem in den Seiten zuvor und auch im danach folgenden fast eintönig wirkenden Abschnitt um Cervantes nicht gelingen mag.

Den letzten Abschnitt vollkommen gestrichen, den ersten Abschnitte noch ein wenig mehr Tiefe gegeben und der Hauptgeschichte noch mehr Detailliertheit, wäre dies ein Roman, der im oberen Wertungsbereich anzusiedeln ist. So jedoch ist trotz des sehr interessanten Szenarios nicht viel aus der Geschichte herauszuholen.

Autor:

Laurent Binet wurde 1972 in Paris geboren und ist ein französischer Schriftsteller. Zunächst arbeitete er als Französischlehrer, publizierte im Jahr 2000 sein erstes Buch. Vier Jahre erschien sein zweites, in dem er von seinen Erfahrungen an Pariser Schulen berichtet. Oftmals spielen in seinen Werken historische Szenarien eine Rolle. Für sein Werk über die Eroberung Europas durch das Volk der Inka wurde er 2019 mit dem Grand Prix du Roman der Academie francaise ausgezeichnet.

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Diana Johanssen/Percy Shakti Johannsen: Aussteigen, einsteigen, los!

Aussteigen, einsteigen, los! Book Cover
Aussteigen, einsteigen, los! Diana/Percy Shakti Johannsen Knaur Taschenbuch Erschienen am: 01.04.2020 Seiten: 224 ISBN: 978-3-426-79079-3

Inhalt:

Was brauchen wir wirklich?, fragt sich Familie Johannsen und wagt das, wovon viele Menschen bloß träumen, nämlich: kurzerhand alles hinschmeißen und dem lästigen Alltagstrott samt Hamsterrad an Verpflichtungen zu entfliehen.

Diana und Percy Johannsen und ihre drei Kinder geben alles auf: Jobs, Freunde, Familie und sogar ihren festen Wohnsitz, um in ihrem ausgebauten Mercedes-Bus um die Welt zu reisen. Ein alternatives Leben in absoluter Freiheit erwartet sie! (Klappentext)

Rezension:

Reiseberichte sind an sich immer interessant zu lesen. Was ist denn schöner als das Erkunden fremder Länder, sich in Gegenden und Sehnsuchtsorte hineinzuträumen und mit den Autoren die besonderen Momente einer Reise zu durchleben? Zumal, wenn die Art des Reisens besonders ist oder die Region, durch die die Autoren mit ihren Werken führen.

Viele solcher Berichte gibt es, gleichsam von Familien, die aus verschiedenen Gründen den grauen Alltag hinter sich lassen, und dem Hamsterrad aus Trott und Stress enfliehen möchten. Das ist vollkommen legitim, genau so wie es richtig ist, zumindest zu versuchen, seine Träume zu verwirklichen und sich auf den Weg ins große Unbekannte aufzumachen, davon dann schließlich zu erzählen.

Und so haben Diana und Percy Shakti Johannsen ihre Erlebnisse nun uns Lesern zugänglich gemacht und beschreiben eine Reise, die noch lange kein Ende gefunden hat, deren Anfang aber gemacht werden musste. Gemeinsam mit Kindern und Hund brechen sie auf, mit den Minibus Südeuropa zu erkunden, Alltagstrott, Stress und durchaus erfolgreiche Jobs hinter sich zu lassen.

Zu Beginn sehr interessant zu lesen, schildern die Beiden abwechselnd, auch ungeschönt von ihren Reiseerlebnissen, Schwierigkeiten und besonderen Momenten, als Familie auf engen Raum diese Chance zu ergreifen und die durchfahrenen Gegegenden zu erkunden. Eine Reise durch Europa und zu sich selbst.

“Ich will dich auch nicht überzeugen.”

Aus im Buch geschilderten Dialog. Geteilig, das Gefühl beim Lesen.

Das wäre alles sehr kurzweilig zu lesen, wenn nicht spätestens nach den ersten Abschnitten sich die erhobenen Zeigefinger häufen würden. Überhaupt nicht subtil drängen die Autoren ihre durchaus lobenswerte ökologische Lebensweise den Lesern auf, dermaßen penetrant, dass man in einem Gespräch wohl schnell die Geduld als Zuhörer verlieren würde.

So viele Post-its habe ich lange nicht mehr verwenden müssen.

Aber, man liest das ja und so füllen sich die Seiten mit augenrollend aufzunehmenden Stichworten, von denen man letztendlich so genervt ist, dass sie Einem nicht mehr erreichen. Die eigentlichen Reiseerlebnisse rücken dabei in den Hintergrund.

Man freut sich gar richtig, wenn die beiden Johannsens schildern, wie die nur für die Ferien mitreisende große Tochter, dieses gemeinschaftliche Erlebnis früher als geplant abbricht, um wieder ihren Alltag leben zu können. Zum Unverständnis der Eltern natürlich.

“Es gibt ein Leben ohne Netz.” “Für dich vielleicht, Papa.”

Geschildert typischer Dialog im Buch “Austeigen, einsteigen, los!”.

Viel schlimmer als dieses ganze Getue um die ökologische Lebensweise, um alle Klischees zu erfüllen, in freien Momenten mit Yoga gefüllt, ist jedoch die ausführliche Schilderung um des Unfalls und der Krankheit des Sohnes, der die Pläne der Eltern gefährlich ins Wanken gebracht hat.

Natürlich ist so etwas weder Kindern noch Eltern zu wünschen, doch scheinen die Autoren beide immer noch darüber erschüttert zu sein, dass ein alternativer Lebensstil vielleicht doch auch Grenzen hat, zumal in unserer Zeit, und das Globuli, Gebete und Yoga nicht in jeder verdammten Lebenssituation das Nonplusultra sind. Genau so, wie der sein Ziel verfehlende Reisebericht, der auch sonst in all seinen Zeilen mit Vorsicht zu genießen ist.

Es ist sicher nur eine Kleinigkeit, eine allergische Reaktion. Lukas wird die Globuli nehmen, und alles wird gut.

Diana Johannsen/Percy Shakti Johannsen “Austeigen, einsteigen, los!”

Es gibt interessante, vielschichtige und alle Seiten beleuchtende Reiseberichte, auch von Familien, die zeigen, wie ein Ausbrechen aus dem Alltag gelingen kann. Aufgrund der zahlreich erhobenen Zeigefinger gehört dieser nicht dazu.

Aufreger, Aluhüte und erhobene Zeigefinger.

Autoren:

Percy Shakti Johannsen wurde 1976 geboren und arbeitete als Produktionsleiter bei MTV. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Beide lebten in München, gründeten ein Yogastudio und einen veganen Cateringservice. Inzwischen leben sie zwischen Deutschland und Portugal, haben Kochbücher herausgegeben und geben weiterhin Yoga-Kurse.

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Riad Sattouf: Der Araber von morgen – 4

Der Araber von morgen - 4 Book Cover
Der Araber von morgen – 4 Serie: Der Araber von morgen Graphic Novel Penguin Verlag Seiten: 280 ISBN: 978-3-60102-9

Inhalt:

Der Zeichner Riad Sattouf erzählt in dieser als Graphic Novel gehaltenen biografischen Reihe “Der Araber von morgen” vom Aufwachsen zwischen der europäischen und der arabischen Welt. Der Leser begleitet Riad von Kindheit an durch die Heimat seiner Mutter, Frankreich, und des Landes seines Vaters, Syrien. In Band 4 erzählt Riad Sattouf von seinem leben als Teenager.

Seine Eltern leben sich immer mehr auseinander und streiten nur noch. Die Differenzen zwischen den Kulturen lassen die Risse zwischen ihnen immer größer werden. Riads Vater, einst arabisch modern, wird immer konservativer und entwickelt einen radikalen Plan. Währenddessen hat Riad mit den typischen Problemen eines Teenagers zu kämpfen. Schließlich kommt es zum großen Knall. (eigene Inhaltsangabe)

Bücher der Reihe:

Rezension:

Die Abstände zwischen dem Erscheinen der einzelnen Bände wurden mit Fortschreiten der Geschichte größer. Alleine, es hat sich gelohnt. Nun liegt ein neues Puzzleteil der hochinteressanten und künstlerisch brisanten Biografie von Riad Sattouf vor, der zuvor schon mit drei Bänden seine Leser begeistern konnte. Der Autor und Zeichner erzählt hierbei, wie gewohnt, aus seinen Erinnerungen heraus, episodenhaft vom Aufwachsen zwischen den Welten.

Zur Erinnerung, Sattouf stammt aus der Beziehung einer Französin und eines Syrers und lebte entsprechend zwischen den Kulturkreisen, kennt den Nahen Osten seiner Kindheit, sowie die Widersprüche, die sich daraus aus Begegnungen und Erlebnissen in Frankreich für ihn bildeten. Im Zentrum, immer dabei, Riads Familie.

Im vorliegenden Band, den man erst nach den anderen gelesen haben sollte, erzählt Sattouf von seinen Teenager-Jahren, die er vorwiegend in Frankreich verbrhhcte. Der einst so aufgeklärte Vater wendet sich immer mehr der Religion zu und verliert sich im Glauben an autoritäre Regime des Nahen Ostens, allen voran Saudi Arabiens und des Iraks unter Sadam Hussein, entfernt sich dabei immer mehr von seiner Frau, die zusehen muss, wie ihr das Familienleben entgleitet.

Selbst über Länderdistanzen streiten sich die Eltern zunehmend, wobei sein Vater einen immer größeren Spagat zwischen seinen Vorstellungen eines Familienlebens wahrnimmt, aber nicht wahrhaben will, Riads Mutter zwischendurch gegen eine schwere Krebserkrankung zu kämpfen hat. Als wäre das nicht genug, kommen für Riad die üblichen Probleme eines Heranwachsenden hinzu.

In diesem Band zeigt der Zeichner, wie er langsam die kindliche sicht auf die Geschehnisse ablegte und durch den Blick eines hinterfragenden Jugendlichen ersetzte. Distanzen und Differenzen werden sichtbarer, die Signalfarben, in denen die einzelnen Szenen gefärbt sind, gewinnen hier nochmals an Bedeutung.

Ein bestimmender Federstrich gibt den Stil vor und lässt die Protagonisten, Riad und dessen Familie, lebendig werden. Blau steht dabei für das Leben in Frankreich, helles Rosa und kontrastreiches Grün für Syrien, Rot für den eskalierenden Konflikt.

Von letzterem gibt es viele in diesem Band, in kürzeren Abständen als in den vorherigen. Harmonie, auch Melancholie, fast nur in den Szenen, in denen sich der Vater abwesend zeigt. Riad Sattoufs Erinnerungen führen den Leser derweil durch den Ersten Golfkrieg und der Ausweglosigkeit des Teenagers, der erkennen muss, dass die Beziehung seiner Eltern auf verlorenen Posten steht, ophne selbst sich in den Gruppen der Jugendlichen einordnen zu können. Egal, welcher Kulturkreis.

Es ist eine besondere Graphic Novel, die hier biografisch erzählerisch wirken kann und auf einen großen Knall am Ende zusteuert, der zudem kein größerer Cliffhanger hätte werden können. Dass funktioniert erstaunlich gut, wobei durch die ausufernde Seitenanzahl hier erstmals auch wirklich störende Längen entstanden sind, von denen man hofft, im nachfolgenden Band bitte verschont zu bleiben.

Wer jedoch die vorangegangenen Schriften und Zeichnungen mochte, wird dies auch mit Band 4 der Reihe tun, die zumindest einen größeren Spannungsbogen aufweisen kann, wie es nur eine Graphioc Novel in diesem Falle vermag, zumal viele Kinder zwischen den Kulturkreisen diese inneren Konflike in ähnlichen Varianten kennen dürften. Riad Sattouf versucht dies in seinen Zeichnungen zu verarbeiten. Mit “Der Araber von morgen – 4” ist es ihm ein weiteres Mal gelungen.

Autor:

Riad Sattouf wurde 1978 in Paris geboren und ist ein französischer Comicautor, Zeichner und Filmregisseur. Bekannt wurde er durch seine Reihe “Der Araber von morgen”, in der über seine Kindheit in Libyen und Syrien berichtet, sowie durch mehrere Filme. Seine Kindheit verbrachte er zwischen den Ländern des Nahen Ostens, bevor er als Jugendlicher nach Frankreich zurückkehrte.

Nach seinem Abitur besuchte er die Schule für angewandte Künste in Nantes, studierte später Animation an der Ecole des Gobelins in Paris. Von 2004-2014 zeichnete er für das Satiremagazin Charlie Hebdo, von 2014 an arbeitete er an eine Comicserie, die als Fortsetzungsgeschichte in einer französischen Zeitschrift, später als Buch erschien. Er erhielt den Rudolph-Dirks-Award 2017 und den Max-und-Moritz-Preis, ein Jahr darauf. Sattouf lebt und arbeitet in Paris.

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Alexander Oetker: Zara & Zoe – Rache in Marseille

Zara & Zoe - Rache in Marseille Book Cover
Zara & Zoe – Rache in Marseille Rezensionsexemplar/Thriller Droemer Taschenbuch Seiten: 328 ISBN: 978-3-425-30715-1

Inhalt:

Ein Zwilling, der keine Regeln brechen darf.

Ein Zwilling, der keine Regeln kennt.

Zusammen kämpfen sie gegen erbarmungslose Terroristen.

Gesetz und Gewalt – vereint in zwei Schwestern. Die eine Cop – die andere Mafiosa.

Um eine Katastrophe zu verfindern, müssen sie die Rollen tauschen.

Ihr Kampf gegen fanatischen Terror wird zum epischen Showdown zwischen Gut und Böse.

(Klappentext)

Rezension:

Thriller, die von der ersten Seite an, ein schnelles Tempo vorlegen, haben es zumeist in sich, so auch das vorliegende Szenario von Alexander Oetker. Der Frankreichkenner, Journalist und Schriftsteller entführt den Leser nach Marseille, in die Tiefen der Banlieues, grauer Vorstädte, die sich längst jeder staatlichen Kontrolle entzogen haben, Korruption, Drogenhandel und Terrorismus ihre Brutstätten haben.

Im vorliegenden Band ermitteln die scharf gezeichneten Protagonisten, die Europol-Beamten Zara von Hardenberg und ihr Kollege Isaakson. Was zunächst wie ein Mord mit Anhängsel aussieht, entwickelt sich jedoch schnell zu einem Fass ohne Boden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, für den Zara ihre ärgste Feindin einspannen muss. Ihre eigene Schwester.

So viel zur Handlung, von der man mehr nicht verraten sollte, die jedoch durchaus trägt und einen kontinuierlichen Spannungsbogen praktisch garantiert. Rasant geschrieben, hat der Autor hier genau das richtige Maß zwischen den wichtigen Details und unwichtigeren Geplänkel gefunden. Positiv auffallend ist dabei, dass alle Protagonisten verschiedene Fascetten aufweisen. Das reine Gut-Böse-Schema gibt es nur auf den ersten Blick.

Auch Orts- und Milieubeschreibungen gehören zu den Pluspunkten des Autoren. Man nimmt dies dem Autoren ab und verliert sich in die Gluthitze der Stadt am Mittelmeer, die anscheinend mehr Schatten- als Sonnenseiten vorzuweisen hat. Nichts rät eher ab, doerthin zu reisen, als dieser thriller. Kurze und prägnante Kapitel laufen in wechselnder Perspektive einem Showdown entgegen, der einen großen Knall schon früh erahnen lässt.

Dort wird es indes kritisch. Gerade das Endszenario kann ich dem Schriftsteller nicht abnehmen. Zu unglaubwürdig, zu schnell und zu kurz erzählt. Was am Anfang noch funktioniert, reicht mit Fortschreiten der Seitenzahl nicht aus, um gerade ständige Krimileser bei Stange zu halten und zu überzeugen. Die Geschichte wirkt dann wie ein Fernsehfilm, den man mal gesehen, dann jedoch schnell wieder verdrängt hat.

Das ist schade, da viele Themen aufgegriffen werden, die man detailliert hätte verarbeiten können. Die Chancenlosigkeit in den Vorstädten, Radikalisierung, Terrorismus, organisierte Kriminalität, das Drogenmilieu, Mafiabande, um nur einige zu nennen. Das wird alles angeschnitten und im Schnelldurchlauf zusammengefügt, reicht jedoch nicht. Vielleicht hätte man sich hier auf weniger konzentrieren, dies jedoch ausfühlicher verarbeiten können.

Im letzten Viertel fehlt der Biss, jedoch würde ich gerne mehr über die einzelnen Protagonisten erfahren und damit weitere Fälle lesen. Gegen den Auftakt als Reihe, hätte ich nichts. Dann könnte der Autor diese Schwächen mit einer stärkeren Fortsetzung wettmachen.

Autor:

Alexander Oetker wurde 1982 geboren und ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er begann Sozial- und Politikwissenschaften zu studieren und beendete dies jedoch nicht, arbeitete v on 1998 bis 2000 freiberuflich für die Berliner Zeitung. Danach arbeitete er für die Mediengruppe RTL und war von 2005-2007 Berlin-Korrespondent.

Von 2008 an, leitete er das Westeuropa-studio und berichtete für RTL/n-tv/Vox aus Paris. Seit 2012 ist er politischer Korrespondent in Berlin. 2017 erschien sein erster Kriminalroman. Oetker schreibt unter eigenen Namen, sowie unter Pseudonym und lebt mit seiner Familie in Berlin.

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Maxim Leo: Wo wir zu Hause sind

Wo wir zu Hause sind Book Cover
Wo wir zu Hause sind Maxim Leo Kiepenheuer & Witsch Erschienen am: 14.02.2019 Seiten: 368 ISBN: 978-3-462-05081-3

Inhalt:

Wenn vier Menschen um einen Tisch sitzen, dann ist Maxim leos Berliner Familie schon fast vollständig versammelt. Die vielen anderen Leos, die in den 30er-Jahren vor den Nazis flohen, waren immer fern, über den ganzen Erdball verstreut. Zu ihnen macht er sich auf, nach England, Israel und Frnkreich, und erzählt ihre unglaublichen Geschichten.

Die von Hilde, der Schauspielerin, die in London zur Millionärin wurde. Die von Irmgard, der Jura-Studentin, die einen Kibbuz in den Golanhöhen gründete. Die von Ilse, der Gymnasiastin, die im französischen Untergrund überlebte. Und die ihrer Kinder und Enkelkinder, die jetzt nach Berlin zurückkehren, in die verlorene Heimat ihrer Vorfahren. (Klappentext)

Rezension:

In Interviews mit Schriftstellern fällt öfter der satz, am besten schreibe man über das, was man kennt. Doch, schon bei der eigenen Familiengeschichte wird es schwierig, ist sie doch etwas, was meist episodenhaft in den Köpfen einzelner Familienmitgleider herumgeistert und zumeist nicht tiefgehender erläutert wird. Wer wagt es schon, alte Wunden aufzureißen, genauer nachzufragen?

Wie wirken sich Entscheidungen, die einzelne Familienmitglieder Generationen zuvor getroffen haben, auf ihre Nachfahren aus und gibt es so etwas, wie ein kollektives Familiengedächtnis? Maxim Leo meint ja, und begibt sich auf Spurensuche quer über den Erdball zu den Wurzeln seiner Familie.

Die Geschichte seiner Familie ist vor allem in der beginnenden Verzweigung der 30er-Jahre die Geschichte von Frauen, denen besonderes abverlangt wurde in besonderen Zeiten. Der Autor führte Interviews mit den Nachfahren, Kindern und Enkeln und findet sich plötzlich wieder im Strudel der Geschehnisse, die die Familie quer über den Erdball verteilten und nur ein paar Leos in Berlin zurückließen. Die Stadt, in der alles ihren Anfang nahm.

Einfühlsam und emotional müssen die langen Gespräche gewesen sein, die Maxim Leo mit unzähligen Mitgliedern geführt haben muss und so spürt er minutiös seiner eigenen Vergangenheit nach oder dem, was heute noch nachwirkt. Das ist beeindruckend und macht nachdenklich, aber auch Lust, die eigene Familiengeschichte mal etwas näher zu betrachten, mal etwas tiefgehender zu hinterfragen.

Ungemein spannend beschreibt er die Besonderheit der Zeit, der seine Vorfahren ausgesetzt waren, aber auch, dass die drei Frauen, deren Kinder, Enkel und Urenkel, heute in Wien, Haifa, London und im ländlichen Frankreich zu Hause sind, nicht zum Opfer werden wollten, sondern für sich und ihre Nachkommen ums Überleben gekämpft haben.

Er vollzieht die Geschichte nach und die Erkenntnis, dass wir vielleicht weniger selbst entscheiden als in unserem kollektiven Gedächtnis festgelegt ist, folgt auf den Fuße. Bleibt die Frage, warum man jemand anderes Familiensagen sich zu Gemüte führen sollte? Ganz einfach, weil Familie eben das ist, was man sich nicht aussuchen kann, was bleibt und was wir zu dieser machen. Zudem ist es interessant zu erfahren, wie ähnlich und doch verschieden sich manche Biografien verhalten und dass eben nicht alles so “warm und selbstverständlich” ist, wie es zunächst scheint.

Autor:

Maxim Leo wurde 1970 in Ost-Berlin geboren und ist ein deutscher Journalisst, Drehbuchautor und Schriftsteller. Nach einer Ausbildung zum Chemielaboranten holte er 1990 das Abitur nach und studierte zunächst Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin, sowie in Paris. Er war Nachrichtenredakteur bei RTL und seit 1997 ist er zudem Redakteur bei der Berliner Zeitung.

2002 bekam er für seine Arbeit den Deutsch-Französischen Journalistenpreis, 2006 den Theodor-Wolff-Preis verliehen. Er ist Autor mehrerer Spaß-Bücher, sowie 2011 eines biografischen Werkes, wofür er 2011 den Europäischen Buchpreis erhielt. 2018 erschien mit “Wo wir zu Hause sind” ein weiteres biografisches Buch. Leo schreibt Drehbücher für die Serie “Tatort” und lebt mit seiner Familie in Berlin.

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Andre Francois-Poncet: Botschafter in Berlin 1931-1938 (1)

Botschafter in Berlin 1931-1938 Book Cover
Botschafter in Berlin 1931-1938 Andre Francois-Poncet
Buchserie: Teil 1
Europaverlag Erschienen am: 21.09.2018 (Neuauflage) Hardcover ISBN: 978-3-95890-224-4

Inhalt:

Andre Francois-Poncet war seinerzeit der dienstälteste und erfahrenste Diplomat und Botschafter im Deutschen Reich, der den Aufstieg der Nazis in Berlin beobachtete und für sein Land analysierte.

Von 1931 an schrieb er regelmäßig Telegramme und schickte Berichte an das französische Außenministerium, konferierte mit Nazi-Größen und stellt im ersten Teil seiner Erinnerungen dar, wie Rechtstaatlichkeit und Demokratie unterwandert und ausgehölt wurden, wie der politische Quereinsteiger Hitler zum mächtigsten Mann werden sollte, der Europa und die Welt in den Abgrund stürzte.

Von der Machtergreifung bis zum letzten Aufbäumen des Friedens, der Konferenz von München, skizziert Francois-Poncet die deutsche Politik der 1930er Jahre. ihre Wirkung im Inneren und auf das Ausland. (eigene Inhaltsangabe)

Bücher der Reihe:

Andre Francois-Poncet: Botschafter in Berlin 1931-1938 (1)

Andre Francois-Poncet: Von Versailles bis Potsdam (2)

Andre Francois-Poncet: Tagebuch eines Gefangenen (3)

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Rezension:
Von vielen Seiten ist sie bereits beschrieben worden und wird auch immer noch beleuchtet werden, die deutsche Geschichte in wundersamen aber grausamen Zeiten.

Grausam, weil nur wenige Zeitgenossen ernstnahmen, was ihre Schlächter laut verkündeten, einige hießen die Vorhaben sogar gut, wundersam, weil sich nicht wenige die Augen rieben ob der neuen Töne, die im Regierungsviertel Berlins der 1930er Jahre herrschten. Dies nun sind die neu aufgelegten Erinnerungen des wohl erfahrensten Diplomaten jener Zeit, des französischen Botschafters Andre Fracois-Poncet 1931-1938.

Neu verlegt im Europaverlag öffnen sich dem Leser die Türen des diplomatischen Parketts und er erfährt, welche Hürden die Politik des Auslands im Umgang mit den neuen Machthabern des Deutschen Reiches zu nehmen hatten, woran sie schließlich scheitern sollten.

Zwei Jahre nach Kriegsende in Frankreich erstmals erschienen, ein wenig später auch dort, was von Deutschland übrig geblieben war, erzählt Francois-Poncet, wie er erstaunt die Erosion der Rechtstaatlichkeit und demokratie zur Kenntnis nehmen musste und welche Schwierigkeiten sich ergaben, erkannten die neuen Machthaber gültige Verträge nur scheinbar an, nutzten Hintertürchen und spielten mit falschen Karten, um In- und Ausland immer wieder vor vollendete Tatsachen zu stellen, die in den Abgrund führen sollten.

Detailliert schildert der ehemalige Botschafter Begegnungen mit Nazi-größen von Göring bis Hitler, beschreibt die brodelnde Stimmung auf den Straßen Berlins und die Vorgänge des Notenaustausches zwischen den Alliierten des Ersten Weltkrieges, die nicht an einem Strang zogen und somit die Tore öffneten, für das politsche Va banque Spiel, welches die Nazis auszureizen wussten.

Pointiert beschreibt der Autor die Entmachtung der Weimarer Demokratie, die Vorgänge zur Machtsicherung um den Röhm-Putsch und schildert, welch politische Hektik dem Austritt deutschlands aus den Völkerbund oder dem Ende von Locarno voraus gingen.

Bishin zum letzten Aufbäumen, der Münchener Konferenz, gelingt so ein Blick hinter die Kulissen und abseits des Geschichtsunterricht bekommt der Leser ein Gefühl dafür, wie aufwendig und fragil es war, mit den Nazis Politik zu machen, die dann doch nicht halten sollte.

Im Gegensatz zu seinen privaten Erinnerungen “Tagebuch eines Gefangenen”, die später veröffentlicht wurden, ist hier der Ton lt. des Herausgebers Thomas Gayda sehr diplomatisch gehalten, eben so, wie Francois-Poncet die Mehrheit der Deutschen, deren Kultur er schätzte, verstand.

Um so größer wirkt die Erschütterung, die der Autor durchblicken lässt, resultierend aus unerhörten Ereignissen in unerhörten Tagen. Dem kann man sich als Leser kaum entziehen. Die Sogwirkung solcher Zeitzeugenberichte ist einfach zu groß und gerade darin liegt der Wert des Berichts, zumal hier eben mal eine ganz andere Draufsicht, die französische, als die bekanntere Sicht deutscher Zeitzeugen oder die amerikanischer und britischer Historiker, zum Tragen kommt.

Das funktioniert auch heute noch. Ja, vielleicht sogar besonders gut, wo sich wieder eine Partei in Deutschland anschickt, demokratische und rechtstaatliche Werte auszuhöhlen.

Francois-Poncet hätte die Parallelen mit Sicherheit gesehen und davor gewarnt und so ist “Botschafter in Berlin 1931-1938” ein hoch politisches und aktuelles Dokument, welches ernstgenommen werden muss. Zu viel steht auf den Spiel.

Ein gut lesbarer und erschütternder Bericht, über das, was damals niemand wahrhaben wollte, auch im benachbarten Ausland nicht und eine Analyse dessen, wie schnell die demokratischen Fundamente von Weimar unter den willfährigen Händen der Nazis und ihrer Gönner zerbröselten, die später die Deutschen mitsamt ihrer neuen Führungsriege in den Abgrund stürzen sollten.

Der Diplomat Andre Francois-Poncet, der später wieder an die Deutschen glauben und einer der ersten befürworter einer Verständigung nach dem Krieg gewesen ist, beschreibt klar die internen und von außen sichtbaren Vorgänge und setzte sich ein Denk- und den Deutschen ein Mahnmal.

Es bleibt diesen überlassen, es heute wieder anzunehmen. Europas und Deutschlands Frieden wäre es zu wünschen.

Autor:
Andre Francois-Poncet wurde 1887 in Frankreich geboren und war Germanist, Politiker und Diplomat, französischer Botschafter in Berlin und später in Rom. Nach dem Krieg begleitete er den Posten des französischen Hohen Kommissars in Deutschland von 1949-1955.

Er wurde 1943 von den Deutschen verhaftet. Nach der Befreiung begleitete er verschiedene diplomatische Posten und fungierte als Präsident des Französischen Roten Kreuzes 1955-1967, ab 1960 als Präsident des Rats der Europäischen Bewegung. Er starb 1978 in Paris.

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Ian Kershaw: Höllensturz – Europa 1914 bis 1949

Höllensturz - Europa 1914 bis 1949 Book Cover
Höllensturz – Europa 1914 bis 1949 Ian Kershaw DVA Erschienen am: 12.09.2016 Seiten: 764 ISBN: 978-3-421-04712-9 Übersetzung: Klaus Binder (u.a.)

Inhalt:

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stürzt sich Europa in eine selbstverschuldete Katastrophe, die historisch ohne Beispiel ist. Über drei Jahrzehnte hinweg, von 1914 bis 1949, prägten Kriege, Völkermorde, Vetreibungen und politische Unruhen die Geschichte des Kontinents.

Ian Kershaw gelingt ein Glanzstück der modernen Geschichtsschreibung in seiner Schilderung dieser gleichermaßen faszinierenden wie beklemmenden Ära, in der Europa sich beinahe selbst zerstört hätte.

Meisterlich denkt er die wichtigsten Entwicklungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur der europäischen Länder zusammen und führt uns die Auswirkungen des tiefgreifenden Wandels auf das Leben von Millionen von Menschen vor Augen. (Klappentext)

Rezension:

Sehr umfangreiche und detaillierte Sachbücher führen wohl ein Nischendasein in unseren Buchhandlungen, doch entdeckt man unter den “Wälzern” bei genaueren Hinsehen immer wieder Schätze, die es sich zu Betrachten lohnt.

Ian Kershaw ist ein Garant für solch eine Literatur, die selbst mit der Thematik vertrauten Lesern neues und vielschichtiges Hintergrundwissen vermittelt. Hier zumeist inhaltlich sich mit den Zweiten Weltkrieg und Hitler als Person befassend.

Aber auch der große Zeiten-Überblick gelingt dem britischen Historiker, der sich wissenschaftlich und auch sonst wieder einmal ein Denkmal zwischen zwei Buchdeckeln geschaffen hat.

“Höllensturz – Europa 1914 bis 1949”, erzählt die Geschichte eines Kontinents in Umbruch, von Ländern, die sich gegenseitig in unvergleichliche Abgründe getrieben haben und von Menschen, die ihresgleichen millionenfach in zwei schrecklichen Kriegen vernichteten.

Es ist unsere Geschichte, die zum Fanal für mehrere Generationen und ihrer Auswirkungen, die noch mehrere Jahrzehnte spürbar waren. Europa im modernen beinahe 30-jährigen Krieg.

Ian Kershaw hat sich der schwierigen Thematik angenommen und beleuchtet dieses Mal nicht nur die geschichte der Deutschen, sondern die Geschichte der großen und kleinen Länder des kontinents.

Er erläutert detailliert, wie es zur Urkatstrophe des 20. Jahrhunderts kommen konnte und weshalb vor 1949 demokratische Staatsformen Schwierigkeiten hatten, sich zu etablieren.

Der Autor analysiert den Niedergang des British Empire zugleich mit den Aufstieg der USA und das auseinanderbrechende Mächtegleichgewicht zwischen Frankreich, dem Deutschen Reich und dem Russischen Reich, erklärt weshalb der Staat der Habsburger in einer Kettenreaktion seinem Untergang entgegen kämpfte, die schließlich auch andere Staaten ins Unglück stürzte.

Messerscharf beleuchtet er gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Komponenten, macht fassbar, was unfassbar ist.

Geschichte begreiflich zu machen, ist die vornehmste Aufgabe der Historiker und Ian Kershaw beherrscht dies perfekt. Bewiesen hat er es schon mit seiner Hitler-Biografie, die in der wissenschaftlichen Aufarbeitung Maßstäbe setzte, hier legt der Historiker jedoch noch eine Schippe drauf.

Natürlich ist der Einstieg in die Thematik nicht einfach, tatsächlich wird, wer die Detailliertheit und Informationsfülle nicht gewohnt ist, Schwierigkeiten bekommen. Und ja, Vorbildung und Interesse empfiehlt sich.

Wer jedoch Geduld mitbringt, wird mit umfangreichen Analysen, verständlich gezogenen Linien von Überblickswissen und einer Genauigkeit belohnt, die ihres Gleichen sucht.

Ian Kershaw setzt hier Maßstäbe in der Verarbeitung von unzähligen Quellen, dessen Verzeichnis knapp gehalten ist, jedoch auf das unfassbar zahlreiche Material hinweist, welches dem Autoren zur Verfügung stellt. Geschichtswissenschaft für Fachleute und das gemeine Volk, Kershaw schafft beides.

Es ist Lektüre, die ein hohes Maß an Konzentration erfordert, deren Leser jedoch mit Wissen, neuen Erkenntnissen und Schlussfolgerungen belohnt werden. Es ist die Aufarbeitung des 20. Jahrhunderts aller europäischen Völker, welche sich Ian kershaw zu einem Langzeitprojekt gemacht hat.

Die zweite Hälfte, eine glücklichere Zeit, wird ebenso ausgearbeitet erscheinen, so zumindest der Historiker im Vorwort, der wissenschaftlich korrekt auf die Vielzahl an Arbeiten anderer Historiker hinweist, die auch ihm als Grundlage zum Schreiben dienten.

Das Lesen solcher Bücher ersetzt den Geschichtsunterricht und wirkt effektiv nach. Geschichte muss nicht trocken sein, Sachbücher nicht pur theoretisch, so gelingt moderne Vermittlung, auf dass sich die Vergangenheit nicht wiederholen mag.

Kershaw appeliert an unser Gewissen, denn der nächste Krieg, soviel ist 1949 schon klar, hat das Potential, die Menschheit völlig zu vernichten. Eingeleitet durch Zitate berühmter Personen aus Politik und Kultur jener Zeiten schwebt in den ausführlichen Kapiteln diese Warnung wie ein Damoklesschwert über die Köpfe der Leser.

Uns sollte daran gelegen sein, es nicht hinunterfallen zu lassen.

Autor:

Sir Ian Kershaw wurde 1943 in Oldham, Lancashire geboren und ist ein britischer Historiker, der durch seine Schriften zum Nationalsozialismus, besonders durch seine Hitler-Biografie Bekanntheit erlangte.

Nach der Schule studierte er geschichte und war zunächst Dozent für Mittelalterliche und Moderne Geschichte an der University of Manchester. Nebenbei erlernte er im Goethe-Institut seiner Stadt die deutsche Sprache und verlagerte seinen Tätigkeitsschwerpunkt auf die deutsche Geschichte.

1983/84 hatte er eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum inne, 1987 nahm er eine Professur in Nottingham an, später in Sheffield, wo er bis Ende september 2008 Geschichte lehrte. Zahlreiche Auszeichnungen erhielt er für seine Aufarbeitung deutscher und europäischer Geschichte, u.a. das Bundesverdienstkreuz.

2002 wurde er zum Ritter geschlagen. 2012 erhielt er den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit den Meyer-Struckmann-Preis geeehrt. Seine Werke gelten als geschichtswissenschaftliche Standardliteratur.

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Joseph Joffo: Ein Sack voll Murmeln

Ein Sack voll Murmeln Book Cover
Ein Sack voll Murmeln Joseph Joffo Erfahrungsbericht Verlag ullstein Taschenbuch Seiten: 335 ISBN: 978-3-548-29026-3

Inhalt:
Zwei Jungen fliehen durch das kriegsversehrte Frankreich: Die beiden Brüder Joseph und Maurice sind zehn und dreizehn Jahre alt, als sie sich 1942 auf die Flucht aus Paris begeben.

Mit fünfzig Francs in der Tasche schlagen sie sich durch in die noch freie Zone, entkommen der Gestapo, verlieren ihre Familie – und nehmen sich in den trübsten Stunden Zeit für ein kleines Fußballmatch, zum Murmelspielen oder für trickreiche Schwarzmarktgeschäfte. Die einzigartige Geschichte zweier Jungen, die sich – um eine unbeschwerte Kindheit gebracht – immer ihren Galgenhumor bewahren. (Klappentext)

Rezension:
Ein Sack voll Murmeln wird eingetauscht gegen einen gelben Stern, den Joseph sich von seinem Hemd reißt. So verabschiedet sich der Zehnjährige von seinem besten Freund, ohne es zu wissen. Es ist einer seiner letzten Tage in Paris, einer der letzten seiner Kindheit. Die Vorzeichen richtig deutend, schickt der Vater seine Söhne alleine los, in die freie Zone, wo die Nazis noch keine volle Kontrolle haben. Mit fünfzig Francs in der Tasche machen sich die beiden Brüder auf eine Reise ins Ungewisse.

Im Nacken die Angst vor Enttarnung, Entdeckung und den Häschern der Nazis und Kollaborateuren. Die Flucht gelingt. Doch, auch die Tage der freien Zone sind gezählt. Bald finden sich Joseph und Maurice wieder, direkt in der Hölle. In den Fängen der Gestapo.

Erlebte Geschichte zählt zu den spannendsten Stücken, die es zu erzählen gibt, auch wenn man hier dem Autor wünschen würde, er hätte dies nicht am eigenen Leib erfahren müssen. Doch, es ist seine und die seines Bruder Flucht vor den Nazis, von denen Joseph Joffo erzählt. Standartlektüre in französischen Schulen, die jetzt erneut für’s Kino adaptiert und neu übersetzt wurde.

Der Autor berichtet von den Ereignissen, die zu seiner Flucht von der besetzten Hauptstadt an der Seine führten, bishin zum sicher geglaubten Ziel, welches sich beinahe als tödliche Falle erweißen sollte. Mit nachdenklichen Ton berichtet er, aus Kindessicht, von menschlicher Grausamkeit, tiefer Angst und dem kleinen Glück inmitten von Terror und Zerstörung von Leben.

Menschen, die ihn Böses wollten, Menschen, die ihn aus unerfindlichen Gründen halfen, werden messerscharf und überlegt portraitiert.Der Leser nimmt beinahe die Stellung Joffos ein. Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn der SS-Offizier den Zehnjährigen zum ersten, zweiten, dritten und vierten Verhör schleift, wenn der Zug für eine Razzia angehalten wird und es nicht die Jungs trifft, sondern eine bemitleidenswerte Frau, wenn mühsam aufgebautes Glück im nächsten Moment wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Den Tränen wird der Leser an manchen Stellen nah sein, an anderen sich das Lachen kaum verkneifen können. In dichter Abfolge sind die Ereignisse beschrieben, eben so wie diese in der Wahrnehmung des Kindes Joseph passierten.

Der einfühlsame Schreibstil, der sich an Erwachsene und jugendliche Leser gleichermaßen richtet, bringt diese besondere Kindheitsbiografie nahe, die sich einreiht in die schriftlichen Hinterlassenschaften etwa Anne Franks oder Petr Ginz’.
Diesmal in Romanform verpackt bleiben der Nachwelt erneut Erinnerungen an dunkle Zeiten erhalten, denen man sich nicht entziehen kann. Man lebt und leidet mit den Kindern Joseph und Maurice, möchte sie schützen und ihnen all das Leid und die Angst ersparen, die ihnen widerfährt.

Eine Kindheitsbiografie, welch Wort, gegen das Vergessen. Sie sticht heraus, da es sich hier um eine der wenigen französischen Erinnerungsaufzeichnungen handelt, die für den deutschsprachigen Markt übersetzt wurden. Wie in den Niederlanden und Deutschland Anne Frank hat Joseph Joffo für sein Land eine ähnliche Bedeutung. Diese sollten wir ihm auch hier messen.

Autor:
Joseph Joffo wurde 1932 in Paris geboren und floh als Kind vor den Häschern der Nazis in die freie Zone Frankreich, wo er nur knapp der Gestapo entkam.
Er schrieb 1971 seine Kindheitserinnerungen auf, die ein wenig später verfilmt wurden und auf den Bestsellerlisten Frankreichs zu finden waren. Für das Kino wurde das Buch erneut verfilmt, 2017, und ins Deutsche übersetzt. Seiner Familie gehören mehrere Friseursalons in Paris.

Verfilmung 2017:
Die Neuverfilmung ist dem Autoren, so schreibt er in einem Nachwort zur Neuauflage, lieber als die erste aus den 70er Jahren. Der Vater wird korrekter dargestellt, die Ereignisse sind ehrlicher, was heißt, härter dargestellt als im ersten Film.

Eben so, wie sie von Joseph Joffo wahrgenommen wurde. Es sei zudem gesagt, dass Christian Duguay für seinen Film einen großartigen Cast organisierte.
Allen voran Dorian Le Clerch als Joseoph Joffo spielt mühelos auf Augenhöhe mit den Erwachsenen, die nicht nur im französischen Kino bekannt sind.

Trailer zur Verfilmung “Ein Sack voll Murmeln”.

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Riad Sattouf: Der Araber von morgen – 3

Der Araber von morgen - 3 Book Cover
Der Araber von morgen – 3 Serie: Der Araber von morgen Graphic Novel Knaus Seiten: 152 ISBN: 978-3-8135-0766-9

Inhalt:

Die Mutter des “blonden Arabers” hält das Leben in Syrien nicht mehr aus und möchte nach Frankreich zurückkehren. Der kleine Riad erlebt, wie derVater hin- und hergerissen ist, zwischen seiner Frau und starken arabischen Traditionen, hält einen Tag den Ramadan durch und wünscht sich eine Beschneidung, um ein besonderes Spielzeug als Belohnung zu erhalten. Er erlebt Korruption und die Entfremdung seiner Eltern, im Alter zwischen sieben und neun Jahren.

Bücher der Reihe:

Gestaltung und Einordnung:
Es handelt sich hierbei um eine Graphic Novel, ein in einem bestimmten Zeichenstil auf hochwertigen Papier gedruckten Comic mit Klappenbrochure-Einband.

Tonangebend sind hier die Farben Rot und Grün, die jeweils die Kapitel kennzeichnen, die in der arabischen Welt spielen, wehrend die europäischen “Episoden” kontrastreich in blauen Ton gehalten sind. Die Kapitel, die in Syrien oder Lybien spielen sind wesentlich kantiger gezeichnet. Dies ist der dritte Teil.

Rezension:
Heutzutage bestimmen die nahezu täglichen Meldungen unser Bild der Region, doch die Grundlagen für die Konflikte begannen bereits damals zu keimen.

Minderheiten herrschen über Mehrheiten, Versorgungsengpässe, Mängel überall, Stromausfälle, die unterschiedliche Verteilung von Bodenschätzen, dass Aufeinanderprallen zwischen Arm und Reich und nicht zuletzt willkürlich gezogene Grenzen und die Auseinandersetzungen zwischen arabischen althergebrachten Traditionen und die Anforderungen einer modernen Welt, derer sich viele schon damals chancenlos, oft jedoch noch optimistisch gegenüber konfrontiert sahen.

In dieser Zeit, Mitte bis Ende der 1980er Jahre, wächst der spätere französische Comiczeichner Riad Sattouf in Syrien auf. Seine Kindheitserinnerungen bilden die Grundlage nun des dritten Teils der Graphic Novel-Reihe “Der Araber von morgen”.

Scharfsinnig, wie in den vorangegangenen Büchern zeichnet Sattouf mit klaren Linien die Geschichte seiner Kindheit weiter und achtet dabei auch hier, den humorvoll-naiven und scharfsinnigen Blick des einstigen Kindes zu wahren.

Doch, das Kind ist inzwischen Grundschüler und spürt die Veränderungen innerhalb der Familie. Spannungen zwischen den Familienmitgliedern, die vorher nur ab und an sichtbar waren und nur mal eskalierten, spürt man nun die gesamte Geschichte über.

So sieht sich Riad erstmals selbst mit der Frage konfrontiert, wie weit arabische Traditionen wie die Beschneidung auch für ihn gelten sollen, er spürt erstmals die feinen Risse in der Beziehung seiner Eltern.

Die Stimmung wird insgesamt düsterer. Nur einstweilen durchbrechen kleine heitere Episoden, wie den Versuch seinen syrischen Spielkameraden den Brauch des Weihnachtsbaumes und Schenkens näher zu bringen, den tristen Alltag des syrischen Dorflebens und die Ankunft des zweiten Brüderchens ist ohnehin für Riad Tiefpunkt genug. Die Besonderheit steckt im Detail, im Mund des Bruders oder auch in der Zahnmaus.

Was einst eine Trilogie werden sollte, merkt man auf der letzten Seite, wird wohl weitergeführt werden. Das große “Fortsetzung folgt…”-Banner brangt auch hier. Der Leser darf sich also auf nochmehr gezeichneten Lesestoff freuen. Die Reihe zumindest, ist es wert.

Wieder liegt eine Geschichte vor, die auf mehreren Ebenen von einem Dilemma erzählt, in der arabische Familien schon damals den Spagat zwischen arabischer und europäischer Welt wagen mussten, wenn sie mit beiden konfrontiert waren. Sattouf legt dies wertfrei dar.

Der kindliche Blick, der den Vater zwar immer noch bewundert aber langsam durchschaut, ist klar. Riad möchte von beiden Seiten profitieren, schon damals. Noch versucht er, beiden Seiten gerecht zu werden. Doch, er erkennt langsam, dass es ihm nicht immer gelingen wird.

Nicht so brutal wie der letzte Band, jedoch genau so einprägsam legt der Zeichner seinen Lesern die Welt zu Füßen, die uns aus den nachrichten so bekannt vorkommen mag. Jedoch korrigier sich dieses Bild innerhalb weniger Seiten. Der Boden der Realität ist staubiger und sandiger.

Die Spannung wird hier für nachfolgende Geschichten aufgebaut. Teil 4 ist freilich noch nicht einmal im Heimatland von Sattouf draußen. Doch der Zeichner hält das Niveau der Vorgänger-Bände und legt diese besondere Art der Biografie jeden ans Herz, der auch nur ansatzweise die Konflikte in heutiger Zeit verstehen möchte.

Der muss zwangsläufig in die Vergangenheit zurück. Mit dem “Araber von morgen” wird es zum dritten Mal gelingen.

Autor:
Riad Sattouf wurde 1978 in Paris geboren und ist Comic-Zeichner und Filmemacher. Aufgewachsen in Lybien un Syrien kehrte er mit 13 Jahren nach Frankreich zurück und studierte Animation. Er avancierte in Folge dessen zu einem der bekanntesten Comic-Künstler seines Landes.

Von 2004 bis 2014 zeichnete er für das Satire-Magazin Charlie Hebdo und wurde unter anderem mit dem Prix Rene Goscinny ausgezeichnet. Den bekam er für seinen Erstlingsfilm “Jungs bleiben Jungs”. Mit seiner Familie lebt und arbeitet er in Paris.

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Rene Goscinny/Albert Uderzo: Asterix – Die Gesamtausgabe 6

Asterix - Die Gesamtausgabe 6 Book Cover
Asterix – Die Gesamtausgabe 6 Comic Egmont Ehapa Hardcover Seiten: 168 ISBN: 978-3-7704-3785-6

Inhalt:
In “Asterix bei den Schweizern” müssen der gallische Krieger Asterix und sein Freund, der Hinkelsteinlieferant Obelix in die römische Provinz Helvetien reisen, um eines der seltenen Eldeweiß-Blumen zu finden, die der Druide des Dorfes für einen Zaubertrank benötigt.

Dabei werden alle Klischees über die Schweizer, Ordnung und Sauberkeit, Kuckucksohren und Käse-Fondue und Bankwesen aufs Korn genommen. Auch der Rütli-Schwur kommt nicht zu kurz. In “Die Trabantenstadt” versuchen Julius Cäsar und sein Baumeister “Quadratus” den Galliern herr zu werden, in dem sie eine Planstadt rings um das gallische Dorf errichten. Die ersten Bewohner ziehen ein und schon beginnt ein Umschwung im Denken der Dorfbewohner.

Asterix und Miraculix sehen mit Schrecken, wie ihre Freunde Gewohnheiten, Sitten und Bräuche ablegen und kommen bald hinter Cäsars perfiden Plan. Können sie den Lauf der Zeit aufhalten? In “Die Lorbeeren des Cäsar” machen sich Majestetix und seine beiden gallischen Krieger auf nach Lutetia, um Gutemine bei einem Einkauf in die gallische Hauptstadt zu begleiten.

Dabei besuchen sie auch Gutemines Bruder und Majestetix verspricht ihm betrunken ein Ragout mit den Lorbeeren aus den Kranz Cäsars. Den müssen Asterix und Obelix nun besorgen und begeben sich nach Rom. Doch, an den Kranz heranzukommen, ist schwerer als gedacht, müssen sie doch dazu Sklaven und Gladiatoren werden.

Einordnung:
Die Gesamtausgabe Nr. 6 enthält die Geschichten “Asterix bei den Schweizern”, “Die Trabantenstadt” und “Die Lorbeeren des Cäsar”. Insgesant gibt es 14 Gesamtausgaben mit jeweils 3 Geschichten.

Rezension:
Über die Qualität der Hauptgeschichten um Asterix und Obelix gibt es nichts zu sagen. Wunderbar detailliert gezeichnet, locker erzählt und die Eigenheiten des jeweiligen Spielortes auf’s Korn genommen, haben Asterix und Obelix nicht nur erfolgreich gegen römische Legionen Widerstand geleistet, sondern auch die Herzen von tausenden großen und kleinen Comic-Fans im Sturm erobert.

Letzteres ganz ohne Zaubertrank. Auch in den drei vorliegenden Geschichten brechen der gallische Krieger und sein Freund (“Ich bin nicht dick!”) zu neuen Abenteuern auf, die es in sich haben. Vielmehr ist darüber nicht zu sagen, ohne die Pointen, derer es zahlreiche gibt, vorweg zu nehmen und noch ist nicht der Qualitätsabfall späterer Geschichten (u.a. “Asterix und Latraviata”) zu spüren.

Diese Geschichten kann der geneigte Gallien-Fan beruhigt zur Hand nehmen und in die antike Welt Julius Cäsars und seiner fast ganz eroberten Völker eintauchen. Besser ist es hier, sich mit der speziellen Ausgabe zu beschäftigen. Diese wurde, zusammen mit den anderen Abenteuern der gallischen Dorfbewohner in eine mehrbändige Reihe zum Jubiläum der Geschichten in eine mehrbändige Sonderausgabe verpackt, die pro Band jeweils drei Geschichten in sich vereint.

In bläulich gehaltenen Leder gebunden, gibt es zu jedem Comic eine mehrseitige Vorgeschichte über die Entstehung des selbigen. Die Aufmachung wirktt edel, die Papierqualität ist gut.

Das aufgedruckte Comic-Relief und die schrift zeigen auch nach Jahren keine Abnutzungserscheinungen (Erfahrung mit anderen Bänden der Reihe) und auch die seiten vergilben nicht. Für Fans der Reihe, deren Comic-Hefte auseinander zu fallen drohen, ein unbedingtes Muss und ein Hingucker im Regal allemal.
Für Neuleser eine interessante Erfahrung, zumal man auch etwas über die Geschichte hinter den Geschichten erfährt.

Es ist nur zu empfehlen, die Geschichten gerade in diesen Ausgaben zu lesen. Hier hat sich der Verlag Mühe, nicht nur in der Aufmachung, gegeben, die unbedingt belohnt gehört. Auf dass die gallischen Krieger noch ewig im Jahre 50 v. Chr. Widerstand gegen Rom, gleichsam David gegen Goliath leisten können und ihnen nie “der Himmel auf den Kopf fallen möge” (Majestätix).

Autoren:
Rene Goscinny wurde 1926 in Paris geboren und war ein französischer Comicautor. Er schuf zusammen mit dem Zeichner Alber Uderzo u.a. die Comics der unbeugsamen Gallier Asterix und Obelix (ab 1959), für die er internationale Bekanntheit erlangte. Ab 1955 textete er außerdem die von Morris gezeichneten Comics “Lucky Luke”. Als Autor wurde er für seine von Sempe illustrierten Geschichten über den “Kleinen Nick” bekannt.

Albert Uderzo wurde 1927 in Fismes bei Reims in Frankreich geboren und ist Zeichner und Mit-Autor der bekannten Comic-Serie “Asterix”. Er wuchs als Sohn italienischer Einwanderer auf, die 1934 die französische Staatsbürgerschaft erhielten. Inspiriert von Wat Disney eignete er sich teils autodidaktisch das Handwerkzeug des Comic-Zeichnens an. Er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche und arbeitet teilweise mit nummerierten Farbtönen. Die Comic-Serie “Asterix erschien zunächst in der Zeitschrift “Pilote”, später dann in einem eigenen Verlag.
Seit dem Tode Goscinnys 1977 produzierte Uderzo die Asterix-Abenteuer alleine, unter Zuhilfenahme eines Teams von Zeichnern seines eigenen Unternehmens.

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