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Christian Hardinghaus: Ferdinand Sauerbruch und die Charite

Ferdinand Sauerbruch und die Charite Book Cover
Ferdinand Sauerbruch und die Charite Christian Hardinghaus Europaverlag Erschienen am: 08.02.2019 Seiten: 234 ISBN: 978-3-95890-236-7

Inhalt:

Ungeachtet seiner medizinischen Verdienste zählt Ferdinand Sauerbruch zu den umstrittensten Ärzten des letzten Jahrhunderts. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte ein fast heroisches Bild des Menschen und Mediziners, der ab 1928 als Professor für Chirugie an der Berliner Charite arbeitete. Dafür gesorgt hat er teilwesie selbst, doch seit Beginn unseres Jahrhunderts wird der Blick zunehmend kritischer.

Sympathie, ja sogar Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten, wirft man dem Chirugen vor. Christian Hardinghaus begab sich auf Spurensuche und recherchierte. Herausgekommen dabei ist die erste umfassende Biografie dieses Arztes. Quellen belegen seinen Einsatz für Juden und andere politisch Verfolgte und Sauerbruchs Unterstützung des Widerstands gegen Hitler. Der Mediziner Ferdinand Sauerbruch muss neu bewertet werden. (eigene Inhaltsangabe)

Rezension:

Das berühmteste und bekannteste Krankenhaus Deutschlands, die Charite, hat eine lange und wechselhafte Geschichte vorzuweisen, die immer wieder auch medizinische Standards setzte und bedeutende Ärzte und Forscher hervorbrachte. Zu den Bekannteren unter ihnen gehört nicht zuletzt Ferdinand Sauerbruch, der in den 1930er Jahren dort als Chirug arbeitete und dessen Ruf ihn vorauseilte.

Doch, war er wirklich der “Halbgott in Weiß”, als der er in einer mit Hilfe eines Ghostwriters geschriebenen Biografie dargestellt wurde oder eher ein Kollaborateur der Nazis, wie ihn spätere Berichte nannten? Der Journalist und Autor Christian Sauerbruch begab sich auf Spurensuche. Herausgekommen dabei ist eine umfassende, alle Aspekte beleuchtende, Biografie.

Der Autor beginnt bewusst nicht mit der Geschichte Sauerbruchs selbst, sondern stellt zunächst in Kurzform die des Krankenhauses vor, was erklärt, warum die Charite später die Bedeutung erlangen konnte, die sie noch heute inne hat. Erst dann widmet sich Hardinghaus den Privat- und Berufsmenschen Sauerbruch und beschreibt, gestützt auf Tagebücher, niedergeschriebene Augenzeugenberichte und Archivmaterial, minutiös den Aufstieg und Werdegang eines Schülers zum Studenten, bis hin zum später bedeutenden Arzt.

Seine Genialität, die ihm half, medizinische Unterdruckkammern zu entwickeln, mit denen erstmals Operationen am offenen Brustkorb möglich wurden, wird ebenso beleuchtet, wie die eigene Entwicklung von protesen für Geschädigte des Ersten Weltkrieges, aber auch außergewöhnliche medizinische maßnahmen, die landesweit Aufsehen erregten.

Der Autor geht dabei sehr tief ins Detail und beleuchtet diese, wie auch die persönliche, etwas schwierigere Seite eines Mannes, den später vor allem in drei Punkten seines Lebens Anschuldigungen treffen sollten, die den Ruf des Mediziners auseinander nahmen.

Doch, was ist an den Kritikpunkten dran, auch dies verliert der Autor nicht aus den Blick. Jeder einzelne wird beleuchtet, Hintergründe erklärt und im Spiegel des Zeitgeschehens und dem, was wir heute wissen, beleuchtet.

Herausgekommen ist eine lesenswerte und vor allem kurzweilige Biografie, die ein differenziertes Bild auf einen Mediziner ermöglicht, dessen Wirken auch in Kriegszeiten weit über die Grenzen Deutschlands Beachtung fand, ihn und die direkt mit ihn in Kontakt Gestandenen schützten und vor allem ein Stück Berliner Personengeschichte, die nicht vergessen werden sollte.

Anhand von Augenzeugenberichten, Tagebucheinträgen und Archivmaterial, aufgelockert durch Fotografien und Skizzen, etwa medizinischer Apparaturen, ist ein bedeutendes Stück Medizingeschichte zu lesen. Selbst für medizinische Laien.

Der Schreibstil von Hardinghaus packt wie in einem Roman, nur dass mit “Ferdinand Sauerbruch und die Charite” fast ein literarisches Sachbuch vorliegt. Wobei das Sachbuch eindeutig überwiegt. Die Recherchearbeit merkt man dabei auf jeder einzelnen Seite, das wirkliche Interesse, die Person zu ergründen, ebenso.

Der Autor zeigt einen Mann zwischen Berufsethos, Anpassung und Widerstandsgeist, Genie und Wahnsinn und einen besonderen Menschen in besonderer Zeit, der sich für nicht besonders hielt, seiner Wirkung aber bewusst war. Skalpell bitte.

Autor:

Christian Hardinghaus wurde 1978 in Osnabrück geboren und ist ein deutscher Historiker, Schriftsteller und Fachjournalist. Nach seinem Studium der Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft (Film und TV) promovierte er an der Universität Osnabrück im Bereich Propaganda- und Antisemitismusforschung.

Im gleichen Jahr absolvierte er den Lehrgang Fachjournalismus an der Freien Journalismusschule. 2016 erwarb er zudem den Abschluss für das gymnasiale Lehramt in den Fächern Deutsch und Geschichte. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und Romane. Hardinghaus lebt in Osnabrück.

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Alastair Bonnett: Die allerseltsamsten Orte der Welt

Die allerseltsamsten Orte der Welt Book Cover
Die allerseltsamsten Orte der Welt Alastair Bonnett C.H. Beck Verlag Erschienen am: 14.02.2019 Seiten: 268 ISBN: 978-3-406-73441-0 Übersetzer: Andreas Wirthensohn

Inhalt:

Eines haben die sehr verschiedenen Orte, von denen Alastair Bonnett in seinem neuen Buch berichtet, gemeinsam: Sie lassen uns darüber staunen, welche Geheimnisse in unserer durchkartierten Welt noch zu entdecken sind.

In der Arktis gibt das zurückweichende Eis nie von Menschen betretene Inseln frei, der Likouala-Sumpf im Kongo wartet bis heute auf eine geographische Erfassung, Städte wie Hongkong oder Sao Paulo verlieren buchstäblich ihre Bodenhaftung. Doch das Allersonderbarste, so die feste Überzeugung des Autors, ist fast immer vor der eigenen Haustür zu finden. (Klappentext)

Rezension:

Kaum mehr weiße Flecken gibt es auf unseren Welt. Sämtliche Gegebenheiten werden von Satelliten erfasst und von jedem Ort der Welt können die Menschen in die Ferne schweifen, ohne das heimische Wohnzimmer verlassen zu müssen. Was mit Flugzeug oder Schiff erreichbar ist, zu Fuß erkundet werden kann, liegt nahe. Nicht-Orte, so scheint es auf den ersten Blick, gibt es nicht mehr. Die zeit der großen und kleinen Entdeckungen und damit verbundenen Abenteuer ist vorbei.

Auf den zweiten Blick aber, kann man sich jederzeit und überall vom Gegenteil überzeugen. Alöastair Bonnett, der schon für sein erstes Buch die grenzen des geographischen Raumes erkundet und erweitert hat, begab sich erneut auf Spurensuche, weltweit. Er erkundet erschreckende Utopien und begibt sich auf die Suche nach Geisterstraßen, die nur auf Stadtplänen zu finden sind, nicht aber in der Realität.

Inseln, die auftauchen und wieder verschwinden, besucht er ebenso, wie Städte, deren Oberschichten sich neue Ebenen abseits des Straßenpflasters erschließen. Fußgängerbrücken als gescheiterte architektonische Projekte werden in Augenschein genommen, sowie gewollte Nicht-Orte, die das Entsetzen der Bevölkerung hervorrufen.

In kurzweiligen Kapiteln erläutert der Autor seine Faszination für das Nahbare und Augenscheinliche, lässt den Leser fortan mit einem genaueren Blick auf seine Umgebung zurück. Geografie ist längst nicht nur der faltbare Stadtplan, sondern ein spannender Blickwinkel, aus dem sich Orte betrachten und einordnen lassen. Bonnet wagt den Versuch, Probleme aufzuzeigen, Chancen zu sehen und sieht das Besondere im Selbstverständlichen.

Eine große Stärke dieses kleinen Sachbuches, welches sich sowohl in einem Rutsch, trotz einiger Längen, als auch häppchenweise lesen lässt. Und vielleicht sucht man bei seinem nächsten Städtetrip, auch vor der eigenen Haustür geht das, so der Autor, nach diesen und anderen, dann gar nicht mehr so seltsamen Orten und erschließt sich so seine ganz eigene Landkarte. Die gilt es schließlich zu füllen. Weiße Flecken aber, dies macht der Autor uns bewusst, werden bleiben. Ohne sie wäre die Welt jedoch nur halb so interessant.

Autor:

Alastair Bonnett ist Professor of Social Geography an der Universität Newcastle uund Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke und Herausgeber der psychogeographischen Zeitschrift “Transgressions: A Journal of Urban Exploration”. Er lebt in Newcastle upon Tyne in England.

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Andreas Neuenkirchen: Happy Tokio

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Happy Tokio Reisebericht mairdumont Taschenbuch Seiten: 293 ISBN: 978-3-7701-8290-0

Inhalt:
Das Magazin Monocle kürte Tokio drei Jahre in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt. Und doch findet sich in so gut wie jedem Reiseführerung: “Tokio ist keine schöne Stadt.” Andreas Neuenkirchen ist dennoch zusammen mit seiner Frau und seinem Kind geblieben und lüftet wunderbar unterhaltsam das Geheimnis, warum seine neue Wahlheimat auf ihre ganz eigene Weise glücklich macht. (Klappentext)

Rezension:
Seinen Lebensmittelpunkt zu ändern kann schon mal ein kleiner Schock sein. Dieser wird um so größer, geht man gleich ins Ausland, wechselt man aber den kompletten Kulturkreis ist das Chaos perfekt. Dabei ist alles so schön organisiert. Die Klimaanlage der Wohnung spricht mit ihren Nutzern und führt auch sonst ein Eigenleben, Züge fahren nur scheinbar pünktlich und Tokio selbst ist eigentlich ein Organismus aus mehreren eigenständig funktionierenden Stadtteilen mit ihren jeweiligen Eigenheiten. Was will man da noch mehr?

Andreas Neuenkirchen hat sich aufgemacht, um in dieser faszinierenden Stadt mit seiner Familie zu leben und berichtet von erfolglosen Karaoke-Versuchen, der Besonderheit von Nudeln auf Bahnsteigen und den Versuch, Konversation mit den Einheimischen an der Ladenkasse zu betreiben. Ein amüsanter Reise-, nein, Lebensbericht, aus einer Metropole, die unterschätzter kaum sein könnte.

Eine Reise nach Tokio mag schon alleine vom Verkehr und den Menschenmassen her gewöhnungsbedürftig sein. Wie aber ist es, dort zu leben? Andreas Neuenkirchen probiert es aus und nimmt uns mit, auf dieses Abenteuer, welches täglich Unwägbarkeiten und Überraschungen bereithält. Dies macht er auf eine solch witzige Art und Weise, dass man es selbst gerne ausprobieren möchte, andererseits froh ist, nur mit den Schrullen der Heimat konfrontiert zu sein, und eben nicht in der Masse japanischer Schriftzeichen zu versinken. Wobei es auch in Tokio Oktoberfeste zu geben scheint. das ganze Jahr über.

Mit viel Humor nimmt der Autor uns mit in sein Familienleben, welches inzwischen eine Art Alltag in Tokio gefunden hat, zeigt, dass es für den Japan-Kenner dennoch ständig Neues zu entdecken gibt, nimmt uns mit in Cafes, deren Besitzer schon mal Opernarien schmettern und besucht das Glaswaldmuseum in Hakone.
Er führt uns durch das Hannover Japans und zeigt Yokohamas Chinesenviertel, doch nichts geht über Tokio, wo CD-Läden unbeeindruckt von der digitalen Revolution boomen und Süßkartoffelspeiseeis den Beginn einer neuen Jahreszeit verkündet.

Dieser etwas andere Einblick in den japanischen Großstadtdschungel, voller Neugier und Interesse am Skurilen, spielt der Autor zum Leser, der fasziniert sein wird, von der Vielfalt auf solch engen Raum. Humorige Vergleiche zwischen den Leben, etwa in München und Tokio, runden die Betrachtungen ab. Herausgekommen ist ein eigenwilliges, aber immer positives Portrait wunderbarer Menschen in einer besonderen Stadt. Für nichts anderes scheinen die Japaner Tokio, welches oft fälschlicherweise mit Y geschrieben wird, zu halten.

Trotz der einen oder anderen Länge, die Neuenkirchen oder der Verlag nicht aus den Text hinausgenommen haben, ergibt sich ein stimmiges Bild, welches Lust macht auf die nächste Reise nach Tokio und vielleicht mehr als die Touristenorte zu entdecken. Und wenn man sich dabei Häschenohren aufsetzt und vom Cafepersonal veräppeln lässt. Auch das mit Augenzwinkern und einer großen Portion japanischen Humors. Viel Spaß dabei.

Autor:
Andreas Neuenkirchen wurde 1969 in Bremen geboren und arbeitet seit 1993 als Journalist. Zunächst zuständig für Bremer Stadtmagazine und Tageszeitungen, arbeitete er von 1998 bis 2016 als Redakteur in München. Nebenher arbeitete er als Autor für Hörspiele, Heftromane, Rundfunkreklame, Bücher und Filme. Die meisten haben Japan-Bezug. Seit 2016 lebt er mit seiner japanischen Frau und der gemeinsamen Tochter in Tokio.

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Kristine Bilkau: Die Glücklichen

Die Glücklichen Book Cover
Die Glücklichen Kristine Bilkau Verlag: Luchterhand Hardcover Seiten: 301 ISBN: 978-3-630-87453-1

Inhalt:

Isabell und Georg sind ein Paar, dessen Glück durch die Geburt ihres Sohnes vervollkommnet wird. Das Leben in der gut situierten Wohngegend könnte nicht schöner sein, doch mit der Gründung einer Familie wächst der gesellschaftliche Druck. Um so mehr, als dass die berufliche Existenz plötzlich auf der Kippe steht.

Plötzlich zittert die Bogenhand der Cellistin Isabell und der Zeitungsverlag, in dem Georg arbeitet, muss Stellen abbauen. Die gutbürgerliche existenz ist plötzlich gefährdet. Der soziale Abstieg beginnt erst schleichend, dann immer schneller. Beide versuchen nun auf unterschiedliche Art und Weise mit der neuen Situation umzugehen. (eigener Text)

Rezension:

Eigentlich könnte es nicht besser laufen. Isabell und Georg sind ein glückliches Paar. Der Sohn gerade geboren, leben sie in einem gut situierten Stadtteil einer deutschen Großstadt. Die Straßen sind gesäumt von Cafes, man kauft Bio, die Läden sind exklusiv.

Sie arbeitet als Cellistin und er bei einem Zeitungsverlag als Journalist. Doch, die Existenzen beider sind bedroht. Isabell will nach der Geburt ihres Sohnes der Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht gelingen. Die Bogenhand zittert. Georgs Zeitungsverlag geht Pleite und entlässt seine Angestellten. Die neue Situation ist für beide ungewohnt. Die Cellistin ohne rechte Aussicht auf ein erneutes Engagement, der Journalist muss entdecken, dass die Zeitungen nur noch Nachricht von Gestern sind.

Isabell und Georg müssen sich neu orientieren, die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten, fällt aber schwer. Als dann noch Georgs Mutter stirbt und vorher eine Mieterhöhung ins Haus flattert, scheint der soziale Abstieg nicht mehr aufhaltbar.

Die Grundidee der Gesellschaftskritik, die Bilkau hier aufführt. ist richtig und durchaus zu diskutieren. Der Druck, was wir sein und wie wir auf andere wirken wollen, wächst mit dem Gehalt, genau so wie der Willen, den einmal geschaffenen Standard auch zu halten.

Doch, wenn es einmal nicht mehr gelingt, wie nötig ist es, eine Fassade aufrecht zu erhalten, von der man weiß, dass man diesem Druck nicht standhalten wird können? Probleme, wie sie bezeichnend sind für unser Leben, hier in Form einer gutbürgerlichen Künstlerfamilie, die von den beruflichen Veränderungen vor vollendeten Tatsachen gestellt wird.

Bilkau lässt ihre Protagonisten zunächst einmal in Selbstmitleid und Ignoranz ob der Probleme versinken. Fast über die gesamte Seitenanzahl kommen dem Leser die Figuren arrogant und blind gegenüber ihrer Situation vor. Von der Negativität, dem Pessimismus, in dem man beim Lesen versinkt, einmal ganz abgesehen. So etwas möchte man nicht lesen, auch wenn Bilkau einen Erzählstil an den Tag legt, der ihrer Figuren würdig ist. Das Buch kommt genau so bürgerlich rüber, wie Isabell und Georg selbst wirken wollen.

Die Sprache schön, alleine sie erreicht den Leser nicht. Ein klassischer Fall, von: “Was nützt die schönste Formulierung, wenn sie die Leser nicht erreicht.” Ein Mantra, welches über die gesamte Handlung wie ein Damoklesschwert hängt und leider nicht aufgelöst wird.

In der Realität würde man in der Situation der beiden wahrscheinlich darüber nachdenken, sich umzuorientieren und nach neuen Ansätzen und Ideen suchen, oder zur Überbrückung einen Job annehmen, den man sonst nicht machen würde.

Derartige Passivität und Blindheit lässt einem jedoch nur kopfschüttelnd zurück und so ist der Ansatz zwar lobend, ein tiefgreifend gesellschaftliches Problem aufzugreifen, triftet aber hier wie seine Protagonisten in trostlose Mittelmäßigkeit. Dagegen helfen dann auch die wenigen positiven Punkte nicht mehr, die sich finden lassen.

Autorin:

Kristine Bilkau wurde 1974 in Hamburg geboren und ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Nach der Schule studierte sie an der Universität Hamburg und arbeitete als Journalistin für Frauen- und Wirtschaftsmagazine.

Im Jahr 2008 nahm sie an einem Literaturwettbewerb teil und war im darauffolgenden Stipendiatin der Autorenwerkstatt des Literarischen Collquiums Berlin. Nach mehreren schriftstellerisch-schulischen Stationen veröffentlichte Bilkau ihren ersten Roman im Jahr 2015. Auch eine Theateradaption ihres Romans “Die Glücklichen” gibt es inzwischen. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

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Bruno Preisendörfer: Deutschland 1 – Als Deutschland noch nicht Deutschland war

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Als Deutschland noch nicht Deutschland war Reihe: Deutschland – 1 Sachbuch Galiani Berlin Hardcover Seiten: 518 ISBN: 978-3-86971-110-2

Inhalt:

Eine Zeitreise in das deutsche 18. Jahrhundert als es ein Deutschland noch gar nicht gab. Vielmehr gab es viele verschiedene Regionen, Staaten und Städte, ein loses Gebilde voller Grenzen.

Es ist die Zeit, in der große Männer Kulturgut schufen, in der die großen Philosophen Kant und Schopenhauer wirkten und der Merkantilismus als Wirtschaftsform dominierte. Es ist die Zeit des Wandels und des Aufbruchs, gleichwohl immer noch ein harter Alltag im Leben der Menschen. Doch, wie lebten sie, die einfachen Leute und die Adligen zu dieser Zeit? Welche Kleidung trugen sie, was gab es zu essen, welche Moral- und gesellschaftlichen Vorstellungen prägten sie?

Bruno Preisendörfer nimmt den Leser auf eine spannende Zeitreise durch eine prägende Epoche. (eigener Text)

Bücher der Reihe:

Bruno Preisendörfer: Deutschland 1 – Als Deutschland noch nicht Deutschland war

Bruno Preisendörfer: Deutschland 2 – Als unser Deutsch erfunden wurde

Bruno Preisendörfer: Deutschland 3 – Als die Musik in Deutschland spielte

[Einklappen]

Rezension:

Wie lange quälen Deutsch-Lehrer ihre Schüler eigentlich im Schnitt mit den allgemein als Klassikern akzeptierten Werken von Goethe, Schiller und anderen?

Wie viele Schüler verzweifeln an der Philosophie Kants und Schopenhauers und wie vielen wird die Lust am Lesen genommen, dadurch, dass in jedes Komma und jeden Punkt mehr hinein interpretiert wird als tatsächlich drinsteckt? Zu vielen.

Spannender ist es dann doch, in die Zeit einzutauchen, zu erleben, unter welchen Umständen Goethe und seine Zeitgenossen lebten, we´lche probleme die Ärmsten unter den Armen zu bewältigen hatten und für welche fortschrittlichen ideen damals in Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur Grundsteine gelegt wurden.

Bruno Preisendörfer nimmt uns mit auf diese Zeitreise und lässt uns den Alltag im Noch-nicht-wirklich-Deutschland nachempfinden und erzählt, pointen und zitatereich vom Leben der Menschen im 18. jahrhundert.

Er beschreibt gesellschaftliche Konflikte durch Standesunterschiede, macht Geschichte fassbar, begleitet den Delinquenten zum Galgen und den Knecht oder Handwerker durch Arbeit, Eheleben bishin zum Tod. Und für manchen läuft es auf’s Gleiche hinaus, wenn die Frau und Kinder an Pocken oder anderen Krankheiten sterben.

Doch, es ist auch die Zeit des Fortschritts. Der Blitzableiter wird erfunden, Nachttöpfe dürfen nicht mehr allenthalben auf den Straßen entleert werden und Berlin bekommt die erste Straßenbeleuchtung. Impfungen werden entwickelt, Krankenhäuser entstehen. Auch das ist die Goethe-Zeit, die sich nicht nur auf Weimar beschränkt.

Der Autor beschreibt dies alles sehr detailliert, gestützt auf eine Unmenge von Quellen, die er ausgiebig nutzt und damit mehr erreicht als jeder Deutsch-Lehrer, der nur interpretieren möchte.

Er macht greifbar, was heute längst vergessen aber die nachfolgenden Jahrhunderte entscheidend mitgeprägt hat. Preisendörfer zitiert ausführlich aus Zeitungen, Tagebüchern und Korrespondenzen jener Zeit, durchstöberte Archive und statistischen Überlieferungen.

Herausgekommen dabei ist ein durchaus flüssig zu lesendes Sachbuch welches gleichzusetzen ist mit historischen Standardwerken, die Politik aber außenvor lässt und dafür die Bauern, das Klein- und Großbürgertum und das Leben des Adels beschreibt.

Lesenswert allemal, logisch gegliedert, stockt der Lesefluss dann doch an manchen Stellen. Zitate können schwierig zu greifen sein, wenn sie ausführlich sind. Man erfährt vieles, was man vielleicht noch nicht wusste, entdeckt bekanntes und kurioses.

Der Leser lebt mit Goethes Zeitgenossen mit, ist glücklich, arbeitend, kämpferisch, mal arm, mal reich, mal lebensfroh, dann wieder leidend. Nicht auf die Lektüre natürlich bezogen, keiner muss dann einem “Werther” folgen (siehe Goethe) aber kann danach durchaus in Gedanken an Kant und Schopenhauer philosophieren. Das hat doch was.

Autor:

Bruno Preisendörfer wurde 1957 in Kleinmostheim/Unterfranken geboren und ist ein deutscher Sachbuch- und Belletristik-Autor. Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Politikwissenschaften und Soziologie und zog 1982 nach Berlin.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er als Redaktionsleiter einer Magazin-Zeitung und war von 1995-1999 Redakteur bei der Zeitschrift “Freibeuter”. Er erhielt 1998 den Würth-Literaturpreis und 2016 für sein Buch über die Lutherzeit den NDR-Kultur Sachbuch-Preis.

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Steffen Möller: Viva Warszawa

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Viva Warszawa Steffen Möller Malik Erschienen am: 01.08.2016 Seiten: 296 ISBN: 978-3-89029-459-9

Inhalt:

Lässige Strandbars am Flussufer, phantasievolle Biomärkte, eine kochende Klubszene und über 400 Kilometer Radwege, nicht zu vergessen der schönste Wolkenkratzer diesseits des Atlantiks! Steffen Möller, der sich vor gut zwanzig Jahren in Polen verliebte, lädt uns in seine Wahlheimat ein, die heute so attraktiv ist wie nie zuvor.

Er verrät, warum die Warschauer über ihre Einmachgläser lachen und in ganz Polen als trickreiche Kombinierer gelten. Wer schon einmal über die Grenze geschaut, aber außer Zigaretten eigentlich nichts mitgebracht hat, bekommt jetzt eine zweite Chance…

Rezension:

Es gibt wohl kaum ein Land im östlichen Europa, was bei uns Deutschen mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, wie Polen. Ich selbst kenne eine Geschichte, tatsächlich passiert, wo übernacht von einer Baustelle ein ganzer Baukran verschwand und auch dem polnischen Tourismusverband wird ja der Spruch angelastet: “Reisen Sie nach Polen.

Ihr Auto ist schon dort.” Und so hat das Land an der Weichsel einen einigermaßen schweren Stand, zumal der Hauptgrund nach Polen zu fahren, jahrelang der günstige Handel an der Grenze war und nicht etwa die malerischen Strände und Buchten an der Ostsee oder die ursprünglichen Dörfer und Wälder im Landesinneren.

Auch die Städte Polens waren nicht unbedingt Reiseziel Nr. 1, doch dieses Land hat all das und vieles mehr zu bieten. Allen voran Warschau. Die quirlige Metropole erstaunt Touristen, verärgert nicht-hauptstädtische Polen, provoziert und begeistert, zeigt seine Facetten nicht gleich, sondern erst auf dem zweiten Blick.

Steffen Möller nimmt uns mit auf eine phantastische Führung in einer der verkanntesten Städte Europas. Der Autor gibt Ausflugs- und Geheimdienst, läd ein, sich mit der Geschichte der stadt zu beschäftigen und erläuert Kuriositäten.

Warum ist die Altstadt alles, nur nicht alt? Wo gibt es die besten Pfannkuchen in ganz Polen? Die Liebe zu Chopin und die Lieblingsfeindschaft Krakau-Warschau.

Der Unterschied zwischen Deutschen und Polen und warum man sich eigentlich ganz ähnlich ist und welche unbekannten Episoden der Geschichte jedes polnische Schulkind zu nennen weiß, von denen ein Deutscher keine Ahnung hat?

Warum ist der Koloss von Warschau so beliebt und weshalb wächst inmitten der stadt eine Palme? Bei diesem Klima.

Der Autor reiht Episode an Episode, nie langweilig, immer authentisch, manchmal spannend, oft witzig aneinander und hat mit “Viva Warszawa” ein Buch für beide geschrieben. Polen und Deutsche, die sich näher sind als sie denken.

Früher führte man Kriege, heute pflegt man Kontakte und wirtschaftliche Beziehungen, lernt voneinander und kennt doch den Nachbarn nur wenig. Möller nimmt mit seinem Buch, welches man zur Unterhaltung, als Einstimmung auf den nächsten Städtetrip, Tippgeber, gar als Reiseführer lesen kann in diese pulsierende Stadt, die zu faszinieren vermag.

Dem Leser wird danach das Reisefieber packen und die Lust, all das selbst anzusehen und zu erleben.

Autor:

Steffen Möller wurde 1969 in Wolfhagen geboren und wuchs in Wuppertal auf. Er zog 1994 nach Warschau. Als Schauspieler und Entertainer ist er der bekannteste Deutsche in Polen, war vorher als Deutschlehrer tätig.

Für sein Wirken um die deutsch-polnische Verständigung wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer Bücher und lebt seit 2010 teils in der deutschen, teils in der polnischen Hauptstadt.

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