Interview

Leipziger Buchmesse 2019: Constanze John in der Minutenwelt Georgiens

“Wir sind Gäste in dieser Welt der Minute, Wir vergehen, und die Nächsten bleiben hier. Was wir miteinander tun, all diese freundlichen und angenehmen Dinge – das ist es doch, wofür wir leben, oder? Was, außer dem, werden sie mit in unsere Gräber legen? Nur drei Meter leinwand, nur”…

Zutisopeli/Die Minutenwelt, zitiert aus Constanze John “40 Tage Georgien”.

Es sind noch ein paar Dinge offen, die ich von der Messe mitgenommen habe, drei Interviews und Gespräche vor allem, die ich in Leipzig dieses Jahr mit verschiedenen Autoren geführt habe. Leider komme ich erst jetzt und in den nächsten Tagen wirklich dazu, diese zu sichten und werde dies hier, nach und nach, veröffentlichen. Gleich das erste Interview, welches ich vereinbart habe, veröffentliche ich jedoch in Form eines Berichts, da ich in diesem Falle noch besser meine Eindrücke schildern kann. Die anderen Interviews werde ich jedoch wirklich als solche veröffentlichen.

Das Gespräch selbst fand im Büro der Reisemission Leipzig GmbH statt, einer der vielen Veranstaltungsorte im Rahmen des Programms “Leipzig liest”. Diese Ausrichtung der Messe sorgt dafür, dass es eben eine wirkliche Publikumsmesse ist und nicht nur in den Messehallen selbst das Lesefieber gelebt wird. Und so versammelten sich in diesem Büro zahlreiche Zuhörer und Interessierte, um der Leipziger Schriftstellerin zu lauschen.

Constanze John
40 Tage Georgien – Unterwegs von Tiflis bis ans schwarze Meer
Seiten: 411
ISBN: 978-3-7701-8293-0
Verlag: mairdumont

Mit so viel Andrang hatte man beim mairdumont Verlag, bei der Reisemission selbst, wohl nicht gerechnet, am allerwenigsten, so schien es mir, die Autorin. Doch Georgien als Land eine große Unbekannte, weckt Interesse. Wir sprechen hier vom letztjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse, doch durch Autoren wie Nino Haratischwili ist das Land immer noch im Gespräch. Auch darüber habe ich mit Constanze John gesprochen.

Doch, zunächst drängelten sich die Zuhörer in den zwei kleinen Büroräumen und die Lesung begann mit einer Einführung in Georgiens “Minutenwelt”. Diese Zeilen, oben zitiert, eröffnen den Reisebericht, der hier schon rezensiert wurde, zeigen, wie dieses Land, gelegen am Kaukasus, tickt.

Die Autorin berichtet von ihrer Entdeckung der Faszination für die georgische Lebensart und vor allem für die Menschen und ihre Geschichten. Fotos werden gezeigt, Ausschnitte gelesen. Als sich der Trubel legt, die Lesung beendet ist, ist der Wunsch, das Land selbst einmal zu bereisen, bei vielen Zuhörern weit nach oben gerückt. Die Autorin und ich sind dann noch in den Büros geblieben und haben miteinander gesprochen.

Zwischen Supra und “Minutenwelt”, nach ihrer Lesung, Constanze John.

Wir vertiefen das in der Lesung Gesagte und kommen schnell auf die Welt des Augenblicks zu sprechen, die die Lebensart der Georgier zu bestimmen scheint. Man lebt jetzt, in diesem Moment und soll dies auch bewusst tun. Dieser Gedanke beeindruckt, wie auch die dort gelebte Gastfreundschaft. Ein Jeder wird willkommen geheißen, aufgenommen, Höhepunkt vielleicht, in das große Ritual der Supra mit einbezogen zu werden, die einen bestimmten Ablauf vorweist.

Constanze John über “40 Tage in Georgien – Unterwegs von Tiflis bis ans Schwarze Meer”.

Als dies zur Sprache kommt, ist Constanze John wieder in Gedanken bei ihren Eindrücken von ihren Reisen dorthin, und wieder auch bei den Menschen, die in hippen wandlungsfähigen Städten leben, aber auch in rauen und ursprünglichen Dorfgemeinschaften, bei einer kreativen und jungen künstlerichen Szene, aber auch bei Familien, deren Familienbiografien durch den Konflikt mit dem großen Nachbarland Russland und den abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien gebeutelt sind.

Die Autorin kommt auf Begegnungen, etwa mit den Künstler Pridon zu sprechen, der in seiner ganz eigenen “Minutenwelt” lebt, aber auch auf Momente des Glücks in Uschguli. Wer den Reisebericht gelesen hat, spürt die Sehnsucht der Autorin zu den bereisten Orten zwischen den Zeilen, beim Vortrag und auch im Gespräch hat sie das nochmals unterstrichen.

Wer Georgien einmal erlebt hat, verfällt dem wohl vollkommen. Und auch dem Humor dieses Volkes, wenn es Witze über die Armenier macht, wie es umgekehrt genau so geschieht, oder wenn mit lachenden Augen von der Entstehungslegende berichtet wird, die die Autorin im Gespräch ebenfalls nochmals hervorhebt.

Constane John hat sich Georgien über die Menschen und ihre Geschichten erschlossen.

Als Gott nämlich die Länder auf die einzelnen Völker verteilte, feierten Armenier und Georgier jeweils rauschende Feste. Als die Verteilung beendet war, blieb für die Armenier nur noch das Land der Steine übrig, die Georgier, die immer noch feierten , bekamen erst einmal nichts. Gott hatte jedoch Erbarmen und schenkte ihnen einen Flecken Erde, den er selbst für sich als Ruhesitz vorgesehen hatte. Unter einer Bedingung, nämlich, dass die georgier jeden Gast freundlich aufnehmen mussten, der zu ihnen käme. Und das tun sie bis heute.

Wie sich das auswirkt, kann man dann in Constanze Johns Reisebericht nachlesen, doch, nach ein paar Tipps gefragt, welche Orte man in diesem Land unbedingt besucht haben sollte, hat die Autorin folgende für uns Leser und Reisende:

Tblissi, als pulsierende Stadt im inneren des Landes mit abwechslunsgreichen Nachtleben.

Uschguli, das höchst gelegene Dorf Georgiens. Die Geschichte Georgiens, konzentriert auf einen Punkt. Wehrtürme als Wahrzeichen und die Kraft der natur in der Bergwelt des Kaukasus. und die Menschen, stolz und eigensinnig, die dort leben.

Wardsia, das größte von drei Höhlenklöstern Georgiens, phänomenal und eindrucksvoll.

Wenn ich etwas aus dem Buch, der Lesung selbst und dem Gespräch mit der Autorin mitgenommen habe, ist es diese Faszination für ein Land, welches man vielleicht nicht auf den ersten Blick weniger als Reiseziel, mehr als Ort der Begegnungen sehen sollte. Die macht man dort nämlich, eingenommen von der Gastfreundschaft der Bevölkerung, in den Städten und Dörfern Georgiens. Letztlich ist es das, was von solchen Erfahrungen bleibt. Vor allem in dieser “Minutenwelt”. Danke, für diesen Austausch der Autorin Constanze John und den Damen und Herren von mairdumont.

Fotos und Bericht dürfen ohne Genehmigung weder vervielfältigt, noch anders verbreitet werden und sind Eigentum des Autoren. Alle Rechte liegen bei findsobeucher.com, der Autorin und mairdumont.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Leipziger Buchmesse 2019: Constanze John in der Minutenwelt Georgiens Read More »

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 4 und Fazit – 2019

Irgendwann ist die Luft raus und normalerweise ist das bei mir am vierten Messetag der Fall. Zu viele Eindrücke sammelt man auf der Buchmesse, zu viele Kilometer läuft man und zu viele Bücher wandern von den mobilen Kassierern zu mir in die Tasche. Gut, am letzten Punkt habe ich selbst Schuld, was kaufe ich auch Bücher, aber wenn sonst nichts ist? In diesem Jahr jedoch hatte ich auch am sonntag Lust und Muse, Lesungen zu besuchen. Ob’s am Wetter lag? Wer weiß?

Los ging es mit einer Gesprächsrunde über die Zensur zu DDR-Zeiten und die Zensur heute. Gemeinsamkeiten, Unterschiede und wie diese Entwicklung zu erklären ist. Brisantes Thema und hoch interessant, genau so wie die nächste Lesung, in der mal wieder über den Tellerrand geschaut wurde, was ja häufiger so war auf dieser Buchmesse.

Der Zu Klampen Verlag stellte mit seinem Autor Gerd Hankel ein Buch über die Verarbeitung des Völkermords in Ruanda 1994 vor, welcher auch 25 Jahre danach noch für große Widersprüche sorgt. Hier möchte ich jedoch nicht zu viel verraten, da ich dieses Buch zu gegebener Zeit noch rezensieren werde. Nur so viel, ich wusste von diesem zeithistorischen Geschehnis nichts, um so mehr beeindruckte mich die Lesung. Der PapyRossa Verlag stellte indes ein Buch über die Bewegung der Resistance, des antfaschistischen Widerstands in Frankreich vor. Nicht minder interessant.

Der Verleger zu Klampen stellt “Ruanda 1994. Vom Umgang mit den Völkermord” vor.

Am 24. Mai zeigt der deutsch-französische Kultursender ARTE eine 24-Stunden-Reportage über Europa, genauer gesagt über die junge Generation, die nur diesen Kontinent ohne Grenzen und mit einer umspannenden Wähhrung kennt, mit all den Vor- und Nachteilen, die dies mit sich bringt. 47 Kamerateams begleiteten in 26 Ländern 60 Protagonisten und so wurde auf der Messe, die sich in den letzten jahren auch immer ein wenig politisch zeigte, diese Sendung vorgestellt, die etwa an “24 Stunden Berlin” anknüpft, nach dem gleichen Konzept. Könnte spannend werden.

“24h Europa”, die Sendung wird am 24. Mai auf ARTE ausgestrahlt.

Danach ging es zu einer Lesung über einen Familienroman, der in Marseille spielt und von der Thematik her hätte ganz interessant werden können. Das ist ja eine Stadt, in der mehr Migranten als Franzosn leben und über eine dort lebende, aus verschiedenen Nationen zusammengewürfelte Familie geht es auch in diesem Roman, dessen Titel ich schon wieder vergessen habe. Da kann man sich vorstellen, wie “spannend” die Lesung war. Irgendetwas ist ja immer.

Harald Jähner “Wolfszeit. deutschland und die Deutschen 1945-1955”

Beendet habe ich die Buchmesse für mich mit einem besuchten Interview eines der Preisträger auf der Leipziger Messe. Auf den ARD-Forum wurde das Sachbuch “Wolfszeit – Deutschland und die Deutschen 1945-1955” vorgestellt und es war zum Ende des Tages dort noch einmal richtig voll. Hatte aber dennoch eine relativ gute Sicht auf das Geschehen. Das Buch ist zumindest vorgermerkt, sollte ich irgendwann einmal dazu kommen.

https://www.instagram.com/p/BvcCJmegNYH/

Und dann, Ende. Das war sie, die Leipziger Buchmesse 2019, bei der ich am Ende 18 Bücher schwerer runtergegangen bin, viele Menschen von Verlagen, viele autoren und viele Blogger, Literaturforen-Mitglieder und andere getroffen habe. Jedes einzelne Gespräch, auch wenn es manchmal nur ein zwei Minuten waren, hat mir spaß gemacht und ich freue mich auf das nächste Jahr. Das letzte Jahr war die Messe der Begegnungen, dieses Jahr war es für mich die Messe der Geschichten. Ist ja auch mal ganz schön. Ich hatte weniger Termine als in den letzten Jahren, habe mehrmals spontan etwas anderes gemacht, als ursprünglich geplant und war am Ende nicht so gestresst, wie z.B. im vergangenen Jahr. Das ist doch schon etwas.

Beeindruckt war ich von Tschechien als Gastland, welches sich auf wunderbare Art und Weise, ser vielfältig, präsentiert hat und mit zahlreichen Neu- und Erstübersetzungen aufwarten konnte. Ein Blick zu unseren Nachbarn lohnt und ich freue mich, mehr tschechische Autoren demnächst zu lesen. Einige Bücher liegen schon bereit.

https://www.instagram.com/p/BvZRl7GFmEN/

Demnächst kommen noch die Interviews, die ich auf der Messe geführt habe. Jetzt werde ich mich erst einmal durch den ganzen neuen Lesestoff durcharbeiten. Das gehört für mich zu den schönsten Nachwirkungen, bis es dann im nächsten jahr wieder heißt, Leipzig liest und findo liest mit.

Euer findo.

Der Beitrag enthält unbeauftragte Werbung. Fotos gehören dem Autoren und dürfen, wie auch der bericht nicht vervielfältigt oder sonst weitergegeben werden. Für externe Inhalte werden keine Haftungen übernommen.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 4 und Fazit – 2019 Read More »

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 3 – 2019

Dieses Jahr hat es sich ergeben, dass zwar der Freitag von den Veranstaltungen her, die ich besuchen wollte, überschaubar blieb, das Wochenende jedoch nicht. So hatte ich dann auch am Samstag wieder ein volles Programm und machte mich früher als sonst zum Messegelände auf. Die Tram war trotzdem voll. Umfallen konnte man nicht. Luft zum Atmen blieb dennoch. Irgendwie.

Nach einem Kaffee im Pressebereich ging ich direkt zur ersten Buchvorstellung des Tages und lauschte dem Gespräch am Stand von MDR Kultur in der Glashalle. Dort stellte Julia Finkernagel ihren Reisebericht “Ostwärts – oder wie man mit den Händen Suppe isst, ohne sich nachher umziehen zu müssen” vor.

Julia Finkernagel (links) über ihr neues Buch “Ostwärts”.

Dort beschreibt sie ihre ersten Erfahrungen als Moderatorin einer Reisereportage für den MDR und dies, wie ich inzwischen bestätigen kann, auf eine sehr humorvolle Art und Weise. Wer des Untertitel Rätsels Lösung erfahren möchte oder auch, wie man in der Steppe auf#s Klo geht ohne gesehen zu werden, der sollte dieses Buch lesen. Auch die anderen, dort beschriebenen, Episoden lohnen übrigens einen Blick hinein.

Danach wurde es mörderisch. Zumindest für mich, denn ich hatte bereits Wochen vor der Buchmesse zwei Interview-Termine vereinbart. Der eine mit Michael Tsokos, deutschlands wohl bekanntesten Rechtsmediziner und der andere mit Veit Etzold. Unternehmensberater, Thriller-Autor. Die Interviews werde ich alle beide noch verschriftlichen, zumal zumindest letzterer fast ins Wasser gefallen wäre und deswegen kurz gehalten musste. Veit Etzold stand nämlich zunächst im Stau. Es wurde dann aber doch noch ein sehr interessantes Gespräch. Dafür danke ich den Droemer Knaur Verlag und den beiden Autoren. Ich war so nervös.

Ob Michael Tsokos erleichtert war, als wir das Interview beendet hatten?
Veit Etzold und ich.

Hat dann jedoch alles ganz gut geklappt.

Tschechien war das diesjährige Gastland auf der Buchmesse und so bestimmten auch viele Themen die Lesungen und Gersprächsrunden mit tschechischen Autoren, die unsere Nachbarn bewegen. In einer Gesprächsrunde ging es u.a. um die Aufspaltung der damaligen Tschechoslowakei in die zwei Staaten Tschechische Republik und Slowakei und die politischen entwicklungen seit diesen Zeitpunkt.

Erkenntnis, die Spaltung in zwei Staaten war wohl eher dem Gockelverhalten der Politoberen geschuldet als dem Willen des Volkes, welches anders entschieden hätte, hätte man ihn berücksichtigt. Wusste ich so auch noch nicht und lässt sich doch auf viele andere Situationen in unserer Gesellschaft übertragen, oder? Ich werde dabei die Diskussion um den derzeit im Umlauf befindlichen Artikel 13 nicht als beispiel nennen. Ups. 😉

Danach ging es zum traditionellen Bücherforen-Blogger-Booktuber-Bookstagramer-Treffen, was seit einigen Jahren irgendwie immer parallel und am gleichen ort stattfindet. Bei der Messebuchhandlung in Halle 4, hinter den viel zitierten ominösen schwarzen Vorhang. Wir werden dabei jedes Jahr immer mehr Leute. Es ist einfach schön, mit so vielen Menschen das gleiche Interesse zu teilen, fern aller Ansichten und Denkweisen, die uns voneinander unterscheiden.

Nur einen Nachteil gibt es vielleicht. Es findet eben in der Nähe der Messebuchhandlung statt. Mein armes Portemonaie, was die Tage über schon genug zu leiden hatte. Nun ja, Messe ist ja schließlich nur einmal im Jahr (Ja, ich weiß um die Frankfurter Messe, aber auf der war ich bisher noch nicht zugegen und werde es auch dieses Jahr wieder nicht schaffen, dorthin zu fahren.).

Es folgte eine Lesung in China, genauer gesagt mit Stephan Orth, der sein Buch “Couchsurfing in China” vorstellte, nachdem er zuvor schon den Iran und Russland nach dieser Methode bereist hatte. Nur so viel sei gesagt, genau ein Hund hat diesen Trip wohl nicht überstanden. Wer mehr wissen möchte, muss den Reisebericht lesen. Wurde bereits kurz vor Messebeginn gekauft. Ich freue mich schon darauf, das zu lesen.

Stephan Orth “Couchsurfing in China – Durch die Wohnzimmer der neuen Supermacht”

Danach war Free Flow und ich habe den Messetag ausklingen lassen. So langsam hatten sich nämlich meine Füße bemerkbar gemacht. So viel laufe ich sonst nie am Stück. Zur Signierstunde von Katja Brandis konnte ich mich noch bewegen, ebenso wie zur Kinderbuchlesung von Salah Naoura, der aus seinem Roman “Matti und Sami” las, und auch, wenn dies ein Kinderbuch ist und ich längst nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, Erwachsene wie Kinder haben gleichermaßen und ausgiebig lachen müssen. Ich auch. Sehr witzig war das und wird in jedem Fall irgendwann einmal gelesen werden. Nur, nicht heute. Vorgemerkt ist es jedoch.

Salah Naoura “Matti und Sami”

Der Rest des Tages war Familienzeit. Ist immer schön. In Leipzig kann ich wunderbar beides miteinander verbinden und so habe ich den Abend noch auf einer Geburtstagsfeier verbracht und war am Ende des Tages voller abwechslungsreicher Eindrücke. So soll es ja auch sein, oder?

Fortsetzung folgt…

Der Bericht enthätl unbezahlte Werbung. Fotos gehören dem Bloginhaber und dürfen weder vervielfältigt noch weiter verbreitet werden. Für Verlagscover gilt das Übliche.


Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 3 – 2019 Read More »

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 1 – 2019

Eine Buchmesse im Jahr muss auch ich mir geben und da die Frankfurter Messe zumeist in meine Hauptreisezeit, beruflich bedingt, gehe ich eben auf die Frühjahrsschau der Verlage und Autoren in Leipzig. Das klappt immer ganz gut, zumal ich dort Familie habe und mich um mein Quartier keine Sorgen zu machen brauche.

Es gab auch keine Probleme mit der Bahn. Ich kam ein paar Tage vor Messebeginn an und verbrachte die Tage damit, mich auf die Messe vorzubereiten. Interviews ausarbeiten, wovon ihr später noch etwas zu lesen bekommt, erste Bücher in den städtischen Buchläden sichten, welche zu den ersten Käufen führten und einen Plan ausarbeiten, welche Verlagsstände ich besuchen möchte und wo die zu finden sind. Nicht zuletzt die Presseakkreditierung musste freigeschalten werden, aber das war noch das wenigste. Hat auch so weit alles ganz gut geklappt.

https://www.instagram.com/p/BvKTEoZAj5X/
Das war schon in Leipzig, aber noch vor der Messe.

Los ging es am ersten Messetag ganz entspannt mit einem ersten Rundgang durch die Messehallen. Eigentlich hatte ich eine Fotoausstellung besuchen wollen, die es in einer Ecke gab, aber dort fanden eben auch Lesungen statt und diese Kombination machte sich wirklich nicht gut. Wie sollen sich die Gäste auf die Lesung konzentrieren, wenn sich andere die an der Wand hängenden Fotos anschauen oder umgekehrt? Das funktioniert nicht, blieb aber weitgehend mein einziger Fail in der Planung. Gott sei Dank.

https://www.instagram.com/p/BvTJgtCAVRa/
Diese Treppe kennt jeder Besucher und Fan der Leipziger Buchmesse.

Am ersten Tag habe ich mehrere interessante Lesungen besucht, die es in sich hatten. Von der Art der Präsentation zum Einen, zum Anderen von den Eindrücken, die man mitnehmen konnte.

Genannt ist hier Wladimir Perewersin, der sein Buch “Matrosenruhe – Meine Jahre in Putins Gefängnissen” vorstellte. Der Titel lässt erahnen, was man vom Erfahrungsbericht erwarten kann und ich bin gespannt, diesen hoffentlich bald zu lesen. Dazu waren die Schilderungen des Autoren auf der Lesung zu erdrückend. Wurde gleich gekauft, wie auch “Winterbers letzte Reise” zumindest schon mal auf die Wunschliste kam.

Jaroslav Rudis über seinen Roman “Winterbergs letzte Reise“.

Der Autor Jaroslav Rudis präsentierte am Stand von MDR Kultur sehr witzig sein neuestes Werk und gehörte zu einem der größeren Autoren auf der Messe und Repräsentanten des Gastlandes. Das war in diesem Jahr Tschechien, welches sich mit über 60 neu übersetzten Werken und sehr einnehmend präsentierte.

Wie gestaltet man eigentlich eine Lesung mit Comics? Der Ostfalia Verlag hat gezeigt, wie das funktionieren kann. Verleger und Zeichner verteilten zunächst ihre Comics unter den anwesenden Zuschauern und es wurde mit verstellten Stimmen und verteilten Rollen gelesen, erklärt, weshalb bestimmte Dinge gezeichnet wurden, was und wen man erreichen möchte und hatte dabei einen großen Erfolg. Näheres, es sind Comics, die die sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen z.B. zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges beleuchten. Das funktioniert sehr gut, übrigens ohne Darstellung von Gemetzel und kann von allen Altersgruppen gelesen werden.

Der Ostfalia-Verleger Thomas Dahms stellt ein neues Comic vor.
Und hier ein ganz kleiner Einblick.

Christian Hardinghaus stellte am ersten Messetag seine Werke “Ferdinand Sauerbruch und die Charite” und “Die Spionin der Charite” vor und war dabei sehr nervös. Zumindest wirkte es so, aber das machte absolut nichts, fand ich sogar sehr sympathisch. Wir haben hinterher kurz ein paar Worte gewechselt und natürlich hat er mir seine beiden Bücher, die ich schon rezensiert hatte, auch signiert.

Die Verlage präsentierten indes natürlich auch Ideen, wie man einem Leserschwund begegnen möchte, denn den haben vergangene Studien immer wieder prognostiziert. Wenigleser lesen immer weniger und Vielleser können nicht alles auffangen. dtv scheint dabei schon eine mögliche Antwort gefunden zu haben. bold! wurde präsentiert und richtet sich an Digital Natives als Zielgruppe, soll genau so vernetzen und das Lesen soll wieder cool werden. Ob’s klappt, mal sehen. Die Anfänge sind gemacht. Dazu hier ein interessanter Artikel im Börsenblatt des deutschen Buchhandels.

Bold! Hip, cool und mit Musik. Der Andrang war all die Tage groß. Ob’s klappt? Ich hoffe es.

Zum Abschluss des ersten Messertages, der merklich mehr Besucher anzog als im letzten (Gut, da war Schneechaos.) sowie in den vergangenen Jahren, ging ich wieder mit andere buechertreff.de-Mitgliedern klönen und die ersten Eindrücke auswerten. Hat Spaß gemacht und war auch bitter nötig. Hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Gegen Mitternacht fand ich dann zu meiner Unterkunft zurück. Der nächste Tag sollte Überraschungen bereithalten.

Fortsetzung folgt…

Der Artikel enthält unbeauftragte Werbung, für die der Autor keine Einnahmen erhält. Fotos gehören, soweit nicht anders angeben, ebenfalls dem Autoren und sind nicht zur Weitergabe freigegeben, für die Abbildung der Verlagscover gilt das Übliche.


Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Leipzig liest und findo liest mit – Messetag 1 – 2019 Read More »

Messe-Countdown LBM 2019 #2

Im ersten Beitrag über die Vorbereitungen ging es um Unterkunft und Visitenkarten, die ersten Termin-Absprachen mit Verlagen und Autoren und um das erste Durchsehen des Programms. Mittlerweile sind diese Punkte erledigt und die Technik wird zusammengesucht (Kamera, Video-Cam, Stativ, Akkus usw.), das Zugticket gebucht und ich lese noch die letzten Bücher, um mich auf die Interviews vorzubereiten. Die Ergebnisse davon werdet ihr nach der Messe hier lesen können, doch zuvor habe ich, aus meiner eigenen Messeplanung ein paar interessante Programmpunkte ausgesucht, die ich mir anschauen werde und die sicher auch den Einen oder Anderen von euch interessieren könnte. Natürlich habe ich mir noch mehr Veranstaltungen herausgesucht, aber hier einmal eine kleine Auswahl:

Donnerstag, 21. März 2019

12:00-12:30 Uhr Matrosenruhe – Meine Jahre in Putins Gefängnissen
Lesung und Gespräch mit Wladimir Perewersin über Justizwillkür und Grausamkeit des Strafvollzugs in Russland – ein erschütternder Bericht
Forum Sachbuch, Halle 5, Stand F401/G410 – Ch. Links Verlag

15:30-16:00 Uhr Ferdinand Sauerbruch und die Charite – Operationen gegen Hitler
Lesung und Gespräch mit Christian Hardinghaus über die Neubewertung eines großen Mediziners
Forum Sach- u. Fachbuch, Halle 3, Stand H300 – Europaverlag

17:00-17:30 Uhr Frieden oder Krieg
Lesung und Gespräch mit Fritz Pleitgen und Michael Schischkin, Erklär mir Russland – eine Annäherung
Forum Sachbuch, Halle 3, Stand E201 – Ludwig Verlag

Freitag, 22. März 2019

10:30-11:00 Uhr “Fische, die auf Bäume klettern – ein Kompass für das Abenteuer namens Leben”
Gespräch mit Sebastian Fitzek, der sich existentiellen Fragen: Was zählt das Leben? Wie findet man sein Glück?
ARD Forum, Halle 3, Stand B400 – Droemer Knaur

Samstag, 23. März 2019

10:00-10:30 Uhr Ostwärts – oder wie man mit den Händen Suppe isst, ohne sich nachher umziehen zu müssen
Julia Finkernagel im Gespräch über ihr Buch zur TV-Reihe
MDR, Glashalle, Stand 17 – MDR Kultur und Knesebeck Verlag

16:00-16:30 Uhr Couchsurfing in China. Durch die Wohnzimmer der neuen Supermacht
Stephan Orth im Gespräch über sein neues Buch, und plötzlich wirkt das schwer durchscheinbare China weniger fremd, als man vermutet hätte
MDR, Glashalle, Stand 17 – MDR Kultur und Piper Verlag

Sonntag, 24. März 2019

11:00-11:30 Uhr Ruanda 1994. Vom Umgang mit dem Völkermund
Lesung und Gespräch über den Völkermord in Ruanda vor 25 Jahren, der noch immer von großen Widersprüchen geprägt ist
Forum Sachbuch, Halle 5, Stand F401/G410 – Zu Klampen Verlag

11:30-12:00 Uhr Die Resistance
Lesung und Gespräch mit Ulrich Schneider über den Antfaschistischen Widerstand in Frankreich 1940-1945
Die Bühne, Halle 5, Stand E404 – PapyRossa Verlag

Das sind natürlich nicht alle Programmpunkte der Messe. Ich selbst habe mir vier A4-Zettel vollgeschrieben, mit für mich spannenden Terminen. So kann ich dann nach Lust und Laune entscheiden, was ich mache, ohne mich stundenlang durch das Programmheft zu wühlen. Ihr könnt die Veranstaltungen auf der Messe und in der Stadt hier durchsuchen. Ich empfehle euch außerdem auch mal das Programm des Gastlandes zu sichten. Das ist in diesem Jahr Tschechien.

Viel Spaß dabei.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Messe-Countdown LBM 2019 #2 Read More »

Autoren-Interview auf der Leipziger Buchmesse 2018: Björn Berge und die Briefmarken

NH: Herzlich willkommen auf der Leipziger Buchmesse. Bei mir ist Björn Berge, Autor des Buches „Atlas der verschwundenen Länder“ (erschienen bei dtv). Sie sammeln Briefmarken und Treibgut, hobbymäßig eher eine ungewöhnliche Kombination. Wie sind Sie auf dieses doch sehr spezielle Sammelgebiet gekommen?

BB: Ich werde langsam älter und habe daher beschlossen, anstatt selbst die Welt zu bereisen, diese zu mir kommen zu lassen. Vor 20 Jahren habe ich damit begonnen, jeden Sommer ein Stück der europäischen Küste entlang zu gehen und wollte mir die ganze Küste Bucht für Bucht, Strand für Strand erwandern. Ich habe im äußersten Norden Dänemarks damit begonnen und bin bis südlich von Le Havre gekommen. Das Ziel war, für mich die Welt zu erobern.

NH: Die Kontinente umrunden und damit zu erfahren?

BB: Genau.

NH: Das Sammelgebiet Briefmarken. Was können uns Briefmarken in Zeiten von E-Mails und WhatsApp heute erzählen?

BB: Briefmarken sind schon immer Propaganda gewesen. Das erste, was ein Herrscher macht, wenn er an die Macht kommt, ist es, Briefmarken zu veröffentlichen, manchmal waren die auch schon vorher fertig, und die stellen das Land natürlich immer so dar, wie er es sehen möchte. Stärker, vielleicht auch netter, demokratischer oder liberaler.

NH: Es geht um Macht und Wirtschaft, Geschichten die sich auf Grundlage der Motive, des Materials, erschließen. Wie sind Sie auf die erste Briefmarke gestoßen? Was war ausschlaggebend dafür, zu sagen, das ist ein interessantes Sammelgebiet, das verfolge ich weiter?

BB: Die Motive können lügen, aber das Material und die Beschaffenheit nicht. Ich beschäftige mich sehr mit den Sinneseindrücken, welche mir eine Briefmarke erzählt. Der Leim, die Beschaffenheit und vielleicht Geruch. Ich habe die Briefmarkensammlung von meinem Vater übernommen. Ich habe sie wieder entdeckt, als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr selbst so um die Welt laufen kann und mir dann diese Sammlung angeschaut. Ich habe gemerkt, was ich da wertvolles habe. Nicht im Sinne von Geld, sondern was ich da für Geschichten in den Händen halte, quasi einen Weltatlas.

9783423281607
Autor: Björn Berge
Titel: Atlas der verschwundenen Länder
Seiten: 239ISBN: 978-3-423-28160-7
Verlag: dtv
Link zur Rezension: hier klicken

NH: Sie beschreiben, dass Sie vor allem gebrauchte Briefmarken sammeln, aus denen Sie die Geschichten ziehen. Ein Sammler sammelt für gewöhnlich neue oder zumindest gut erhaltene Briefmarken. In ihrem Buch stellen Sie Briefmarken vor, die deutliche Gebrauchsspuren haben. Mal ein Riss, mal fehlen Zacken. Ist das auch ein Weg, diese Länder zu erfahren?

BB: Definitiv. Ich bezeichne diese Art von Sammeln als „punksammeln“. Die Benutzung und die Benutzungsspuren sind das, was mich am meisten interessiert.

NH: Welches ist die kurioseste Geschichte, die Sie gefunden haben?

BB: Das ist wohl die der Briefmarke von Helgoland, welches zu dieser Zeit Heligoland hieß und britisch war. Die habe ich von meinem Vater geerbt. 1870 war Helgoland ein bekanntes Heilbad, ein Kurort, wo die Aristokratie aus ganz Europa hinkam.

Sie haben die Gäste mit Pferdewagen an den Strand gefahren, dort zwei Stunden an der frischen Seeluft stehen lassen und dann wieder ins Hotel gebracht. Wenn ich die Briefmarke in meiner Hand erwärme, etwas reibe und daran rieche, kann ich immer noch den Geruch von kräftigem Massage-Öl wahrnehmen, was von dem Kurort zeugt.

NH: Das machen Sie aber nicht oft, da sonst die Briefmarke kaputt geht?

BB: Das sind einzigartige Erinnerungen. Vielleicht ist es sogar die allerletzte Spur des Helgoländer Duftes, da die Insel im Krieg komplett zerbombt wurde.

bb1

NH: Die Geschichte von Helgoland lässt sich anhand von Archiven oder Reiseberichten nachvollziehen, es gibt aber auch Marken, wo es ziemlich schwierig war, deren Geschichten zu erfahren. Wie sind Sie da vorgegangen, um diese zu erfahren?

BB: Ich analysiere zuerst die Motive der Briefmarken und versuche, die Lüge dahinter zu finden und darauf baue ich dann die Geschichten auf, die ich hier erzähle.

NH: Wir haben hier Geschichten von Kolonialherren, Herrschern und Hochstaplern. Heutzutage werden immer weniger Briefe oder Postkarten verschickt. Wenn die Briefmarke aus unserem Alltag verschwindet, was fehlt dann künftig?

BB: Das ist sehr schade, denn Briefmarken sind Teil einer sehr intimen Kommunikation.

NH: In ihrem Buch stellen Sie nicht nur die Geschichten hinter den Marken vor, sondern auch Reiseberichte oder auch Kochrezepte aus den jeweiligen Ländern. Wo war jetzt die Recherche besonders schwierig?

BB: Es war eine phantastische Entdeckungsreise, dieses Buch zu schreiben. Fast jeden Morgen bin ich quasi in einem anderen Land aufgewacht, ohne genau zu wissen, wo ich hinkam. Im Dschungel, an den Stränden oder in Eis und Schnee.

NH: In ihrem Buch stellen Sie exemplarisch 50 Briefmarken vor. Die Geschichte ist sicher noch nicht zu Ende erzählt. Das Sammelgebiet ist riesig. Haben Sie einen Überblick, wie viel ihnen noch ungefähr fehlt?

BB: Ich habe das mal ausgerechnet. Es gibt ungefähr 1175 Länder, die seit dem Erscheinen der ersten Briefmarke, der „One Penny Black“ von 1840, Marken herausgegeben haben. Ich besitze ungefähr 750 davon.

bb2
Die Briefmarke von Heligoland. (dtv)

NH: Also wird das Sammeln dieser Marken noch eine Weile beschäftigen. Gibt es noch andere Sammler, mit denen Sie sich austauschen können? Die jetzt dieses spezielle Sammelgebiet haben?

BB: Meine Methode zu sammeln ist wirklich einzigartig. Ich kann mich da nicht mit konservativen Briefmarkensammlern austauschen. Bei denen muss alles perfekt sein. Die Perforation, der Stempel muss richtig sitzen, sie sollen möglichst wenig Gebrauchsspuren vorweisen. Meine Sammlung ist das krasse Gegenteil davon. Das ist für mich ein großer Vorteil, da ich sie günstig bekomme, manchmal sogar geschenkt.

NH: Sie gehen auf die Farbe ein, den Leim, das Papier. Gibt es so etwas wie eine Entwicklung, dass jetzt z.B. in Europa ein bestimmter Leim verwendet wurde, in Asien wieder etwas anderes?

BB: Es ist gleichzeitig eine Kulturgeschichte der Briefmarke und der technischen Historie des Druckes. Nicht gerade chronologisch, aber das war ja auch nicht meine Absicht.

NH: Dieses Buch enthält nur eine kleine Auswahl an Briefmarken, im Gegensatz zu ihrer Sammlung. Es gibt sicher noch viele interessante Geschichten zu erzählen. Gibt es diesbezüglich Pläne?

BB: Die Auswahl der Briefmarken ist ein wenig zufällig, aber ich habe versucht, sie sowohl geografisch als auch zeitlich über den Globus zu verteilen, damit es nicht zu einseitig wird und wirklich eine Art Weltgeschichte daraus entsteht. Dadurch ist eine Art Parallelgeschichte zu der offiziellen entstanden, da sie aus der Perspektive der Länder erzählt wird, die schlicht und einfach zu kurz gekommen sind, da sie untergegangen sind. Es ist eine Art Gegenstück zu Darwins „Survival of the Fittest“.

Link zur Leseprobe. (dtv)

NH: Sie haben von der Geschichte Helgolands gesprochen. Gab es eine Geschichte, die Sie besonders überrascht hat, von der Sie nicht geahnt hätten, dass Sie so passiert ist?

BB: Eine schwierige Frage, denn ich war an sich fast immer überrascht. Die Reise war improvisiert, und eigentlich habe ich nur meine eigene persönliche Erfahrung erzählt.

bb3
Der Autor Björn Berge über Briefmarken und die faszination für ihre Eigenschaften.

NH: Gibt es so etwas wie einen Favoriten unter Ihren Briefmarken?

BB: Auch hier sind die Briefmarken genannt, an denen ich die meisten Spuren entdecken kann. Deshalb gehört die Marke von Heligoland zu den Favoriten, aber es gibt natürlich auch noch andere. Die, die die schönsten Geschichten erzählen.

NH: Ist es frustrierend, ein Sammelgebiet zu haben, was man praktisch nicht vollenden kann oder glauben Sie daran, dass Sie das schaffen?

BB: Es ist ähnlich meinem Strandprojekt. Ich bin ungefähr zwei Prozent meines Weges gekommen, aber die Erfahrung kann ich nutzen, um meinen eigenen Maßstab anzulegen, die Welt zu erkunden.

NH: Der Weg ist das Ziel?

BB: Genau.

NH: Herr Berge, ich bedanke mich für das Gespräch.

Das Interview ist redaktionsrechtlich geschützt und darf ohne Genehmigung weder kopiert, noch andersweitig vervielfältigt oder verwertet werden. Alle Rechte liegen bei dtv und findosbuecher.com.

Ich danke den Verlag und seinen freundlichen Mitarbeitern, den Übersetzer, ohne den das Interview nicht zustande gekommen wäre und nicht zuletzt Björn Berge für diese spannende halbe Stunde.

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Autoren-Interview auf der Leipziger Buchmesse 2018: Björn Berge und die Briefmarken Read More »

Leipziger Buchmesse 2018 – Sonntag oder was von der Messe übrig blieb?

Eine Buchmesse ist anstrengend. Schön, aber kräftezehrend. Für mich sind die Gespräche mit Autoren und den Verlagsmitarbeitern ein Highlight und der Grund, warum ich die Messe besuche. Nicht wegen der Neuerscheinungen, über die ich mich auch so regelmäßig informiere oder informiert werde.

Leipziger Buchmesse 2018 – Sonntag oder was von der Messe übrig blieb? Read More »

Leipziger Buchmesse 2018 – Samstag

Das Wochenende, welches traditionell die besucherstärksten Tage für die Buchmesse darstellt, war vor allem geprägt durch Schnee, Eis und Glätte, die zusammen den Leipziger Hauptbahnhof stundenweise lahmlegten. Viele Besucher haben es erst gar nicht zur Messe geschafft, ich selbst habe von meinem Quartier, was jetzt auch nicht so weit vom Messegelände lag, etwas mehr als eine Stunde gebraucht. Wohl gemerkt, die Strecke nimmt bei normalen Witterungsverhältnissen nicht mehr als 30 Minuten in Anspruch. Ich habe es dann trotzdem noch pünktlich auf die Messe geschafft.

Leipziger Buchmesse 2018 – Samstag Read More »

Leipziger Buchmesse 2018 – Freitag

Wenn Buchmesse ist, versuche ich immer möglichst viel mitzunehmen. Nicht gerade Kugelschreiber und Notizblöcke, nach denen man eh seit mehreren Jahren explizit fragen muss, wenn man welche haben möchte, aber viele Lesungen, Diskussionen und Interviews möchte ich mir dann doch ganz gerne anschauen und so ging es am Freitag gleich früh am Morgen los, als am MDR Kultur Stand Rüdiger Frank über die Erlebnisse sprach, die zu seinem neuesten Werk “Unterwegs in Nordkorea“, führten, welches bei DVA erschien.

Leipziger Buchmesse 2018 – Freitag Read More »

Interview mit Katja Brandis auf der Leipziger Buchmesse 2017

An dieser Stelle sollte eigentlich eine Videoaufnahme des Interviews zu sehen sein, die ich auf der Leipziger Buchmesse 2017 gemacht habe. Jedoch ist auch hier, ähnlich wie beim Interview mit Sebastian Fitzek, die Aufnahme so gut geraten, dass die Kamera auch hier sämtliche Hintergrundgeräusche mit aufgenommen hat.

Die herauszufiltern würde zwar funktionieren, doch würde man das eigentliche Interview dann ebenfalls kaum verstehen. Daher auch hier in Textform.

Viel Spaß dabei.

NH: Von wegen Kinder und Jugendliche lesen nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Hier am Arena-Stand tummeln sich ganz viele. Bei mir ist Katja Brandis. Sie hat eine phantastische Tierwesen-Fantasy-Reihe für Kinder geschrieben.

KB: Letztes Jahr begonnen. Der erste Band ist im Juni erschienen.

brandis1

NH: Stimmt. Das folgte sehr schnell aufeinander. Schreiben sich Kinderbücher einfach schneller als Jugendbücher?

KB: Das hängt davon ab, wie komplex der Plot ist und wie viel Spaß es einem macht. Wenn es extrem kompliziert ist, zum Beispiel meine Jugendromane haben um die 450 Seiten, rechne ich immer ein halbes Jahr und bei den „Woodwalkers“ rechne ich drei Monate, denn die haben oft nur etwa 250 Seiten. Es ist nicht so viel Aufwand, und es schreibt sich sehr locker weg, weil die Arbeit daran sehr viel Spaß macht.

NH: „Woodwalkers“ ist die Reihe, um die es heute geht. Zwei Bände sind bisher erschienen. Es geht hier um Carag, einen Gestaltwandler zwischen Berglöwe und Menschenjunge, der beschließt, bei den Menschen leben zu wollen.

Er verlässt dafür seine Familie, nimmt dafür die Gestalt eines Menschen an und kommt später auf eine Schule, in der noch andere Menschen/Tiere seiner Art unterrichtet werden, damit umzugehen und sich unter den Menschen zurechtzufinden.

„Gestaltwandler“ kommen viel in den indianischen Mythen aus Amerika vor. Stammt die Idee davon?

KB: Die Idee stammt aus dem Yellowstone-Nationalpark. Das ist nicht nur eine phantastische Landschaft, sondern die vielen Tiere und da dachte ich mir: Wie wäre es wohl, wenn sich manche dieser in einen Menschen verwandeln könnten?

Natürlich spielen die alten schamanischen Mythen mit rein. Es gab ja schon immer Legenden von Göttern, zum Beispiel die Sphinx. Es gibt einfach viele Göttergestalten, die so etwas können. In Wirklichkeit waren es bestimmt „Woodwalker“, die sich da als Götter ausgegeben haben.

brandis2

NH: Und die haben Sie jetzt aufgestöbert. Solche Internatsgeschichten gibt es häufiger. „Harry Potter“, und vorher gab es sie ja auch schon. Das ist jetzt aber schon nochmal ein neues Element. Wie entstand die Idee? Waren Sie im Yellowstone-Nationalpark recherchieren?

KB: Da ist die Idee entstanden. Ich habe gleich angefangen zu recherchieren, da ich wusste, dass ich darüber schreiben möchte. Diese Vielfalt an Tieren spiegelt sich dann natürlich auch in der Schule wieder. Rothörnchen sieht man dort ständig. Bisons haben wir ganz viele beobachtet.

Da dachte ich: Wie die wohl als Mensch wären? Wie sehen die aus? Solche Zwischengänger zwischen den Welten sind ja auch besondere Persönlichkeiten, da die ein schweres Leben haben. Sie werden weder von den Tieren noch den Menschen wirklich akzeptiert und müssen in beiden Welten irgendwie klarkommen.

60196-0_Brandis_Woodwalkers.indd











Autorin: Katja Brandis
Titel: Woodwalkers (1) - Carags Verwandlung
Seiten: 280
ISBN: 978-3-401-60196-0
Verlag: Arena

NH: In den Büchern gibt es dann auch die Rudelbeziehungen zwischen den Tieren, wie zum Beispiel den Wölfen. Dann gibt es Einzelgänger. Das gibt es auch in der wirklichen Welt. Wie wichtig war es, dies so nah wie möglich darzustellen? Raben verfolgen wahrscheinlich die Wölfe, weil sie wissen, da fällt irgendwann mal etwas von der Beute für sie ab?

KB: Nicht immer. Raben spielen mitunter mit jungen Wölfen zusammen. Deswegen nennt man sie auch Wolfsvögel. Ich habe das so nah wie möglich abgebildet, wie das in der Natur ist.

Pumas und Wölfe sind in der Natur wirklich verfeindet, da Wölfe im Rudel den Pumas die Beute abjagen und vertreiben die auch ganz oft aus ihren Revieren. Ich habe mir vorgestellt, dass das auch Carags Familie passiert ist und sie deswegen das Revier verlassen mussten.

brandis3

NH: Bevor es zu den „Woodwalkers“ gekommen ist, haben Sie noch viele andere Geschichten geschrieben. Da war für alle Altersgruppen, für Kinder und Jugendliche, etwas dabei.

KB: Ich schreibe hauptsächlich für Jugendliche ab 12 Jahren. Das kann aber auch von Erwachsenen gelesen werden.

NH: Arena, wo die Bücher erscheinen, ist ein Jugendbuch-orientierter Verlag. Damit sind Sie trotzdem zufrieden?

KB: Arena ist super. Die haben sich so für die „Woodwalkers“ eingesetzt. Aber der Verlag ist auch generell sehr offen.

NH: Heutzutage spielt ja nicht nur die Geschichte eine Rolle. Auch das Cover wird immer wichtiger, und Arena gibt sich bei den Büchern da immer sehr viel Mühe. Woher stammt die Idee für das Cover?

KB: Das kam vom Verlag, von der Illustratorin Claudia Carls, welche sicher zum Erfolg beigetragen hat, und die Illustrationen sind auch wunderschön geworden. Die Pumas zum Beispiel gefallen mir sehr gut. Sie kann auch sehr gut Tiere zeichnen und hat Carags Aussehen sehr gut getroffen.

kb1
Die Zeichnungen stammen von der Illustratorin Claudia Carls.
60197-7_Brandis_Woodwalkers2.indd











Autorin: Katja Brandis
Titel: Woodwalkers (2) - Gefährliche Freudnschaft
Seiten: 280ISBN: 978-3-401-80629-7
Verlag: Arena

NH: Also, ist er jetzt so wie Sie sich ihn vorgestellt haben?

KB: Ja. Oder auch die Wölfin Tiffany, ist auch sehr gut gelungen.

NH: Die Augen auf den Covern leuchten. Heben sich ein wenig davon ab. Ist das jetzt eigentlich eine Geschichte mehr für Jungen oder mehr für Mädchen?

KB: Es wird zum Glück von beiden gelesen. Ich bekomme allerdings zwei Drittel der Leserbriefe von Jungen und ein Drittel von Mädchen.

Es spricht beide an, aber Jungs wohl noch einen Tick stärker, obwohl Jungs gar nicht so viel lesen. Es ist ein großes Glück, wenn man es schafft, die einzubinden.

NH: Wir sitzen hier vor einem Regal mit Büchern, die wohl mehrheitlich von Mädchen gelesen werden. Jungs-Bücher gibt es nicht so häufig.

KB: Das stimmt. Ich habe selbst einen elfjährigen Jungen, und es gibt nicht so viel für die, habe das daher schon ein wenig auch auf ihn zugeschnitten.

brandis4

NH: Da fehlten die Geschichten?

KB: Na ja, es gibt halt nicht so super viel für Jungs. Diese rosa Glitzer-Cover, damit kann man denen nicht kommen. Ich habe ihm jedes Kapitel auch vorgelesen, wenn es fertig war und geschaut, bei welchem Gag lacht er, bei welchem nicht.

Wenn ich gemerkt habe, die Spannung zieht nicht so, habe ich die Szene sofort umgeschrieben, also sehr auf ihn geachtet während des Vorlesens, um die Geschichte zu optimieren.

NH: Es ist also im Prinzip eine Geschichte für ihren Sohn.

KB: Von echten Kindern auch getestet.

NH: Funktioniert dann natürlich auch bei anderen Kindern. Warum auch nicht? Wie wird es weiter mit den „Woodwalkers“ gehen?

KB: Das kann ich schon sagen. Der dritte Band kommt im Juli 2017 raus, den vierten schreibe ich gerade. Da habe ich jetzt ein Drittel fertig. Der wird im Januar herauskommen. Wir planen im halbjährigen Abstand. Es sind dann fünf oder sechs Bände geplant.

NH: Carag ist am Anfang der Geschichte elf Jahre alt, in der Hauptgeschichte dreizehn. Die Kinder können mit den Charakteren mitwachsen.

KB: Bis zu 15 Jahren. Es wird aber auch von Dreizehnjährigen problemlos gelesen. Vierzehn geht auch noch.

brandis5

NH: Es soll aber schon so sein, dass sich die Charaktere weiterentwickeln?

KB: Natürlich.

NH: Es gibt ja Reihen, teilweise zum Beispiel Enid Blyton, wo die Charaktere nicht altern oder sich weiterentwickeln.

KB: Das wäre mir zu einfach. Es ist aber nicht so wie bei „Harry Potter“, dass die Bücher immer erwachsener werden. Der erste Band war ja wirklich ein Kinderbuch, später war das fast ein Erwachsenen-Roman.

Das wird es nicht geben. Die Bücher werden schon so ähnlich bleiebn aber natürlich entwickelt sich Carag weiter.

NH: Also freuen wir uns auf noch drei weitere Abenteuer von Carag, sehr viel Humor und sehr viele Erlebnisse von ihm und seinen Freunden. Mussten Sie sich manchmal beim Schreiben bremsen, dass es jetzt nicht doch zu hart wird?

KB: Die Natur ist halt hart. Die eine Mitschülerin von Carag ist eine Maus, die schon zehnmal fast getötet worden ist. Das ist einfach so in der Natur.

Es ist nicht so weichgespült, wie vielleicht andere Bücher. Es wird auch gekämpft. „Woodwalker“ müssen das Überleben bei Kämpfen trainieren. Sie haben ein schwieriges Leben, und das spiegelt sich dort auch wider.

NH: Dann noch eine letzte Frage. „Woodwalker“. Welche Gestalt haben Sie?

KB: Ich bin noch nicht ganz sicher. Entweder Falke oder Delfin? Aber ich liebe auch Raubkatzen. Deswegen habe ich einen Puma als Hauptfigur. Ich tendiere aber zu Delfin.

NH: Und wir dürfen jetzt alle herausfinden, welche Gestalt wir annehmen würden.

KB: Was würden Sie denn sein?

NH: Ich wäre wahrscheinlich auch etwas Katzenartiges, aber sicher kleiner als der Puma.

brandis6

KB: Ozelot?

NH: Ozelot klingt gut. Dann wünsche ich uns noch viel Spaß auf der Messe. Hatten Sie schon Gelegenheit sich ein wenig umzuschauen?

KB: Na ja, nicht wirklich. Hatte mehrere Lesungen und Umschauen war jetzt nicht so hoch auf der Prioritätenliste. Aber es war trotzdem eine gute Messe.

NH: Das hört man doch gerne. Dann wünsche ich uns allen noch viel Spaß und nicht vergessen, „Woodwalkers“ lesen!

KB: Guter Tipp. (lacht)

Der virtuelle Spendenhut

Dir hat der Beitrag gefallen? Dann freue ich mich über eine virtuelle Spende. Vielen lieben Dank.

Interview mit Katja Brandis auf der Leipziger Buchmesse 2017 Read More »