Inhalt:
Raus aus der Job-Familie-Alltag-Tretmühle und rein ins Abenteuer. Monika Rech-Heider und ihr Mann nehmen ihre Kinder aus Schule und Kindergarten und durchqueren mit ihrem Bulli ein Jahr lang Europa.
Auf nach Neuland – ein Kontinent ohne Grenzen, ein Leben in Freiheit mit ganz viel Zeit. Vor allem aber eine Reise, die alles andere als geplant verläuft und nach der nichts mehr ist, wie es vorher war. (Klappentext)
Rezension:
Wir wollten den Kindern zeigen, dass das leben gut ist. Dass Europa gut ist. Dass wir hier zu Hause sind dass uns nichts passiert. Und der Plan ist aufgegangen.
Monika Rech-Heider “Auf nach Neuland”
Der Anfang dieses Roadtrips quer durch Europa liegt in einer vielschichtigen Sinnkrise und so ist der Bericht nicht nur Reisereportage, Selbsthilfebuch und Erfahrungsbericht, sondern die Geschichte einer Familie, auf den Weg zu sich selbst.
Aus dem gleichnamigen Blog heraus entstanden, den die Familie während der Reise führte, die zunächst mit einer Sinnkrise begann, erzählt die Autorin, wie es ihrem Mann, den Kindern und ihr selbst gelang, sich als Familie wieder zu finden und neu zu sortieren.
Einfühlsam und nahbar beschreibt Rech-Heider zunächst den Ausgangspunkt, der zu einem Trip mit großen Stolpersteinen führen sollte, die letztendlich nur überwindbare Herausforderungen darstellen sollten.
Für ähnliche Vorhaben gibt sie Tipps und Anregungen, etwa was die Organisation der Kinder angeht, da in Deutschland Schulpflicht herrscht und Ausbrüche aus dem system so nicht vorgesehen sind. Entgegen dem Gehalt vieler anderer Reiseberichte, beschreibt die Autorin hier, welche Probleme solch ein Vorhaben mit sich bringt.
Nichts wird beschönigt, weder fahrzeugtechnische Herausforderungen, noch familiär emotionale Achterbahnfahrten.
Dies ist die Stärke des Berichts, dessen kurzweilige Kapitel einen Lesefluss entstehen und so nicht nur die rein geografische Reise nachvollziehen lassen. Immer wieder gibt es Sprünge zwischen den einzelnen Zeitpunkten der Reise, sowie Rück- und Ausblicke ins Familienleben. Zeitrechnung, vor und nach der Reise.
Der emotionale Zugang wird dadurch hergestellt. Ein Leser kann sich sofort mit dem Ausbruchswillen aus dem alltäglichen Trott identifizieren. Auch die Freiheiten und Vorteile, jedoch auch Probleme Europas kommen zur Sprache.
Gleichzeitig wirken manche Beschreibungen zwar als für die Autorin selbst wichtig, für den Konsumierer der “Blogartikel” auch mal belanglos. Dies stört und hemmt den Lesefluss, im nächsten Moment ist man jedoch gleich wieder in einer anderen Ecke Europas angelegt.
Monika Rech-Heiders Bericht lebt von den Beschreibungen der Begegnungen mit Menschen, die man wohl landläufig als Zufallsbekanntschaften bezeichnet, die die Familie auf ihren Weg hin machte, sowie der Gewissheit, dass es hier durchaus gelang, ein wenig aus diesem Abenteuer in die Zeit nach den Trip hinüber zu retten.
Natürlich muss eine Sinnkrise nicht unbedingt mit einer Auszeit oder einer Reise bewältigt werden, doch die kurzen Texte, die nach den jeweiligen Reiseabschnitten gegliedert sind, zeigen zumindest diese Möglichkeit auf.
Immerhin dies. In der Art mündlich vorgetragen, kommt der Bericht sicher noch emotionaler und tiefgehender rüber, schriftlich fehlt hier noch das gewisse Etwas. Als Anregung, für sich selbst einen Weg aus der Gleichförmigkeit des Alltags zu entrinnen, funktioniert “Auf nach Neuland” dennoch.
Autor:
Monika Rech-Heider ist Geografin, Journalistin und Inhaberin einer kleinen PR-Agentur. Ihr Mann ist freiberuflicher Architekt. Zusammen reisten sie und ihre Kinder ein Jahr durch Europa. Aus dem zugehörigen Blog entstand das gleichnamige Buch.