Inhalt:
Ist das Erwürgen eine schnelle und effektive Mordmethode? Wie kann man einen Tierbiss von einem Menschenbiss unterscheiden? Können Leichen explodieren? Fernsehkrimis haben einfache Antworten auf diese Fragen.
Doch meist sind es Klischees, die bedient werden – die Realität sieht anders aus. Keiner weiß das besser als Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner. Er nimmt die bizarrsten Irrtümer in unseren Fernsehkrimis aufs Korn und informiert unterhaltsam und spannend über die Mittel und Methoden der Rechtsmedizin. (Klappentext)
Rezension:
Irgendwo läuft immer ein „Tatort“ und auch sonst erfreuen sich die Fernsehkrimis anhaltender Beliebtheit. In der Sicherheitszone des eigenen Wohnzimmers lässt es sich halt angenehm gruseln, das Mitraten, wer ist eigentlich der Täter, macht auch Spaß und Ablenkung vom Alltag ist es ohnehin. Doch leider ist diese mit allerhand Klischees bedeckt. Wie arbeiten Rechtsmediziner wirklich?
Welche Unterschiede gibt es im Beruf der Rechtsmediziner zu deren Pendants im Fernsehen, und schwimmen Tote tatsächlich immer oben? Michael Tsokos legt nach und klärt in der Fortsetzung zu „Sind Tote immer leichenblass?“ über weitere Irrtümer auf, die im Zusammenhang mit Fernsehkrimis bei vielen Zuschauern entstanden sein dürften.
Unterhaltsam, in kurzweiligen Kapiteln, werden Fragestellungen auf’s Korn genommen und Tsokos, der sich für dieses Buch die allabendlichen Tatortsendungen vorgenommen hat, beschreibt den Alltag und den Wahrheitsgehalt hinter dem, was uns das Fernsehen suggeriert. Findet man wirklich bei Ertrunkenen immer Wasser in den Lungen? Haben nur starke Raucher schwarze Lungen? Knabbern Hunde und Katzen ihre ehemaligen Herrchen an oder verhungern sie lieber?
Aus dem langjährigen Erfahrungsschatz, unter Zuhilfenahme ihm bekannter und auf dem Tisch gelandeter Fälle beschreibt Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner den Unterschied zwischen Wahrheit und Fiktion. Man bekommt jedoch auch eine Ahnung, warum in Krimis der rechtsmedizinische Bereich anders dargestellt wird. Schließlich möchte Tsokos den Spaß am gepflegten Wohnzimmergrusel nicht nehmen, sondern nur das Sichtfeld seiner Leser erweitern.
Das gelingt mit Charme und durch die Auflockerung wunderbarer Illustrationen, die die einzelnen Kapitel ergänzen. Witzig umgesetzt von Christoph Keller unterstreichen sie die Ausführungen des Autoren, der zeigt, was Rechtsmedizin heute kann, wohin sie zukünftig führen wird und was eben nicht möglich ist.
Auch dies ganz interessant. Wenn also das nächste Mal im näheren Umfeld Scheintote wieder auferstehen, Leichen explodieren oder Würgmerkmale untersucht werden, weiß der geneigte Leser dies einzuordnen. Oder man beschäftigt sich dann doch lieber mit True Crime, anstatt leinwandflimmender Verbrechen.
Autor:
Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite in Berlin. Er leitet seit 2007 das dortige Institut für Rechtsmedzin, gleichzeitig das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berrlin-Moabit. Zudem ist er Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charite.
1998-99 nahm er an der Exhuminierung und Identifizierung von Leichen aus Massengräbern des Bosnienkrieges und im Kosovo teil, 2004-05 war er im Auftrag des Bundeskriminalamtes zur Identifizierung der Tsunami-Opfer in Thailand täig. Er ist Autor mehrerer Fachzeitschriften, populärer Sachbücher und Mitautor mehrerer Thriller. Seit 2014 ist er Botschafter des Deutschen Kindervereins. Tsokos lebt mit seiner Familie in Berlin.