Rezension

Michael Schulte-Markwort: Burnout-Kids

Burnout-Kids  Book Cover
Burnout-Kids Michael Schulte-Markwort Knaur Erschienen am: 01.03.2016 Seiten: 269 ISBN: 978-3-426-78815-8

Inhalt:

Sie sind einfach fertig. Sie müssen perfekt gestylt sein für den Auftritt in der Klasse. Die Noten müssen sowieso stimmen. Nach Schulschluss wartet schon der Trainer, dann die Klavierlehrerin.

In der Summe ist dieser Druck auf unsere Kinder unerträglich, denn sie unterwerfen sich fast völlig freiwillig dem Diktat unserer Leistungsgesellschaft – und leiden unter den Folgen.

Der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater Professor Michael Schulte-Markwort diagnostiziert täglich Burnout bei Kindern. Er fordert deshalb von unserer Gesellschaft eine Antwort auf die Frage: „Was für Kinder wollen wir?“ (Klappentext)

Rezension:

Kinder sind keine Tyrannen, wie es uns einige Ratgeber klarmachen wollen, auch sind nicht alleine die Eltern oder die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens daran schuld, dass immer mehr Kinder den Anforderungen unserer Gesellschaft, ihrer Familien oder an sich selbst nicht mehr genügen und einfach „ausbrennen“.

Tatsächlich ist Burnout, eine Krankheit, die inzwischen in der Erwachsenenwelt anerkannt wird, bei Kindern und Jugendlichen angekommen. Immer mehr auch im Grundschulalter, wo der Leistungsdruck beginnt und von da an immer größer wird.

Bis einige von unseren Kindern nicht mehr können und sich in einer Spirale aus Enttäuschung, Misserfolgen und Depressionen befinden. Der Psychosomatiker Michael Schulte-Markwort berichtet in „Burnout-Kids“ über eine erst in den letzten Jahren entstehende Patientengruppe und darüber, wie er dieser begegnet und sie behandelt.

Herrlich unaufgeregt sieht er das Positive und das Potential jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen und schlägt individuelle Wege ein, um die Jungen und Mädchen aus ihrer Depression herauszuholen und neue Wege aufzuzeigen, die Herausforderung Alltag zu meistern.

Und das mit einer ebensolchen Vielzahl an Behandlungsmethoden auf Augenhöhe seiner Patienten.

Michael Schulte-Markwort, der inzwischen seine Patientenbriefe direkt an die Kinder und Jugendlichen richtet und nicht mehr an die Eltern, hat hier einen verständlichen Ratgeber vorgelegt, der es Laien leicht begreiflich macht, was die Ursachen, so unterschiedlich die Patienten sind, für eine Erschöpfungsdepression, einem Burnout sind und warum schon die Kleinsten davon betroffen sind.

Anhand von Fallbeispielen berichtet er von seinem Alltag mit den Patienten, stellt klar, wie der Weg vom Erstbefund über die Diagnose, die Ursachensuche und die Behandlung funktioniert.

Er betont dabei immer wieder, dass nicht ein Faktor als Auslöser dieser Krankheit eine Rolle spielt sondern viele zusammenwirken müssen, damit ein Burnout entsteht und ebenso vielfältig dagegengesteuert werden muss.

Michael Schulte-Markwort macht den Eltern Mut, Hilfe, die es so vor Jahren noch nicht gegeben hat anzunehmen und ihre Kinder therapieren zu lassen, argumentiert für das Agieren direkt mit den Kindern selbst und ist überzeugt davon, dass jedes Anzeichen für Burnout bei Kindern einer schnellstmöglichen Behandlung bedarf.

„Burnout-Kids“ richtet sich direkt an den Leser, an die Mütter und Väter derer, von denen sie denken, dass sie den Alltag, die Verquickung von Schule und Privatleben, von digitalen Alltag und Familienwahnsinn nicht mehr standhalten können und zeigt Wege, wie es uns gelingen kann, Burnout-Kids zu verhindern oder, wenn schon passiert, ihnen zu helfen.

In klarer, deutlicher und verständlöicher Sprache ist Michael Schulte-markworts für den Laien geeignet, ein Wegweiser zu sein, der nicht von oben herab geschrieben ist und auch sich nicht auf bestimmte Phänomene des Alltags einschießt, die die Erwachsenen wohlgemerkt selbst geschaffen haben.

Denn keineswegs sind Kinder z.B. Schuld an der zunehmenden Techni- und Digitalisierung unserer Gesellschaft, am Druck unseres Schulsystems oder an Ursachen innerhalb der Familiengeschichte und den Lebensmodellen heute (z.B. Scheidungsfamilien).

Kein Wunder, dass der Druck für manchen Kleinen einfach zu groß wird. Michael Schulte-Markwort nimmt dabei nicht in Anspruch einen „goldenen“ richtigen Weg gefunden zu haben, er möchte aber eine Diskussion anstoßen, die das Leben vieler Kinder hoffentlich zum Positiven hin verändert.

Es ist daher zu hoffen, dass dieses Buch (und inzwischen sein Nachfolge-Buch „Super-Kids“) viele Leser findet, die mit Kindern zu tun haben, denn sie sind es wert sich damit auseinander zu setzen. Hoffen wir, dass es gelingt.

Autor:

Michael Schulte-Markwort wurde 1956 in Osnabrück geboren und ist ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiator, sowie Universitätsprofessort. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpychosomatik in Hamburg-Eppendorf, sowie leitender Arzt der entsprechenden Abteilung im Altonaer Kinderkrankenhaus.

Er gilt als Experte für erschöpfungsdepressionen imk Kinder- und Jugendalter: Er studierte nach der Schule Humanmedizin und Philosopgie in Marburg und Kiel und erhielt 1987 seine Approbation zum Arzt, 1991 promovierte er und war 1992-1996 Oberarzt in der Klining für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universiät Lübeck.

Nach diversen Stationen erhielt er den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er hat zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 2 – Schmitz‘ Mama

Schmitz' Mama Book Cover
Schmitz‘ Mama Reihe: Ralf Schmitz – 2 Humor S. Fischer Taschenbuch Seiten: 336 ISBN: 978-3-596-19110-9

Inhalt:

Warum sagen Mama immer „Dingens“? Was hat Mama mit Hannibal gemeinsam? Wie zum Teufel beendet man ein Telefonat mit Mama? Ralf Schmitz geht für solche und ähnlich knifflige Rätsel ungehemmt auf Lösungssuche.

Und spätestens, wenn er von Mamas schlimmsten Geschenken, unpassendsten Umräum-Aktionen und gruseligsten Kochversuchen erzählt, werden Sie sich fragen: Woher kennt Ralf Schmitz eigentlich meine Mutter?! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Rezension:
Manche Menschen haben Humor und gerade in Ralf Schmitz‘ Familie muss schon in der Elterngernation ganz viel davon vorhanden sein. Anders lässt sich dieses Buch kaum erklären.

Der Comedian beschreibt hier witzige Episoden aus dem Leben mit seiner Mutter und angerissen, mit der restlichen Verwandtschaft, in der sich irgendwie der Leser wiederfindet.

Schließlich haben wir doch alle peinliche Eltern, eine vergessliche Oma oder einen Onkel, der hilfsbereit alles repariert und dabei die Situation noch verschlimm-bessert.

Und genau deshalb liest man dieses Buch gern, erinnert sich beim SMS-Lesen an die schönsten Textnachrichten, die man von seinen Eltern bekommen hat als diese mit dem Handy das erste Mal in Kontakt kamen, schreckliche Kleidung, in der man als Kind gesteckt wurde und allerhand peinlicher Situationen.

Und man liebt trotzdem und deswegen seine Eltern, seine Mutter heiß und innig.

In altbekannter, schmitzscher Art und Weise beschreibt Ralf episodenhaftt allerhand Situationen, in denen man sich wiedererkennen vermag. Eine etwas andere Hommage an den Menschen, der einen als erstes und vielleicht mit am meisten prägt.

Und wer nicht weiß, wer das genau ist, macht eben auf dem nächsten Foto ein Kreuz und lässt sich beim nächsten Besuch bekochen (oder doch lieber nicht!).

Im Großen und Ganzen liest sich dieses Buch, auch wieder autobiografisch, wie der Vorgänger „Schmitz‘ Katze“ sehr unterhaltsam und treibt Lachtränen hervor. Einmal abschalten und sich ablenken lassen. Sorgt für Aufmerksamkeit aller Außenstehenden. Musste mehrmals laut loslachen, mitten wärend einer Bahnfahrt.

Unnötig, irgendwie nicht passend, war die abgewandelte Märchengeschichte, die ein wenig über das Ziel hinausschoss und danach der etwas qualitative Abfall, der zumindest gefühlt so vorhanden war. Witzig, mit Abstrichen.

Natürlich muss man Ralf Schmitz‘ Humor mögen, um das Buch mögen zu können und am besten sich dabei seine Stimme vorstellen. Als Hörbuch wirkt „Schmitz‘ Mama“ wahrscheinlich noch besser.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters „Die Springmaus“ in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung „Schillerstraße“ und „Genial daneben!“. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 1 – Schmitz‘ Katze

Schmitz' Katze Book Cover
Schmitz‘ Katze Reihe: Ralf Schmitz -1 S. Fischer Erschienen am: 01.01.2008 Seiten: 266 ISBN: 978-3-596-17978-7

Inhalt:

Manche Männer leben mit einer Frau zusammen – Ralf Schmitz mit seiner Katze. Und das seit 23 Jahren! Dieses eheähnliche Verhältnis wirft natürlich Fragen auf: Ist das Zusammenleben mit einer Katze wirklich so anders als mit einer Frau? Wer veralbert hier wen den ganzen Tag?

Was macht die Katze würgend im Schrank? Wie eifersüchtig ist die Katze, und was hat sie ausgerechnet jetzt in Ralfs Bett zu suchen? „Schmitz‘ Katze“ ist witzig, verblüffend und vor allem – autobiografisch! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Rezension:
Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal. In diesem Sinne erzählt der Comedian Ralf Schmitz vom Zusammenleben mit seiner Katze Minka und kramt dabei die eine oder andere interessante, skurile und witzige Episode aus 23 Jahren eheähnlichen Verhältnis hervor.

Und gibt dabei den Blick frei auf die wunderbare Welt eines Katzenbesitzers, welcher er nur den Namen nach ist. Denn, die Wahrheit ist, es ist genau umgekehrt. „Die Katze sucht den Menschen aus und nicht der Mensch die Katze.“, weiß schon Schmitz‘ Mama zu berichten. Und dabei entstehen teils sonderbare Situationen.

Ob nun die täglichen Gewohnheiten der Katze selbst, dass Fressverhalten, was sich von einer Minute zur anderen ändern kann, die „verrückten fünf Minuten“ oder der sechste Sinn des Stubentigers für oder besser gesagt gegen Tierarztbesuche.

Ralf Schmitz verpackt mit sehr viel Humor Geschichten, die jeder kennt, der eine Katze hat und doch immer wieder gerne hört. Schließlich sind Katzenbesitzer ja auch eine Gemeinschaft, so individuell wie ihre Stubentiger und Katzen ihre tierischen Therapeuten.

Ralf Schmitz ist einer der wenigen modernen Comedians, die ich wirklich leiden kann und das nicht erst seit seiner Liebe zu Katzen. Macht ihn natürlich noch viel sympathischer als so schon.

Trotzdem, das Buch ist witzig geschrieben, liest sich schnell und ist genau das Richtige, nicht nur für Katzenfreunde, um auf andere Gedanken zu kommen, sich einmal gezielt abzulenken.

Und irgendwie ist alles auch wahr. Wer eine Katze näher kennt, kann das meiste nachvollziehen und noch unzählige Anekdoten dazu beisteuern, die auch hätten erzählt werden können, wenn über die eigene Katze geschrieben wurden wäre.

Insgesamt haben mir die kurz gehaltenen Kapitel sehr gut gefallen, die Supercat-Story nicht so ganz. Obwohl, wer weiß schon, was Katzen so treiben, wenn ihr Mensch nicht daheim ist oder schläft? Kann doch keiner sagen, oder?

Fotos, gemischt mit Comic-Zeichnungen lockern einen ohnehin schon komischen Text unterhaltsam auf. Eine Mischung aus Sachbuch, Biografie (einer Katze und auch ein wenig von Ralf Schmitz) und Humorbuch, falls es diese Kategorie überhaupt gibt. Eine klare Empfehlung für alle Katzenfreunde und solche, die es werden wollen.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters „Die Springmaus“ in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung „Schillerstraße“ und „Genial daneben!“. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 3 – Schmitz‘ Häuschen

Schmitz' Häuschen Book Cover
Schmitz‘ Häuschen Reihe: Ralf Schmitz – 3 Humor Bastei Lübbe Taschenbuch Seiten: 336 ISBN: 978-3-404-60806-5

Inhalt:

Ralf Schmitz baut um – und ist kurz davor durchzudrehen. Denn nichts läuft nach Plan: Maurer ziehen Wände auf der falschen Etage hoch, Maler verputzen abgeklebte Fenster, und Elektriker montieren Lichtschalter, bei deren Betätigung die Dachluke aufgeht. Und das ist erst der Anfang.. Was für ein Glück, dass der Top-Comedian bei all diesen katastrophen nicht seinen unvergleichlichen Humor verliert.

Ralf Schmitz erkundet die verrückte Welt der Heim- und Handwerker. Am Ende ist klar: Das Leben ist eine Baustelle, nach fest kommt ab – und den Rest bringt der Putz! (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 1 – Schmitz‘ Katze

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 2 – Schmitz‘ Mama

Ralf Schmitz: Ralf Schmitz 3 – Schmitz‘ Häuschen

[Einklappen]

Rezension:
Ein Haus kostet den Bauherrn 5 Jahre seines Lebens und wenn man die Episoden so aneinander gereiht liest, die Ralf Schmitz erlebt hat, dann scheint selbst diese Zahl geschönt.

Wenn die Suche nach der zuständigen Behörde bereits zu einer Gedulds- und Nervenprobe wird und der Umgang mit den angeheuerten Handwerkern mitunter die gute Erziehung vergessen lässt, dann, ja dann steckt man inmitten eines großen Bauprojekts.

Die Füße fest versenkt im Zement, umgeben von falsch verlegten Fließen und Wänden, die gestrichen wurden. Mit einer anderen Farbe als bestellt. Und das ist nur für einen witzig. Für den Leser. Wie gut, dass diese es jetzt lesen können.

Mittlerweile das dritte Buch, hat sich Ralf Schmitz warm geswchrieben und so liest sich „Schmitz‘ Häuschen“ auch. Witzig und humorvoll schildert der Comedian die kleinen und großen Probleme, mit denen er auf seiner Baustelle konfrontiert wurde.

Übertreibungen nicht ausgeschlossen. Wir erleben Elektriker, die alles mögliche verkabeln, was nicht verkabelt werden soll, Installateure, die Schatten fühlen und Anstreicher, deren Arbeit man getrost streichen könnte.

Mehrmals schmunzeln und mindestens einmal laut lachen muss man und wer selbst einmal ein Häusle gebaut hat, mag sich in der einen oder anderen Geschichte wiederfinden. Und wer mit den Gedanken spielt, eines zu bauen, wird es sich vermutlich nach dieser Lektüre nochmals überlegen.

Dieses Buch hat mir fast noch besser gefallen als „Schmitz‘ Mama“ (das Buch wohlgemerkt!), wenn auch einige Episoden den Lesefluss unterbrechen und auch hier wieder mehr störten als zur Unterhaltung beitrugen.

Das tut aber den Humor des „Gesamtwerks“ an sich keinen Abbruch. Man fliegt geradezu durch die Seiten. Natürlich ist die Übertreibung an der einen oder anderen Stelle allzu offensichtlich aber nun gut, einen größeren Anspruch stellt der Autor an seine Leser ja nicht.

Will er auch nicht. In diesem Sinne aber lässt es sich ganz gut lesen. Und sei es nur, um mal den Kopf frei zu kriegen.

Autor:
Ralf Schmitz wurde am 03.11.1974 in Leverkusen geboren und spielte schon in seiner Schulzeit in diversen Theateraufführungen mit. Nach dem Abitur absolvierte er eine Schauspiel- sowie eine klassische Tanzausbildung und nahm Gesangsunterricht. Danach wurde er Mitglied des Imrovisionstheaters „Die Springmaus“ in Bonn.

2003 wurdet er beim Deutschen Comedypreis zum Newcomer des Jahres gewählt, 2005 erhielt er ihn erneut. Als Synchronsprecher und Schauspieler war er für mehrere Kinofilme tätig, außerdem hat er mehrere Bühnenprogramme absolviert.

Bekannt wurde er einen breiteren Publikum durch Auftritte in der TV-Sendung „Schillerstraße“ und „Genial daneben!“. Seine Programme sind teilweise auf DVD erschienen. Mittlerweile gibt es von ihm drei Bücher, die allesamt auf der Spiegel-Bestsellerliste waren.

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Eric-Emmanuel Schmitt: Adolf H. – Zwei Leben

Adolf H. - Zwei Leben Book Cover
Adolf H. – Zwei Leben Eric-Emmanuel Schmitt S. Fischer Erschienen am: 01.04.2010 Seiten: 511 ISBN: 978-3-596-18457-6

Inhalt:

„Was wäre geschehen, wenn die Kunstakademie Adolf Hitler aufgenommen hätte?“ 8. Oktober 1908: „Adolf Hitler ist durchgefallen.“ Ein einzelner Satz steht am Anfang der Katastrophe, die ein Jahrhundert erschüttert hat.

Was aber, wenn der Zwanzigjährige tatsächlich Maler geworden wäre? Ohne Scheuklappen wirft Eric-Emmanuel Schmitt die verstörende Frage nach den Bedingungen auf, die einen Menschen zu dem machen, was er ist. Parallel zu der Geschichte des Diktators Adolf Hitler erzählt er eine Lebensgeschichte im Konjunktiv: die Biographie des Kunstmalers Adolf H. (Klappentext)

Rezension:

Ein Gedankenspiel mit Tücken, was rein von der Thematik, rein von der Person, um die es sich dreht zur Stolperfalle für jeden Autor werden kann, hat Eric-Emmanuel Schmitt hier mit Bravour geleistet.

Parallel zueinander werden zwei Geschichten erzählt, die sich am Anfang gleichen und mit den Jahren immer mehr von einander entfernen. Die eine ist bekannt.

Hitler, der im Ersten Weltkrieg seine Initiation erfährt und die Welt in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte stürzt, die andere genial: Hitler, der erfolgreiche und mit sich ins Reine kommende Kunstmaler. Tolerant, einsichtig und sympathisch.

Doch, darf man so über Hitler schreiben, dieses Gedankenspiel machen? Ist es zulässig?

Ganz klar, ja. Zumindest, wenn der Autor, wie Schmitt es in gewohnter Weise tut, bewusst die Fettnäpfchen-Themen sucht, sie gekonnt für sich nutzt und damit am Ende nicht Schiffbruch erleidet. Hätte hier durchaus anders ausgehen können.

Doch, Schmitt hat mit der parallelen Erzählung ein Schema gefunden, der Thematik gerecht zu werden ohne die Opfer des „echten“ Hitler gerecht zu werden und dennoch den fiktiven Menschen Adolf H. sympathisch erscheinen zu lassen.

Eine Meisterleistung, die nur ganz wenigen Autoren gelungen wäre. Tatsächlich hat mir diese Umsetzung besser gefallen als Timur Vermes‘ Szenario, welches auch erst heute im Hinblick des Erstarkens der AfD interessant geworden ist.

Eine prophetische Gabe, von der ich nicht wollte, dass sie sich im übertragenen Sinne bewahrheitet. Nun aber „Adolf H. – Zwei Leben“. Zwei Leben, die unterschiedlich gegensätzlicher nicht sein könnten. Kurze Abschnitte, Szenen, die sich direkt hinteinander abwechseln.

Am Anfang fällt es schwer, zwischen den einzelnen Protagonisten, ja, es ist ein und die selbe Person, dann wieder auch nicht, hin und her zu schalten. Gegen Mitte des Romans, wenn die Unterschiede größer werden, fällt es leichter. Der Lesefluss ist trotzdem ein langsamer.

Hoch konzentriert sollte man sich dieses Gedankenspiel zu Gemüte führen. Ein Schmankerl, der Kunstmaler H. trifft auf den jüdischen Psychotherapeuten Sigmund Freud und legt sich auf die Couch. Der Leser gleichsam mit ihm. Eric-Emmanuel Schmitt spielt mit dem Leser und es gelingt.

Der Schreibstil, der Ernsthaftigkeit der Thematik angemessen. Tatsächlich würde man vielleicht sogar gern ein Bild des friedlichen Kunstmalers in seiner Wohnung hängen lassen oder in einer Galerie bewundern. Der wahre Hitler indes ist nur zu verdammen.

Im Anhang dieser Ausgabe, nicht minder interessant, berichtet der Autor über den Entstehungsprozess des Werkes, welches in einer Reihe zu stellen ist, mit „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ oder „Das Kind von Noah“.

Man wünscht sich, so etwas im Anschluss von viel mehr Romanen zu lesen. Auch auf die Gefahr hin, dass dies viel interessante ist als die Geschichte an sich. Doch hier tut die Ergänzung sogar Not, ist wichtig, ergänzend.

Insgesamt also eine runde Sache, die sich zu lesen empfiehlt. Wenn auch sich der Roman etwas sperrig und nur langsam lesen lässt. Begibt man sich jedoch einmal auf diese Reise, entdeckt man etwas Großartiges.

Autor:

Eric-Emmanuel Schmitt wurde in Frankreich 1960 geboren und ist ein französisch-belgischer Schriftsteller, Dramatiker und Filmregisseur. Nach dem Abitur studierte er in Paris und promovierte in Philosophie, unterrichtete mehre Jahre lang in Cherbourg und an der Universität in Chambery.

Zunächst arbeitete er als Autor für Theaterstücke und wurde 1993 mit dem Theaterpreis Moliere ausgezeichnet. Seine darauf folgenden Theaterstücke wurden in über 35 Ländern aufgeführt und in mehreren Sprachen übersetzt. Einzelne Romane wurden verfilmt.

2009 führte er selbst bei „Oskar und die Dame in Rosa“ Regie. Schmitt lebt in Brüssel und besitzt neben der französischen auch die belgische Staatsbürgerschaft.

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Rafik Schami: Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat

Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat Book Cover
Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat Rafik Schami dtv Erschienen am: 01.08.2013 Seiten: 207 ISBN: 978-3-423-14231-1

Inhalt:

Seit beinahe vierzig Jahren lebt Rafik Schami nun schon in Deutschland, seinen staunenden und kritischen Blick auf den deutschen Alltag hat er dabei nicht verloren.

Unnachahmlich charmant erzählt er in den teilweise erstmals veröffentlichten Erzählungen aus den Jahren 1990 bis 2010 von den Deutschen und ihren sprachlichen Eigenheiten, wundert sich über die unerschütterliche Konsequenz, mit der deutsche Gäste bei Einladungen selbst gemachten Nudelsalat mitbringen, muss erfahren, dass ein Kaufhaus kein Basar ist, verrät, warum er kein Amerikaner wurde, und schließt – beinahe – Freundschaft mit der sprechenden Stubenfliege Subabe. (Verlagstext)

Rezension:

Rafik Schami hat das Glück und Unglück in zwei Welten zu leben, zwischen diesen hin und her wechseln zu können, manchmal auch zu müssen. Seit jahren lebt der autor, der inzwischen auf zahlreiche schriftstellerische Erfolge zurückblicken kann, in Deutschland und ist längst integriert, fühlt dann aber doch das Besondere seiner Biografie.

Die Abweichungen und die Vorzüge, sich aus mehreren Kulturen berechtigt bedienen zu können und die Menschen von unterschiedlichen Standpunkten aus beobachten zu können.

Und so ist auch diese, wie diverse andere, Textsammlung Rafik Schamis entstanden, der die Pünktlichkeit der Deutschen ebenso bemerkt, wie für ihn unverständliche Essgewohnheiten. Nudelsalat in x verschiedenen Ausführungen geht gar nicht. Zumindest nicht auf einmal.

Und so erzählt der syrisch-stämmige Autor von seiner Kindheit und Jugend in damaskus, seiner Flucht vor den Händen des syrischen Staates und seines Vaters und sein Leben in deutschland.

Alleine, die Sprünge sind zu groß. Dieser Band enthält eine Auswahl seiner Texte aus diversen Kolumnen, mir wäre eine zusammenhängende Erzählung seines Lebens lieber gewesen. So aber war für mich das erste Drittel der Texte sehr gut lesbar, die begeisterung hat dann jedoch mit den nachfolgenden texten nachgelassen.

Über sein schriftstellerisches Werden, über das man gerade am Anfang der Texte mehr erfahren will, erfährt man so gut wie nichts. Vielmehr wandeln sich die Texte von einer Selbstbeobachtung zur Betrachtung anderer, was dem Lesefluss nicht gut tut.

Dies mag an der Kürze der Texte liegen. Ich hätte ganz gerne längere und ausführliche Betrachtungen seines Lebens oder die andere Menschen gelesen.

Die Sprünge zwischen den Themen und Zeiten, die der Autor hier versammelt (Oder eher dtv hier zusammengestellt hat?) sind mir zu groß und zu viele, was sehr schade ist. Denn erzählen kann Rafik Schami durchaus. Würde mich über eine größere zusammenhängende Geschichte von ihm freuen.

Autor:

Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus/Syrien geboren und wanderte 1971 nach Deutschland aus. Nach der Schule studtierte er in damaskus Chemie, Mathematik und Physik und promovierte in Chemie 1979 in Heidelberg.

Neben diverser Nebenjobs während des Studiums veröffentlichte er zahlreiche Texte und Anthologien, zunächst in arabischer, seit 1977 auch in deutscher Sprache. Sein erstes Buch auf Deutsch erschien 1978 („Andere Märchen“). Seit dem gründete er mehrere Literaturzirkel und Veröffentlichungen über Literatur.

Schami engagiert sich seit Jahren für die Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis, wird daher von vielen arabischen Autoren kritisiert. Rafik Schami erhielt zahlreiche Literatur-Preise und lebt mit seiner Familie in der Pfalz.

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Riad Sattouf: Der Araber von morgen – 2

Der Araber von morgen - 2 Book Cover
Der Araber von morgen – 2 Serie: Der Araber von morgen Graphic Novel Knaus Seiten: 158 ISBN: 978-3-8135-0724-9

Inhalt:

Ein Ausflug nach Palmyra. Riad sattouf zeichnet die Geschichte seiner Kindheit: Der Sohn eines Syrers und einer Französin kommt in Syrien in die Dorfschule. Trotz seiner blonden Haare und der Ferien in Frankreich am Meer unternimmt er alles, um ein echter Araber zu werden – wie sein Vater. (Klappentext)

Bücher der Reihe:

Gestaltung und Einordnung:
Es handelt sich hierbei um eine Graphic Novel, ein in einem bestimmten Zeichenstil auf hochwertigen Papier gedruckten Comic mit Klappenbrochure-Einband.   Tonangebend sind hier die Farben Rot und Grün, die jeweils die Kapitel kennzeichnen, die in der arabischen Welt spielen, wehrend die europäischen „Episoden“ kontrastreich in blauen Ton gehalten sind.  

Die Kapitel, die in Syrien oder Lybien spielen sind wesentlich kantiger gezeichnet. Dies ist der zweite Teil einer Trilogie.

Rezension:
Der französische Zeichner Riad Sattouf erzählt seine Geschichte weiter, die um so interessanter ist als das sie in einer der heutigen mit den größten Konflikten beladenen Regionen der Welt spielt.

Den seine halbe Kindheit verbrachte er in Syrien und erlebte dort den Gegensatz, zwar arabisch aufzuwachsen aber nicht arabisch zu sein. Aus diesen Erlebnissen heraus ist eine beeindruckende Graphic Novel Serie entstanden, die es in sich hat. Im kontrastreichen Rot und Grün erzählt der Autor von seinem Leben zwischen den Welten, die Beobachtungen seiner Kindheit und die Widersprüche, die das Leben der Eltern mit sich brachte. Ob für sich selbst, ihre Kinder oder den syrischen Verwandten.   Und so streift man im zweiten Band die Schulanfangszeit Sattoufs mit einem lachenden und einem kritischen Auge. Der Zeichner entdeckt sein Talent, was er später mal zum Beruf machen wird aber auch den Ernst der Welt der Erwachsenen.  

Die Unbekümmertheit der Vorschulzeit verfliegt zu Gunsten von Lehrern mit Rohrstöcken, in der Familie gibt es gar einen Ehrenmord mit dem sich Riads Vater konfrontiert sieht. Die Erzählung gewinnt an Tempo und man bekommt eine leise Ahnung, welchen Weg die Familienmitglieder später, nach dem Comic gehen werden.

Riad Sattoufs Zeichnungen sind detailliert und einprägsam. Ernste Szenen wechseln mit witzigen ab, so dass die Geschichte weder in das Eine oder Andere abrutscht, sondern ausgewogen bleibt. Wenn auch erste kleine Risse im Idealbild des Vaters und der Familie sichtbar werden.

Mir hat die Art, diesen Prozess darzustellen, und im Gegensatz zum ersten Band einen verhältnismäßig geringen Zeitraum zu fokusieren, sehr gut gefallen, zumal ich sonst nicht in diesem Genre (Graphic Novel) zu Hause bin.

Schafft der Autor dies auch im dritten Band fortzusetzen, hat der Leser nicht nur einen tollen Hingucker im Regal, sondern eben auch ein Stück erlebter Alltagsgeschichte, wie man sie sich vielleicht in manchen Teilen, nicht allen, heute für Syrien wünschen würde.

Graphic Novels sind spätestens seit „Persepolis“ in aller Munde. Man kann darüber streiten, ob dies nur eine Art und Weise ist, überteuerte Comics an Erwachsene zu verkaufen oder doch viel mehr.

Feststeht, ich habe es auch dieses Mal nicht berreut, mich dieser Ausgabe hingegeben zu haben, auch wenn ich nur bei wenigen Graphic Novels hängen bleibe.

Autor:
Riad Sattouf wurde 1978 in Paris geboren und ist Comic-Zeichner und Filmemacher. Aufgewachsen in Lybien un Syrien kehrte er mit 13 Jahren nach Frankreich zurück und studierte Animation. Er avancierte in Folge dessen zu einem der bekanntesten Comic-Künstler seines Landes.   Von 2004 bis 2014 zeichnete er für das Satire-Magazin Charlie Hebdo und wurde unter anderem mit dem Prix Rene Goscinny ausgezeichnet. Den bekam er für seinen Erstlingsfilm „Jungs bleiben Jungs“. Mit seiner Familie lebt und arbeitet er in Paris.

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Anna Maria Sanders: Ich dreh gleich durch!

Ich dreh gleich durch! Book Cover
Ich dreh gleich durch! Anna Maria Sanders Gütersloher Verlagshaus Erschienen am: 25.04.2016 Seiten: 304 ISBN: 978-3-579-08633-0

Inhalt:

Max, 11 Jahre alt, lebhaft, quirlig, impulsiv, planlos, vergesslich, eine richtige Nervensäge, aber auch ein äußerst liebenswerter Zappelphilipp – ein Kind mit ADHS.

Wie mag sich ein solches Kind in seinem Alltag mit all dem Chaos fühlen? In diesem Buch kommt zum ersten Mal ein ADHS-Kind selbst zu Wort. Max erzählt witzige Episoden aus seinem Leben.

Er lässt uns lachen, weinen und nachdenklich sein und verhilft uns durch seine entwaffnende Offenheit zu einer Riesenportion Verständnis und Gelassenheit. Auch diejenigen, die mit ihm zu tun haben, schreiben sich in einem erfrischenden Perspektivwechsel ihre liebe Not mit dem Energiebündel von der Seele. (Klappentext)

Rezension:

Ich halte nichts davon, Probleme mit Ratgeberbüchern zu lösen, die aufgrund ihrer Fülle und Lösungsansätze Probleme nicht lösen, sondern eher dazu beitragen, noch mehr zu verwirren. Dieses Buch hier aber, ist anders.

Erstmals wird in Tagebuchform aus der Sicht eines von ADHS betroffenen Kindes dessen Alltag beschrieben, der nicht nur für seine Umgebung, Eltern, Klassenkameraden und Lehrer äußerst anstrengend ist, sondern eben auch für Max.

Der Elfjährige, der völlig uncool zu seinem Geburtstag ein Tagebuch geschenkt bekommt, beginnt sich den Alltagsfrust von der Seele zu schreiben und bringt dabei allerhand witzige, traurige und nachdenklich machende Begebenheiten zur Sprache, ebenso wie seine Eltern, sein Großvater, seine schreckliche Tante und die Lehrerschaft, die die Mutter mit E-Mails ob der Schandtaten ihres Sohnes bombardieren und oft nicht wissen, wie umgehen mit dem kleinen Energiebündel.

Und nach und nach beginnen alle Seiten die jeweils andere zu verstehen. Max lernt sich selbst besser kennen, seine Eltern verlassen sich nicht allein auf Bücher oder aber wohlmeinende, kontraproduktive Verwandte, sondern vor allem auf Liebe, Einfühlungsvermögen, ihre erprobten Nerven und Intuition.

Nach und nach lernt man den Jungen einfach nur lieben und versteht, dass gerade Kinder mit solch einem Handicap ganz besonders sind.

Literarisch natürlich ist dieses Buch kein großer Wurf. Muss es auch nicht sein. Der Ansatz ist es, welcher diesen Ratgeber, der keiner sein will, so interessant macht. Warum nicht einfach einmal einen Betroffenen, zumal noch Kind, selbst zu Wort kommen lassen?

Gerade im Bereich ADHS, welcher von kontroversen debatten bestimmt und überdies noch nicht zur Gänze erforscht ist, eion radikaler Neuversuch, dieses Syndrom zu betrachten.

Die Autorin lässt dabei die Erfahrungen aus der Erziehung ihres jüngsten Sohnes, der ebenfalls an ADHS leidet, mit einfließen, sowie aus diversen medizinischen Studios und, ja, auch Ratgeberbüchern vor allem wissenschaftliche Betrachtungen mit einfließen.

Die Lösung aber findet sie selbst, ohne Medikamente, die sie laut ihrer Homepage aber auch nicht verteufeln will, denn sie können eine mögliche Lösung sein. Je nach dem. Schließlich muss jeder Fall individuell betrachtet werden. Allein, bei Max helfen andere Dinge.

Dieses Buch soll all jenenen Mut machen, die unter ADHS leiden oder mit Betroffenen einen oft sehr viel schwereren Alltag meistern müssen als die meisten von uns. Es ist auch jenen zu empfehlen, die vielleicht nicht direkt aber in der Verwandtschaft oder als Lehrer und Erzieher mit ADHS-Kindern zu tun haben.

Einen solchen Einblick können viele Fachbücher so nicht bieten und viele Lösungsansätze sind zu stark fokussiert, ohne dass äußere vom Tellerrand zu betrachten. Gespickt mit fachlichen Informationen, Erläuterungen zum realen Vorbild von Max Bergmann und den Tagebucheinträgen, die sich zum teil aus dem real Erlebten der Autorin, ihres Sohnes und der Familie speisen, ist dieses Buch unglaublich wertvoll und jedem zu empfehlen.

„Ich dreh gleich durch!“, sollte zur Pflichtliteratur aller Eltern und Betroffenen werden, die mit ADHS in Berührung kommen. Am Ende ist Verständnis der Weg zum Ziel.

Autorin:

Anna Maria Sanders wurde 1961 geboren und lebt verheratet mit ihrer Familie in Salzburg. Nachdem sie 1980 die Schule mit dem Abitur abgeschlossen hat verbrachte sie mehrere längere Aufenthalte in den USA und studierte in Salzburg Germanistik.

Sie arbeitete als Sprachlehrerin und beschäftigt sich seit der Geburt ihres zweiten Sohnes mit ADHS, worüber sie 2014 begann ihre Erfahrungen mit den Familienalltag eines ADHS-Kindes aufzuschreiben.

Die Autorin: http://www.anna-maria-sanders.com/autorin/

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Michael Byrne: Lottery Boy

Lottery Boy Book Cover
Lottery Boy Michael Byrne Verlag: cbt Erschienen am: 21.09.2015 Seiten Hardcover: 317 ISBN: 978-3-641-15490-5

Inhalt:

Bully hat niemandnen mehr auf der Welt außer seinem Hund Jack. Doch dann: Das große Los. Ein Lottoschein mit sechs Richtigen. Es gibt da nur ein kleines Problem. Der Gewinn verfällt in fünf Tagen. Und Bully braucht einen Erwachsenen, um an das Geld, zu kommen. Aber wen kann er vertrauen? (Klappentext)

Rezension:

Wen gönnt man eigentlich einen Gewinn? Einen Jackpot im Lotto zum Beispiel. Doch wohl den, den man gar nicht auf der Rechnung und der es am nötigsten hat? Und so begegnet dem Leser Bully, eigentlich Bradley, 12 Jahre alt, Protagonist dieses Romans.

Der Junge, der auf der Straße lebt, seine Mutter verloren hat und nur noch lose Verbindungen zu seinem früheren Leben hat, schlägt sich mit seinem Hund Jack so eben durch. Dabei macht er dies so sympathisch, dass man ihn sofort ins Herz schließt und seinen Weg gern verfolgt.

Doch das tun auch andere. Besonders als Billy entdeckt, dass der Lottoschein, den seine Mutter einst ausfüllte, sechs Richtige ausweist. Der Jackpot ist geknackt. Einziges Problem, Bully hat niemanden, den er trauen kann und so beginnt, als die Straßenszene Londons vom „Goldjungen“ Wind bekommt, eine gnadenlose Jagd auf ihn.

Und der Zwölfjährige weiß nun nicht, wen er trauen kann. Doch, ohne Erwachsenen kommt er nicht an das Geld. Was also tun?

Noch nie war eine moderne Version von Oliver twist, der Vergleich drängt sich hier unweigerlich auf, so sympathisch. Michael Byrne schafft es mit wenigen Sätzen den Leser in den Bann zu ziehen. Diese Mischung aus Abenteuer, Spannungsroman, Krimi hat es in sich und das nicht zu knapp.

So sehr, dass es nicht nur den jugendlichen Leser gefallen mag, sondern auch Erwachsene. Der Autor beschreibt eindrucksvoll das Leben auf den Straßen von London, fernab jeder häuslichen Wärme und die Berührungspunkte zu einer Welt, die den Obdachlosen der Metropole zumeist verschlossen bleiben.

Die Nöte von der Unterkunft bis zur nächsten Mahlzeit, dass Hoffen und Bangen werden so detailliert beschrieben, dass man gar nicht anders kann, als Bully in sein Herz zu schließen.

Dieser Roman ist nicht schwarz und nicht weiß, wobei für Bully der Feind, der an seinen Gewinn heran möchte, völlig klar ist. Ansonsten aber haben alle Figuren, wie auch im realen Leben, ihre Schattierungen, Nöte, Ängste und Probleme. Am Greifbarsten bleibt freilich der Hauptprotagonist. Michael Byrne schafft es, mit Bully den Leser in seinen Bann zu ziehen. Die Seiten fliegen nur so dahin.

Man bangt mit dem sympathischen Jungen, der doch nichts anderes will als ein besseres, ein anderes Leben, dabei wie ein kleiner Junge, der er ja auch ist, träumt und dennoch erwachsen und überlegt strategisch handeln muss.

Ein wunderbarer atemberaubender Roman für kleine und große Jungen. Ein moderner Oliver Twist, der sich „gewaschen“ hat. Im Jungen- und Jugendbuch-Bereich lange nicht mehr so was gutes gelesen.

Autor:

Michael Byrne arbeitete zunächst als Englisch-Lehrer, nachdem er an der Thannes Valley University in London studiert hatte. Er unterrichtete an einer weiterführenden Schule in der Nähe von Heathrow. Nach einem Umzug nach Winchester arbeitete er dann als Taxifahrer und schrieb sein erstes Buch „Lottery Boy“. Mit seiner Familie lebt er in Winchester.

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Michael Brenner: Israel – Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates

Israel - Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates Book Cover
Israel – Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates Michael Brenner C.H. Beck Erschienen am: 21.01.2016 Seiten: 288 ISBN: 978-3-406-68822-5

Inhalt:

Juden waren über Jahrhunderte verfolgte Außenseiter. Die Gründung des Staatsollte endlich eine ganz normale Heimat für sie schaffen. Doch heute sieht sich der jüdische Staat selbst in der Rolle des misstrauisch beobachteten Außenseites.

Michael Brenner erklärt, wie es dazu kommen konnte. Er verwebt auf meisterhafte Weise die politische und gesellschaftliche Entwicklung Israels mit der Geschichte seiner Selbstentwürfe, Träume und Traumata. Nur wer diese Tiefendimensionen kennt, kann das große kleine Land, das immer wieder die Welt in Atem hält, wirklich verstehen. (Klappentext)

Rezension:

Über kaum ein anderes Land wird im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl und Flächengröße so unverhältnismäßig viel berichtet, wie über Israel, ist dieser Staat doch ein künstlich geschaffenes Gebilder in einer schon damalig existierenden Konfliktregion, was nicht gerade zum Frieden unter den bereits dort lebenden Menschen beigetragen hat.

Hinzu kommt, dass die Menschen inner- wie außerhalb immernoch eine Definition für dieses Land suchen, was die Welt in Atem hält. Wie definiert sich die Heimstätte der juden? Was ist das überhaupt? Welche Religion sollte die Religion spielen?

Basis sein für eine Gesellschaft oder eher lose Werte-Orientierung? Wer ist Israeli, wer nicht, wer ist jüdischer Staatsbürger und wer kann dazu werden? Welche Rechte und Pflichten hat welche gesellschaftliche Gruppe in diesem Mittelmeer-Anrainerstaat und wo liegen die Grenzen? Geografisch, politisch, gesekllschaftlich, religiös und überhaupt?

Diese Fragen führten unter den jüdischen wie auch nicht-jüdischen Gruppen auf der ganzen Welt immer wieder zu Diskussionen undunüberbrückbaren Streitigkeiten, die heutzutage wieder zu Spannungen führen, die Israel um seine Zukunft bangen lassen.

Ideologische und religiöse Grabenkämpfe werden zwischend den Nachfahren der Holocaust-Überlebenden in In- und Ausland geführt. Immer wieder bestimmen Fragen über Einwanderer, Auswanderer, Rückkehrer und Juden in Israel selbst und der Welt sowie so die Wahlkämpfe und Regierungskoalitionen israelischer Politiker und am Ende bleibt nur eines.

Der israelische Staat sieht sich als besonderer Staat, der normal sein will, ein „klein Albanien“ unter den Ländern der Erde, es aber nicht sein kann, da sein Volk schon seit jeher eine Sonderrolle hat.

Und damit ist schwer umzugehen. Für Juden, Israelis und für den Rest der Welt schwer zu verstehen und kaum zu lösen. Michael Brenner erklärt hier eindrucksvoll, warum gerade Israel nicht zu begreifen ist aber uns immer wieder faszinieren und gleichzeitig erschrecken vermag.

Warum dieser kleine Staat, der kum so groß ist wie das Bundesland Hessen, in nahezu jeder gesellschaftlichen und politischen Frage vor einer Zerreißprobe steht und die Zukunft des hochtechnologisierten Landes gerade heute auf dem Spiel steht.

Wer Israel verstehen möchte, wird dieses Buch mit Gewinn lesen, hat am Ende jedoch mehr Fragen auf der Zunge, die sich Israel stellen muss, soll dieses Land auch weiterhin eine Existenzberechtigung haben.

Wohlgemerkt, diese stellen heute nicht zuletzt die jüdische Bevölkerung selbst infrage, deren Dreh- und Angelpunkte im Spannungsfeld zwischen dem säkularem Tel Aviv, dem religiösen Jerusalem, dem politischen Washington D.C. und der wieder anziehenden Metropole Berlin liegen.

Michael Brenner greift dies auf, verlangt dem Leser Konzentration und Denkvermögen ab und stößt einen gesellschaftlichen Diskurs an, der von den Juden geführt werden muss. Nur dann hat Israel seine Berechtigung und eine Chance, weiterhin den Stellenwert zu halten, den das Land in der Welt heute einnimmt.

Autor:

Michael Brenner wurde 1964 in Weiden geboren und wuchs als sohn zweier Shoa-Überlebenden in Bayern auf. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische geschichte und Kultur an der Universität München und Direktor des Center vor Israel Studies an der American University in Washington D.C.

Seit 2009 ist er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und wurde 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zum Thema Jüdische Geschiche, u.a. „Kleine Jüdische Geschichte“, im Jahr 2008.

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