Lesung: Rattatatam, mein Herz – mit Franziska Seyboldt

Jeder kennt doch jemanden, der irgendeine Phobie zu haben pflegt. Fast jeder sechste Deutsche leidet einmal in seinem Leben unter einer Angststörung, andere entwickeln lebenslang eine Phobie, unter der sie leiden. Egal, ob das nun Flugangst, die Angst vor Spinnen oder Hunden, oder die Angst vor Bällen ist (Fragt mich nicht.).

Franziska Seyboldt jedenfalls litt seit ihrer Kindheit unter einer sozialen Phobie. U-Bahn-Fahrten, Gruppen-Dienstbesprechungen, all das war bis vor kurzem für die TAZ-Redakteurin mehr als ein Graus, doch inzwischen hat sie gelernt die Angst ein Stück weit zu akzeptieren und manchmal sogar zu lieben.

9783462316841

Autorin: Franziska Seyboldt
Titel: Rattatatam, mein Herz
Seiten: 253
ISBN: 978-3-462-05047-9
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Link zur Rezension: hier klicken

Wie ihr das gelungen ist, schrieb sie auf. Entstanden ist daraus der Roman „Rattatatam, mein Herz“, in dem sie die Angst personifiziert, mit ihr in den Dialog tritt und schließlich kleinmacht. Gestern Abend war ich auf einer Lesung, der Autorin und ihrer Angst.

Aufgrund der schieren Größe Berlins kann man den Hang zu besonderen Locations dort gut verstehen, hier hat aber Kiepenheuer & Witsch den Vogel abgeschossen. In einer sehr versteckten Seitenstraße, mitten in einem gebiet zwischen abbruchreifen Häusern befindet sich die Kneipe „Kantine am Berghain“, die man nur erkennt, wenn man genauer hinschaut, d.h. explizit danach sucht.

Keine großartige Beschilderung, nichts. Um so mehr hat mich erstaunt, dass am Ende der Saal nahezu ausverkauft war und niemand irgendwie zu spät gekommen sein schien. Selbst konnjte ich schon etwas früher hinein, als es die Einlass hätte normalerweise zugelassen. Es hat schon Vorteile, wenn man auf der Verlags-Gästeliste steht. Wie dem auch sei, es ging ja dann auch los.

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Die Autorin und der Moderator (Daniel Schulz) betraten die Bühne und führten durch den Abend. Abwechselnd wurde immer ein Abschnitt gelesen und dann Fragen gestellt. Diese Mischung hat mir sehr gefallen, da die Atmosphäre sehr locker war, wie eben das Buch auch.

Trotz des ernsten Themas, was aber auch am Format des Buches liegt. Eben kein Selbsthilfebuch, kein Esoterik-Gedöns, oder ein Dieser-Weg-ist-der-einzig-Wahre-Gerede, sondern einfach ein Statement. Seht her, das bin ich. Ich habe Ängste und erzähle, wie ich gelernt habe, damit umzugehen.

Ob das bei anderen funktioniert, weiß ich nicht. Es ist jedoch ein Weg, der für mich im richtigen Moment gepasst hat. So unaufgeregt kommt der Text rüber, so sympathisch nervös (ein klein wenig nur) war Franziska Seyboldt. Auch, in der darauffolgenden Fragerunde ging es ganz locker von dannen und ich kann es jeden nur nochmal empfehlen, das Buch zu lesen.

Egal, ob man selbst Betroffener ist oder jemanden kennt. Wie gesagt, Ängste sind gar nicht so selten und mit Franziska Seyboldt bekommen sie endlich auch einmal ein Gesicht.

Für diesen Mut und einen wunderschönen lockeren Abend, mein Respekt. Auch beim Verlag Kiepenheuer & Witsch muss ich mich hier nochmal ausdrücklich bedanken.

Nach der Buchmesse wird es noch mehr davon geben. Dort werde ich selbst die Autorin interviewen können.

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